Der Epheserbrief - Kapitel 2

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Abschrift: Der Epheserbrief in täglichen Andachten: Band I - II
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung:

2. Der Epheserbrief - Kapitel 2

Vom Tod zum Leben
Juden und Heiden eins in Christus

Vom Tod zum Leben

Eph 2:1

"Auch euch, die ihr tot seid euren Kränkungen und Sünden gegenüber,"

Das zweite Kapitel beginnt mit einem nicht enden wollenden Satz, der all unsere Aufmerksamkeit fordert. Zusammenfassend geht es darum, dass die beiden G ruppen, derer aus Israel und derer aus den Nationen, Kinder des Zorns waren und dass Gott beide durch bzw. in Christus rettet.

Wenn Paulus von "auch euch" schreibt, dann meint er damit uns, die wir n icht zum Bundesvolk Israel gehören. Wenn wir uns heute unseren Kränkungen und Sünden gegenüber im Glauben auch als tot sehen dürfen, so heißt das doch klar, dass wir vorher alle darin lebten. Es mag manche Gläubige stören, dass wie davon überzeugt sind, dass auch dieser dunkle Anfang, unseres Lebens Gottes. Wille und Weg mit uns ist. Hier ist Gott nichts außer Kontrolle geraten, hier wirkt auch keine finstere Macht eigenmächtig gegen Gott - vielmehr hat diese finstere Macht nur soviel Befugnis, wie sie dieser von Gott bewilligt ist. Den einfachen und klaren Beweis hierzu finden wir anschaulich im Buch Hiob!

Der Mensch unterliegt dem "Erfahrungsprinzip, d. h. er lernt aus der Erfahrung. Dieses Prinzip fing schon im Paradiesgarten Eden an. Der Lichtglanz der Liebe Gottes, Seine Güte und Gnade, ja alle göttliche Herrlichkeit musste uns auf dem dunklen Hintergrund von Kränkung und Sünde, von Feindschaft und Widerspenstigkeit erstrahlen. Nur vor diesem dunklen Hintergrund sind wir fähig, dass wir erkennen und dass unsere Herzen in Lobpreis und Dank, ja in tiefer Liebe zu Gott überfließen.

Wenn wir heute auf unser Leben zurückschauen, so sollen wir lernen und erkennen, dass nichts sinnlos war! Schon Salomo sagte, "ein jegliches hat seine Zeit":

"Er aber tut alles fein zu Seiner Zeit und lässt ihr Herz sich ängstigen, wie es gehen solle in der Welt; denn der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende" (Pred 3:11).

"...die ihr tot seid...", dieses Wort soll uns heute beschäftigen. Hierzu ein eigenes Erlebnis: Vor vielen Jahren brachte ich eine sehr alte Glaubensschwester von einer Bibelstunde nach Hause. Auf dem Heimweg fragt sie mich überraschend, ob ich denke, dass sie gerettet sei... sie habe so starke Zweifel, weil sie ein Erlebnis aus ihrer frühen Jugend ständig quäle!

Kennen auch wir solche Zeiten, wo vor uns die Vergangenheit aufsteigt und uns Zweifel überkommen? Ich dachte damals, dass solch eine alte Glaubensschwester doch längst Gewissheit haben müsste!

Nun ist es eine Tatsache, dass wir die Zielscheibe der Finsternismächte sind und diese genau wissen, wie anfällig wir gegen Einflüsterungen solcher Art sind. Dabei nutzen diese Mächte aus, dass wir hier auf Erden ja im Glauben wandeln, d. h. unser sichtbares Fleisch steht bis zum buchstäblichen Tod unter dem Gesetz der Sünde, und nur unser Glaube kann über diesen Zustand triumphieren.

Unser Glaube weiß, dass wir in der Gnade Gerettete sind, dass wir mit Christus gestorben sind, ja dass wir mit Ihm zusammen durch die Taufe in den Tod begraben wurden - und unser altes Leben damit vor Gott nicht mehr existiert! Diesem Glauben steht aber täglich das sichtbare Fleisch gegenüber, und die bedeutet Kampf!

Nehmen wir daher. zu unserem Leitvers noch ein Wort aus Röm 6:11 mit in den Tag: "Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!"

Weil wir wissen, wie schwierig gerade dieser Glaubensschritt ist, den wir gestern betrachteten, wollen wir noch bei diesem Thema bleiben. Wir stoßen ja immer wieder auf Schriftworte, die uns einmal eine abgeschlossene Tatsache aufzeigen, und im Gegensatz hierzu werden wir in anderen Schriftstellen aufgefordert, diesen Tatbestand erst durch eigenes Mühen herzustellen.

Unser Leitvers sagt uns, dass wir tot sind, also ein im Glauben vollzogener Vorgang. Doch in Kol 3:5 werden wir aufgefordert: Ertötete daher in euren Glieder...", also ein noch nicht abgeschlossener Vorgang. Ein anderes Beispiel: In Gal 2:20 lesen wir: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt", also eine fertige Tatsache; doch schon wenig weiter in Gal 5:24 heißt es: "Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch...." , also wiederum etwas Unfertiges, wo wir selber noch handeln sollen!

