Das Geheimnis des Spiegels: Unterschied zwischen den Versionen

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(Durch den Spiegel entsteht stückhaftes und undeutliches Erkennen (im Rätsel))
 
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== Das Geheimnis des Spiegels ==
 
== Das Geheimnis des Spiegels ==
 
=== Einleitende Gedanken ===
 
=== Einleitende Gedanken ===
Der [[Spiegel]] ist ein alltäglicher Gegenstand, der für uns wichtig  geworden ist. Ein Leben ohne ihn könnten wir uns schon gar nicht mehr vorstellen. Der Spiegel ist einmalig und faszinierend zugleich.  Seine Eigenschaften sind so geheimnisvoll, dass es auch höchst interessant ist, diesen Gegenstand einmal aus geistlicher Sicht zu betrachten. Einige denken vielleicht: “Was gibt es denn darüber schon zu sagen?” Aber wir werden sehen, dass unser Gotteswort auch über so alltägliche Dinge wie einen Spiegel viel mehr zu sagen hat, als wir denken.  <br />
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[[Datei:Spiegel 480x360.png|300px|right]]Der [[Spiegel]] ist ein alltäglicher Gegenstand, der für uns wichtig  geworden ist. Ein Leben ohne ihn könnten wir uns schon gar nicht mehr vorstellen. Der Spiegel ist einmalig und faszinierend zugleich.  Seine Eigenschaften sind so geheimnisvoll, dass es auch höchst interessant ist, diesen Gegenstand einmal aus geistlicher Sicht zu betrachten. Einige denken vielleicht: “Was gibt es denn darüber schon zu sagen?” Aber wir werden sehen, dass unser Gotteswort auch über so alltägliche Dinge wie einen Spiegel viel mehr zu sagen hat, als wir denken.  <br />
Wer in Zukunft jeden Morgen in den Spiegel schaut und dann an die Aussagen unserer Bibel denkt, wird vielleicht erleben, dass sich die eigene Sichtweise völlig verändert. Vielleicht lernen wir, die Dinge von einer anderen Seite her anzuschauen und sehen dann vieles plötzlich aus der Sicht der Bibel, also aus der Sicht Gottes. Wenn wir die Bedeutung dieses Gegenstandes verstanden haben, lernen wir auch, die Bilder in der Bibel richtig zu interpretieren.
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Wer in Zukunft jeden Morgen in den Spiegel schaut und dann an die Aussagen unserer [[Bibel]] denkt, wird vielleicht erleben, dass sich die eigene Sichtweise völlig verändert. Vielleicht lernen wir, die Dinge von einer anderen Seite her anzuschauen und sehen dann vieles plötzlich aus der Sicht der Bibel, also aus der Sicht Gottes. Wenn wir die Bedeutung dieses Gegenstandes verstanden haben, lernen wir auch, die Bilder in der Bibel richtig zu interpretieren.
  
 
=== Die Spiegelungen im Altertum ===
 
=== Die Spiegelungen im Altertum ===
 
Bevor es den Spiegel gab, war die Spiegelung des Wassers die einzige Möglichkeit, sich selbst  zu betrachten. Reiche Leute hatten vielleicht noch die Möglichkeit, ein Bild malen zu lassen oder eine Statue in Auftrag zu geben. Im Alten Testament wird uns die Spiegelung des Wassers auch noch erklärt und gleichzeitig mit einer anderen Tatsache verglichen:
 
Bevor es den Spiegel gab, war die Spiegelung des Wassers die einzige Möglichkeit, sich selbst  zu betrachten. Reiche Leute hatten vielleicht noch die Möglichkeit, ein Bild malen zu lassen oder eine Statue in Auftrag zu geben. Im Alten Testament wird uns die Spiegelung des Wassers auch noch erklärt und gleichzeitig mit einer anderen Tatsache verglichen:
* DBR Spr 27:19 - Wie Wasser das Angesicht dem Angesicht spiegelt, also das Herz des Menschen dem Menschen.
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* DBR [[Spr 27:19]] - Wie Wasser das Angesicht dem Angesicht spiegelt, also das Herz des Menschen dem Menschen.
 
Durch die Spiegelung des Wassers kann man also das eigene Angesicht erkennen. Ebenso kann mit dem Herzen des Menschen das Wesen des Menschen erkannt werden.  
 
Durch die Spiegelung des Wassers kann man also das eigene Angesicht erkennen. Ebenso kann mit dem Herzen des Menschen das Wesen des Menschen erkannt werden.  
 
Im Altertum waren Spiegel aus Metall gegossen und geschliffen, rund oder oval und mit einem meist reich verzierten Griff versehen. Bedingt durch die Beschaffenheit, war auch der Blick in einen Spiegel aus Metall etwas unscharf und nie so deutlich, wie bei den heutigen Spiegeln. Es war also alles verschwommen und das wiedergegebene Bild ist bis heute noch seitenverkehrt. Der Spiegel wird von Frauen vermutlich intensiver gebraucht als von Männern. Das war vor mehreren tausend Jahren schon so:
 
Im Altertum waren Spiegel aus Metall gegossen und geschliffen, rund oder oval und mit einem meist reich verzierten Griff versehen. Bedingt durch die Beschaffenheit, war auch der Blick in einen Spiegel aus Metall etwas unscharf und nie so deutlich, wie bei den heutigen Spiegeln. Es war also alles verschwommen und das wiedergegebene Bild ist bis heute noch seitenverkehrt. Der Spiegel wird von Frauen vermutlich intensiver gebraucht als von Männern. Das war vor mehreren tausend Jahren schon so:
* ELB 2Mo 38:8  - Außerdem machte er das Becken aus Bronze und ebenso sein Gestell aus Bronze, aus den Spiegeln der diensttuenden Frauen, die am Eingang des Zeltes der Begegnung Dienst taten.
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* ELB [[2Mo 38:8]] - Außerdem machte er das Becken aus Bronze und ebenso sein Gestell aus Bronze, aus den Spiegeln der diensttuenden Frauen, die am Eingang des Zeltes der Begegnung Dienst taten.
 
