Dauer und Zweck des Endgerichtes

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Aus der Reihe: Christi unausspürbarer Reichtum:
"Übeltäter und Guttäter in Gottes Heilsvorsatz" (1983)
von Mathias Jaegle (siehe Lebensbild)

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Dort als Schrift noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften:
Inhaltsverzeichnis:

In Bearbeitung

I. Die Übeltäter in Gottes Heilsvorsatz

5. Dauer und Zweck des Endgerichtes

Der König Manasse als Vorbild

Da wir mit dieser Überschrift an Wahrheiten rühren, die zu den tiefsten gehören, gibt uns Gottes Wort zuerst einen Anschauungsunterricht. Dies geschieht, wie auch in anderen ähnlichen Fällen mit Vorbildern. Für sein beispielhaftes Tun greift Gott Einzelne aus der Masse der Menschheit heraus. Mit diesen veranschaulicht Er das, was noch an Allen vollbracht werden soll. Folgen wir nun diesem vorbildlichen Lehrgang anhand des judäischen Königs Manasse.

Ein großer Sünder

Dieser Mann war der Verkommenste alle ungehorsamen Könige. In 2Chr 33:2-10 ist sein ganzes Sündenregister niedergelegt, und es ist wahrlich kein kleines. Er schreckte nicht davor zurück, selbst seine Söhne durch’s Feuer gehen zu lassen, indem er sie dem Moloch opferte! Von weiteren Gräueltaten lesen wir in 2Kö 21:16: „Und Manasse vergoss auch viel unschuldiges Blut, bis er Jerusalem damit erfüllte von einem Ende bis zum anderen; außer seiner Sünde, wodurch er Juda sündigen machte, indem er tat, was böse war in den Augen Jewes.“ Aber er war nicht nur ein Mörder, ,es steht außerdem in 2Chr 33:9 geschrieben: „Aber Manasse verleitet Juda und die Bewohner von Jerusalem, mehr Böses zu tun als die Nationen, welche Jewe vor den Kinder Israel vertilgt hatte.“ Was sein Sündenleben noch mehr absinken ließ, war sein Ungehorsam gegen Gottes Warnungen; denn Gott redete oftmals zu ihm und zu seinem Volk, aber sie merkten nicht darauf (2Chr 33:10). Auf Manasse und sein Volk passt, was in 2Chr 36:15.16 geschrieben steht: „Und Jewe, der Gott ihrer Väter, sandte zu ihm durch Seine Boten, früh Sich aufmachend und sendend; denn Er erbarmte Sich Seines Volkes und Seiner Wohnung. Aber sie v erspotteten die Boten und verachteten Seine Worte und äfften Seine Propheten, bis der Grimm Jewes gegen Sein Volk stieg, dass keine Heilung mehr war.“ Trotz allem war ihnen Gottes Erbarmen zugetan, aber daneben steht auch, dass der Grimm Jewes dermaßen stieg, dass es keine Heilung mehr gab!

Mit diesem König Manasse haben wir den Typus des gänzlich verdorbenen, gottentfremdeten Menscheen, der kalt über Leichen hinweggeht und Menschen zum Ärgsten verführt; dazu auf keine Warnung hört und sich durch nichts auf seinem Sündenweg aufhalten lässt. Dieser Regent hatte den Gipfelpunkt der Ruchlosigkeit erreicht und gehörte zu den Widerspenstigsten der Widerspenstigen (Jer 6:28).Wie bei dem heidnischen Monarchen Nebukadnezar verstockte sich auch Manasses Geist bis zur Vermessenheit (Dan 4:20).

Gottes Zorngericht an Manasse

Viele Menschen solcher Art werden vor dem weißen Thron stehen. Wenn wir fragen, was Christus mit ihnen machen wird, so glauben wird, dass für sie Gottes Handeln mit Manasse vorbildlich ist. Wenn Gottes Geduld und Langmut erschöpft sind, dann tritt Er mit Seinem Zorn auf den Plan, durch den Er das Gericht über den Sünder bringt. So erging es dem König Manasse. Nachdem dieser nicht mehr auf Gottes Warnungen hören wollte, griff Gott ein: „Da ließ Jewe die Heerobersten des Königs von Assyrien über sie kommen; und sie nahmen Manasse gefangen und banden ihm mit ehernen Fesseln und führten ihn nach Babel, ... sie fingen Manasse mit Haken und banden ihn mit ehernen Doppelfesseln...“ (2Chr 33:11). Welch ein schonungsloses Zorngericht Gottes! Trotzdem walten auch in diesem schon eine erste Gnade, denn damit nahm ihm Gott die Möglichkeit, sein frevlerisches Sündenleben noch weiter zu treiben und seine Schuld vor Gott ins Unermessliche zu steigern.

