Der Epheserbrief - Kapitel 2

Aus Bibelwissen
Version vom 7. Juni 2023, 00:15 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Vom Tod zum Leben)

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Abschrift: Der Epheserbrief in täglichen Andachten: Band I - II
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung:

2. Der Epheserbrief - Kapitel 2

Vom Tod zum Leben
Juden und Heiden eins in Christus

Vom Tod zum Leben

Eph 2:1

"Auch euch, die ihr tot seid euren Kränkungen und Sünden gegenüber,"

Das zweite Kapitel beginnt mit einem nicht enden wollenden Satz, der all unsere Aufmerksamkeit fordert. Zusammenfassend geht es darum, dass die beiden G ruppen, derer aus Israel und derer aus den Nationen, Kinder des Zorns waren und dass Gott beide durch bzw. in Christus rettet.

Wenn Paulus von "auch euch" schreibt, dann meint er damit uns, die wir n icht zum Bundesvolk Israel gehören. Wenn wir uns heute unseren Kränkungen und Sünden gegenüber im Glauben auch als tot sehen dürfen, so heißt das doch klar, dass wir vorher alle darin lebten. Es mag manche Gläubige stören, dass wie davon überzeugt sind, dass auch dieser dunkle Anfang, unseres Lebens Gottes. Wille und Weg mit uns ist. Hier ist Gott nichts außer Kontrolle geraten, hier wirkt auch keine finstere Macht eigenmächtig gegen Gott - vielmehr hat diese finstere Macht nur soviel Befugnis, wie sie dieser von Gott bewilligt ist. Den einfachen und klaren Beweis hierzu finden wir anschaulich im Buch Hiob!

Der Mensch unterliegt dem "Erfahrungsprinzip, d. h. er lernt aus der Erfahrung. Dieses Prinzip fing schon im Paradiesgarten Eden an. Der Lichtglanz der Liebe Gottes, Seine Güte und Gnade, ja alle göttliche Herrlichkeit musste uns auf dem dunklen Hintergrund von Kränkung und Sünde, von Feindschaft und Widerspenstigkeit erstrahlen. Nur vor diesem dunklen Hintergrund sind wir fähig, dass wir erkennen und dass unsere Herzen in Lobpreis und Dank, ja in tiefer Liebe zu Gott überfließen.

Wenn wir heute auf unser Leben zurückschauen, so sollen wir lernen und erkennen, dass nichts sinnlos war! Schon Salomo sagte, "ein jegliches hat seine Zeit":

"Er aber tut alles fein zu Seiner Zeit und lässt ihr Herz sich ängstigen, wie es gehen solle in der Welt; denn der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende" (Pred 3:11).

"...die ihr tot seid...", dieses Wort soll uns heute beschäftigen. Hierzu ein eigenes Erlebnis: Vor vielen Jahren brachte ich eine sehr alte Glaubensschwester von einer Bibelstunde nach Hause. Auf dem Heimweg fragt sie mich überraschend, ob ich denke, dass sie gerettet sei... sie habe so starke Zweifel, weil sie ein Erlebnis aus ihrer frühen Jugend ständig quäle!

Kennen auch wir solche Zeiten, wo vor uns die Vergangenheit aufsteigt und uns Zweifel überkommen? Ich dachte damals, dass solch eine alte Glaubensschwester doch längst Gewissheit haben müsste!

Nun ist es eine Tatsache, dass wir die Zielscheibe der Finsternismächte sind und diese genau wissen, wie anfällig wir gegen Einflüsterungen solcher Art sind. Dabei nutzen diese Mächte aus, dass wir hier auf Erden ja im Glauben wandeln, d. h. unser sichtbares Fleisch steht bis zum buchstäblichen Tod unter dem Gesetz der Sünde, und nur unser Glaube kann über diesen Zustand triumphieren.

