Das Johannes-Evangelium Kapitel 4: Unterschied zwischen den Versionen

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(Joh 4:34)
(Joh 4:49-54)
 
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:'''''"Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate.,  und dann kommt die Ernte? Siehe, Ich sage euch, erhebt eure Augen und schaut die Äcker an: sie sind weiß zur Ernte."'''''
 
:'''''"Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate.,  und dann kommt die Ernte? Siehe, Ich sage euch, erhebt eure Augen und schaut die Äcker an: sie sind weiß zur Ernte."'''''
  
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Lassen wir uns. heute von Gottes Wort weit in die Vergangenheit zurückführen, in jene Zeit, als Noah aus der Arche stieg, seinem Gott einen Altar baute u nd Gott zui Noah sprach: "In Zukunft, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saatzeit und Ernte, Kälte und Wärme, Sommer und Winter, Tag und Nacht" ([[1Mo 8:22]]).
  
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Jesus fordert Seine Jünger auf, über die weißen Felder zu schauen (wobei es sich wahrscheinlich um die reife weiße Baumwolle handelte), die zur Ernte anstanden. Alle Tage dieser Erde, so hat es Gott dem Noah verheißen, soll die Ernte nicht aufhören. Doch mit dem Erscheinen Jesu auf Erden könnten die Tage der Erde gezählt werden, wenn ...ja wenn Israel seinen Messias erkennen und annehmen würde.
  
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Jesus vergleicht das reife Baumwollfeld, das zur Ernte bereit ist, mit der geistlichen Ernte, die durch Sein Kommen ebenfalls möglich wäre.
  
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In [[Mt 9:36]]-37 lesen wir: "Als Er die Scharen gewahrte, jammerten sie Ihn;  denn sie waren geschunden und u mhergestoßen wie Schafe, die keinen Hirten haben. Dann sagte Er zu Seinen Jüngern: Die Ernte ist zwar groß, aber Arbeiter sind es wenigel."
  
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In Seinem Herzen sieht Jesus die große Volksmenge, die reif zur Ernte wäre. Es entspricht dem Willen Gottes, dass diese Ernte auch eingefahren werden soll, doch gemäß Seinem geheimen Ratschluss fällt die Ernte aus, weil das Volk ingesamt de. Sohn Gottes ablehnen wird, womit wiederum der Weg zum  Opfertod Jesus freigemacht wird. Auch hier sehen wir sehr schön den Willen Gottes auf der einen Seite und Seinen Ratschluss auf der anderen Seite!<br/><br/>
  
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===Joh 4:36-38===
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:'''''"Schon jetzt erhält der Erntende Lohn und sammelt Frucht. zum äonischen Leben, damit sich. zugleich der Säende wie auch der Erntende freue. Denn darin ist das Wort wahrhaft: Es ist ein anderer, der sät, und ein anderer, der erntet. Ich habe euch ausgesandt zu ernten, u m was ihr euch nicht gemüht habt; andere haben sich gemüht, und ihr seid in ihre Mühe eingetreten."'''''
  
bis 42<br/><br/>
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"Schon jetzt erhält der Erntende Lohn", mit diesen Worten muntert Jesus Seine Jünger auf, nicht zu resignieren, auch wenn es nur wenige sein werden, die an Ihn glauben. Aber wenn es auch nur wenige sind, sagt Jesus dennoch: "Wo wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der umsinnt, als über neunundneuzig Gerechte, die der Umsinnung nicht bedürfen" ([[Lk 15:7]]).
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Die Umsinnung eines Sünders führt diesen zum äonischen Leben, und damit ist hier der Eingang in das irdische Königreich gemeint. Die Freude, die darüber im Himmel herrscht, möchte Jesus auch in die Herzen Seiner Jünger legen, denn sie sind es ja, die ernten sollen.
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Nun ist es für Gläubige, ob diese nun zur Königreichsgemeinde gehören oder eine überhimmlische Berufung haben, immer verlockend, auch den Erfolg ihrer Mühen sehen zu wollen. Wie hoffnungsvoll versuchen wir nur allzu oft, Ungläubige mit unseren Worten zum Glauben zu führen. Wenn dann nicht sehr schnell eine Reaktion erfolgt, sind wir oft enttäuscht. Und wenn es tatsächlich einmal gelingt, einen raschen Erfolg zu erleben, dann kommt es auch nicht gerade selten vor, dass sich unser "Ich" brüstet, den Betreffenden zum Glauben geführt.zu haben.
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Wie weise spricht doch Gottes Wort zu, dass es Säende und Erntende gibt, dass also jeder Teil eine abgeschlossene Arbeit ist, und dass sich gerade der Säende über sein Werk freuen darauf, egal, wann die Ernte erfolgen kann, und egal, ob er diese überhaupt miterlebt.<br/><br/>
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===Joh 4:39-40===
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:'''''"Aus jener Stadt glaubten aber viele Samariter an Ihn auf Grund des Wortes der Frau, die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe! Als nun die. Samariter zu Ihm kamen, ersuchten sie Ihn, bei ihnen zu bleiben; so blieb Er dort zwei Tage."'''''
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Wir kehren wieder zurück zu der Samariterin, die inzwischen in die Stadt. gelaufen war und überall ihr Erlebnis mit dem fremden Mann draußen am Brunnen erzählte.
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Was überzeugte nun diese Samariter so, dass viele von ihnen glaubten? Wir denken hier an ein Wort der Psalmen, wo es heißt: "Kommet her, höret. zu, alle, die ihr Gott fürchtet; ich will erzählen, was Er an meiner Seele getan hat" ([[Ps 66:16]]). Auch der Psalmist hatte sein Erlebnis mit Gott, und nun läuft sein Mund über vor Freude und dem Bedürfnis, sich mitzuteilen. Die Samariter hörten der Frau sicher gespannt zu, schließlich kam es nicht oft vor, dass solches in ihrer direkten Umgebung geschah.
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Das Zeugnis der Samariterin muss sehr überzeugend geklungen haben, denn schließlich stand sie mit ihren vielen Männern siche rnicht in bestem Ruf. Es spricht aber für die Frau, dass sie sich nicht jener Dinge schämte, die aufdeckte, sondern diese offen nannte. Solches Zeugnis überzeugte viele aus der Stadt.
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Es ist auch bei uns immer wieder festzustellen, dass dort, wo man die eigenen Schwächen vor Gläubigen oder Ungläubigen offen bekennt, sehr schnell Brücken zu den Herzen der Zuhörer geschlagen werden. Die Menschen sind eher bereit, uns zuzuhören  wenn sie merken, dass wir nicht anders sind, nicht abgehoben haben, sondern wie alle anderen auch unsere Fehler und schwächen haben. So gesehen kann uns die Samariterin auch heute noch mit ihrem offenen Zeugnis als Vorbild dienen.<br/><br/>
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===Joh 4:41-42===
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:'''''"Da glaubten noch viel mehr um Seines Wortes willen, und zu der Frau sagten sie: Wir glauben jetzt nicht mehr nur aufgrund deiner Rede; denn wir haben es selbst von Ihm gehört, und wissen, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist."'''''
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Zwei tage blieb Jesus auf Wunsch der Samariter in ihrer Stadt und zwei Tage hatten diese die Gelegenheit, dem besten Lehrmeister, den es gibt, zuzuhören. Der göttliche Sämann säte Seinen Samen aus, und die Frucht hieß?: "Da glaubten noch fiel mehr um Seines Worte willen."
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Es bewegt uns schon, dass gerade aus jener Menschengruppe der Samariter, die ja vom übrigen Volk der Juden verachtet wurden, so viele zum Glauben kamen. Hier zeigt sich wieder das göttliche Prinzip, immer zuerst die Schwachen, die Verachteten, die nichts vor der Welt sind, wählen und mit diesen den Anfang zu machen. Der kraftlose Habenichts ist schneller bereit, eine helfende Hand  zu ergreifen als der Starke. und Geachtete. Gottes Wort warnt uns deshalb auch immer wieder, unser Herz nicht an die Dinge dieser Welt. zu hängen und uns ni cht mit übertriebenem Reichtum und Luxus zu belasten - dies alles macht uns träge und bringt uns unweigerlich von den wahren Schätzen ab, die wir allein in Seinem Wort finden!
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Das menschliche Zeugnis der Frau legte den Grund in den Herzen der Samariter, doch die persönliche Rede  Jesus und Sein Zeugnis machte sie gewiss, dass sie dem Sohn Gottes gegenüberstanden. Auch unser Glaubensanfang mag durch ein Zeugnis von Glaubensgeschwistern gewirkt worden sein, doch folgen musste die persönliche Rede Jesu - in unserem F all das Wirken des Wortes Gottes in uns. So wie die Samariter durch Jesu Rede gewiss wurden, so darf und muss auch untere Gewissheit ständig neue Nahrung durch dieses treue Wort Gottes finden, indem wir es lesen, es in uns aufnehmen, es in uns bewegen und wirken lassen.<br/><br/>
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Es ist ein herrliches Zeugnis, das die Samariter hier ablegen: Christus, der Retter der Welt! Es ist interessant, wie Jesus von den einen anerkannt wurde, von anderen aber herausgefordert und zuletzt noch gekreuzigt wurde.
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Anerkannt wurde Jesus z.B. durch Petrus: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" ([[Mt 16:16]]). Anerkannt wurde Er auch durch die Dämonen: "As ist zwischen mir und Dir, Jesus, Du Sohn Gottes, des Höchsten?" ([[Mk 5:7]]). Auch der römische Hauptmann bekennt: "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn"([[Mk 15:39]]). In [[Joh 1:49]] lasen wir bereits früher die Anerkennung Jesu durch Nathanael, und unser
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Textwort berichtet [[Joh 11:27]]: "Ja, Herr, ich habe den Glauben, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt!" und Thomas kann überwältigt nur noch stammeln: "Mein Herr und mein Gott!" ([[Joh 20:28]]).
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Herausgefordert wurde Jesus erst einmal von Satan persönlich: "Wenn Du Gottes Sohn bist..." ([[Mk 4:3]]) und nochmals in Vers 6: "Wenn Du Gotte Sohn bist...". Aber auch die Schriftgelehrten u nd Pharisäer forderten Jesus heraus: "Wer ist dieser? Der redet ja Lästerungen! Wer kann Sünden erlassen außer Gott allein?" ([[Lk 5:21]]). Auch das Volk insgesamt forderte Ihn immer wieder heraus, wie wir in [[Joh 5:18]] oder [[Joh 8:53]] sehen und ganz besonders grausam in [[Joh 10:33]]: "Wir wollen Dich nicht wegen eines edlen Werkes steinigen, sondern wegen Deiner Lästerung, weil Du, der Du ein Mensch bist, Dich Selbst zu Gott machst."
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Die schlimmste Herausforderung erfolgte am Kreuz, als der sterbende Christus durch sein Volk auch noch verhöhnt wurde: "Wenn Du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab."
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Wie mag es in unserem Herrn ausgesehen haben, als Ihm immer wider Herausforderung entgegenschlug, aber im Grunde sehr wenig Anerkennung!<br/><br/>
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Christus ist wirklich der Retter der Welt - aber was hat es Ihn gekostet? Wir wollen es uns nicht verdrießlich werden lassen, immer wieder [[Phil 2:6]]-8 zu betrachten, jene Verse, die in ergreifender Weise aufzeigen, was der Sohn Gottes hergeben musste, um der Retter der Welt zu werden.
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Da sehen wir zuerst Seinen Urzustand, der so beschrieben ist: "... der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein;"
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Dann erfolgt die erste Stufe Seines Abstiegs: "Er entäußerte Sich Selbst", wobei wir hier die Ablegung Seiner Gottes sehen dürfen
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Die nächste Stufe war: "Er nahm die Gestalt eine Sklaven an" womit gesagt wird, dass Er zum Dienen bereit war.
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Weiter lesen wir:  "...wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden". Außer der Tatsache, dass Er ohne Sünder war und blieb, unterschied Ihn nichts mehr von einem normalen Menschen!
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"Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis z um Tode, ja bis zum Kreuzestod". Wenn wir uns gerade bei dieser letzten. und untersten Stufe nochmals ins Gedächtnis rufen, wie schwer für Ihn der Kampf  in Gethsemane war, dass Er sogar mit dem Willen de sVaters nicht mehr harmonierte, dann ahnen wir, was Er für eine unsagbar schwere Bürde auf Sich nahm, um Seinem Namen "Jesus", der ja Retter bedeutet, gerecht zu werden.
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Aber weil Er dies alles auf Sich nahm, hat Ihn der Vater auch überaus hoch erhöht und Ihm mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist - es ist der herrliche Name Jesus!<br/><br/>
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Nachdem die Samariter zwei Tage in der besten Bibelschule der Welt waren, bewegt uns doch noch die eine Frage: Was haben sie wohl zu Jesus gesagt, als Er mitten unter ihnen war und was sagte ihnen Jesus?
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Mit Sicherheit fiel auch die Frage, warum Er wohl gerade zu ihnen kam, den von den Juden Gemiedenen! Und warum sie wohl so viel Verachtung. zu spüren bekommen, obwohl sie für ihren Samariterstand nicht verantwortlich sind) Die Antwort hierauf gaben wir schon vor 3 Tagen.
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Dann kam wohl die wichtigste Frage: Was kommt auf uns zu? Wie wird es sein?  ...alles Fragen, dieja jene Menschen brennend interessierten! Und Jesus erzählte ihnen sicher von dem kommenden Königreich, wie es ja die Propheten des AT in herrlichen Farben geschildert haben. Er konnte ihnen allerdings nicht sagen, dass dieses Königreich durch Ihn zwar sehr nahe war, in Wahrheit aber doch noch (auch für die Samariter) in weiter Ferne lag.
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So wie die Samariter (und auch viele Juden) von diesem Königreich auf Erden fasziniert waren, so sind es auch heute, in der Zeit der Verwaltung der Gnade, viele Gläubige. Denken wir als krasses Beispiel nur an die Sekte der Zeugen Jehovas. Menschlich gesehen muss man viel Verständnis für sie aufbringen, denn ihre große Hoffnung liegt auch unserem Empfinden sehr nahe, ist doch ein äonisches Leben in diesem Königreich in der Tat für die hierzu Berufenen Herrlichkeit! Nur leigt bei dieser Sekte ein Kardinalsfehler vor. Sie sehen Israels Verstockung und Verwerfung für endgültig an!! Für sie bleibt Israel verworfen und alle Zeugen Jehovas, sind nun das geistliche Israel! Damit ignorieren sie (meist unbewusst) die markanten Aussagen von [[Röm 11]]!
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Hier kann sich uns ein Feld auftun, jeden, der sich für das geistliche Israel hält, lehrmäßig auf [[Röm 11]] hinzuweisen. und aufzuzeigen, dass Israel wieder voll und ganz angenommen wird, wie es ja auch noch unzählige weitere Schriftstellen des AT und NT beweisen!<br/><br/>
  
