1Kor 12-

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Kommentar zu 1. Korinther 12

Von Daniel Muhl

IN BEARBEITUNG !

Einleitung

Das 12. Kapitel des ersten Korintherbriefes könnte man als das "Leibes-Kapitel" bezeichnen, wobei es dabei nicht um den Fleischesleib, sondern um den geistlichen Leib Jesu geht! Die Tatsache, dass wir schwache Menschen - die wir unser Leben dem Herrn Jesus geschenkt haben - zu Seinem Leib gehören dürfen, ist ein unbeschreibliches Wunder! Wir kleinen und fehlerhaften Menschen gehören zum höchsten Leib, den es überhaupt gibt! Wer kann dieses Geheimnis erfassen?

Der Auslöser für diesen Abschnitt dürfte das Thema des Herrenmahls gewesen sein (1Kor 11:20-34). Bevor Jesus sich als Gotteslamm schlachten ließ, setzte Er dieses Mahl ein! Dieses Mahl signalisierte den Neuen Bund in Seinem Blut! Allein aufgrund dieser Tatsache war es möglich, dass wiedergeborene Christen zu Gliedern des Leibes Jesu werden konnten! Beim Herrenmahl bezeugen wir sichtbar, dass wir geistlicherweise "den Leib Jesu" essen und Sein Blut - das ist Seine Seele - trinken durften. Durch das Aufnehmen dieser "geistlichen Nahrung" haben wir Anteil am göttlichen Wesen bekommen. Weiter schreibt Paulus in 1Kor 10:16:

  • "Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht [die] Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht [die] Gemeinschaft des Leibes des Christus?"

Das Herrenmahl, der Leib Jesu und unsere Gemeinschaft; das sind alles Dinge, die untrennbar zusammengehören!

Die Anziehungskraft der Götzen und der Heilige Geist

Verse 1-3

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✏️ Kommentare aus Biblebub - 1Kor 12
✏️ Kurz-Kommentar zum NT - 1Kor 12 (W. Einert)
✏️ Kommentar zu 1. Korinther 12 (D. Muhl)
📕 Ein Leib mit verschiedenen Gnadengaben - 1Kor 12:4-6 (H. Schumacher)
📕 Von den Geistlichen (1Kor 12:1-12) (Th. Böhmerle)
🕯Der 1. Korintherbrief - Kapitel 12 in täglichen Andachten (G. Groß)
Bedeutung der Markierungen (§fm) 🖌️
Wichtig, grundlegend, zentral (§rt)
Mensch, Seele, Sünde, Blut (§ro)
Gericht, Leid, Feuer, (§or)
Gott, Geist, Liebe, Licht, Öl (§ge)
Leben, Neues, Pflanzen (§hg)
Weisheit, Verständnis, Erkenntnis (§gt)
Verheißung, Prophetie, Auferstehung (§gr)
Treue, Glauben, Vertrauen, Himmel (§hb)
Rat, Weisung, Gebot, Wasser (§bl)
Gnade, Güte, Barmherzigkeit, Herrlichkeit (§vi)
Freude, Ruhe, Stille, Gottesfurcht, Wein (§vt)
Ermunterung, Zuspruch, Ermahnung, Trost (§pi)
Boshaftigkeit, Gesetzlosigkeit, Verführung (§sw)
Hervorhebung 1 (§f)
Hervorhebung 2 (§l)

ELB 1Kor 12:1 Was aber die geistlichen [Gaben] betrifft, Brüder, so will ich nicht, daß ihr ohne Kenntnis seid.
ELB 1Kor 12:2 Ihr wißt, daß ihr, als ihr zu den Heiden gehörtet, zu den stummen Götzenbildern hingezogen,
ja, fortgerissen wurdet.
ELB 1Kor 12:3 Deshalb tue ich euch kund, daß niemand, der im Geist Gottes redet, sagt: Fluch über Jesus!
und niemand sagen kann: Herr Jesus! außer im Heiligen Geist.