Aber selbst im Gericht war dieser König nicht von Gott verlassen! Ja, durch das Gericht bewirkte Gott einen besonderen Segen für ihn. Wir können das für Israel gesprochene Wort (Jes 26:9b) ganz auf Manasse anwenden: „Denn gleichwie ein Licht sind Deine Gerichte; Gerechtigkeit lernt so dieser unrecht Handelnde.!“ Doch welch ein scharfes und unnachgiebiges Gericht mussste Gott anwenden, bis Er diesen durch und durch verruchten Regenten zum heilsamen Zerbruch gebracht hatte.Wir können uns keinen größeren Kontrast vorstellen, als wenn ein unabhängig handelnder König mit Haken gefangen und doppelt gefesselt in die Verbannung abgeführt wird. Anstatt auf seinem Thron zu regieren, sitzt er nun in einem elenden Verlies und ist gänzlich der Willkür anderer ausgeliefert. Dabei musste er noch in ständiger angst leben, dass sie ihm die Augen ausstechen könnten, wie es damals Sitte war (s. 2Kö 25:7), oder dass er gar hingerichtet würde. Was liegt doch alles in dem kurzen Bericht: „Als er bedrängt war...“ (2Chr 33:12). Bedrängnis geht einher mit Ächzen, Seufzen und Stöhnen. Im Urtext ist das Wort „bedrängt“ von Drangsal abgeleitet und heißt wörtlich übersetzt „Einengung“.

=Eine heilsame Züchtigung

Als Manasse noch ein freier Mann war, hatte er nicht auf Gott gehört. Nun aber konnte Gott mit dem eingeengten und gebundenen Sünder reden, und Manasse lernte auf Gott hören. Aus 2Chr 33:13b: „Da erkannte Manasse, dass Jewe Gott ist“, geht hervor, dass er Gott überhaupt nicht mehr kannte. Was muss doch dieser König an inneren Qualen erduldet haben durch Selbstvorwürfe, nachdem ihn Gott von seinem Ihn kränkenden Sündenleben überführt hatte. Bestimmt hat er die Notwendigkeit des Gerichtes eingesehen und sich willig darunter gebeugt. So konnte ihn Gott durch das tief einschneidende Geschehen Schritt für Schritt auf dem ihn zurechtbringenden Weg vorwärts führen.

Und endlich hatte Gott durch Sein weisheitsvolles Erziehen mittels Gericht die Ihm wohlgefälligsten Früchte in Manasse Herzen bewirkt. Er flehte jetzt seinen Gott an und demütigte sich sehr or dem Gott seiner Väter und betete zu Ihm. Da kann man sagen: Flehen, Demütigung, Gebet und geläutertes Glaubensgold wurden aus dem Ofen der Trübsal hervorgebracht!

In 2Chr 33:18.19 werden nochmals alle Sünden Manasses aufgezählt mit dem Hinweis, dass er dies alles verübte, „bevor er sich demütigte“. Mit diesen Worten werden der Stolz und die Ichsucht als die großen Sünden vor Gott gebrandmarkt, zugleich aber wird auch das lichte Gegenstück dazu erwähnt: die in Gottes Augen wertvolle Demut. Wie Gott auf die Sinnesänderung Seiner Geschöpfe nach angedrohtem oder durchgeführten Gericht antwortet und Seine Barmherzigkeit walten lässt, wurde dem Propheten Jeremia im Hause des Töpfers bei dessen Handwerk erklärt (Jer 18:1-10).

Der Fall Manasse steht nicht allein da. Gleich ihm führte auch König Ahab ein gottloses Lebe. Doch als er die Gerichtsandrohung durch den Propheten Elia vernommen hatte, demütigte er sich, worauf Gott das ihm zugedachte Unglück nicht über ihn kommen ließ. (1Kö 21:17-29).

Auch von Rehabeam und seinen Ob ersten lesen wir, dass sie sich vor Gott demütigten, nachdem Er Ägypten als Zuchtrute gegen sie gebraucht hatte, worauf Gott ihnen dann ebenfalls versprach, sie nicht zu verderben (2Chr 12:6.7).

Ebenso bezeugt der König Nebukadnezar aus eigener schmerzvoller Erfahrung seines Gerichts, dass Gott zu erniedrigen vermag, die in Hoffart wandeln (Dan 4:37).

Der Segen der Selbstdemütigung und Erniedrigung

Die Tatsache dass Gott Sich den Spöttern, Stolzen und Hoffärtigen widersetzt, hingegen den Demütigen Gnade gibt, bekunden folgende Bibelstellen: Spr 3:34; Jak 4:6 und 1Petr 5:5. Es ist deshalb ein Segensweg, wenn wir im Glaubensgehorsam der Einladung des Herrn folgen: „... lernet von Mir; denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig...“ (Mt 11:29)