Der Epheserbrief - Kapitel 2: Unterschied zwischen den Versionen

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(Eph 2:9)
 
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=='''Juden und Heiden eins in Christus'''==
 
=='''Juden und Heiden eins in Christus'''==
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===Eph 2:11===
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'''''"Darum seid dessen eingedenk,"'''''
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Mit dem Wort "darum" möchte Paulus unserem inneren Auge eine neue Blickrichtung geben. Das erste Kapitel unseres Epheserbriefes zeigte unsere geistlichen Segnungen in Christus Jesus, in den ersten zehn Versen des zweiten Kapitels wurde uns die Zusammenschließung der zwei Klassen, Israel und die Nationen gezeigt, und jetzt heißt es: "Darum seid dessen (alles) eingedenk!"
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Paulus steuert in seinen Ausführungen auf das ihm enthüllte Geheimnis zu und ist bemüht, seine Leser zu geistlichem Verständnis auf diesem Gebiet zu führen. Und wie immer wieder im Wort Gottes, wenn Herrlichkeit enthüllt werden soll, wird ein dunkler Hintergrund aufgebaut, damit die hellen Farben umso mehr zur Geltung kommen. Es ist überhaupt das Prinzip Gottes, in Seinem Handeln diese beiden krassen Farbgegensätze von heill und dunkel zu gebrauchen Der gewaltigste Kontrast wird ja in der Erschaffung der Finsternis und des Bösen aufgebaut (siehe [[Jes  45:7]]). In schönsten und leuchtendsten Farben erstrahlt am Ende vor dieser Dunkelheit Gottes Liebe!
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Wir wissen, dass wir hier einen schwierigen Punkt angeschnitten haben, können doch immer noch viele Gläubige nicht fassen was klar und unmissverständlich der Prophet Jesaja als Sprachrohr Gottes aussagt. Darum wollen wir nicht müde werden, und immer wieder erinnern, dass Gott nicht nach unseren Gefühlen handelt, sondern so , wie Er es für richtig hält.  Es ist schon vermessen, wenn Gläubige den klaren biblischen Aussagen widersprechen, nur weil es ihnen gefühlsmäßig nicht gefällt. Aber es geschieht im ganzen All nichts ohne Gottes Willen, es gibt auch kein Wesen, dass aus sich heraus etwas erschaffen könnte, und sei es "das Böse"! Nichts geschieht im All, nichts kann böse werden oder fallen, ohne dass es Gott nicht genaus so geplant hat!<br/><br/>
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:'''''"Dass einstmals  ihr aus den Nationen dem Fleische nach - Unbeschnittene genannt von der so genannten Beschneidung (die am Fleisch mit Händen gemacht wird) -"'''''
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Bevor wir auf uns, die Unbeschnittenen aus den Nationen, eingehen (dies geschieht sowieso in Vers 12), wollen wir zuerst Israel, die Beschneidung, betrachten.
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Israel ist ja Gottes auserwähltes Volk und damit zum Dienst an den übrigen Nationen bestimmt. Alles, was mit dieser Auserwählung. zu tun hatte, war "dem Fleische nach". Die Volks- und Bundeszugehörigkeit wurde durch die Beschneidung am Fleisch durch Menschenhand begründet, Israels Dienst und Auftrag auf Erden war fleischgemäß, selbst die Erwartung, das verheißene Königreich, ist dem Fleisch nach, wird es doch einmal mit Menschen von Fleisch und Blut zu tun haben.
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Wenn wir von unserer heutigen Warte. zurückschauen und uns fragen, ob Israel seinen göttlichen Auftrag an den Nationen, nämlich ein königliches Priestertum. und eine heilige Nation. zu werden, erfüllt hat, so müssen wir mit einem klaren"nein" antworten! Anstatt zu dienen, hat sich Hochmut in die Herzen des Volkes eingeschlichen, ein Hochmut der seinen Höhepunkt in der Kreuzigung des ersehnten Messias fand. Hat Gott sich in der Auswahl des Volkes geirrt? Gab es nicht tauglichere Völker als das halsstarrige Israel?
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Wie herrlich leuchtet uns auch bei dieser Frage das Auswahlprinzip Gottes auf, nämlich das schwächste und geringste Volk unter allen Völkern auszuwählen ([[5Mo 7:7]]). Dieses Prinzip zieht sich durch die gesamte Schrift hindurch, einschließlich unserer eigenen Auserwählung, wie wir leicht in [[1Kor 1:26]]-29 nachlesen können. Der Grund ist ganz einfach: "Damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne" ([[1Kor 1:29]]).<br/><br/>
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Wie groß der Hochmut über ihre Auswahl in den Herzen Israels war, kam in der Bezeichnung "Unbeschnittene" zum Ausdruck; es lag darin Ablehnung, ja sogar Verachtung und Hohn. Wie erbarmungslos sich dies in der Praxis auswirkte, hat Paulus als "Apostel der Unbeschnittenen" fast bis zur Unerträglichkeit  erfahren müssen.
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Drastisch wird uns der Stand der Nationen auch an dem kananäischen Weib aufgezeigt, von dem wir in [[Mt 15:21]]-27 lesen können. Sollte sich doch einmal einer aus den Nationen bis an den Tisch des Herrn heran gefunden haben, so musste ihm der Abfall, der vom Tisch des Herrn fiel, genügen. Diese demütigende Art der Behandlung des kananäischen Weibes (die ja die Nationen symbolisiert) zeigt uns heute, dass in Israels Auswahl und Weg kein Irrtum von Seiten Gottes vorlag, sondern dass vielmehr alles nach dem göttlichen Willen ablief!
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Es ist für uns hier wichtig zu erkennen, welche nachgeordnete, ja tief untergeordnete Stellung die Nationen gegenüber Israel innehatten. Es ist uns aber auch wichtig, hier einzuflechten, dass sich heute, in einer ganz anderen Verwaltung, immer noch Gläubige aus den Nationen von diesem oben genannten Abfall (das sind die Israel gegebenen Verheißungen) ernähren. In [[Phil 3:2]] bezeichnet Paulus solche als "streunende Hunde" (Köter), weil sie sich von dem ernähren und an dem festhalten, was einer früheren Verwaltung angehörte und heute abgetan ist.
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Mögen unsere Augen aufgetan werden für das, was uns heute gilt. Wir leben in der Verwaltung der Gnade, in der jegliche Form des Fleisches durch das Kreuz Christi inhaltslos gemacht ist ([[1Kor 1:17]] und [[Gal 5:1]]-5). In Christus sind wir vervollständigt, dies ist heute unsere  Wohlbotschaft!<br/><br/>
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===Eph 2:12===
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"dass ihr zu jener Frist von Christus getrennt ward, Fremde gegenüber dem Bürgerrecht Israels und Gäste der Bundesverheißungen."
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Paulus redet hier nicht von Ungläubigen, wie dieser Text oft fälschlicherweise verstanden wird, sondern von den Gläubigen aus den Nationen. Er will auch nicht aufzeigen, wie groß die Finsternis war, aus der sie kamen, sondern er möchte unseren untergeordneten Stand gegenüber der Beschneidung ins rechte Licht rücken. Auch zu der Wirkungszeit Pauli (vor seinen Gefängnisbriefen) lag ja die absolute Vorrangstellung Israels offen zutage. Drastisch wird uns dies in der Gestalt des gläubigen Ephesers Trophimus vor Augen gestellt. Als Paulus diesen Mann nach Jerusalem mitbrachte, wurde das Gerücht verbreitet, Paulus habe ihn mit in den inneren Vorhof des Tempels gebracht. Da diesen inneren Vorhof aber nur Juden betreten durften, der gläubige Trophimus aber kein Jude war, entfachte sich ein Sturm der Entrüstung unter den Juden. Nationengläubige durften nur den äußeren Vorhof betreten (siehe [[Apg 21:15]]-40).
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Führen wir uns einmal so richtig vor Augen: Der gläubige Trophimus der fern von Jerusalem durch Paulus zum Glauben kam und damit ja eine "Gott nahe Stellung" hatt, war in Jerusalem von der innenren Gemeinschaft mit Gott "im Fleisch" (also körperlich) ausgeschlossen! Er durfte als Fremdling nur den äußeren Vorhof betreten! Damit war er also "im Fleisch" getrennt von Christus, und zwar durch die mittlere Mauer, wie wir in Vers 14 sehen werden. Er hatte kein Anrecht am Bürgertum Israels und konnte nur als Gast an den geistlichen Gütern Israels teilnehmen (siehe auch [[Röm 15:27]]).
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Ohne Pauli Enthüllungen im Gefängnis, ohne diesen Epheserbrief, wäre die damalige Stellung des Torphimus auch heute noch unsere Stellung - das ist die gewichtige Aussasge Pauli an uns heute!<br/><br/>
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Nur wenn wir uns mit unserer Vorstellungskraft in jene Zeit zurückversetzen können, wird uns die Kostbarkeit unserer heutigen Stellung so richtig bewusst. Wie mag es jenem gläubigen Trophimus wohl ums Herz gewesen sein, von der inneren Verbindung mit Gott körperlich abgeschnitten zu sein? Und doch stehen auch hier, trotz unserer vielleicht sehr gemischten Gefühle, die Worte Jesu vor uns: "Ich wurde lediglich zu den verlorenen Schafen vom Haus Israel gesandt! ([[Mt 15:24]]). Auch hier ist der Wille Gottes, des Vaters, deutlich sichtbar.
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Getrennt von Christus, wie wir gestern sahen, Fremde gegenüber dem Bürgerrecht Israels, das bedeutet, dass nur jeder Beschnittene Zugang zum Inneren des Tempels hatte (das Vorrecht war hier so groß, dass nicht einmal nach Glaube und Treue gefragt wurde) - es war schon ein demütigender Zustand!
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Und doch, wenn wir darüber nachdenken und dabei an jenes kananäische Weib denken, war es in der Tat eine erbärmliche Stellung, aber für das Weib mit Sicherheit ein beglückendes Erleben, überhaupt  etwas vom Tisch des Herrn abzubekommen, und seien es nur die Brosamen, der Abfall!  Wenn wir also bei jenem Weib - gemessen an ihrem Verhalten und ihren Aussagen - einen freudigen und glücklichen Zustand erkennen dürfen, Wieviel mehr darf da doch unser Herz heute jubeln eingedenk dessen, was uns in Gnaden "in Ihm" überstörmend gegeben ist!<br/><br/>
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:'''''"Gäste der Bundesverheißungen"'''''
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Ein Gast wird zwar in der Regel höflich und zuvorkommend behandelt und bedient, aber er ist nicht im Besitz dessen, was er genießt und wo er Gastrecht hat. Die Zeit jener Gläubigen, die wir als "Übergangszeit" bezeichnen, war für diese nicht leicht. Die Bundesverheißungen galten ja ganz klar Israel, und weitere Verheißungen waren noch unbekannt bzw. noch nicht enthüllt.
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Die Gläubigen wussten zwar etwas über die Rechtfertigung sowie über die Versöhnung mit Gott, abar ihre Zukunftserwartung lag noch im Dunkel. Sie glichen also jenem bereits angeführten kananäischen Weib, das sich mit dem zufrieden gab, was vom Tisch des Herrn fiel.
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Wenn wir beim Lesen der Apostelgeschichte das oben gEsagte berücksichtigen, wird uns manche schwierig erscheinende Stelle hell werden, liegt doch die Zeit der Apostelgeschichte in dieser Übergangszeit. Gott gab hier Israel immer noch die Chance zur Umkehr, aber es war auch die Zeit, wo alles ausreifen konnte, auch die Ablehnung Israels.
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Gäste und Fremdlinge waren wir also so lange, bis die Stunde kam, wo Paulus den Thessalonichern eine eigene herrliche Zukunftserwartung verkündigen konnte, nämlich eine Entrückung in den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft - und dies zusammen mit den bereits Entschlafenen. Noch später, im Gefängnis in Rom, durfte Paulus dann das Wort Gottes vervollständigen ([[Kol 1:25]]^). und das Geheimnis aussprechen, das Gott von den Äonen und von den Generationen her verborgen hatte.<br/><br/>
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:''''"dass ihr keine Erwartung hattet und in d'er Welt ohne Gott ward."'''''
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Israels Erwartung zielt auf das messianische Königreich hier auf Erden. Das AT ist voll von Beschreibungen dieser herrlichen Verheißung. Jeder Beschnittene bezog diese Verheißung auf sich, meists ohne die Bedingungen dafür zu beachten. Dabei schaute er verächtlich auf die Nicht beschnittenen, die zwar eine Vielzahl an Göttern hatten, aber der einzige und lebendige Gott gehörte nur Israel!
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"Darum seid dessen eingedenk", so beginnt Vers 11. Als Paulus diese Worte niederschrieb, war jene Zeit der Ungewissheit zwar vorbei, doch beützte Paulus diese Rückscha, um das Neue, das im nä chsten Vers mit den Worten "nun aber" beginnt, mit noch größerer Überzeugunskraft ins  rechte Licht. zu rücken. Betrachten wir also dieses Ausflug in die Vergangenheit als eine wichtige Notwendigkeit, die uns unseren Stand aufgezeigt hätte, wenn Israel zur Zeit der Apostelgeschichte doch noch umgekehrt wäre.
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Aus [[Röm 11:25]]-26 erfahren wir jedoch, dass Israels Verstockung gottgewollt war, und zwar solange, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe. Wenn also der Letzte aus den Nationen zum Körper des Christus hinzugetan sein wird, ist die Zeit der Gnade abgeschlossen und eine neue Verwaltung beginnt, nämlich die des Zorns. Dass Israel dann als "Gesamtheit" gerettet wird, so wie es geschrieben steht, darf unser Herz mit Freude erfüllen, ist doch seine Kränkung Gott gegenüber der Welt Reichtum und sein NIedergang der Reichtum der Nationen ([[Röm 11:12]]).
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O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!<br/><br/>
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===Eph 2:13===
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"Nun aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst in weiter Ferne wart, durch Christi Blut zu Nahestehenden geworden."
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Wir sollten die beiden Worte "Nun aber" nicht hoch genug einschätzen, findet hier doch die "Übergangszeit" der Apostelgeschichte ihren Abschluss und etwas Neues beginnt: Die geheime Verwaltung der Gnade, die so lange andauert, bis der Körper Christi seine Vollzahl erreicht hat und von der Erde hinweggerückt ist.
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Die Zeit des Übergangs war ja dadurch geprägt, dass Paulus als "Priester des Evangeliums Gottes" den Nationen diente ([[Röm 15:16]]). Sein Auftrag neben dem Dienst am Königreich war der, die Nationen in die göttliche Gegenwart zu führen. Von seinen Brüdern dem Fleische nach, den Israeliten, erfuhr er dabei bitterste Ablehnung, ja, diese versuchten sogar, ihn zu töten ([[Apg 21:3]]1). Dass diese Zeit des Überganges von vielen Unsicherheiten geprägt war, dass viele Schriftaussagen an Bedeutung verloren oder gänzlich beiseite gestellt wurden, hiervon zeugen deutlich die sogenannten Übergangsbriefe Pauli. Für uns Gläubige heute sind in diesen Briefen manch verwirrende Fußangeln enthalten, wenn wir nicht klar erkennen, das "Übergang" immer etwas Kurzfristiges, sich Veränderndes ist!
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Erst mit der neuen geheimen Verwaltung der Gnade, die durch Pauli Verhaftung charakterisiert wird, kommt für die Herausgerufene dieser Verwaltung das Beständige und Endgültige! Zwar enthalten die Übergangsbriefe ohne Zweifel herrliche Grundwahrheiten, die ein Aufbaufunktion haben und nicht wegzudenken sind, aber erst die Gefängnisbriefe, wozu wir den Epheser-, Kolosser- und Philipperbrief zählen, führen in die Vollkommenheit hinein. Israel und Nationen kommen zu einer völlig neuen gleichberechtigten Einheit zusammen, fußend auf den Enthüllungen, die Paulus als "Gebundener Jesus Christi für die aus den Nationen" bekannt zu machen hat.
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Möge uns das "Nun aber" ganz groß in unseren Herzen aufgehen!<br/><br/>
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:'''''"in Christus Jesus"'''''
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Nahezu zwanzig mal finden wir in den ersten beiden Kapiteln dieses Briefes die Wortverbindung "in Christus Jesus" oder "in Ihm". In Verbindung mit Israel stehen solche Aussagen nirgends; die zwölf Apostel der Beschneidung bezeichnen sich als Jünger (Lernende) und als Nachfolger ihres Herrn. Auch heute begegnet uns eine große Zahl. Gläuibiger, die Jesu Nachfolger sein wollen, und dies mit großem Eifer. Oft mit Einsatz all ihrer Kraft versuchen sie, [[Röm 2:7]] nachzuleben, nämlich mit Ausdauer in guten Werken Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglickeit zu suchen. Diese Gläubigen als "in Christus Jesus" zu bezeichnen, fällt uns schwer, weil sie sich nicht darauf berufen, "in Ihm" zu sein, sondern sich auf ihre eigenen Werke stützen Überdies ist ihnen, wie es die Praxis zeigt, die überhimmlische Berufung in keinster Weise aufgeschlossen, obwohl sie damit konfrontiert werden. Könnte ihr Verheißungsgut nicht identisch sein mit jenem der Guttäter von [[Röm 2:7]], wie es uns Br. Jaegle in seinem Heft "Übeltäter und Guttäter in Gottes Heilsvorsatz" aufzeigt?
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Die uneingeschränkte Gnade, wie wir sie für uns in Anspruch nehmen dürfen,setszt desn Stand "in Christo" voraus. Dies ehen wir z.B. deutlich in [[2Kor 5:17]], wo die neue Schöpfung an die Bedingung gekoppelt ist: "Daher, '''wenn''' jemand in Christus ist..."! Siehe auch [[Röm 8:1]]; [[Gal 5:24]]; [[Eph 1:1]]b; [[1Kor 1:2]] u.a.).
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Wir wollen hier nicht den Schwerpunkt der Bedeutung der heutigen Verwaltung der Gnade ver schieben, vielmehr bekennen wir uns wie eh und je dazu! Doch geben uns so manche Schriftstellen auch zu bedenken, ob wir nicht zu hart ordnen und katalogisieren, ohne dabei zu berücksichtigen, dass Gott an keine Schablone gebunden ist, wie uns zum Beispiel die Heilung des Epaphroditus in [[Phil 2:7]] zeigt.
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Wir möchten heute einmal zum Nachdenken anregen, aber auch die tiefe Freude miteinander teilen,d ass wir solche eine innige Beziehung zu unserem Herrn haben dürfen, eine Beziehung, wo Er '''in allem''' für uns steht und wir '''alles''' in Ihm haben!<br/><br/>
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:'''''"seid ihr, die ihr einst in weiter Ferne wart, durch Christi Blut zu Nahestehenden geworden."'''''
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Zwischen dem "ferne sein" und "nahe sein" liegt die einmalige und das All umfassende Opfertat unseres Herrn. Das Blut, das dort vergossen wurde, versinnbildlicht Leiden, Schmerz und Empfindungen, denn in dem Blut liegt ja die Seele, und die Seele ist der Sitz unserer Empfindungen. Unter von Menschen kaum vorstellbaren Qualen wurde Sein Blut zum Tribut für unser Nahewerden.
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Bleiben wir doch heute bei dem stehen, was der Herr für uns litt und vergegenwärtigen wir uns aufs Neue, was Sein Tod an Qualen beinhaltete. Oft sehen wir nur die Qualen am Pfahl, ohne zu beachten, dass Sein ganzes Leben, die Tage in Seinem Fleisch, von "inständigen Bittrufen, starkem Geschrei und Tränen" geprägt war (siehe [[Hebr 5:7]]). Wenn wir noch [[Phil 2:7]] hinzuziehen, dann lesen wir, dass Er in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden ward, was bedeutet, dass Seine Seele Freude und Schmerz ungemindert so empfinden konnte wie jeder andere Mensch. Das Wissen um Seinen schweren Weg prägte folglich Sein Erdenleben von dem Tag an, als Ihm bewusst wurde, wer Er war!
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Im Garten Gethsemane spitzte sich die anhaltende Qual zu einem Höhepunkt zu , der dann zu den alles entscheidenden Worten führte: "Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!" ([[Lk 22:42]]). Sechs Stunden lang tobte sich die geballte Kraft der Finsternis an dem am Pfahl    hängenden Sohn Gottes aus (lies [[Ps 22]]), ehe die Siegesworte über Seine sterbenden Lippen kamen: "Es ist vollbracht!"
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Durch dieses Blut, geliebte Geschwister, sind wir zu Nahestehenden geworden - das wird uns nie mehr aufhörender Lobpreis sein !<br/><br/>
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===Eph 2:14===
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:'''''"Denn Er ist unser Friede"'''''
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Mit dem vergossenen Blut geschah die Rechtfertigung und Versöhnung für den Sünder vor Gott, und damit ist Christus in herrlicher Weise unser Friede geworden. Unser Textwort spricht hier einen anderen Frieden an, es ist der Friede zwischen den beiden "im Fleisch" getrennten Gruppen, die wir in Vers 11 und 12 beschrieben sahen. Diese waren während der Zeit der Apostelgeschichte zwei getrennte Körperschaften, wie uns ja das Beispiel des Ephesers Trophimus eindringlich zeigte.
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In der neuen geheimen Verwaltung der Gnade wird der Boden des Fleisches verlassen - es gehört in jeglicher Form ans Kreuz - und es beginnt die Zeit des Geistes. Es mag uns seltsam berühren, wenn Paulus an die Korinther schreibt: Daher sind wir von nun an mit niemandem mehr dem Fleische nach vertraut. Selbst wenn wir noch Christus dem Fleische nach gekannt haben, denn wir Ihn nun nicht mehr so" ([[2Kor 5:16]]).
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Der Christus im Fleisch brachte Feindschaft zwischen Israel und den Nationen, weil Sein Auftrag nur an die verlorenen Schafe aus dem Hause Israel gerichtet war. Damit fühlten sich die einen h och erhoben, während sich die anderen ausgeschlossen sahen. Nun aber, im Geist, ist das Fleisch außer Kraft gesetzt, und Friede herrscht zwischen den Herausgerufenen aus Israel und denen aus den Nationen.<br/><br/>
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:'''''"der die beiden eins gemacht und die Mittelmauer der Umfriedung (die Feindschaft in Seinem Fleisch) niedergerissen hat"'''''
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DAss das Fleisch unfähig ist, einen dauerhaften Frieden zuwege zu bringen, sehen wir überdeutlich an der Menschheitsgeschichte bis hin in unsere Tage. Nur "im Geist" ist Friede möglich, und so konnte aus den beiden so verschiedenen Gruppen, wie wir sie die letzten Tage sahen "eins" gemacht werden.
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Die Mittelmauer der Umfriedung war jene Mauer um den Tempel, die den Trophimus abhielt, in Gottes unmittelbare Nähe zu treten. Wenn Paulus hier schreibt, dass diese Mittelmauer niedergerissen wurde, so ist dies nicht buchstäblich, sondern bildlich zu verstehen (die buchstäbliche Zerstörung des Tempels und damit auch der Mittelmauer geschah ja erst Jahre später). Die bildhafte Sprache Pauli tut uns kund, dass die Mauer, die den Nationen den Zutritt zu Gott ve r sperrte, aus Gottes Sicht schon jetzt aufgehoben bzw. niedergerissen wurde.
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Die in Klammern gesetzten Worte "Feindschaft in Seinem Fleisch" sind hier die Verdeutlichung der drohenden und abwehrenden Mittelmauer im Tempel. Die Mittelmauer war das Zeichen der unüberwindlichen Trennung. und der daraus resultierenden Feindschaft zwischen Israel und den Nationen; und der zu Fleisch gewordene Sohn Gottes war das Zeichen der Spaltung der beiden Gruppen, weil Jesus ja nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel kam.
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Nach Christi Tod und Auferstehung gibt es für uns keinen Christus mehr dem Fleisch nach, aber im Geist sind wir heute schon mit Christus eins geworden, indem wir zusammen mit denen aus Israel in Ihn hineinversetzt worden sind!.<br/><br/>
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===Eph 2:15===
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:'''''"(indem Er das Gesetz der Gebote in Erlassen aufhob)."'''''
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Zur Voraussetzung, dass die beiden Gruppen von Gläubigen, nämlich die aus Israel und die aus den Nationen eine Einheit werden konnten, gehörten zwei Tatsachen:
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::1. Das Abtun der Feindschaft in Seinem Fleisch,
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::2. das Aufheben der Wirksamkeit des Gesetzes der Gebote in Erlassen.
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Punkt 1 haben wir ja ausführlich behandelt, doch auch Punkt 2 stellte ein unüberwindbares Bollwerk dar und musste erst beseitigt werden, ehe eine völlige Einheit möglich war.
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Die Gesetze, wie wir sie aus dem AT kennen, sind klar und deutlich ausschließlich auf Israel zugeschnitten. Dessen unbeachtet versuchen Gläubige aller Zeiten immer wieder, dieses alttestamentliche Gesetz auf sich z u beziehen. Welches Unheil und welche Disharmonie damit angerichtet wird, davon kann sich jeder selbst überzeugen, wenn er mit solch gesetzlich Gläubigen zusammenkommt.
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Die Disharmonie, die das Gesetz unter den Nationen hervorruft, wurde schon früh in der Apostelgeschichte sichtbar. Auf die dringliche Anfrage in Jerusalem, wie sich denn nun die Nationen in puncto Gesetz verhalten sollten, entschied Petrus, dass ja weder die Väter noch sie selbst das Joch des Gesetzes tragen bzw. erfüllen konnten, es also den Nationen erst recht nicht aufgebürdet werden kann! ([[Apg 15:10]]). In dem selben Sinn sprach danach Jakobus, indem er die Nationen vom Gesetz entlastete, nur, dass sie sich von zeremoniellen Verunreinigungen durch Götzen, von Hurerei, von Ersticktem und Blut fernhalten sollten ([[Apg 15:20]]).
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Damit war zwar noch nichts Endgültiges, aber doch schon ein richtungsweisender Übergang vorgegeben.<br/><br/>
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Der Übergang, den Petrus und Jakobus in [[Apg 15]] schufen, war zwar ein guter Grund, aber noch nichts Endgültiges. Erst mit Paulus kam das Endgültige, nämlich die klare Aussage "frei vom Gesetz!" "Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit  offenbart" ([[Röm 3:21]]). Der gesamte Galaterbrief, dem wir die Überschrift "Frei vom Gesetz" geben könnten, ist die Grundlage dafür, dass wir nichts mehr mit dem Gesetz zu tun haben.
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DAs Gesetz bewirkt Erkenntnis der Sünde ([[Röm 3:20]]b), es ist ein Geleiter hin. zu Christus, damit wir aus dem Glauben Christi gerechtfertigt würden ([[Gal 3:24]]). In Anbetracht dieser beiden Aussagen schreibt Paulus an die Römer ([[Röm 3:31]]): "Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Möge das nicht gefolgert werden! Sondern wir erhalten das Gesetz aufrecht." Diese Aussage ist kein Widerspruch zu den zuvor angeführten Aussagen "frei vom Gesetz", vielmehr zeigt sie die Aufgaben des Gesetzes auf. Wenn aber eine Aufgabe erfüllt ist, d. h. wenn wir durch das Gesetz und Sündenerkenntnis zu Christus hingeführt wurden und in Seinem Glauben gerecht gemacht wurden, dann ist eben die Aufgabe erfüllt!
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Als im Glauben mit Christus mit gestorben. und mit gekreuzigt, bin ich auch dem Gesetz gestorben, es hat kein Anrecht mehr an mir, weil Christus es für mich erfüllt hat. Ein erneute "§unter das Gesetz stellen" oder ein "nicht ablassen vom Gesetz" ist die Stellung von Unmündigen, wie uns [[Gal 4]] aufzeigt.
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Wir sind frei vom Gesetz, weil Er uns freigemacht hat, und wenn wir fortan anstatt dem Gesetz unserem Herrn und Haupt dienen dürfen, so ist dies der herrlichste Tausch, den wir vornehmen können!<br/><br/>
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:'''''"um die zwei in Sich Selbst zu einer neuen Menschheit zu erschaffen (indem Er Frieden machte)"'''''
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Die Hindernisse, die einer Einheit des Körpers Christi im Wege standen, sind weggeräumt, vor. uns steht etwas neu zu Erschaffendes, nämlich eine "neue Menschheit"!
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Der neuen Menschheit steht als Gegenspieler die alte Menschheit gegenüber, von der Paulus in [[Eph 4:22]] schreibt, dass wir sie ablegen und die neue Menschheit anziehen sollen (siehe auch [[Kol 3:9]]). An die Römer schreibt Paulus die herrliche Tatsache: "Dies erkennend, dass unsere alte Menschheit zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde..." (Röm 6:6). Dass diese Aussage überaus herrlich ist, bezweifelt niemand, dass sie aber schwer fassbar ist, zeigt uns die große Zahl der "ungekreuzigten" Gläubigen, die unbeeindruckt von ihrem Versagen ihr "Ich" hochhalten und ständig versuchen, selbst zu wirken und selbst zu handeln. "Feinde des Kreuzes" bezeichnet sie Paulus in [[Phil 3:18]]-19 und stellt als ihren Hauptfehler das "sinnen auf das Irdische" heraus.
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Man kann an Jesus glauben, sich als Seinen Freund bezeichnen und ist doch gleichzeitig ein Feind des Kreuzes, weil man sein "Ich" nicht aufgeben will. Aber - und jetzt kommt etwas Entscheidendes - nur wer sein "Ich" ans Kreuz gibt, kann "in Ihm" sein! Damit hat die neue Menschheit eine Voraussetzung: "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung" ([[2Kor 5:17]]).
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Das Alte nicht aufgeben und das Neue haben wollen, geht nicht - solch ein stand z eugt von Unmündigkeit, wie ihn die Galater und Korinther an den Tag legten. Möge uns die Aussage aus [[2Kor 5:17]] heute doch so richtig wichtig werden!<br/><br/>