 
=='''Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten'''==
 
=='''Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten'''==
bis 54<br/><br/>
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===Joh 4:43-44===
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:'''''"Nach den zwei Tagen aber zog Er von dort weiter und ging nach Galiläa; doch Jesus Selbst bezeugte, dass ein Prophet  in seinem eigenen Vaterland keine Ehre hat."'''''
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Es mag uns hier wundern, dass Jesus Sich als einen "Propheten" bezeichnet, wo Er doch der fleischgewordene Sohn Gottes ist - doch wenn wir [[Sach 6:9]]-13 lesen, so sehen wir, dass der kommende König nicht nur ein Prophet, sondern auch noch "Priester" genannt wird.
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Jesu Worte waren vollkommen im Einklang mit dem bis dahin geschriebenen Wort Gottes. Er war ja Selbst das lebendig Wort. Er verkündigte die göttliche Wahrheit und sagte das göttliche prophetische Geschehen voraus; Er war also König, Priester und Prophet!
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Dadurch, dass Seine Worte auch von Zeichen. un Wunder begleitet wurden, die aber nicht von dem einen und wahren Gott weg, sondern zu Ihm hinführten, erfüllte Er auch [[5Mo 13:1]]ff, und besaß damit in vollkommener Weise die Kennzeichen eines wahren Propheten.
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F.H. Baader übersetzt Vers 44: "dass ein Prophet in der eigenen Vaterstadt Wertschätzung nicht hat". Parallelstellen finden wir in [[Lk 4:24]]: "Wahrlich, Ich sage euch: Kein Prophet ist wohlannehmbar in seiner Vaterstadt"; und in [[Mk 6:4]]: "Ein Prophet ist nicht ungeehrt, außer in seiner eigen Vaterstadt, bei seinen Verwandten und in seinem Haus."
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Als Jesus in der Synagoge Seiner Vaterstadt lehrte, kam die unvermeidliche Frage: "Ist dieser nicht der Handwerker,,,, der Sohn der Maria und der Bruder des Jakobus, Joses, Judas und des Simon? Sind nicht Seine Schwestern hier bei uns. So nahmen sie Anstoß an Ihm! ([[Mk 6:3]]ff).
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Es war nicht nur für Jesus schwer, daheim Wertschätzung zu finden, es ist auch heute noch bei vielen von uns ähnlich. Wem es also ähnlich ergeht und wen dies bedrückt, der darf sich an unserem Herrn aufrichten, der diesen Weg vorausging.<br/><br/>
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===Joh 4:45-46===
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:'''''"Als Er nun nach Galiläa kam, nahmen Ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was Er in Jerusalem währende des Festes getan hatte; denn auch sie waren zum Fest gegangen. So kam Jesus nun wieder nach Kana in Galiläa, wo Er das Wasser in Wein verwandet hatte."'''''
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Die Galiläer nahmen Jesus auf, weil sie etwas gesehen hatten, was sie beeindruckt hatte. Doch damit ist noch nicht gesagt, dass sie auch glaubten.
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Gottes Wille ist es, dass die Menschen Seinem gesprochenen oder niediergeschriebenen Wort Glauben schenken. Der Glaube spielte bereits bei den ersten Menschen eine entscheidende Rolle. Schon Eva wurde in ihrem Glauben an Gottes Wort geprüft, glaubte dann allerdings den Worten der Schlange mehr als denen von Gott. Durch Glauben brachte Abel Gott sein Opfer dar, Henoch wurde durch Glauben hinweggerafft, Noah baute durch Glauben die Arche.. eine ganze Reihe solcher Glaubenshelden wir uns im Hebräerbrief  Kap. 11 genannt.
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Sehr genau klärt uns ja  [[Hebr 11:1]] über das auf, was Glaube ist: "Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt." Zwei Punkte möchten wir in diesem Vers unterstreichen: Einmal die "Erwartung", also unsere zukünftige Herrlichkeit, und zum andern "Was man nicht erblickt".
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Der Mensch kann viel glauben - schließlich gibt es ja auch eine Vielzahl an Glaubensgemeinschaften, die verschieden Glaubensvorstellungen haben - doch von Gottes Wort her gesehen gibt es nur einen einzigen Glauben, wie es uns in [[Eph 4:5]] bezeugt wird, weil es auch nur einen G ott und Vater aller gibt, an den wir glauben dürfen und der allein rechten Glauben schenkt.
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Israels irdische und unsere himmlische Berufung unterscheiden sich auch darin, dass Israel n och Zeichen und Wunder erleben wird, die den Glauben wecken und stärken sollen, wir hingegen sollen in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade nur glauben, ohne nach sichtbaren Zeichen und Wundern zu verlangen.<br/><br/>
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===Joh 4:47-48===
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:'''''"Da war ein königlicher Beamter in Kapernaum, dessen Sohn krank und schwach war. Als dieser hörte, dass Jesus aus Judäa in Galiläa eingetroffen sei, ging er zu Ihm und ersuchte Ihn, Er möge hinabkommen und seinen Sohn heilen; denn er sei im Begriff zu sterben. Jesus sagte nun zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und  Wunder  gewahrt, glaubt ihr überhaupt nicht!"'''''
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Das Anliegen des königlichen Beamten und die Antwort Jesu stehen eigentlich kaum in einem Zusammenhang. Der Mann der sicher eine angesehene Position am Hof des. Königs hatte, bangte ganz einfach um seinen Sohn, wie es jeder Vater auch tut. Offensichtlich hatte er von Jesus schon gehört, auch dass Er im gleichen Ort vor kurzer Zeit Wasser in Wein verwandelt hatte. Ein Mann also, der Wunderkräfte besaß!
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In seiner Not - sein Sohn lag offensichtlich im Sterben - griff er nach dem Strohhalm, der sich ihm dar bot, als er hörte, dass Jesus wieder in Kana weilte. Wir lesen nichts davon, dass dieser Mann an Jesu Göttlichkeit glaubte oder n ach diesem Glauben verlangte - ihm ging es schlicht und einfach nur um seinen todkranken Sohn.
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Jesu Antwort scheint also beim ersten Blick unpassend, wenn wir sie nur als "an den Beamten gerichtet"! sehen. Erst wenn wir das Blickfeld erweitern, erkennen wir, dass es ja nicht Jesu Auftrag war, Wunder und Zeichen zu vollbringen, sondern das Volk Israel zur Buße und zur Annahme ihres wahren Königs zu führen.
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Jesus klagt also nicht direkt den königlichen Beamten an, der um ein Wunder bittet, sondern er spricht mit Seiner Antwort das gesamte Volk an, das offensichtlich ohne Zeichen und Wunder nicht glauben will. Verlieren wir hier nicht aus dem Auge, dass Jesus ja das Königreich proklamiert und dass die Annahme durch das Volk noch möglich war!x<br/><br/>
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Dass Jesus in Seiner Antwort nicht den königlichen Beamten direkt meint, erkennen wir auch daran, dass Er nicht sagt: Wenn du nicht Zeichen..., sondern: Wenn ihr nicht Zeichen...! Mit "ihr" ist also die Gesamtheit des Volkes angesprochen.
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Wenn wir nun versuchen, unser Blickfeld zu erweitern und das Geschehen nicht nur auf die Einzelpersonen beziehen, so stellt der todkranke Sohn des königlichen Beamten das ganze Volk dar, das ebenfalls todkrank in seinen Sünden und in seiner. Widerspenstigkeit gegen Gott daniederliegt.#
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Jesus weiß, dass dieses Volk Zeichen und Wunder br aucht, deshalb ist Er auch beriet , solche Zeichen. und Wunder zu vollbringen, um damit Seine Gottessohnschaft und Seine Stellung als der verheißene Messias. zu legitimieren.
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Zeichen und Wunder gehören also als ein fester Bestandteil zu der Aufrichtung des irdischen Königreiches. Wir wissen, dass auch nach Jesu. Tod und Auferstehung Seine Jünger erneut mit Zeichen. und Wundern das Königreich dem Volk Israel anboten. Selbst Paulus, der ja in seiner Anfangszeit das Königreich auf Erden verkündigte, vollbrachte solche Zeichen und Wunder; selbst Tote weckte er auf.  Dabei ist es aber wichtig, dass wir erkennen, wie mit fortschreitenden Enthüllungen über die Körperschaft Christi und deren überhimmlische Berufung seine Vollmacht, Zeichen und Wunder zu tun, abnahm und zuletzt gänzlich von ihm genommen wurde. Nicht einmal mehr seinen  engsten Mitarbeitern, die erkrankten, konnte er durch Wunderkraft helfen, wie wir dies bei Trophimus anschaulich lesen können ([[2Tim 4:20]])
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Wer also heute, in unserer Verwaltung der Gnade, nach Zeichen und Wundern strebt, der verlangt nach Dingen des irdischen Königreiches, nicht aber nach dem was droben ist, wo unserer Berufung liegt!<br/><br/>
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===Joh 4:49-54===
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:'''''"Da sagte der königliche Beamte zu Ihm: Herr, komm hinab, ehe mein Knäblein stirbt! Jesus erwiderte ihm: Geh, dein Sohn lebt"! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus  ihm sagte und ging hin. Aber als er hinaubstieg, kamen ihm seine Sklaven entgegen und berichteten, dass sein Knabe lebe. Er erkundigte sich dann bei ihnen nach der Stunde, in der er sich erholt hatte. Und man sagte ihm: Gestern  um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Nun erkannte der Vater, dass es in derselben Stunde war, in der Jesus ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt!" Und er glaubte, er und sein ganzes Haus. Dies war das zweite Zeichen, das Jesus wieder in Kana tat, als Er aus Judäa nach Galiläa gekommen war."'''''
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Wie die Hochzeit in Kana, auf welcher Jesus Wasser in Wein verwandelt hat, und die als Bild die Hochzeit des Lämmleins vorschattet, so ist auch die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten eine Vorschattung und ein Zeichen für die unmittelbare Nähe des Königreiches.
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Auch das Königreich auf Erden beginnt in der Tat mit der Auferstehung aller Heiligen aus der Beschneidung, und alle Blindheit, Lahmheit und Krankheit wird dann aus dem Volk verbannt sein. Jesus bewies aja schon in Seinem irdischen Dienst, dass Er Vollmacht über die Kräfte der Natur hat.
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Der königliche Beamte glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte - es war der Glaube, der das Herz des himmlischen Vaters erfreute. Aber bedenken wir, dass der königliche Beamte erst in eine, menschlich gesehen, ausweglose Situation geführt werden musste. Ofensichtlich konnte keine Mensch mehr seinem Kind helfen - es war bereits im Begriff zu sterben!
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So muss auch Israel als Volk erst in eine solche Lage gebracht werden, dass es nur noch einen Weg gibt, nur noch eine Hand, die rettet. Auf dem langen Leidensweg dieses Volkes wird dieser Zustand kurz vor der tatsächlichen Aufrichtung des Königreiches erreicht sein, wo Israel als Gesamtvolk dem Wort Gottes glauben wird.<br/><br/>
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Lies weiter: <br/>
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[https://www.bibelwissen.ch/wiki/Das_Johannes-Evangelium_Kapitel_5 '''5. Das Johannes-Evangelium Kapitel 5''']<br/><br/>

Aktuelle Version vom 4. Juni 2023, 23:22 Uhr

Abschrift: Das Johannes-Evanglium in täglichen Andachten: Band I - IV
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Band I und II vergriffen
Band III und IV als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung:

4. Das Johannes-Evangelium Kapitel 4

(Band I)
Gespräch mit der Samariterin
Folgen des Gesprächs mit der Samariterin: Glaube der Samariter- Vom Erntefeld Gottes
Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten

Das Gespräch mit der Samariterin

Joh 4:1-5

"Als nun der Herr erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, Jesus gewinne und taufe mehr Jünger als Johannes (obwohl zwar Jesus nicht Selbst taufte, sondern Seine Jünger), erließ Er Judäa und ging wieder nach Galiläa. So musste Er durch Samaria ziehen. Dabei kam Er nun in eine Stadt Samarias, die Sichar heißt, nahe dem Freiacker, den Jakob seinem Sohn Joseph gegeben hatte."

Hatte schon Johannes der Täufer den Argwohn und Neid der Pharisäer zu spüren bekommen, da er großen Zulauf aus dem Volk hatte, so schlug dieser Argwohn in vermehrtem Maß Jesus entgegen, da sich die Zahl der Getauften bei Ihm erhöht hatte. Es war sicher nicht die Angst vor den Pharisäern, die Jesus veranlasste, Judäa zu verlassen und nach Galiäa zu ziehen - vielmehr dürfen wir darin erkennen, dass bei Gott (und hier bei Jesus) alles seine Zeit hat. Sagt doch schon der Prediger Salomo in Pred 3:1: "Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde....".

Auch unser manchmal voreiliges Handeln und Vorpreschen könnte unter Umständen größeren Segen bewirken, wenn wir mehr Geduld aufbringen würden, um die richtige Zeit abzuwarten.

Wir wollen noch einen Gedanken dem "Freiacker" widmen, an dem Jesus vorbeikam. Ein Freiacker wurde nicht verlost, er koknnte deshalb gekauft und verkauft werden. Jakob erwarb zu seiner Zeit den Acker (1Mo 33:19) und gab ihn später seinem Lieblingssohn Joseph, dessen Gebeine darauf bestattet wurden (Jos 24:32). Hundert Groschen hat er dafür bezahlt, und er wurde stets als sein Eigentum betrachtet.

Gethsemane gewinnt an Bedeutung, wenn wir lesen, dass auch dieser Ort ein Freiacker war (Mt 16:36). Diese Ölbaumanlage mit Ölkelter war der Ort, wo nicht nur Öl gepresst wurde, sondern wohin unser Herr Sich pfters zurückzog, um stille Gemeinschaft mit dem Vater zu haben, und wo Ihm zuletzt in der göttlichen Kelter der blutige Schweiß ausgepresst wurde.

Joh 4:6

"Dort war auch Jakobs Quelle. Jesus war nun von der Reise ermüdet, und so setzte Er Sich an die Quelle; es war etwa die sechste Stunde."

Wir sehen hier unseren Herrn als körperlich schwachen und sterblichen Menschen. Er wurde müde wie wir, Ihn hungerte gleich uns, Er brauchte Schlaf, und Er alterte; denn die Juden schätzten Ihn anscheinend eher fast fünfzig Jahre alt als nur dreißig (Joh 8:57). In allem war Er wie ein Mensch, herangewachsen vom neugeborenen Kindlein bis zum Mann.

Doch so schwach und anfällig Sein irdischer Körper auch gewesen sei mag, so herrlich war er in der Auferstehung aus den Toten. Got, der Vater, stellte Seine gewaltige Kraft am Körper Seines Sohnes zur Schau und machte aus ihm, der zuvor nach einigen Stunden Weg schon müde wurde, einen Herrrlichkeitskörper, der mühelos zum Vater durch alle Himmel hindurch aufsteigen konnte.

