1Thes 2-

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Kommentar zu 1. Thessalonicher 2

Von Daniel Muhl

Inhaltsverzeichnis

Der angegriffene Dienst

Verse 1-6

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ELB 1Thes 2:1 Denn ihr selbst wisst, Brüder, daß unser Eingang bei euch nicht vergeblich war;
ELB 1Thes 2:2 sondern nachdem wir vorher gelitten hatten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, in Philippi, wurden wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium Gottes zu euch zu reden unter viel Kampf.
ELB 1Thes 2:3 Denn unsere Ermahnung [geschah] nicht aus Irrtum, auch nicht aus Unlauterkeit, auch nicht mit List;
ELB 1Thes 2:4 sondern wie wir von Gott tauglich befunden worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.
ELB 1Thes 2:5 Denn weder sind wir jemals mit schmeichelnder Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht - Gott ist Zeuge -
ELB 1Thes 2:6 noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen,

👉 Siehe auch:
1Thes 2:1-6 - Kurzkommentar

Vers 1

Paulus und seine Mitarbeiter fanden Eingang

+1529 · Eingang · 📖 Vorkommen · 🖌
εἴσοδος‭ eís–odos = auch Eintritt, Zugang, Zutritt (w. d. hinein–Weg)
aus:
→ → εἰς‭ eis +1519 = (hin)ein, nach
→ → ὁδός‭ hodós +3598 = Weg

Paulus und seine Mitarbeiter durften durch die Gnade Gottes die Thessalonicher erreichen. Sie fanden einen Zugang zu ihren Herzen! Das kann letztendlich nur der Heilige Geist bewirken, aber es gibt Faktoren, die einen solchen "Zutritt" begünstigen. Es sind dies Authentizität, bzw. Aufrichtigkeit, Wertschätzung, Demut und eine tätige Liebe, die sich in der Hingabe zeigt. Genau diese Dinge erkannten die Thessalonicher bei Paulus und seinen Mitarbeitern. Der nachfolgende Text macht das deutlich!

Nicht vergeblich

Wenn man bedenkt, mit welchen Nöten das erste Missionsteam in Thessalonich konfrontiert war, dann wäre eine vergebliche Mühe ganz besonders bitter gewesen. Persönlich glaube ich, dass es keinen Dienst gibt, der vergeblich, bzw. umsonst ist, wenn er aus Glauben und Liebe zu Jesus geschieht. Es ist aber möglich, dass man zu Lebzeiten, bei einzelnen Diensten, keine Früchte sehen kann. Paulus jedoch, durfte in Thessalonich bereits zu Lebzeiten die ersten Früchte sehen!

Verse 2-6

Die vielfältigen Angriffe des Feindes

Berufene Diener Gottes werden mit unterschiedlichsten Nöten konfrontiert, um sie von ihrer Berufung wegzuziehen. Der Satan wollte die Sklaven Jesu Christi demotivieren, um sie von einer Weiterarbeit abzuhalten. Er versuchte mit den unterschiedlichsten Strategien die Verkündiger des Evangeliums zu lähmen. Sein Repertoire war sehr vielfältig:

  1. Die Konfrontation mit Leiden (V. 2).
  2. Misshandlung, Unterdrückung, Verfolgung (V. 2).
  3. Unterschiedlichste "Kämpfe" (V. 2). Nebst menschlichen Anfeindungen und seelischen Nöten, wie Verzweiflung und Niedergeschlagenheit, gab es natürlich auch Kämpfe gegen die Kräfte aus der Unsichtbarkeit (Eph 6:10-20).
  4. Die Behauptung verirrt zu sein (V. 3). An einer anderen Stelle sagte Festus zu Paulus: "Die große Gelehrsamkeit bringt dich zum Wahnsinn" (Apg 26:24b).
  5. Die Unterstellung böser und egoistischer Motive:
    1. Unlauterkeit (V. 3).
    2. Listigkeit (V. 3).
    3. Menschengefälligkeit (V. 4).
    4. Schmeicheleien und somit auch Heuchelei (V. 5).
    5. Habsucht (V. 5).
    6. Ehrsucht (V. 6).

Die Thessalonicher konnten durch die Gemeinschaft mit Paulus bezeugen, dass er ohne diese egoistischen Motive seinen Dienst tat. Sie erkannten: Paulus war "echt"! Leider ist das aber nicht immer so. Immer wieder tauchen in der Gemeinde Leute auf, die sich aus Habsucht oder Ehrsucht engagieren oder die in erster Linie den Menschen gefallen möchten. Ohne klare biblische Lehre, ohne Zusammenarbeit und ohne Gemeinschaft besteht die Gefahr, dass solche Leute unerkannt bleiben und die Gemeinde zerstören!

Vers 2

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ELB 1Thes 2:2 sondern nachdem wir vorher gelitten hatten und misshandelt worden waren, wie ihr wisst, in Philippi, wurden wir freimütig in unserem Gott, das Evangelium Gottes zu euch zu reden unter viel Kampf.

Die Leiden in Philippi = Apg 16:16ff

Freimütigkeit

+3955 · Freimütig · 📖 Vorkommen · 🖌
παρρησιάζομαι‭ par–resiázomai = auch zuversichtlich, mutig, offen reden
→ von ‭‭παρρησία‭ par–resía +3954 = Offenheit, Zuversicht‭‭
aus:
→ → πᾶν‭ pân +3956 = alle
→ → ῥήσις‭ résis ‭‭= Rede →‭ ‭ῥέω‭ rhéo +4483 ‭‭= reden‭‭‭‭ (w. alle Redefreiheit [haben], freies Reden)

Das freimütige Predigen des Evangeliums - in Zeiten der Verfolgung - ist nur mit der Kraft Gottes möglich, die in der Schwachheit zur Vollendung kommt (2Kor 12:9). Wer in dieser Situation aus eigener Kraft das Evangelium predigen will, kommt sehr schnell an seine Grenzen.

Vers 3

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ELB 1Thes 2:3 Denn unsere Ermahnung [geschah] nicht aus Irrtum, auch nicht aus Unlauterkeit, auch nicht mit List;

Ermahnung im Auftrag Gottes

+3874 · Ermahnung · 📖 Vorkommen · 🖌
παράκλησις‭ pará–klesis = auch Ermunterung, Trost
→ von‭ ‭παρακαλέω‭ para–kaléo ‭‭+3870 = herbeirufen, ermahnen, trösten
aus:
→ → ‭παρά‭ pará ‭‭+3844 = nahe(bei)‭‭
→ → ‭καλέω‭ kaléo +2564 = ‭‭rufen‭‭
w. nahe zu sich rufen (um jemandem Hilfe zu geben, durch Trost, Ermahnung, Zuspruch)

Eine biblische Ermahnung dient dazu, seinen Mitmenschen näher zu Gott zu bringen, indem man ihm eine geistliche Hilfe anbietet, die von der Liebe geprägt ist. Pará–klesis beinhaltet nicht nur Ermahnung im Sinne von Zurechtweisung, sondern auch Trost und Zuspruch! Ein geistlicher Trost ist ein Nahe-zu-sich-holen. Wenn Gott tröstet, dann führt er uns in seine Gegenwart und zeigt uns die wesentlichen Dinge, die uns wachsen lassen und letztendlich Freude vermitteln.
Genau das tat auch Paulus bei den Thessalonichern.

Verse 4-6

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ELB 1Thes 2:4 sondern wie wir von Gott tauglich befunden worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.
ELB 1Thes 2:5 Denn weder sind wir jemals mit schmeichelnder Rede aufgetreten, wie ihr wisst, noch mit einem Vorwand für Habsucht - Gott ist Zeuge -
ELB 1Thes 2:6 noch suchten wir Ehre von Menschen, weder von euch noch von anderen,

Bewährt oder menschengefällig

+1381 · prüfen · 📖 Vorkommen · 🖌
δοκιμάζω‭ dokimázo = auch (erkennen ob) bewährt, tauglich
→ von‭ ‭δόκιμος‭ dókimos +1384 = bewährt‭‭
aus:
→ →‭ ‭δοκέω‭ dokéo +1380 = scheinen‭‭
Erklärung:
Nach der Prüfung kann erkannt werden, ob jemand oder etwas "echt erscheint" und daher "als bewährt" gelten kann. Es ist ein Erproben und ein Testen. Siehe auch Jak 1:2-4 und 1Petr 1:6-7. Es kann uns helfen, Prüfungen zu verstehen, unseren Glauben zu stärken.

Wer Menschen gefallen will, erweist sich als untauglich und wird von Gott als "unbewährt" eingestuft! Paulus stellt auch in Gal 1:10 fest: "Denn rede ich jetzt Menschen zuliebe oder Gott? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefiele, so wäre ich Christi Knecht nicht." Zu den Juden sagte Jesus: "Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmt und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, nicht sucht?" (Joh 5:44).
Menschengefälligkeit scheint im Moment das Leben angenehmer zu machen. Man wird vielleicht geehrt und ist erfolgreich. Aber man merkt kaum, wie man sich zu einem Sklaven des Mainstreams macht. Die Mehrheitsmeinung ist in den allermeisten Fällen vom Egoismus und der Lustbefriedigung geprägt und diese stehen in einem starken Kontrast zur Liebe und somit auch zum Wesen Gottes. Wer Menschen gefallen will, kann nicht gleichzeitig Gott gefallen! Jesus war beim Volk genau so lange beliebt, wie er es heilte, es satt machte, Wunder vollbrachte und es gefiel ihm auch, dass er die religiöse und politische Elite kritisierte. Aber wehe ihm, als er nicht mehr das tat, was sich das Volk von ihm wünschte! Da wurde er weniger geachtet als ein Schwerverbrecher! Knechte des HERRN erleben manchmal Anerkennung und ein andermal Verachtung! Selig sind sie, wenn sie nicht von der Mehrheitsmeinung abhängig sind und nur Gott gefallen möchten.
Das heißt aber nicht, dass die Diener Gottes beratungsresistent wären. Grundsätzlich sind sie für Ermahnung und Zurechtweisung dankbar. Sie prüfen demütig und im Gebet vor Gott, welche Zurechtweisung berechtigt ist.

Wer Gott zu gefallen sucht, lässt sich von seinem Wort und seinem Geist führen. Nur so kann man sich bewähren!