Hier dürfen wir sehen, dass aus den bronzenen Spiegeln das Waschbecken im Vorhof der Stiftshütte gemacht wurde. Das Waschbecken wurde für die Reinigung gebraucht. Spiegel waren also die Grundlage für ein Reinigungsgefäss!
 
Hier dürfen wir sehen, dass aus den bronzenen Spiegeln das Waschbecken im Vorhof der Stiftshütte gemacht wurde. Das Waschbecken wurde für die Reinigung gebraucht. Spiegel waren also die Grundlage für ein Reinigungsgefäss!
  
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Was will uns nun Jakobus in seinem Beispiel sagen?
 
Was will uns nun Jakobus in seinem Beispiel sagen?
 
Der Hörer des Wortes, der nicht Täter des Wortes ist, sieht in den Spiegel und erkennt, wie Gott ihn sieht, nämlich unrein und sündhaftig - jedoch diese Selbsterkenntnis vergisst er sogleich wieder. Warum?
 
Der Hörer des Wortes, der nicht Täter des Wortes ist, sieht in den Spiegel und erkennt, wie Gott ihn sieht, nämlich unrein und sündhaftig - jedoch diese Selbsterkenntnis vergisst er sogleich wieder. Warum?
Vielleicht entnahm er Fernsehen oder Zeitung, dass ja die anderen noch viel schlechter sind als er und darum fällt es ihm auch so leicht, diese Selbsterkenntnis wieder “unter den Teppich zu wischen”. Es ist wahrscheinlich auch deshalb sehr angenehm, die Selbsterkenntnis zu verdrängen, weil eine allfällige Selbsterkennung den Selbstwert in eine bodenlose Tiefe fallen lassen würde. Wir haben so grosse Angst vor dem Verlust des Selbstwertgefühls, dass wir jeden Angriff darauf sofort bekämpfen. Manchmal tun wir das, indem wir aufbrausend sind und ein andermal verdrängen wir die Sache. Wir tun alles, um die Selbsterkenntnis zu vermeiden, weil sie uns den Boden unter den Füssen wegziehen könnte. <br />
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Vielleicht sah er im Fernsehen oder in der Zeitung, dass die anderen ja noch viel schlechter sind als er und darum fällt es ihm auch so leicht, diese Selbsterkenntnis wieder “unter den Teppich zu wischen”. Es ist wahrscheinlich auch deshalb sehr angenehm, die Selbsterkenntnis zu verdrängen, weil eine allfällige Selbsterkennung den Selbstwert in eine bodenlose Tiefe fallen lassen würde. Wir haben so grosse Angst vor dem Verlust des Selbstwertgefühls, dass wir jeden Angriff darauf sofort bekämpfen. Manchmal tun wir das, indem wir aufbrausend sind und ein andermal verdrängen wir die Sache. Wir tun alles, um die Selbsterkenntnis zu vermeiden, weil sie uns den Boden unter den Füssen wegziehen könnte. <br />
 
Wann aber ist man eigentlich ein Täter des Wortes Gottes?
 
Wann aber ist man eigentlich ein Täter des Wortes Gottes?
 
* Indem man möglichst alle Gesetze vom Sinai einhält?
 
* Indem man möglichst alle Gesetze vom Sinai einhält?
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Schauen wir uns den Vergleich, den Jakobus hier zieht, noch einmal näher an:
 
Schauen wir uns den Vergleich, den Jakobus hier zieht, noch einmal näher an:
 
# Ein Mann schaut in den Spiegel (er hört das Wort Gottes).  
 
# Ein Mann schaut in den Spiegel (er hört das Wort Gottes).  
# Er erkennt, wie er beschaffen ist  (es wird deutlich, wie Gott seinen Zustand beurteilt). Vielleicht liest er [[Röm 3:11-12]]:  
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# Er erkennt, wie er beschaffen ist  (es wird deutlich, wie Gott seinen Zustand beurteilt). Vielleicht liest er [[Röm 3:11]]-12:  
 
* „da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.“
 
* „da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.“
 
Er nimmt diese seine Beschaffenheit zur Kenntnis, aber er vergisst sie sogleich wieder. Die Selbsterkenntnis hat bei ihm keine Konsequenzen dahingehend, dass er sich selbst und Gott fragt, was er damit anfangen soll und was jetzt zu tun sei. <br />  
 
Er nimmt diese seine Beschaffenheit zur Kenntnis, aber er vergisst sie sogleich wieder. Die Selbsterkenntnis hat bei ihm keine Konsequenzen dahingehend, dass er sich selbst und Gott fragt, was er damit anfangen soll und was jetzt zu tun sei. <br />  
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Nun darf ich einige Beispiele nennen, bei denen wir zuerst in den Spiegel schauen. Dabei werde ich zeigen, wie wir das Bild im Spiegel zuerst falsch interpretieren, weil wir es spiegelverkehrt sehen. Dadurch entstehen auch falsche Verhaltensweisen. Als Beispiel sei hier Gal 1:6-7 erwähnt:
 
Nun darf ich einige Beispiele nennen, bei denen wir zuerst in den Spiegel schauen. Dabei werde ich zeigen, wie wir das Bild im Spiegel zuerst falsch interpretieren, weil wir es spiegelverkehrt sehen. Dadurch entstehen auch falsche Verhaltensweisen. Als Beispiel sei hier Gal 1:6-7 erwähnt:
 
* Gal 1:6-7 - Ich wundere mich, daß ihr euch so schnell von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, abwendet zu einem anderen Evangelium,  7 wo es doch kein anderes gibt; einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium des Christus umkehren.
 