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Die alte Menschheit ist uns allen wohlbekannt, die neue wird uns hier vorgestellt: Sie wird "in Ihm" erschaffen, indem Er Frieden machte. Beide Menschheiten, die alte und die neue, können nicht nebeneinander bestehen, wie wir gestern gesehen haben, sie bekämpfen einander.
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War für ein beglückendes Gefühl ist es doch zu wissen, dass die alte Menschheit, unser sündiges Fleisch, ein für allemal am Kreuz gestorben ist und vor Got tnie mehr zur Sprache kommt. Dieses Wissen dürfen wir im Glauben festhalten!
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Eine andere Seite ist aber sicher auch die Erfahrung, dass der Feind diesen Glauben zum Schwanken bringen möchte. Immer wieder versucht er uns einzuflüstern, auf unser gekreuzigtes Fleisch. zu schauen und dabei festzustellen, wie schlecht wir immer noch sind! Diese Saat geht bei vielen Gläubigen auf, weil sich unser Fleisch eben nicht ändern kann, also auch nie besser wird, als es schon immer war. Darum gibt es auch nur den einen Weg der Kreuzigung mit Christus. Unser Glaube soll nun, ungeachtet all unserer fleischlichen Schwächen, täglich immer wieder triumphieren, unser inneres Auge soll weg von uns und dafür hin auf den Herrn schauen. Das Fleisch, die alte Menschheit liegt hinter uns, eine neue Menschheit liegt vor uns, und damit verhalten wir uns wie Paulus, der bekennt: "Ich vergesse was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist" ([[Phil 3:13]]).
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In Ihm, unserem Herrn und Haupt, entsteht eine neue Menschheit, die alles Irdische, Sichtbare hinter sich lässt, die sich ständig übt, im Glauben zu leben; und Glaube ist ja die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt ([[Hebr 11:1]]).<br/><br/>
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===Eph 2:16===
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:'''''"und die beiden in einem Körper mit Gott durch das Kreuz auszusöhnen: so in ihm die Feindschaft tötend."'''''
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Der Grund, warum Aussöhnung überhaupt notwendig war, lag nicht in Erkenntnisfragen oder dergleichen, sondern in der verschiedenartigen Nationalität. Inzwischen hat aber Israel seine Vorrangstellung verloren, den Grund sahen wir in den zurückliegenden Versen.
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Durch das Kreuz wird jetzt endgültig die Feindschaft getötet, im Kreuz fasst Paulus die ganze Tragik Israels im Verhältnis zu seinem Messias bis hin zu Seiner Tötung am Pfahl zusammen. Im Kreuz hat Gott überhaupt allumfassend die große Wende Seiner Heilswege herbeigeführt. All. der Schmerz, alle Qualen und Bitterkeit, die das Kreuz beinhaltet, führen zu einer herrlichen Wende: Der zuvor noch geteilte Körper ist jetzt zweifach ausgesöhnt, nämlich einmal mit Gott Selbst und zum anderen in sich.
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Wenn wir dieses Bild der Feindschaft, die nicht nur ausgesöhnt, sondern auch noch zu einer innigen Einheit zusammengefügt wurde, in uns aufnehmen, wie schmerzvoll berührt es uns dann, wenn wir heute noch sehen müssen, wie sich Brüder dieser Einheit wegen Erkenntnisfragen streiten, sich ächten und auch totgeschwiegen werden. Wie engstirnig muss uns doch solch Verhalten vorkommen angesichts der hehren Tatsache, die unser Leitvers offenbart.
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Möge doch diese Einheit immer bewusster in unseren Herzen wachsen und möge uns Seine Liebe völlig durchdringen, damit wir sind zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit!<br/><br/>
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===Eph 2:17===
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:'''''"Mit Seinem Kommen verkündigt Er als Evangelium: Frieden euch, den Fernstehenden, und Frieden euch, den Nahestehenden,"'''''
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Jesus kam auf diese Erde, um die Geschöpfe Gottes mit dem Schöpfer auszusöhnen. Dieses Kommen des Herrn wurde nicht erst geplant, als die Menschen immer schlechter wurden, nein, es stand schon vor dem Niederwurf der Welt fest, bevor also der Schöpfungsakt in [[1Mo 1]] begann. Petrus bezeugt uns die in [[1Petr 1:19]]-20. Damit wird für uns überdeutlich, dass Gottes Hand nichts entgleiten kann, dass vielmehr alles nach Seinem vorgefassten Ratschluss abläuft. Gott erschuf Seine Geschöpfe nicht zur Verdammnis, auch nicht ein einziges, sondern damit Er am Ende Seines Retterplanes "allen in allen sei" ([[1Kor 15:28]]).
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Christi Kommen war also keine Drohung: Wenn ihr nicht ...dann folgt die Verdammnis! Evangelium heißt ja wörtlich übersetzt "Wohlbotschaft" und soll folglich die Hörer dieser Botschaft erfreuen.
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Froh. und glücklich macht uns, dass Christus die "alte Menschheit" mit ans Kreuz und ins Grab nahm. Zu diesem Zweck wurde Sein Körper von Fleisch und Blut zur Sünde gemacht, obwohl Er nichts von Sünde wusste, so wurde Christus zum Sühneopfer für die Sünden der ganzen Welt.
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Wir wissen um den Zorn Gottes, wie ihn die Offenbarung des Johannes beschreibt, wir wissen auch um die schweren Gerichtswege, die Gott beschreitet, um Sein Ziel zu erreichen - wir wollen dies nicht unterschlagen! Doch müssen wir erkennen, dass bei Gott alles seine Zeit hzat und dass wir heute in der Zeit der Gnade stehen, wo diese Gnade überströmend wirkt mit dem Ziel, dass wir als die Begnadeten einmal in den herankommenden Äonen diese Gnade zur Schau stellen werden, und dies alles zur Verherrlichung Gottes!<br/><br/>
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Friede ist die Auswirkung von Versöhnung. Friede ist eine Säule des paulinischen Evangeliums. Friede ist viel mehr als Vergebung, er ist mit der überströmenden Gnade verbunden.
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Wie schön ist es doch, wenn sich hier auf Erden zwei Menschen die sich lange Zeit bekämpften, versöhnen und Frieden schließen. Wieviel Betätigungsfeld liegt doch gerade hier auf diesem Gebiet auch vor uns gläubigen Geschwistern ausgebreitet, wenn wir nur an die meist völlig lieblos ausgetragenen Erkenntniskriege denken. Doch um wieviel wirkungsvoller ist der Friede, den unser Herr als Wohlbotschaft verkündigt!
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Als der auferstandene Christus den Seinen mit dem Gruß erschien: "Friede sei mit euch!" da waren die Nahestehenden angesprochen. Das Wort des Paulus aber spricht einen Frieden an, der Nahe und Ferne gleichermaßen umschließt.
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Wie tief muss es uns doch berühren, wenn dieser Friede uns umfängt - es ist die geistliche Luft des Vaterhauses. In [[Phil 4:7]] schreibt Paulus: "Dann wird der Friede Gottes, der allen Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Fest in Christus Jesus  bewahren."
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Friede mit Gott - Friede mit Israel - leben in diesem Frieden - wie dürfen sich doch alle Heiligen Gottes lieben und freuen, die in dieser geistlichen Atmosphäre leben können!<br/><br/>
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===Eph 2:18===
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:'''''"weil wir beide durch Ihn in einem Geist Zutritt zum Vater haben."'''''
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Der Schwerpunkt unseres Textwortes liegt auf den Worten "in einem Geist". Das bedeutet, Zutritt zum Vater ist erstens nur "im Geist" möglich, und zweitens kommt es auf den "einen" Geist an.
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Der erste Mensch Adam war seelisch (eine lebendig Seele), wie alle seine Nachkommen ([[1Mo 2:7]]; [[1Kor 15:45]]). Von diesem seelischen Menschen schreibt Paulus: "Der seelische Mensch aber nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit" (1Kor 2:14). Diese Aussage bedeutet, dass Adam in dem lieblichen Garten Eden zwar Kontakt mit Gott hatte, dass Gott ihn auch mit aller Güte und Liebe umgab - doch fehlte letztlich das Wichtigste: Die geistliche Verbindung!
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Unser Wort aus [[1Kor 2:14]] sagt klar aus, dass der seelische Mensch nichts von den Tiefen des Geistes Gottes annimmt; Adam war ein seelischer Mensch, folglich war seine Verbindung mit Gott nur an der Oberfläche!
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Gottes Sehnen aber geht in die Tiefe - Er möchte nicht nur die Äußerlichkeiten Seiner Geschöpfe zur Kenntnis  nehmen, wie. z.B. die Sorge um Essen und Bekleidung oder Gesundheit - Er möchte mehr als Oberflächliches, Er möchte unser Herz!
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Wir haben die wunderbaren Verheißungen, dass Gott in dieses Menschenherz Seine Liebe ausgießt ([[Röm 5:5]]), dass dieses Herz glauben kann ([[Röm 10:10]]), dass es Gott lieben kann ([[Mt 22:37]]), dass es Licht in ihm wird ([[2Kor 4:6]]), ja,, dass Christus Selbst in ihm wohnt ([[Eph 3:1]]7).<br/><br/>
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Anknüpfend an die gestrigen Ausführungen sehen wir, wie unfähig Adam im Garten Eden war, Gottes Sehnen zu stillen. Daher war es keine Panne, dass das erste Menschenpaar sündigte und fiel, sondern alles entsprach voll und ganz dem geheimen Ratschluss Gottes.
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Damit stehen wir vor der nicht leicht fassbaren Tatsache, dass es einen geoffenbarten Willen, aber auch einen geheimen Ratschluss Gottes gibt! Der geoffenbarte Wille Gottes war, dass Adam und Eva Sein Gebot  b. Offensichtlich widerstanden die beiden jedoch dem Willen Gottes erfolgreich. Verfolgen wir den weiteren Weg der Menschheit, so stehen wir vor der ernüchternden Tatsache, dass sich auch die gesamte Menschheit - gleich ihrem Urahn - bis heute erfolgreich dem Willen Gottes widersetzen konnte; und dies trotz Straf- und Gerichtsandrohungen, die sogar schon teilweise eintrafen (wie z.B. die Sintflut, Zerstörung Jerusalems usw.)
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Der Gläubige, der nur Gottes geoffenbarten Willen sieht, müsste eigentlich an Gottes Allmacht und Vorhersehung zweifeln, sieht er doch einen Gott, dem offensichtlich nichts gelingt, im Gegenteil, Seinem Widersacher ist es voll gelungen, seinen finsteren Willen in die Tat umzusetzen und damit den Willen Gottes zu durchkreuzen! Wie kann ein Gläubiger mit diesem Wissensstand überhaupt noch glauben?
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Doch wie hell wird es in unseren Herzen, wenn uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gegeben wird und die Augen unserer Herzen hell geworden sind - hell erstrahlt dann Gottes geheimer Ratschluss vor uns auf, dem sich niemand und nichts widersetzen kann und der alles zu einem herrlichen Ziel führen wird.<br/><br/>
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Gottes geheimer Ratschluss zwar, dass aus dem seelischen Menschen Adam ein geistlicher Mensch wird, der imstande ist, Seine Sehnsucht zu stillen, nämlich Liebe zurückzugeben, auf die göttliche Liebe zu antworten! Dazu musste Adam - und mit ihm auch die gesamte Menschheit - erst lernen, was göttliche Liebe überhaupt ist. Der Weg der Menschheit bis heute beinhaltet diese göttliche Schule! Zuerst kommt das Seelische und dann das Geistliche gemäß [[1Kor 15:46]]. Und dass diese Schule bei der gesamten Menschheit,  und darüber hinaus bei allen Geschöpfen des gesamten Alls, einen herrlichen Abschluss finden wird, das haben wir ja schon in  [[Eph 1:9]]-10  gesehen.
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Was bei dem großen Teil der Schöpfung noch aussteht, hat Gott bei einer kleinen Schar von Erstlingen bereits ausgeführt. Der Mittelpunkt Seines Handelns war Sein Sohn. War der erste Mensch Adam n och eine lebendige Seele, wso wurde der letzte Adam, Christus, zu einem lebendig machenden Geist ([[1Kor 15:46]]).
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In [[Röm 8:15]] wird uns gesgat: "...sondern ihr erhieltet den geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater!" Durch Christi Kommen, durch Sein Leiden und Seinen Tod, durch Seine sieghafte Auferstehung sind wir von Gott "in Ihn" hineinversetzt. "In Ihm" sind wir Söhne Gottes; aus seelischen sind geistliche Menschen geworden und in diesem Stand ist es uns ermöglicht, Zutritt zum Vater zu haben - aber nicht nur dies: Auch sind wir nach [[Röm 5:5]] ausgerüstet, Gottes tiefste Sehnsucht zu stillen, Ihn heute schon aus ganzem und tiefstem Herzen zu lieben!<br/><br/>
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Christus Jesus ist der Sohn Gottes, und durch unsere Stellung "in Ihm" haben auch wir den Geist des Sohnesstandes erhalten ([[Röm 8:15]]). Dieser eine Geist verschafft uns den Zutritt zum Vater. Und dieser Zutritt gilt gleichermaßen den Herausgerufenen aus Israel wie auch denen aus den Nationen, ohne Unterschied, ohne Rangfolge.
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Was tut sich hier doch für eine Geistes-Gemeinschaft vor uns auf! Durch Ihn, unseren Herrn, ist uns der Zugang in diese Gnade im Glauben gegeben. Zusammen lebendig gemacht, zusammen erweckt und zusammen niedergesetzt inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus und jetzt zusammen Zutritt zum Vater, Gemeinschaft mit Ihm, Liebe empfangend und Liebe abstrahlend ... auf welch geistliche Höhe werden wir hier doch geführt!
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Friede und Geist sind die Ausgangspunkte der Einheit der neuen Menschheit, sie sind das Zusammenführende und das Verbindende. In [[Eph 4:3]] schreibt Paulus: "Befleißigt euch, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten." Nicht nur zwischen Israeliten und Nationen soll die gelten, sondern generell unter allen Herausgerufenen. In Anbetracht der Herrlichkeit, die. unser geistlicher Stand beinhaltet, sollte es. uns ein großes Anliegen sein, die Einheit des Geistes nicht nur schriftlich oder mündlich kundzutun, sondern uns ständig zu mühen, dies auch in der Praxis zu üben und aufzuzeigen!<br/><br/>
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===Eph 2:19===
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:'''''"Demnach seid ihr nun nicht mehr Gäste und Verweilende."'''''
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Mit denm Wort "Demnach" bildet Paulus eine Schlussfolgerung aus dem bisher Gesagten: die nä. chsten vier Verse bilden deshalb eine Einheit für sich, die man mit der Überschrift "Eine Familie Gottes" umschreiben könnte.
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Es fällt uns heute schwer, die Worte des Leittextes zu verstehen, weil wir ja nie Gäste und Verweilende waren, wie jene Gläubigen in der Zeit des Überganges. Für uns ist es von Anfang an selbstverständlich, dass wir ein vollkommenes Wort Gottes in der Hand haben, dass wir eine überhimmlische Berufung haben. Jene Gläubigen aber, an die diese Worte ganz direkt als Zuspruch gerichtet waren, lebten ja bis dato in vielen Fragen noch im Ungewissen, in jedem Fall aber waren sie Zweitrangige nach Israel.
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Als Gäste u nd Verweilende hatten sie zwar die Vergebung ihrer Sünden durch das Blut Jesu, doch im Fleisch waren sie spürbar zurückgesetzt, teilweise sogar ausgeschlossen. Dies tat mit Sicherheit sehr weh, es waren dies ja keine in Jahrzehnten gerifte Geschwister, sondern in der Regel eher noch jung im Glauben stehende Gläubige aus den Nationen.
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Wenn wir dem Gedanken nachgehen, "Was wäre gewesen, wenn Israel den Herrn als seinen Messias angenommen hätte", so kämen wir zu dem Schluss, dass wir alle heute immer noch als Gäste und Verweilende angesehen würden!
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Doch wie herrlich geht Gott Seinen Weg, auch wenn er oft schwer erscheint und durch tiefe Täler führt. So beschreibt Paulus das Handeln und die Wege Israels derart: "Um sie. zur Eifersucht zu reizen, wurde durch ihre Kränkung den Nationen die Rettung zuteil" ([[Röm 11:11]]b)!<br/><br/>
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:'''''"sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes."'''''
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Israel, vertreten durch die große Masse des Volkes, geht seinen Weg in die völlige Verstockung. Nach der Verwerfung und Kreuzigung ihres Messias und nach dem nochmaligen Angebot zur Umkehr in der Apostelgeschichte, und auch dessen Ablehnung ist Israels Weg als Nation eine lange Zeit unterbrochen.
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Entgegen vielfach vertretender Meinung, dass die Königreichsgemeinde zum Zeitpunkt der Niederschrift des Epheserbriefes nicht mehr existierte, sehen wir keinen ausreichenden biblischen Grund - vielmehr lesen wir im Brief an die Kolosser, der ja etwa zur selben Zeit wie der Epheserbrief geschrieben wurde, dass sich in der Umgebung Pauli auch Gläubige aus Israel befanden, die klar dem Königreich zugeordnet waren wie Markus, der Vetter des Barnabas, oder Lukas, der Arzt, der die Apostelgeschichte schrieb ([[Kol 4:10]].11.14).- Selbst im Philipperbrief, der ca. ein halbes Jahr n ach dem Epheserbrtief geschrieben wurde, lesen wir, wie Paulus ganz selbstverständlich von Gliedern der Königreichsgemeinde umgeben war und von diesen berichtet (lies [[Phil 4:1]]-3) und bedenke, dass Herausgerufene für die Körperschaft Christi '''niemals''' in der Rolle des Lebens stehen können, da dies ja lange vor der Existenz der Rolle des Lebens von Gott ersehen waren zu einer überhimmlischen Berufung!). Petrus schrieb seine beiden Briefr im Jahr 65 und 66, also drei bis vier Jahre nach dem Epheserbrief; Johannes hat seine drei Briefe sogar erst im Jahr 85 geschrieben, also 23 Jahre nach dem Epheserbrief!" Dies waren aber keine Briefe an nicht mehr existierende Gemeinden, im Gegenteil, Gottes Wort zeigt uns doch klar und deutlich deren unverminderte Existenz!
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Dass es dabei Spannungen zwischen den Gläubigen der Königreichsgemeinde und denen der Körperschaft Christi gab, erkennen wir in [[Kol 4:11]]; doch gerade diese Spannungen zeugen von dem sehr unterschiedlichen Inhalt der jeweiligen Botschaft - war die ein doch irdischer Natur, wogegen die andere in die Überhimmel zielte, also zwei ganz unterschiedliche Ebenen.<br/><br/>
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Die bisherigen Heiligen und Glieder der Familie Gottes waren die herausgerufen Gläubigen aus Israel, die eine überhimmlische Erwartung hatten: "Mitbürger" bedeutet, dass wir, die aus den Nationen, mit NIederschrift dieses Briefes mit ihnen zusammengeschlossen wurden.
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Zwar existierte die Königreichsgemeinde weiter, wie wir ja gestern biblisch untermauert haben, doch Gottes Augenmerk git voll und ganz der Körpergemeinde Christi; diese rückt solange in den Mittelpunkt des Geschehens, bis deren Vollzahl erreicht ist bzw. die Vervollständigung eingehe. Danach erfolgt die Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft, und danach gilt Gottes Handeln wieder Israel, indem er die auf Sparflamme existierende Königreichsgemeinde wieder zu vollem Leben erweckt.
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Die Gläubigen aus Israel, die eine überhimmlische Berufung haben, stehen also zusammen mit denen aus den Nationen im Mittelpunkt. Ihr gemeinsames Bürgertum ist droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Darauf sollen sie auch ihre Gedanken richten, darauf sollen sie sinnen, und das soll auch Inhalt ihrer Freude sein.
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So herrlich und so hoch über dieses Bürgertum auch erscheinen mag, so sehr sollten wir uns davor hüten, Israels irdisches Bürgertum abzuwerten. Denn Glieder der Familie Gottes sind ja auch sie! Die unterschiedlichen Ebenen, auf denen die beiden herausgerufenen Gruppen arbeiten, nämlich irdisch und überhimmlisch, berechtigen niemanden, den anderen geringer zu achten oder sein Berufungsgut als höher zu bezeichnen - die wäre Hochmut! "Familie Gottes" zu der '''alle''' gehören, heißt Zusammenhalt und gegenseitige Achtung - haben wir doch, beide Gruppen, das gleiche Ziel unter demselben Herrn vor Augen!<br/><br/>
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===Eph 2:20===
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:'''''"aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten."'''''
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Wer die Königreichsgemeinde vollkommen ausschließt, tut sich bei der Auslegung des obigen Wortes schwer, muss er es doch so biegen, dass aus der "Mehrzahl" der Apostel und Propheten die "Einzahl" geworden ist, nämlich nur noch Paulus.
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Wenn wir jedoch unseren Gedanken der letzten Tage folgen und die Königreichsgemeinde als Teil der aus Vers 19 benannten Familie Gottes sehen, so braucht unserem Leitvers keine Gewalt angetan werden, er hat so, wie ihn Gott dem Paulus eingab, seine volle Bedeutung - denn die Familie Gottes ist eben auf der Grundlage der Apostel und Propheten der Beschneidung zum ersten aufgebaut, mit dem Ziel, die irdische Königsherrschaft Christi aufzurichten, und weiter baut dann Gott die Familie Gottes auf Paulus auf, der von sich schreiben kann:
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::"gemäß der mir von Gott gegebenen Gnade lege ich als weiser Werkmeister den Grund..." ([[1Kor 3:10]]).
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Dass Paulus ein Apostel ist, ja der Apostel der Nationen, ist uns allen klar; dass Paulus auch Prophet war und Prophetenworte aussprach, geht aus [[1Kor 13:9]] hervor.
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Petrus und seine Mitapostel der Beschneidung legten den Grund für das irdische Königreich - Paulus wurde von Gott berufen, den Grund als weiser Werkmeister für die überhimmlisch berufene Körpergemeinde Christi zu legen. Diese beiden Grundlagen gilt es, heute fein säuberlich auseinander zu halten, bzw. gem. [[2Tim 2:15]] sich zu befleißigen, sich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet!<br/><br/>
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:'''''"dessen Schlussstein der Ecke Christus Jesus ist,"'''''
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Das griechische Wort "akro goniaios" heißt wörtlich "Haupt- oder Schlussstein", ein anderer Übersetzer schreibt "Eckspitz".
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Paulus legt, wie wir gesehen haben, den Grund, und von diesem Grund heißt es dann weiter: "Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus" ([[1Kor 3:11]]). In dem Korintherbrief sehen wir also unseren Herrn. als Grundstein, jenen Stein, auf den es ankommt, auf dem jeder folgende Stein basiert und seine Ausrichtung sowie Standvermögen erhält.
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Ohne Grundstein gibt es keinen Schlussstein - es gebe also jeder von uns Obacht, wie er auf diesen Grundstein baue! In [[1Kor 3:12]]-13 sind edle Baustoffe wie Gold, Silber und kostbare Steine benannt, aber auch brennbare Stoffe wie Holz, Gras und Stroh! Und dann fährt Paulus weiter fort: "eines jeglichen Werk wird offenbar werden; denn der Tag wird es offenkundig darlegen, weil es im Feuer enthüllt wird" ([[1Kor 3:13]]).
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Hier steht offenkundig der Wandel auf dem Prüfstand, denn jeder, der diese Offenlegung seines Aufbauens über sich ergehen lassen muss, steht ja als "Entrückter" vor seinem Herrn.
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Hier soll [[Phil 2:5]] vor unserem inneren Auge stehen: "Denn dies Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist"! Möge die Gesinnung des Grundsteines, unseres Herrn, uns alle tief durchdringen und soweit, wie nur irgend möglich, die unsere werden!<br/><br/>
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===Eph 2:21===
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:''''"in welchem das gesamte Gebäude, zusammen verbunden, zu einem heiligen Tempel im Herrn wächst;"''''
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Den Grundstein haben wir gestern als Schwerpunkt betrachtet, es ist unser Herr. Unser Leittext spricht aber von dem "Schlussstein" eines Gebäudes, bildlich gut vorstellbar an der Spitzform einer Pyramide, wo der buchstäblich letzte Stein der "Eckspitz" ist und damit die Pyramide vollendet. Damit steht vor unserem Auge das Bild eines Gebäudes, welches von. unten nach oben von unserem Hern durchdrungen ist - lieblicher geht es nicht!
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Da wir es bei der obigen Aussage mit bildlich "lebendigen Steinen zu tun haben, so liegt in dieser Aussage auch der Gedanke eingeschlossen, dass Christus als Schlussstein das Haupt der Körpergemeinde darstellt und dass von diesem Haupt bzw. Schlussstein aufbauende und zusammenbindende Kräfte jedem eingefügten Stein zufließen.
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Wenn wir bei diesen Worten an eine der letzten Worte der Bibel denken: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Ursprung und die Vollendung",  so sehen wir, dass nicht nur wir, als Körperglieder und Erstlinge, von dieser göttlichen Kraft von oben und unten umhüllt sind, nein, dass vielmehr die ganze Schöpfung diesem Prinzip unterliegt! Lassen wir diese tief im Herzen froh machende Tatsache so richtig auf uns einwirken. Glückselig, wer dies erkennen darf und sich darin freuen kann!<br/><br/>
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Gott hat gemäß Seinem Ratschluss von Anfang an gebaut; in der Körpergemeinde Christi Jesu findet der Bau einen der herrlichen Höhepunkte: Sie wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn!
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Wir kennen den buchstäblichen Tempel Israels, er wurde durch die Römer zerstört. Wir wissen auch um den neuen zukünftigen Tempel im irdischen Tausendjahrreich, der sich in Jerusalem befinden wird. Daneben gibt es noch massenhaft Tempel der sogenannten Christenheit (Kirchen), sowie der anderen Weltreligionen, die religiösen Kulten dienen.
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Der Tempel, von dem unser Leitvers spricht, ist der '''einzige''' Tempel, in dem Gott gegenwärtig wohnt!
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Nicht unerwähnt wollen wir hier lassen, dass der Seher Johannes auf der neuen Erde, der neuen Schöpfung, keinen Tempel mehr gewahrt ([[Offb 21:22]]). Dann wird nämlich "Gottes Zelt" bei den Menschen sein ([[Offb 21:3]]), Er wird also Selbst direkt bei den Menschen wohnen.
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Doch zurück zu dem Tempel, der uns betrifft, Hierzu lesen wir noch ein Wort aus [[1Kor 3:16]]-17: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wnn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilige, der seid ihr."
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Auch hier soll uns neben viel Wichtigerem das aufleuchten, dass der Tempel "im Herrn" wächst. '''Nur''' "in Christus" sind wir überhaupt "Tempel" und '''nur''' "in Ihm" können wir, zusammen verbunden, zu Ihn verherrlichendem Wachstum gelangen!<br/><br/>
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===Eph 2:22===
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:'''''"in Ihm werdet auch ihr mit auferbaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist."'''''
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Unser Aufbau geschieht laut unserem Textwort zum ersten "in Ihm" und zum zweiten "im Geist".
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Der Tempel im Tausendjahrreich, der ja wieder erbaut werden muss, ,versinnbildlicht mehr die Wiederzeugung Israels (siehe [[Joh 3:3]]), er ist ein Aufbau durch fleischliche Hände gemacht, sichtbar für jedermann. Man hört und liest zu diesem zukünftigen Tempel ja immer wieder, dass schon heute die Steine fertig behauen bereitliegen - ein Zeichen dafür, wie real dieser Tempel sein wird.
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Der Tempel, den die herausgerufene Körperschaft Christi darstellt, ist eine rein geistliche Sache, sie isit für die Welt. unsichtbar, aber für jeden Gläubigen im geist fassbar und im Herzen erlebbar. Jeder einzelnen Gläubige stellt diesen Tempel dar, weil der Geist Gottes in ihm wohnt.
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In [[1Kor 6:19]]-20 lesen wir: "Oder wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel des heiligen geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid mit einem hohen Preis erkauft worden; verherrlicht daher Gott auf jeden Fall in eurem Körper.
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Wie klar sagen uns doch obige zwei Verse, dass es Gottes Werk an uns ist, dass dieser Körper, in dem Geist Gottes wohnt, Ihm gehört, weil wir "erkauft" worden sind durch Sein Blut, und dass uns dies ein ständiger Ansporn sein soll, unseren Körper rein zu halten, um Ihn, den Vater, in Christus Jesus zu verherrlichen!
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"Im Geist" sind die Schlussworte dieses zweiten Kapitels; und diese beiden Worte leiten wunderbar über in das inhaltsreiche dritte Kapitel.<br/><br/>
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Lies weiter:<br/>
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[https://www.bibelwissen.ch/wiki/Der_Epheserbrief_-_Kapitel_3  '''3. Der Epheserbrief - Kapitel 3''']<br/><br/>