Die elterliche Liebe des Apostels

Verse 7-12

ELB 1Thes 2:7 obwohl wir als Christi Apostel gewichtig hätten auftreten können; sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt.
ELB 1Thes 2:8 So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart.
ELB 1Thes 2:9 Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde: Nacht und Tag arbeitend, um niemand von euch beschwerlich zu fallen, haben wir euch das Evangelium Gottes gepredigt.
ELB 1Thes 2:10 Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren;
ELB 1Thes 2:11 wie ihr ja wisst, dass wir euch [, und zwar] jeden einzelnen von euch, wie ein Vater seine Kinder
ELB 1Thes 2:12 ermahnt und getröstet und beschworen haben, des Gottes würdig zu wandeln, der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft.

👉 Siehe auch:
2Thes 2:7-12 - Kurzkommentar

Vers 7

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ELB 1Thes 2:7 obwohl wir als Christi Apostel gewichtig hätten auftreten können; sondern wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt.

Einleitende Gedanken

Eine vorbildliche Liebe der Eltern zu ihren Kindern ist eine große Kostbarkeit. Sie gibt den Kindern das beste Fundament für ihren Lebensweg! Gleichzeitig ist sie auch ein Bild für den richtigen Umgang von geistlichen Eltern, mit den Kindern des Glaubens!
Diese 6 Verse enthalten einerseits wertvollste Hinweise für die Kindererziehung und andererseits auch Anweisungen für Väter und Mütter im Glauben. In unseren Gemeinden brauchen wir dringend eine "geistliche Elternschaft", die von Fürsorge, Liebe und Wertschätzung für die Kinder des Glaubens geprägt ist.
Dieser Abschnitt zeigt uns auch die Wachstumsstufen und das Ziel der Kinder Gottes. "Säuglinge" müssen mit der Zärtlichkeit einer Mutter und der unverfälschten Milch versorgt werden (1Petr 2:2). Kinder brauchen dann vermehrt die Ermahnung, den Trost und das Zeugnis des Vaters, damit sie zu tauglichen Söhnen und Töchtern Gottes werden, um der himmlischen Berufung würdig zu wandeln. Alle Kinder Gottes sind für das Reich Gottes und zu seiner Herrlichkeit berufen. Das ist das Ziel!

Die Gewichtigkeit eines Apostels

+652 · Apostel · 📖 Vorkommen · 🖌
ἀπόστολος‭ apó–stolos = auch Abgesandter
→ von‭ ‭ἀποστέλλω‭ apo–stéllo +649 = senden, absenden
aus:
→ → ‭ἀπό‭ apó +575 = ab, von, weg
→ → ‭ἵστημι‭ hístemi +2476 = stellen
Erklär.: (Ein von Gott) Abgesandter, Abgestellter oder Hingestellter oder (ein vom weltlichen Denken) Weggestellter

Dieser ganze Abschnitt steht in der "Wir-Form" und darum lesen wir in praktisch allen Übersetzungen:

  • "... obwohl wir als Christi Apostel ..."

Damit sind wohl, nebst dem Apostel Paulus, auch Silvanus (in Apg 15:22 Silas genannt) und Timotheus gemeint. Aufgrund dieser Stelle könnte man sowohl Silvanus als auch Timotheus als Apostel bezeichnen.
Trotzdem würde ich die Apostel in zwei, bzw. drei Kategorien aufteilen:

  1. Die Apostel, die den HERRN sahen (im Fleisch oder als erhöhten Christus, so wie Paulus) und die das Wort Gottes (sprich das NT) vervollständigten (Petrus, Matthäus, Johannes, Jakobus, Paulus und vielleicht auch Judas und Markus).
  2. Die Apostel, die den HERRN im Fleisch sahen, aber keine neutestamentlichen Texte verfassten (Andere Männer aus der Jüngerschar).
  3. Die Apostel, die als Hirten und Lehrer von Gott in die Gemeinde gesandt wurden (Timotheus, Silvanus u. a.). Apostel in diesem Sinne dürfte es auch heute noch geben.

Als Apostel waren Paulus und seine Mitarbeiter von Gott bevollmächtigt, Dinge anzuordnen oder sogar zu "befehlen". Doch davon machten sie keinen Gebrauch; stattdessen umgaben sie die Thessalonicher mit einer elterlichen Fürsorge und Liebe!

Zart, wie eine stillende Mutter

+2261 · Zart · 📖 Vorkommen · 🖌
ἤπιος‭ épios = auch sanft, milde
→ von ‭ἠπάομαι‭ epáomai‭‭ = ‭‭heilen, flicken, ausbessern
Vmtl. auch von:
→ → ἔπος epos +2031 = Wort, Stimme, Rede
Erklär.: Beinhaltet vmtl. ein liebevolles und einfühlsames Zusprechen

Wahrscheinlich haben wir alle schon einmal eine junge Mutter beobachtet, wie sie sich mit größter Liebe und Fürsorge um ihren Säugling gekümmert hat. Sie hegt, pflegt und nährt ihr Kindlein. Wenn es weint, dann tröstet sie es mit liebevollen Worten, obwohl der Säugling den Inhalt der Worte noch nicht versteht. Aber nur schon der Klang der mütterlichen Stimme beruhigt das Kind in den meisten Fällen. So schön dieses Bild ist; das Mama-sein hat auch eine sehr beschwerliche Seite! Tag und Nacht muss sie für das Kind da sein; auch dann, wenn sie kaum mehr Kraft verspürt oder sich "hundemüde" fühlt. Eine Mama opfert sich für ihr Kind auf, obwohl es ihr materiell, im Moment, gar nichts bringt. Die Mutter bekommt kaum mehr als ein zeitweises Lächeln ihres Säuglings geschenkt. Die Mama liebt ihr Kind, trotz allem Aufwand, der damit verbunden ist. Egoistische und genusssüchtige Frauen können mit dem Mama-sein kaum etwas anfangen; sie sehen in ihrem Kind nur eine Last, welches ihre Lebensqualität einschränkt.
Mit dem Bild der liebevollen Mutter macht Paulus deutlich, was es bedeutet, eine Mutter, bzw. ein Vater in Christus zu sein. So wie die junge Mutter sich um ihren Säugling kümmert, so dürfen sich auch gereifte Christen um die "Kindlein im Glauben" kümmern. Sie geben sich aus Liebe zu ihnen hin. Sie erwarten keine Gegenleistung und hoffen lediglich, ihre Liebe zu gewinnen. Geistliche Christen arbeiten an der Familie Gottes, sie investieren in die Beziehungen, wobei sie sich nichts mehr wünschen, als dass ihre Brüder und Schwestern eine Liebesbeziehung zum himmlischen Vater haben.

Vers 8

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ELB 1Thes 2:8 So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart.

In Liebe hingezogen

+2442 · Anhänglich · 📖 Vorkommen · 🖌
ἱμείρομαι‭ himeíromai = auch: Sehnsucht haben nach, sehnliches Verlangen, in Liebe hingezogen
→ von ίμερος‭ hímeros = ‭Sehnsucht, Verlangen, Liebesbegierde
w. Gleichfließende.
Erklär.: gleiche innere Ausrichtung Habende

"In Liebe hingezogen" übersetzt die HSN mit "in Sehnsucht euch zugewandt". Die WEN übersetzt: "sehr Anhängliche an euch" und die ELO: "ein sehnliches Verlangen nach euch". Das griechische Wort kommt im NT nur hier vor und ist nicht zuletzt deshalb schwer zu übersetzen. Die Übersetzungsvarianten zeigen auf jeden Fall eine große Vielfalt und das wiederum zeigt uns auch, was in diesem Wort steckt. Auch hier sehen wir einen besonderen Beziehungsbegriff. Er bringt eine tiefe Verbundenheit und Zusammengehörigkeit zum Ausdruck. Die Brüder und Schwestern aus Thessalonich waren tief im Herzen des Apostels verankert. Man spürt eine Sehnsucht nach gemeinschaftlicher Liebe nach Einheit und Vereinigung!

Mitteilung des eigenen Lebens

Das "Unser-eigenes-Leben-mitteilen" könnte man auch mit "Mitgeben-unserer-Seele" übersetzen. Dabei handelt es sich um ein Verhalten des Vertrauens, der Offenheit, Freundschaft und der Liebe! Das macht echte Gemeinschaft aus! Die Seelen der Gläubigen sind miteinander verwoben und verbunden. Paulus bezeugt auch, dass wir ein (geistlicher) Leib sind (Röm 12:5).

Vers 9

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ELB 1Thes 2:9 Denn ihr erinnert euch, Brüder, an unsere Mühe und Beschwerde: Nacht und Tag arbeitend, um niemand von euch beschwerlich zu fallen, haben wir euch das Evangelium Gottes gepredigt.

Mühen und Beschwerden der elterlichen Liebe

Als Pionier und Missionar war es dem Apostel Paulus sehr wichtig, niemandem zur Last zu fallen! Nie sollte jemand sagen können: "Du hast uns nur deshalb eine neue Lehre gebracht, um damit Geld zu verdienen!" Obwohl Paulus an mehreren Stellen sagt, dass den Verkündigern des Evangeliums auch ein Lohn zusteht, war es ihm gerade bei Gemeindegründungen ein großes Anliegen, an diesen Orten niemandem "auf der Tasche zu liegen" (1Kor 9:7-10 / 1Tim 5:18). Paulus hat das auch bei den Korinthern so gehandhabt. Da schreibt er in 2Kor 11:8-9a ironisch: 

  • "Andere Gemeinden habe ich beraubt, indem ich Lohn nahm zum Dienst an euch. Und als ich bei euch war und Mangel litt, fiel ich niemand zur Last ..."

Mazedonische Gemeinden haben Paulus, bei seinem Dienst in Korinth, freiwillig unterstützt (2Kor 11:9). Gut möglich, dass auch die Thessalonicher zu diesen Gemeinden gehörten. Der erste Korintherbrief wurde vmtl. 2-3 Jahre nach dem ersten Thessalonicherbrief geschrieben. Erst nachdem Paulus weg war, kamen die Gemeinden vmtl. ungefragt auf die Idee, den Apostel Paulus zu unterstützen.
Auf jeden Fall sahen die Thessalonicher, wie Paulus sich Nacht und Tag mühte, indem er für seinen Lebensunterhalt arbeitete, gleichzeitig evangelisierte und den jungen Gemeinden diente. Ich vermute, dass Paulus seine ganze "Freizeit" für den Dienst an den Gläubigen investierte. Dieser Total-Einsatz war nur durch die Kraft Gottes und mit einer großen Liebe zu Gott und den Menschen möglich. Ohne seine "Liebesbeziehung" zu Gott, wäre das alles nicht möglich gewesen. Wieviel "Ruhe und Erholung" sich Paulus gönnte, ist schwer zu sagen. Manchmal hat ihm der HERR auch Ruhe verordnet, indem er im Gefängnis sass oder eine Schiffsreise machte (wobei diese oft auch turbulent waren). Vmtl. gab es auch Zeiten einer harmonischen und liebevollen Gemeinschaft unter Geschwistern, die für Paulus "Ruhe und Erholung" bedeutete.