Diese beiden Beispiele zeigen uns deutlich einmal unsere Stellung in Christus, in der wir alles haben und alles in Ihm sind - diese Stellung gilt es im Glauben festzuhalten - zum anderen wird aber unser Wandel angesprochen, in dem wir den Glauben auch ausleben sollen. Praktisch sieht das so aus:

Obwohl mein Glaube ergreift, dass ich den Sünden. und Kränkungen gegenüber tot bin, muss ich diesen Glauben täglich gegen das sichtbare sündige Fleisch verteidigen. Das Unsichtbare muss über das Sichtbare siegen! "Tag für Tag sterbe ich", bezeugt Paulus den Korinthern und geht uns damit in unserem täglichen Kampf voraus. Damit darf unser Wandel ein ständiges "Hineinwachsen in Ihn" sein, ein ständiges Wachsen im Glauben und ein Vertrauen auf Sein Wort.

Mögen wir darin zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit sein!

Wohin uns dieser tägliche Kampf des Glaubens letztlich führen soll, zeigt uns in ergreifender Weise Kapitel 7 des Römerbriefes. Tief lässt uns Paulus hier in sein Inneres blicken; und es erscheint uns fast unwirklich, was hier offenbar wird, wenn wir die vorausgehenden Kapitel lesen.

Paulus ringt einen Kampf gegen das sichtbare Fleisch: "Denn nicht das, was ich will, setze isch in die Tat um, sondern das, was ich hasse, tue ich" (Röm 7:15). Diese negative Beschreibung der Auswirkungen im Leben des Apostels wiederholt sich in Vers 18-19. Fast spannend beschreibt Paulus diesen Konflikt in sich und stellt fest, dass nicht er es ist, der das Üble tut, sonder die ihm innewohnende Sünde (Röm 7:20) oder "das Gesetz der Sünde" (V. 23b). Wir spüren fast hautnah, wie wir in diesen Kampf mit hinein genommen werden, und wir fühlen auch die Verzweiflung mit, die Paulus über seine Unfähigkeit zum Ausdruck bringt, nämlich auch so zu handeln, wie es sein erleuchteter Geist möchte.

Zum Gipfel der Verzweiflung führt uns der Aufschrei in Röm 7:24: "Ich elender Mensch! (oder besser Wort für Wort übersetzt "Elender ich Mensch!") Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?"

Die jubilierende und allen Schmerz und fragen tilgende Antwort folgt in Vers 25 durch ein Wort: "Gnade!"

Paulus darf wegsehen von sich und damit hin auf Ihn, den Anfänger und Vollender! Auf die tiefe Verzweiflung folgt dann auch postwendend Jubel, Dank und Anbetung.

Möge doch auch uns allen heute so richtig zu Herzen gehen, was Paulus in diesen Versen schreibt, gipfelt darin: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind" (Röm 8:11)!

Eph 2:2

"...in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieser Welt,"

Äonen sind Zeitläufe, die der ewige Gott gesetzt hat, damit wir als Seine Geschöpfe Seinen Heilsplan auch zeitlich einordnen können. Wir wissen, dass es neben den Äonen noch andere Zeitabschnitte gibt wie z.B. die Fristen oder die verschiedenen Verwaltungen. Jedoch die Äonen sind die längsten Zeitmarkierungen - der jetzige Äon begann nach der Sintflut und findet sein Ende mit der Wiederkunft Christi.

In Gal 1:4 lesen wir, dass es sich heute um den "gegenwärtigen bösen Äon" handelt. Dieser Äon ist böse, weil er dem Widerwirker unterstellt ist. Gottes Wort nennt diesen Fürsten der Finsternis den "Gott dieses Äons, der die Gedanken der Ungläubigen blendet, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle" (2Kor 4:4).

Auch wir wurden in diesen bösen Äon hineingeboren, auch wir standen - ohne selber wählen zu können - unter dem Einfluss des Gottes dieses Äons udn wandelten demgemäß. Kein Mensch kann sich mit eigener Kraft aus diesem finsteren Machtbereich herauslösen, dies wollen wir hier mit Nachdruck betonen. Auch der stärkste menschliche Wille und die größte Anstrengung schaffen dies nicht, wenn nicht eine Macht von außen helfend eingreift. Zwei Worte aus dem Evangelium des Johannes belegen dies sehr klar:

"Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" (Joh 6:29)
"Niemand kann zu Mir (Jesus) kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht." (Joh 6:44).

"Gemäß dem Fürsten des Vollmachtgebietess der Luft."

Viele Gläubige haben Furcht, zu viel oder überhaupt über dieses Geschöpf Gottes zu reden, welches von dem Schöpfer so geschaffen wurde, dass es widerwirkerisch handeln musste; doch dazu ist kein Grund vorhanden. Es scheint uns vielmehr wichtig, dass wir, soweit es uns Gottes Wort offenbart, über sein Wesen in formiert werden (dienlich ist hierzu auch unsere Schriftenreihe: "Wer ist Satan?").

Mit der Bezeichnung in unserem Leitvers wird der Name oder Titel dieser gottwidrigen Macht benannt. Eine Vollmacht kann man sich ja bekannterweise nicht selber erteilen, dafür muss in jedem Fall eine höhere Instanz vorhanden sein, die diese Vollmacht erteilt. Satan konnte sich dies also nicht selber erteilt haben! Wir haben keinen Grund, vor dieser Macht eine falsche Scheu zu haben, aber wir sollten sie gleich Paulus ernst nehmen.

Wenn wir bedenken, in welch kindlicher Weise die Kinder dieser Welt ihren Fürsten karikieren und damit verhöhnen, nämlich derart, dass sie ihn mit Hörnern und Pferdefuß darstellen, so wundert es nicht, dass sie ihm so machtlos preisgegeben sind und Tag für Tag mehr sein grausames Wesen annehmen.