Aktuelle Version vom 8. Juni 2023, 09:35 Uhr

Abschrift: Der Epheserbrief in täglichen Andachten: Band I - II
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung:

2. Der Epheserbrief - Kapitel 2

Vom Tod zum Leben
Juden und Heiden eins in Christus

Vom Tod zum Leben

Eph 2:1

"Auch euch, die ihr tot seid euren Kränkungen und Sünden gegenüber,"

Das zweite Kapitel beginnt mit einem nicht enden wollenden Satz, der all unsere Aufmerksamkeit fordert. Zusammenfassend geht es darum, dass die beiden G ruppen, derer aus Israel und derer aus den Nationen, Kinder des Zorns waren und dass Gott beide durch bzw. in Christus rettet.

Wenn Paulus von "auch euch" schreibt, dann meint er damit uns, die wir n icht zum Bundesvolk Israel gehören. Wenn wir uns heute unseren Kränkungen und Sünden gegenüber im Glauben auch als tot sehen dürfen, so heißt das doch klar, dass wir vorher alle darin lebten. Es mag manche Gläubige stören, dass wie davon überzeugt sind, dass auch dieser dunkle Anfang, unseres Lebens Gottes. Wille und Weg mit uns ist. Hier ist Gott nichts außer Kontrolle geraten, hier wirkt auch keine finstere Macht eigenmächtig gegen Gott - vielmehr hat diese finstere Macht nur soviel Befugnis, wie sie dieser von Gott bewilligt ist. Den einfachen und klaren Beweis hierzu finden wir anschaulich im Buch Hiob!

Der Mensch unterliegt dem "Erfahrungsprinzip, d. h. er lernt aus der Erfahrung. Dieses Prinzip fing schon im Paradiesgarten Eden an. Der Lichtglanz der Liebe Gottes, Seine Güte und Gnade, ja alle göttliche Herrlichkeit musste uns auf dem dunklen Hintergrund von Kränkung und Sünde, von Feindschaft und Widerspenstigkeit erstrahlen. Nur vor diesem dunklen Hintergrund sind wir fähig, dass wir erkennen und dass unsere Herzen in Lobpreis und Dank, ja in tiefer Liebe zu Gott überfließen.

Wenn wir heute auf unser Leben zurückschauen, so sollen wir lernen und erkennen, dass nichts sinnlos war! Schon Salomo sagte, "ein jegliches hat seine Zeit":

"Er aber tut alles fein zu Seiner Zeit und lässt ihr Herz sich ängstigen, wie es gehen solle in der Welt; denn der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende" (Pred 3:11).

"...die ihr tot seid...", dieses Wort soll uns heute beschäftigen. Hierzu ein eigenes Erlebnis: Vor vielen Jahren brachte ich eine sehr alte Glaubensschwester von einer Bibelstunde nach Hause. Auf dem Heimweg fragt sie mich überraschend, ob ich denke, dass sie gerettet sei... sie habe so starke Zweifel, weil sie ein Erlebnis aus ihrer frühen Jugend ständig quäle!

Kennen auch wir solche Zeiten, wo vor uns die Vergangenheit aufsteigt und uns Zweifel überkommen? Ich dachte damals, dass solch eine alte Glaubensschwester doch längst Gewissheit haben müsste!

Nun ist es eine Tatsache, dass wir die Zielscheibe der Finsternismächte sind und diese genau wissen, wie anfällig wir gegen Einflüsterungen solcher Art sind. Dabei nutzen diese Mächte aus, dass wir hier auf Erden ja im Glauben wandeln, d. h. unser sichtbares Fleisch steht bis zum buchstäblichen Tod unter dem Gesetz der Sünde, und nur unser Glaube kann über diesen Zustand triumphieren.

Unser Glaube weiß, dass wir in der Gnade Gerettete sind, dass wir mit Christus gestorben sind, ja dass wir mit Ihm zusammen durch die Taufe in den Tod begraben wurden - und unser altes Leben damit vor Gott nicht mehr existiert! Diesem Glauben steht aber täglich das sichtbare Fleisch gegenüber, und die bedeutet Kampf!

Nehmen wir daher. zu unserem Leitvers noch ein Wort aus Röm 6:11 mit in den Tag: "Rechnet damit, dass ihr selbst der Sünde gegenüber tot seid, aber lebend für Gott in Christus Jesus, unserem Herrn!"

Weil wir wissen, wie schwierig gerade dieser Glaubensschritt ist, den wir gestern betrachteten, wollen wir noch bei diesem Thema bleiben. Wir stoßen ja immer wieder auf Schriftworte, die uns einmal eine abgeschlossene Tatsache aufzeigen, und im Gegensatz hierzu werden wir in anderen Schriftstellen aufgefordert, diesen Tatbestand erst durch eigenes Mühen herzustellen.