* Gal 1:6-7 - Ich wundere mich, daß ihr euch so schnell von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, abwendet zu einem anderen Evangelium,  7 wo es doch kein anderes gibt; einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium des Christus umkehren.
Dieses Umkehren des Evangeliums, kann man wie folgt beschreiben: <br />
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Dieses Umkehren des Evangeliums kann man wie folgt beschreiben: <br />
 
Tue gute Werke, dann wirst du leben (spiegelverkehrt). <br />
 
Tue gute Werke, dann wirst du leben (spiegelverkehrt). <br />
 
Du lebst, wenn Du das Werk Gottes auf Golgatha für dich in Anspruch genommen hast und dann darfst du aus Liebe gute Werke tun (geistliche Realität). <br />
 
Du lebst, wenn Du das Werk Gottes auf Golgatha für dich in Anspruch genommen hast und dann darfst du aus Liebe gute Werke tun (geistliche Realität). <br />
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* 3Mo 18:5 - Und meine Ordnungen und meine Rechtsbestimmungen sollt ihr halten. Durch sie wird der Mensch, der sie tut, Leben haben. Ich bin der HERR.
 
* 3Mo 18:5 - Und meine Ordnungen und meine Rechtsbestimmungen sollt ihr halten. Durch sie wird der Mensch, der sie tut, Leben haben. Ich bin der HERR.
 
Wenn wir das im Spiegel anschauen und nicht umkehren, dann sehen wir die Aufforderung an uns, alle diese Dinge zu tun, damit wir zum ewigen Leben kommen! (spiegelverkehrt) <br />
 
Wenn wir das im Spiegel anschauen und nicht umkehren, dann sehen wir die Aufforderung an uns, alle diese Dinge zu tun, damit wir zum ewigen Leben kommen! (spiegelverkehrt) <br />
Vom NT wissen her wir, dass Jesus Christus das Gesetz erfüllt hat und dass für Solche, die in Christus sind, keine Verdammnis mehr ist ([[Röm 8:1]]). Wir wissen, dass nicht wir unsere Rettung bewirken müssen, sondern dass Gott selbst in Jesus Christus der Urheber der Rettung ist ([[Hebr 2:10]]). Wir wissen, dass wir nicht aus uns selbst die Werke Gottes wirken, sondern dass Gott in uns wirkt, das Wollen und das Vollbringen ([[Phil 2:13]] geistliche Realität). <br />
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Vom NT her wissen wir, dass Jesus Christus das Gesetz erfüllt hat und dass für Solche, die in Christus sind, keine Verdammnis mehr ist ([[Röm 8:1]]). Wir wissen, dass nicht wir unsere Rettung bewirken müssen, sondern dass Gott selbst in Jesus Christus der Urheber der Rettung ist ([[Hebr 2:10]]). Wir wissen, dass wir nicht aus uns selbst die Werke Gottes wirken, sondern dass Gott in uns wirkt, das Wollen und das Vollbringen ([[Phil 2:13]] geistliche Realität). <br />
 
Als Saulus durch seine religiösen Leistungen eine beachtliche Stellung innerhalb der Pharisäer beziehen konnte, empfand er das als Gewinn.  (spiegelverkehrt) <br />
 
Als Saulus durch seine religiösen Leistungen eine beachtliche Stellung innerhalb der Pharisäer beziehen konnte, empfand er das als Gewinn.  (spiegelverkehrt) <br />
 
Erst später erkannte er die geistliche Realität:
 
Erst später erkannte er die geistliche Realität:
* Phil 3:7-8 - Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust gehalten;  8 ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne
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* Phil 3:7-8 - Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust gehalten;  8 ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne.
Plötzlich wird aus Gewinn Verlust! Wieder sehen wir, dass die Realität spiegelverkehrt ist! Das was Paulus früher als Verlust erachtete, nämlich das Schwachsein und Verfolgtsein, wird für ihn plötzlich zum Gewinn. Plötzlich sieht er in der Schwachheit einen grossen Vorteil, wenn er schreibt:
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Plötzlich wird aus Gewinn Verlust! Wieder sehen wir, dass die Realität spiegelverkehrt ist! Das, was Paulus früher als Verlust erachtete, nämlich das Schwachsein und Verfolgtsein, wird für ihn plötzlich zum Gewinn. Plötzlich sieht er in der Schwachheit einen grossen Vorteil, wenn er schreibt:
 
* 2Kor 12:10 - Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
 
* 2Kor 12:10 - Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.
Auch hier sehen wir, dass sich die geistliche Realität spiegelverkehrt darstellt. Dass was Paulus zuerst wollte, stellt er jetzt ganz nach hinten und das was er früher nicht wert achtete, bekommt jetzt plötzlich grossen Wert!
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Auch hier sehen wir, dass sich die geistliche Realität spiegelverkehrt darstellt. Das, was Paulus zuerst wollte, stellt er jetzt ganz nach hinten und das, was er früher nicht wert achtete, bekommt jetzt plötzlich grossen Wert!
 