Unser Glaube weiß, dass wir in der Gnade Gerettete sind, dass wir mit Christus gestorben sind, ja dass wir mit Ihm zusammen durch die Taufe in den Tod begraben wurden - und unser altes Leben damit vor Gott nicht mehr existiert! Diesem Glauben steht aber täglich das sichtbare Fleisch gegenüber, und die bedeutet Kampf!

Nehmen wir daher. zu unserem Leitvers noch ein Wort aus Röm 6:11 mit in den Tag: "Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!"

Weil wir wissen, wie schwierig gerade dieser Glaubensschritt ist, den wir gestern betrachteten, wollen wir noch bei diesem Thema bleiben. Wir stoßen ja immer wieder auf Schriftworte, die uns einmal eine abgeschlossene Tatsache aufzeigen, und im Gegensatz hierzu werden wir in anderen Schriftstellen aufgefordert, diesen Tatbestand erst durch eigenes Mühen herzustellen.

Unser Leitvers sagt uns, dass wir tot sind, also ein im Glauben vollzogener Vorgang. Doch in Kol 3:5 werden wir aufgefordert: Ertötete daher in euren Glieder...", also ein noch nicht abgeschlossener Vorgang. Ein anderes Beispiel: In Gal 2:20 lesen wir: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt", also eine fertige Tatsache; doch schon wenig weiter in Gal 5:24 heißt es: "Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch...." , also wiederum etwas Unfertiges, wo wir selber noch handeln sollen!

Diese beiden Beispiele zeigen uns deutlich einmal unsere Stellung in Christus, in der wir alles haben und alles in Ihm sind - diese Stellung gilt es im Glauben festzuhalten - zum anderen wird aber unser Wandel angesprochen, in dem wir den Glauben auch ausleben sollen. Praktisch sieht das so aus:

Obwohl mein Glaube ergreift, dass ich den Sünden. und Kränkungen gegenüber tot bin, muss ich diesen Glauben täglich gegen das sichtbare sündige Fleisch verteidigen. Das Unsichtbare muss über das Sichtbare siegen! "Tag für Tag sterbe ich", bezeugt Paulus den Korinthern und geht uns damit in unserem täglichen Kampf voraus. Damit darf unser Wandel ein ständiges "Hineinwachsen in Ihn" sein, ein ständiges Wachsen im Glauben und ein Vertrauen auf Sein Wort.

Mögen wir darin zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit sein!

Wohin uns dieser tägliche Kampf des Glaubens letztlich führen soll, zeigt uns in ergreifender Weise Kapitel 7 des Römerbriefes. Tief lässt uns Paulus hier in sein Inneres blicken; und es erscheint uns fast unwirklich, was hier offenbar wird, wenn wir die vorausgehenden Kapitel lesen.

Paulus ringt einen Kampf gegen das sichtbare Fleisch: "Denn nicht das, was ich will, setze isch in die Tat um, sondern das, was ich hasse, tue ich" (Röm 7:15). Diese negative Beschreibung der Auswirkungen im Leben des Apostels wiederholt sich in Vers 18-19. Fast spannend beschreibt Paulus diesen Konflikt in sich und stellt fest, dass nicht er es ist, der das Üble tut, sonder die ihm innewohnende Sünde (Röm 7:20) oder "das Gesetz der Sünde" (V. 23b). Wir spüren fast hautnah, wie wir in diesen Kampf mit hinein genommen werden, und wir fühlen auch die Verzweiflung mit, die Paulus über seine Unfähigkeit zum Ausdruck bringt, nämlich auch so zu handeln, wie es sein erleuchteter Geist möchte.

Zum Gipfel der Verzweiflung führt uns der Aufschrei in Röm 7:24: "Ich elender Mensch! (oder besser Wort für Wort übersetzt "Elender ich Mensch!") Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?"

Die jubilierende und allen Schmerz und fragen tilgende Antwort folgt in Vers 25 durch ein Wort: "Gnade!"

Paulus darf wegsehen von sich und damit hin auf Ihn, den Anfänger und Vollender! Auf die tiefe Verzweiflung folgt dann auch postwendend Jubel, Dank und Anbetung.