Unser Leitvers sagt uns, dass wir tot sind, also ein im Glauben vollzogener Vorgang. Doch in Kol 3:5 werden wir aufgefordert: Ertötete daher in euren Glieder...", also ein noch nicht abgeschlossener Vorgang. Ein anderes Beispiel: In Gal 2:20 lesen wir: "Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt", also eine fertige Tatsache; doch schon wenig weiter in Gal 5:24 heißt es: "Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch...." , also wiederum etwas Unfertiges, wo wir selber noch handeln sollen!

Diese beiden Beispiele zeigen uns deutlich einmal unsere Stellung in Christus, in der wir alles haben und alles in Ihm sind - diese Stellung gilt es im Glauben festzuhalten - zum anderen wird aber unser Wandel angesprochen, in dem wir den Glauben auch ausleben sollen. Praktisch sieht das so aus:

Obwohl mein Glaube ergreift, dass ich den Sünden. und Kränkungen gegenüber tot bin, muss ich diesen Glauben täglich gegen das sichtbare sündige Fleisch verteidigen. Das Unsichtbare muss über das Sichtbare siegen! "Tag für Tag sterbe ich", bezeugt Paulus den Korinthern und geht uns damit in unserem täglichen Kampf voraus. Damit darf unser Wandel ein ständiges "Hineinwachsen in Ihn" sein, ein ständiges Wachsen im Glauben und ein Vertrauen auf Sein Wort.

Mögen wir darin zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit sein!

Wohin uns dieser tägliche Kampf des Glaubens letztlich führen soll, zeigt uns in ergreifender Weise Kapitel 7 des Römerbriefes. Tief lässt uns Paulus hier in sein Inneres blicken; und es erscheint uns fast unwirklich, was hier offenbar wird, wenn wir die vorausgehenden Kapitel lesen.

Paulus ringt einen Kampf gegen das sichtbare Fleisch: "Denn nicht das, was ich will, setze isch in die Tat um, sondern das, was ich hasse, tue ich" (Röm 7:15). Diese negative Beschreibung der Auswirkungen im Leben des Apostels wiederholt sich in Vers 18-19. Fast spannend beschreibt Paulus diesen Konflikt in sich und stellt fest, dass nicht er es ist, der das Üble tut, sonder die ihm innewohnende Sünde (Röm 7:20) oder "das Gesetz der Sünde" (V. 23b). Wir spüren fast hautnah, wie wir in diesen Kampf mit hinein genommen werden, und wir fühlen auch die Verzweiflung mit, die Paulus über seine Unfähigkeit zum Ausdruck bringt, nämlich auch so zu handeln, wie es sein erleuchteter Geist möchte.

Zum Gipfel der Verzweiflung führt uns der Aufschrei in Röm 7:24: "Ich elender Mensch! (oder besser Wort für Wort übersetzt "Elender ich Mensch!") Was wird mich aus dem Körper dieses Todes bergen?"

Die jubilierende und allen Schmerz und fragen tilgende Antwort folgt in Vers 25 durch ein Wort: "Gnade!"

Paulus darf wegsehen von sich und damit hin auf Ihn, den Anfänger und Vollender! Auf die tiefe Verzweiflung folgt dann auch postwendend Jubel, Dank und Anbetung.

Möge doch auch uns allen heute so richtig zu Herzen gehen, was Paulus in diesen Versen schreibt, gipfelt darin: "Nichts demnach ist nun denen zur Verurteilung, die in Christus Jesus sind" (Röm 8:11)!

Eph 2:2

"...in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Äon dieser Welt,"

Äonen sind Zeitläufe, die der ewige Gott gesetzt hat, damit wir als Seine Geschöpfe Seinen Heilsplan auch zeitlich einordnen können. Wir wissen, dass es neben den Äonen noch andere Zeitabschnitte gibt wie z.B. die Fristen oder die verschiedenen Verwaltungen. Jedoch die Äonen sind die längsten Zeitmarkierungen - der jetzige Äon begann nach der Sintflut und findet sein Ende mit der Wiederkunft Christi.

In Gal 1:4 lesen wir, dass es sich heute um den "gegenwärtigen bösen Äon" handelt. Dieser Äon ist böse, weil er dem Widerwirker unterstellt ist. Gottes Wort nennt diesen Fürsten der Finsternis den "Gott dieses Äons, der die Gedanken der Ungläubigen blendet, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle" (2Kor 4:4).

Auch wir wurden in diesen bösen Äon hineingeboren, auch wir standen - ohne selber wählen zu können - unter dem Einfluss des Gottes dieses Äons udn wandelten demgemäß. Kein Mensch kann sich mit eigener Kraft aus diesem finsteren Machtbereich herauslösen, dies wollen wir hier mit Nachdruck betonen. Auch der stärkste menschliche Wille und die größte Anstrengung schaffen dies nicht, wenn nicht eine Macht von außen helfend eingreift. Zwei Worte aus dem Evangelium des Johannes belegen dies sehr klar:

"Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den derselbe ausgesandt hat!" (Joh 6:29)
"Niemand kann zu Mir (Jesus) kommen, wenn der Vater, der Mich gesandt hat, ihn nicht zieht." (Joh 6:44).

"Gemäß dem Fürsten des Vollmachtgebietess der Luft."

Viele Gläubige haben Furcht, zu viel oder überhaupt über dieses Geschöpf Gottes zu reden, welches von dem Schöpfer so geschaffen wurde, dass es widerwirkerisch handeln musste; doch dazu ist kein Grund vorhanden. Es scheint uns vielmehr wichtig, dass wir, soweit es uns Gottes Wort offenbart, über sein Wesen in formiert werden (dienlich ist hierzu auch unsere Schriftenreihe: "Wer ist Satan?").

Mit der Bezeichnung in unserem Leitvers wird der Name oder Titel dieser gottwidrigen Macht benannt. Eine Vollmacht kann man sich ja bekannterweise nicht selber erteilen, dafür muss in jedem Fall eine höhere Instanz vorhanden sein, die diese Vollmacht erteilt. Satan konnte sich dies also nicht selber erteilt haben! Wir haben keinen Grund, vor dieser Macht eine falsche Scheu zu haben, aber wir sollten sie gleich Paulus ernst nehmen.

Wenn wir bedenken, in welch kindlicher Weise die Kinder dieser Welt ihren Fürsten karikieren und damit verhöhnen, nämlich derart, dass sie ihn mit Hörnern und Pferdefuß darstellen, so wundert es nicht, dass sie ihm so machtlos preisgegeben sind und Tag für Tag mehr sein grausames Wesen annehmen.

Wir, die wir aus seinem Machtbereich herausgenommen sind, haben keine Veranlassung, diesen Bevollmächtigten zu fürchten, aber auch keinen Grund ihn zu verachten, muss er doch seine Rolle nach göttlichem Willen zu Ende spielen, was wir ja gerade in unserer heutigen Zeit sehr anschaulich mit verfolgen können. Dass dabei seine Rolle auch uns in Christus Gläubigen dienlich ist, wird oft wenig bedacht, doch dient sie uns ohne Zweifel zur inneren Ausreife, wie wir dies noch im letzten Kapitel des Epheserbriefes sehen werden.

"...des Geistes, der nun in den Söhnen der Widerspenstigkeit wirkt"

ES ist heute derselbe angesprochen, den wir gestern als Fürsten des Vollmachtsgebietes der Luft sahen. Wie wir schon vorgestern zitierten, blendet dieser Geist die Gedanken der Ungläubigen, damit ihnen der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus nicht erstrahle (nach 2Kor 4:4).

Mir, dem Verfasser, wurde von einem älteren Herrn, einem Bekannten meiner Familie, einmal gesagt: "Ich würde schon gerne glauben wollen, aber ich kann es einfach nicht!" Solche Aussagen erschüttern einen zuerst, doch im Licht der Bibel wird deutlich, dass wir alle vom Wirken Gottes abhängig sind und wir nichts von uns aus tun können. Jeder Mensch ist von Gott in eine Ordnung hineingestellt worden (sieh 1Kor 15:23), und jeder Mensch wird auch entsprechend dieser Ordnung zum Glauben kommen bzw. gerettet werden. Es stimmt uns sicherlich traurig und belastet uns auch, wenn wir Verwandte oder liebe Bekannte haben, an denen jeder Versuch, sie auf den Glaubensweg zu führen, scheitert. Oft ist es nicht einmal harte Ablehnung, wie wir oben an dem Beispiel sahen, sondern einfach das Unvermögen, Gottes Wort Glauben zu schenken. Hier wird für uns die Hand des Gottes dieses Äons sichtbar, die sich dazwischen schaltet und der die Gedanken blendet, damit die Wahrheit nicht erkannt oder geglaubt werden kann.

Über alle Traurigkeit, die uns bei solcher Verblendung überkommt, dürfen wir aber immer wieder unser Blicke auf das Wort richten: "Denn Gott schließt alles zusammen in Widerspenstigkeit, damit Er Sich aller erbarme" (Röm 11:32).

Eph 2:3

"(unter denen auch wir alle einst in den Begierden unseres Fleisches einhergingen,"

Die Begierde ist von Anbeginn der Schöpfung in dem Fleisch. Von Eva lesen wir: "Da sieht das Weib, dass der Baum gut ist zur Speise und dass er den Augen Gelüste macht" (1Mo 3:6). Die Augen sind ja ein Teil des Fleisches, ja sie sind neben den Ohren ein wichtiges Einfallstor für all das, was in uns die Begierde weckt.

Die große Frage, die ja immer zu heftigen Meinungsverschiedenheiten führt, ist die, ob Gott als der Schöpfer aller Dinge dies bewusst so gewollt hat oder ob Er es dem Geschöpf überlassen hat, durch entsprechendes Verhalten und durch Willensstärke den Versuchungen und Verlockungen zu widerstehen. Wenn wir mit dieser Frage wiederum ganz am Anfang im Paradiesgarten beginnen, so kommen zwei Schlussfolgerungen in Frage: Im ersten Fall hätte Gott in sein ersten Menschenpaar (und damit auch in alle folgenden Menschen) zu hohe Erwartungen gesetzt, sie unterlagen den Begierden des Fleisches und Gott hat einen Fehlschlag geerntet. Im zweiten Fall entspricht das Fehlverhalten Evas voll dem Willen Gottes, die folgende Austreibung aus dem Paradies, die Herrschaft des Fürsten der Finsternis über die Welt und damit auch über die Menschen ist ein Teil des göttlichen Ratschlusses.

Wir wissen um die große Zahl jener Schriftworte, die uns auffordern, selber etwas zu tun, u m die Begierden des Fleisches auszuschalten. All diese Worte bestärken natürlich jene Geschwister, die. unsere zweite Version ablehnen und die Schuld dem Geschöpf Mensch zuschreiben. Doch andererseits wissen wir auch um die Worte des Apostels Paulus in Eph 1:11, die bezeugen, dass Gott "alles" nach dem Ratschluss Seines. Willens bewirkt; und wenn wir hierzu auch noch die Folgeaussage auf uns wirken lassen, "damit wir zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit seien", so müssen wir einfach ausschließen, dass Gott hier etwas misslungen sein könnte, dass etwas eintraf, was nicht Seinem Plan entsprochen hätte!

Wenn wir, auf dem gestrigen Tag aufbauend, uns zu der zweiten Version bekennen, nämlich dass Gott alles gemäß Seinem Willen und Ratschluss bewirkt, dass also auch unser sündiges Fleisch in dem Wort "alles" eingeschlossen ist, so müssen wir uns auch den daraus aufkommenden Fragen stellen.

Nirgendwo in der Schrift finden wir positive Aussagen über das Fleisch, im Gegenteil! Wenn wir Gal 5:19-20 lesen, so sehen wir, wohin uns das Fleisch führt. Betrachten wir die ersten Menschen, von Adam und Eva einmal abgesehen, so fällt uns sofort Kain ins Auge, an dem sich die Werke des Fleisches in schlimmster Weise erzeigen. Nun lautet ja das göttliche Urteil über das Fleisch wie folgt: Es wohnt nichts Gutes in ihm (nach Röm 7:18); es kann Gott nicht gefallen (nach Röm 8:8); es ist in Feindschaft gegen Gott (nach Röm 8:7); es nützt überhaupt nichts (nach Joh 6:63); seine Gesinnung ist der Tod (nach Röm 8:6). Diese Aussagen zeigen klar und deutlich, dass das Fleisch nie verbessert werden kann; sein Urteil lautet: Zum Tode bestimmt!

Je schneller und je gründlicher wir diese Tatsache erkennen, umso mehr Enttäuschungen bleiben uns erspart, und umso früher können wir unsere Kraft auf viel wichtigere Dinge ausrichten.

Erst mit dem natürlichen Tod hört die Wirksamkeit des Fleisches auf, es geht dahin zurück, wo es herkommt - zur Erde. Trotz dieser sichtbar verheerenden Wirkung erfüllt dieses Fleisch an uns eine große Aufgabe: Es lässt den Menschen seine völlige Unfähigkeit erkennen, aus sich heraus etwas Gutes zu vollbringen; es führt in Finsternis und elend und lässt den Menschen so seine Verlorenheit erkennen und bewirkt damit das Erkennen der Liebe Gottes. Und diese Liebe Gottes hat auch längst alles zur Rettung vorbereitet, ja sogar schon vollbracht, indem das Blut Christi für uns floss, welches als das des makellosen und fleckenlosen Lammes bereitstand, und zwar schon vor dem Niederwurf der Welt (nach 1Petr 1:19-20).

Nun bezeugt Vers 1 dieses Kapitels, dass wir heute schon tot sind unseren Kränkungen und Sünden gegenüber und damit auch den Begierden unseres Fleisches. So steht dem Gläubigen schon zu Lebzeiten die Tür offen, dem buchstäblichen Tod des Fleisches vorzugreifen, allerdings auf geistlicher Ebene!

"Die aber Christus Jesus angehören, kreuzigen das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden" (Gal 5:24), oder: "In Ihm wurdet ihr auch beschnitten, nicht mit einer mit Händen gemachten Beschneidung, sondern durch das Abstreifen des Körpers des Fleisches in der Beschneidung des Christus" (Kol 2:11) und weiter: "...den wir sind die wahre Beschneidung, die wir in Gottes Geist Gottesdienst darbringen und uns in Christus Jesus rühmen und nicht auf Fleisch vertrauen, obgleich ich (Paulus) einst auf das Fleisch Vertrauen hatte" (Phil 3:3-4).

Diese drei Schriftaussagen zeigen uns den Weg auf, den wir gehen dürfen. Wenn wir wirklich "in Ihm" sind, wenn uns dieser herrliche Stand so richtig aufgegangen ist, dann dürfen wir im Geist auch Seinen Tod als den unseren betrachten, dürfen unser Fleisch am Kreuz "als gestorben" sehen, brauchen es nicht mehr zu beachten, sondern können vielmehr in Lob und Dank überfließen, dass wir in der Neuheit des Geistes wandeln dürfen. Als einst Verlorene und Verdammte sind wir damit in das Licht der Liebe Gottes gestellt, von der uns nichts mehr zu scheiden vermag, weil Gott für uns ist, weil Christus für uns starb, weil Er für uns vollbracht hat, zu was unser Fleisch nie und nimmer nur auch im Geringsten fähig gewesen wäre.

Heute stellen wir uns der schon fast berühmten Frage, warum wir dennoch an so vielen Stellen aufgefordert werden (wir erinnern hier schon im voraus an das Kapitel 4 unseres Epheserbriefes), selber etwas. zu tun, wo wir uns doch einfach nur für gestorben zu halten bräuchten.

Gestern haben wir "unsere Stellung in Ihm" angesprochen. In Ihm haben wir alles und sind alles! Doch diese Stellung, insofern wir sie uns auch wirklich fest zu eigen gemacht haben, will im Alltag ausgelebt werden, muss einen Ausfluss haben - und dies zeigt sich in unserem Wandel. Deshalb beginnt Eph 4 auch mit der Aufforderung, würdig der Berufung zu wandeln.

Im Wandel liegt also der Ausdruck unserer Dankbarkeit für das, was Gott für uns getan hat, er ist der Ausdruck für das, was wir in Christus sind und haben dürfen. Wandel soll eine Darstellung unseres Standes von einstmals bis hin zu unserer Stellung von heute sein. Da unsere Stellung aber "in der Gnade" bewirkt wurde, soll unser Wandel auch ein Stück Zurschaustellung der mannigfaltigen Weisheit Gottes sein.

Ein Mensch, der seine Lasten abgeben konnte, der in Christus gestorben ist, wird einen unbeschwerten Wandel führen können, sein Herz ist fröhlich; im Gegensatz hierzu trägt derjenige schwer, der sich immer noch mit sich selbst abplagt, sich selber ständig verbessern möchte, sein Schritt wird schwer sein.

Würdig wandeln heißt also, Christus im Glauben täglich mehr zu ergreifen, Ihm immer ähnlicher zu werden, weg von uns und hin auf Ihn zu schauen. Dies bezeichnet Paulus als den edlen Ringkampf, von dem er in 2Tim 4:7 berichtet.

"... den Willen des Fleisches und unserer Denkart ausführten und von Natur aus Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen)."

Ohne die Freilösung durch Christi Blut, ohne das Ergriffenwerden von der Gnade Gottes wären wir immer noch das, was uns das obige Leitwort aufzeigt, nämlich Kinder des Zorns. Der Blick zurück in unsere Vergangenheit soll uns ja immer wieder zur Dankbarkeit anregen und uns anspornen, den edlen Ringkampf fortzuführen.

Früher wurden wir von unserem Fleisch und von unseren Sinnen geführt, heute jedoch soll uns der Geist Gottes führen. Dies ist aber nur soweit möglich, als wir diesem auch Raum in uns geben. Wer sich mit dem Wort Gottes beschäftigt, es liest und auch darüber nachdenkt, der kann dem Wirken des Geistes Gottes Raum geben; wer hingegen kaum oder gar nicht in der Bibel liest, wird automatisch von der Welt eingefangen, seine Gedanken beschäftigten sich mit den irdischen Dingen. Drastisch wird uns dies ja bei "Demas" aufgezeigt von dem es heißt, dass er Paulus verließ "aus Liebe zum jetzigen Äon" (2Tim 4:10). Damit will nicht gesagt sein, dass Demas unmoralisch oder schlecht wurde, er könnte auch ganz einfach nur von irgendwelchen Ämtern in Beschlag genommen worden sein, dass er keine Zeit mehr für Paulus hatte. Demas hat damit nicht seine Stellung in Christus verloren, diese ist ja ein Gnadengeschenk Gottes und beruht auf der Vorherbestimmung (Gott kann Sich ja nicht in Seiner Auswahl irren), aber er wurde durch irdische Dinge abgelenkt, fühlte sich vielleicht durch menschliche Ehre geschmeichelt, der jetzige Äon zog ihn ganz einfach in seinen Bann!

Mögen wir die Lehre Gottes, unseres Retters in allem schmücken (Tit 2:9-10), damit wir nicht zu Seiner Unehre unser Erdenleben fristen sondern als ein Schmuckstück Seiner Lehre wandeln mögen!

Eph 2:4

"Gott aber, der so reich an Erbarmen ist -"

Die Worte unseres Leitverses lenken unsere Blicke auf die Herrlichkeit unseres Gottes. Hinter allem Unrecht, hinter aller Sünde und hinter tiefster Finsternis stehen immer noch die beiden Worte "Gott aber" und zeigen, dass Gott immer Wege offen hat!

Auch für die einstmals und heute noch Widerspenstigen ist Er reich an Erbarmen. Unser Augenmerk müssen wir bei diesen Worten auch auf Israel richten, wobei uns Röm 11 wichtig werden muss. Israels Widerspenstigkeit, d. h. deren Kränkung, ist nämlich der Welt Reichtum, u nd Israels Niedergang ist der Reichtum der Nationen Röm 11:12). Unsere gegenwärtige Gnade hängt also mit Israels Widerspenstigkeit zusammen, denn Röm 11:31 zeigt uns, dass Israels Widerspenstigkeit gegen das uns gewährte Erbarmen gerichtet ist - auf dass auch sie (Israel) Erbarmen erlangen sollten. Und dann folgt die so wichtige und grundlegende Aussage in Röm 11:32: "Denn Gott schließt alle zusammen in Widerspenstigkeit ein, damit Er Sich aller erbarme." Zu Recht erfolgt danach die köstliche Aussage: "O Tiefe de sReichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!" (V. 33).

Klar und deutlich zeigt uns Gottes wort auf, dass Gott den dunklen Hintergrund benützt, um uns darauf den Reichtum Seines Erbarmens aufstrahlen zu lassen. Lasset uns deshalb nicht verzagen, wenn wir gerade heute immer mehr von einer Welt voll Widerspenstigkeit gegen Gott umgeben sind - hinter allem strahlen hell die beiden Worte auf:

"Gott aber!"

"um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt"

Der gestrige und der heutige Leitvers zeigen uns Gott in Seinem Handeln gegenüber dem Unvermögen und Versagen der Menschen. Zwei Wesensarten Gottes werden dabei vor uns offenbar: Sein Reichtum an Barmherzigkeit und Seine unendliche Liebe!

Für die Beurteilung von uns Menschen würde die Bezeichnung "Kinder des Zorns" ausreichen, um das Urteil auszusprechen und den Fall abzuschließen. Für Gott aber ist Verurteilung nie das letzte Wort. Wie unendlich wohltuend klingen doch in den Ohren eines Verurteilten die Worte "Erbarmen" und "Liebe"!