Wir, die wir aus seinem Machtbereich herausgenommen sind, haben keine Veranlassung, diesen Bevollmächtigten zu fürchten, aber auch keinen Grund ihn zu verachten, muss er doch seine Rolle nach göttlichem Willen zu Ende spielen, was wir ja gerade in unserer heutigen Zeit sehr anschaulich mit verfolgen können. Dass dabei seine Rolle auch uns in Christus Gläubigen dienlich ist, wird oft wenig bedacht, doch dient sie uns ohne Zweifel zur inneren Ausreife, wie wir dies noch im letzten Kapitel des Epheserbriefes sehen werden.

"...des Geistes, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt"

ES ist heute derselbe angesprochen, den wir gestern als Fürsten des Vollmachtsgebietes der Luft sahen. Wie wir schon vorgestern zitierten, blendet dieser Geist die Gedanken der Ungläubigen, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle (nach 2Kor 4:4).

Mir, dem Verfasser, wurde von einem älteren Herrn, einem Bekannten meiner Familie, einmal gesagt: "Ich würde schon gerne glauben wollen, aber ich kann es einfach nicht!" Solche Aussagen erschüttern einen zuerst, doch im Licht der Bibel wird deutlich, dass wir alle vom Wirken Gottes abhängig sind und wir nichts von uns aus tun können. Jeder Mensch ist von Gott in eine Ordnung hineingestellt worden (sieh 1Kor 15:23), und jeder Mensch wird auch entsprechend dieser Ordnung zum Glauben kommen bzw. gerettet werden. Es stimmt uns sicherlich traurig und belastet uns auch, wenn wir Verwandte oder liebe Bekannte haben, an denen jeder Versuch, sie auf den Glaubensweg zu führen, scheitert. Oft ist es nicht einmal harte Ablehnung, wie wir oben an dem Beispiel sahen, sondern einfach das Unvermögen, Gottes Wort Glauben zu schenken. Hier wird für uns die Hand des Gottes dieses Äons sichtbar, die sich dazwischen schaltet und der die Gedanken blendet, damit die Wahrheit nicht erkannt oder geglaubt werden kann.

Über alle Traurigkeit, die uns bei solcher Verblendung überkommt, dürfen wir aber immer wieder unser Blicke auf das Wort richten: "Denn Gott schließt alles zusammen in Widerspenstigkeit, damit Er Sich aller erbarme" (Röm 11:32).

Eph 2:3

"(unter denen auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen,"

Die Begierde ist von Anbeginn der Schöpfung in dem Fleisch. Von Eva lesen wir: "Da sieht das Weib, dass der Baum gut ist zur Speise und dass er den Augen Gelüste macht" (1Mo 3:6). Die Augen sind ja ein Teil des Fleisches, ja sie sind neben den Ohren ein wichtiges Einfallstor für all das, was in uns die Begierde weckt.

Die große Frage, die ja immer zu heftigen Meinungsverschiedenheiten führt, ist die, ob Gott als der Schöpfer aller Dinge dies bewusst so gewollt hat oder ob Er es dem Geschöpf überlassen hat, durch entsprechendes Verhalten und durch Willensstärke den Versuchungen und Verlockungen zu widerstehen. Wenn wir mit dieser Frage wiederum ganz am Anfang im Paradiesgarten beginnen, so kommen zwei Schlussfolgerungen in Frage: Im ersten Fall hätte Gott in sein ersten Menschenpaar (und damit auch in alle folgenden Menschen) zu hohe Erwartungen gesetzt, sie unterlagen den Begierden des Fleisches und Gott hat einen Fehlschlag geerntet. Im zweiten Fall entspricht das Fehlverhalten Evas voll dem Willen Gottes, die folgende Austreibung aus dem Paradies, die Herrschaft des Fürsten der Finsternis über die Welt und damit auch über die Menschen ist ein Teil des göttlichen Ratschlusses.

Wir wissen um die große Zahl jener Schriftworte, die uns auffordern, selber etwas zu tun, u m die Begierden des Fleisches auszuschalten. All diese Worte bestärken natürlich jene Geschwister, die. unsere zweite Version ablehnen und die Schuld dem Geschöpf Mensch zuschreiben. Doch andererseits wissen wir auch um die Worte des Apostels Paulus in Eph 1:11, die bezeugen, dass Gott "alles" nach dem Ratschluss Seines. Willens bewirkt; und wenn wir hierzu auch noch die Folgeaussage auf uns wirken lassen, "damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien", so müssen wir einfach ausschließen, dass Gott hier etwas misslungen sein könnte, dass etwas eintraf, was nicht Seinem Plan entsprochen hätte!

Wenn wir, auf dem gestrigen Tag aufbauend, uns zu der zweiten Version bekennen, nämlich dass Gott alles gemäß Seinem Willen und Ratschluss bewirkt, dass also auch unser sündiges Fleisch in dem Wort "alles" eingeschlossen ist, so müssen wir uns auch den daraus aufkommenden Fragen stellen.