Möge doch auch uns allen heute so richtig zu Herzen gehen, was Paulus in diesen Versen schreibt, gipfelt darin: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind" (Röm 8:11)!

Eph 2:2

"...in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieser Welt,"

Äonen sind Zeitläufe, die der ewige Gott gesetzt hat, damit wir als Seine Geschöpfe Seinen Heilsplan auch zeitlich einordnen können. Wir wissen, dass es neben den Äonen noch andere Zeitabschnitte gibt wie z.B. die Fristen oder die verschiedenen Verwaltungen. Jedoch die Äonen sind die längsten Zeitmarkierungen - der jetzige Äon begann nach der Sintflut und findet sein Ende mit der Wiederkunft Christi.

In Gal 1:4 lesen wir, dass es sich heute um den "gegenwärtigen bösen Äon" handelt. Dieser Äon ist böse, weil er dem Widerwirker unterstellt ist. Gottes Wort nennt diesen Fürsten der Finsternis den "Gott dieses Äons, der die Gedanken der Ungläubigen blendet, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle" (2Kor 4:4).

Auch wir wurden in diesen bösen Äon hineingeboren, auch wir standen - ohne selber wählen zu können - unter dem Einfluss des Gottes dieses Äons udn wandelten demgemäß. Kein Mensch kann sich mit eigener Kraft aus diesem finsteren Machtbereich herauslösen, dies wollen wir hier mit Nachdruck betonen. Auch der stärkste menschliche Wille und die größte Anstrengung schaffen dies nicht, wenn nicht eine Macht von außen helfend eingreift. Zwei Worte aus dem Evangelium des Johannes belegen dies sehr klar:

"Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" (Joh 6:29)
"Niemand kann zu Mir (Jesus) kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht." (Joh 6:44).

"Gemäß dem Fürsten des Vollmachtgebietess der Luft."

Viele Gläubige haben Furcht, zu viel oder überhaupt über dieses Geschöpf Gottes zu reden, welches von dem Schöpfer so geschaffen wurde, dass es widerwirkerisch handeln musste; doch dazu ist kein Grund vorhanden. Es scheint uns vielmehr wichtig, dass wir, soweit es uns Gottes Wort offenbart, über sein Wesen in formiert werden (dienlich ist hierzu auch unsere Schriftenreihe: "Wer ist Satan?").

Mit der Bezeichnung in unserem Leitvers wird der Name oder Titel dieser gottwidrigen Macht benannt. Eine Vollmacht kann man sich ja bekannterweise nicht selber erteilen, dafür muss in jedem Fall eine höhere Instanz vorhanden sein, die diese Vollmacht erteilt. Satan konnte sich dies also nicht selber erteilt haben! Wir haben keinen Grund, vor dieser Macht eine falsche Scheu zu haben, aber wir sollten sie gleich Paulus ernst nehmen.

Wenn wir bedenken, in welch kindlicher Weise die Kinder dieser Welt ihren Fürsten karikieren und damit verhöhnen, nämlich derart, dass sie ihn mit Hörnern und Pferdefuß darstellen, so wundert es nicht, dass sie ihm so machtlos preisgegeben sind und Tag für Tag mehr sein grausames Wesen annehmen.

Wir, die wir aus seinem Machtbereich herausgenommen sind, haben keine Veranlassung, diesen Bevollmächtigten zu fürchten, aber auch keinen Grund ihn zu verachten, muss er doch seine Rolle nach göttlichem Willen zu Ende spielen, was wir ja gerade in unserer heutigen Zeit sehr anschaulich mit verfolgen können. Dass dabei seine Rolle auch uns in Christus Gläubigen dienlich ist, wird oft wenig bedacht, doch dient sie uns ohne Zweifel zur inneren Ausreife, wie wir dies noch im letzten Kapitel des Epheserbriefes sehen werden.