Dieses Bild darf auch uns immer wieder zusprechen, wenn wir durch unseren eigenen Körper erinnert werden, dass wir schwach, elend und sterblich sind. Aber einmal wird auch an uns dieselbe Kraft wirken, die an unserem Herrn wirksam wurde, und dann wird es auch für uns Herrlichkeit sein.

Doch vorerst wird es so bleiben, dass wir zwar einerseits müde werden, müde von so manchen Wegen des Dienstes und des Wandels - doch auch wir finden, gleich unserem Herrn, immer eine Quelle, an der wir uns niederlassen können und aus der uns frisches Wasser entgegen sprudelt.

Die Quelle, die wir hier ansprechen, ist Gottes köstlich erfrischendes Wort. Und seien wir noch so müde, noch so erschöpft, noch so verzagt oder von mancherlei Leiden aufgezehrt - das Wort, die göttliche Quelle, wird uns stets erfrischen und Mut zusprechen, es wird un sinmmer wieder aufrichten und neue Kraft und Durchhaltevermögen schenken!

Joh 4:7-9

"Da kam eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus bat sie: Gib Mir zu trinken! Denn Seine JÜnger waraen in die Stadt gegangen, um Nahrung zu kaufen. Die samaritische Frau sagte nun zu Ihm: Wieso bittest Du, der Du ein Jude bis, von mir, die ich eine samaritische Frau bin, zu trinken? (Denn die Juden pflegten mit den Samaritern keinen Umgang.)"

Wir beginnen heute mit einem kurzen Geschichtsrückblick. Nachdem Samaria durch den König von Assur entvölkert worden war (die dort ansässigen 10 Stämme wurden verschleppt), wurden dort Kolonisten angesiedelt, welche sich durch Heirat mit den wenigen im Land zurückgebliebenen Israeliten vermischten. Die Nachkommenschaft aus diesen MIschehen nannte man "Samariter". Zwischen ihnen und den Juden breitete sich ein bitterer Geist des Hasses und der Eifersucht aus. Die Juden lehnten es ab, mit den Samaritern irgend etwas zu tun zu haben, auch gestatteten sie ihnen keine Verbindung zum Tempel- Die Samariter wiederum weigerten sich, die Autorität Jerusalems anzuerkennen - und dies alles nur deshalb, weil die Samariter keine reinrassigen Israeliten waren, obwohl sie die Beschneidung hielten und mit Israel durch Mischehen eng verwandt blieben.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Jesus Seine Jünger, als Er sie aussandte, anwies, "Gehet nicht auf den Weg zu den Nationen hin und geht nicht in eine Stadt der Samariter hinein! GEht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!" (Mt 10:5-6). Wir verstehen diese Worte nur richtig, wenn wir erkennen, was Paulus später in Röm 15:8 schrieb: "Denn ich sage, Christus ist der Diener der Beschneidung geworden für die Wahrhaftigkeit Gottes, um die Verheißungen der Väter zu bestätigen". Die Nationen waren also in jener Frist noch von Christus getrennt, und Jesu Auftrag galt einzig und allein dem Volk Israel. Nicht einmal die samaritischen Mischlinge hatten daran Anteil, obwohl sie beschnitten waren. Die Wohlbotschaft Jesu beschränkte sich also ganz streng auf das von den Propheten verkündigte Königreich Gottes auf Erden.

"(Denn die Juden pflegten mit den Samaritern keinen Umgang.)"

Es ist von großer Bedeutung, dass wir erkennen, dass zur Erdenzeit Jesu die Nationen von der Botschaft des Evangeliums ausgeschlossen waren. Wir wollen deshalb die Tatsache aus Röm 15:8 heute noch etwas vertiefen, dass Jesus ausschließlich ein Diener der Beschneidung war.

Jesus hat in Seinem irdischen Dienst nie die Grenzen des Landes Palästina überschritten. Die Evangelisten berichten nur von zwei Fällen, wo Sich der Herr mit Nichtisraeliten befasste, nämlich dem Hauptmann von Kapernaum und dem kanaanäischen Weib. Zu letztere sprach Er: "Es ist nicht schön, den Kindern das Brot zu nehmen und den Hündlein hinzuwerfen" (Mt 15:26).

Erst das Kreuz auf Golgatha markiert den großen Wendepunkt in der Abwicklung des Vorsatzes Gottes. Infolge der Kreuzigung Jesu wurde Israel verworfen, tiefgründig wurde Israel um unseretwillen zum Feind Gottes, und damit ist Christus nicht mehr allein der Beschneidung Diener.

Im Verlauf der Apostelgeschichte sehen wir, wie auch Paulus zwar immer noch zuerst den Juden das Evangelium anbietet, denn n och stehen diese in der Rangfolge an erster Stelle, doch schon treten auch die Nationen in Erscheinung und werden von der Wohlbotschaft ergriffen.

In Eph 2:12 und 14 sehen wir dann, wie jegliche Vorrangstellung Israels aufgehoben wird, die Mittelmauer der Umfriedung ist niedergerissen, um die zwei - Israel und die Nationen - in Ihm Selbst zu einer neuen Menschheit zu erschaffen (indem Er Frieden machte) und die beiden in einem Körper mit Gott durch das Kreuz auszusöhnen: so in Ihm die Feindschaft tötend.

Wir kehren damit wieder zurück in die Erdenzeit Jesu, wo diese oben stehenden Aussagen ja noch in der Zukunft lagen. und nur Israel Ansprechpartner Gottes durch Seinen Sohn war.

Joh 4:10

"Jesus antwortete ihr: Wenn du von Gottes Geschenk wüsstest und wer es ist, der zu dir sagt: Gib Mir zu trinken, dann würdest du Ihn bitten, und Er gäbe dir lebendiges Wasser."

In dem Dialog mit der Samariterin zeigt uns Jesus, dass stoffliche Dinge (hier das Wasser) ein Spiegel geistlicher Wahrheit sinhd. Da Gottes Wort diesem Dialog so viele Verse einräumt, wollen auch wir einige Tage gedanklich mit dem Wasser beschäftigen, kann es uns doch dahingehend förderlich sein, dass wir vermehrt die Werke des Schöpfers bewundern. und erkennen dürfen, was uns wiederum zui verstärkter Anbetung führen soll.

Unser Textwort zeigt uns das Wasser einmal in der stofflichen Form, wie es die Samariterin aus dem Jakobsbrunnen schöpft - es ist für die Menschen lebenswichtig, weil sie ohne Wasser über kurz oder lang verdursten müssten. Zum andern zeigt Jesus der Samariterin (und auch uns), in dem Wasser das Spiegelbild einer geistlichen Wahrheit, nämlich das "lebendige Wasser" oder das "Wasser des Lebens", wie es in Offb 7:17; Offb 21:6 und Offb 22:1 genannt ist.

Führte das letztere zu äonischem Leben, so ist das normale Trinkwasser nur ein lebenserhaltendes Element, welches aber letztendlich den Tod nicht verhindern kann.

Wasser besteht vor allem aus Sauerstoff, mit einer Hinzufügung von Wasserstoff. Dabei wirkt der Sauerstoff belebend, der Wasserstoff nicht, er behindert eher die belebende Wirkung des Sauerstoffs. Das Kraftprinzip des einen wird also durch das andere abgeschwächt!

Dieses Bild soll uns heute zeigen, dass es sich auch bei uns ähnlich verhält: Wir haben noch nicht die Fülle des Geistes Gottes (Sauerstoff), da noch die tödliche Beimischung des Irdischen (Wasserstoff) bei uns vorhanden ist. Erst wenn einmal unsere Körper verwandelt sind, wird auch bei uns das Sterbliche vom Leben verschlungen sein!

Betrachten wir das Wasser etwas genauer, so stellen wir fest, dass es drei Erscheinungsformen hat, die wir auch unterschiedlich bezeichnen, obwohl alle drei Formen in der Grundsubstanz immer unverändert bleiben. Was sich ändert ist lediglich die Temperatur des Wassers: Durch Frost wird es zu "Eis" und durch Erhitzen wird es sogar leichter als die Luft. und steigt als "Dampf" empor, was wir dann am Himmel als Wolken bewundern können.

Aus dem ersten Buch Mose wissen wir, dass sich eine große Menge solch verdampften Wassers noch über den irdischen Sphären befunden haben muss (1Mo 1:6-8), welches dann bei der Sintflut sturzartig auf die Erde herabregnete und diese überschwemmte.

Wir haben damit eine weitere geistliche Wahrheit des Wassers aufgedeckt: Es lehrt uns da (am Ende immer) heilsame Ineinandergreifen von Gut und Böse. Ohne Wasser würden wir verdursten und zu Staub vertrocknen - aber zu viel Wasser kann dazu führen, dass wir ertrinken, wie dies bei der Sintflut geschah. Ein gesundes Maß an Wasser bringt hingegen alles zum Grünen und Blühen und erhält die Menschen bis zu ihrem natürlichen Tod am Leben.

Wir erkennen eine bedeutsame Lektion: Die Kraft und Auswirkung des Wassers befindet sich völlig in Gottes Hand, der Mensch hat nur einen winzigen Spielraum und bleibt damit von Ihm abhängig. Wie segensreich das Wasser sein kann, können wir nur recht würdigen, wenn wir bedenken, dass es dem Menschen auch zum Verderben werden kann.

Wasser als Segen und als Fluch in Form von verderbendem Übermaß - denken wir darüber einmal tiefer nach, dann staunen wir über die geistliche Lektion des Wassers!

Wasser steht uns heute in vielfältiger Art zur Verfügung, aber keine könnten wir als lebendig oder lebenverleihend bezeichnen. Vielmehr gibt es eine Überfülle an schädlichem oder ungenießbarem Wasser: Denken wir nur an die Unmengen an Salzwasser in den Weltmeeren und Ozeanen, die nicht trinkbar sind, oder denken wir an die stagnierenden Tümpel, die infolge von Mangel an Frischwasserzufuhr verseucht sind und damit ebenfalls ungenießbar werden.

Damit Wasser trinkbar und belebend ist, muss es rein sein! Und welch wunderbare Methode gebraucht doch Gott, um dies zu erreichen: Er reinigt das Meerwasser oder das der verseuchten Tümpel durch Verdunstung. Bei diesem Läuterungsprozess steigen ungeheure Wassermengen aus den Meeren in die Höhe, werden durch Winde rund um den Erball getrieben und kommen als sauberer Regen wieder herab, um Menschen, Tiere und Pflanzen auf der Erde zu erquicken und zu beleben.

Ist es nicht wunderbar, wie Gott hier Unbrauchbares in Gutes umwandelt!

Wir wissen, dass unser heutiges Trinkwasser in der Regel mit Chemikalien vermischt wird, weil es auf dem Weg durch die langen Kanäle oft seine ursprüngliche Reinheit verliert. Viele Menschen vertragen aber dieses so behandelte Wasser nicht und reagieren allergisch. Sie müssen sich mühsam reines Quellwasser beschaffen. Wer würde hier nicht gerne "lebendiges "Wasser" kaufen, wenn dieses für Geld zu haben wäre! Auch hier haben wir eine geistliche Wahrheit: Es ist das Wasser des göttlichen Wortes! Dieses ist köstlich und lebenspendend, außer wenn wir es mit dem chemischen Fremdkörper menschlicher Theologie vermengen! Wie sehr sollte es also unser Bestreben sein, dieses vor allem Beiwerk zu läutern und es den Dürstenden so rein und frisch wie irgend möglich aus der göttlichen Quelle darzureichen!

Bevor wir uns morgen dem Wasser des Lebens zuwenden, wollen wir uns noch einen Tag mit dem Wasser der Verwüstung beschäftigen, wie es uns die Sintflut schildert.

Es ist ja interessant, dass die Menschen vor der Sintflut etwa zehnmal länger lebten, als die Menschen danach. Dies könnte im Zusammenhang mit den Wassermasses stehen, die Gott über der Luftschicht hielt (1Mo 1:7) und die dann herabregneten. Die Luftbeschaffenheit und ihr Wassergehalt müssen damals anderer Art gewesen sein, denn noch gab es ja keinen Regenbogen.

Ein beträchtlicher Teil der Sintflut kam aber von unten aus den Quellen des großen Unterwasser-Chaos (1Mo 7:10) und verlief sich später in die Meere und in den Boden. Wir wissen heute, dass unter der Erdoberfläche riesige Hohlräume sind, die neben Erdöl und Gas vor allem auch Wasser beinhalten.

Warum kam es aber zu einer Sintflut? Nun, die Menschen waren gem. 1Mo 6:5 vervielfacht böse und betrübten Gottes Herz so sehr, dass wir sogar von einer göttlichen Reue in Bezug auf die Erschaffung des Menschen lesen. Und als es diese Generation wirklich zu weit trieb, trat Gott auf den Plan und richtete den Schauplatz neu her, um die Menschheit unter anderen Verhältnissen (z.B. kürzere Lebensdauer) erneut zu erproben. Doch wissen wir heute, dass das Geschöpf, losgelöst von seinem Schöpfer, schnell wieder in Finsternis stürzte. Der gute Anfang mit Noah war nur von kurzer Dauer.

Wasser ist an und für sich gut, ja, es ist für uns sogar lebensverlängernd, aber - so sehr wir es in diesem argen Äon schätzen, kann es sich auch durchaus als verderbenbringend, als unheilvoll erweisen. Im Gegensatz hierzu betrachten wir morgen das Wasser des Lebens.

In den zukünftigen Äonen wird es kein verderbliches, tödliches Wasser mehr geben. Im letzten Äon wird es auch kein Meer mehr geben, wie wir es kennen. Das Land wird nicht länger durch Fluten leiden, die alles wegschwemmen, vielmehr wird das Wasser "die Quelle des Lebens und Segens" werden.

In Hes 47 lesen wir von einem Strom, der dem Heiligtum entspringt und der die Wasser heilt, zu denen er hinkommt. Die anderen Wasser sollen der Salzgewinnung dienen. An seinen Ufern wachsen Bäume und Früchte. zur Speise und Gesundung.

Was Hesekiel vorausschauen durfte, sah auch Johannes und schrieb es nieder. In Offb 21:6 lesen wir von einer Wasserquelle des Lebens, aus welcher der Dürstende umsonst zu trinken bekommt. Und in Offb 22:1-2 sehen wir, wie ein ganzer Strom des Wassers des Lebens dem Throne Gottes und des Lämmleins entspringt, und wiederum sehen wir jenseits dieses Strome Holz des Lebens, das zwölferleit Früchte trägt und dessen Blätter zur Genesung der Nationen dienen.

Denen, die da glauben, we die Schrift sagt, verheißt Jesus, dass aus ihren Leibern Ströme lebendigen. Wassers fließen werde (Joh 7:38), und unmittelbar vorher ruft Er: "Wenn jemand dürstet, komme er zu Mir und trinke!" (V. 37).