Das Evangelium Gottes predigen

Die Verkündigung des Evangeliums und das Lehren des Wortes Gottes gehörte zum Hauptauftrag des Apostels Paulus. So schreibt er in 1Kor 1:17:

  • "Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen ..."

Überall, wo das Evangelium "auf einen guten Boden" (in ein empfangsbereites Herz) fiel, kam es zu einer Befreiung von Schuld und zu einer geistlichen Lebendigmachung. Eine liebevolle Vertrauensbeziehung zu Gott entsteht vor allem dadurch, dass man zuvor die gute Botschaft Gottes hörte und ihr glaubt! Dazu möchte ich noch zwei Verse zitieren:

  • Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber sollen sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber sollen sie hören ohne einen Prediger (Röm 10:14)?
  • So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi (Röm 10:17).

Vers 10

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ELB 1Thes 2:10 Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und untadelig wir gegen euch, die Glaubenden, waren;

Heilig, gerecht und untadelig gegen die Glaubenden

+3741 · heilig · 📖 Vorkommen · 🖌
ὅσιος‭ hosios = auch huldig, fromm
von → wirklich, wahrhaftig, geweiht, heilig
Erklär.: gottgefällig, gewissenhaft, rein
+1346 · gerecht · 📖 Vorkommen · 🖌
δικαίως‭ dikaíos = auch richtig, rechtschaffen
→ von‭ ‭δίκαιος‭ díkaios +1342 = gerecht
aus:
→ →‭ ‭δίκη‭ díke +1349 = Rechtendes, Bestrafung

Die Motive und das Verhalten von Paulus und seinen Mitarbeitern waren fromm, heilig, wahrhaftig, geweiht, gottgefällig, gewissenhaft und rein. So kann man, auf jeden Fall, das griech. Wort "hosios" füllen. Wer auch ein Gott wohlgefälliger Diener sein möchte, kann sich selbst fragen, ob seine Motive ebenfalls so ausschauen?

Vers 11

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ELB 1Thes 2:11 wie ihr ja wisst, dass wir euch [, und zwar] jeden einzelnen von euch, wie ein Vater seine Kinder

Wie ein Vater seine Kinder

+3962 · Vater · 📖 Vorkommen · 🖌
πατήρ‭ patér = Vater
Hebr.‭ ‭בא‭ ‘ab ‭+01
Im hebr. Strong-Verz. das erste Wort.
Aleph = der Erste und der Oberste:
Eine Darstellung des Vaters.
Beth = der Zweite:
Eine Darstellung des Sohnes = hebr. Ben.
Aus dem Vater kommt der Sohn (Joh 1:14).

Paulus kümmerte sich um die Thessalonicher wie ein Vater um seine Kinder. Welcher Pastor oder Gemeindeleiter kann das auch von sich sagen? Welcher Pfarrer empfindet zu seinen Gemeindemitgliedern die gleiche Liebe, wie ein liebender Vater zu seinen Kindern? Ich selbst habe hier auf jeden Fall noch Nachholbedarf!
Das Verhalten des Apostels beinhaltet geistliche Vaterschaft! Wer geistliche Vaterschaft praktizieren will, kann sich an Paulus und letztlich am Vater im Himmel orientieren! Das Wesen des Vaters im Himmel, zeigt sich besonders schön im Gleichnis des verlorenen Sohnes (Lk 15:11-32). Paulus beschreibt den Vater an einigen Stellen sehr eindrucksvoll:

  1. Er ist derjenige, der uns Gnade und Frieden schenkt (1Kor 1:3).
  2. Er ist ein Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes (2Kor 1:3).
  3. Er ist ein Vater der Herrlichkeit (Eph 1:17).
  4. Er macht uns fähig zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht (Kol 1:12).
  5. Er liebt uns und hat uns in seiner Gnade einen ewigen Trost und gute Hoffnung gegeben (2Thes 2:16).

David ist auch ein Darsteller für die väterliche und bedingungslose Liebe zu seinen Kindern. Er liebte Absalom, obwohl dieser bereit war, ihn umzubringen (2Sam 19)!

Vers 12

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ELB 1Thes 2:12 ermahnt und getröstet und beschworen haben, des Gottes würdig zu wandeln, der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft.

Ermahnen, trösten und bezeugen zu würdigem Wandel

+3870 · Trösten, Ermahnen · 📖 Vorkommen · 🖌
παρακαλέω‭ para-kaléo = ermahnen, herbeirufen, ermuntern
aus:
→ → παρά‭ pará ‭+3844 = nahe(bei)
→ → ‭καλέω‭ kaléo ‭+2564 = rufen
Erklärung:
Jemand zu sich "nahe herbeirufen", um ihn zu trösten oder ermahnen.
Bild: Ein Arm um jemand legen und ihm liebevoll zuzusprechen.
+3888 · Trösten · 📖 Vorkommen · 🖌
παραμυθέομαι‭ para-mythéomai = Trösten, zusprechen
aus:
→ → ‭παρά‭ pará +3844 = nahe(bei)
→ → ‭μῦθος‭ mŷthos +3454 = Fabel, Mythen
w. dabeistehend und tröstend zusprechen
Erklärung zu Mythen:
Kurze Geschichten mit verborgenen Geheimnissen, die auch einen tröstenden Charakter haben!

Sowohl das Ermahnen als auch das Trösten beinhalten ein "Nahe-zu-sich-holen". Wenn der Vater ermahnt und tröstet, dann nimmt er den Betreffenden ganz nah zu sich heran. Wer von Gott getröstet wird, erfährt seine Nähe in ganz besonderer Weise. Diese Erfahrung ist schöner als alles andere, was man erleben kann. Manchmal offenbart der Vater gerade in unseren Tiefen verborgene Geheimnisse, die eine große Glückseligkeit auslösen. Ein passendes Bild zur väterlichen Ermahnung und zum väterlichen Trost ist ein Kleinkind, das auf dem Schoss des Vaters sitzt und vom Vater umarmt und "geherzt" wird!
Das Zeugnis (gr. martyréo) vermittelt den Zuhörenden ein neues Bewusstsein, aus dem sie "standesgemäss" wandeln können. Wenn Kinder Gottes sich noch genauso wie die "Kinder der Welt" verhalten, dann haben sie noch zu wenig realisiert, welchen Stand sie haben und sie haben auch noch nicht gelernt, aus diesem neuen Bewusstsein heraus zu leben. Die Kinder der Welt sind auf das Materielle, auf den eigenen Vorteil und die eigene Ehre fokussiert! Das authentische Bezeugen von geistlichen Inhalten ist für das geistliche Wachstum fundamental wichtig und es führt zu einem würdigen Wandel!

Berufen zum Reich und zur Herrlichkeit Gottes

+1391 · Herrlichkeit · 📖 Vorkommen · 🖌
δόξα‭ dóxa = auch Pracht, Schein, Meinung, Glanz
→ von‭ ‭δοκέω‭ dokéo ‭+1380 = meinen, scheinen‭
w. das Meinen, bzw. Scheinen
Erklär.: Es geht um Ruhm, Ansehen, Ehre, einen guten Ruf
Hebr. =‭ ‭דֹובָּכ‭ kabod +03519

Wer kann das fassen? Wir kleinen unbedeutenden "Erdenwürmer" sind für das Reich Gottes berufen. Wir dürfen Bürger dieses Reiches sein! So schreibt Paulus:

  • So seid ihr nun nicht mehr Fremde und Nichtbürger, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen (Eph 2:19).
  • Denn unser Bürgerrecht ist in den Himmeln, von woher wir auch ⟨den⟩ Herrn Jesus Christus als Retter erwarten (Phil 3:20).

Kein Bürgertum ist so begehrenswert, wie dieses! Bei diesem Reich handelt es sich um nichts Geringeres als das Reich des Sohnes seiner Liebe (Kol 1:13). Was haben wir doch für eine unbeschreibliche herrliche Zukunft?
Wenn wir wüssten, wie überwältigend schön die Herrlichkeit Gottes und Jesu Christi ist, dann könnten wir unser Glück kaum fassen, dass auch wir in diese Herrlichkeit kommen sollen! Jesus hat das bezeugt, als er sagte:

  • "Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind" (Joh 17:22).


Die gute Aufnahme des Evangeliums in Thessalonich

Verse 13-16

1Thes 2:13 - Und darum danken wir auch Gott unablässig [dafür], dass ihr, als ihr das Gotteswort unsrer Botschaft (27*) empfingt, [es] nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern [als das], was es wirklich ist (28*), als Gotteswort, das auch in euch, den Glaubenden, [kraftvoll] wirksam ist (29*).
1Thes 2:14 - Denn ihr, Brüder, seid Nachahmer (6*) der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa in Christus Jesus bestehen, weil auch ihr von den eigenen Landsleuten (30*) dasselbe erlitten habt wie sie von den Juden,
1Thes 2:15 - die auch den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns heftig verfolgt haben (31*) und Gott nicht gefallen und allen Menschen zuwider sind (32*);
1Thes 2:16 - [und] um das Maß ihrer Sünden immerdar voll zu machen, suchen sie uns davon abzuhalten, zu den Nationen (33*) zu reden, damit sie gerettet werden (34*). Es ist aber [Gottes] Zorn vollends (35*) über sie hereingebrochen (36*).