Nirgendwo in der Schrift finden wir positive Aussagen über das Fleisch, im Gegenteil! Wenn wir Gal 5:19-20 lesen, so sehen wir, wohin uns das Fleisch führt. Betrachten wir die ersten Menschen, von Adam und Eva einmal abgesehen, so fällt uns sofort Kain ins Auge, an dem sich die Werke des Fleisches in schlimmster Weise erzeigen. Nun lautet ja das göttliche Urteil über das Fleisch wie folgt: Es wohnt nichts Gutes in ihm (nach Röm 7:18); es kann Gott nicht gefallen (nach Röm 8:8); es ist in Feindschaft gegen Gott (nach Röm 8:7); es nützt überhaupt nichts (nach Joh 6:63); seine Gesinnung ist der Tod (nach Röm 8:6). Diese Aussagen zeigen klar und deutlich, dass das Fleisch nie verbessert werden kann; sein Urteil lautet: Zum Tode bestimmt!

Je schneller und je gründlicher wir diese Tatsache erkennen, umso mehr Enttäuschungen bleiben uns erspart, und umso früher können wir unsere Kraft auf viel wichtigere Dinge ausrichten.

Erst mit dem natürlichen Tod hört die Wirksamkeit des Fleisches auf, es geht dahin zurück, wo es herkommt - zur Erde. Trotz dieser sichtbar verheerenden Wirkung erfüllt dieses Fleisch an uns eine große Aufgabe: Es lässt den Menschen seine völlige Unfähigkeit erkennen, aus sich heraus etwas Gutes zu vollbringen; es führt in Finsternis und elend und lässt den Menschen so seine Verlorenheit erkennen und bewirkt damit das Erkennen der Liebe Gottes. Und diese Liebe Gottes hat auch längst alles zur Rettung vorbereitet, ja sogar schon vollbracht, indem das Blut Christi für uns floss, welches als das des makellosen und fleckenlosen Lammes bereitstand, und zwar schon vor dem Niederwurf der Welt (nach 1Petr 1:19-20).

Nun bezeugt Vers 1 dieses Kapitels, dass wir heute schon tot sind unseren Kränkungen und Sünden gegenüber und damit auch den Begierden unseres Fleisches. So steht dem Gläubigen schon zu Lebzeiten die Tür offen, dem buchstäblichen Tod des Fleisches vorzugreifen, allerdings auf geistlicher Ebene!

"Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden" (Gal 5:24), oder: "In Ihm wurdet ihr auch beschnitten, nicht mit einer mit Händen gemachten Beschneidung, sondern durch das Abstreifen des Körpers des Fleisches in der Beschneidung des Christus" (Kol 2:11) und weiter: "...den wir sind die wahre Beschneidung, die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen, obgleich ich (Paulus) einst auf das Fleisch Vertrauen hatte" (Phil 3:3-4).

Diese drei Schriftaussagen zeigen uns den Weg auf, den wir gehen dürfen. Wenn wir wirklich "in Ihm" sind, wenn uns dieser herrliche Stand so richtig aufgegangen ist, dann dürfen wir im Geist auch Seinen Tod als den unseren betrachten, dürfen unser Fleisch am Kreuz "als gestorben" sehen, brauchen es nicht mehr zu beachten, sondern können vielmehr in Lob und Dank überfließen, dass wir in der Neuheit des Geistes wandeln dürfen. Als einst Verlorene und Verdammte sind wir damit in das Licht der Liebe Gottes gestellt, von der uns nichts mehr zu scheiden vermag, weil Gott für uns ist, weil Christus für uns starb, weil Er für uns vollbracht hat, zu was unser Fleisch nie und nimmer nur auch im Geringsten fähig gewesen wäre.

Heute stellen wir uns der schon fast berühmten Frage, warum wir dennoch an so vielen Stellen aufgefordert werden (wir erinnern hier schon im voraus an das Kapitel 4 unseres Epheserbriefes), selber etwas. zu tun, wo wir uns doch einfach nur für gestorben zu halten bräuchten.

Gestern haben wir "unsere Stellung in Ihm" angesprochen. In Ihm haben wir alles und sind alles! Doch diese Stellung, insofern wir sie uns auch wirklich fest zu eigen gemacht haben, will im Alltag ausgelebt werden, muss einen Ausfluss haben - und dies zeigt sich in unserem Wandel. Deshalb beginnt Eph 4 auch mit der Aufforderung, würdig der Berufung zu wandeln.

Im Wandel liegt also der Ausdruck unserer Dankbarkeit für das, was Gott für uns getan hat, er ist der Ausdruck für das, was wir in Christus sind und haben dürfen. Wandel soll eine Darstellung unseres Standes von einstmals bis hin zu unserer Stellung von heute sein. Da unsere Stellung aber "in der Gnade" bewirkt wurde, soll unser Wandel auch ein Stück Zurschaustellung der mannigfaltigen Weisheit Gottes sein.

Ein Mensch, der seine Lasten abgeben konnte, der in Christus gestorben ist, wird einen unbeschwerten Wandel führen können, sein Herz ist fröhlich; im Gegensatz hierzu trägt derjenige schwer, der sich immer noch mit sich selbst abplagt, sich selber ständig verbessern möchte, sein Schritt wird schwer sein.

Würdig wandeln heißt also, Christus im Glauben täglich mehr zu ergreifen, Ihm immer ähnlicher zu werden, weg von uns und hin auf Ihn zu schauen. Dies bezeichnet Paulus als den edlen Ringkampf, von dem er in 2Tim 4:7 berichtet.

"... den Willen des Fleisches und unserer Denkart ausführten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen)."

Ohne die Freilösung durch Christi Blut, ohne das Ergriffenwerden von der Gnade Gottes wären wir immer noch das, was uns das obige Leitwort aufzeigt, nämlich Kinder des Zorns. Der Blick zurück in unsere Vergangenheit soll uns ja immer wieder zur Dankbarkeit anregen und uns anspornen, den edlen Ringkampf fortzuführen.