"...des Geistes, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt"

ES ist heute derselbe angesprochen, den wir gestern als Fürsten des Vollmachtsgebietes der Luft sahen. Wie wir schon vorgestern zitierten, blendet dieser Geist die Gedanken der Ungläubigen, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle (nach 2Kor 4:4).

Mir, dem Verfasser, wurde von einem älteren Herrn, einem Bekannten meiner Familie, einmal gesagt: "Ich würde schon gerne glauben wollen, aber ich kann es einfach nicht!" Solche Aussagen erschüttern einen zuerst, doch im Licht der Bibel wird deutlich, dass wir alle vom Wirken Gottes abhängig sind und wir nichts von uns aus tun können. Jeder Mensch ist von Gott in eine Ordnung hineingestellt worden (sieh 1Kor 15:23), und jeder Mensch wird auch entsprechend dieser Ordnung zum Glauben kommen bzw. gerettet werden. Es stimmt uns sicherlich traurig und belastet uns auch, wenn wir Verwandte oder liebe Bekannte haben, an denen jeder Versuch, sie auf den Glaubensweg zu führen, scheitert. Oft ist es nicht einmal harte Ablehnung, wie wir oben an dem Beispiel sahen, sondern einfach das Unvermögen, Gottes Wort Glauben zu schenken. Hier wird für uns die Hand des Gottes dieses Äons sichtbar, die sich dazwischen schaltet und der die Gedanken blendet, damit die Wahrheit nicht erkannt oder geglaubt werden kann.

Über alle Traurigkeit, die uns bei solcher Verblendung überkommt, dürfen wir aber immer wieder unser Blicke auf das Wort richten: "Denn Gott schließt alles zusammen in Widerspenstigkeit, damit Er Sich aller erbarme" (Röm 11:32).

Eph 2:3

"(unter denen auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen,"

Die Begierde ist von Anbeginn der Schöpfung in dem Fleisch. Von Eva lesen wir: "Da sieht das Weib, dass der Baum gut ist zur Speise und dass er den Augen Gelüste macht" (1Mo 3:6). Die Augen sind ja ein Teil des Fleisches, ja sie sind neben den Ohren ein wichtiges Einfallstor für all das, was in uns die Begierde weckt.

Die große Frage, die ja immer zu heftigen Meinungsverschiedenheiten führt, ist die, ob Gott als der Schöpfer aller Dinge dies bewusst so gewollt hat oder ob Er es dem Geschöpf überlassen hat, durch entsprechendes Verhalten und durch Willensstärke den Versuchungen und Verlockungen zu widerstehen. Wenn wir mit dieser Frage wiederum ganz am Anfang im Paradiesgarten beginnen, so kommen zwei Schlussfolgerungen in Frage: Im ersten Fall hätte Gott in sein ersten Menschenpaar (und damit auch in alle folgenden Menschen) zu hohe Erwartungen gesetzt, sie unterlagen den Begierden des Fleisches und Gott hat einen Fehlschlag geerntet. Im zweiten Fall entspricht das Fehlverhalten Evas voll dem Willen Gottes, die folgende Austreibung aus dem Paradies, die Herrschaft des Fürsten der Finsternis über die Welt und damit auch über die Menschen ist ein Teil des göttlichen Ratschlusses.

Wir wissen um die große Zahl jener Schriftworte, die uns auffordern, selber etwas zu tun, u m die Begierden des Fleisches auszuschalten. All diese Worte bestärken natürlich jene Geschwister, die. unsere zweite Version ablehnen und die Schuld dem Geschöpf Mensch zuschreiben. Doch andererseits wissen wir auch um die Worte des Apostels Paulus in Eph 1:11, die bezeugen, dass Gott "alles" nach dem Ratschluss Seines. Willens bewirkt; und wenn wir hierzu auch noch die Folgeaussage auf uns wirken lassen, "damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien", so müssen wir einfach ausschließen, dass Gott hier etwas misslungen sein könnte, dass etwas eintraf, was nicht Seinem Plan entsprochen hätte!