Die Aufnahme des Evangeliums

Die Aufnahme, bzw. die Annahme des Evangeliums ist und bleibt ein Wunder Gottes! Obwohl die frohe Botschaft Gottes, die wohltuendste und befreiendste Nachricht ist, ist es alles andere als selbstverständlich, dass diese Botschaft angenommen wird. Das macht uns sowohl das Wort Gottes als auch unsere praktische Erfahrung deutlich. Wir merken immer wieder, wie schwierig es ist, das Evangelium anderen Menschen so zu bezeugen, dass sie es auch als Wahrheit annehmen können.
Aus ganz verschiedenen Gründen hat Gott es zugelassen, dass Sein Wort angegriffen, infrage gestellt und lächerlich gemacht wird. Auch liess Er es zu, dass der Satan ein ständiges Misstrauen gegenüber Seinem Wort säen konnte. Dies lässt sich seit dem Sündenfall bis auf den heutigen Tag beobachten. Darum betont Paulus immer wieder, dass es eine Gnade ist, wenn man glauben und dem Wort Gottes Vertrauen schenken kann.
In Zeiten der Verfolgung ist es noch erstaunlicher, wenn Menschen am Evangelium festhalten! In gewissen Ländern bewirkt der Glaube an das Wort Gottes - und insbesondere an das NT - Bedrängnis, Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung. Die äußere Lebensqualität nimmt da manchmal rapide ab und man fragt sich noch mehr; warum diese Menschen trotzdem noch an ihrem Glauben festhalten?
Auch bei den Thessalonichern war dies der Fall! Wäre das Evangelium, das Paulus diesen Menschen verkündigte, nur "Menschenwort" gewesen, dann wäre das Christentum bereits im 1. Jahrhundert ausgestorben, weil dieser Glaube materiell und gesellschaftlich wesentlich mehr Nachteile als Vorteile brachte.

Vers 13

27* o. das von uns gehörte Gotteswort
28* o. was es in Wahrheit (seinem wirklichen Wesen entsprechend) ist
29* Nicht nur das Wort der AT-Propheten ("So spricht der Herr") und Jesu auf Erden will als Gotteswort erkannt und aufgenommen werden, sondern auch die Evangeliumsverkündigung der Apostel Jesu.

1Thes 2:13 - Und darum danken wir auch Gott unablässig [dafür], dass ihr, als ihr das Gotteswort unsrer Botschaft (27*) empfingt, [es] nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern [als das], was es wirklich ist (28*), als Gotteswort, das auch in euch, den Glaubenden, [kraftvoll] wirksam ist (29*).

Was die Aufnahme des Wortes Gottes bewirkt

Aus menschlicher Sicht lohnte es sich nicht, den Lehren der Apostel, und somit dem Wort Gottes, Folge zu leisten! Aber das Festhalten am Evangelium bewirkt nicht nur weltliche Ablehnung und Ausgrenzung, bis hin zu Verfolgung, sondern, es vermittelt auch eine "Freude im Heiligen Geist" (Röm 14:17), einen "inneren Frieden" (Phil 4:7) und eine "unübertreffliche Zukunftshoffnung" (Röm 8:17-18)!

Die unablässige Dankbarkeit

Nachdem Paulus erwähnte, wie er die Thessalonicher ermahnt (w. herbeigerufen), getröstet und ihnen Zeugnis gegeben hatte (V. 12), schreibt er hier von seiner anhaltenden Dankbarkeit für die Gläubigen in Thessalonich. Mit dieser Dankbarkeit, gegenüber Gott, bringt Paulus auch zum Ausdruck, ...

  • ... dass der entstandene Glaube der Thessalonicher, ein wunderbares Geschenk Gottes ist
  • ... dass Gott bei diesen Menschen etwas entstehen ließ, das Ewigkeitswert hat
  • ... dass die Thessalonicher sein Leben bereichert haben und sie ihm sehr wertvoll waren. Dadurch vermittelte er diesen Menschen auch eine besondere Würde.

Die Dankbarkeit füreinander, macht unser Leben viel reicher und es fördert auch die Qualität der Gemeinschaft in erheblichem Maße!
So, wie Paulus für alle seine Geschwister dankbar war, so ist auch unser Herr Jesus für alle Glieder Seines Leibes unendlich dankbar! Er freut sich über uns und sieht uns als ein Geschenk Seines Vaters an!
In Hebr 10:5 lesen wir folgendes Wort:

  • Darum spricht er, als er in die Welt kommt: "Schlachtopfer und Opfergabe hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet; ..."

Aus dem Textzusammenhang geht es hier zuerst einmal um den fleischlichen Leib, den Jesus erhielt, als Er auf die Erde kam, um diesen Leib als eine heilige Opfergabe darzubringen. Ich denke, man darf aber auch sagen, dass der himmlische Vater Seinem Sohn ebenso einen geistlichen Leib bereitet hat und dass die herausgerufene Gemeinde dieser Leib sein darf! Was für eine Ehre und was für ein Vorrecht!

Menschenwort oder Gotteswort?

Heute ist man sich bei den wiedergeborenen Christen mehrheitlich darin einig, dass die 66 Bücher der Bibel dem Worte Gottes entsprechen. Martin Luther hat die Apokryphen zwar als "lesenswert" bezeichnet; sie aber eindeutig nicht zum Wort Gottes gezählt. Meines Wissens gilt auch bei den allermeisten orthodoxen Juden der Tanach als das "Wort Gottes". In der hebr. Bibel sind es 24 Bücher, die in der deutschen Übersetzung in 39 Bücher aufgeteilt wurden (Siehe hier!). Die alttestamentlichen Apokryphen werden von den allermeisten Juden und wiedergeborenen Christen nicht als Wort Gottes gesehen. Für die kath. Kirche gehören die alttestamentlichen Apokryphen zum Wort Gottes. Das hat aber die Führung entschieden und die allermeisten Katholiken machen sich darüber keine Gedanken oder übernehmen einfach die Sichtweise der Kurie, ohne zu fragen, ob das auch von den Juden und anderen Christen so gesehen wird. Die kath. Kirche stellt auch viele kirchliche Überlieferungen auf die gleiche Stufe wie die Bibel! Das bringt aber das Problem mit sich, dass der einzelne Gläubige gar nicht die Möglichkeit hat, zu überprüfen, ob das, was die kath. Kirche behauptet, auch dem Wort Gottes entspricht und da der Apostel Paulus die Christen auffordert, die gehörten Lehren anhand des Wortes Gottes zu prüfen, ist dies nur möglich, wenn die Gläubigen wissen, was zum Wort Gottes gehört und wenn sie auch mehrheitlich über einen Zugang zu diesem Wort verfügen!
Die neutestamentlichen Apokryphen haben es nie in den biblischen Kanon geschafft, so dass auch hier ein großer Konsens darüber herrscht, welche Schriften zum NT gehören! Es sind dies die bekannten 27 Schriften (Siehe hier!).

Aus China stammt eine Sekte, die sich "Kirche des Allmächtigen Gottes" nennt. Sie berufen sich u. a. auf die Bibel und vermitteln teilweise biblische Wahrheiten. Gleichzeitig haben sie eine Sonderoffenbarung neben der Bibel, der sie den gleichen Stellenwert geben. Diese Sonderschrift lautet: "Das Wort erscheint im Fleisch"! Dieses Buch gilt als Sammlung der persönlichen Äußerungen des Allmächtigen Gottes. Somit hat diese Sekte dem Wort Gottes etwas hinzugefügt und fällt (wie auch die Mormonen u. a.) unter das Urteil aus Offb 22:18-19:

  • "Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind; und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, wovon in diesem Buch geschrieben ist."

Als Paulus und seine Mitarbeiter die Thessalonicher besuchte und ihnen das Evangelium verkündigte, war es alles andere als selbstverständlich, dass die Zuhörer diese Verkündigung auch als Wort Gottes annahmen. Damals gab es so viele Lehren, Philosophien und Religionen, dass es eine neue Lehre schwer hatte, wirklich "Fuß zu fassen", geschweige denn, als Wort Gottes akzeptiert zu werden. Die Tatsache, dass die Thessalonicher die Verkündigung des Paulus als Gotteswort annahmen, war ein weiteres Wunder Gottes! Letztendlich war das ein Wirken des Heiligen Geistes! Doch der Heilige Geist bedient sich ganz unterschiedlichen Wirkungen. Folgende Punkte könnten damals eine wesentliche Rolle gespielt haben:

  1. Die einmalige Botschaft, die alle anderen Botschaften "in den Schatten stellte".
  2. Der Bericht über das Wirken einer Person (Jesus Christus), deren ganzer Lebenslauf in alten Schriften (AT) prophezeit wurde.
  3. Die fürsorgliche, wertschätzende und sanftmütige Liebe und Hingabe der Apostel.
  4. Die große Ausdauer der Apostel: Die freudige Verkündigung des Evangeliums, trotz schwersten Verfolgungen (das offenbarte eine unsichtbare und geheimnisvolle Macht).
  5. Möglicherweise auch die außergewöhnlichen Wunder und Heilungen, wie sie in Ephesus (Apg 19:11) und Malta (Apg 28:3-10) geschahen.
  6. Menschen, die mit suchendem und ehrlichem Herzen das Evangelium hören, spüren plötzlich: das ist kein Menschenwort, sondern das Wort Gottes!

Seit mehr als 44 Jahren beobachte ich bei mir selbst, dieses Phänomen immer wieder: Ich lese die Bibel und verspüre ganz klar; hier spricht mein Schöpfer zu mir! Das empfinde ich ganz tief in mir und mit einer großen Gewissheit, obwohl ich einige Aussagen der Bibel gar nicht verstehe und vielleicht sogar Mühe mit ihnen habe! Vor nicht allzu langer Zeit las ich das apokryphische Buch Judith. Sehr bald einmal bemerkte ich innerlich ganz klar: das gehört nicht zum Wort Gottes! Das Gleiche empfand ich beim Buch Henoch, obwohl der Judasbrief sogar eine Aussage daraus zitiert (Jud 1:14).

Die Wirksamkeit des Gotteswortes

Die Auswirkungen des Wortes Gottes sind absolut einmalig! Durch das Wort wurde nicht nur alles ins Dasein gerufen; es hat auch die größte und bleibende Veränderungskraft! Kein Wort verändert Menschen so radikal zum Guten und zur Liebe, wie die Bibel! Obwohl über 300 Millionen Menschen schwerste Diskriminierung oder Verfolgung erleiden, lassen sie nicht davon ab, die Bibel als Gotteswort zu sehen. Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass nur in der Bibel die Worte Gottes und die göttliche Wahrheit zu finden ist! Die Realität und Einmaligkeit der Bibel ist unübertroffen!