Ja, wenn sie, die Samariterin wüsste, wer vor ihr steht und wer von ihr das nur auf kurze Zeit lebenserhaltende Wasser begehrt - sie hätte in der Tat das echte Wasser des Lebens erbeten. Welch wunderbares Gleichnis ist doch das irdische Wasser für jenes Wasser des geistlichen Lebens, das Er verleiht!

Aber noch eine weitere Wahrheit, die uns Paulus vermittelt, spiegelt das Wasser ab. In Eph 5:26 lesen wir von Christus in Bezug auf Seine herausgerufene Gemeinde: "... und Sich Selbst für sie dahingegegen hat, um sie zu heiligen: sie reinigend durch das Wasserbad in einem Ausspruch Seines Mundes."

Das Wort wird hier mit einem Wasserbad verglichen, durch das der Herr Seine Gemeinde von allen Flecken und Runzeln reinigt, um diese für Sich Selbst herrlich darzustellen.

Wasser, eine geistliche Wahrheit, die Reinigung abschattet, um mit dem Herrn vereint zu sein. Einen ähnlichen Gedanken finden wir auch in der Fußwaschung der Jünger. "Wenn Ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an Mir" (Joh 13:8) sprach der Herr dem widerstrebenden Petrus zu.

Aber das Wasser veranschaulicht auch das Element des Todes, nämlich in der Wassertaufe. Der Täufling wurde untergetaucht, u m auszudrücken, dass der alte Mensch ertrinken sollte. Auch wenn die Wassertaufe ja nur ein Schattenbild auf die Geistestaufe darstellt, so ist sie hier doch erwähnenswert. "Oder erkennt ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesus getauft sind, in Seinen Tod getauf wurden? Mit Ihm zusammen wurden wir nun durch die Taufe in den Tod begraben, damit, ebenso wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters aus den Toten auferweckt wurde, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln mögen! (Röm 6:3-4).

Noch manch weitere Zusammenhänge zwischen dem reinigenden, belebenden, aber auch tötenden, vernichtenden Wesen des Wasser könnten genannt werden, sie alle lassen uns die Werke des Schöpfers in der Natur mit ganz anderen Augen sehen, führen sie uns doch zu den viel größeren Wundern der geistlichen Welt.

Joh 4:11-12

"Die Frau erwiderte Ihm: Herr, Du hast nicht einmal einen Schöpfeimer, und der Brunnen ist tief; woher willst Du nun das lebendige Wasser haben? Du bist doch nicht größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben hat; er selbst, seine Söhne und sein Vieh tranken daraus."

Wir wollen uns einmal in die Lage der Samariterin versetzen: Vor ihr steht ein fremder Mann, den sie als Jude erkennen kann. Er wünscht von ihr, dass sie Ihm Wasser schöpfen soll (obwohl die Juden den Umgang mit den Samaritern nicht pflegten), und Er redet zudem noch von "lebendigem Wasser", für sie unverständliche Dinge, die ihr offensichtlich überheblich vorkamen. Dementsprechend war dann auch ihre Antwort: Auf der einen Seite praktisch - "Du hast ja nicht einmal einen Schöpfeimer, und der Brunnen ist tief", auf der anderen Seite Seine Überheblichkeit kritisierend - "Du bis doch nicht großer als unser Vater Jakob"!

Wir würden heute sagen: Jesus hat die Frau provoziert, Er hat sie herausgefordert, hat sie zum Denken angeregt, wobei der Schwerpunkt auf dem "denken" liegt. So wie Jesu Worte die Samariterin zum Denken anregen sollten, so soll uns Gottes Wort, welches wir hören oder lesen, auch nachdenklich machen.

Wir leben heute in einer Zeit, wo dem Menschen gezielt das eigenständige "Denken" abgewöhnt wird - eere wird von anderen sTellen gelenkt und minpuliert. Gesteuert wird dies über die sogenannten Massenmedien, hauptsächlich das Fernsehen. Diese Verdummung der heutigen Menschheit führt klar zu der Manifestation des kommenden Gesetzlosen hinj.

Abaer Gott will unser Denken, wir sollen Gott unseren Denksinn zur Verfügung stellen. Wir müssen nach Röm 12:2 im Geist unseres Denksinns erneuert werden, oder wie Eph 4:23 sagt: "Verjüngt werden im Geist unseres Denksinnes". Lassen wir uns also nicht von frommer Betriebsamkeit hetzen, sondern lasst uns immer wieder eine Pause einlegen - zum Nachdenken!

Joh 4:13-14

"Jesus antwortete ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer jedoch von dem Wasser trinkt, das Ich ihm geben werden, den wird für den Äon keinesfalls dürsten; sondern das Wasser, das Ich ihm geben werde, wird in ihm eine Wasserquelle werden, die in das äonische Leben sprudelt."

Wie wenig Bereitschaft zum "Nachdenken" auch unter den Gläubigen zu finden ist, sehen wir, wenn es um die Genauigkeit der Übersetzung des Wortes Gottes geht. Unser heutiges Wort bietet sich an, dies einmal an dem Urtextwort "aion" zu demonstrieren. Die herkömmlichen Übersetzer geben dieses Wort mit "Ewigkeit" ("ewig") wieder. Nun gibt es aber viele Schriftworte, wo die herkömmlichen Übersetzer sich gescheut haben, konsequent z u sein, Z.B. in 2Kor 4:4, wo die Rede von Satan als dem "Gott6 dieses aions" die Rede ist, der die Gedanken der Ungläubigen blendet. Da man sich scheute, Satan als "den Gott der Ewigkeit" zu übersetzen, manipulierte man das Wort "aion" einfach in "Welt" um und übersetzte "...der Gott dieser We^lt..." (siehe Luther, Elberfelder - bei Schmoller und Menge "Weltzeit"). So einfach geht es also den Urtext zu manipulieren!

Wenn wir aber konsequent sind (wie unsere Konkordante Übersetzung) und die entsprechenden Schriftstellen wortwörtlich mi "Äon" bzw. "äonisch" übersetzen, bekommen wir eine weit tiefere und kostbarere Bedeutung des Wortes "aion", weil wir erkennen können, dass "aion" keine unendliche und nie endende Zeit darstellt, sonder dies vielmehr zeitlich strkit abgegrenzte göttliche Zeitabläufe sind, die also einen Anfang und ein Ende haben! (Gerade in der unkonsequenten Übersetzung liegt aber die Wurzel der Gegnerschaft gegen jene Gläubigen, die die Allaussöhnung mit ganzem Herzen erkennen und bejahen können, offenkundig vor uns).

Es ist verblüffend, wie wenig auch Gläubige zum Nachdenken bereit sind und wie auch ihr Denksinn vom Gott dieses Äons geblendet wird. Wenn es Satan gelingt, unser Denken zu verdunkeln, hat er Entscheidendes bewirkt - göttliche Wahrheit werden verfälscht. Bedenken wir: Das Haupteinfallstor der Finsternis ist unser Denksinn!

Nur wenn wir die genaue Bedeutung des Wortes "aion" erkannt haben, werden wir auch Jesu Worte in ihrer Tiefe verstehen.

Die Worte Jesu an die Samariterin zielen auf den kommenden Äon des Königreichs auf Erden. Der gegenwärtige böse Äon (Gal 1:4) findet seinen Abschluss, wenn der Widerwirker seine böse Ernte einfährt (Mt 13:39), und das Gericht erfolgt bzw. Gottes Zorn erfüllt ist. Dann folgt der vierte Äon, das irdische Königreich, in welchem gleichzeitig die Körpergemeinde Christi Jesu inmitten der Überhimmlischen Schaugefäße der Gnade Gottes sein wird (gem. Eph 2:6-7).

"Für den Äon keinesfalls dürsten" oder "...die in das äonische Leben sprudelt", diese Worte weisen also auf den kommenden Äon hin,. IN diesem Äon gibt es noch S klaven und Söhne (Joh 8:35), ebenso wie Christi Herrlichkeit als Mittler zwischen Gott und den Menschen. In der Vollendung, wenn Gott alles in allen sein wird (1Kor 15:28), fällt dies alles dann weg.

Äonisches Leben, von dem Jesus spricht, setzt also eine Abgrenzung zu jener Zeit, die wir als Vollendung oder Vervollständigung kennen, wo alles unauflösliches Leben erhalten hat, denn alle sind in Christus lebendig gemacht! Vorher haben nur die Auserwählten "äonisches Leben", die andern sind derweil in "äonischem (nicht ewigem) Tod", weil sie kein äonisches Leben erhielten.

Wir sehen, wie mit einer klaren Wortteilung und einer genauen Wortwiedergabe auch die Aussagen Jesu betreffs "äonischen Lebens" eine tiefere Bedeutung haben als nur "ewiges Leben"!

Joh 4:15

"Da sagt die Frau zu Ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht wieder dürste und ich auch nicht hierher kommen muss, um zu schöpfen!"

Die Samariterin scheint nicht sehr tief über Jesu Worte nachgedacht zu haben. Ob wohl ihr die letzte Antwort doch viel Stoff zum Nachhaken und Nachfragen hätte geben können, ist ihre Antwort wiederum nur rein menschlich: NIe mehr Durst zu haben und sich die Arbeit mit dem Wasserschöpfen zu ersparen - ja, die würde sie schon gerne haben wollen! Spiegelt sie mit dieser Haltung nicht auch das Bild vieler Gläubiger wieder?

Wie oft ist doch all unser Sinnen und Trachten nur auf das Irdische ausgerichtet! Wie oft werden wir angehalten, für Gesundung von allerlei Krankheiten oder körperlichen Gebrechen zu beten, und wie selten wird um geistliches Wachstum. und Erkennen gerungen!

Bequemlichkeit an allen Ecken und Enden, vor allem auch im Denken; und wagt man , auf diese Zustandkritsch hinzuweisen, so berufen sich viele Gläubige nicht selsten darauf, dasses auf die Liebe ankäme! Doch solche Ausreden disqulifizieren sich selbst, denn zur Liebe gehört in höchstem Maß das Denken! Die bestätigt uns ja klar die Aussage des Herrn: "Lieben sollst du den Herrn, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Denkart" (Mt 22:37). F.h. Baader übersetzt die unterstichenen Worte mit: "und in dem deinem ganzen Durchdenken." Über solche Aussagen wird leider sehr wenig gesprochen.

Möchte Jeus den Denksinn seines Volkes Israel auf das irdische Königreich ausrichten, so ermahnt uns Paulus, auf das zu sinnen, was droben ist, nicht auf das auf Erden (Kol 3:1-2). Da werden wieder einmal die Unterschiede der beiden Berufungen deutlich sichtbar, je mehr wir darüber nachdenken, umso klarer wird uns unsere eigene Berufung - möge uns Gott gemäß Eph 3:18-19 hierzu viel Gnade schenken.

Joh 4:16-18

"Jesus erwidert ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher! Die Frau antwortet Ihm: Ich habe keinen Mann! Da sagte Jesus zu ihr: Trefflich hast du gesagt, dass du keinen Mann hast; denn fünf Männer hast du gehabt, und den du nun hast, der ist nicht dein Mann; dies hast du wahr geredete."

Die Art uns Weise, wie Jesus das Gespräch mit der Samariterin fortführt, mag uns erstaunen, greift es doch tief in das Privatleben der Frau ein. Doch wenn wir, einige Verse vorgreifend, bedenken, dass die Samariterin und, durch ihr Zeugnis, viele Bewohner der Stadt. zum Glauben kamen, dann ist es durchaus richtig, dass Jesus erst einmal alles Dunkle im Leben dieser Frau ans Licht brachte!

Wo der Geist Gottes anfängt, im Herzen eines Menschen zu wirken, wird es licht und hell. Licht und Finsternis können nicht nebeneinander bestehen. So wie die ersten Sonnenstrahlen das Dunkile der Nacht überwinden, so vertreibt der Lichtglanz Gottes auch das Dunkel in unseren Herzen. War es nicht auch unser inniges Bestreben, von dem Moment an, als wir gläubig wurden, alles Finstere in u ns ans Licht zu bringen -sei es im vertraulichen Gespräch mit einem Bruder, oder auf den Knien vor dem Herrn!

Was der Samariterin im Moment peinlich gewesen sein mag, war doch eine Notwendigkeit. Jesus bereitete sie als Werkzeug zum Zeugendienst in der Stadt vor.

Auch wir dürfen gewiss sein, dass uns Gott als Werkzeuge gebrauchen wird, allerdings hauptsächlich in den herankommenden Äonen, und dort in den überhimmlischen Regionen. Doch dürfen wir heute schon den geistlichen Fürstlichkeiten und Obrigkeiten die mannigfaltige Weisheit Gottes an uns bekanntmachen (Eph 3:10). Wir alle sind in einer wunderbaren göttlichen Schule, und jeder, egal welche Berufung er hat, wird von Gott in vollendeter Weisheit an sein Ziel gebracht - ein köstlicher Grund zum Danken!

Joh 4:19-20

"Die Frau entgegnete Ihm: Her, ich schaue, dass Du ein Prophet bist. Unsere Väter beteten auf diesem Berg an, doch ihr sagt: In Jerusalem ist die Stätte, wo man anbeten muss!"

Es ist an dieser Stelle interessant, etwas in die Geschichte Israels zurückzublicken. Das geeinte Königreich. unter Saul, David und Salomo zerfiel ja nach dem Aufstand der zehn Stämme in ein Nord- und ein Südreich, wobei das Südreich Juda Jerusalem zur Hauptstadt hatte, das Nordreich hingegen Samaria als Hauptstadt erkor. Die zehn Stämme dieses Nordreiches wurden im Verlauf eines Krieges nach Assyrien verschleppt. Der König von Assyrien ließ danach seine eigenen Leute in dem fast entvölkerten Nordreich Israels ansiedeln, um die Bindung dieses eroberten Landes an sein eigenes Reich zu festigen. Diese Ansiedler mischten sich mit den verbliebenen Israeliten aus den zehn Stämmen. Dies Blutsvermischung war der Grund der Verachtung der Juden (siehe 2Kö 17:24-41).

Später wurde auch das Südreich in die Gefangenschaft nach Babylon geführt, wurde aber unter dem persischen König Kores freigelassen. Kores verfügte dann, das zerstörte Heiligtum in Jerusalem wieder aufzubauen. Mit Serubabel, einem Fürsten aus Juda, der mit dem Aufbau begann, versuchten nun die Samariter, ein Bündnis z u schließen und sich mit den Heimkehrern im Tempelbau in Jerusalem zu vereinigen - sie wurden aber zurückgewiesen. (siehe Esr 4:2-3).

DA sie aber auch einen Berg der Anbetunmg haben wollten - Jerusalem wurde ihnen ja verwehrt - bauten sie einen Tempel auf dem Berg Garizim, jenem Berg, auf den sich die Samariterin in unserem Textwort berief, als sie zu Jesus sagte: "Unsere Väter beteten auf diesem Berg an".