Aber auch Liebe kann nur dort in ihrer ganzen Schönheit erstrahlen, wo vorher Feindschaft und Hass war. Es ist kein Kunststück, den zu lieben, der sympathisch wirkt oder der einem gar auch Liebe entgegenbringt. Anders ist es jedoch, den zu lieben, der einen hasst.

Gottes Liebe gipfelt in der völligen Selbstentäußerung und Dahingabe Seines Sohnes. Für uns, die wir voll Widerspenstigkeit waren, gab Er Sich dahin zum Ersatz-Lösegeld für uns alle! Wie könnten wir Menschen je Gottes Liebe verstehen, wenn Er sie uns nicht so sichtbar am Kreuz vor Augen gestellt hätte! Und nun geschieht das. Wunder der Weisheit Gottes, dass nämlich diese Liebe, die ja in unsere Herzen ausgegossen ist, groß und größer wird, dass sie Gegenliebe erzeugt und uns befähigt, Gott zurück zu lieben. Wie mag es doch das Herz des Vaters erfreuen, wenn diese Gegenliebe heute schon zu Ihm emporsteigt und wenn sie sich weiter auch jetzt schon an den immer noch Widerspenstigen übt und diese einschließt und umhüllt!

Eph 2:5

"(die wir den Kränkungen und Begierden gegenüber tot sind) - "

Die Haltung, dass wir uns im Glauben entsprechend dem obigen Text für tot halten, ist so wichtig, dass sich der Text vom ersten Vers dieses Kapitels her hier wiederholt.

Einst waren wir, Israel und die Nationen, unter das Gesetz gestellt. Es war dies ein Dienst des Todes, wie es 2Kor 3:7 bezeugt, denn u nter dem gesetz gibt es keinen einzigen Gerechten (Röm 3:10). Tot sein heißt entsprechend unserem Leitvers, dass wir dem Gesetz gestorben sind, auf dass wir Gott leben. Zusammen mit Christus bin ich gekreuzigt (Gal 2:20), das Kreuz führt also die alles entscheidende Wende herbei; einst sklavte ich unter dem Gesetz dem Gesetz, jetzt bin ich gemäß Röm 7:4 dem Gesetz gegenüber durch den Körper des. Christus. zu Tode gebracht. Unser heutiger Stand ist also der: "Nun aber sind wir, als Gestorbene, des Gesetzes enthoben (in welchem wir festgehalten wurden), so dass wir in Neuheit des Geistes sklaven und nicht in Altheit de Buchstabens" (Röm 7:6). Beglückt dürfen wir weiter wissen: "Ich lebe, aber doch nicht mehr ich, sondern in mir lebt Christus" (Gal 2:20).

Lasst uns heute froh darüber werden, wie eng wir doch mit Christus verbunden und verwoben sind! Nicht mehr unser altes Leben gilt, nicht mehr die Kränkungen und Begierden, all dies ist tot! Dafür ist Christus unser Leben, in Ihm sind wir lebendig gemacht, unser Leben ist zusammen mit Ihm in Gott verborgen; in Ihm sind wir heute schon in den Überhimmeln niedergesetzt - diese atemberaubende Aussage der Schrift (die wir ja in der Folge des Epheserbriefes noch eingehend betrachten werden) ist ein gewaltiger Akt des Glaubens! Auf der einen Seite tot, auf der anderen Seite über allen Himmeln in unserem geliebten Herrn lebend - dies ist wahrhaftig geistlich überströmender Reichtum!

"Er macht uns zusammen lebendig in Christus"

Die vergangenen Verse waren geprägt von den Worten "ihr" und "wir". Mit "ihr" spricht Paulus die Gläubigen aus den Nationen an, mit "wir" meint er die aus Israel, wozu er sich als Benjaminit ja auch zählte. Zwischen beiden Klassen bestand früher eine fast unüberwindliche Scheidewand, war Israel doch das von Gott aus allen Nationen auserwählte Bundesvolk.

Mit dem Wort "zusammen" aus unserem Leitvers vollzieht sich etwas Bedeutsames: Israels Vorrangstellung wird eingerissen, und beide, nämlich eine Auswahl aus Israeal und aus den übrigen Nationen, werden gleichberechtigt ohne Beachtung der Nationalität zusammen zu einer Einheit v erschmolzen!

Zwar existiert immer noch die unter Petrus bestehende Pfingstgemeinde - sie stellt ja nach der völlige Beseitestellung Israels die Proklamation für das verheißene irdische Königreich dar, und ihr Bestehen läuft parallel während der gesamten Dienstzeit Pauli weiter (siehe Kol 4:14; Phil 4:3) - doch das Augenmerk und das Handeln Gottes richtet sich jetzt voll auf die Herausgerufenen, die den Körper Christi darstellen.

Die Körperschaft Christi ist eine geistliche Einheit, die nichts mehr mit Nationalität zu tun hat, sondern souverän auf der Auswahl und Vorherbestimmung Gottes beruht. Ihr gemeinsames Fundament, auf dem Paulus jetzt weiter aufbaut, ist der gestrige Vers: "Auch wir, die wir den Kränkungen und Begierden gegenüber tot sind"! Der Aufbau beginnt mit dem Wort "zusammen"! Damit werden im Folgenden drei gewaltige Rettungstat vor uns ausgebreitet, die uns die nächsten Tage zutiefst beglücken und erquicken sollen.

Die erste große Rettungstat heißt "zusammen lebendig in Christus"! Mit diesem Wort greift Paulus nicht in die Zukunft nach unserem buchstäblich körperlichen Tod, nein, er spricht unseren jetzigen Zustand an, unseren verlorenen, todesähnlichen Zustand Gott gegenüber, aus dem heraus Gott uns lebendig macht.

In der Regel (jedoch nicht ohne Ausnahme) bezieht sich Paulus bei solchen Aussagen auf geistliche Begriffe. Bei der körperlichen Lebendigmachung hätte Paulus das Wort "auferstehen" gewählt, wogegen er mit "auferwecken" die Seele meint und - nicht zu verwechseln - mit "lebendig machen" den Geist anspricht!

Nicht im Körper, sondern im Geist sind wir also lebendig gemacht. Anschaulich zeigt uns dies Röm 8:10, wo wir lesen: "Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Körper zwar tot der Sünde wegen, der Geist aber ist Leben der Gerechtigkeit wegen."

Wenn wir als heute schon Gläubige das Vorrecht haben, in Christus lebendig gemacht zu sein, wie darf dann unser Herz darüber jubeln, dass Gott verheißen hat: "Denn ebenso wie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden" (1Kor 15:22). Kein Gläubiger braucht um das Schicksal seiner ungläubigen Kinder, Verwandten oder sonstiger Menschen zu bangen, jedem ist letztlich eine herrliche Zukunft beschieden, nur eben einem jeden in der von Gott beschiedenen Ordnung und Zeitfolge - so lehrt es uns das Wort!

Geistliches Leben, wie wir es nun in dieser Gemeinschaft von Herausgerufenen haben dürfen, ist dies, dass unser Denksinn, der früher auf das Irdische ausgerichtet war, jetzt auf das sinnt, was dsroben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt (nach Kol 3:1ff). Was uns vorher wichtig war, wird unwichtig, und was uns nicht interessierte, wird nun ungemein spannend - das Wort Gottes!

"In Ihm" sind wir lebendig gemacht, das heißt, Er ist unser Leben in der Gegenwart und in der Zukunft.

Leben heißt aber auch sich regen, sich bewegen und nicht starr an einem Punkt stehenbleiben. Unsere Ohren, die vorher Gott gegenüber taub waren, sind nun hellhörig; unser Augen, die von den Begierden des Fleisches beherrscht wurden, suchen. Gottes Wort zu lesen; unser Mund, der gelästert hat, ist Ausgangstor für Lob, Dank und Anbetung, und unser Hände, Füße sind bereit zum Zeugnis Seiner Gnade und Güte gegen uns.

"Der Geist ist es, der lebendig macht", konnte schon Johannes bezeugen (Joh 6:63). Viele versuchen es umgekehrt, indem sie mit ihrem frommen Fleisch den Geist lebendig machen wollen, doch dieser Weg führt zum totalen Schiffbruch. Dort wo Gläubige noch bezeugen: Ich habe mich bekehrt... ich habe dies. und jenes getan... und immer wieder ihr Handeln rühmen, steht der Ruin noch aus, aber er folgt unweigerlich! Gottes Wort gestattet uns keinerlei Eigenruhm, weil wir ganz einfach alles von Ihm bekommen! Doch wenn wir "in Ihm" sind, also Er. unsere Mitte ist, dann strahlt es aus dieser Mitte heraus unweigerlich auch auf unseren Wandel ab - und nur dies kann der richtige Weg sein! (wenn - ja "wenn aber der Geist dessen (auch) in euch wohnt...." (Röm 8:11 ff).

"(in der Gnade seid ihr Gerettete),"

Fast etwas überraschend nimmt sich unser obiges Wort an dieser Stelle aus, doch mit dem gestrigen Tagesabschluss, d.h. den dortigen Aussagen, verstehen wir sehr gut, warum dieses Wort gerade hier steht.

Wo die Gnade erkannt wird, wo sie verherrlicht wird, da ist kein Raum mehr für Ichbezogenheit, für Vergleichen mit anderen Geschwistern oder Ruhm des Fleisches. Dafür steht das Wissen, dass alles ein Geschenk Gottes ist, dass alles Seiner unendlichen Liebe entspringt, mit der Er uns so unendlich lieb hat!

Wir sind in der Gnade Gerettete, damit sie sich an dem verherrlichen kann, an dem Törichten der Welt, dem Schwachen. und Niedriggeborenen, dem für nichts Gehaltenen, dem, das nichts ist. Und wie wird es einst sein, wenn wir in den Überhimmeln diese Gnade der unsichtbaren Welt zur Schau stellen, diesen Geschöpfen an unserem irdischen Leben demonstrieren dürfen, was Gnade aus0 einem elenden Sünder zu machen vermag.

Liebe Geschwister, freuen wir uns doch unendlich, dass wir uns in dieser Gnade gerettet wissen, dass es nicht mehr der Maßstab des Gesetzes ist, der entscheidet wie bei Israel. Freuen wir uns, dass diese Gnade nie mehr von uns genommen werden kann! Hüten wir uns aber im Gegenzug auch davor, überheblich jenen gegenüber zu sein, die noch nicht wie wir in dem Ausmaß erkennen durften, was Gnade bedeutet und beinhaltet!

Eph 2:6

"Er erweckt uns zusammen"

Damit kommen wir zu der zweiten großen Rettertat Gottes. Wie wir schon die letzten Tage erwähnt haben, bezieht sich "erwecken" in der Regel auf die Seele, d.h., dass, nachdem der Geist lebendig gemacht wurde, nun auch die Seele zu Neuem erweckt oder wach gemacht wird (siehe SWK S. 428).

Was die Seele ist, darüber herrscht eine recht bunte Meinungsvielfalt. Für viele kommt sie aus dem unsichtbaren Weltraum, stellt ein nicht beschreibbares Etwas dar und hat auch das Bestreben, dorthin zurückzukehren. Doch in Wirklichkeit ist es viel einfacher, wir brauchen nur Gottes Wort aufzuschlagen. Da lesen wir in 1Mo 2:7, dass Gott den ersten Menschen aus Erdreich formte und ihm dann Seinen Geist einblies. Danach heißt es, dass der Mensch zu einer lebendigen Seele wurde. Die Seele entsteht also aus der Verbindung von Körper und Geist, und wenn diese Verbindung (durch den Tod) wieder aufgelösst wird, ist die Seele für uns nicht mehr existent, sie geht ins Ungewahrte.

Die Seele ist der Sitz unseres Bewusstseins, unserer Empfindungen, Gefühle und unseres Begehrens. Beim geistlich toten Menschen werden alle diese Eigenschaften von unserem Fleisch beherrscht. Doch mit der Lebendigmachung unseres Geistes ist auch eine Erweckung der Seele notwendig; d.h. die Seele muss für die ganz neuen Einflüsse durch Gottes Geist empfangsbereit und empfindsam gemacht werden. In dem Maß, wie uns früher die irdisch/fleischlichen Dinge erfreuten, so sollen es jetzt die geistlichen Dinge tun.

Zusammen in der Einheit unseres lebendig gemachten Geistes und der erweckten Seele kann uns die Liebe Gottes überwältigen - beides zusammen mach dies erst möglich!

"Und setzt uns zusammen nieder inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus."

Mit dieser dritten Rettertat Gottes wird unsere Berufung nach oben deutlich. Es ist eine kaum fassbare Tatsache, dass jeder von uns, heute schon, im Geist dort oben in Christus Jesus niedergesetzt ist. Zu der von Gott festgesetzten Zeit wird dem Geist dann auch unser umgewandelter, der unsichtbaren Welt angepasster Körper buchstäblich folgen.

Was hat das für Konsequenzen für uns? Nun, eigentlich ganz selbstverständlich - nämlich, dass sich unser Geist (Denksinn) auch mit dem beschäftigt. Nicht umsonst lesen wir ja in Kol 3:1-3, dass wir das suchen sollen, was droben ist, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Und um die Wichtigkeit dieser Aufforderung zu unterstreichen, wiederholt Paulus die Aufforderung, auf das droben zu sinnen und nicht auf das auf Erden!

Es ist aber leider die praktische Erfahrung, dass es kaum Geschwister gibt, die bereit sind, sich über diese Dinge auszutauschen. Meist stoßen wir auf völliges Unwissen, auch Desinteresse oder nur sehr vage Vorstellungen. Lassen wir uns aus diesem Grund heute und hier doch erneut anspornen, uns gedanklich in unserer zukünftigen Heimat zu bewegen, darin zu leben! Lesen Sie, liebe Geschwister, doch einfach nochmals unser Heft "Unsere überhimmlische Berufung" (bei uns jederzeit erhältlich), und lassen Sie sich von den dort gemachten Aussagen neu anregen und beleben.

Als ich vor Jahren den greisen Bruder Jaegle im Elsass besuchte - er konnte schon nicht mehr buchstäblich schreiben - sagte er mir, dass er trotzdem in Gedanken weiterschreibt und sich vorstellt, wie er vor der unsichtbaren Welt Zeugnis ablegen kann. Dieser Bruder lebte wahrlich schon, für jedermann sichtbar, in seiner oberen Heimat!

Eph 2:7

"um in den kommenden Äonen den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus zur Schau zu stellen."

Ein herrlicher Grund zum Nachdenken über das, was "droben" ist, bietet sich in unserem heutigen Text an, stellt er doch eine Aufgabe dar, die uns zufällt, allerdings er "in den kommenden Äonen". Damit ist gesagt, dass diese Aufgabe einen zukünftigen Charakter trägt.

Es darf aber schon heute Stoff unseres Nachsinnens sein, wie wir dereinst vor den himmlischen Bewohnern stehen werden, um ihnen zur Schau zu stellen, was Gottes Gnade aus elenden Sündern gemacht hat. Dabei soll es uns nicht traurig machen, wenn unsere irdischen Schwachheiten und unsere Sündhaftigkeit Anschauungsobjekt werden, im Gegenteil! Je tiefer die Finsternis war, aus der wir herausgezogen wurden, umso heller erstrahl die uns zuteil gewordene Gnade auf. Die Himmelsbewohner sollen erkennen, dass vor Gott keine Selbstgerechtigkeit zählt, dass kein Geschöpf aus sich heraus seinen gottgewollten Zustand erreichen kann, dass aber alle Geschöpfe das Erlösungswerk Christi annehmen dürfen und dass letztlich alle diese Gnade brauchen.

"Den alles übersteigenden Reichtum Seiner Gnade" heißt doch, dass es auch wirklich keinen größeren Reichtum gibt, den Gott zu verschenken hat. Es heißt aber auch, dass keine Finsternis zu finster und kein Geschöpf zu boshaft ist, als dass Gottes Gnade am Ende doch noch alles übersteigt.

Eph 2:8

"Denn in der Gnade seid ihr Gerettete, durch Glauben, und dies nicht aus euch,"

Zusammen lebendig in Christus, zusammen erweckt und zusammen niedergesetzt inmitten der Überhimmlischen - weil wir in der Gnade Gerettete sind!

Hier ist unsere herrliche Rettung dokumentiert, und zwar unwiderruflich und gültig für alle Zeiten. Es ist dies unser "Stand in Ihm", zu dem wir von uns aus nicht, aber auch gar nichts hinzufügen können.

Wer das Wort der Wahrheit nicht teilt, wie es uns 2Tim 2:15 anweist, wird schnell versuchen, uns mit Jak 2:24 zu widerlegen, denn dort steht mit Recht, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allen. Obwohl wir das Wort dort tatsächlich auch so lesen, wird von solchen Verfechtern leider versäumt, den ersten Vers dieses Briefes zu beachten, und dort steht ja klipp und klar, dass Jakobus an die "zwölf Stämme in der Zerstreuung" schreibt!

Es ist oft kaum verständlich, warum so viele Geschwister eisern auch für die Werke eintreten und warum so klare Worte wie unser Leitvers ohne Wirkung verhallen. Liegt es an dem einzelnen Gläubigen? Sind wir selber klüger als diese? Wir stehen doch auch dafür ein, dass Gott alles bewirkt, dass nichts aus uns kommt! Sind hier nicht doch noch Fragen offen, die wir nicht so einfach. mit dem Preisrichterstuhl erklären können?

In jedem Fall aber dürfen wir uns freuen, kund diese FReude sollte man uns auch anmerken. Gnade ist es, die uns rettet, und nicht die Werke des Fleisches!

"durch Glauben, und dies nicht aus euch, sondern Gottes Nahegabe,"

Gnade und Glauben gehören eng zusammen. Aber können wir selber solchen Glauben aufbringen, um all diese gewaltigen Aussagen auch wirklich zu erfassen? "Nicht aus euch!" sagt unser Leitvers und in 2Kor 4:7 schreibt Paulus: "wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit das Außerordentliche der Kraft sich als von Gott und nicht als aus uns erweise."

Unter dem Gesetz musste der sich Gott Nahende ein Opfer als Gabe darbringen - in der Verwaltung der Gnade, in der wir uns ja heute befinden, ist es Gott Selbst, der uns mit einer herrlichen Nahegabe entgegenkommt.

Die Gnade ist die Ursache, um deretwillen wir Gerettete sind, und der Glaube ist der Kanal, durch den us diese Nahegabe erreicht. Wir können zwar meinen, wenigstens den Glauben an die Wirksamkeit Gottes selbst aufbringen zu können, doch auch diese Meinung ist irrig, weil wir keinerlei Eigenruhm haben, er ist völlig ausgeschlossen.

Soe bleiben wir, auf uns gesehen elende Habenichtse, doch in Ihm, unserem Herrn und Haupt sind wir unendlich reich und herrlich gemacht. Ja, das Geringe wählt Gott aus, damit die überschwängliche Größe Seiner Kraft an uns sichtbar werde!

Eph 2:9

"nicht aus Werken, damit sich niemand rühme."

Dieses Wort könnte besonders für die Herausgerufenen aus Israel von Wichtigkeit sein, sind diese doch aufgrund ihrer Erziehung eng mit dem Gesetz verbunden und daher besonders gefährdet, sich in Werken zu verlieren. Wenn wir aber Teile unserer großen Landeskirchen und ebenso vieler kleiner Gemeinschaften ansehen, so erkennen wir schnell, dass gerade diese das obige Leitwort völlig missachten. Selbst der Glaube wird dort als ein Werk angesehen, und es heißt: Wer Jesus annimmt, sieht einer herrlichen Zukunft entgegen, wer Ihn jedoch ablehnt, geht in eine ewige Verdammnis oder gar Höllenqual.

Wir betonen, es geht hier um unsere Rettung und um unseren Stand in Christus Jesus. In der heutigen Verwaltung der Gnade kann sich niemand rühmen, diese Rettung durch Werke ve r dient zu haben, sonst wäre ja die Gnade entwertet.

Es behagt unserem Fleisch nicht, dass es unbrauchbar ist, dass es zu nichts nütze sein soll. Der Widerwirker unterstützt zudem dieses ständige Aufbegehren des Fleisches, doch etwas zustande zu bringen und damit doch auch eigenen Ruhm zu ernten. Doch halten wir uns immer wieder vor Augen, dass unser Weg ein Weg nach unten ist, dass es der Sterbensweg ist. Wer gestorben ist, braucht keinen Ruhm mehr und sucht ihn auch nicht, weder in der Welt noch vor Gott. Wenn wir also ganz unten sind oder in der hinteren Reihe stehen, dann fällt es uns auch viel leichter, Gott zu rühmen. Hinten oder unten. zustehen, birgt viel weniger die Gefahr in sich, Eigenruhm. zu suchen oder zu ernten, sich feiern oder bewundern zu lassen!"

Eph 2:10

"Denn wir sind Sein Tatwerk,"

Auf zweierlei Weise ist obiges Wort zu verstehen: Einmal sind wir ja prinzipiell dem Schöpfungsbericht entsprechend Sein Tatwerk, zum anderen sind wir durch unseren Glaubensweg zu einer neuen Schöpfung geboren, das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworfen (2Kor 5:17). Ist bei der Urschöpfung das Lebensprinzip die Seele, so ist es bei der neuen Schöpfung der Geist.

Im Zusammenhang mit unserem fortlaufenden Text ist hier der neue Mensch angesprochen, der in seinem Gnadenstand in Christus Jesu Gottes Tatwerk ist.