Wenn wir, auf dem gestrigen Tag aufbauend, uns zu der zweiten Version bekennen, nämlich dass Gott alles gemäß Seinem Willen und Ratschluss bewirkt, dass also auch unser sündiges Fleisch in dem Wort "alles" eingeschlossen ist, so müssen wir uns auch den daraus aufkommenden Fragen stellen.

Nirgendwo in der Schrift finden wir positive Aussagen über das Fleisch, im Gegenteil! Wenn wir Gal 5:19-20 lesen, so sehen wir, wohin uns das Fleisch führt. Betrachten wir die ersten Menschen, von Adam und Eva einmal abgesehen, so fällt uns sofort Kain ins Auge, an dem sich die Werke des Fleisches in schlimmster Weise erzeigen. Nun lautet ja das göttliche Urteil über das Fleisch wie folgt: Es wohnt nichts Gutes in ihm (nach Röm 7:18); es kann Gott nicht gefallen (nach Röm 8:8); es ist in Feindschaft gegen Gott (nach Röm 8:7); es nützt überhaupt nichts (nach Joh 6:63); seine Gesinnung ist der Tod (nach Röm 8:6). Diese Aussagen zeigen klar und deutlich, dass das Fleisch nie verbessert werden kann; sein Urteil lautet: Zum Tode bestimmt!

Je schneller und je gründlicher wir diese Tatsache erkennen, umso mehr Enttäuschungen bleiben uns erspart, und umso früher können wir unsere Kraft auf viel wichtigere Dinge ausrichten.

Erst mit dem natürlichen Tod hört die Wirksamkeit des Fleisches auf, es geht dahin zurück, wo es herkommt - zur Erde. Trotz dieser sichtbar verheerenden Wirkung erfüllt dieses Fleisch an uns eine große Aufgabe: Es lässt den Menschen seine völlige Unfähigkeit erkennen, aus sich heraus etwas Gutes zu vollbringen; es führt in Finsternis und elend und lässt den Menschen so seine Verlorenheit erkennen und bewirkt damit das Erkennen der Liebe Gottes. Und diese Liebe Gottes hat auch längst alles zur Rettung vorbereitet, ja sogar schon vollbracht, indem das Blut Christi für uns floss, welches als das des makellosen und fleckenlosen Lammes bereitstand, und zwar schon vor dem Niederwurf der Welt (nach 1Petr 1:19-20).

Nun bezeugt Vers 1 dieses Kapitels, dass wir heute schon tot sind unseren Kränkungen und Sünden gegenüber und damit auch den Begierden unseres Fleisches. So steht dem Gläubigen schon zu Lebzeiten die Tür offen, dem buchstäblichen Tod des Fleisches vorzugreifen, allerdings auf geistlicher Ebene!

"Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden" (Gal 5:24), oder: "In Ihm wurdet ihr auch beschnitten, nicht mit einer mit Händen gemachten Beschneidung, sondern durch das Abstreifen des Körpers des Fleisches in der Beschneidung des Christus" (Kol 2:11) und weiter: "...den wir sind die wahre Beschneidung, die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen, obgleich ich (Paulus) einst auf das Fleisch Vertrauen hatte" (Phil 3:3-4).

Diese drei Schriftaussagen zeigen uns den Weg auf, den wir gehen dürfen. Wenn wir wirklich "in Ihm" sind, wenn uns dieser herrliche Stand so richtig aufgegangen ist, dann dürfen wir im Geist auch Seinen Tod als den unseren betrachten, dürfen unser Fleisch am Kreuz "als gestorben" sehen, brauchen es nicht mehr zu beachten, sondern können vielmehr in Lob und Dank überfließen, dass wir in der Neuheit des Geistes wandeln dürfen. Als einst Verlorene und Verdammte sind wir damit in das Licht der Liebe Gottes gestellt, von der uns nichts mehr zu scheiden vermag, weil Gott für uns ist, weil Christus für uns starb, weil Er für uns vollbracht hat, zu was unser Fleisch nie und nimmer nur auch im Geringsten fähig gewesen wäre.