Früher wurden wir von unserem Fleisch und von unseren Sinnen geführt, heute jedoch soll uns der Geist Gottes führen. Dies ist aber nur soweit möglich, als wir diesem auch Raum in uns geben. Wer sich mit dem Wort Gottes beschäftigt, es liest und auch darüber nachdenkt, der kann dem Wirken des Geistes Gottes Raum geben; wer hingegen kaum oder gar nicht in der Bibel liest, wird automatisch von der Welt eingefangen, seine Gedanken beschäftigten sich mit den irdischen Dingen. Drastisch wird uns dies ja bei "Demas" aufgezeigt von dem es heißt, dass er Paulus verließ "aus Liebe zum jetzigen Äon" (2Tim 4:10). Damit will nicht gesagt sein, dass Demas unmoralisch oder schlecht wurde, er könnte auch ganz einfach nur von irgendwelchen Ämtern in Beschlag genommen worden sein, dass er keine Zeit mehr für Paulus hatte. Demas hat damit nicht seine Stellung in Christus verloren, diese ist ja ein Gnadengeschenk Gottes und beruht auf der Vorherbestimmung (Gott kann Sich ja nicht in Seiner Auswahl irren), aber er wurde durch irdische Dinge abgelenkt, fühlte sich vielleicht durch menschliche Ehre geschmeichelt, der jetzige Äon zog ihn ganz einfach in seinen Bann!

Mögen wir die Lehre Gottes, unseres Retters in allem schmücken (Tit 2:9-10), damit wir nicht zu Seiner Unehre unser Erdenleben fristen sondern als ein Schmuckstück Seiner Lehre wandeln mögen!

Eph 2:4

"Gott aber, der so reich an Erbarmen ist -"

Die Worte unseres Leitverses lenken unsere Blicke auf die Herrlichkeit unseres Gottes. Hinter allem Unrecht, hinter aller Sünde und hinter tiefster Finsternis stehen immer noch die beiden Worte "Gott aber" und zeigen, dass Gott immer Wege offen hat!

Auch für die einstmals und heute noch Widerspenstigen ist Er reich an Erbarmen. Unser Augenmerk müssen wir bei diesen Worten auch auf Israel richten, wobei uns Röm 11 wichtig werden muss. Israels Widerspenstigkeit, d. h. deren Kränkung, ist nämlich der Welt Reichtum, u nd Israels Niedergang ist der Reichtum der Nationen Röm 11:12). Unsere gegenwärtige Gnade hängt also mit Israels Widerspenstigkeit zusammen, denn Röm 11:31 zeigt uns, dass Israels Widerspenstigkeit gegen das uns gewährte Erbarmen gerichtet ist - auf dass auch sie (Israel) Erbarmen erlangen sollten. Und dann folgt die so wichtige und grundlegende Aussage in Röm 11:32: "Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme." Zu Recht erfolgt danach die köstliche Aussage: "O Tiefe de sReichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!" (V. 33).

Klar und deutlich zeigt uns Gottes wort auf, dass Gott den dunklen Hintergrund benützt, um uns darauf den Reichtum Seines Erbarmens aufstrahlen zu lassen. Lasset uns deshalb nicht verzagen, wenn wir gerade heute immer mehr von einer Welt voll Widerspenstigkeit gegen Gott umgeben sind - hinter allem strahlen hell die beiden Worte auf:

"Gott aber!"

"um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt"

Der gestrige und der heutige Leitvers zeigen uns Gott in Seinem Handeln gegenüber dem Unvermögen und Versagen der Menschen. Zwei Wesensarten Gottes werden dabei vor uns offenbar: Sein Reichtum an Barmherzigkeit und Seine unendliche Liebe!

Für die Beurteilung von uns Menschen würde die Bezeichnung "Kinder des Zorns" ausreichen, um das Urteil auszusprechen und den Fall abzuschließen. Für Gott aber ist Verurteilung nie das letzte Wort. Wie unendlich wohltuend klingen doch in den Ohren eines Verurteilten die Worte "Erbarmen" und "Liebe"!

Aber auch Liebe kann nur dort in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen, wo vorher Feindschaft und Hass war. Es ist kein Kunststück, den zu lieben, der sympathisch wirkt oder der einem gar auch Liebe entgegenbringt. Anders ist es jedoch, den zu lieben, der einen hasst.

Gottes Liebe gipfelt in der völligen Selbstentäußerung und Dahingabe Seines Sohnes. Für uns, die wir voll Widerspenstigkeit waren, gab Er Sich dahin zum Ersatz-Lösegeld für uns alle! Wie könnten wir Menschen je Gottes Liebe verstehen, wenn Er sie uns nicht so sichtbar am Kreuz vor Augen gestellt hätte! Und nun geschieht das. Wunder der Weisheit Gottes, dass nämlich diese Liebe, die ja in unsere Herzen ausgegossen ist, groß und größer wird, dass sie Gegenliebe erzeugt und uns befähigt, Gott zurück zu lieben. Wie mag es doch das Herz des Vaters erfreuen, wenn diese Gegenliebe heute schon zu Ihm emporsteigt und wenn sie sich weiter auch jetzt schon an den immer noch Widerspenstigen übt und diese einschließt und umhüllt!