Die umgekehrte Reihenfolge entdecken wir überall: <br />
 
Die umgekehrte Reihenfolge entdecken wir überall: <br />
In dieser Welt ist es so, dass wir erst dann eine gehobene Identität haben, wenn wir aussergewöhnliche Dinge geleistet haben. In Wirklichkeit jedoch, haben wir durch die Gnade Gottes, eine unübertreffliche Identität. Durch die Neuzeugung Gottes haben wir die Identität "Söhne Gottes" zu sein. Diese Identität kam aber nicht durch Leistung zustande, sondern durch einen Akt der Liebe von Seiten Gottes! <br />
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In dieser Welt ist es so, dass wir erst dann eine gehobene Identität haben, wenn wir aussergewöhnliche Dinge geleistet haben. In Wirklichkeit jedoch haben wir durch die Gnade Gottes eine unübertreffliche Identität. Durch die Neuzeugung Gottes haben wir die Identität "Söhne Gottes" zu sein. Diese Identität kam aber nicht durch Leistung zustande, sondern durch einen Akt der Liebe von Seiten Gottes! <br />
 
So ist die ganze Bibel voll von Spiegelungen:<br />
 
So ist die ganze Bibel voll von Spiegelungen:<br />
 
Die Ersten werden die Letzten sein ([[Mt 20:16]]).<br />
 
Die Ersten werden die Letzten sein ([[Mt 20:16]]).<br />
 
Das Schwache und Elende scheint das Benachteiligte zu sein; doch was schreibt uns Paulus:
 
Das Schwache und Elende scheint das Benachteiligte zu sein; doch was schreibt uns Paulus:
 
* 1Kor 1:27-29 - sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache.  28 Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache,  29 daß sich vor Gott kein Fleisch rühme.<br />
 
* 1Kor 1:27-29 - sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache.  28 Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache,  29 daß sich vor Gott kein Fleisch rühme.<br />
Ebenso erscheinen uns die Armen im Geiste, die Handicapierten zu sein. Die Juden würden vielleicht sagen: „Auf ihnen liegt ein Fluch JHWH’s!“ Aber was sagt Jesus:
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Ebenso erscheinen uns die Armen im Geiste die "gehandycapten" zu sein. Die Juden würden vielleicht sagen: „Auf ihnen liegt ein Fluch JHWH’s!“ Aber was sagt Jesus:
 
* Mt 5:3  - Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
 
* Mt 5:3  - Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
Ebenso erscheinen uns die schwächer zu sein scheinenden Glieder innerhalb der Gemeinde Gottes, die weniger Gesegneten zu sein. Vielleicht denken wir von ihnen, sie seien nicht so gehorsam wie wir und deshalb sind sie die Mangelhafteren, aber Paulus zeigt uns auf, dass das nur die spiegelverkehrte Seite ist, denn er schreibt:
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Ebenso erscheinen uns die Glieder innerhalb der Gemeinde Gottes, die schwächer zu sein scheinen, die weniger Gesegneten zu sein. Vielleicht denken wir von ihnen, sie seien nicht so gehorsam wie wir und deshalb sind sie die Mangelhafteren, aber Paulus zeigt uns auf, dass das nur die spiegelverkehrte Seite ist, denn er schreibt:
 
* 1Kor 12:22-25 - sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig;  23 und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit;  24 unsere wohlanständigen aber brauchen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben,  25 damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten.
 
* 1Kor 12:22-25 - sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig;  23 und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit;  24 unsere wohlanständigen aber brauchen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben,  25 damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten.
 
In der Welt und manchmal auch in der Gemeinde, denken die Leute, wer sich selbst erniedrigt, ist der Verlierer. Aber das ist die spiegelverkehrte Seite! Die Realität ist:
 
In der Welt und manchmal auch in der Gemeinde, denken die Leute, wer sich selbst erniedrigt, ist der Verlierer. Aber das ist die spiegelverkehrte Seite! Die Realität ist:
 
* Mt 23:12  Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.
 
* Mt 23:12  Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.
Bis heute sehen die orthodoxen Juden, aber auch viele Gläubige in den Spiegel und sie merken nicht, dass sie alles seitenverkehrt sehen!
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Bis heute sehen die orthodoxen Juden, aber auch viele Gläubige, in den Spiegel und merken nicht, dass sie alles seitenverkehrt sehen!
Möge uns der Vater im Himmel, immer mehr Gnade geben, dass wir die geistliche Wirklichkeit immer besser erkennen können!
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Möge uns der Vater im Himmel immer mehr Gnade geben, dass wir die geistliche Wirklichkeit besser erkennen können!

Aktuelle Version vom 15. August 2019, 12:19 Uhr

Von Daniel Muhl

Das Geheimnis des Spiegels (MP3-Download)

Das Geheimnis des Spiegels

Einleitende Gedanken

Spiegel 480x360.png
Der Spiegel ist ein alltäglicher Gegenstand, der für uns wichtig geworden ist. Ein Leben ohne ihn könnten wir uns schon gar nicht mehr vorstellen. Der Spiegel ist einmalig und faszinierend zugleich. Seine Eigenschaften sind so geheimnisvoll, dass es auch höchst interessant ist, diesen Gegenstand einmal aus geistlicher Sicht zu betrachten. Einige denken vielleicht: “Was gibt es denn darüber schon zu sagen?” Aber wir werden sehen, dass unser Gotteswort auch über so alltägliche Dinge wie einen Spiegel viel mehr zu sagen hat, als wir denken.