Vers 14

6* vgl. 1Kor 4:16 - 1Kor 11:1 - Eph 5:1 - Hebr 6:12
30* w. Stammesgenossen

1Thes 2:14 - Denn ihr, Brüder, seid Nachahmer (6*) der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa in Christus Jesus bestehen, weil auch ihr von den eigenen Landsleuten (30*) dasselbe erlitten habt wie sie von den Juden,

Die leidenden Nachahmer

+3402 · Nachahmer · 📖 Vorkommen · 🖌
μιμητής‭ mimetes = auch Imitator, Nachmacher
→ von ‭μιμέομαι‭ mimeomai +3401 = nachahmen, imitieren, eine Rolle spielen
+3958 · leiden · 📖 Vorkommen · 🖌
πάσχω‭ páscho = leiden, erdulden
Siehe auch Wortfamilie +3958
Erklärung:
leiden, ertragen, erdulden, betroffen sein, niedergeschlagen sein, Leid durchmachen

Nach dem Pfingstwunder in Jerusalem, wurde die junge Gemeinde Jesu Christi schon sehr bald mit der Verfolgung konfrontiert. Nach der Heilung eines Lahmgeborenen und der zweiten Predigt des Petrus, wurden er und Johannes ein erstes Mal inhaftiert und verhört. Das war ein erster Einschüchterungsversuch und aus menschlicher Sicht hätte dieser auch wirksam sein können. Nachdem die Jünger miterlebt haben, wie grausam ihr HERR sterben musste, hätte auch hier die Angst ihr Handeln dominieren können - so wie damals, als Petrus Jesus verleugnete!
Wenn Petrus und Johannes die grausamen Schmerzen einer Kreuzigung vor Augen gehabt hätten, wäre die Einschüchterung vmtl. erfolgreich verlaufen! Aber die Apostel sahen auf den auferstandenen Sieger! Das ist auch genau das, was wir tun dürfen! Wenn die Angst uns überwältigen will, wenn Verfolgung oder eine andere große Not droht, dann dürfen auch wir auf den Auferstandenen schauen, der die Welt überwunden, bzw. juristisch besiegt hat. Der sichtbare Sieg über die Welt, ist nur noch eine Frage der Zeit.

Die Verfolgung in Judäa ging jedoch weiter:

  1. In Apg 5:18 wurden sie ein zweites Mal gefangengenommen. Während der Nacht befreite sie der Engel des HERRN (V. 19).
  2. Dann wurden sie wieder verhört und ermahnt. Diesmal kamen sie durch den "Rat des Gamaliel" frei (Apg 5:27-39). Allerdings wurden sie zuvor geschlagen und man gebot ihnen, nicht mehr "im Namen Jesu" zu reden. Anschliessend lesen wir:
    "Sie nun gingen aus dem Hohen Rat fort, voller Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden." (Apg 5:41).
  3. In Apg 6 wird Stephanus angeklagt und in Apg 7 durchläuft er als erster Christ das Martyrium.
  4. In Apg 8 kam es dann zur ersten großen Verfolgung der Gemeinde in Judäa, u. a. auch durch Saulus!
  5. Apg 12 berichtet uns, wie der erste, der zwölf Apostel, das Martyrium durch das Schwert erlitt.
  6. Wenn wir die Berichte in der Apostelgeschichte über die Missionsreisen des Paulus lesen, dann erkennen wir ebenfalls, wie oft Paulus unter der Verfolgung zu leiden hatte!

Die Verfolgten schauten nicht auf mögliche Qualen, sondern auf den "Herrscher des Alls" und konnten so getrost ihren Weg gehen, weil sie darauf vertrauten, dass Jesus ihnen auch in den Schmerzen beistehen würde und dass Gott ihnen alles zum Guten zusammenwirken lassen würde (Röm 8:28). Ein bereitwilliges Mitleiden in der Verfolgung, hat auch eine ganz besondere Verheißung! So schreibt Paulus in Röm 8:17-18:

  • "Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden. 18 Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll."

Wer mit Christus mitleidet, wird auch mit Christus "verherrlicht"! Die Thessalonicher sollten sich die verfolgte Gemeinde in Judäa zum Vorbild nehmen und zu würdigen Nachahmern werden!

Vers 15

31* vgl. Mt 23:37 - Apg 7:52 - Apg 17:13
32* o. entgegengesetzt sind, feindlich gegenüberstehen

1Thes 2:15 - die auch den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns heftig verfolgt haben (31*) und Gott nicht gefallen und allen Menschen zuwider sind (32*);

Die Verfolgung der Gottesmänner

Alles, was Gott erwählt hat, wird in dieser Welt auf irgendeine Art und Weise verfolgt. Währenddem wir im Westen, meist nur verspottet und vielleicht auch diskriminiert werden, ist die Verfolgung unter dem Islam bisweilen lebensgefährlich. Doch die Verfolgung der Auserwählten geht bis auf Adam und Eva zurück! Sie begann mit Kain und Abel und dauert bis heute an. Isaak wurde von Ismael verfolgt, Jakob von Esau, Joseph von seinen Brüdern, Israel von den Ägyptern, die Propheten von den Gottlosen, die Juden und die Christen von fast allen Völkern. Die Christen stellen weltweit die größte verfolgte Menschengruppe dar. Mit über 300 Mio. verfolgten Christen, gibt es keine andere Gruppierung, die so stark verfolgt wird. Obwohl es sich hier um eine himmelschreiende Ungerechtigkeit handelt, ist diese in den Mainstream-Medien kaum ein Thema.

Warum wird das von Gott Erwählte intensiver verfolgt als andere Gruppierungen? Jesus sagte dazu:

  • "Erinnert euch an das Wort, das ich euch gesagt habe: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten." (Joh 15:20)

Und Johannes schreibt in 1Jo 3:1b:

  • "Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat."

Alle Menschen, die den Geist der Wahrheit nicht empfangen haben, können Gott auch nicht erkennen (Joh 14:17). Dieser Umstand führt zu einem Identitätsunterschied, der ganz unterschiedliche Emotionen auslösen kann: "Entfremdung, Unverständnis, Eifersucht, bis hin zu Hass!" Erwählte sind keinesfalls bessere Menschen, aber solche, die ihre Erlösungsbedürftigkeit erkannt und das Angebot Gottes angenommen haben. Es sind solche, die ihre ganze Schuld am Kreuz abladen konnten und deshalb befreit durchs Leben gehen können.
Das Evangelium Gottes ist eine froh machende Botschaft für alle, die sich nach einer Erlösung sehnen! Für alle anderen ist es meist ein Ärgernis, weil es ihren bisherigen, vielleicht auch erfolgreichen "Lifestyle" infrage stellt. Gerade dann, wenn man seinen Wert über seine Leistung definiert - die bis anhin überdurchschnittlich gut war - ist es schwer, das Urteil Gottes über unseren verlorenen Zustand zu akzeptieren.
Dieser Umstand führt dann immer wieder zu einer Antipathie und manchmal auch zu einem Hass auf die Erwählten! Das ist eine mögliche Erklärung vonseiten der Psychologie. Aus geistlicher Sicht geht es um nichts Geringeres als um den Hass Satans auf alle Auserwählten Gottes. Dabei spielt es keine so große Rolle, ob es sich um Christen oder Juden handelt! Satan inspiriert Menschen mit einem tödlichen Hass auf die Auserwählten Gottes. Der immer wiederkehrende Antisemitismus lässt sich letztlich nur durch diesen Umstand wirklich erklären!

Wer Gott nicht gefällt, schadet letztlich allen Menschen

+700 · Gefallen · 📖 Vorkommen · 🖌
ἀρέσκω‭ arésko = auch Wohlgefallen
→ von‭ ‭ἄρωμα‭ ároma +759 = Spezereien
Erklär.: Gemeint sind "wohlriechende Salben". In der Bibel wird ein Gott wohlgefälliges Wandeln oft auch mit einem Wohlgeruch in Verbindung gebracht (2Kor 2:15).

Die Frage, ob ich Gott gefalle oder nicht, ist eine der entscheidendsten Fragen überhaupt! Wer Gott gefällt, hat optimal in die Zukunft investiert und wer Ihm nicht gefällt, steuert auf die größte Katastrophe seines Lebens zu. Kurz- oder mittelfristig sieht es manchmal aber anders aus! Asaf fragte sich in Ps 73, warum es manchen Gottlosen bis an ihr Lebensende so gut geht, währenddem das Leben von etlichen Gottesfürchtigen so schwer ist?
Der gegenwärtige Zustand ist noch kein Indiz dafür, ob man Gott gefällt oder nicht. Ob man Gott gefällt oder nicht, kann man nur dann herausfinden, wenn man die ganze Bibel studiert und anhand dieser Aussagen die Motive seines Herzens prüft. Wer Gott gefallen möchte, muss folgende grundlegenden Dinge beachten:

  1. Nur durch Glauben kann ich Gott gefallen (Hebr 11:6). Das Vertrauen auf Gottes Wort, indem ich allem glaube, was die Bibel sagt, ist die Basis! Dann darf ich darauf vertrauen, dass Er mich einen guten Weg führt; auch wenn er zeitweilig schwer und schmerzhaft ist!
  2. Wer Jesus Christus und seine Mitmenschen liebt, gefällt Gott!
  3. Wenn ich mit einem authentischen und demütigen Herzen bekenne, dass ich Erbarmen gefunden habe und auch bezeuge, dass ich allein durch die Gnade Gottes erlöst sein darf, dann steht das ebenfalls unter dem Wohlgefallen Gottes.
  4. Wer in allen Dingen darauf bedacht ist, dass Gott geehrt und groß gemacht wird, steht ebenfalls unter dem Wohlgefallen Gottes!

Im Griechischen besteht eine sprachliche Verwandtschaft zwischen dem Wohlgefallen und dem Wohlgeruch. Wenn wir an einer gut duftenden Rose riechen, dann erfreut uns das; wenn hingegen ein Hundekot an unseren Schuhen klebt, dann ist das sehr ärgerlich! Vertrauende und liebende Menschen sind für Gott ein Wohlgeruch, währenddem für Ihn das Gebaren von egoistischen, selbstgefälligen und bösen Menschen, wie das Riechen an einem Hundekot ist.
Das Böse und der Hass entstehen in der Regel nicht von einem Tag auf den anderen! Er beginnt meist mit einem Egoismus, bei dem der eigene Vorteil, das Geniessen, die eigene Ehre und das eigene Wohlbefinden an erster Stelle steht. Häufig ist diese Selbstsucht auch mit einer Selbstgefälligkeit gepaart. Wenn sich ein Egoist durch das (vorbildliche) Verhalten von anderen in den Schatten gestellt fühlt, dann entsteht der Neid, worauf die Bitterkeit folgt, und am Ende steht der Hass. Das ist der Werdegang von so manchem Verfolger!
Bei Saulus sah es etwas anders aus. Er verfolgte zwar mit großem Eifer die Gemeinde, aber er tat es vor allem deshalb, weil er felsenfest davon überzeugt war, dass die Christen eine Irrlehre verbreiten und weil er das "geistliche Erbe" seines Volkes in Gefahr sah (d. h. die Anweisungen des AT)!
Da wo Neid und Hass entsteht, kommt es zu Verfolgung und damit wird auch die ganze Umgebung mit einem "geistlichen Gestank verunreinigt", der für Gott ein absoluter Gräuel ist!