Erhaben stehen die Worte unseres Leitverses vor uns und betonen noch nachhaltig, dass es keinen Raum für einen anderen Ruhm gibt als den, der Gott gebührt.

Als Maler fertige ich, der Verfasser dieser Zeilen, immer wieder Ölbilder an. Dabei kopiere ich mit Vorliebe den Maler Spitzweg. Wenn dann nach vielen Wochen Mühe und Feinstarbeit solch ein Bild fertig wird, hänge ich mit Leib und Seele daran, und es scheint mir unmöglich, es herzugeben. Auch wenn der Vergleich hier schwach und menschlich erscheint, so muss ich bei diesen Arbeiten doch immer wieder an Gott denken, der auch uns mit aller Hingabe und Liebe geschaffen hat - allerdings mit dem Ziel, dass wir allezeit bei Ihm sein dürfen!

Wenn also uns Menschen unser eigenes Geschaffenes schon so sehr erfreut, uns so stark ans Herz wachsen kann (und dabei ist es ja nur tote Materie), wie sehr muss doch Gott das lieben, was lebendig ist, was Ihm antworten kann, Ihn zurückliebt!

"erschaffen in Christus Jesus"

"Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung" (2Kor 5:17). Zusammen mit unserem Leitvers erkennen wir, dass Gott hier keine Wiedergeburt eingeleitethat, sondern etwas total Neues schafft. Die Wiedergeburt (nach Luther) oder neue Zeugung (nach unserer KWG), wie sie uns Joh 3:1-8 vermittelt, ist die Voraussetzung zum Eintritt in das irdische Königreich. Eine Wiedergeburt kann nur der erleben, der vorher schon einmal geboren war - dies liegt ja in dem Wort "Wieder"-geburt offen zutage. Doch dieser Vorgang kann einzig und allein nur auf Israel zutreffen, denn Israel musste oder muss tatsächlich von neuem zum Glauben gezeugt werden, nachdem es radikal abgefallen war, vorher also bereits schon einmal gläubig war!

Die neue Schöpfung, von der Paulus, der Apostel der Nationen spricht, ist etwas ganz Besonderes, sie ist in Christus Jesus erschaffen, und sie befindet sich auch in Ihm. Dies ist wohl die innigste Verbindung, die es überhaupt für uns Menschen geben kann, und es fällt schwer, dies in menschlichen Worten zu beschreiben.

Es hat Gott gefallen, Seinem Sohn eine Schar Auserwählter und Vorherbestimmter zu geben, die Seinem Bilde gleich sind - aber nicht weil dieser besser wären als die übrigen Menschen, nein, weil sie "in Ihm" sind, weil Christus sie vollkommen mit seinem Werk abdeckt, weil jeder einzelnen nur noch "in Christus" zu sehen ist. Fasse dies, wer es kann!

Christus ist der Träger unserer neuen Schöpfung, Christus ist unser ein und alles - Dank und Anbetung sei dem Vater für diese Stellung, in die wir versetzt worden sind!

"für gute Werke"

Vorher, in u nserem alten Leben, waren wir seelische Menschn, gelenkt und beherrscht von unserem Fleisch. Die Werke des Fleisches werden u ns lebensnah in Gal 5:19-21 vorgeführt:

""Ehebruch, Hurerei, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Grimm, Ränkesucht, Zwistigkeit, Sektenbildung, Neid, Mord, Rausch, Ausgelassenheit und dergleichen mehr."

Wie wir aber schon vor Tagen sahen, wurde unser Geist in Christus lebendig gemacht, und damit wurde die Vorherrschaft des Fleisches gebrochen. Der Geist übernimmt nun mehr und mehr die Herrschaft., es ist die die "neue Schöpfung" in uns.

Dieser Geistesmensch hat nun auch seine Werke oder Frucht, wie sie in Gal 5:22 beschrieben ist. Es sind dies

"Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Gutheit, Treue, Sanftmut, Selbstzucht".

Manch aufrichtiger Leser mag hier bedrückt aufseufzen, sieht er doch n och viel zu viel vom alten und viel zu wenig vom neuen Menschen an sich. Hier möchten wir mit aller Liebe zusprechen und den Verzagten zurufen, dass auch wir den alten Menschen an allen Ecken und Enden verspüren - wir können ihn nur immer wieder täglich im Glauben kreuzigen! Unser Erdenleben ist kein Leben in Perfektion, sonder ist ein ständiger Kampf des Fleisches gegen den Geist. Wir be finden uns in der göttlichen Zubereitung auf das Zukünftige, und da fliegen - um es menschlich zu sagen - oft die Späne!

"die Gott vorher bereitet, damit wir in ihnen wandeln."

Die Werke des Geistes, die uns gestern bewegt haben, sind ja, der eigenen Aussage gemäß, eine Frucht des Geistes und nicht des eigenen Bemühens. Dies müssen wir gut unterscheiden!

Unser Geist wurde zusammen lebendig gemacht in Christus und darf sich nun in dem bewegen, was geistlicher Natur ist - im Wort Gottes! Nun sehen wir aber zwei Arten von Gläubigen vor uns, die sich recht unterschiedlich verhalten und die uns durch diesen Unterschied aufzeigen können, wo und wie wir selber stehen:

Der eine Gläubige steht ständig mit der Frage vor Gott: "Herr, was willst Du, dass ich tun soll?"

Dem anderen Gläubigen, der in Christus lebt, sind alle Fragen längst beantwortet. Gleich einer Frucht, die am Baum hängt (und die nicht den Baum ständig fragt, wie sie wachsen soll), weiß er sich in Christus verbunden und weiß auch weiter, dass alles für ihn vorbereitet ist. Er braucht keine guten Werke zu suchen, weil sie durch die Verbindung "in Ihm" da sind bzw. wachsen.

Wir merken hier recht gut den Unterschied in dem jeweiligen Verhalten des Gläubigen. Eingepflanzt in Christus, bedarf es keiner Fragen oder eigner Mühen; wichtig ist nur, dass wir im Wort Gottes leben. Wie herrlich ist es, wenn dann nach Röm 9:23 an uns sichtbar werden kann: "...um zugleich den Reichtum Seiner Herrlichkeit an den Gefäßen des Erbarmens bekannt zu machen, die Er zur Herrlichkeit vorbereitet hat".

Wir selbst sind von Gott vorher bereitet worden und ebenso auch die guten Werke, in den wir, befreit von allen Lasten, wandeln dürfen.

Juden und Heiden eins in Christus

Eph 2:11

"Darum seid dessen eingedenk,"

Mit dem Wort "darum" möchte Paulus unserem inneren Auge eine neue Blickrichtung geben. Das erste Kapitel unseres Epheserbriefes zeigte unsere geistlichen Segnungen in Christus Jesus, in den ersten zehn Versen des zweiten Kapitels wurde uns die Zusammenschließung der zwei Klassen, Israel und die Nationen gezeigt, und jetzt heißt es: "Darum seid dessen (alles) eingedenk!"

Paulus steuert in seinen Ausführungen auf das ihm enthüllte Geheimnis zu und ist bemüht, seine Leser zu geistlichem Verständnis auf diesem Gebiet zu führen. Und wie immer wieder im Wort Gottes, wenn Herrlichkeit enthüllt werden soll, wird ein dunkler Hintergrund aufgebaut, damit die hellen Farben umso mehr zur Geltung kommen. Es ist überhaupt das Prinzip Gottes, in Seinem Handeln diese beiden krassen Farbgegensätze von heill und dunkel zu gebrauchen Der gewaltigste Kontrast wird ja in der Erschaffung der Finsternis und des Bösen aufgebaut (siehe Jes 45:7). In schönsten und leuchtendsten Farben erstrahlt am Ende vor dieser Dunkelheit Gottes Liebe!

Wir wissen, dass wir hier einen schwierigen Punkt angeschnitten haben, können doch immer noch viele Gläubige nicht fassen was klar und unmissverständlich der Prophet Jesaja als Sprachrohr Gottes aussagt. Darum wollen wir nicht müde werden, und immer wieder erinnern, dass Gott nicht nach unseren Gefühlen handelt, sondern so , wie Er es für richtig hält. Es ist schon vermessen, wenn Gläubige den klaren biblischen Aussagen widersprechen, nur weil es ihnen gefühlsmäßig nicht gefällt. Aber es geschieht im ganzen All nichts ohne Gottes Willen, es gibt auch kein Wesen, dass aus sich heraus etwas erschaffen könnte, und sei es "das Böse"! Nichts geschieht im All, nichts kann böse werden oder fallen, ohne dass es Gott nicht genaus so geplant hat!

"Dass einstmals ihr aus den Nationen dem Fleische nach - Unbeschnittene genannt von der so genannten Beschneidung (die am Fleisch mit Händen gemacht wird) -"

Bevor wir auf uns, die Unbeschnittenen aus den Nationen, eingehen (dies geschieht sowieso in Vers 12), wollen wir zuerst Israel, die Beschneidung, betrachten.

Israel ist ja Gottes auserwähltes Volk und damit zum Dienst an den übrigen Nationen bestimmt. Alles, was mit dieser Auserwählung. zu tun hatte, war "dem Fleische nach". Die Volks- und Bundeszugehörigkeit wurde durch die Beschneidung am Fleisch durch Menschenhand begründet, Israels Dienst und Auftrag auf Erden war fleischgemäß, selbst die Erwartung, das verheißene Königreich, ist dem Fleisch nach, wird es doch einmal mit Menschen von Fleisch und Blut zu tun haben.

Wenn wir von unserer heutigen Warte. zurückschauen und uns fragen, ob Israel seinen göttlichen Auftrag an den Nationen, nämlich ein königliches Priestertum. und eine heilige Nation. zu werden, erfüllt hat, so müssen wir mit einem klaren"nein" antworten! Anstatt zu dienen, hat sich Hochmut in die Herzen des Volkes eingeschlichen, ein Hochmut der seinen Höhepunkt in der Kreuzigung des ersehnten Messias fand. Hat Gott sich in der Auswahl des Volkes geirrt? Gab es nicht tauglichere Völker als das halsstarrige Israel?

Wie herrlich leuchtet uns auch bei dieser Frage das Auswahlprinzip Gottes auf, nämlich das schwächste und geringste Volk unter allen Völkern auszuwählen (5Mo 7:7). Dieses Prinzip zieht sich durch die gesamte Schrift hindurch, einschließlich unserer eigenen Auserwählung, wie wir leicht in 1Kor 1:26-29 nachlesen können. Der Grund ist ganz einfach: "Damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne" (1Kor 1:29).

Wie groß der Hochmut über ihre Auswahl in den Herzen Israels war, kam in der Bezeichnung "Unbeschnittene" zum Ausdruck; es lag darin Ablehnung, ja sogar Verachtung und Hohn. Wie erbarmungslos sich dies in der Praxis auswirkte, hat Paulus als "Apostel der Unbeschnittenen" fast bis zur Unerträglichkeit erfahren müssen.

Drastisch wird uns der Stand der Nationen auch an dem kananäischen Weib aufgezeigt, von dem wir in Mt 15:21-27 lesen können. Sollte sich doch einmal einer aus den Nationen bis an den Tisch des Herrn heran gefunden haben, so musste ihm der Abfall, der vom Tisch des Herrn fiel, genügen. Diese demütigende Art der Behandlung des kananäischen Weibes (die ja die Nationen symbolisiert) zeigt uns heute, dass in Israels Auswahl und Weg kein Irrtum von Seiten Gottes vorlag, sondern dass vielmehr alles nach dem göttlichen Willen ablief!

Es ist für uns hier wichtig zu erkennen, welche nachgeordnete, ja tief untergeordnete Stellung die Nationen gegenüber Israel innehatten. Es ist uns aber auch wichtig, hier einzuflechten, dass sich heute, in einer ganz anderen Verwaltung, immer noch Gläubige aus den Nationen von diesem oben genannten Abfall (das sind die Israel gegebenen Verheißungen) ernähren. In Phil 3:2 bezeichnet Paulus solche als "streunende Hunde" (Köter), weil sie sich von dem ernähren und an dem festhalten, was einer früheren Verwaltung angehörte und heute abgetan ist.

Mögen unsere Augen aufgetan werden für das, was uns heute gilt. Wir leben in der Verwaltung der Gnade, in der jegliche Form des Fleisches durch das Kreuz Christi inhaltslos gemacht ist (1Kor 1:17 und Gal 5:1-5). In Christus sind wir vervollständigt, dies ist heute unsere Wohlbotschaft!

Eph 2:12

"dass ihr zu jener Frist von Christus getrennt ward, Fremde gegenüber dem Bürgerrecht Israels und Gäste der Bundesverheißungen."

Paulus redet hier nicht von Ungläubigen, wie dieser Text oft fälschlicherweise verstanden wird, sondern von den Gläubigen aus den Nationen. Er will auch nicht aufzeigen, wie groß die Finsternis war, aus der sie kamen, sondern er möchte unseren untergeordneten Stand gegenüber der Beschneidung ins rechte Licht rücken. Auch zu der Wirkungszeit Pauli (vor seinen Gefängnisbriefen) lag ja die absolute Vorrangstellung Israels offen zutage. Drastisch wird uns dies in der Gestalt des gläubigen Ephesers Trophimus vor Augen gestellt. Als Paulus diesen Mann nach Jerusalem mitbrachte, wurde das Gerücht verbreitet, Paulus habe ihn mit in den inneren Vorhof des Tempels gebracht. Da diesen inneren Vorhof aber nur Juden betreten durften, der gläubige Trophimus aber kein Jude war, entfachte sich ein Sturm der Entrüstung unter den Juden. Nationengläubige durften nur den äußeren Vorhof betreten (siehe Apg 21:15-40).

Führen wir uns einmal so richtig vor Augen: Der gläubige Trophimus der fern von Jerusalem durch Paulus zum Glauben kam und damit ja eine "Gott nahe Stellung" hatt, war in Jerusalem von der innenren Gemeinschaft mit Gott "im Fleisch" (also körperlich) ausgeschlossen! Er durfte als Fremdling nur den äußeren Vorhof betreten! Damit war er also "im Fleisch" getrennt von Christus, und zwar durch die mittlere Mauer, wie wir in Vers 14 sehen werden. Er hatte kein Anrecht am Bürgertum Israels und konnte nur als Gast an den geistlichen Gütern Israels teilnehmen (siehe auch Röm 15:27).

Ohne Pauli Enthüllungen im Gefängnis, ohne diesen Epheserbrief, wäre die damalige Stellung des Torphimus auch heute noch unsere Stellung - das ist die gewichtige Aussasge Pauli an uns heute!

Nur wenn wir uns mit unserer Vorstellungskraft in jene Zeit zurückversetzen können, wird uns die Kostbarkeit unserer heutigen Stellung so richtig bewusst. Wie mag es jenem gläubigen Trophimus wohl ums Herz gewesen sein, von der inneren Verbindung mit Gott körperlich abgeschnitten zu sein? Und doch stehen auch hier, trotz unserer vielleicht sehr gemischten Gefühle, die Worte Jesu vor uns: "Ich wurde lediglich zu den verlorenen Schafen vom Haus Israel gesandt! (Mt 15:24). Auch hier ist der Wille Gottes, des Vaters, deutlich sichtbar.

Getrennt von Christus, wie wir gestern sahen, Fremde gegenüber dem Bürgerrecht Israels, das bedeutet, dass nur jeder Beschnittene Zugang zum Inneren des Tempels hatte (das Vorrecht war hier so groß, dass nicht einmal nach Glaube und Treue gefragt wurde) - es war schon ein demütigender Zustand!

Und doch, wenn wir darüber nachdenken und dabei an jenes kananäische Weib denken, war es in der Tat eine erbärmliche Stellung, aber für das Weib mit Sicherheit ein beglückendes Erleben, überhaupt etwas vom Tisch des Herrn abzubekommen, und seien es nur die Brosamen, der Abfall! Wenn wir also bei jenem Weib - gemessen an ihrem Verhalten und ihren Aussagen - einen freudigen und glücklichen Zustand erkennen dürfen, Wieviel mehr darf da doch unser Herz heute jubeln eingedenk dessen, was uns in Gnaden "in Ihm" überstörmend gegeben ist!

"Gäste der Bundesverheißungen"

Ein Gast wird zwar in der Regel höflich und zuvorkommend behandelt und bedient, aber er ist nicht im Besitz dessen, was er genießt und wo er Gastrecht hat. Die Zeit jener Gläubigen, die wir als "Übergangszeit" bezeichnen, war für diese nicht leicht. Die Bundesverheißungen galten ja ganz klar Israel, und weitere Verheißungen waren noch unbekannt bzw. noch nicht enthüllt.

Die Gläubigen wussten zwar etwas über die Rechtfertigung sowie über die Versöhnung mit Gott, abar ihre Zukunftserwartung lag noch im Dunkel. Sie glichen also jenem bereits angeführten kananäischen Weib, das sich mit dem zufrieden gab, was vom Tisch des Herrn fiel.

Wenn wir beim Lesen der Apostelgeschichte das oben gEsagte berücksichtigen, wird uns manche schwierig erscheinende Stelle hell werden, liegt doch die Zeit der Apostelgeschichte in dieser Übergangszeit. Gott gab hier Israel immer noch die Chance zur Umkehr, aber es war auch die Zeit, wo alles ausreifen konnte, auch die Ablehnung Israels.

Gäste und Fremdlinge waren wir also so lange, bis die Stunde kam, wo Paulus den Thessalonichern eine eigene herrliche Zukunftserwartung verkündigen konnte, nämlich eine Entrückung in den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft - und dies zusammen mit den bereits Entschlafenen. Noch später, im Gefängnis in Rom, durfte Paulus dann das Wort Gottes vervollständigen (Kol 1:25^). und das Geheimnis aussprechen, das Gott von den Äonen und von den Generationen her verborgen hatte.

'"dass ihr keine Erwartung hattet und in d'er Welt ohne Gott ward."

Israels Erwartung zielt auf das messianische Königreich hier auf Erden. Das AT ist voll von Beschreibungen dieser herrlichen Verheißung. Jeder Beschnittene bezog diese Verheißung auf sich, meists ohne die Bedingungen dafür zu beachten. Dabei schaute er verächtlich auf die Nicht beschnittenen, die zwar eine Vielzahl an Göttern hatten, aber der einzige und lebendige Gott gehörte nur Israel!

"Darum seid dessen eingedenk", so beginnt Vers 11. Als Paulus diese Worte niederschrieb, war jene Zeit der Ungewissheit zwar vorbei, doch beützte Paulus diese Rückscha, um das Neue, das im nä chsten Vers mit den Worten "nun aber" beginnt, mit noch größerer Überzeugunskraft ins rechte Licht. zu rücken. Betrachten wir also dieses Ausflug in die Vergangenheit als eine wichtige Notwendigkeit, die uns unseren Stand aufgezeigt hätte, wenn Israel zur Zeit der Apostelgeschichte doch noch umgekehrt wäre.

Aus Röm 11:25-26 erfahren wir jedoch, dass Israels Verstockung gottgewollt war, und zwar solange, bis die Vervollständigung der Nationen eingehe. Wenn also der Letzte aus den Nationen zum Körper des Christus hinzugetan sein wird, ist die Zeit der Gnade abgeschlossen und eine neue Verwaltung beginnt, nämlich die des Zorns. Dass Israel dann als "Gesamtheit" gerettet wird, so wie es geschrieben steht, darf unser Herz mit Freude erfüllen, ist doch seine Kränkung Gott gegenüber der Welt Reichtum und sein NIedergang der Reichtum der Nationen (Röm 11:12).

O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unausforschlich sind Seine Urteile und wie unausspürbar Seine Wege!

Eph 2:13

"Nun aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst in weiter Ferne wart, durch Christi Blut zu Nahestehenden geworden."

Wir sollten die beiden Worte "Nun aber" nicht hoch genug einschätzen, findet hier doch die "Übergangszeit" der Apostelgeschichte ihren Abschluss und etwas Neues beginnt: Die geheime Verwaltung der Gnade, die so lange andauert, bis der Körper Christi seine Vollzahl erreicht hat und von der Erde hinweggerückt ist.

Die Zeit des Übergangs war ja dadurch geprägt, dass Paulus als "Priester des Evangeliums Gottes" den Nationen diente (Röm 15:16). Sein Auftrag neben dem Dienst am Königreich war der, die Nationen in die göttliche Gegenwart zu führen. Von seinen Brüdern dem Fleische nach, den Israeliten, erfuhr er dabei bitterste Ablehnung, ja, diese versuchten sogar, ihn zu töten (Apg 21:31). Dass diese Zeit des Überganges von vielen Unsicherheiten geprägt war, dass viele Schriftaussagen an Bedeutung verloren oder gänzlich beiseite gestellt wurden, hiervon zeugen deutlich die sogenannten Übergangsbriefe Pauli. Für uns Gläubige heute sind in diesen Briefen manch verwirrende Fußangeln enthalten, wenn wir nicht klar erkennen, das "Übergang" immer etwas Kurzfristiges, sich Veränderndes ist!