Die Samariterin wusste, dass die Juden nur Jerusalem als Heiligtum und Stätte der Anbetung anerkannten - der Berg Garizim war bestenfalls ein Zeugnis den Aufstandes und der Abtrennung der zehn Stämme. Richterweise brint sie Jesus, den sie jetzt immerhin schon als einen Propheten anerkennt, mit Jerusalem in Verbindung.

Joh 4:21

"Jesus erwiderte ihr: Glaube Mir, Frau: Es kommt die Stunde, wenn ihr den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten werdet."

Was mag Jesus im Herzen empfunden haben, als Er diese Worte aussprach! Schon als zwölfjähriger Knabe zog es Ihn in den Tempel, die Ängste Seiner Eltern ignorierend (Lk 2:41-50). Er spürte, dass hier der Ort der Anbetung Seines Vaters war. Wie wuchs Ihm doch Jerusalem und das Heiligtum auf dem Tempelplatz ans Herz!

In Mt 23:37 vernehmen wir die Klage Jesu über Jerusalem und deren kommende Zerstörung, und in Lk 19:41-44 lesen wir ergriffen, dass unser Herr über diese kommende Heimsuchung weinte.

Nur zu gut wusste Jesus, welchen Weg Er zu gehen hatte und was sich in der Zukunft ereignen würde. Bedenken wir, dass nach der Aussage des Petrus Jesus als makelloses und fleckenloses Lamm schon vor dem Niederwurf der Welt vorhererkannt war (1Petr 1:19-20), was bedeutet, dass beovr unsere jetzige Erde gebildet wurde, ja noch weit vorher, der ganze Heilsplan zwischen dem Vater und dem Sohn festgelegt wurde. Dabei ist es besonders bewegend, dass Gott die Menschheit erst erschuf, als sich das Lamm bereit erklärt hatte, mit seinem kostbaren Blut für alles einzustehen.

Da Jesus nicht nur den Menschen gleichgestaltet, sondern auch in der Art. und Weise wie ein Mensch erfunden ward, empfand Er auch Schmerz, Trauer udn MItleid wie ein Mensch. Er wussste um die Stunde, die kommen würde, wo weder auf Garizim, noch in Jerusalem angebetet werden konnte. Siebzig Jahre nach Seinem Herabstieg als Mensch war es dann soweit, dass sich Seine Prophezeiung erfüllte, Jerusalem und der Tempel wurden zerstört.

Auf dem Berg und in Jerusalem konnte nicht mehr angebetet werden, doch es gab eine andere Möglichkeit der Anbetung, die wir in den folgenden Versen dankbar behandeln dürfen.

Joh 4:22-24

"Ihr betet an, was ihr nicht wisst; wir beten an, was wir wissen, weil die Rettung von den Juden kommt. Es kommt jedoch die Stunde, ja sie ist nun da, wenn die wahrhaftigen Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche, die Ihn anbeten."

Die obigen Worte Jesu sind an die Samariterin und ihre Stadt gerichtet. Mit "ihr" und "wir" spricht er einmal die Samariter an und zum anderen die Juden, zu denen Er Sich zählt, da Er aus dem Stamm Juda geboren wurde. So gesehen kommt die Rettung tatsächlich von den Juden, ist doch in keinem anderen Namen Rettung verheißen als nur allein in dem Namen Jesus!

Wir sahen an früherer Stelle, wie der Tempel von Geschäftemachern missbraucht und damit seiner eigentlichen Bedeutung entwürdigt wurde. Wohin ging Jesus um zu beten? Es wundert uns nicht, dass Er ganz offensichtlich den Tempel mied; in der Regel zog Er Sich von den Menschen zurück an einen stillen Ort, in der Wildnis oder auf einem Berg - in jedem Fall aber so weit wie möglich weg von den Menschen und so nahe wie möglich hin zu Seinem Vater.

Seinen Jüngern empfahl Er, es Ihm gleichzutun: "Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließe deine Tür und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist" (Mt 6:6); und einen Vers vorher lesen wir: "Wenn ihr betet, sollt ihr nicht wie die Heuchler sein; denn sie haben es gern, in den Synagogen und an den Ecken der Plätze zu stehen, um zu beten, damit sie sich vor den Menschen zeigen."

Jesus brachte, wenn er beten wollte, Seine äußere Umgebung in Einklang mit seinem inneren geistlichen Zustand. Es lässt sich auch für uns am besten beten, wenn die äußeren Umstände mit unserer geistlichen Lage harmonisieren - und dies ist in der Regel die Stile!

Es ist dem Verfasser dieser Zeilen heute ein Anliegen, ein ganz persönliches Erleben zu berichten, das aber in keinem Fall verletzend wirken soll:

Es war in meinem Elternhaus üblich, vor jedem Essen zu beten. Diese Gewohnheit wurde auch beibehalten, wenn in einem weltlichen Lokal gespeist wurde oder wir uns im Urlaub befanden. Als wir vor Jahren mit meiner Mutter in der Lüneburger Heid Urlaub machten, besuchte uns dort ein lieber Bruder aus Hamburg, den wir zum Essen in ein Lokal einluden. Wie üblich senkte meine Mutter vor den weltlichen Gästen das Haupt und betete.

Beim Esser frage der eingeladene Bruder meine Mutter, warum sie vor dem Essen so auffällig beten müsse? Als wir ihn all ob dieser Frage wohl etwas erstaunt anschauten, meinte er:

"Ich persönlich brauch nicht öffentlich und zu bestimmten Zeiten oder Anlässen zu beten, weil ich ständig im Geist mit meinem Herrn verbunden bin!"

Wir hatten auf diese Aussage keine Antwort, auch meine Mutter nicht. Mich selbst aber beschäftigten seine Worte innerlich noch sehr lange, und je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr musste ich diesem Bruder recht geben und konnte ihn verstehen.

Ohne hier Regeln aufstellen zu wollen, ist mir aus dieser Begebenheit klar geworden, dass Gebet kein Zeugnis vor anderen darstellen soll, vor allem nicht Ungläubige provozieren muss, sondern dass es vielmehr das ganz intime Sprechen mit dem Vater sein darf, überall, an jedem Ort und zu jeder Zeit, und - im Geist und in der Wahrheit anbetend!

Gott ist Geist, das ist die mächtige, alles bewegende Lebenskraft, der jede Daseinsform entstammt; die beugt uns in Ehrfurcht nieder! Es ist die herausragende Aussage Jesu, dass Gott im Geist und in Wahrheit angebetet werden soll und nicht, wie die Pharisäer es tun, öffentlich als eine Schau vor Menschen. "Heuchler" nennt sie Jesus!

Des Vaters Sehnsucht sind wahrhafte Anbeter. Sie stellen die Frucht dar, die Gott im Verlauf der Äonen erwartet. Er machte uns zu Sündern, zu Widerspenstigen (Röm 11:32), um denn Geheiligte aus uns zu machen; und dies deshalb weil nur in den Herzen geretteter Übeltäter eine Liebe und Anbetung Raum finden kann, die Seine Liebe befriedigend erwidert; dies Anbetung findet dann ganz von selbst in Geist und Wahrheit statt, weil es gar nichts anders möglich ist!

Anbetung und Huldigung Gottes sind das Endziel aller Schöpfung. Weil dies so ist, hat der Schöpfer in die Herzen Seiner Ge schöpfe einen Zug eingepflanzt, der sie sicher zu diesem Ziel führt. Ist doch das ganze All nicht nur aus Ihm und durch Ihn, sondern auch zu Ihm hin erschaffen (Röm 11:36). Selbst ein Mörder wie Kain hatte den Drang in sich gespürt, Gott ein Opfer darzubringen, auch wenn es von ihm aus mehr eine Bezahlung für Gottes Gaben darstellen sollte, damit er Ihm nichts schuldig wäre.

Wahrhafte Anbeter wissen, dass sie Gott nichts zurückbezahlen können, dass vielmehr alles Gnade und Güte, Liebe und Barmherzigkeit ist. Gott erwartet dass wir das Opferlamm, das für uns starb, annehmen und mit dankbarer Freude in Seine Gegenwart treten - das Opfer Jesu macht dies möglich. Anbetung im Geist, in unserem Denksinn und in Wahrheit, die jegliche Heuchelei ausschließt ... das ist wahre Anbetung!

Joh 4:25-26

"Da sagte die Frau zu Ihm: Wir wissen, dass der Messias kommt, der Christus heißt. Wenn derselbe kommt, wird Er uns alles kundtun. Darauf erklärte ihr Jesus: Ich bin es, der mit dir spricht!"

Können wir uns in die Lage der Samariterin hineinversetzen? Sie weiß offensichtlich um das Kommen des Messias - und da steht ein Mann vor ihr und sagt schlicht und einfach: "Ich bin es!" Was empfand sie in diesem Augenblick gefühlsmäßig in ihrem Inneren? Ohne das Wirken des Geistes Gottes hätte sie sicher Jesu Zeugnis keinen Glauben schenken können!

War es nun Zufall, dass Jesus gerade diese Frau ansprach, die zum einen eine Samariterin war, also einem Volksstamm angehörte, den die Juden verachteten, und zum zweiten alles andere als ein vorbildliches Eheleben führte? Sicher nicht, denn wir glauben an keine Zufälle!

Dass Jesus Sich überwiegend an das niedrige Volk wandte, dass Er Sich den ganz einfachen Leuten offenbarte (siehe Seine Jünger) und dass Er Sich hier eine eigentlich zu verachtende Frau aussuchte, entspricht einem göttlichen Prinzip, das wir in 1Kor 1:27 nachlesen können: "Das Törichte der Welt erwählt Gott, damit Er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt erwählt Gott, damit Er das Starke zuschanden mache. Das Niedriggeborene der Welt und das von ihr Verschmähte erwählt Gott, ja das, was bei ihr nichts gilt, um das abzutun, was bei ihr etwas gilt, damit sich überhaupt kein Fleisch vor den Augen Gottes rühmen könne."

Paulus schrieb diese Worte zwar im Blick auf unsere eigene Berufung zur Körperschaft Christi nieder; doch das gleiche Prinzip gilt auch für Israel, entsprach diesem doch schon die göttliche Auswahl dieses Volkes, wie wir in 5Mo 7:7 lesen können.

Kein Fleisch wird sich jemals vor Gott rühmen können, je eher wir dies eerkennen, desto früher können wir Gott mit einem auf diese Tatsache ausgerichtetem Wandel erfreuen.

Folgen des Gesprächs mit der Samariterin: Glaube der Samariter- Vom Erntefeld Gottes

Joh 4:27

"Über diesem kamen Seine Jünger und staunten, dass Er mit einer Frau sprach; trotzdem fragte Ihn niemand: Was suchst Du von ihr? oder: Was sprichst Du mit ihr?"

Was sich den Augen der vom Einkauf zurückkehrenden Jüngern darbot, mochte sicherlich verfänglich wirken. Jesus ganz allein mit einer Frau, und dies auch noch abseits der Stadt und der Menschen!

Unser Text spricht zwei Fragen an, die sicherlich bei diesem Anblick in ihren Herzen aufgestiegen sind. War es ihnen nur peinlich, ihren Herrn derartiges zu fragen, oder war ihr Vertrauen in Ihn schon so gewachsen, dass sie solch aufkommende Gedanken sofort wieder verwarfen? Wir nehmen das Letztere an, und somit spricht es für die Jünger, wenn sie kein vorschnelles Urteil in Form von Fragen aussprachen, sondern still blieben.

Dieses "Stillsein" soll auch uns heute Grund zum Nachdenken bieten. Wie oft reden wir, wo es nicht sein sollte, und wie oft richten wir, wo wir gar nicht dazu berechtigt sind? Es stimmt uns sehr ernst, wenn wir in Röm 1 von den üblen Machenschaften der Menschen lesen und zu Beginn des zweiten Kapitels hören: "Darum bist du unentschuldbar, o Mensch - jeder, der richtet; denn worin du den anderen richtest, verurteilst du dich selbst; denn du, der du richtest, verübst dasselbe".

Paulus wurde von den Korinthern ausgeforscht - doch er schreibt, dass ihn dies nicht im geringsten kümmert. Auch erforscht er sich selbst nicht, weil er sich keiner Schuld bewusst ist, wenngleich ihm dies keine Rechtfertigung verschaffen kann. Was er aber weiß - und das ist die Hauptsache - bestätigt er so: "Der mich aber erforscht, ist der Herr!" (1Kor 4:3-5).

Deshalb ergeht anuns der Aufruf in Vers 5: "Richtet daher nichts vor der gebührenden Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird." Wieviel Leid unter Geschwistern könnte bei Beherzigung dieser Worte doch vermieden werden!

Joh 4:28-30

"Die Frau ließ nun ihren Wasserkrug stehen, ging in die Stadt und sagte zu den Menschen dort: Herzu, gewahrt einen Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Ist dieser nicht etwa der Christus? Nun zogen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu Ihm."

Unser Auge wird wieder auf die Samariterin gelenkt. Was sie gesehen und vor allem gehört hatte, muss sie tief erschüttert haben. Sie ließ sogar ihren Wasserkrug stehen - und wenn wir bedenken, welche hohen Wert das Wasser hatte, so verstehen wir umso mehr, wie sehr sie innerlich ergriffen gewesen sein musste.

Es gab nur eines für sie: Sie musste sich mitteilen, das Erlebte sofort den Mitbewohnern der Stadt weitergeben und diese anregen, den Mann am Brunnen unbedingt aufzusuchen.

Es hatte sie erschüttert, dass Er ihr Dinge aus ihrem Leben vorwarf, die Er normalerweise nicht wissen konnte. Nachdem sie Ihn anfänglich für einen Propheten hielt, traf Sein Zeugnis "Ich bin der Christus" ihr Herz, und (zwar immer noch leicht fragend) ruft sie den Stadtbewohnern zu: "Ist dieser nicht etwa der Christus?"

Mancher von uns mag sich bange fragen, ob er geeignet sei, ein Zeuge Christi Jesu zu sein! Die Samariterin dachte an solches gar nicht, wobei sie ja durch ihren Lebenswandel allen Grund gehabt hätte, sich zurückzuhalten. Ein Saulus von Tarsus verfolgte brutal die junge Anhängerschaft Jesu Christi, und doch durfte auch er ein auserwähltes Rüstzeug Gottes sein. Seinem treuen Gehilfen Titus schreibt Paulus: "Niemand missachte dich", womit er ihm einfach Mut machen wollte, nicht auf sich zu schauen, sondern auf den Auftrag und auf den Herrn.

Wenn wir innerlich spüren, dass wir Zeugnis zu geben haben oder sonst einen Dienst verrichten können, lasst uns nicht zögerlich auf uns schauen, lassen wir einfach alles stehen und liegen und stehen Ihm zur Verfügung!

Joh 4:31-33

"Inzwischen ersuchten Ihn die Jünger: Rabbi Iss! Er aber antwortete ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nichts wisst! Die Jünger sagten nun zueinander: Hat Ihm etwa jemand zu essen gebracht?"