Eph 2:5

"(die wir den Kränkungen und Begierden gegenüber tot sind) - "

Die Haltung, dass wir uns im Glauben entsprechend dem obigen Text für tot halten, ist so wichtig, dass sich der Text vom ersten Vers dieses Kapitels her hier wiederholt.

Einst waren wir, Israel und die Nationen, unter das Gesetz gestellt. Es war dies ein Dienst des Todes, wie es 2Kor 3:7 bezeugt, denn u nter dem gesetz gibt es keinen einzigen Gerechten (Röm 3:10). Tot sein heißt entsprechend unserem Leitvers, dass wir dem Gesetz gestorben sind, auf dass wir Gott leben. Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt (Gal 2:20), das Kreuz führt also die alles entscheidende Wende herbei; einst sklavte ich unter dem Gesetz dem Gesetz, jetzt bin ich gemäß Röm 7:4 dem Gesetz gegenüber durch den Körper des. Christus. zu Tode gebracht. Unser heutiger Stand ist also der: "Nun aber sind wir, als Gestorbene, des Gesetzes enthoben (in welchem wir festgehalten wurden), so dass wir in Neuheit des Geistes sklaven und nicht in Altheit de Buchstabens" (Röm 7:6). Beglückt dürfen wir weiter wissen: "Ich lebe, aber doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus" (Gal 2:20).

Lasst uns heute froh darüber werden, wie eng wir doch mit Christus verbunden und verwoben sind! Nicht mehr unser altes Leben gilt, nicht mehr die Kränkungen und Begierden, all dies ist tot! Dafür ist Christus unser Leben, in Ihm sind wir lebendig gemacht, unser Leben ist zusammen mit Ihm in Gott verborgen; in Ihm sind wir heute schon in den Überhimmeln niedergesetzt - diese atemberaubende Aussage der Schrift (die wir ja in der Folge des Epheserbriefes noch eingehend betrachten werden) ist ein gewaltiger Akt des Glaubens! Auf der einen Seite tot, auf der anderen Seite über allen Himmeln in unserem geliebten Herrn lebend - dies ist wahrhaftig geistlich überströmender Reichtum!

"Er macht uns. zusammen lebendig in Christus"

Die vergangenen Verse waren geprägt von den Worten "ihr" und "wir". Mit "ihr" spricht Paulus die Gläubigen aus den Nationen an, mit "wir" meint er die aus Israel, wozu er sich als Benjaminit ja auch zählte. Zwischen beiden Klassen bestand früher eine fast unüberwindliche Scheidewand, war Israel doch das von Gott aus allen Nationen auserwählte Bundesvolk.

Mit dem Wort "zusammen" aus unserem Leitvers vollzieht sich etwas Bedeutsames: Israels Vorrangstellung wird eingerissen, und beide, nämlich eine Auswahl aus Israeal und aus den übrigen Nationen, werden gleichberechtigt ohne Beachtung der Nationalität zusammen zu einer Einheit v erschmolzen!

Zwar existiert immer noch die unter Petrus bestehende Pfingstgemeinde - sie stellt ja nach der völlige Beseitestellung Israels die Proklamation für das verheißene irdische Königreich dar, und ihr Bestehen läuft parallel während der gesamten Dienstzeit Pauli weiter (siehe Kol 4:14; Phil 4:3) - doch das Augenmerk und das Handeln Gottes richtet sich jetzt voll auf die Herausgerufenen, die den Körper Christi darstellen.

Die Körperschaft Christi ist eine geistliche Einheit, die nichts mehr mit Nationalität zu tun hat, sondern souverän auf der Auswahl und Vorherbestimmung Gottes beruht. Ihr gemeinsames Fundament, auf dem Paulus jetzt weiter aufbaut, ist der gestrige Vers: "Auch wir, die wir den Kränkungen und Begierden gegenüber tot sind"! Der Aufbau beginnt mit dem Wort "zusammen"! Damit werden im Folgenden drei gewaltige Rettungstat vor uns ausgebreitet, die uns die nächsten Tage zutiefst beglücken und erquicken sollen.

Die erste große Rettungstat heißt "zusammen lebendig in Christus"! Mit diesem Wort greift Paulus nicht in die Zukunft nach unserem buchstäblich körperlichen Tod, nein, er spricht unseren jetzigen Zustand an, unseren verlorenen, todesähnlichen Zustand Gott gegenüber, aus dem heraus Gott uns lebendig macht.

In der Regel (jedoch nicht ohne Ausnahme) bezieht sich Paulus bei solchen Aussagen auf geistliche Begriffe. Bei der körperlichen Lebendigmachung hätte Paulus das Wort "auferstehen" gewählt, wogegen er mit "auferwecken" die Seele meint und - nicht zu verwechseln - mit "lebendig machen" den Geist anspricht!

Nicht im Körper, sondern im Geist sind wir also lebendig gemacht. Anschaulich zeigt uns dies Röm 8:10, wo wir lesen: "Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Körper zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber ist Leben der Gerechtigkeit wegen."

Wenn wir als heute schon Gläubige das Vorrecht haben, in Christus lebendig gemacht zu sein, wie darf dann unser Herz darüber jubeln, dass Gott verheißen hat: "Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden" (1Kor 15:22). Kein Gläubiger braucht um das Schicksal seiner ungläubigen Kinder, Verwandten oder sonstiger Menschen zu bangen, jedem ist letztlich eine herrliche Zukunft beschieden, nur eben einem jeden in der von Gott beschiedenen Ordnung und Zeitfolge - so lehrt es uns das Wort!