Vers 16

33* o. Weltvölkern, Heiden
34* "Das ist weder 'Antisemitismus' noch der 'Hass des Konvertiten'. Zu seiner jüdischen Herkunft hat sich auch der Christ Paulus nicht ohne Stolz bekannt (Röm 11:1 - Phil 3:5) ... Seine Stellung zum Judentum ist dialektisch ... Der Grimm des Paulus lodert wegen der dauernden Störung der Heidenmission, und der Zorn kämpft mit der Liebe (Röm 9:1-5) ... An Christus gehen die Wege auseinander" (A. Oepke).
35* o. in vollem Maß (w. zum Ende o. bis ans Ende)
36* Sieht Paulus hier (als Prophet) das Unheil des Jahres 70 voraus? Oder deutet er Israels Verstockung als ein Gottesgericht? – Einige Jahre später wird er in Röm 11:25-32 Gottes Gedanken mit Israel völlig enthüllen.

1Thes 2:16 - [und] um das Maß ihrer Sünden immerdar voll zu machen, suchen sie uns davon abzuhalten, zu den Nationen (33*) zu reden, damit sie gerettet werden (34*). Es ist aber [Gottes] Zorn vollends (35*) über sie hereingebrochen (36*).

"Das Maß ist voll!"

+3842 · allezeit · 📖 Vorkommen · 🖌
πάντοτε‭ pánto-te = zu allen Zeiten
aus:
→ πᾶν‭ pân / πᾶς pas +3956 = alle
→ ὅτε‭ hóte +3753 = da, wann immer, solange
Erklär.: fortwährend, immer, zu allen Zeiten

Es ist eine Sache, wenn man sich selbst der frohen Botschaft verweigert und sich somit vom Heil ausschliesst; eine andere Sache ist es, wenn man auch andere davon abhält, errettet zu werden. Paulus bezeichnet dies als ein "Voll-machen" der Sünde! Zu den Gesetzeslehrern sagte Jesus:

  • HSN Lk 11:52 - Wehe euch, ihr Gesetzeskundigen, denn ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die hineingehen [wollen], hindert ihr [daran]!

Mit diesem Verhalten macht man sich zu einem Diener Satans! Viele Menschen nehmen das Evangelium für sich persönlich nicht an, weil sie nicht daran glauben, dass der allmächtige Schöpfergott durch die Bibel zu ihnen spricht, aber sie akzeptieren andere Menschen, die es glauben. Sie haben die "Größe", andere stehen zu lassen! Aber das haben längst nicht alle! Einige lehnen die Botschaft Gottes nicht nur ab, sondern sie bekämpfen auch alle, die es für sich annehmen wollen oder angenommen haben! Damit offenbaren sie, dass sie "Söldner" der Finsternis-Armee geworden sind! Sie haben ihr Sündenmaß voll gemacht!

Den Zugang zur Rettung versperren

Die Gründe, warum "gesetzestreue Juden" Heiden, bzw. "Nicht-Israeliten", davon abhalten wollen, "gerettet zu werden", sind u. a. die Eifersucht und vmtl. auch eine unbewusste Angst, dass unbeschnittene Heiden von Gott einen besonderen Segen erhalten könnten, der sie dann an die zweite Stelle setzen würde! Bereits Mose prophezeite etwas in der Richtung als er schrieb:

  • "Sie haben mich zur Eifersucht gereizt durch Nicht-Götter, haben mich erbittert durch ihre Nichtigkeiten; so will auch ich sie zur Eifersucht reizen durch ein Nicht-Volk, durch eine törichte Nation will ich sie erbittern." (5Mo 32:21)

Diese Stelle wird von Paulus in Röm 10:19 zitiert und anschliessend fährt er mit einer Jesaja-Stelle fort:

  • "Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten, ich bin offenbar geworden denen, die nicht nach mir fragten." Von Israel aber sagt er: "Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk." (Röm 10:20b-21)

Zorn "bis ans Ende"

+3709 · Zorn · 📖 Vorkommen · 🖌
ὀργή‭ orgé = Zorn, Wut
→ von ὀρέγω oregō +3713 = begehren, sich ausstrecken
Wahrscheinlich aus:
→ → αἴρω airō +142 = erheben, nehmen, tragen, wegtragen, etwas beenden
→ → ὄρνις ornis +3733 = Vogel (in der Luft aufsteigend), Hahn, Henne
Erklärung:
Erregung der Seele/des Geistes, heftige Reaktion/Leidenschaft, Empörung.
Im Zorn Gottes könnte man auch ein heftiges Begehren Gottes sehen, welches das Böse durch Gericht wegtragen und beenden will (Zeph 3:8-9)!
+5056 · Ende / Ziel · 📖 Vorkommen · 🖌
‭τέλος‭ télos ‭ = Ende, Ziel, Zoll
→ von ‭πέλομαι‭ pélomai = sich [um]drehen‭ (Die Stelle, wo man beim Pflügen oder beim Wettrennen umkehrt)
wörtlich: Vollendigung
Erklärung:
Das Ende, Ziel, das Aufhören, die Vollendung, der Abschluss einer Sache, das Ziel, zu guter letzt.
Beim Zoll: Abschluss eines "erduldeten Weges" und Beginn in einen "neuen Bereich".

Alle diejenigen, die das Heil Gottes ablehnen und noch zusätzlich dafür kämpfen, dass andere diese Rettung ebenfalls nicht finden, häufen sich selbst den Zorn Gottes auf! So schreibt Paulus in Röm 2:5:

  • "Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, ..."

Dazu ist mir folgende Geschichte in den Sinn gekommen:

"Derjenige Gefangene, der das Geschenk, des Schuldenerlasses nicht annimmt, muss so lange im Gefängnis (im Strafgericht Gottes) bleiben, bis er die Schuld abbezahlt hat. Derjenige, der noch andere zusätzlich daran hindert, das Geschenk der bezahlten Schuld anzunehmen, muss auch diese Schulden noch zusätzlich abbezahlen!"

Konkret würde das heißen:

"Ein Gefangener schuldet 100 Denare (100 Tageslöhne). Er kann die Schuld nicht bezahlen und kommt deshalb für 100 Tage ins Gefängnis! Nach 5 Tagen kommt einer, der ihm sagt: 'Ich habe deine Schuld bezahlt! Du kannst das Gefängnis verlassen!' Sollte der Gefangene diesem Boten nicht glauben, muss er noch weitere 95 Tage im Gefängnis bleiben! Seine 5 Mitgefangenen bekamen das gleiche Angebot. Nun überredet er alle fünf dazu, dieses Angebot ebenfalls nicht anzunehmen, weil es sich bei diesem Angebot nur um 'Fake News' handele! Aus der Sicht Gottes hat der erste Gefangene seine Schuld um weitere 475 Denare (5x95) vergrößert, so dass er jetzt nicht nur 95 Tage, sondern neu 570 Tage (95+475) im Gefängnis bleiben muss! Mit anderen Worten: 'Er muss nicht nur seine Schuld, sondern auch die Schuld der anderen abarbeiten und deshalb bleibt der Zorn bis ans Ende über ihm!' "

Doch auch dieser Zorn hat ein Ende, bzw. ein Ziel! Auch dieser Zorn ist nicht endlos und ziellos! Die größte Schuld, die in der Bibel abbezahlt werden muss, finden wir vmtl. in Mt 18:24:

  • "Als er aber anfing, abzurechnen, wurde einer zu ihm gebracht, der zehntausend Talente schuldete."

1 Talent sind 60 Minen. 1 Mine sind 100 Denare. Somit schuldete dieser Knecht 100 x 60 x 10'000 Tageslöhne = 60 Mio. Tageslöhne! Das wiederum entspricht 164'383 Jahresgehältern!
Diese Schuld muss nur deshalb abbezahlt werden, weil der betreffende Knecht keine Barmherzigkeit gelernt hat. Obwohl ihm diese riesige Schuld vergeben wurde (164'383 Jahresgehältern) und er dadurch eine unbegreifliche Barmherzigkeit erfahren durfte, praktizierte er anschliessend keine Barmherzigkeit, so dass er seinen Mitknecht wegen 100 Tageslöhnen, die dieser ihm schuldete, ins Gefängnis warf! Ein solch großer Schuldenerlass wurde nur durch das Geschehen am Kreuz möglich! Wer aber nach einem so gewaltigen Schuldenerlass keine Barmherzigkeit übt, muss den Zorn Gottes bis ans Ende auskosten!

Kann es sein, dass der Zorn Gottes bei gewissen Geschöpfen erst nach über 164'000 Jahren endet? Möglicherweise. Ich weiß es nicht! Sollte es so sein, dann ist das eine furchtbar schrecklich lange Zeit! Eins weiß ich: Jedes Gericht Gottes verfolgt ein Ziel und kein Gericht Gottes ist maßlos, ziellos, zwecklos und somit auch endlos!

Die Sehnsucht nach den Brüdern in Thessalonich

Verse 17-20

1Thes 2:17 - Wir aber, Brüder, die wir für kurze Zeit (37*) fern von euch verwaist waren – dem Angesicht, nicht dem Herzen nach –, haben uns umso mehr mit großem Verlangen bemüht, euer Angesicht [wieder] zu sehen.
1Thes 2:18 - Darum wollten wir zu euch kommen – ich, Paulus, das eine und das andere Mal –, doch der Satan hat uns [daran] gehindert (38*).
1Thes 2:19 - Denn wer [ist] unsre Hoffnung oder Freude oder [unser] Ruhmeskranz – wenn nicht auch ihr – vor unserm Herrn Jesus bei seiner Ankunft (39*)?
1Thes 2:20 - Ihr seid ja unsre Ehre (40*) und Freude.

Vers 17

37* w. für den Zeitabschnitt einer Stunde

1Thes 2:17 - Wir aber, Brüder, die wir für kurze Zeit (37*) fern von euch verwaist waren – dem Angesicht, nicht dem Herzen nach –, haben uns umso mehr mit großem Verlangen bemüht, euer Angesicht [wieder] zu sehen.