Die Jünger fordern Jesus jetzt auf, für Sein leibliches Wohl zu sorgen, schließlich besorgten sie ja in der Stadt Nahrung. Bevor wir jedoch auf die Speise zu reden kommen, nach der Jesus stattdessen verlangt, wollen wir einen Tag auf unsere irdische Nahrung zu sprechen kommen, denn es scheint, also ob gerade in unserer Zeit auf diesem Gebiet viele allzu menschlichen Ansichten um sich greifen.

Es gibt ohne Zweifel Gläubige, deren Wandel ganz offensichtlich kein Vorbild ist. An die Philipper schreibt Paulus von solchen: "...deren Gott der Leib und deren Herrlichkeit in ihrer Schande ist, die nur auf das Irdische sinnen" (Phil 3:19). Der Leib, von dem hier die Rede ist, umschließt anatomisch die untere Hälfte des Rumpfes, also den Bauch (im Gegensatz zum ganzen Körper - weshalb wir auch nicht der Leib Christi sind, wie vielerorts zu hören ist, sondern der Körper Christi!). Nun ist es leider eine nur allzu gut sichtbare Tatsache, dass von vielen Gläubigen der Bauch wie ein Gott gepflegt wird - also im Übermaß! Ernährung soll aber nicht zum Gott werden, sondern dem Körper das geben, was er braucht, um zu leben. "Haben wir aber genug Nahrung und Wetterschutz, so sollen uns diese genügen" (1Tim 6:8).

Leider finden wir aber auch das Gegenteil des üppigen Essens: Da wird extrem gefastet, man lehnt alle Fleischspeisen ab, man widmet seine ganze Zeit nur noch einer gesunden Ernährung. Dies kann bis ins Extrem betrieben werden! Es ist uns mit Sicherheit dienlich, wenn wir versuchen, uns gesund zu ernähren, und auf das achten, was unserem Körper bekömmlich ist (was durchaus zum Verzicht von bestimmten Nahrungsmitteln berechtigt); gefährlich wird es aber, wenn die Ernährung zum Evangelium wird!

Wir haben Vollmacht, zu essen und zu trinken (1Kor 9:5), und wir brauchen uns keine Speise verbieten zu lassen, sondern sollen sie mit Vernunft, vor allem aber mit Dank, einnehmen (1Tim 4:3).

Joh 4:34

"Jesus erwiderte ihnen: Meine Speise ist die, dass Ich den Willen dessen tue, der Mich gesandt hat, und Sein Werk vollendet."

Unser heutiger Text führt uns in das große Gebiet des "Willens Gottes", das wir im Rahmen unseres Andachtsbüchleins aber nur streifen können.

Wenn wir vom Willen Gottes einen groben Umriss zeichnen, dann ist es für uns wohl das Wichtigste, dass dieser göttliche Wille sich darin erzeigt, dass alle Geschöpfe in Gottes Liebesplan eingebunden sind und dass dieser Plan zu Seiner Ehre vollkommen durchgeführt wird. Da Gottes Wesen Liebe ist, besteht Sein Wille nicht in kaltem und hartherzigem Starrsinn, sondern in warmer, geduldiger Beharrlichkeit zur Gewinnung der Liebe Seiner Geschöpfe. Gottes Herz ersehnt keine Sklaven, denen Er Seinen Willen aufzwingen muss, sondern verlangt nach Söhnen, deren innerer Drang es ist, Seinen Willen auszuführen, weil sie Ihn lieben.

Wenn wir von dem Willen Gottes reden, dann müssen wir ihn mit einem weiteren Wort in Verbindung setzen: Dem Ratschluss Gottes. So lesen wir in Eph 1:11: "Gott... der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt..."

Es ist für uns von großer Wichtigkeit, dass wir uns über die Tragweite des Wortes "Ratschluss" im klaren sind. Unsere Welt ist nicht so, wie sie n ach dem Willen Gottes sein sollte! Sie ist aber so, wie sie n ach dem Ratschluss Seines Willens sein muss. Wir sehen, wie sich die Geschöpfe erfolgreich dem Willen Gottes widersetzen können - und doch entspricht diese Widerspenstigkeit dem Ratschluss Seines Willens (Röm 11:32).

Wir stehen also vor der Tatsache, dass wir von dem geoffenbarten Willen Gottes wissen, dem sich das Geschöpf offensichtlich widersetzen kann; wir dürfen aber erkennen, das es den geheimen Ratschluss Gottes gibt, dem sich nichts im ganzen All widersetzen kann und mit dem Gott Sein vorgestecktes Ziel sicher erreichen wird!

Wir bleiben heute bei der gestern gemachten Feststellung, dass die Welt nicht so ist, wie sie nach dem Willen Gottes sein muss. Dies mag uns im Moment verwirrend erscheinen, aber gerade darin liegt die Weisheit Gottes, dass Er den Widerstand gegen Seinen geoffenbarten Willen gebraucht, um Seine verborgenen Absichten durchzuführen.

Die Mächte der Finsternis widersetzen sich Seinem Willen und bringen gerade das zustande, was Gott im Sinn hat. Die Menschen (und gerade die der heutigen Zeit) bilden sich ein, sie vermögen Gott zu trotzen. Das schlimmste Verbrechen, das sie je gegen Ihn begingen, war die Kreuzigung Seines Sohnes. Dies war sicher gegen Seinen Willen - aber es war nach Seinem Ratschluss! Anstatt Seinen Liebesplan umzuwerfen, hat dieses Verbrechen ihn gefördert: weil mit Christi Sterben die Sündenlast der Menschheit getilgt und Gott mit der Welt versöhnt war.

Wir zeigen diese Beispiele auf, u m mit Gottes Willen und Seinem Ratschluss vertrauter zu werden - die kann uns manche bisher ungelöste Frage klären helfen. Wieviele Gläubige sind innerlich zerrissen, weil sie nicht verstehen können, dass Gott all das Elend an Not und Finsternis zulässt und kein Machtwort spricht. Viele straucheln auch, weil sie nicht verstehen, dass Gott nur eine so winzige Zahl von Menschen auf Seine Seite ziehen kann, es hingegen dem Widerwirker offensichtlich spielend gelingt, den Großteil der Menschheit in seinem Machtbereich zu halten!

Nur wenn wir neben dem geoffenbarten Willen Gottes auch über Seinen geheimen Ratschluss Bescheid wissen, löst sich der Neben der vielen Fragen auf und Gottes Wirken erglänzt uns in einem ganz neuen herrlichen Licht.

Wenn wir von dem geoffenbarten Willen und dem geheimen Ratschluss Gottes sprechen, müssen wir Folgendes beachten: Christus handelte nur in Übereinstimmung mit Gottes positivem Vorsatz; Seine Taten entsprachen Gottes geoffenbartem Willen! Satan hingegen und alle seine Helfershelfer machen die negative Seite aus; sie erfüllen Gottes Ratschluss durch Widerstand gegen Seinen Willen.

Einmal aber wird kein solcher Gegensatz mehr zwischen Gottes Willen und dem Ratschluss Seines Willens sein. In dem "Äon der Äonen" ist Satan verbannt, und Christus wird zum Haupt alles Erschaffenen gekrönt werden. Dann hat Gottes Vorsatz nicht länger den Widerstand nötig, um hinausgeführt zu werden. Unter der Herrschaft Seines Sohnes ist das Böse nicht mehr notwendig zur Offenbarung Seiner SElbst - dann wird Sein Wille vollkommen geschehen!"

Es ist im Hinblick auf unseren Leitvers äußerst wichtig zu erkennen, dass Sich der Sohn Gottes dort bemerkenswert zurückhält, wo anscheinend Gottes Willen widersprochen wird. Jesus weiß sehr wohl um den Willen Gottes, Er weiß aber auch um den verborgenen Ratschluss. Diese Ratschlusssicht ist dem normalen Menschen, aber leider auch vielen Gläubigen, nicht fassbar Als die Städte, in denen die meisten Taten des Herrn geschahen, nicht Buße taten, war Er nicht enttäuscht, sondern betete Gott an und sprach:

"Ich huldige Dir, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil Du dieses vor Weisen und Verständigen verbirgst, aber es Unmündigen enthüllst. Ja, Vater, denn so war es Dein Wohlgefallen vor Dir" (Mt 11:25-26).

Wir rufen uns heute nochmals den Abschlussvers aus Mt 11:25-26 des gestrigen Tages in Erinnerung. Wir sehen an dieser Begebenheit, dass unser Herr die Worte Gottes nicht vor dem Volk verbarg, im Gegenteil: Er tat Gottes Willen, indem Er die Worte Gottes bekannt machte!

Wenn nun Jesus Gottes Wort bekanntmacht, Gott Selber dieses aber verhüllt, so entsteht der Eindruck, dass Vater und Sohn gegeneinander arbeiten. Das ist natürlich nur scheinbar so! Wir erleben den Sohn, wie Er Sich willig fügt, anstatt Sich unwillig über die Widerspenstigkeit Seiner Zuhörer und Zuschauer zu äußern. "Ich huldige Dir, Vater..." dies ist Seine betende Einstellung!

Eine der erstaunlichsten, aber auch einleuchtendsten Tatsachen überChristus ist die völlige Verneinung Seines eigenen Willens. Das einzige Mensch gewordene Wesen, dem Gott hätte zutrauen können, den eigenen Willen richt zu gebrauchen, entsagt freiwillig jedem Recht, dies zu tun. Niemals führte der Sohn Seinen eigenen Willen aus, obwohl Er einen eigenen Willen hatte. Es war Ihm immer das Höchste, dass Sein Wille mit dem des Vaters übereinstimmte. Und wenn wir hier von dem eigenen Willen Christi sprechen, so dürfen wir gewiss sein, dass dieser Wille Aus Gott entsprang, nicht aus Ihm Selber.

Bedenken wir auch, dass der Herr während seiner Dienstzeit auf Erden niemals gefordert hat, dass Sein Wille befolgt werde - es war stets Sein freudiges Mühen, den Willen des Vaters zu tun, und als maßgebend herauszustellen!

In Hebr 10:7 lesen wir: "Siehe, Ich treffe ein ... um Deinen Willen, o Gott, zu tun!" Dies ist eine köstliche Aussage, sie bestätigt uns den Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn. Wir bemerken gelegentlich Bestrebungen von Brüdern, den Sohn dem Vater gleichzustellen, ja beide zu einer Person zu machen. Doch damit rauben wir dem Sohn Seine beeindruckendsten Eigenschaften, nämlich Gehorsam und Unterordnung! Der Christus ist aber nicht denkbar und fassbar mit einem Willen von derselben Bedeutung, wie ihn der Vater hat. Was gibt es Göttlicheres und Erhabeneres unter allen Eigenschaften Gottes als Sein unbeugsamer Wille - und dies im positiven Sinn gesehen! Es ist doch gerade dieser feste und entschlossene Wille Gottes, der Ihn zu dem macht, was Er ist: Gott - der absolute Verfüger!

"Nicht Mein, sondern Dein Wille" - das ist der helle Lichtstrahl, der uns die Beziehung zwischen dem Willen Christi und dem Seines Vaters beleuchtet. Welch ein Gegensatz zu der unwissenden Arroganz törichter Menschen, die sagen: Was ich will, das will ich! Christus erkannte die Tatsache an, dass es in einer Welt, die n ach dem Ratschluss des Willens Gottes gelenkt wird, nur Raum für einen höchsten Willen gibt. Dort, wo sich einmal Sein Wille an dem des Vaters rieb (im Garten Gethsemane - worauf wir noch eingehen), beugte Er Sich demütig unter den des Vaters.

Als göttlicher Bevollmächtigter, als Abbild des Vaters, als dessen Vertreter und Darsteller wollte Christus wie Gott sein. Doch wo es galt, als das vorher ersehene Opferlamm zu leiden, da war Er der Untergeordnete, der Sich dem Willen des Vater beugte.

Es bewegt uns immer wieder tief, wenn wir diese beiden Seiten unseres Herrn betrachten: Einmal in Seiner Gottheit und dann, wie Er Sich Selbst erniedrigte und G ehorsam lernte bis zum Tod am Kreuz (Hebr 5:8).

Im Erdenleben Jesu gab es einen Punkt, wo sich Sein Wille von dem des Vaters abhob. In Lk 22:42 lesen wir: "Vater, wenn es Dein Ratschluss ist, trage diesen Becher von Mir weg!"

Obwohl der Sohn schon vor dem Niederwurf der Welt wusste, dass Er das Opferlamm sein würde, obwohl Er zum entsprechenden Zeitpunkt Seine Gottheit ablegte und in die Niedrigkeit hinabstieg, obwohl Er genau wusste, was in dieser Niedrigkeit alles auf Ihn zukommen würde, sehen wir den Sohn plötzlich zögernd, zurückweichend vor dem, was eigentlich Sein Weg war.

Der Ratschluss des göttlichen Willens ist die Opferung des Sohnes, doch der Sohn weicht offenkundig zurück und bittet den Vater, diesen Becher, wenn möglich, von Ihm zu nehmen - Der Wille des Vaters und der des Sohnes reiben sich aneinander. Wie kam es dazu?

Um das Zurückweichen des Sohnes zu verstehen, bedarf es unseres tiefsten Mitfühlens und Mitempfindens. Jesus wusste, dass Er nicht den Tod eine normalen Menschen sterben sollte, vielmehr wusste Er, dass die Sündenlast einer gesamten Menschheit auf Ihm liegen würde, dass Ihm der milliardenfache Fluch aller begangenen Sünden treffen würde, dass Er eine Todesqual erleben würde, wie sie sich kein Mensch auch nur annähernd vorstellen kann. Und dies alles kam mit jedem Tag näher auf Ihn zu!

Können wir erahnen, was in der Seelentiefe des Mensch gewordenen Jesus vorging? Als die Kreuzesqual ganz nahe war, erschauerte Seine Seele, und Sein Wille bebte zurück; es folgte der zutiefst aufwühlende Aufschrei eines am Zerbruch stehenden Menschen: "Vater, wenn es Dein Beschluss ist, trage diesen Becher von Mir weg!"

Wir setzen heute die Gedanken des gestrigen Tages fort, ist es doch für uns äußerst wichtig, dass wir tief in. unserem Inneren erkennen, was sich im Garten Gethsemane abgespielt hat.

Wir sehen dort den Sohn Gottes, der den Vater anfleht, den vor Ihm stehenden Leidenskelch von Ihm wegzutragen. Er schrak voll Entsetzen vor den dunklen Schatten der unsagbaren Qualen zurück, die iIhn in dem Garten schon umhüllten - Er wollte anders als Sein Vater! Einer von beiden musste nachgeben!