Hingezogen zu den Götzenbildern

+1497 · Götze · 📖 Vorkommen · 🖌
εἴδωλον eídolon = Götze
→ von εἶδος eîdos +1491 = Aussehen; (w. das Gesehene → das Schattenbild, Trugbild)
aus:
→ → εἴδω eído +1492 = ‭sehen
wörtlich: Ein geformtes Bild, Idol
Erklärung:
Das Bild(nis) eines heidnischen Gottes, das Götzenbild, vor dem die Gottheit angebetet und ihr geopfert wurde (Apg 7:41, 1Kor 12:2, Offb 9:20). Ein falscher Gott (angebetet in Gestalt seines Bildes).

Hinter den stummen Götzenbildern stehen auch immer dämonische Mächte. Sie verstehen es "meisterhaft", uns Menschen zu verführen. Dazu benützen sie unsere Sehnsucht nach Lustbefriedigung, Wertschätzung, Selbstverwirklichung usw. Sie machen uns unzählige Dinge schmackhaft, durch die wir unsere Ziele scheinbar erreichen und unsere Sehnsüchte befriedigen können. Ihr Ziel ist es natürlich, uns von Gott wegzuführen und uns zu zeigen, dass wir auch ohne Gott ein erfülltes Leben führen können!

Alles, was uns wichtiger als Gott ist, ist auch unser Götze! Darum sind wir Menschen ohne Gott, alle in irgendeiner Weise Götzendiener; auch der Atheist oder der Agnostiker! Alle Menschen sind von irgendwelchen Geisteswesen inspiriert; ganz egal, ob sie das wissen oder aber verleugnen!

Da die Dämonen gegen Gott kämpfen, inspirieren sie die Menschen auch dazu, einen Fluch über Jesus Christus auszusprechen! Damit ist nicht nur das offensichtliche Fluchen gemeint, sondern auch das Lächerlich-machen oder Unbedeutend-machen von Jesus!

Wer hingegen sein Leben dem Herrn Jesus geschenkt hat, der bezeugt auch, dass Jesus jetzt sein HERR und Gebieter ist! Er bekennt: "Jesus bestimmt und verfügt über mein Leben! Ich bin Sein Sklave!" Das kann nur derjenige von Herzen sagen, der auch den Heiligen Geist bekommen hat!

Vielfältige Gnadengaben und Dienste, aber nur ein Geist

Verse 4-11

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ELB 1Kor 12:4 Es gibt aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber [es ist] derselbe Geist;
ELB 1Kor 12:5 und es gibt Verschiedenheiten von Diensten, und [es ist] derselbe Herr;
ELB 1Kor 12:6 und es gibt Verschiedenheiten von Wirkungen, aber [es ist] derselbe Gott, der alles in allen wirkt.
ELB 1Kor 12:7 Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.
ELB 1Kor 12:8 Denn dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geist;
ELB 1Kor 12:9 einem anderen aber Glauben in demselben Geist, einem anderen aber Gnadengaben der Heilungen in dem einen Geist,
ELB 1Kor 12:10 einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen [verschiedene] Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen.
ELB 1Kor 12:11 Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist und teilt jedem besonders aus, wie er will.

Verschiedene Auswirkungen und eine "Kommando-Zentrale"

Diesen Abschnitt beginnt Paulus mit drei Auswirkungen und einem Ursprung. Das Wort "Verschiedenheiten" könnte man auch als Dinge bezeichnen, die uns als Hilfe zur Seite gestellt sind (das ist zumindest die Interpretation aus einer wörtlichen Übersetzung). Die Gnadengaben werden hier mit dem Geist Gottes in Verbindung gebracht und könnten mit einer Grundausstattung oder "geistlichen Veranlagung" verglichen werden. Die Dienste werden mit dem HERRN und die Auswirkungen (w. Innenwirkende) mit Gott (dem Vater) in Verbindung gebracht. Nur Gott kann die geistlichen Auswirkungen und das Wachstum schenken. Auch an dieser Stelle leuchtet der dreieinige Gott durch!