Heute stellen wir uns der schon fast berühmten Frage, warum wir dennoch an so vielen Stellen aufgefordert werden (wir erinnern hier schon im voraus an das Kapitel 4 unseres Epheserbriefes), selber etwas. zu tun, wo wir uns doch einfach nur für gestorben zu halten bräuchten.

Gestern haben wir "unsere Stellung in Ihm" angesprochen. In Ihm haben wir alles und sind alles! Doch diese Stellung, insofern wir sie uns auch wirklich fest zu eigen gemacht haben, will im Alltag ausgelebt werden, muss einen Ausfluss haben - und dies zeigt sich in unserem Wandel. Deshalb beginnt Eph 4 auch mit der Aufforderung, würdig der Berufung zu wandeln.

Im Wandel liegt also der Ausdruck unserer Dankbarkeit für das, was Gott für uns getan hat, er ist der Ausdruck für das, was wir in Christus sind und haben dürfen. Wandel soll eine Darstellung unseres Standes von einstmals bis hin zu unserer Stellung von heute sein. Da unsere Stellung aber "in der Gnade" bewirkt wurde, soll unser Wandel auch ein Stück Zurschaustellung der mannigfaltigen Weisheit Gottes sein.

Ein Mensch, der seine Lasten abgeben konnte, der in Christus gestorben ist, wird einen unbeschwerten Wandel führen können, sein Herz ist fröhlich; im Gegensatz hierzu trägt derjenige schwer, der sich immer noch mit sich selbst abplagt, sich selber ständig verbessern möchte, sein Schritt wird schwer sein.

Würdig wandeln heißt also, Christus im Glauben täglich mehr zu ergreifen, Ihm immer ähnlicher zu werden, weg von uns und hin auf Ihn zu schauen. Dies bezeichnet Paulus als den edlen Ringkampf, von dem er in 2Tim 4:7 berichtet.

"... den Willen des Fleisches und unserer Denkart ausführten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen)."

Ohne die Freilösung durch Christi Blut, ohne das Ergriffenwerden von der Gnade Gottes wären wir immer noch das, was uns das obige Leitwort aufzeigt, nämlich Kinder des Zorns. Der Blick zurück in unsere Vergangenheit soll uns ja immer wieder zur Dankbarkeit anregen und uns anspornen, den edlen Ringkampf fortzuführen.

Früher wurden wir von unserem Fleisch und von unseren Sinnen geführt, heute jedoch soll uns der Geist Gottes führen. Dies ist aber nur soweit möglich, als wir diesem auch Raum in uns geben. Wer sich mit dem Wort Gottes beschäftigt, es liest und auch darüber nachdenkt, der kann dem Wirken des Geistes Gottes Raum geben; wer hingegen kaum oder gar nicht in der Bibel liest, wird automatisch von der Welt eingefangen, seine Gedanken beschäftigten sich mit den irdischen Dingen. Drastisch wird uns dies ja bei "Demas" aufgezeigt von dem es heißt, dass er Paulus verließ "aus Liebe zum jetzigen Äon" (2Tim 4:10). Damit will nicht gesagt sein, dass Demas unmoralisch oder schlecht wurde, er könnte auch ganz einfach nur von irgendwelchen Ämtern in Beschlag genommen worden sein, dass er keine Zeit mehr für Paulus hatte. Demas hat damit nicht seine Stellung in Christus verloren, diese ist ja ein Gnadengeschenk Gottes und beruht auf der Vorherbestimmung (Gott kann Sich ja nicht in Seiner Auswahl irren), aber er wurde durch irdische Dinge abgelenkt, fühlte sich vielleicht durch menschliche Ehre geschmeichelt, der jetzige Äon zog ihn ganz einfach in seinen Bann!