Eine kurze Zeit verwaist

Aus den Versen 7-12 wird ersichtlich, mit was für einer elterlichen Liebe sich der Apostel Paulus um die Thessalonicher gekümmert, wie er sie versorgt und unterstützt hat. Infolge seiner Abwesenheit kamen die Thessalonicher in den Zustand des "Verwaist-seins". Wie Kinder, die von ihren Eltern verlassen wurden, so fühlten sich vielleicht auch die Thessalonicher.

Die Phase des Verwaist-Seins machen vmtl. alle Christen in irgendeiner Form durch:

  • Ohne, dass wir es vielleicht wollten, müssen wir unseren Glaubensweg ohne den geistlichen Vater oder die geistliche Mutter weitergehen. Irgendwann kam oder kommt die Zeit, wo man auch ohne sie klarkommen muss und das ist zuerst einmal unangenehm. Ich weiß nicht, wie sich ein Timotheus fühlte, als er sich das erste Mal von seinem geistlichen Vater Paulus trennen musste. Vor der Trennung konnte er sich in fast allen Situationen an "seinen Vater" lehnen und dann war er plötzlich nicht mehr da!
  • Das wohl krasseste Gefühl des "Verwaist-seins" hatten vmtl. die Jünger, als ihr Herr gefangen genommen und gekreuzigt wurde. Über drei Jahre hatten sie Ihn an ihrer Seite und sie fühlten sich in Seiner Gegenwart sicher und geborgen! Doch dann waren sie mit ihrem Gefühlschaos plötzlich allein! Das waren mitunter die schwersten Stunden im Leben der Jünger! Aber auch diese Zeit gehörte zu ihrem Leben und auch sie war notwendig; auch wenn sie überhaupt nicht verstanden, warum dies alles geschehen musste!

Obwohl uns der HERR nie verlässt, obwohl Er immer da ist, so erleben auch wir manchmal das Gefühl der Verlassenheit und des Verwaist-seins. Das Gefühl des Verwaist-seins ist schwer zu ertragen! Doch dieses Gefühl gehört auch zu unserem Werdeprozess und wir dürfen darauf vertrauen, dass diese Zeit im Vergleich zur Ewigkeit eine kurze Zeit sein wird.

Die Verbundenheit "im Herzen"

Paulus war leiblich nicht anwesend, aber er war im Herzen ganz innig mit den Thessalonichern verbunden! Bei Paulus gab es nicht den Zustand: "Aus den Augen, aus dem Sinn!" Obwohl Paulus an einem anderen Ort aktiv war; obwohl er fast "Tag und Nacht" evangelisierte, trug er die Thessalonicher in seinem Herzen! Ihn bewegte das Ergehen aller Gemeinden, die er gegründet hatte und mit denen er zusammenarbeitete. Paulus konnte sein Schicksal nicht vom Schicksal der Gemeinde Jesu trennen! Wenn es den Gemeinden gut ging, freute er sich und wenn die Gemeinden geistlich angefochten waren, litt er mit (auch während seiner Abwesenheit).

Diese herzliche Verbundenheit ist einerseits eine Auswirkung der göttlichen Liebe und andererseits auch eine Folge des Bewusstseins, mit allen Gläubigen "ein Leib" zu sein! Wenn wir aus diesem Bewusstsein leben, kann uns der Zustand unserer Geschwister unmöglich egal sein. Dieses Bewusstsein wollte Paulus auch den Korinthern vermitteln als er sich ausführlich mit dem Thema des Leibes beschäftigte und wo er schrieb:

  • "Und wenn [ein] Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn [ein] Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit." (1Kor 12:26)

Wie viel mehr ist unser Herr Jesus im Herzen mit uns verbunden, obwohl Er leiblich für "eine kurze Zeit" abwesend ist. Er leidet mit uns und Er verwendet sich in einer so liebevollen Weise für uns, wie wir uns das kaum vorstellen können.

Die Sehnsucht nach "physischer" Gemeinschaft

Briefe, Telefonate, E-Mails und Online-Meetings sind wertvoll und auch eine gute Sache! Aber alle diese Hilfsmittel ersetzen keine physische Gemeinschaft! Das Zusammensein in einem Raum hat noch einmal eine ganz andere Qualität. Wenn ich zu einem großen Fest nur "digital" über Zoom eingeladen wäre, dann könnte ich das nicht annähernd so genießen, wie wenn ich "live" dabei wäre. Vermutlich würde ich nicht einmal daran teilnehmen.
Gewisse Dinge kann man in einem Brief besser und ausführlicher erklären, als wenn man sich in einer Diskussion befindet. Gott hat entschieden, dass er Seinen Menschen zuerst einen "Brief" schreibt, bevor Er mit ihnen ein Fest feiert, weil die Menschen durch diesen Brief viel mehr Zeit haben, sich über das Wesen Gottes Gedanken zu machen und sich auf eine Begegnung mit Ihm vorzubereiten. Noch ist unser Herr Jesus "leiblich" nicht anwesend, aber Er sehnt sich nach uns und Er freut sich auf den Tag, wo er mit uns eins werden und ein großes Fest feiern kann!
Esther wurde 12 Monate vorbereitet, bevor sie eine Begegnung mit dem König Ahasveros haben konnte (Est 2:12). In dieser Zeit musste ihre natürliche Schönheit mit Körperpflege, Salben, Kleidern und Parfüms optimiert werden. Sie musste natürlich auch lernen, wie man sich in der Gegenwart des Königs zu verhalten hat.

Damit wir bei der Ankunft unseres Herrn Jesus, für Ihn ebenfalls schön und ein Wohlgeruch sein dürfen, tun wir gut daran, das zu tun, was uns der "königliche Beamte Hegai" empfiehlt. Hegai ist ein Bild auf den Heiligen Geist, der uns für die leibliche Begegnung mit unserem König Jesus vorbereitet.

Vers 18

38* o. hat uns aufgehalten, gehemmt (hat es uns zerschlagen). Solche Behinderungen seiner Diener lässt Gott, der alles lenkt, gelegentlich zu. Es läuft nicht immer alles wunschgemäß. Gebahnte Wege wollen erbeten sein (Röm 1:10).

1Thes 2:18 - Darum wollten wir zu euch kommen – ich, Paulus, das eine und das andere Mal –, doch der Satan hat uns [daran] gehindert (38*).

Der Wille Gottes und die Verhinderungen Satans

Wenn wir bei unserer Arbeit für den HERRN mit Widerständen konfrontiert werden, dann stellt sich immer eine entscheidende Frage:

"Bedeutet der Widerstand, dass Gott hier eine Tür schließt und mir zeigen will, dass ich nicht länger an dieser Sache arbeiten soll, oder ist es ein Zeichen dafür, dass uns der Feind entgegensteht und ich trotz allem Widerstand 'dranbleiben' soll?"

Paulus erlebte beides! Er versuchte weiterhin in Asien das Wort Gottes zu predigen und dann lesen wir in Apg 16:6-7 auf einmal:

  • "Sie durchzogen aber Phrygien und die galatische Landschaft, nachdem sie von dem Heiligen Geist daran gehindert worden waren, das Wort in Asien zu reden; als sie aber gegen Mysien hin kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht."

Diese Aussage macht deutlich, dass Paulus ursprünglich dachte, weiter in dieser Gegend predigen zu müssen, bis er merkte, dass der Heilige Geist sie daran hinderte. Wie der Heilige Geist oder der Geist Jesu sie daran hinderte und es ihnen nicht erlaubte, kann man nicht eindeutig sagen. Klar ist: Ursprünglich war es anders geplant. Paulus wusste, dass er von Gott dazu berufen war, das Evangelium zu verkündigen (1Kor 1:17) und seinem Kind Timotheus sagte er auch, dass er das Wort zu gelegener und ungelegener Zeit predigen soll (2Tim 4:2). Daraus könnte man schließen, dass die Verkündigung des Wortes, bzw. des Evangeliums, an jedem Ort und zu jeder Zeit dem Willen Gottes entspricht. Die Bereitschaft, das Evangelium überall und jederzeit weiterzugeben, sollte immer vorhanden sein, auch wenn es uns persönlich manchmal nicht passend erscheint. Trotzdem dürfen wir uns vom Heiligen Geist führen lassen, wo und wann wir diesen Auftrag haben. Manchmal möchte uns Gott an einem anderen Ort haben als wir ursprünglich dachten. Gott wollte Paulus und Timotheus in eine neue Gegend senden, obwohl es in Asien noch so viel zu tun gab. Darum gab Gott dem Paulus des Nachts eine Vision, bzw. eine Erscheinung:

  • "Ein mazedonischer Mann stand da und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!" (Apg 16:9)

Gott wollte, dass Paulus Asien (die heutige Türkei) verließ und nach Mazedonien weiterzog. Die Europamission begann! Doch statt einem Mann, begegnete das Missionsteam zuerst einer Frauengebetsgruppe, dann einer okkult belasteten Frau und zu guter Letzt landeten sie mit Schlägen im Gefängnis! Wo blieb nun dieser Mann, der sie um Hilfe gebeten hatte? Vmtl. war damit der Kerkermeister in Philippi gemeint, der die Hilfe zur Erlösung benötigte.
In Apg 16 sehen wir sowohl ein "Hindern des Heiligen Geistes", als auch ein satanischer Widerstand, das Evangelium dort zu verkündigen, wo Gott das Missionsteam haben wollte! Der erste Widerstand bestand in einer "penetranten Werbung" für das Missionsteam, bei der eine Wahrsagerin viele Tage immer wieder rief:

  • "Diese Menschen sind Knechte Gottes, des Höchsten, die euch [den] Weg des Heils verkündigen (Apg 16:17b)."

Anschliessend wollte der Satan Paulus und Silas demotivieren, indem sie verhaftet, geschlagen und ins Gefängnis geworfen wurden. Dieser massive Widerstand bedeutete nicht, an dieser Stelle mit der Verkündigung des Wortes Gottes aufzuhören. Es handelte sich hier nicht um ein "Hindern des Heiligen Geistes", sondern das Gegenteil war der Fall! Paulus erkannte dies und so fingen sie um Mitternacht an, Gott anzubeten! Anschliessend kam es zu einem "Durchbruch"! Der Wille Gottes war klar: "Verkündigt das Evangelium!" Aber manchmal macht der Geist Gottes auch klar: "Verlass jetzt diesen Ort, gehe dahin, wo ich es dir zeige und lass dich nicht von Widerständen einschüchtern!"