Die Dienste beinhalten das Gebrauchen und die praktische Umsetzung der geschenkten Gnadengaben, indem man bereit ist, aus Liebe zu dienen. Alles dient dazu, dass die Gemeinde und jeder einzelne geistlich aufgebaut werden kann. In Eph 4:11-13:

  • HSN - "Und er selbst hat [seiner Gemeinde] die einen als Apostel gegeben, die anderen als Propheten, die anderen als Evangelisten, die anderen als Hirten und Lehrer, 12 zur Zurüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, zum Aufbau des Leibes des Christus, 13 bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollkommen herangereiften erwachsenen Mann, zum Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus."

Damit die Gemeinde Gottes, der Leib Jesu Christi, vollkommen und vollendet werden kann, braucht es alle Begabungen und Dienste! Meistens ist es so, dass eine einzelne Gemeinde eine besondere Berufung hat und auch mit Begabungen ausgestattet sind, die andere Gemeinden möglicherweise weniger haben. Es gibt sehr stark missionarische Gemeinden oder solche, die einen ausgeprägten evangelistischen Dienst haben, und andere haben sich vor allem auf die Diakonie oder auf die Lehre "spezialisiert". Gerade kleine Gemeinden können in den wenigsten Fällen alles abdecken. Trotzdem tut jede Gemeinde gut daran, auch die Dienste im Auge zu haben, die bei ihr weniger gut ausgeprägt sind. Manchmal geschieht das einfach dadurch, dass z.B. eine "Lehrgemeinde" mit einer "evangelistischen Gemeinde" zusammenarbeitet oder sie einfach unterstützt!

Leider passiert aber oft etwas anderes: Da ist z.B. eine "strenge Lehrgemeinde" die "diakonische oder evangelistische Gemeinden" verurteilt und verachtet, weil diese - aus ihrer Perspektive - zu wenig auf die biblische Lehre achten! Umgekehrt verurteilen vielleicht die "charismatischen Gemeinden", die eher "strengen und gesetzlichen Gemeinden". Es ist klar: Jede Gemeinde hat ihre Schwächen und macht Fehler! Gerade weil das so ist, sollten wir alles anhand der Bibel prüfen und von den anderen lernen! Auch hier gilt:

  • 1Thes 5:21 - "...prüft aber alles, das Gute haltet fest!"

Wenn wir andere Christen, die einen anderen Auftrag haben, verachten, dann betrüben wir das Herz unseres wunderbaren HERRN, der alle da eingesetzt hat, wo Er sie haben wollte! Hüten wir uns davor, Geschwister zu verurteilen und zu verachten, die einen ganz anderen Auftrag als wir selbst haben! Vielmehr dürfen wir uns über die Stärken der anderen freuen und sie im Gebet unterstützen!

Viele unterschiedliche Gnadengaben zur Auferbauung der Glieder

+5486 · Gnadengabe · 📖 Vorkommen · 🖌
χάρισμα‭ chárisma = Gnadengabe
→ von‭ ‭χαρίζομαι‭ charízomai +5483 = gnädig (schenken)
→ → von ‭χάρις‭ cháris ‭+5485‭ = Gnade (Gnade erweisen)
→ → → von‭ ‭χαίρω‭ chaíro ‭+5463 = sich freuen
Erklärung:
Wie die Gnade, so ist auch die Gnadengabe ein unverdientes Geschenk, das Freude auslösen darf, und zwar bei allen! Gnadengaben hat Gott uns nicht zur Selbstverwirklichung oder für die Selbstdarstellung gegeben, sondern zur Auferbauung der Gemeinde und zum Nutzen aller Glieder!

Wenn man alle Gnadengaben anschaut (Siehe auch hier!), dann darf man auch erkennen, wie reich Gott die Gemeinde beschenkt hat. Alle Gnadengaben dienen dazu, dass jedes einzelne Glied am Leibe Jesu wachsen und im Glauben gestärkt werden darf. Nur durch die verschiedenen Gnadengaben der Gläubigen können wir zur Vollendung gelangen. Die Gnadengaben wurden von Gott geschenkt, und der Heilige Geist benützt sie zur Auferbauung jedes einzelnen!