Diese schwerste Krise zeigt uns deutlich, dass Jesus sehr wohl einen eigenen Willen hatte und nicht wie ein Sklave das ausführen musste, was der Vater befahl. Was wäre geschehen, wenn der Vater dem Wunsch des Sohnes nachgegeben hätte? Der ganze Zweck der Schöpfung wäre dann vereitelt worden! Das Opfer musste gebracht werden, oder - die Sünde (und hinter ihr das Böse) hätte gesiegt. Merken wir, wie an diesem Punkt, in dieser Stunde die Hoffnung des gesamten Weltenalls hing, wie alles von der Unbeugsamkeit des Willens Gottes abhing? Und doch hing im selben Maß die Erwartung der ganzen Schöpfung gleichfalls von der Fügsamkeit des Willens Christi ab!

Es war ebenso notwendig, dass der Sohn nachgab, wie dass der Vater hart blieb. Die Glorie Gottes ist Seine unwiderstehliche Unbeugsamkeit - die Glorie des Sohnes ist Seine bedingungslose und freiwillige Unterwerfung!

Wie wenige von uns erfassen die unermessliche Tragweite jenes selbstverneinenden Schreies, den der Sohn anschließend ausstieß: "Indessen, nicht Mein Wille, sonder der Deine geschehe!" (Lk 22:42).

Wir können uns nicht oft genug mit dem beschäftigen, was wir gestern behandelt haben - sehen wir doch dort die Herrlichkeit unseres Herrn!

Vor Seiner Fleischwerdung, während Seines Erdenlebens, in Seinen Todesqualen, aber auch in Seiner endgültigen Unterwerfung bei der Vollendung (1Kor 15:28), fügt Sich der Sohn dem Willen des Vaters. Auch das einzigste Mal, wo Ihn verlangte, den Willen Gottes zu umgehen, gibt Er den eigen Willen dran und zieht den Willen des Vaters vor.

Wie leuchten doch vor solchem Verhalten die Worte aus Hebr 5:8 auf: "Obgleich Er der Sohn ist, lernte Er den Gehorsam durch das, was Er litt."

Jesus wusste um den Liebesplan des Vaters mit Seiner Schöpfung, Er wusste, dass Er gesandt war diesen Liebesplan auszuführen und Gottes Werk zu vollenden. Sein ganzes Sinnen. und Trachten war auf die Erfüllung des göttlichen Werkes ausgerichtet; die irdische Speise, die Ihm Seine Jünger anboten, erachtete Er als nebensächlich, als eher lästige Notwendigkeit.

So wie Jesus Seine Hauptspeise darin sah, den Willen Gottes zu tun, und dies auf Sich bezog, so ruft er uns zu: "Nicht vom Brot allein wird der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch Gottes Mund ausgeht" (Mt 4:4). Jesus sagte diese Worte, als Er vom Satan versucht wurde. Seine Speise ist die, den Willen Gottes zu tun - unsere Speise ist das lebendig Wort Gottes, das in uns wirkte und uns die tägliche Kraft gibt, geistlich am Leben zu bleiben. Und so wie der natürliche Körper schwach wird, wenn wir ihm die natürliche Speise vorenthalten, so darbt auch der inwendige Mensch, wenn wir Gottes Wort vernachlässigen und uns zu sehr mit den irdischen Dingen beschäftigen. Wie schön, wenn Gottes Wort auch für uns zur täglichen Speise geworden ist.

Wir wissen, dass hinter allem, was Gott tut, Seine Liebe steht, denn "Gott ist Liebe" sagt Johannes. Wie wir schon an früherer Stelle ausgeführt haben, fing Gott erst mit der Erschaffung der Welt an, als das herrliche Ende aller Geschöpfe feststand. Der Garant hierfür war der Sohn, der schon vor dem Niederwurf der Welt als Opferlamm bereitstand (1Petr 1:9-20)

Nach Christi Opfertod, Auferstehung. und überaus hoher Erhöhung konnte Paulus niederschreiben: "Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren" (Röm 5:8). Und weiter in Röm 5:10-11: "Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott durch den Tod Seines Sohnes versöhnt wurden, wieviel mehr werden wir, nun versöhnt, in Seinem Leben gerettet werden! Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir nun die Versöhnung erhielten."

In 2Kor 5:18-19 lesen wir weiter: "Das alles aber ist aus Gott, der uns durch Christus mit Sich Selbst versöhnt hat und uns den Dienst der Vrsöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus, die Welt mit Sich Selbst versöhnend".

Das Werk Christi Jesu war die Versöhnung Gottes mit der Welt, die mit Seinem Sterben vollzogen wurde. Das Werk der Versöhnung ist von Ihm getan worden. Und welch einen herrlichen Auftrag hat uns Paulus vermittelt, dass wir diesen Dienst er Versöhnung weitertragen dürfen. Dies ist keine Drohbotschaft: Wenn du nicht dies und jenes tust, dann .... erfolgt die Strafe - nein, es ist eine herrliche Wohlbotschaft: Gott ist versöhnt, und die ohne "wenn und aber!"

Aber auch Israel spielt hier seine leidensvolle Rolle: "Denn wenn ihre (Israels) jetzige Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Wiederannahme sein, wenn nicht Leben aus den Toten" (Röm 11:15)!

Joh 4:35

"Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate., und dann kommt die Ernte? Siehe, Ich sage euch, erhebt eure Augen und schaut die Äcker an: sie sind weiß zur Ernte."

Lassen wir uns. heute von Gottes Wort weit in die Vergangenheit zurückführen, in jene Zeit, als Noah aus der Arche stieg, seinem Gott einen Altar baute u nd Gott zui Noah sprach: "In Zukunft, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saatzeit und Ernte, Kälte und Wärme, Sommer und Winter, Tag und Nacht" (1Mo 8:22).

Jesus fordert Seine Jünger auf, über die weißen Felder zu schauen (wobei es sich wahrscheinlich um die reife weiße Baumwolle handelte), die zur Ernte anstanden. Alle Tage dieser Erde, so hat es Gott dem Noah verheißen, soll die Ernte nicht aufhören. Doch mit dem Erscheinen Jesu auf Erden könnten die Tage der Erde gezählt werden, wenn ...ja wenn Israel seinen Messias erkennen und annehmen würde.

Jesus vergleicht das reife Baumwollfeld, das zur Ernte bereit ist, mit der geistlichen Ernte, die durch Sein Kommen ebenfalls möglich wäre.

In Mt 9:36-37 lesen wir: "Als Er die Scharen gewahrte, jammerten sie Ihn; denn sie waren geschunden und u mhergestoßen wie Schafe, die keinen Hirten haben. Dann sagte Er zu Seinen Jüngern: Die Ernte ist zwar groß, aber Arbeiter sind es wenigel."

In Seinem Herzen sieht Jesus die große Volksmenge, die reif zur Ernte wäre. Es entspricht dem Willen Gottes, dass diese Ernte auch eingefahren werden soll, doch gemäß Seinem geheimen Ratschluss fällt die Ernte aus, weil das Volk ingesamt de. Sohn Gottes ablehnen wird, womit wiederum der Weg zum Opfertod Jesus freigemacht wird. Auch hier sehen wir sehr schön den Willen Gottes auf der einen Seite und Seinen Ratschluss auf der anderen Seite!

Joh 4:36-38

"Schon jetzt erhält der Erntende Lohn und sammelt Frucht. zum äonischen Leben, damit sich. zugleich der Säende wie auch der Erntende freue. Denn darin ist das Wort wahrhaft: Es ist ein anderer, der sät, und ein anderer, der erntet. Ich habe euch ausgesandt zu ernten, u m was ihr euch nicht gemüht habt; andere haben sich gemüht, und ihr seid in ihre Mühe eingetreten."

"Schon jetzt erhält der Erntende Lohn", mit diesen Worten muntert Jesus Seine Jünger auf, nicht zu resignieren, auch wenn es nur wenige sein werden, die an Ihn glauben. Aber wenn es auch nur wenige sind, sagt Jesus dennoch: "Wo wird im Himmel mehr Freude sein über einen Sünder, der umsinnt, als über neunundneuzig Gerechte, die der Umsinnung nicht bedürfen" (Lk 15:7).

Die Umsinnung eines Sünders führt diesen zum äonischen Leben, und damit ist hier der Eingang in das irdische Königreich gemeint. Die Freude, die darüber im Himmel herrscht, möchte Jesus auch in die Herzen Seiner Jünger legen, denn sie sind es ja, die ernten sollen.

Nun ist es für Gläubige, ob diese nun zur Königreichsgemeinde gehören oder eine überhimmlische Berufung haben, immer verlockend, auch den Erfolg ihrer Mühen sehen zu wollen. Wie hoffnungsvoll versuchen wir nur allzu oft, Ungläubige mit unseren Worten zum Glauben zu führen. Wenn dann nicht sehr schnell eine Reaktion erfolgt, sind wir oft enttäuscht. Und wenn es tatsächlich einmal gelingt, einen raschen Erfolg zu erleben, dann kommt es auch nicht gerade selten vor, dass sich unser "Ich" brüstet, den Betreffenden zum Glauben geführt.zu haben.

Wie weise spricht doch Gottes Wort zu, dass es Säende und Erntende gibt, dass also jeder Teil eine abgeschlossene Arbeit ist, und dass sich gerade der Säende über sein Werk freuen darauf, egal, wann die Ernte erfolgen kann, und egal, ob er diese überhaupt miterlebt.

Joh 4:39-40

"Aus jener Stadt glaubten aber viele Samariter an Ihn auf Grund des Wortes der Frau, die bezeugt hatte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe! Als nun die. Samariter zu Ihm kamen, ersuchten sie Ihn, bei ihnen zu bleiben; so blieb Er dort zwei Tage."

Wir kehren wieder zurück zu der Samariterin, die inzwischen in die Stadt. gelaufen war und überall ihr Erlebnis mit dem fremden Mann draußen am Brunnen erzählte.

Was überzeugte nun diese Samariter so, dass viele von ihnen glaubten? Wir denken hier an ein Wort der Psalmen, wo es heißt: "Kommet her, höret. zu, alle, die ihr Gott fürchtet; ich will erzählen, was Er an meiner Seele getan hat" (Ps 66:16). Auch der Psalmist hatte sein Erlebnis mit Gott, und nun läuft sein Mund über vor Freude und dem Bedürfnis, sich mitzuteilen. Die Samariter hörten der Frau sicher gespannt zu, schließlich kam es nicht oft vor, dass solches in ihrer direkten Umgebung geschah.

Das Zeugnis der Samariterin muss sehr überzeugend geklungen haben, denn schließlich stand sie mit ihren vielen Männern siche rnicht in bestem Ruf. Es spricht aber für die Frau, dass sie sich nicht jener Dinge schämte, die aufdeckte, sondern diese offen nannte. Solches Zeugnis überzeugte viele aus der Stadt.

Es ist auch bei uns immer wieder festzustellen, dass dort, wo man die eigenen Schwächen vor Gläubigen oder Ungläubigen offen bekennt, sehr schnell Brücken zu den Herzen der Zuhörer geschlagen werden. Die Menschen sind eher bereit, uns zuzuhören wenn sie merken, dass wir nicht anders sind, nicht abgehoben haben, sondern wie alle anderen auch unsere Fehler und schwächen haben. So gesehen kann uns die Samariterin auch heute noch mit ihrem offenen Zeugnis als Vorbild dienen.

Joh 4:41-42

"Da glaubten noch viel mehr um Seines Wortes willen, und zu der Frau sagten sie: Wir glauben jetzt nicht mehr nur aufgrund deiner Rede; denn wir haben es selbst von Ihm gehört, und wissen, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist."

Zwei tage blieb Jesus auf Wunsch der Samariter in ihrer Stadt und zwei Tage hatten diese die Gelegenheit, dem besten Lehrmeister, den es gibt, zuzuhören. Der göttliche Sämann säte Seinen Samen aus, und die Frucht hieß?: "Da glaubten noch fiel mehr um Seines Worte willen."

Es bewegt uns schon, dass gerade aus jener Menschengruppe der Samariter, die ja vom übrigen Volk der Juden verachtet wurden, so viele zum Glauben kamen. Hier zeigt sich wieder das göttliche Prinzip, immer zuerst die Schwachen, die Verachteten, die nichts vor der Welt sind, wählen und mit diesen den Anfang zu machen. Der kraftlose Habenichts ist schneller bereit, eine helfende Hand zu ergreifen als der Starke. und Geachtete. Gottes Wort warnt uns deshalb auch immer wieder, unser Herz nicht an die Dinge dieser Welt. zu hängen und uns ni cht mit übertriebenem Reichtum und Luxus zu belasten - dies alles macht uns träge und bringt uns unweigerlich von den wahren Schätzen ab, die wir allein in Seinem Wort finden!

Das menschliche Zeugnis der Frau legte den Grund in den Herzen der Samariter, doch die persönliche Rede Jesus und Sein Zeugnis machte sie gewiss, dass sie dem Sohn Gottes gegenüberstanden. Auch unser Glaubensanfang mag durch ein Zeugnis von Glaubensgeschwistern gewirkt worden sein, doch folgen musste die persönliche Rede Jesu - in unserem F all das Wirken des Wortes Gottes in uns. So wie die Samariter durch Jesu Rede gewiss wurden, so darf und muss auch untere Gewissheit ständig neue Nahrung durch dieses treue Wort Gottes finden, indem wir es lesen, es in uns aufnehmen, es in uns bewegen und wirken lassen.

Es ist ein herrliches Zeugnis, das die Samariter hier ablegen: Christus, der Retter der Welt! Es ist interessant, wie Jesus von den einen anerkannt wurde, von anderen aber herausgefordert und zuletzt noch gekreuzigt wurde.

Anerkannt wurde Jesus z.B. durch Petrus: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" (Mt 16:16). Anerkannt wurde Er auch durch die Dämonen: "As ist zwischen mir und Dir, Jesus, Du Sohn Gottes, des Höchsten?" (Mk 5:7). Auch der römische Hauptmann bekennt: "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn"(Mk 15:39). In Joh 1:49 lasen wir bereits früher die Anerkennung Jesu durch Nathanael, und unser Textwort berichtet Joh 11:27: "Ja, Herr, ich habe den Glauben, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommt!" und Thomas kann überwältigt nur noch stammeln: "Mein Herr und mein Gott!" (Joh 20:28).

Herausgefordert wurde Jesus erst einmal von Satan persönlich: "Wenn Du Gottes Sohn bist..." (Mk 4:3) und nochmals in Vers 6: "Wenn Du Gotte Sohn bist...". Aber auch die Schriftgelehrten u nd Pharisäer forderten Jesus heraus: "Wer ist dieser? Der redet ja Lästerungen! Wer kann Sünden erlassen außer Gott allein?" (Lk 5:21). Auch das Volk insgesamt forderte Ihn immer wieder heraus, wie wir in Joh 5:18 oder Joh 8:53 sehen und ganz besonders grausam in Joh 10:33: "Wir wollen Dich nicht wegen eines edlen Werkes steinigen, sondern wegen Deiner Lästerung, weil Du, der Du ein Mensch bist, Dich Selbst zu Gott machst."

Die schlimmste Herausforderung erfolgte am Kreuz, als der sterbende Christus durch sein Volk auch noch verhöhnt wurde: "Wenn Du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab."