Erst mit der neuen geheimen Verwaltung der Gnade, die durch Pauli Verhaftung charakterisiert wird, kommt für die Herausgerufene dieser Verwaltung das Beständige und Endgültige! Zwar enthalten die Übergangsbriefe ohne Zweifel herrliche Grundwahrheiten, die ein Aufbaufunktion haben und nicht wegzudenken sind, aber erst die Gefängnisbriefe, wozu wir den Epheser-, Kolosser- und Philipperbrief zählen, führen in die Vollkommenheit hinein. Israel und Nationen kommen zu einer völlig neuen gleichberechtigten Einheit zusammen, fußend auf den Enthüllungen, die Paulus als "Gebundener Jesus Christi für die aus den Nationen" bekannt zu machen hat.

Möge uns das "Nun aber" ganz groß in unseren Herzen aufgehen!

"in Christus Jesus"

Nahezu zwanzig mal finden wir in den ersten beiden Kapiteln dieses Briefes die Wortverbindung "in Christus Jesus" oder "in Ihm". In Verbindung mit Israel stehen solche Aussagen nirgends; die zwölf Apostel der Beschneidung bezeichnen sich als Jünger (Lernende) und als Nachfolger ihres Herrn. Auch heute begegnet uns eine große Zahl. Gläuibiger, die Jesu Nachfolger sein wollen, und dies mit großem Eifer. Oft mit Einsatz all ihrer Kraft versuchen sie, Röm 2:7 nachzuleben, nämlich mit Ausdauer in guten Werken Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglickeit zu suchen. Diese Gläubigen als "in Christus Jesus" zu bezeichnen, fällt uns schwer, weil sie sich nicht darauf berufen, "in Ihm" zu sein, sondern sich auf ihre eigenen Werke stützen Überdies ist ihnen, wie es die Praxis zeigt, die überhimmlische Berufung in keinster Weise aufgeschlossen, obwohl sie damit konfrontiert werden. Könnte ihr Verheißungsgut nicht identisch sein mit jenem der Guttäter von Röm 2:7, wie es uns Br. Jaegle in seinem Heft "Übeltäter und Guttäter in Gottes Heilsvorsatz" aufzeigt?

Die uneingeschränkte Gnade, wie wir sie für uns in Anspruch nehmen dürfen,setszt desn Stand "in Christo" voraus. Dies ehen wir z.B. deutlich in 2Kor 5:17, wo die neue Schöpfung an die Bedingung gekoppelt ist: "Daher, wenn jemand in Christus ist..."! Siehe auch Röm 8:1; Gal 5:24; Eph 1:1b; 1Kor 1:2 u.a.).

Wir wollen hier nicht den Schwerpunkt der Bedeutung der heutigen Verwaltung der Gnade ver schieben, vielmehr bekennen wir uns wie eh und je dazu! Doch geben uns so manche Schriftstellen auch zu bedenken, ob wir nicht zu hart ordnen und katalogisieren, ohne dabei zu berücksichtigen, dass Gott an keine Schablone gebunden ist, wie uns zum Beispiel die Heilung des Epaphroditus in Phil 2:7 zeigt.

Wir möchten heute einmal zum Nachdenken anregen, aber auch die tiefe Freude miteinander teilen,d ass wir solche eine innige Beziehung zu unserem Herrn haben dürfen, eine Beziehung, wo Er in allem für uns steht und wir alles in Ihm haben!

"seid ihr, die ihr einst in weiter Ferne wart, durch Christi Blut zu Nahestehenden geworden."

Zwischen dem "ferne sein" und "nahe sein" liegt die einmalige und das All umfassende Opfertat unseres Herrn. Das Blut, das dort vergossen wurde, versinnbildlicht Leiden, Schmerz und Empfindungen, denn in dem Blut liegt ja die Seele, und die Seele ist der Sitz unserer Empfindungen. Unter von Menschen kaum vorstellbaren Qualen wurde Sein Blut zum Tribut für unser Nahewerden.

Bleiben wir doch heute bei dem stehen, was der Herr für uns litt und vergegenwärtigen wir uns aufs Neue, was Sein Tod an Qualen beinhaltete. Oft sehen wir nur die Qualen am Pfahl, ohne zu beachten, dass Sein ganzes Leben, die Tage in Seinem Fleisch, von "inständigen Bittrufen, starkem Geschrei und Tränen" geprägt war (siehe Hebr 5:7). Wenn wir noch Phil 2:7 hinzuziehen, dann lesen wir, dass Er in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden ward, was bedeutet, dass Seine Seele Freude und Schmerz ungemindert so empfinden konnte wie jeder andere Mensch. Das Wissen um Seinen schweren Weg prägte folglich Sein Erdenleben von dem Tag an, als Ihm bewusst wurde, wer Er war!

Im Garten Gethsemane spitzte sich die anhaltende Qual zu einem Höhepunkt zu , der dann zu den alles entscheidenden Worten führte: "Indessen, nicht Mein Wille, sondern der Deine geschehe!" (Lk 22:42). Sechs Stunden lang tobte sich die geballte Kraft der Finsternis an dem am Pfahl hängenden Sohn Gottes aus (lies Ps 22), ehe die Siegesworte über Seine sterbenden Lippen kamen: "Es ist vollbracht!"

Durch dieses Blut, geliebte Geschwister, sind wir zu Nahestehenden geworden - das wird uns nie mehr aufhörender Lobpreis sein !

Eph 2:14

"Denn Er ist unser Friede"

Mit dem vergossenen Blut geschah die Rechtfertigung und Versöhnung für den Sünder vor Gott, und damit ist Christus in herrlicher Weise unser Friede geworden. Unser Textwort spricht hier einen anderen Frieden an, es ist der Friede zwischen den beiden "im Fleisch" getrennten Gruppen, die wir in Vers 11 und 12 beschrieben sahen. Diese waren während der Zeit der Apostelgeschichte zwei getrennte Körperschaften, wie uns ja das Beispiel des Ephesers Trophimus eindringlich zeigte.

In der neuen geheimen Verwaltung der Gnade wird der Boden des Fleisches verlassen - es gehört in jeglicher Form ans Kreuz - und es beginnt die Zeit des Geistes. Es mag uns seltsam berühren, wenn Paulus an die Korinther schreibt: Daher sind wir von nun an mit niemandem mehr dem Fleische nach vertraut. Selbst wenn wir noch Christus dem Fleische nach gekannt haben, denn wir Ihn nun nicht mehr so" (2Kor 5:16).

Der Christus im Fleisch brachte Feindschaft zwischen Israel und den Nationen, weil Sein Auftrag nur an die verlorenen Schafe aus dem Hause Israel gerichtet war. Damit fühlten sich die einen h och erhoben, während sich die anderen ausgeschlossen sahen. Nun aber, im Geist, ist das Fleisch außer Kraft gesetzt, und Friede herrscht zwischen den Herausgerufenen aus Israel und denen aus den Nationen.

"der die beiden eins gemacht und die Mittelmauer der Umfriedung (die Feindschaft in Seinem Fleisch) niedergerissen hat"

DAss das Fleisch unfähig ist, einen dauerhaften Frieden zuwege zu bringen, sehen wir überdeutlich an der Menschheitsgeschichte bis hin in unsere Tage. Nur "im Geist" ist Friede möglich, und so konnte aus den beiden so verschiedenen Gruppen, wie wir sie die letzten Tage sahen "eins" gemacht werden.

Die Mittelmauer der Umfriedung war jene Mauer um den Tempel, die den Trophimus abhielt, in Gottes unmittelbare Nähe zu treten. Wenn Paulus hier schreibt, dass diese Mittelmauer niedergerissen wurde, so ist dies nicht buchstäblich, sondern bildlich zu verstehen (die buchstäbliche Zerstörung des Tempels und damit auch der Mittelmauer geschah ja erst Jahre später). Die bildhafte Sprache Pauli tut uns kund, dass die Mauer, die den Nationen den Zutritt zu Gott ve r sperrte, aus Gottes Sicht schon jetzt aufgehoben bzw. niedergerissen wurde.

Die in Klammern gesetzten Worte "Feindschaft in Seinem Fleisch" sind hier die Verdeutlichung der drohenden und abwehrenden Mittelmauer im Tempel. Die Mittelmauer war das Zeichen der unüberwindlichen Trennung. und der daraus resultierenden Feindschaft zwischen Israel und den Nationen; und der zu Fleisch gewordene Sohn Gottes war das Zeichen der Spaltung der beiden Gruppen, weil Jesus ja nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel kam.

Nach Christi Tod und Auferstehung gibt es für uns keinen Christus mehr dem Fleisch nach, aber im Geist sind wir heute schon mit Christus eins geworden, indem wir zusammen mit denen aus Israel in Ihn hineinversetzt worden sind!.

Eph 2:15

"(indem Er das Gesetz der Gebote in Erlassen aufhob)."

Zur Voraussetzung, dass die beiden Gruppen von Gläubigen, nämlich die aus Israel und die aus den Nationen eine Einheit werden konnten, gehörten zwei Tatsachen:

1. Das Abtun der Feindschaft in Seinem Fleisch,
2. das Aufheben der Wirksamkeit des Gesetzes der Gebote in Erlassen.

Punkt 1 haben wir ja ausführlich behandelt, doch auch Punkt 2 stellte ein unüberwindbares Bollwerk dar und musste erst beseitigt werden, ehe eine völlige Einheit möglich war.

Die Gesetze, wie wir sie aus dem AT kennen, sind klar und deutlich ausschließlich auf Israel zugeschnitten. Dessen unbeachtet versuchen Gläubige aller Zeiten immer wieder, dieses alttestamentliche Gesetz auf sich z u beziehen. Welches Unheil und welche Disharmonie damit angerichtet wird, davon kann sich jeder selbst überzeugen, wenn er mit solch gesetzlich Gläubigen zusammenkommt.

Die Disharmonie, die das Gesetz unter den Nationen hervorruft, wurde schon früh in der Apostelgeschichte sichtbar. Auf die dringliche Anfrage in Jerusalem, wie sich denn nun die Nationen in puncto Gesetz verhalten sollten, entschied Petrus, dass ja weder die Väter noch sie selbst das Joch des Gesetzes tragen bzw. erfüllen konnten, es also den Nationen erst recht nicht aufgebürdet werden kann! (Apg 15:10). In dem selben Sinn sprach danach Jakobus, indem er die Nationen vom Gesetz entlastete, nur, dass sie sich von zeremoniellen Verunreinigungen durch Götzen, von Hurerei, von Ersticktem und Blut fernhalten sollten (Apg 15:20).

Damit war zwar noch nichts Endgültiges, aber doch schon ein richtungsweisender Übergang vorgegeben.

Der Übergang, den Petrus und Jakobus in Apg 15 schufen, war zwar ein guter Grund, aber noch nichts Endgültiges. Erst mit Paulus kam das Endgültige, nämlich die klare Aussage "frei vom Gesetz!" "Nun aber hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart" (Röm 3:21). Der gesamte Galaterbrief, dem wir die Überschrift "Frei vom Gesetz" geben könnten, ist die Grundlage dafür, dass wir nichts mehr mit dem Gesetz zu tun haben.

DAs Gesetz bewirkt Erkenntnis der Sünde (Röm 3:20b), es ist ein Geleiter hin. zu Christus, damit wir aus dem Glauben Christi gerechtfertigt würden (Gal 3:24). In Anbetracht dieser beiden Aussagen schreibt Paulus an die Römer (Röm 3:31): "Heben wir nun das Gesetz auf durch den Glauben? Möge das nicht gefolgert werden! Sondern wir erhalten das Gesetz aufrecht." Diese Aussage ist kein Widerspruch zu den zuvor angeführten Aussagen "frei vom Gesetz", vielmehr zeigt sie die Aufgaben des Gesetzes auf. Wenn aber eine Aufgabe erfüllt ist, d. h. wenn wir durch das Gesetz und Sündenerkenntnis zu Christus hingeführt wurden und in Seinem Glauben gerecht gemacht wurden, dann ist eben die Aufgabe erfüllt!

Als im Glauben mit Christus mit gestorben. und mit gekreuzigt, bin ich auch dem Gesetz gestorben, es hat kein Anrecht mehr an mir, weil Christus es für mich erfüllt hat. Ein erneute "§unter das Gesetz stellen" oder ein "nicht ablassen vom Gesetz" ist die Stellung von Unmündigen, wie uns Gal 4 aufzeigt.

Wir sind frei vom Gesetz, weil Er uns freigemacht hat, und wenn wir fortan anstatt dem Gesetz unserem Herrn und Haupt dienen dürfen, so ist dies der herrlichste Tausch, den wir vornehmen können!

"um die zwei in Sich Selbst zu einer neuen Menschheit zu erschaffen (indem Er Frieden machte)"

Die Hindernisse, die einer Einheit des Körpers Christi im Wege standen, sind weggeräumt, vor. uns steht etwas neu zu Erschaffendes, nämlich eine "neue Menschheit"!

Der neuen Menschheit steht als Gegenspieler die alte Menschheit gegenüber, von der Paulus in Eph 4:22 schreibt, dass wir sie ablegen und die neue Menschheit anziehen sollen (siehe auch Kol 3:9). An die Römer schreibt Paulus die herrliche Tatsache: "Dies erkennend, dass unsere alte Menschheit zusammen mit Ihm gekreuzigt wurde..." (Röm 6:6). Dass diese Aussage überaus herrlich ist, bezweifelt niemand, dass sie aber schwer fassbar ist, zeigt uns die große Zahl der "ungekreuzigten" Gläubigen, die unbeeindruckt von ihrem Versagen ihr "Ich" hochhalten und ständig versuchen, selbst zu wirken und selbst zu handeln. "Feinde des Kreuzes" bezeichnet sie Paulus in Phil 3:18-19 und stellt als ihren Hauptfehler das "sinnen auf das Irdische" heraus.

Man kann an Jesus glauben, sich als Seinen Freund bezeichnen und ist doch gleichzeitig ein Feind des Kreuzes, weil man sein "Ich" nicht aufgeben will. Aber - und jetzt kommt etwas Entscheidendes - nur wer sein "Ich" ans Kreuz gibt, kann "in Ihm" sein! Damit hat die neue Menschheit eine Voraussetzung: "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung" (2Kor 5:17).

Das Alte nicht aufgeben und das Neue haben wollen, geht nicht - solch ein stand z eugt von Unmündigkeit, wie ihn die Galater und Korinther an den Tag legten. Möge uns die Aussage aus 2Kor 5:17 heute doch so richtig wichtig werden!

Die alte Menschheit ist uns allen wohlbekannt, die neue wird uns hier vorgestellt: Sie wird "in Ihm" erschaffen, indem Er Frieden machte. Beide Menschheiten, die alte und die neue, können nicht nebeneinander bestehen, wie wir gestern gesehen haben, sie bekämpfen einander.

War für ein beglückendes Gefühl ist es doch zu wissen, dass die alte Menschheit, unser sündiges Fleisch, ein für allemal am Kreuz gestorben ist und vor Got tnie mehr zur Sprache kommt. Dieses Wissen dürfen wir im Glauben festhalten!

Eine andere Seite ist aber sicher auch die Erfahrung, dass der Feind diesen Glauben zum Schwanken bringen möchte. Immer wieder versucht er uns einzuflüstern, auf unser gekreuzigtes Fleisch. zu schauen und dabei festzustellen, wie schlecht wir immer noch sind! Diese Saat geht bei vielen Gläubigen auf, weil sich unser Fleisch eben nicht ändern kann, also auch nie besser wird, als es schon immer war. Darum gibt es auch nur den einen Weg der Kreuzigung mit Christus. Unser Glaube soll nun, ungeachtet all unserer fleischlichen Schwächen, täglich immer wieder triumphieren, unser inneres Auge soll weg von uns und dafür hin auf den Herrn schauen. Das Fleisch, die alte Menschheit liegt hinter uns, eine neue Menschheit liegt vor uns, und damit verhalten wir uns wie Paulus, der bekennt: "Ich vergesse was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist" (Phil 3:13).

In Ihm, unserem Herrn und Haupt, entsteht eine neue Menschheit, die alles Irdische, Sichtbare hinter sich lässt, die sich ständig übt, im Glauben zu leben; und Glaube ist ja die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt (Hebr 11:1).

Eph 2:16

"und die beiden in einem Körper mit Gott durch das Kreuz auszusöhnen: so in ihm die Feindschaft tötend."

Der Grund, warum Aussöhnung überhaupt notwendig war, lag nicht in Erkenntnisfragen oder dergleichen, sondern in der verschiedenartigen Nationalität. Inzwischen hat aber Israel seine Vorrangstellung verloren, den Grund sahen wir in den zurückliegenden Versen.

Durch das Kreuz wird jetzt endgültig die Feindschaft getötet, im Kreuz fasst Paulus die ganze Tragik Israels im Verhältnis zu seinem Messias bis hin zu Seiner Tötung am Pfahl zusammen. Im Kreuz hat Gott überhaupt allumfassend die große Wende Seiner Heilswege herbeigeführt. All. der Schmerz, alle Qualen und Bitterkeit, die das Kreuz beinhaltet, führen zu einer herrlichen Wende: Der zuvor noch geteilte Körper ist jetzt zweifach ausgesöhnt, nämlich einmal mit Gott Selbst und zum anderen in sich.

Wenn wir dieses Bild der Feindschaft, die nicht nur ausgesöhnt, sondern auch noch zu einer innigen Einheit zusammengefügt wurde, in uns aufnehmen, wie schmerzvoll berührt es uns dann, wenn wir heute noch sehen müssen, wie sich Brüder dieser Einheit wegen Erkenntnisfragen streiten, sich ächten und auch totgeschwiegen werden. Wie engstirnig muss uns doch solch Verhalten vorkommen angesichts der hehren Tatsache, die unser Leitvers offenbart.

Möge doch diese Einheit immer bewusster in unseren Herzen wachsen und möge uns Seine Liebe völlig durchdringen, damit wir sind zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit!

Eph 2:17

"Mit Seinem Kommen verkündigt Er als Evangelium: Frieden euch, den Fernstehenden, und Frieden euch, den Nahestehenden,"

Jesus kam auf diese Erde, um die Geschöpfe Gottes mit dem Schöpfer auszusöhnen. Dieses Kommen des Herrn wurde nicht erst geplant, als die Menschen immer schlechter wurden, nein, es stand schon vor dem Niederwurf der Welt fest, bevor also der Schöpfungsakt in 1Mo 1 begann. Petrus bezeugt uns die in 1Petr 1:19-20. Damit wird für uns überdeutlich, dass Gottes Hand nichts entgleiten kann, dass vielmehr alles nach Seinem vorgefassten Ratschluss abläuft. Gott erschuf Seine Geschöpfe nicht zur Verdammnis, auch nicht ein einziges, sondern damit Er am Ende Seines Retterplanes "allen in allen sei" (1Kor 15:28).

Christi Kommen war also keine Drohung: Wenn ihr nicht ...dann folgt die Verdammnis! Evangelium heißt ja wörtlich übersetzt "Wohlbotschaft" und soll folglich die Hörer dieser Botschaft erfreuen.

Froh. und glücklich macht uns, dass Christus die "alte Menschheit" mit ans Kreuz und ins Grab nahm. Zu diesem Zweck wurde Sein Körper von Fleisch und Blut zur Sünde gemacht, obwohl Er nichts von Sünde wusste, so wurde Christus zum Sühneopfer für die Sünden der ganzen Welt.

Wir wissen um den Zorn Gottes, wie ihn die Offenbarung des Johannes beschreibt, wir wissen auch um die schweren Gerichtswege, die Gott beschreitet, um Sein Ziel zu erreichen - wir wollen dies nicht unterschlagen! Doch müssen wir erkennen, dass bei Gott alles seine Zeit hzat und dass wir heute in der Zeit der Gnade stehen, wo diese Gnade überströmend wirkt mit dem Ziel, dass wir als die Begnadeten einmal in den herankommenden Äonen diese Gnade zur Schau stellen werden, und dies alles zur Verherrlichung Gottes!

Friede ist die Auswirkung von Versöhnung. Friede ist eine Säule des paulinischen Evangeliums. Friede ist viel mehr als Vergebung, er ist mit der überströmenden Gnade verbunden.

Wie schön ist es doch, wenn sich hier auf Erden zwei Menschen die sich lange Zeit bekämpften, versöhnen und Frieden schließen. Wieviel Betätigungsfeld liegt doch gerade hier auf diesem Gebiet auch vor uns gläubigen Geschwistern ausgebreitet, wenn wir nur an die meist völlig lieblos ausgetragenen Erkenntniskriege denken. Doch um wieviel wirkungsvoller ist der Friede, den unser Herr als Wohlbotschaft verkündigt!

Als der auferstandene Christus den Seinen mit dem Gruß erschien: "Friede sei mit euch!" da waren die Nahestehenden angesprochen. Das Wort des Paulus aber spricht einen Frieden an, der Nahe und Ferne gleichermaßen umschließt.

Wie tief muss es uns doch berühren, wenn dieser Friede uns umfängt - es ist die geistliche Luft des Vaterhauses. In Phil 4:7 schreibt Paulus: "Dann wird der Friede Gottes, der allen Denksinn überlegen ist, eure Herzen und eure Gedanken wie in einer Fest in Christus Jesus bewahren."

Friede mit Gott - Friede mit Israel - leben in diesem Frieden - wie dürfen sich doch alle Heiligen Gottes lieben und freuen, die in dieser geistlichen Atmosphäre leben können!

Eph 2:18

"weil wir beide durch Ihn in einem Geist Zutritt zum Vater haben."