Geistliches Leben, wie wir es nun in dieser Gemeinschaft von Herausgerufenen haben dürfen, ist dies, dass unser Denksinn, der früher auf das Irdische ausgerichtet war, jetzt auf das sinnt, was dsroben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt (nach Kol 3:1ff). Was uns vorher wichtig war, wird unwichtig, und was uns nicht interessierte, wird nun ungemein spannend - das Wort Gottes!

"In Ihm" sind wir lebendig gemacht, das heißt, Er ist unser Leben in der Gegenwart und in der Zukunft.

Leben heißt aber auch sich regen, sich bewegen und nicht starr an einem Punkt stehenbleiben. Unsere Ohren, die vorher Gott gegenüber taub waren, sind nun hellhörig; unser Augen, die von den Begierden des Fleisches beherrscht wurden, suchen. Gottes Wort zu lesen; unser Mund, der gelästert hat, ist Ausgangstor für Lob, Dank und Anbetung, und unser Hände, Füße sind bereit zum Zeugnis Seiner Gnade und Güte gegen uns.

"Der Geist ist es, der lebendig macht", konnte schon Johannes bezeugen (Joh 6:63). Viele versuchen es umgekehrt, indem sie mit ihrem frommen Fleisch den Geist lebendig machen wollen, doch dieser Weg führt zum totalen Schiffbruch. Dort wo Gläubige noch bezeugen: Ich habe mich bekehrt... ich habe dies. und jenes getan... und immer wieder ihr Handeln rühmen, steht der Ruin noch aus, aber er folgt unweigerlich! Gottes Wort gestattet uns keinerlei Eigenruhm, weil wir ganz einfach alles von Ihm bekommen! Doch wenn wir "in Ihm" sind, also Er. unsere Mitte ist, dann strahlt es aus dieser Mitte heraus unweigerlich auch auf unseren Wandel ab - und nur dies kann der richtige Weg sein! (wenn - ja "wenn aber der Geist dessen (auch) in euch wohnt...." (Röm 8:11 ff).

"(in der Gnade seid ihr Gerettete),"

Fast etwas überraschend nimmt sich unser obiges Wort an dieser Stelle aus, doch mit dem gestrigen Tagesabschluss, d.h. den dortigen Aussagen, verstehen wir sehr gut, warum dieses Wort gerade hier steht.

Wo die Gnade erkannt wird, wo sie verherrlicht wird, da ist kein Raum mehr für Ichbezogenheit, für Vergleichen mit anderen Geschwistern oder Ruhm des Fleisches. Dafür steht das Wissen, dass alles ein Geschenk Gottes ist, dass alles Seiner unendlichen Liebe entspringt, mit der Er uns so unendlich lieb hat!

Wir sind in der Gnade Gerettete, damit sie sich an dem verherrlichen kann, an dem Törichten der Welt, dem Schwachen. und Niedriggeborenen, dem für nichts Gehaltenen, dem, das nichts ist. Und wie wird es einst sein, wenn wir in den Überhimmeln diese Gnade der unsichtbaren Welt zur Schau stellen, diesen Geschöpfen an unserem irdischen Leben demonstrieren dürfen, was Gnade aus0 einem elenden Sünder zu machen vermag.

Liebe Geschwister, freuen wir uns doch unendlich, dass wir uns in dieser Gnade gerettet wissen, dass es nicht mehr der Maßstab des Gesetzes ist, der entscheidet wie bei Israel. Freuen wir uns, dass diese Gnade nie mehr von uns genommen werden kann! Hüten wir uns aber im Gegenzug auch davor, überheblich jenen gegenüber zu sein, die noch nicht wie wir in dem Ausmaß erkennen durften, was Gnade bedeutet und beinhaltet!

Eph 2:6

"Er erweckt uns zusammen"

Damit kommen wir zu der zweiten großen Rettertat Gottes. Wie wir schon die letzten Tage erwähnt haben, bezieht sich "erwecken" in der Regel auf die Seele, d.h., dass, nachdem der Geist lebendig gemacht wurde, nun auch die Seele zu Neuem erweckt oder wach gemacht wird (siehe SWK S. 428).

Was die Seele ist, darüber herrscht eine recht bunte Meinungsvielfalt. Für viele kommt sie aus dem unsichtbaren Weltraum, stellt ein nicht beschreibbares Etwas dar und hat auch das Bestreben, dorthin zurückzukehren. Doch in Wirklichkeit ist es viel einfacher, wir brauchen nur Gottes Wort aufzuschlagen. Da lesen wir in 1Mo 2:7, dass Gott den ersten Menschen aus Erdreich formte und ihm dann Seinen Geist einblies. Danach heißt es, dass der Mensch zu einer lebendigen Seele wurde. Die Seele entsteht also aus der Verbindung von Körper und Geist, und wenn diese Verbindung (durch den Tod) wieder aufgelösst wird, ist die Seele für uns nicht mehr existent, sie geht ins Ungewahrte.

Die Seele ist der Sitz unseres Bewusstseins, unserer Empfindungen, Gefühle und unseres Begehrens. Beim geistlich toten Menschen werden alle diese Eigenschaften von unserem Fleisch beherrscht. Doch mit der Lebendigmachung unseres Geistes ist auch eine Erweckung der Seele notwendig; d.h. die Seele muss für die ganz neuen Einflüsse durch Gottes Geist empfangsbereit und empfindsam gemacht werden. In dem Maß, wie uns früher die irdisch/fleischlichen Dinge erfreuten, so sollen es jetzt die geistlichen Dinge tun.