Wer in Zukunft jeden Morgen in den Spiegel schaut und dann an die Aussagen unserer Bibel denkt, wird vielleicht erleben, dass sich die eigene Sichtweise völlig verändert. Vielleicht lernen wir, die Dinge von einer anderen Seite her anzuschauen und sehen dann vieles plötzlich aus der Sicht der Bibel, also aus der Sicht Gottes. Wenn wir die Bedeutung dieses Gegenstandes verstanden haben, lernen wir auch, die Bilder in der Bibel richtig zu interpretieren.

Die Spiegelungen im Altertum

Bevor es den Spiegel gab, war die Spiegelung des Wassers die einzige Möglichkeit, sich selbst zu betrachten. Reiche Leute hatten vielleicht noch die Möglichkeit, ein Bild malen zu lassen oder eine Statue in Auftrag zu geben. Im Alten Testament wird uns die Spiegelung des Wassers auch noch erklärt und gleichzeitig mit einer anderen Tatsache verglichen:

  • DBR Spr 27:19 - Wie Wasser das Angesicht dem Angesicht spiegelt, also das Herz des Menschen dem Menschen.

Durch die Spiegelung des Wassers kann man also das eigene Angesicht erkennen. Ebenso kann mit dem Herzen des Menschen das Wesen des Menschen erkannt werden. Im Altertum waren Spiegel aus Metall gegossen und geschliffen, rund oder oval und mit einem meist reich verzierten Griff versehen. Bedingt durch die Beschaffenheit, war auch der Blick in einen Spiegel aus Metall etwas unscharf und nie so deutlich, wie bei den heutigen Spiegeln. Es war also alles verschwommen und das wiedergegebene Bild ist bis heute noch seitenverkehrt. Der Spiegel wird von Frauen vermutlich intensiver gebraucht als von Männern. Das war vor mehreren tausend Jahren schon so:

  • ELB 2Mo 38:8 - Außerdem machte er das Becken aus Bronze und ebenso sein Gestell aus Bronze, aus den Spiegeln der diensttuenden Frauen, die am Eingang des Zeltes der Begegnung Dienst taten.

Hier dürfen wir sehen, dass aus den bronzenen Spiegeln das Waschbecken im Vorhof der Stiftshütte gemacht wurde. Das Waschbecken wurde für die Reinigung gebraucht. Spiegel waren also die Grundlage für ein Reinigungsgefäss!

Die Eigenschaften des Spiegels

Der Spiegel hat sowohl die Funktion der Selbsterkennung, als auch die Eigenschaft, Bereiche erblicken zu lassen, die normalerweise durch ein Hindernis verdeckt sind. Mit Hilfe eines Spiegels kann man um eine Ecke blicken und mit einem Periskop, das aus zwei Spiegeln besteht, sogar über eine Mauer sehen. Mit dem Spiegel können wir auch erkennen, was hinter uns liegt. Doch wenn wir durch den Spiegel zurückschauen, sehen wir alles verkehrt herum. Damit hat der Spiegel die hochinteressante Eigenschaft, alles „spiegelverkehrt“ darzustellen.

Was hat der Spiegel uns zu sagen?

Der Spiegel gibt uns die Möglichkeit der Selbsterkenntnis

Jakobus macht uns dies deutlich, indem er schreibt:

  • Jak 1:22-25 - Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen! 23 Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Gesicht in einem Spiegel betrachtet. 24 Denn er hat sich selbst betrachtet und ist weggegangen, und er hat sogleich vergessen, wie er beschaffen war. 25 Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist, indem er nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter des Werkes ist, der wird in seinem Tun glückselig sein.

Der Spiegel ist also ein Werkzeug, das uns ermöglicht, uns so zu sehen, wie andere uns äußerlich sehen. Wenn nun jemand das Wort Gottes hört, welche Sichtweise bekommt er dann vor Augen geführt? Keine geringere, als die unseres Gottes. Das Wort Gottes zeigt uns, wie Gott uns sieht. Das Wort Gottes ist für uns der geistliche Spiegel.
Hätte Saulus diesen Spiegel gefragt: “Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Frömmste im ganzen Land?” Was hätte wohl dieser geistliche Spiegel geantwortet? “Der Gerechtigkeit nach, die im Gesetz ist, bist du untadelig geworden (Phil 3:6) und doch bist du der erste von allen Sündern (1Tim 1:15).”
Dieser geistliche Spiegel zeigt dem fleischlichen Wesen erbarmungslos, wie häßlich es ist. Dabei spielt die Grösse der Frömmigkeit absolut keine Rolle. Das Wort "hält uns den Spiegel vor" und wir erkennen unsere eigene Häßlichkeit und Sündhaftigkeit. Dies ist auch einer der vielen Gründe, warum wir uns viel leichter tun, die Zeitung zu lesen als das Wort Gottes. In der Zeitung lesen wir vieles, was scheinbar noch um einiges schlimmer ist als wir selbst. Wenn wir den „Blick“ oder die „Bild-Zeitung“ lesen, sind wir mit uns selber doch sehr zufrieden und fühlen uns dabei noch sehr wohl. Aber die Bibel beurteilt das völlig anders. Was will uns nun Jakobus in seinem Beispiel sagen? Der Hörer des Wortes, der nicht Täter des Wortes ist, sieht in den Spiegel und erkennt, wie Gott ihn sieht, nämlich unrein und sündhaftig - jedoch diese Selbsterkenntnis vergisst er sogleich wieder. Warum? Vielleicht sah er im Fernsehen oder in der Zeitung, dass die anderen ja noch viel schlechter sind als er und darum fällt es ihm auch so leicht, diese Selbsterkenntnis wieder “unter den Teppich zu wischen”. Es ist wahrscheinlich auch deshalb sehr angenehm, die Selbsterkenntnis zu verdrängen, weil eine allfällige Selbsterkennung den Selbstwert in eine bodenlose Tiefe fallen lassen würde. Wir haben so grosse Angst vor dem Verlust des Selbstwertgefühls, dass wir jeden Angriff darauf sofort bekämpfen. Manchmal tun wir das, indem wir aufbrausend sind und ein andermal verdrängen wir die Sache. Wir tun alles, um die Selbsterkenntnis zu vermeiden, weil sie uns den Boden unter den Füssen wegziehen könnte.
Wann aber ist man eigentlich ein Täter des Wortes Gottes?