Der Schwerpunkt unseres Textwortes liegt auf den Worten "in einem Geist". Das bedeutet, Zutritt zum Vater ist erstens nur "im Geist" möglich, und zweitens kommt es auf den "einen" Geist an.

Der erste Mensch Adam war seelisch (eine lebendig Seele), wie alle seine Nachkommen (1Mo 2:7; 1Kor 15:45). Von diesem seelischen Menschen schreibt Paulus: "Der seelische Mensch aber nimmt nichts von den Tiefen des Geistes Gottes an; denn sie sind ihm Torheit" (1Kor 2:14). Diese Aussage bedeutet, dass Adam in dem lieblichen Garten Eden zwar Kontakt mit Gott hatte, dass Gott ihn auch mit aller Güte und Liebe umgab - doch fehlte letztlich das Wichtigste: Die geistliche Verbindung!

Unser Wort aus 1Kor 2:14 sagt klar aus, dass der seelische Mensch nichts von den Tiefen des Geistes Gottes annimmt; Adam war ein seelischer Mensch, folglich war seine Verbindung mit Gott nur an der Oberfläche!

Gottes Sehnen aber geht in die Tiefe - Er möchte nicht nur die Äußerlichkeiten Seiner Geschöpfe zur Kenntnis nehmen, wie. z.B. die Sorge um Essen und Bekleidung oder Gesundheit - Er möchte mehr als Oberflächliches, Er möchte unser Herz!

Wir haben die wunderbaren Verheißungen, dass Gott in dieses Menschenherz Seine Liebe ausgießt (Röm 5:5), dass dieses Herz glauben kann (Röm 10:10), dass es Gott lieben kann (Mt 22:37), dass es Licht in ihm wird (2Kor 4:6), ja,, dass Christus Selbst in ihm wohnt (Eph 3:17).

Anknüpfend an die gestrigen Ausführungen sehen wir, wie unfähig Adam im Garten Eden war, Gottes Sehnen zu stillen. Daher war es keine Panne, dass das erste Menschenpaar sündigte und fiel, sondern alles entsprach voll und ganz dem geheimen Ratschluss Gottes.

Damit stehen wir vor der nicht leicht fassbaren Tatsache, dass es einen geoffenbarten Willen, aber auch einen geheimen Ratschluss Gottes gibt! Der geoffenbarte Wille Gottes war, dass Adam und Eva Sein Gebot b. Offensichtlich widerstanden die beiden jedoch dem Willen Gottes erfolgreich. Verfolgen wir den weiteren Weg der Menschheit, so stehen wir vor der ernüchternden Tatsache, dass sich auch die gesamte Menschheit - gleich ihrem Urahn - bis heute erfolgreich dem Willen Gottes widersetzen konnte; und dies trotz Straf- und Gerichtsandrohungen, die sogar schon teilweise eintrafen (wie z.B. die Sintflut, Zerstörung Jerusalems usw.)

Der Gläubige, der nur Gottes geoffenbarten Willen sieht, müsste eigentlich an Gottes Allmacht und Vorhersehung zweifeln, sieht er doch einen Gott, dem offensichtlich nichts gelingt, im Gegenteil, Seinem Widersacher ist es voll gelungen, seinen finsteren Willen in die Tat umzusetzen und damit den Willen Gottes zu durchkreuzen! Wie kann ein Gläubiger mit diesem Wissensstand überhaupt noch glauben?

Doch wie hell wird es in unseren Herzen, wenn uns geistliche Weisheit und geistliche Enthüllung zur Erkenntnis Seiner Selbst gegeben wird und die Augen unserer Herzen hell geworden sind - hell erstrahlt dann Gottes geheimer Ratschluss vor uns auf, dem sich niemand und nichts widersetzen kann und der alles zu einem herrlichen Ziel führen wird.

Gottes geheimer Ratschluss zwar, dass aus dem seelischen Menschen Adam ein geistlicher Mensch wird, der imstande ist, Seine Sehnsucht zu stillen, nämlich Liebe zurückzugeben, auf die göttliche Liebe zu antworten! Dazu musste Adam - und mit ihm auch die gesamte Menschheit - erst lernen, was göttliche Liebe überhaupt ist. Der Weg der Menschheit bis heute beinhaltet diese göttliche Schule! Zuerst kommt das Seelische und dann das Geistliche gemäß 1Kor 15:46. Und dass diese Schule bei der gesamten Menschheit, und darüber hinaus bei allen Geschöpfen des gesamten Alls, einen herrlichen Abschluss finden wird, das haben wir ja schon in Eph 1:9-10 gesehen.

Was bei dem großen Teil der Schöpfung noch aussteht, hat Gott bei einer kleinen Schar von Erstlingen bereits ausgeführt. Der Mittelpunkt Seines Handelns war Sein Sohn. War der erste Mensch Adam n och eine lebendige Seele, wso wurde der letzte Adam, Christus, zu einem lebendig machenden Geist (1Kor 15:46).

In Röm 8:15 wird uns gesgat: "...sondern ihr erhieltet den geist des Sohnesstandes, in welchem wir laut rufen: Abba, Vater!" Durch Christi Kommen, durch Sein Leiden und Seinen Tod, durch Seine sieghafte Auferstehung sind wir von Gott "in Ihn" hineinversetzt. "In Ihm" sind wir Söhne Gottes; aus seelischen sind geistliche Menschen geworden und in diesem Stand ist es uns ermöglicht, Zutritt zum Vater zu haben - aber nicht nur dies: Auch sind wir nach Röm 5:5 ausgerüstet, Gottes tiefste Sehnsucht zu stillen, Ihn heute schon aus ganzem und tiefstem Herzen zu lieben!

Christus Jesus ist der Sohn Gottes, und durch unsere Stellung "in Ihm" haben auch wir den Geist des Sohnesstandes erhalten (Röm 8:15). Dieser eine Geist verschafft uns den Zutritt zum Vater. Und dieser Zutritt gilt gleichermaßen den Herausgerufenen aus Israel wie auch denen aus den Nationen, ohne Unterschied, ohne Rangfolge.

Was tut sich hier doch für eine Geistes-Gemeinschaft vor uns auf! Durch Ihn, unseren Herrn, ist uns der Zugang in diese Gnade im Glauben gegeben. Zusammen lebendig gemacht, zusammen erweckt und zusammen niedergesetzt inmitten der Überhimmlischen in Christus Jesus und jetzt zusammen Zutritt zum Vater, Gemeinschaft mit Ihm, Liebe empfangend und Liebe abstrahlend ... auf welch geistliche Höhe werden wir hier doch geführt!

Friede und Geist sind die Ausgangspunkte der Einheit der neuen Menschheit, sie sind das Zusammenführende und das Verbindende. In Eph 4:3 schreibt Paulus: "Befleißigt euch, die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens zu halten." Nicht nur zwischen Israeliten und Nationen soll die gelten, sondern generell unter allen Herausgerufenen. In Anbetracht der Herrlichkeit, die. unser geistlicher Stand beinhaltet, sollte es. uns ein großes Anliegen sein, die Einheit des Geistes nicht nur schriftlich oder mündlich kundzutun, sondern uns ständig zu mühen, dies auch in der Praxis zu üben und aufzuzeigen!

Eph 2:19

"Demnach seid ihr nun nicht mehr Gäste und Verweilende."

Mit denm Wort "Demnach" bildet Paulus eine Schlussfolgerung aus dem bisher Gesagten: die nä. chsten vier Verse bilden deshalb eine Einheit für sich, die man mit der Überschrift "Eine Familie Gottes" umschreiben könnte.

Es fällt uns heute schwer, die Worte des Leittextes zu verstehen, weil wir ja nie Gäste und Verweilende waren, wie jene Gläubigen in der Zeit des Überganges. Für uns ist es von Anfang an selbstverständlich, dass wir ein vollkommenes Wort Gottes in der Hand haben, dass wir eine überhimmlische Berufung haben. Jene Gläubigen aber, an die diese Worte ganz direkt als Zuspruch gerichtet waren, lebten ja bis dato in vielen Fragen noch im Ungewissen, in jedem Fall aber waren sie Zweitrangige nach Israel.

Als Gäste u nd Verweilende hatten sie zwar die Vergebung ihrer Sünden durch das Blut Jesu, doch im Fleisch waren sie spürbar zurückgesetzt, teilweise sogar ausgeschlossen. Dies tat mit Sicherheit sehr weh, es waren dies ja keine in Jahrzehnten gerifte Geschwister, sondern in der Regel eher noch jung im Glauben stehende Gläubige aus den Nationen.

Wenn wir dem Gedanken nachgehen, "Was wäre gewesen, wenn Israel den Herrn als seinen Messias angenommen hätte", so kämen wir zu dem Schluss, dass wir alle heute immer noch als Gäste und Verweilende angesehen würden!

Doch wie herrlich geht Gott Seinen Weg, auch wenn er oft schwer erscheint und durch tiefe Täler führt. So beschreibt Paulus das Handeln und die Wege Israels derart: "Um sie. zur Eifersucht zu reizen, wurde durch ihre Kränkung den Nationen die Rettung zuteil" (Röm 11:11b)!

"sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Glieder der Familie Gottes."

Israel, vertreten durch die große Masse des Volkes, geht seinen Weg in die völlige Verstockung. Nach der Verwerfung und Kreuzigung ihres Messias und nach dem nochmaligen Angebot zur Umkehr in der Apostelgeschichte, und auch dessen Ablehnung ist Israels Weg als Nation eine lange Zeit unterbrochen.

Entgegen vielfach vertretender Meinung, dass die Königreichsgemeinde zum Zeitpunkt der Niederschrift des Epheserbriefes nicht mehr existierte, sehen wir keinen ausreichenden biblischen Grund - vielmehr lesen wir im Brief an die Kolosser, der ja etwa zur selben Zeit wie der Epheserbrief geschrieben wurde, dass sich in der Umgebung Pauli auch Gläubige aus Israel befanden, die klar dem Königreich zugeordnet waren wie Markus, der Vetter des Barnabas, oder Lukas, der Arzt, der die Apostelgeschichte schrieb (Kol 4:10.11.14).- Selbst im Philipperbrief, der ca. ein halbes Jahr n ach dem Epheserbrtief geschrieben wurde, lesen wir, wie Paulus ganz selbstverständlich von Gliedern der Königreichsgemeinde umgeben war und von diesen berichtet (lies Phil 4:1-3) und bedenke, dass Herausgerufene für die Körperschaft Christi niemals in der Rolle des Lebens stehen können, da dies ja lange vor der Existenz der Rolle des Lebens von Gott ersehen waren zu einer überhimmlischen Berufung!). Petrus schrieb seine beiden Briefr im Jahr 65 und 66, also drei bis vier Jahre nach dem Epheserbrief; Johannes hat seine drei Briefe sogar erst im Jahr 85 geschrieben, also 23 Jahre nach dem Epheserbrief!" Dies waren aber keine Briefe an nicht mehr existierende Gemeinden, im Gegenteil, Gottes Wort zeigt uns doch klar und deutlich deren unverminderte Existenz!

Dass es dabei Spannungen zwischen den Gläubigen der Königreichsgemeinde und denen der Körperschaft Christi gab, erkennen wir in Kol 4:11; doch gerade diese Spannungen zeugen von dem sehr unterschiedlichen Inhalt der jeweiligen Botschaft - war die ein doch irdischer Natur, wogegen die andere in die Überhimmel zielte, also zwei ganz unterschiedliche Ebenen.

Die bisherigen Heiligen und Glieder der Familie Gottes waren die herausgerufen Gläubigen aus Israel, die eine überhimmlische Erwartung hatten: "Mitbürger" bedeutet, dass wir, die aus den Nationen, mit NIederschrift dieses Briefes mit ihnen zusammengeschlossen wurden.

Zwar existierte die Königreichsgemeinde weiter, wie wir ja gestern biblisch untermauert haben, doch Gottes Augenmerk git voll und ganz der Körpergemeinde Christi; diese rückt solange in den Mittelpunkt des Geschehens, bis deren Vollzahl erreicht ist bzw. die Vervollständigung eingehe. Danach erfolgt die Entrückung dem Herrn entgegen in die Luft, und danach gilt Gottes Handeln wieder Israel, indem er die auf Sparflamme existierende Königreichsgemeinde wieder zu vollem Leben erweckt.

Die Gläubigen aus Israel, die eine überhimmlische Berufung haben, stehen also zusammen mit denen aus den Nationen im Mittelpunkt. Ihr gemeinsames Bürgertum ist droben, wo Christus ist, zur Rechten Gottes sitzend. Darauf sollen sie auch ihre Gedanken richten, darauf sollen sie sinnen, und das soll auch Inhalt ihrer Freude sein.

So herrlich und so hoch über dieses Bürgertum auch erscheinen mag, so sehr sollten wir uns davor hüten, Israels irdisches Bürgertum abzuwerten. Denn Glieder der Familie Gottes sind ja auch sie! Die unterschiedlichen Ebenen, auf denen die beiden herausgerufenen Gruppen arbeiten, nämlich irdisch und überhimmlisch, berechtigen niemanden, den anderen geringer zu achten oder sein Berufungsgut als höher zu bezeichnen - die wäre Hochmut! "Familie Gottes" zu der alle gehören, heißt Zusammenhalt und gegenseitige Achtung - haben wir doch, beide Gruppen, das gleiche Ziel unter demselben Herrn vor Augen!

Eph 2:20

"aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten."

Wer die Königreichsgemeinde vollkommen ausschließt, tut sich bei der Auslegung des obigen Wortes schwer, muss er es doch so biegen, dass aus der "Mehrzahl" der Apostel und Propheten die "Einzahl" geworden ist, nämlich nur noch Paulus.

Wenn wir jedoch unseren Gedanken der letzten Tage folgen und die Königreichsgemeinde als Teil der aus Vers 19 benannten Familie Gottes sehen, so braucht unserem Leitvers keine Gewalt angetan werden, er hat so, wie ihn Gott dem Paulus eingab, seine volle Bedeutung - denn die Familie Gottes ist eben auf der Grundlage der Apostel und Propheten der Beschneidung zum ersten aufgebaut, mit dem Ziel, die irdische Königsherrschaft Christi aufzurichten, und weiter baut dann Gott die Familie Gottes auf Paulus auf, der von sich schreiben kann:

"gemäß der mir von Gott gegebenen Gnade lege ich als weiser Werkmeister den Grund..." (1Kor 3:10).

Dass Paulus ein Apostel ist, ja der Apostel der Nationen, ist uns allen klar; dass Paulus auch Prophet war und Prophetenworte aussprach, geht aus 1Kor 13:9 hervor.

Petrus und seine Mitapostel der Beschneidung legten den Grund für das irdische Königreich - Paulus wurde von Gott berufen, den Grund als weiser Werkmeister für die überhimmlisch berufene Körpergemeinde Christi zu legen. Diese beiden Grundlagen gilt es, heute fein säuberlich auseinander zu halten, bzw. gem. 2Tim 2:15 sich zu befleißigen, sich selbst Gott bewährt darzustellen, als unbeschämten Arbeiter, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet!

"dessen Schlussstein der Ecke Christus Jesus ist,"

Das griechische Wort "akro goniaios" heißt wörtlich "Haupt- oder Schlussstein", ein anderer Übersetzer schreibt "Eckspitz".

Paulus legt, wie wir gesehen haben, den Grund, und von diesem Grund heißt es dann weiter: "Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus" (1Kor 3:11). In dem Korintherbrief sehen wir also unseren Herrn. als Grundstein, jenen Stein, auf den es ankommt, auf dem jeder folgende Stein basiert und seine Ausrichtung sowie Standvermögen erhält.

Ohne Grundstein gibt es keinen Schlussstein - es gebe also jeder von uns Obacht, wie er auf diesen Grundstein baue! In 1Kor 3:12-13 sind edle Baustoffe wie Gold, Silber und kostbare Steine benannt, aber auch brennbare Stoffe wie Holz, Gras und Stroh! Und dann fährt Paulus weiter fort: "eines jeglichen Werk wird offenbar werden; denn der Tag wird es offenkundig darlegen, weil es im Feuer enthüllt wird" (1Kor 3:13).

Hier steht offenkundig der Wandel auf dem Prüfstand, denn jeder, der diese Offenlegung seines Aufbauens über sich ergehen lassen muss, steht ja als "Entrückter" vor seinem Herrn.

Hier soll Phil 2:5 vor unserem inneren Auge stehen: "Denn dies Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus ist"! Möge die Gesinnung des Grundsteines, unseres Herrn, uns alle tief durchdringen und soweit, wie nur irgend möglich, die unsere werden!

Eph 2:21

'"in welchem das gesamte Gebäude, zusammen verbunden, zu einem heiligen Tempel im Herrn wächst;"'

Den Grundstein haben wir gestern als Schwerpunkt betrachtet, es ist unser Herr. Unser Leittext spricht aber von dem "Schlussstein" eines Gebäudes, bildlich gut vorstellbar an der Spitzform einer Pyramide, wo der buchstäblich letzte Stein der "Eckspitz" ist und damit die Pyramide vollendet. Damit steht vor unserem Auge das Bild eines Gebäudes, welches von. unten nach oben von unserem Hern durchdrungen ist - lieblicher geht es nicht!

Da wir es bei der obigen Aussage mit bildlich "lebendigen Steinen zu tun haben, so liegt in dieser Aussage auch der Gedanke eingeschlossen, dass Christus als Schlussstein das Haupt der Körpergemeinde darstellt und dass von diesem Haupt bzw. Schlussstein aufbauende und zusammenbindende Kräfte jedem eingefügten Stein zufließen.

Wenn wir bei diesen Worten an eine der letzten Worte der Bibel denken: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Ursprung und die Vollendung", so sehen wir, dass nicht nur wir, als Körperglieder und Erstlinge, von dieser göttlichen Kraft von oben und unten umhüllt sind, nein, dass vielmehr die ganze Schöpfung diesem Prinzip unterliegt! Lassen wir diese tief im Herzen froh machende Tatsache so richtig auf uns einwirken. Glückselig, wer dies erkennen darf und sich darin freuen kann!

Gott hat gemäß Seinem Ratschluss von Anfang an gebaut; in der Körpergemeinde Christi Jesu findet der Bau einen der herrlichen Höhepunkte: Sie wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn!

Wir kennen den buchstäblichen Tempel Israels, er wurde durch die Römer zerstört. Wir wissen auch um den neuen zukünftigen Tempel im irdischen Tausendjahrreich, der sich in Jerusalem befinden wird. Daneben gibt es noch massenhaft Tempel der sogenannten Christenheit (Kirchen), sowie der anderen Weltreligionen, die religiösen Kulten dienen.

Der Tempel, von dem unser Leitvers spricht, ist der einzige Tempel, in dem Gott gegenwärtig wohnt!

Nicht unerwähnt wollen wir hier lassen, dass der Seher Johannes auf der neuen Erde, der neuen Schöpfung, keinen Tempel mehr gewahrt (Offb 21:22). Dann wird nämlich "Gottes Zelt" bei den Menschen sein (Offb 21:3), Er wird also Selbst direkt bei den Menschen wohnen.

Doch zurück zu dem Tempel, der uns betrifft, Hierzu lesen wir noch ein Wort aus 1Kor 3:16-17: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt? Wnn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilige, der seid ihr."

Auch hier soll uns neben viel Wichtigerem das aufleuchten, dass der Tempel "im Herrn" wächst. Nur "in Christus" sind wir überhaupt "Tempel" und nur "in Ihm" können wir, zusammen verbunden, zu Ihn verherrlichendem Wachstum gelangen!

Eph 2:22

"in Ihm werdet auch ihr mit auferbaut zu einer Wohnstätte Gottes im Geist."

Unser Aufbau geschieht laut unserem Textwort zum ersten "in Ihm" und zum zweiten "im Geist".

Der Tempel im Tausendjahrreich, der ja wieder erbaut werden muss, ,versinnbildlicht mehr die Wiederzeugung Israels (siehe Joh 3:3), er ist ein Aufbau durch fleischliche Hände gemacht, sichtbar für jedermann. Man hört und liest zu diesem zukünftigen Tempel ja immer wieder, dass schon heute die Steine fertig behauen bereitliegen - ein Zeichen dafür, wie real dieser Tempel sein wird.

Der Tempel, den die herausgerufene Körperschaft Christi darstellt, ist eine rein geistliche Sache, sie isit für die Welt. unsichtbar, aber für jeden Gläubigen im geist fassbar und im Herzen erlebbar. Jeder einzelnen Gläubige stellt diesen Tempel dar, weil der Geist Gottes in ihm wohnt.

In 1Kor 6:19-20 lesen wir: "Oder wisst ihr nicht, dass euer Körper ein Tempel des heiligen geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid mit einem hohen Preis erkauft worden; verherrlicht daher Gott auf jeden Fall in eurem Körper.

Wie klar sagen uns doch obige zwei Verse, dass es Gottes Werk an uns ist, dass dieser Körper, in dem Geist Gottes wohnt, Ihm gehört, weil wir "erkauft" worden sind durch Sein Blut, und dass uns dies ein ständiger Ansporn sein soll, unseren Körper rein zu halten, um Ihn, den Vater, in Christus Jesus zu verherrlichen!

"Im Geist" sind die Schlussworte dieses zweiten Kapitels; und diese beiden Worte leiten wunderbar über in das inhaltsreiche dritte Kapitel.

Lies weiter:
3. Der Epheserbrief - Kapitel 3