Gott hat uns die Gnadengaben nicht geschenkt, damit wir uns selbst ins "Rampenlicht" stellen können! Unsere Gaben sind nur dazu da, damit Gott verherrlicht wird und unsere Geschwister auferbaut werden können! Wer die Gnadengaben zur Selbstverwirklichung benützt, beraubt Gott der Ehre und betrübt den Heiligen Geist! Seine Gabe bewirkt dann auch nicht den umfassenden Segen, der ursprünglich vorgesehen war!

Wort der Weisheit

Die Weisheit ist eine ganz große Kostbarkeit! Sie übertrifft alle materiellen Werte bei weitem. So erklärt Salomo in Spr 16:16:

  • "Weisheit erwerben - wie viel besser ist es als Gold! Und Verständnis erwerben ist vorzüglicher als Silber!"

Die Weisheit beginnt mit der (Ehr-)Furcht vor Gott (Ps 111:10)! Warum? Weil nur derjenige als weise bezeichnet werden kann, der auf die größte Macht im Universum achtet und sich Seine Weisungen zu Herzen nimmt! Wer den Allmächtigen ignoriert, ist ein großer Narr, ganz egal wie intelligent er ist! Durch die Weisheit kann man Entscheidungen fällen, die sich langfristig, und sogar bis auf die Ewigkeit, positiv auswirken! Allein in Christus liegen alle Schätze der Weisheit verborgen (Kol 2:2-3). Wenn ein Gemeindeglied ein Wort der Weisheit hat, dann ist das eine große Kostbarkeit für die ganze Gemeinde!

Wort der Erkenntnis (o. des Wissens)

+1108 · Kenntnis, Wissen · 📖 Vorkommen · 🖌
γνῶσις‭ gnôsis = Kenntnis, Wissen
→ von‭ ‭γινώσκω‭ ginósko +1097 = kennen
→ → ginósko ist wurzelverwandt mit γίνομαι gínomai +1096, d.h. mit "werden", "sein". Daher: etwas durch Sehen bemerken und kennenlernen und es dann schließlich, wenn es einem vertraut ist, erfahren.
Erklärung:
Das Wissen oder die Kenntnis (über das Wort Gottes) ist die Grundlage für "Verständnis" und "Erkenntnis". Durch die Kenntnis kommt es zu einem Werde- und Wachstumsprozess. Wer sich mit dem Wissen eins macht, indem er es mit seinem Leben verbindet, kommt zur "Erkenntnis".

Wer biblisches Wissen hat und es weitergibt, ermöglicht dem Hörer geistliches Wachstum. Durch Kenntnis kommt es zu einem Werdeprozess (ähnlich wie zwischen Zeugung und Geburt); vorausgesetzt, der Hörer nimmt sich das Gehörte zu Herzen. Biblisches Wissen ist fundamental wichtig, aber es soll nicht nur im Hirn gespeichert werden, sondern auch im Herzen ankommen, und das bedeutet, dass man dieses Wissen mit seinem Leben in Verbindung bringt!

Glauben, Vertrauen

Vielleicht überrascht es uns, dass hier steht: "einem anderen aber Glauben". Jeder wiedergeborene Christ hat Glauben und soll auch im Vertrauen auf den HERRN wachsen. Warum schreibt Paulus hier "einem anderen aber Glauben"?
Aus dem Gesamtkontext der Bibel geht deutlich hervor, dass jedes Glied am Leib Jesu über "Glauben" verfügt. Darum dürfte an dieser Stelle ein besonders großes Maß an Glauben gemeint sein. Paulus schreibt in Röm 12:3:

  • "Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben wurde, jedem, der unter euch ist, nicht höher ⟨von sich⟩ zu denken, als zu denken sich gebührt, sondern darauf bedacht zu sein, dass er besonnen ist, wie Gott einem jeden das Maß des Glaubens zugeteilt hat."