Mögen wir die Lehre Gottes, unseres Retters in allem schmücken (Tit 2:9-10), damit wir nicht zu Seiner Unehre unser Erdenleben fristen sondern als ein Schmuckstück Seiner Lehre wandeln mögen!

Eph 2:4

"Gott aber, der so reich an Erbarmen ist -"

Die Worte unseres Leitverses lenken unsere Blicke auf die Herrlichkeit unseres Gottes. Hinter allem Unrecht, hinter aller Sünde und hinter tiefster Finsternis stehen immer noch die beiden Worte "Gott aber" und zeigen, dass Gott immer Wege offen hat!

Auch für die einstmals und heute noch Widerspenstigen ist Er reich an Erbarmen. Unser Augenmerk müssen wir bei diesen Worten auch auf Israel richten, wobei uns Röm 11 wichtig werden muss. Israels Widerspenstigkeit, d. h. deren Kränkung, ist nämlich der Welt Reichtum, u nd Israels Niedergang ist der Reichtum der Nationen Röm 11:12). Unsere gegenwärtige Gnade hängt also mit Israels Widerspenstigkeit zusammen, denn Röm 11:31 zeigt uns, dass Israels Widerspenstigkeit gegen das uns gewährte Erbarmen gerichtet ist - auf dass auch sie (Israel) Erbarmen erlangen sollten. Und dann folgt die so wichtige und grundlegende Aussage in Röm 11:32: "Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme." Zu Recht erfolgt danach die köstliche Aussage: "O Tiefe de sReichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!" (V. 33).

Klar und deutlich zeigt uns Gottes wort auf, dass Gott den dunklen Hintergrund benützt, um uns darauf den Reichtum Seines Erbarmens aufstrahlen zu lassen. Lasset uns deshalb nicht verzagen, wenn wir gerade heute immer mehr von einer Welt voll Widerspenstigkeit gegen Gott umgeben sind - hinter allem strahlen hell die beiden Worte auf:

"Gott aber!"

"um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt"

Der gestrige und der heutige Leitvers zeigen uns Gott in Seinem Handeln gegenüber dem Unvermögen und Versagen der Menschen. Zwei Wesensarten Gottes werden dabei vor uns offenbar: Sein Reichtum an Barmherzigkeit und Seine unendliche Liebe!

Für die Beurteilung von uns Menschen würde die Bezeichnung "Kinder des Zorns" ausreichen, um das Urteil auszusprechen und den Fall abzuschließen. Für Gott aber ist Verurteilung nie das letzte Wort. Wie unendlich wohltuend klingen doch in den Ohren eines Verurteilten die Worte "Erbarmen" und "Liebe"!

Aber auch Liebe kann nur dort in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen, wo vorher Feindschaft und Hass war. Es ist kein Kunststück, den zu lieben, der sympathisch wirkt oder der einem gar auch Liebe entgegenbringt. Anders ist es jedoch, den zu lieben, der einen hasst.

Gottes Liebe gipfelt in der völligen Selbstentäußerung und Dahingabe Seines Sohnes. Für uns, die wir voll Widerspenstigkeit waren, gab Er Sich dahin zum Ersatz-Lösegeld für uns alle! Wie könnten wir Menschen je Gottes Liebe verstehen, wenn Er sie uns nicht so sichtbar am Kreuz vor Augen gestellt hätte! Und nun geschieht das. Wunder der Weisheit Gottes, dass nämlich diese Liebe, die ja in unsere Herzen ausgegossen ist, groß und größer wird, dass sie Gegenliebe erzeugt und uns befähigt, Gott zurück zu lieben. Wie mag es doch das Herz des Vaters erfreuen, wenn diese Gegenliebe heute schon zu Ihm emporsteigt und wenn sie sich weiter auch jetzt schon an den immer noch Widerspenstigen übt und diese einschließt und umhüllt!

Eph 2:5

"(die wir den Kränkungen und Begierden gegenüber tot sind) - "




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Juden und Heiden eins in Christus