Wie mag es in unserem Herrn ausgesehen haben, als Ihm immer wider Herausforderung entgegenschlug, aber im Grunde sehr wenig Anerkennung!

Christus ist wirklich der Retter der Welt - aber was hat es Ihn gekostet? Wir wollen es uns nicht verdrießlich werden lassen, immer wieder Phil 2:6-8 zu betrachten, jene Verse, die in ergreifender Weise aufzeigen, was der Sohn Gottes hergeben musste, um der Retter der Welt zu werden.

Da sehen wir zuerst Seinen Urzustand, der so beschrieben ist: "... der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht für ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein;"

Dann erfolgt die erste Stufe Seines Abstiegs: "Er entäußerte Sich Selbst", wobei wir hier die Ablegung Seiner Gottes sehen dürfen

Die nächste Stufe war: "Er nahm die Gestalt eine Sklaven an" womit gesagt wird, dass Er zum Dienen bereit war.

Weiter lesen wir: "...wurde den Menschen gleichgestaltet und in der Art und Weise wie ein Mensch erfunden". Außer der Tatsache, dass Er ohne Sünder war und blieb, unterschied Ihn nichts mehr von einem normalen Menschen!

"Er erniedrigte Sich Selbst und wurde gehorsam bis z um Tode, ja bis zum Kreuzestod". Wenn wir uns gerade bei dieser letzten. und untersten Stufe nochmals ins Gedächtnis rufen, wie schwer für Ihn der Kampf in Gethsemane war, dass Er sogar mit dem Willen de sVaters nicht mehr harmonierte, dann ahnen wir, was Er für eine unsagbar schwere Bürde auf Sich nahm, um Seinem Namen "Jesus", der ja Retter bedeutet, gerecht zu werden.

Aber weil Er dies alles auf Sich nahm, hat Ihn der Vater auch überaus hoch erhöht und Ihm mit dem Namen begnadet, der über jedem Namen ist - es ist der herrliche Name Jesus!

Nachdem die Samariter zwei Tage in der besten Bibelschule der Welt waren, bewegt uns doch noch die eine Frage: Was haben sie wohl zu Jesus gesagt, als Er mitten unter ihnen war und was sagte ihnen Jesus?

Mit Sicherheit fiel auch die Frage, warum Er wohl gerade zu ihnen kam, den von den Juden Gemiedenen! Und warum sie wohl so viel Verachtung. zu spüren bekommen, obwohl sie für ihren Samariterstand nicht verantwortlich sind) Die Antwort hierauf gaben wir schon vor 3 Tagen.

Dann kam wohl die wichtigste Frage: Was kommt auf uns zu? Wie wird es sein? ...alles Fragen, dieja jene Menschen brennend interessierten! Und Jesus erzählte ihnen sicher von dem kommenden Königreich, wie es ja die Propheten des AT in herrlichen Farben geschildert haben. Er konnte ihnen allerdings nicht sagen, dass dieses Königreich durch Ihn zwar sehr nahe war, in Wahrheit aber doch noch (auch für die Samariter) in weiter Ferne lag.

So wie die Samariter (und auch viele Juden) von diesem Königreich auf Erden fasziniert waren, so sind es auch heute, in der Zeit der Verwaltung der Gnade, viele Gläubige. Denken wir als krasses Beispiel nur an die Sekte der Zeugen Jehovas. Menschlich gesehen muss man viel Verständnis für sie aufbringen, denn ihre große Hoffnung liegt auch unserem Empfinden sehr nahe, ist doch ein äonisches Leben in diesem Königreich in der Tat für die hierzu Berufenen Herrlichkeit! Nur leigt bei dieser Sekte ein Kardinalsfehler vor. Sie sehen Israels Verstockung und Verwerfung für endgültig an!! Für sie bleibt Israel verworfen und alle Zeugen Jehovas, sind nun das geistliche Israel! Damit ignorieren sie (meist unbewusst) die markanten Aussagen von Röm 11!

Hier kann sich uns ein Feld auftun, jeden, der sich für das geistliche Israel hält, lehrmäßig auf Röm 11 hinzuweisen. und aufzuzeigen, dass Israel wieder voll und ganz angenommen wird, wie es ja auch noch unzählige weitere Schriftstellen des AT und NT beweisen!

Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten

Joh 4:43-44

"Nach den zwei Tagen aber zog Er von dort weiter und ging nach Galiläa; doch Jesus Selbst bezeugte, dass ein Prophet in seinem eigenen Vaterland keine Ehre hat."

Es mag uns hier wundern, dass Jesus Sich als einen "Propheten" bezeichnet, wo Er doch der fleischgewordene Sohn Gottes ist - doch wenn wir Sach 6:9-13 lesen, so sehen wir, dass der kommende König nicht nur ein Prophet, sondern auch noch "Priester" genannt wird.

Jesu Worte waren vollkommen im Einklang mit dem bis dahin geschriebenen Wort Gottes. Er war ja Selbst das lebendig Wort. Er verkündigte die göttliche Wahrheit und sagte das göttliche prophetische Geschehen voraus; Er war also König, Priester und Prophet!

Dadurch, dass Seine Worte auch von Zeichen. un Wunder begleitet wurden, die aber nicht von dem einen und wahren Gott weg, sondern zu Ihm hinführten, erfüllte Er auch 5Mo 13:1ff, und besaß damit in vollkommener Weise die Kennzeichen eines wahren Propheten.

F.H. Baader übersetzt Vers 44: "dass ein Prophet in der eigenen Vaterstadt Wertschätzung nicht hat". Parallelstellen finden wir in Lk 4:24: "Wahrlich, Ich sage euch: Kein Prophet ist wohlannehmbar in seiner Vaterstadt"; und in Mk 6:4: "Ein Prophet ist nicht ungeehrt, außer in seiner eigen Vaterstadt, bei seinen Verwandten und in seinem Haus."

Als Jesus in der Synagoge Seiner Vaterstadt lehrte, kam die unvermeidliche Frage: "Ist dieser nicht der Handwerker,,,, der Sohn der Maria und der Bruder des Jakobus, Joses, Judas und des Simon? Sind nicht Seine Schwestern hier bei uns. So nahmen sie Anstoß an Ihm! (Mk 6:3ff).

Es war nicht nur für Jesus schwer, daheim Wertschätzung zu finden, es ist auch heute noch bei vielen von uns ähnlich. Wem es also ähnlich ergeht und wen dies bedrückt, der darf sich an unserem Herrn aufrichten, der diesen Weg vorausging.

Joh 4:45-46

"Als Er nun nach Galiläa kam, nahmen Ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was Er in Jerusalem währende des Festes getan hatte; denn auch sie waren zum Fest gegangen. So kam Jesus nun wieder nach Kana in Galiläa, wo Er das Wasser in Wein verwandet hatte."

Die Galiläer nahmen Jesus auf, weil sie etwas gesehen hatten, was sie beeindruckt hatte. Doch damit ist noch nicht gesagt, dass sie auch glaubten.

Gottes Wille ist es, dass die Menschen Seinem gesprochenen oder niediergeschriebenen Wort Glauben schenken. Der Glaube spielte bereits bei den ersten Menschen eine entscheidende Rolle. Schon Eva wurde in ihrem Glauben an Gottes Wort geprüft, glaubte dann allerdings den Worten der Schlange mehr als denen von Gott. Durch Glauben brachte Abel Gott sein Opfer dar, Henoch wurde durch Glauben hinweggerafft, Noah baute durch Glauben die Arche.. eine ganze Reihe solcher Glaubenshelden wir uns im Hebräerbrief Kap. 11 genannt.

Sehr genau klärt uns ja Hebr 11:1 über das auf, was Glaube ist: "Der Glaube ist die zuversichtliche Annahme dessen, was man erwartet, ein Überführtsein von Tatsachen, die man nicht erblickt." Zwei Punkte möchten wir in diesem Vers unterstreichen: Einmal die "Erwartung", also unsere zukünftige Herrlichkeit, und zum andern "Was man nicht erblickt".

Der Mensch kann viel glauben - schließlich gibt es ja auch eine Vielzahl an Glaubensgemeinschaften, die verschieden Glaubensvorstellungen haben - doch von Gottes Wort her gesehen gibt es nur einen einzigen Glauben, wie es uns in Eph 4:5 bezeugt wird, weil es auch nur einen G ott und Vater aller gibt, an den wir glauben dürfen und der allein rechten Glauben schenkt.

Israels irdische und unsere himmlische Berufung unterscheiden sich auch darin, dass Israel n och Zeichen und Wunder erleben wird, die den Glauben wecken und stärken sollen, wir hingegen sollen in der gegenwärtigen Verwaltung der Gnade nur glauben, ohne nach sichtbaren Zeichen und Wundern zu verlangen.

Joh 4:47-48

"Da war ein königlicher Beamter in Kapernaum, dessen Sohn krank und schwach war. Als dieser hörte, dass Jesus aus Judäa in Galiläa eingetroffen sei, ging er zu Ihm und ersuchte Ihn, Er möge hinabkommen und seinen Sohn heilen; denn er sei im Begriff zu sterben. Jesus sagte nun zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder gewahrt, glaubt ihr überhaupt nicht!"

Das Anliegen des königlichen Beamten und die Antwort Jesu stehen eigentlich kaum in einem Zusammenhang. Der Mann der sicher eine angesehene Position am Hof des. Königs hatte, bangte ganz einfach um seinen Sohn, wie es jeder Vater auch tut. Offensichtlich hatte er von Jesus schon gehört, auch dass Er im gleichen Ort vor kurzer Zeit Wasser in Wein verwandelt hatte. Ein Mann also, der Wunderkräfte besaß!

In seiner Not - sein Sohn lag offensichtlich im Sterben - griff er nach dem Strohhalm, der sich ihm dar bot, als er hörte, dass Jesus wieder in Kana weilte. Wir lesen nichts davon, dass dieser Mann an Jesu Göttlichkeit glaubte oder n ach diesem Glauben verlangte - ihm ging es schlicht und einfach nur um seinen todkranken Sohn.

Jesu Antwort scheint also beim ersten Blick unpassend, wenn wir sie nur als "an den Beamten gerichtet"! sehen. Erst wenn wir das Blickfeld erweitern, erkennen wir, dass es ja nicht Jesu Auftrag war, Wunder und Zeichen zu vollbringen, sondern das Volk Israel zur Buße und zur Annahme ihres wahren Königs zu führen.

Jesus klagt also nicht direkt den königlichen Beamten an, der um ein Wunder bittet, sondern er spricht mit Seiner Antwort das gesamte Volk an, das offensichtlich ohne Zeichen und Wunder nicht glauben will. Verlieren wir hier nicht aus dem Auge, dass Jesus ja das Königreich proklamiert und dass die Annahme durch das Volk noch möglich war!x

Dass Jesus in Seiner Antwort nicht den königlichen Beamten direkt meint, erkennen wir auch daran, dass Er nicht sagt: Wenn du nicht Zeichen..., sondern: Wenn ihr nicht Zeichen...! Mit "ihr" ist also die Gesamtheit des Volkes angesprochen.

Wenn wir nun versuchen, unser Blickfeld zu erweitern und das Geschehen nicht nur auf die Einzelpersonen beziehen, so stellt der todkranke Sohn des königlichen Beamten das ganze Volk dar, das ebenfalls todkrank in seinen Sünden und in seiner. Widerspenstigkeit gegen Gott daniederliegt.#

Jesus weiß, dass dieses Volk Zeichen und Wunder br aucht, deshalb ist Er auch beriet , solche Zeichen. und Wunder zu vollbringen, um damit Seine Gottessohnschaft und Seine Stellung als der verheißene Messias. zu legitimieren.

Zeichen und Wunder gehören also als ein fester Bestandteil zu der Aufrichtung des irdischen Königreiches. Wir wissen, dass auch nach Jesu. Tod und Auferstehung Seine Jünger erneut mit Zeichen. und Wundern das Königreich dem Volk Israel anboten. Selbst Paulus, der ja in seiner Anfangszeit das Königreich auf Erden verkündigte, vollbrachte solche Zeichen und Wunder; selbst Tote weckte er auf. Dabei ist es aber wichtig, dass wir erkennen, wie mit fortschreitenden Enthüllungen über die Körperschaft Christi und deren überhimmlische Berufung seine Vollmacht, Zeichen und Wunder zu tun, abnahm und zuletzt gänzlich von ihm genommen wurde. Nicht einmal mehr seinen engsten Mitarbeitern, die erkrankten, konnte er durch Wunderkraft helfen, wie wir dies bei Trophimus anschaulich lesen können (2Tim 4:20)

Wer also heute, in unserer Verwaltung der Gnade, nach Zeichen und Wundern strebt, der verlangt nach Dingen des irdischen Königreiches, nicht aber nach dem was droben ist, wo unserer Berufung liegt!

Joh 4:49-54

"Da sagte der königliche Beamte zu Ihm: Herr, komm hinab, ehe mein Knäblein stirbt! Jesus erwiderte ihm: Geh, dein Sohn lebt"! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus ihm sagte und ging hin. Aber als er hinaubstieg, kamen ihm seine Sklaven entgegen und berichteten, dass sein Knabe lebe. Er erkundigte sich dann bei ihnen nach der Stunde, in der er sich erholt hatte. Und man sagte ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Nun erkannte der Vater, dass es in derselben Stunde war, in der Jesus ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt!" Und er glaubte, er und sein ganzes Haus. Dies war das zweite Zeichen, das Jesus wieder in Kana tat, als Er aus Judäa nach Galiläa gekommen war."

Wie die Hochzeit in Kana, auf welcher Jesus Wasser in Wein verwandelt hat, und die als Bild die Hochzeit des Lämmleins vorschattet, so ist auch die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten eine Vorschattung und ein Zeichen für die unmittelbare Nähe des Königreiches.

Auch das Königreich auf Erden beginnt in der Tat mit der Auferstehung aller Heiligen aus der Beschneidung, und alle Blindheit, Lahmheit und Krankheit wird dann aus dem Volk verbannt sein. Jesus bewies aja schon in Seinem irdischen Dienst, dass Er Vollmacht über die Kräfte der Natur hat.

Der königliche Beamte glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte - es war der Glaube, der das Herz des himmlischen Vaters erfreute. Aber bedenken wir, dass der königliche Beamte erst in eine, menschlich gesehen, ausweglose Situation geführt werden musste. Ofensichtlich konnte keine Mensch mehr seinem Kind helfen - es war bereits im Begriff zu sterben!

So muss auch Israel als Volk erst in eine solche Lage gebracht werden, dass es nur noch einen Weg gibt, nur noch eine Hand, die rettet. Auf dem langen Leidensweg dieses Volkes wird dieser Zustand kurz vor der tatsächlichen Aufrichtung des Königreiches erreicht sein, wo Israel als Gesamtvolk dem Wort Gottes glauben wird.

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5. Das Johannes-Evangelium Kapitel 5