  • Indem man möglichst alle Gesetze vom Sinai einhält?
  • Indem man möglichst viele Gesetzeswerke tut?

Genau das wird oft interpretiert, wenn man die Jakobus-Stelle oberflächlich liest. Wie viele Gläubige dachten schon: “Wenn ich das Gesetz nicht erfülle und möglichst viele gute Werke tue, wenn ich nicht dem Verhaltenscodex der Gemeinde entspreche oder wenn ich nicht die Gesetze einhalte, die ich mir selbst gemacht habe (weil ich denke, Gott erwartet dies von mir), dann bin ich nur ein Hörer und nicht ein Täter des Wortes. Sagt uns dies die Jakobus-Stelle wirklich?
Ist es nicht interessant und gleichzeitig erschreckend, wie oberflächlich wir das Wort Gottes manchmal lesen. Je nach dem, was wir für eine Brille tragen, sehen wir die Inhalte des Wortes Gottes sehr verschwommen oder in einem falschen Licht. Wenn wir uns die Brille des Gesetzes aufsetzen, dann sehen wir hier wieder eine Aufforderung, die uns ermahnt, möglichst viele Gesetzes-Werke zu tun, ansonsten sind wir nicht Täter des Wortes. Wie viele haben dann schon geseufzt und gedacht: “Schon wieder etwas, was ich nicht erfüllen kann.”
Für uns Menschen sind die Bilder in der Bibel ähnlich der Bilder in einem matten Spiegel. Sie sind verschwommen und unscharf. Doch je mehr Bilder ich in diesem Spiegel anschaue, umso mehr kann ich auch durch den heiligen Geist die undeutlichen Passagen der einzelnen Bilder besser deuten. Ich sehe z. B. ein unscharfes Detail eines Körpers. Es ist mir nicht möglich dieses Detail zu interpretieren, solange ich es nicht auch von einer anderen Seite her betrachte.
Die unverständlichen Stellen in der Bibel müssen auch noch von einer anderen Seite her betrachtet werden, damit wir sie einigermaßen verstehen können. Nur so können wir immer mehr erahnen, was der Sinn Gottes ist. Anfänger in der Bibelerkenntnis sehen meist immer die moralischen Forderungen des Wortes Gottes und so sind sie nicht selten sehr verunsichert.
Schauen wir uns den Vergleich, den Jakobus hier zieht, noch einmal näher an:

  1. Ein Mann schaut in den Spiegel (er hört das Wort Gottes).
  2. Er erkennt, wie er beschaffen ist (es wird deutlich, wie Gott seinen Zustand beurteilt). Vielleicht liest er Röm 3:11-12:
  • „da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der Gott sucht. Alle sind abgewichen, sie sind allesamt untauglich geworden; da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer.“

Er nimmt diese seine Beschaffenheit zur Kenntnis, aber er vergisst sie sogleich wieder. Die Selbsterkenntnis hat bei ihm keine Konsequenzen dahingehend, dass er sich selbst und Gott fragt, was er damit anfangen soll und was jetzt zu tun sei.
Der Täter des Wortes Gottes hingegen ist betroffen und fragt sich, wie er mit seiner Schuld fertig werden soll. Glücklicherweise bietet der Spiegel des Wortes Gottes mehr an, als nur die Hilfe zur Selbsterkenntnis. Aus der Bibel wissen wir, dass nur das Wort Gottes die Schuldfrage befriedigend löst. Wer diese Lösung für sich in Anspruch nimmt, der ist ein Täter des Wortes! Dass aus den Spiegeln ein Waschbecken gemacht wurde, ist auch ein Hinweis darauf, dass das Wort Gottes zuerst eine Hilfe zur Selbsterkenntnis ist und danach ebenso das Werkzeug für die Reinigung darstellt:

  • Eph 5:26 - „um sie zu heiligen, sie reinigend durch das Wasserbad im Wort, …“

Gerade das AT hat ganz stark die Aufgabe eines Spiegels, um uns zur Selbsterkenntnis zu bringen, während im neuen Bund, durch das Opfer auf Golgatha, vor allem die Reinigung stattfindet:

  • 1Jo 1:9 - Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.

Jesus vergleicht den Menschen, der seine Worte hört und sie tut, mit einem Manne, der sein Haus auf einen Felsen baut (Mt 7:24). Jeder Mensch baut in seinem Leben auf irgend eine Grundlage. Wer auf sich und seine eigene Leistung baut, wird zuschanden und hat längerfristig keinen Bestand.
Wann bauen wir eigentlich auf den Felsen? Wenn wir Gesetzeswerke tun? Nein! Wir bauen dann auf den unerschütterlichen Felsen, wenn wir das tun, was er sagt:

  • Joh 5:24 - “Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.”