Zusammen in der Einheit unseres lebendig gemachten Geistes und der erweckten Seele kann uns die Liebe Gottes überwältigen - beides zusammen mach dies erst möglich!

"Und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus."

Mit dieser dritten Rettertat Gottes wird unsere Berufung nach oben deutlich. Es ist eine kaum fassbare Tatsache, dass jeder von uns, heute schon, im Geist dort oben in Christus Jesus niedergesetzt ist. Zu der von Gott festgesetzten Zeit wird dem Geist dann auch unser umgewandelter, der unsichtbaren Welt angepasster Körper buchstäblich folgen.

Was hat das für Konsequenzen für uns? Nun, eigentlich ganz selbstverständlich - nämlich, dass sich unser Geist (Denksinn) auch mit dem beschäftigt. Nicht umsonst lesen wir ja in Kol 3:1-3, dass wir das suchen sollen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Und um die Wichtigkeit dieser Aufforderung zu unterstreichen, wiederholt Paulus die Aufforderung, auf das droben zu sinnen und nicht auf das auf Erden!

Es ist aber leider die praktische Erfahrung, dass es kaum Geschwister gibt, die bereit sind, sich über diese Dinge auszutauschen. Meist stoßen wir auf völliges Unwissen, auch Desinteresse oder nur sehr vage Vorstellungen. Lassen wir uns aus diesem Grund heute und hier doch erneut anspornen, uns gedanklich in unserer zukünftigen Heimat zu bewegen, darin zu leben! Lesen Sie, liebe Geschwister, doch einfach nochmals unser Heft "Unsere überhimmlische Berufung" (bei uns jederzeit erhältlich), und lassen Sie sich von den dort gemachten Aussagen neu anregen und beleben.

Als ich vor Jahren den greisen Bruder Jaegle im Elsass besuchte - er konnte schon nicht mehr buchstäblich schreiben - sagte er mir, dass er trotzdem in Gedanken weiterschreibt und sich vorstellt, wie er vor der unsichtbaren Welt Zeugnis ablegen kann. Dieser Bruder lebte wahrlich schon, für jedermann sichtbar, in seiner oberen Heimat!

Eph 2:7

"um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen."

Ein herrlicher Grund zum Nachdenken über das, was "droben" ist, bietet sich in unserem heutigen Text an, stellt er doch eine Aufgabe dar, die uns zufällt, allerdings er "in den kommenden Äonen". Damit ist gesagt, dass diese Aufgabe einen zukünftigen Charakter trägt.

Es darf aber schon heute Stoff unseres Nachsinnens sein, wie wir dereinst vor den himmlischen Bewohnern stehen werden, um ihnen zur Schau zu stellen, was Gottes Gnade aus elenden Sündern gemacht hat. Dabei soll es uns nicht traurig machen, wenn unsere irdischen Schwachheiten und unsere Sündhaftigkeit Anschauungsobjekt werden, im Gegenteil! Je tiefer die Finsternis war, aus der wir herausgezogen wurden, umso heller erstrahl die uns zuteil gewordene Gnade auf. Die Himmelsbewohner sollen erkennen, dass vor Gott keine Selbstgerechtigkeit zählt, dass kein Geschöpf aus sich heraus seinen gottgewollten Zustand erreichen kann, dass aber alle Geschöpfe das Erlösungswerk Christi annehmen dürfen und dass letztlich alle diese Gnade brauchen.

"Den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade" heißt doch, dass es auch wirklich keinen größeren Reichtum gibt, den Gott zu verschenken hat. Es heißt aber auch, dass keine Finsternis zu finster und kein Geschöpf zu boshaft ist, als dass Gottes Gnade am Ende doch noch alles übersteigt.

Eph 2:8

"Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch,"

Zusammen lebendig in Christus, zusammen erweckt und zusammen niedergesetzt inmitten der Überhimmlischen - weil wir in der Gnade Gerettete sind!

Hier ist unsere herrliche Rettung dokumentiert, und zwar unwiderruflich und gültig für alle Zeiten. Es ist dies unser "Stand in Ihm", zu dem wir von uns aus nicht, aber auch gar nichts hinzufügen können.

Wer das Wort der Wahrheit nicht teilt, wie es uns 2Tim 2:15 anweist, wird schnell versuchen, uns mit Jak 2:24 zu widerlegen, denn dort steht mit Recht, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allen. Obwohl wir das Wort dort tatsächlich auch so lesen, wird von solchen Verfechtern leider versäumt, den ersten Vers dieses Briefes zu beachten, und dort steht ja klipp und klar, dass Jakobus an die "zwölf Stämme in der Zerstreuung" schreibt!

Es ist oft kaum verständlich, warum so viele Geschwister eisern auch für die Werke eintreten und warum so klare Worte wie unser Leitvers ohne Wirkung verhallen. Liegt es an dem einzelnen Gläubigen? Sind wir selber klüger als diese? Wir stehen doch auch dafür ein, dass Gott alles bewirkt, dass nichts aus uns kommt! Sind hier nicht doch noch Fragen offen, die wir nicht so einfach. mit dem Preisrichterstuhl erklären können?

In jedem Fall aber dürfen wir uns freuen, kund diese FReude sollte man uns auch anmerken. Gnade ist es, die uns rettet, und nicht die Werke des Fleisches!

"durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe,"



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Juden und Heiden eins in Christus