Nicht jeder Christ hat einen "so großen Glauben", dass er - ganz ohne finanzielle Absicherung durch eine Missionsgesellschaft - in die Mission gehen kann. Nicht jeder Christ hat ein "so großes Vertrauen", dass er als Evangelist nach Nordkorea gehen kann, wo er ständig damit rechnen muss, in einem Konzentrationslager zu landen.
Da das griechische Wort "pistis" auch mit "Treue" übersetzt werden kann, könnte man vielleicht auch sagen, dass z. B. nicht jede Christin, die mit einem gewalttätigen Narzissten verheiratet ist, über eine so große Treue verfügt, dass sie sich nicht von ihrem Mann trennt, obwohl der Mann jegliche Art von Therapie ablehnt.

Gnadengaben, um Heilungen zu vollbringen

In Bezug auf Wunderheilungen fanden an Großveranstaltungen Missbräuche statt. Es gab evangelikale "Mega-Events", bei denen Heilungen inszeniert wurden, um möglichst vielen "das Geld aus der Tasche" zu ziehen! Durch solche Traumata kam es immer wieder zu starken Gegenbewegungen, sodass etliche sagten, "die Zeit der Wunderheilungen ist vorbei!" oder "wir dürfen nicht mehr für körperliche Heilung beten, sondern nur noch dafür, dass der HERR in der Krankheitszeit die Kraft zum Tragen schenken möge".
Ich bin davon überzeugt, dass wir nach wie vor für Heilung beten dürfen und dass es auch noch Geschwister gibt, die hier von Gott eine Gabe bekommen haben. Wichtig ist jedoch, dass uns bewusst ist: Gott entscheidet in Seiner Souveränität, ob es zu einer körperlichen Heilung kommt oder nicht, und nicht selten verherrlicht sich Gott auch in Menschen, denen der "Stachel im Fleisch" nicht weggenommen wird! Im Gebet können wir auch erkennen, ob wir für eine körperliche Heilung beten sollen oder ob es darum geht, dass der Angefochtene das "Durchtragen" Gottes erfährt und einen inneren Frieden über seine Lage bekommen darf. Ich weiß nicht, ob ich auf dem Sterbebett, wo ich nur noch kurze Zeit von der Ewigkeit entfernt bin, wirklich noch einmal gesund werden möchte!
Die "Gnadengabe der Heilung" darf man aber auch auf den seelischen Bereich beziehen. Es gibt etliche Geschwister, die im Bereich der Seelsorge einen sehr wertvollen Dienst tun und hier auch eine besondere Gabe haben, den Menschen so zu helfen, dass sie seelisch und geistlich gesund werden können.
Siehe auch Gebet für Kranke.

Wirkungen [göttlicher] Kräfte

+1411 · Kraft, Vermögen · 📖 Vorkommen · 🖌
δύναμις‭ dýnamis = Vermögenskraft
→ von‭ ‭δύναμαι‭ dýnamai +1410 = können
Erklärung:
Die Kraft, die Mittel, die Fähigkeit, die Wirksamkeit bzw. das Vermögen zu haben, das Gewünschte zu tun. Derjenige, dem göttliche Dynamis geschenkt wurde, kann auch übernatürliche Wunder vollbringen.