Wer glaubt, wie die Schrift sagt, der baut wahrhaftig auf einen Felsen und ist somit auch ein Täter des Wortes. Der Glaube ist eine treue Vertrauensbeziehung zum Vater im Himmel. Wer aus diesem Vertrauen heraus lebt, der lebt auch aus der Liebe! Aus dieser Stellung heraus wachsen dann Liebesdienste und Glaubenswerke, die nicht mit Gesetzeswerken verwechselt werden dürfen. Die Juden haben sich immer dafür interessiert, was sie tun müssen, damit Gott mit Ihnen zufrieden ist; sie wollten immer wissen, wie man die Gesetze einhält und die Werke Gottes wirkt und deshalb haben sie Jesus auch gefragt:

  • Joh 6:28 - Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken?

Wir hätten vielleicht gesagt: „Strengt euch noch mehr an!“ oder „Bemüht euch, mehr zu glauben!“ Doch Jesus geht auf diese Frage gar nicht direkt ein, sondern Er sagt:

  • Joh 6:29 - Dies ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

Damit machte Jesus deutlich, was die Wirklichkeit ist! Die wahre Realität ist spiegelverkehrt! Wir fragen uns immer wieder, was wir tun sollen und Jesus gibt uns keine Antwort, sondern Er verweist auf das, was der Vater getan hat und lenkt dadurch unseren Blick auf die einzige Wirklichkeit! Vieles sehen wir noch spiegelverkehrt und damit komme ich zum nächsten Punkt:

Durch den Spiegel entsteht stückhaftes und undeutliches Erkennen (im Rätsel)

Als letzte Stelle zum Thema Spiegel sei noch folgende Stelle zitiert:

  • 1Kor 13:12 - Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.

Ist es nicht interessant, dass der alltägliche Gegenstand des Spiegels ausgerechnet im „hohen Lied der Liebe“ genannt wird?
Solange wir noch den Fleischesleib an uns haben, erkennen wir stückweise, undeutlich und im Rätsel. Dies ist u. a. dadurch bedingt, dass der geistliche Spiegel – wie im Altertum der richtige Spiegel - für uns noch matt und unscharf ist. Diese Unschärfe verbirgt anfänglich noch sehr viel, doch je mehr Bilder ich gesehen und verstanden habe, umso mehr erkenne ich auch, was sich hinter den unscharfen Stellen verbirgt.
Eine der interessantesten und geheimnisvollsten Eigenschaft des Spiegels ist jedoch die: Er spiegelt die Wirklichkeit, d. h., er zeigt uns die Dinge verkehrt herum - in der falschen Reihenfolge! Manche Notfallfahrzeuge beschriften ihre Fahrzeuge vorne seitenverkehrt! Warum? Damit der Autofahrer davor im Rückspiegel das Wort „Ambulanz“ richtig herum sehen kann. Man verändert also die Schrift, damit sie im Spiegel richtig gesehen wird. Beschriftet man das Auto richtig, dann sieht der Autofahrer den Schriftzug im Rückspiegel falsch! Was hat uns das zu sagen? Wir müssen lernen, viele Dinge in der heiligen Schrift von einer anderen Seite her anzuschauen. Meist vergehen Jahre und Jahrzehnte, bis wir das gelernt und begriffen haben. Wie viele Gläubige schauen alles von der spiegelverkehrten Seite an? Im Spiegelbild ist links rechts und rechts ist links!
Haben wir uns schon einmal darüber Gedanken gemacht, warum Hebräisch von rechts nach links geschrieben wird, während Griechisch von links nach rechts geschrieben wird?
Bevor ich einige Beispiele nennen möchte, darf ich noch auf die biblische Ausrichtung hinweisen:
Jerusalem ist das Zentrum der Welt und wenn ich in Jerusalem stehe und nach Osten schaue, dann blicke ich nach vorn. Somit ist Osten vorne, Süden rechts, Westen hinten und Norden links. Wenn die Sonne in Jerusalem aufgeht, dann geht sie vom Betrachter her gesehen Richtung Süden, also nach rechts! Zur Mittagszeit befindet sich die Sonne im Süden, also ganz rechts! Ab dann bewegt sich die Sonne von rechts nach links, sie sinkt hinter dem Rücken nach Westen und nach Sonnenuntergang geht sie weiter Richtung links, bis Mitternacht, bis sie ganz im Norden angelangt ist. Danach geht es wieder von links nach rechts!
Im AT beginnt alles ganz gut, dann kommt der Sündenfall (zuerst im Himmel Hes 28 + Jes 14 dann auf der Erde 1Mo 3), danach wird die Verlorenheit des Volkes Israel und der Menschheit immer deutlicher. Es geht also von der hellen Mittagshöhe bis hinein in die tiefste Finsternis der Mitternacht. Das ist die Bewegung von rechts nach links. Diese Bewegung wird im AT besonders deutlich! Im NT wird von links nach rechts geschrieben! Hier geht es aus der Finsternis der Mitternacht wieder Richtung Morgen und Mittag! Durch die Erlösungstat Jesu kommt es zu einer stufenweisen Lebendigmachung einer verlorenen Schöpfung (1Kor 15:22-23 / Röm 8:21).