Paulus wusste auch, dass er die Thessalonicher noch einmal besuchen sollte, obwohl er bisher vom Satan gehindert wurde. Er wusste - ziemlich sicher durch Gebet - dass dies u. a. sein Auftrag ist und dass die Verhinderungen nicht bedeuteten, dass der Heilige Geist ihn daran hindern wollte, ein weiteres Mal die Thessalonicher zu besuchen!"
Bei den Römern schreibt Paulus ein wenig anders:

  • "Ich will aber nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen (und bis jetzt verhindert worden bin), um auch unter euch etwas Frucht zu haben, wie auch unter den übrigen Nationen." (Röm 1:13)
  • "Deshalb bin ich auch oftmals verhindert worden, zu euch zu kommen." (Röm 15:22)

Warum schreibt Paulus hier nicht auch: "... und der Satan hat mich gehindert!"? War er sich noch nicht sicher, ob es auch dem Willen Gottes entsprach, einmal nach Rom zu reisen? War ihm noch nicht klar, ob Satan oder ob der Heilige Geist ihn hinderte? Aber selbst dann, wenn der Satan uns hindert, einen Auftrag zu tun, dann kann er dies auch nur mit der Genehmigung Gottes!
Der Unterschied besteht aber darin, dass wir bei einer Hinderung Satans "dranbleiben müssen" und uns nicht einschüchtern lassen sollten, währenddem wir bei einer Hinderung durch den Heiligen Geist erkennen können, dass dies "jetzt nicht dran ist"!

Vers 19

1Thes 2:19 - Denn wer [ist] unsre Hoffnung oder Freude oder [unser] Ruhmeskranz – wenn nicht auch ihr – vor unserm Herrn Jesus bei seiner Ankunft (39*)?

Die Freude und der Ruhmeskranz bei der Ankunft des Herrn Jesus

+1680 · Hoffnung · 📖 Vorkommen · 🖌
ἐλπίς‭ elpís = Hoffnung, Erwartung
Erklärung:
Erwartung mit Gewissheit. Nicht nur vage Hoffnung.
+3952 · Anwesenheit · 🖌 · Vorkommen 📖
‭παρουσία‭ par–ousía = Ankunft, Gegenwart
→ von‭ ‭πάρειμι‭ pár–eimi‭‭ +3918 = da sein
aus:
→ →‭ ‭παρ᾿‭ par’‭‭ +3844 = nahe(bei)
→ →‭ ‭εἰμί‭ eimí ‭‭+1510 = sein‭‭; (w. daneben–sein)‭
Erklär.: anwesend sein (durch die Wiederkunft des HERRN; 1Thes 4:15)

Wenn wir Christen an unsere Hoffnung denken, dann kommt uns vielleicht zuerst die Verheißung in den Sinn, dass Jesus uns zu sich in den "Himmel" holen wird, wo wir endlich von unserem Leid befreit sein dürfen (1Thes 4:17). Wenn wir an die zukünftige Freude erinnert werden, dann denken wir vielleicht an die Glückseligkeit, die uns im Paradies Gottes begegnet (Joh 16:22 / 2Kor 12:4 / Offb 2:7) und wenn uns jemand sagt, dass wir nach unserem Glaubenslauf einen Siegeskranz erhalten werden (2Tim 4:8), dann stellen wir uns vielleicht eine besonders schöne Krone vor, die uns der HERR aufsetzen wird!

Das mag alles zutreffend sein, aber Paulus vermittelt hier einen ganz anderen Fokus! Ihm war klar; wenn Jesus kommt und Seine Gemeinde zu sich holt, dann sind u. a. die Geschwister aus Thessalonich mit seiner Erwartung und Freude verknüpft. Auch sah er in den Thessalonichern seinen Ruhmeskranz!
Aber was heißt das? Das bedeutet viel, in jeder Hinsicht:

  • Unsere zukünftige Herrlichkeit ist tief mit unseren Geschwistern verwoben.
  • Unsere künftige Freude kann nicht von unseren Brüdern und Schwestern losgelöst werden!
  • Es gibt beim HERRN keinen Ruhm, der nicht auch mit unseren Geschwistern in Verbindung stehen würde.
  • usw.

An dieser Stelle wird die wunderbare Tatsache, dass wir der Leib des Christus sind, noch einmal von einer ganz anderen Seite beleuchtet! Unsere Geschwister gehören zu unserem künftigen Reichtum und Ruhm! Sie sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Freude!

Es ist etwas Besonderes, wenn wir schon heute im Bruder und in der Schwester unseren Reichtum sehen können! Leider schauen wir allzu oft auf die "Verpackung", auf den schwachen Leib und auf die Fehlerhaftigkeit unserer Geschwister und ärgern uns darüber, statt dass wir den Christus im Bruder sehen können!

Die Thessalonicher sind natürlich vor allem deshalb auch der Ruhmeskranz des Paulus, weil er mit großer Hingabe und Liebe an dieser Gemeinde gearbeitet hat. Paulus hat wesentlich zur Entstehung und geistlichen Entwicklung dieser Gemeinde beigetragen. Er war ein Wegweiser und auch ein Hirte für diese Gemeinde! Wenn Paulus dann in der Vollendung einmal sehen wird, was aus den einzelnen Geschwistern geworden ist, dann wird er eine überschwengliche Freude empfinden!

Vers 20

40* o. Herrlichkeit, Glanz, Ruhm

Ihr seid ja unsre Ehre (40*) und Freude.

Die Thessalonicher sind die Herrlichkeit und Freude des Paulus und seiner Mitarbeiter

+1391 · Herrlichkeit · 📖 Vorkommen · 🖌
δόξα‭ dóxa = auch Pracht, Schein, Meinung, Glanz
→ von‭ ‭δοκέω‭ dokéo ‭+1380 = meinen, scheinen‭
w. das Meinen, bzw. Scheinen
Erklär.: Es geht um Ruhm, Ansehen, Ehre, einen guten Ruf
Hebr. =‭ ‭דֹובָּכ‭ kabod +03519
+5479 · Freude · 📖 Vorkommen · 🖌
χαρά‭ chará = Freude, Fröhlichkeit,
→ von‭ ‭χαίρω‭ chaíro ‭‭+5463 = sich freuen
Erklärung:
Freudigsein, Fröhlichsein, ein Zustand den man genießt
Spr 17:6 - Der Alten Krone sind Kindeskinder, und der Kinder Ehre sind ihre Väter.
2Kor 1:14 - Denn wir sind euer Ruhm, gleichwie auch ihr unser Ruhm seid auf des HERRN Jesu Tag.
"Diese Freude war nicht nur eine Frage der Hoffnung, sondern eine gegenwärtige Tatsache."
Aus der Cambridge Bibel

Die Tatsache, dass die Thessalonicher die Ehre, bzw. die Herrlichkeit von Paulus und seinen Mitarbeitern ist, hat uns vieles zu sagen:

  1. Zuerst einmal sehen wir hier die Freude darüber, dass ihr Dienst in Thessalonich Frucht gebracht hat und sie für die Geschwister ein Segen sein konnten. Jeder, der sich um eine Sache bemüht und hart dafür arbeitet, ist hoch erfreut, wenn er sehen darf, dass es nicht vergeblich war oder er ist frustriert, wenn er keinen Ertrag wahrnehmen kann! Paulus und seine Mitarbeiter durften erkennen, dass ihre Arbeit an den Thessalonichern nicht vergeblich war und das freute und ermutigte sie!
    Wenn ein Bauer im Herbst, viele schöne und geschmackvolle Früchte ernten darf, dann ist das eine große Freude und für viele auch ein Grund zum Feiern! Geistliche Frucht bewirkt eine überaus große bleibende Freude, die bis in die Ewigkeit hineinreicht. Wenn alle Gläubigen beim HERRN sind und erkennen dürfen, was der Heilige Geist in jedem einzelnen bewirkt hat, dann bewirkt das eine unvorstellbare Freude! Auch an dieser Stelle dürfen wir erkennen, wie Paulus alles vom Ziel her anschaut!
  2. Wenn wir an Herrlichkeit denken, dann werden wir vielleicht an einen König erinnert, der herrlich bekleidet ist, der in einem glanzvollen Palast wohnt, wo alles funkelt und wo uns der Blick auf das Inventar den "Atem verschlägt"! Eine solche Herrlichkeit ist eine wahre "Augenweide" und es ist auch klar, dass wir in der Gegenwart des HERRN, nicht mehr aus dem Staunen herauskommen werden, wenn wir die äußere Herrlichkeit Gottes sehen.
    Aber bei Gott kommt die wahre Herrlichkeit immer von Innen heraus. Wenn Jesus in Joh 17 davon spricht, dass der Vater Ihn verherrlichen soll, dann sprach Er nicht von einer äußeren Herrlichkeit, sondern von der inneren Herrlichkeit, weil der Anblick eines Gekreuzigten genau das Gegenteil von Herrlichkeit ist. Aber am Kreuz wurde die innere Herrlichkeit Jesu offenbar, weil an dieser Stelle die Liebe und Gnade Jesu so sichtbar wurde, wie sonst nirgends! Auch die künftige äußere Herrlichkeit ist zutiefst mit der Liebe, Gnade und Barmherzigkeit Gottes verwoben! Aber nicht nur das! Sie ist auch ganz besonders mit unseren Brüdern und Schwestern verbunden! Der Leib Jesu Christi, bzw. Seine Gemeinde, ist auch die Herrlichkeit Jesu Christi!
  3. Wo immer wir dem HERRN gehorsam waren, wo wir Ihm gedient haben und wo wir für Geschwister ein Segen sein dürften, entsteht auch eine Herrlichkeit, die uns wie ein goldiger Kranz schmücken wird. Da, wo Menschen, durch unsere Gebete und unsere Arbeit, zum Glauben kommen konnten oder, wo sie durch unseren Dienst, "im Glauben gestärkt" werden durften, entsteht Herrlichkeit und Freude für die Ewigkeit!
  4. Wenn Paulus seine Geschwister als "seine Herrlichkeit und Freude" bezeichnet, dann gibt er ihnen große Wertschätzung und Ehre! Es ist aber auch ein Bild dafür, welch' große Wertschätzung und Ehre der HERR uns schenkt! Auch darüber können wir unendlich dankbar sein und uns unsagbar freuen!


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