Etliche Apostel haben von Gott das Vermögen bekommen, Wunderwerke zu vollbringen! Petrus sagte dazu etwas ganz Wichtiges, als er den Gelähmten heilte:

  • "Als aber Petrus [das] sah, wandte er sich an das Volk [mit den Worten]: Männer von Israel, was wundert ihr euch über diesen [Menschen] oder was starrt ihr immerfort auf uns, als hätten wir aus eigener Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass er umhergehen [kann]?" (Apg 3:12)

Gerade da, wo so außerordentliche Dinge geschehen, müssen sich alle bewusst machen, dass diese Wunder von Gott bewirkt wurden. Es ist nicht die "besondere Frömmigkeit", nicht die "mentale Kraft" von Menschen oder der "eiserne Wille" eines Mannes, der sich voll auf ein Wunder konzentriert, sondern allein das Wirken Gottes! Gott bewirkt dies vor allem durch Menschen, die Ihn lieben und die allein Gott die Ehre geben. Hätten Männer wie Elia, Elisa, Petrus oder Paulus ihre eigene Ehre gesucht, hätte ihnen Gott niemals das Wunder einer Totenauferweckung geschenkt! Eine vertrauensvolle Liebesbeziehung zu Gott ist die absolute Voraussetzung für solche Wunder! Das beinhaltet einen sogenannten "großen Glauben"! Trotzdem gibt Gott nicht allen, die eine vertrauensvolle Liebesbeziehung zu Ihm haben, die Gabe der Wunderwirkungen.

Auch in der heutigen Zeit geschehen immer wieder Wunder. Allerdings vollzieht Gott diese Wunder nicht so, dass wir sie im Fernsehen oder auf einem YouTube-Video sehen können, sondern eher im Verborgenen. Diese Wunder werden dann von Menschen gesehen, die vielleicht eine besondere Stärkung benötigen. Gott bewirkt heute in den seltensten Fällen Schau-Wunder, die von einer großen Menschenmenge gesehen werden. Warum? Weil Gott sich ein Vertrauen auf Ihn wünscht, das nicht von Wundern abhängig ist. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Epochen der ganz großen Wunder bei den Menschenmassen keinen bleibenden und beständigen Glauben zur Folge hatten. Denken wir nur an die Zeit von Mose, Elia, Elisa, Jesus und den Aposteln! Ein beständiger Glaube wird nur durch den Heiligen Geist bewirkt!

In der Endzeit wird es ein großes Schauwunder für die Massen geben: "Das Tier in der Offenbarung wird von der tödlichen Wunde geheilt, was auf eine Totenauferweckung hindeutet, die durch die Kraft Satans und des Todes bewirkt wird, um die Menschenmassen zu verführen. So lesen wir in Offb 13:3-4:

  • HSN - "Und [ich sah] einen seiner Köpfe wie zum Tode geschlachtet, doch seine tödliche Wunde wurde geheilt. Und die ganze Erde [lief] staunend hinter dem Tier her 4 und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Vollmacht gegeben hatte, und beteten das Tier an und sprachen: Wer [ist] dem Tiere gleich und wer kann mit ihm Krieg führen?"

Prophetische Rede

+4394 · Prophezeiung, Weissagung · 📖 Vorkommen · 🖌
‭προφητεία‭ pro-pheteía = Prophezeiung, Weissagung
→ von προφήτης‭ pro-phétes + 4396 = Prophet
aus:
→ →‭ ‭πρό‭ pró +4253 = vor‭ (repräsentativ)
→ → φημί‭ phemí +5346 = erklären‭
Wörtlich: Vor-Erklärung
Erklärung:
Der Prophezeiende ist einer der, durch die Inspiration Gottes, etwas vorerklärt und die Absichten Gottes verkündet. Der Prophet sagt Dinge voraus, er warnt, ermahnt, erbaut und er tröstet (1Kor 14:3). Er vermittelt aber auch göttliche Verheißungen und somit eine untrügliche Hoffnung!

Prophetie (andere übersetzen "Weissagung") war dem Apostel Paulus sehr wichtig. So schreibt er in 1Kor 14:1:

  • HSN - "Jagt der Liebe nach, strebt aber [auch] eifrig nach den geistlichen [Gaben], am meisten nach [der Gabe] der prophetischen Rede (23*)!"