Was zeigt uns der Spiegel und was ist die Wirklichkeit

Nun darf ich einige Beispiele nennen, bei denen wir zuerst in den Spiegel schauen. Dabei werde ich zeigen, wie wir das Bild im Spiegel zuerst falsch interpretieren, weil wir es spiegelverkehrt sehen. Dadurch entstehen auch falsche Verhaltensweisen. Als Beispiel sei hier Gal 1:6-7 erwähnt:

  • Gal 1:6-7 - Ich wundere mich, daß ihr euch so schnell von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, abwendet zu einem anderen Evangelium, 7 wo es doch kein anderes gibt; einige verwirren euch nur und wollen das Evangelium des Christus umkehren.

Dieses Umkehren des Evangeliums kann man wie folgt beschreiben:
Tue gute Werke, dann wirst du leben (spiegelverkehrt).
Du lebst, wenn Du das Werk Gottes auf Golgatha für dich in Anspruch genommen hast und dann darfst du aus Liebe gute Werke tun (geistliche Realität).
Durch das spiegelverkehrte Wahrnehmen entstehen unzählige falsche Lehren. Gott hat durch die Spiegelung den Weisen dieser Welt vieles verborgen!
Nun will ich deutlich machen, was der Spiegel zeigt und wie umgekehrt die Wirklichkeit aussieht.

  • 3Mo 18:5 - Und meine Ordnungen und meine Rechtsbestimmungen sollt ihr halten. Durch sie wird der Mensch, der sie tut, Leben haben. Ich bin der HERR.

Wenn wir das im Spiegel anschauen und nicht umkehren, dann sehen wir die Aufforderung an uns, alle diese Dinge zu tun, damit wir zum ewigen Leben kommen! (spiegelverkehrt)
Vom NT her wissen wir, dass Jesus Christus das Gesetz erfüllt hat und dass für Solche, die in Christus sind, keine Verdammnis mehr ist (Röm 8:1). Wir wissen, dass nicht wir unsere Rettung bewirken müssen, sondern dass Gott selbst in Jesus Christus der Urheber der Rettung ist (Hebr 2:10). Wir wissen, dass wir nicht aus uns selbst die Werke Gottes wirken, sondern dass Gott in uns wirkt, das Wollen und das Vollbringen (Phil 2:13 geistliche Realität).
Als Saulus durch seine religiösen Leistungen eine beachtliche Stellung innerhalb der Pharisäer beziehen konnte, empfand er das als Gewinn. (spiegelverkehrt)
Erst später erkannte er die geistliche Realität:

  • Phil 3:7-8 - Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust gehalten; 8 ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne.

Plötzlich wird aus Gewinn Verlust! Wieder sehen wir, dass die Realität spiegelverkehrt ist! Das, was Paulus früher als Verlust erachtete, nämlich das Schwachsein und Verfolgtsein, wird für ihn plötzlich zum Gewinn. Plötzlich sieht er in der Schwachheit einen grossen Vorteil, wenn er schreibt:

  • 2Kor 12:10 - Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Auch hier sehen wir, dass sich die geistliche Realität spiegelverkehrt darstellt. Das, was Paulus zuerst wollte, stellt er jetzt ganz nach hinten und das, was er früher nicht wert achtete, bekommt jetzt plötzlich grossen Wert! Die umgekehrte Reihenfolge entdecken wir überall:
In dieser Welt ist es so, dass wir erst dann eine gehobene Identität haben, wenn wir aussergewöhnliche Dinge geleistet haben. In Wirklichkeit jedoch haben wir durch die Gnade Gottes eine unübertreffliche Identität. Durch die Neuzeugung Gottes haben wir die Identität "Söhne Gottes" zu sein. Diese Identität kam aber nicht durch Leistung zustande, sondern durch einen Akt der Liebe von Seiten Gottes!
So ist die ganze Bibel voll von Spiegelungen:
Die Ersten werden die Letzten sein (Mt 20:16).
Das Schwache und Elende scheint das Benachteiligte zu sein; doch was schreibt uns Paulus:

  • 1Kor 1:27-29 - sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache. 28 Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache, 29 daß sich vor Gott kein Fleisch rühme.

Ebenso erscheinen uns die Armen im Geiste die "gehandycapten" zu sein. Die Juden würden vielleicht sagen: „Auf ihnen liegt ein Fluch JHWH’s!“ Aber was sagt Jesus:

  • Mt 5:3 - Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.

Ebenso erscheinen uns die Glieder innerhalb der Gemeinde Gottes, die schwächer zu sein scheinen, die weniger Gesegneten zu sein. Vielleicht denken wir von ihnen, sie seien nicht so gehorsam wie wir und deshalb sind sie die Mangelhafteren, aber Paulus zeigt uns auf, dass das nur die spiegelverkehrte Seite ist, denn er schreibt:

  • 1Kor 12:22-25 - sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; 23 und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit; 24 unsere wohlanständigen aber brauchen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben, 25 damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten.

In der Welt und manchmal auch in der Gemeinde, denken die Leute, wer sich selbst erniedrigt, ist der Verlierer. Aber das ist die spiegelverkehrte Seite! Die Realität ist:

  • Mt 23:12 Wer sich aber selbst erhöhen wird, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden.

Bis heute sehen die orthodoxen Juden, aber auch viele Gläubige, in den Spiegel und merken nicht, dass sie alles seitenverkehrt sehen! Möge uns der Vater im Himmel immer mehr Gnade geben, dass wir die geistliche Wirklichkeit besser erkennen können!