Unter prophetischer Rede verstehen längst nicht alle Christen das Gleiche! Vielfach verstehen die Leute darunter eine Person, die von Gott die Begabung erhalten hat, zukünftige Ereignisse vorauszusagen! Andere denken, dass die Propheten biblische Endzeit-Aussagen richtig auslegen können.
Aber das sind nur Teilbereiche eines prophetischen Auftrags! Die schwergewichtige Aufgabe eines Propheten besteht darin, dass er durch die Inspiration des Heiligen Geistes in die aktuelle Situation sprechen kann, damit die Menschen Buße tun und umkehren können sowie auch getröstet werden. Mit einer prophetischen Rede trifft man den "Nagel auf den Kopf". Manchmal wird dann auch durch eine "Bildrede" das Problem sichtbar. Doch die prophetische Rede dient auch anderen Zwecken. Zwei Verse später schreibt Paulus:

  • HSN 1Kor 14:3 - Wer aber prophetisch redet, redet zu Menschen – zu [ihrer] Erbauung und Ermahnung (26*) und Tröstung.

Prophetische Rede baut den Menschen geistlich auf, sodass er im Glauben und in seiner Beziehung zu Gott wachsen darf. Prophetische Rede korrigiert und verhindert, dass wir vom Weg abkommen (sofern wir auf sie hören), und sie tröstet und ermutigt uns auch! Prophetie vermittelt uns ebenso eine untrügliche Hoffnung!

Christen, die aus einer Vertrauensbeziehung zu Jesus leben und im Gebet Seinen Willen suchen, reden vielleicht viel öfter prophetisch, als ihnen selbst bewusst ist! Sie sagen im Gespräch möglicherweise einen Satz, bei dem das Gegenüber merkt: Das betrifft genau meine Situation und das hilft mir weiter!

Unterscheidung der Geister

+1253 · Beurteilung, Unterscheidung · 📖 Vorkommen · 🖌
διάκρισις‭ diá-krisis = Beurteilung, Unterscheidung‭
→ von διακρίνω‭ dia-kríno +1252 = beurteilen
aus:
→ → ‭διά‭ diá‭ +1223 = durch, auseinander‭
→ → κρίνω‭ kríno +2919 = urteilen‭
wörtlich: Auseinanderbringung, Durchurteilung
Erklärung:
Es geht darum, etwas zu testen, zu untersuchen und zu unterscheiden. Gutes und Böses zu trennen, eine Angelegenheit zu beurteilen, einen Unterschied zu machen.

Die Unterscheidung oder Beurteilung der Geister ist eine sehr wichtige Gnadengabe, weil sie aufzeigt, was von Gott und was aus anderen Quellen stammt! Diese Gabe ist mit dem Geruchssinn vergleichbar. Durch den Geruchssinn können wir unter anderem erkennen, ob eine Speise noch genießbar ist oder ob sie bereits verdorben ist.

Was aber ist ein Geist, und was müssen wir uns unter dem Begriff "Geister" vorstellen? Ein Geist ist eine unsichtbare Macht, die Gedanken, Handlungen und Dinge verändern kann! Es gibt unsichtbare Geisteswesen wie z. B. Engel und Dämonen; aber auch jeder Mensch hat einen Geist, und jeder Geist prägt und verändert auch seine Umwelt. Wir können wohl kaum einem Menschen begegnen, ohne in irgendeiner Weise von ihm beeinflusst zu werden. Gedanken, Aussagen, Texte und Bilder verteilen einen "geistlichen Geruch". Soziale Medien verstreuen geistliche Inhalte, und sie prägen unseren Geist viel mehr, als wir denken!

Im Gegensatz zu allen anderen Geistern kann der Geist Gottes Wesen und Dinge aus dem Nichts erschaffen. Der Geist Gottes ist im Vergleich zu allen anderen Geistern absolut souverän, und Er ist der einzige, der auch das tun kann, was Er will. Er hat als einziger einen freien Willen, während wir nur einen eigenen Willen haben, der manchmal das machen kann, was er will! Selbst Satan kann nicht immer das machen, was er will. (Hi 1).

Gott ist Geist, und zum Glück ist Er auch die Liebe! Er weiß, dass eine Ewigkeit nur dann Sinn macht und erfüllend ist, wenn die Liebe alles beherrscht! Darum tut Er gar nichts, was nicht dem Motiv Seiner göttlichen Liebe entspringt. Selbst hinter Seinen schweren Zorngerichten steht das Motiv Seiner Liebe, bis Er alles in allen ist. (1Kor 15:28)!

Vielleicht gibt es so viele Geister wie "Sand am Meer". Auf jeden Fall sind wir von einer nicht zählbaren Menge von "Geistern" umgeben, und jeder Geist hat auch seinen eigenen "Geruch". Eine ganz wesentliche Geisterunterscheidung macht Johannes, wenn er schreibt:

  • HSN 1Jo 4:2-3 - "Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, [dass] Jesus Christus im Fleisch gekommen [ist], der ist aus Gott; 3 jeder Geist aber, der Jesus nicht [so] bekennt, der ist nicht aus Gott. Und das ist der [Geist] des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er kommt, und er ist jetzt schon in der Welt. –"

Was beinhaltet dieses Bekenntnis? Jeder Geist, der bezeugt, dass der "Mensch" Jesus, "Jahweh, der gesalbte Welten-Retter ist", der ist aus Gott! Genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister! Wenn ein Mensch das bekennt, dann dürfen wir davon ausgehen, dass jener auch ein Bruder ist! An der Liebe zu Jesus und zu Seinem Wort entscheidet sich alles!

Was sind die Merkmale einer solchen Unterscheidung?

Der Geist aus Gott Fremder Geist
Er bezeugt Jesus als den gesalbten Retter der Welt. Er sagt: "Jesus war nur ein Religionsgründer, Prophet und guter Mensch, aber nicht Gott und auch nicht die Wahrheit!"
Er liebt und verherrlicht Jesus. Er sucht nur die Ehre Gottes. Er sucht seine eigene Ehre.
Er glaubt, dass die 66 Bücher der Bibel das Wort Gottes sind. Jesus Christus, der auch das Wort Gottes ist, ist auch die Wahrheit. Die Wahrheit ist relativ, und alle Religionen und Philosophien enthalten einen Teil der Wahrheit.
Er liebt auch die Feinde und segnet die, die fluchen. Er liebt nur die, die auch ihn lieben!
Er ist demütig und sanftmütig! Er ist hochmütig und herrschsüchtig!
usw. usw.

Zungenrede und ihre Auslegung

+1100 · Zunge, Sprache · 📖 Vorkommen · 🖌
γλῶσσα‭ glôssa = Zunge, Sprache
→ von ‭γλωχίς‭ glochís = hervorragende Spitze
Erklärung:
Bei diesem Begriff geht es nicht nur um das Körperteil im Mund, sondern auch um die Sprache oder den Dialekt, der von einem bestimmten Volk verwendet wird und sich von dem anderer Nationen unterscheidet.

Die Zunge ist ein Werkzeug, mit dem ich Worte aussprechen kann. Jeder gesprochene Satz vermittelt mehr oder weniger auch geistliche Inhalte. Die Gabe der Zungen(-Rede) geht auf das Pfingstereignis zurück. Da lesen wir, wie der Heilige Geist auf die versammelte Gemeinde kam. In Apg 2:3-4 heißt es:

  • "Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. 4 Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen."

Die "feurigen Zungen" weisen darauf hin, dass die Gemeindeglieder durch den Heiligen Geist Dinge aussprechen konnten, die von der "feurigen Gottesliebe" geprägt waren (Hl 8:6). Sie äußerten Worte, die für andere von größtem Nutzen waren. Durch ihre "Zungenrede" konnten fremdsprachige Anwesende von den wunderbaren Taten Gottes hören und so zum Glauben an Gott kommen. Dieses Reden diente dazu, dass Menschen begannen, aus dem Vertrauen auf den HERRN zu leben! So lesen wir in diesem Kapitel, wie die "einfachen Galiläer" in 16 Sprachen bzw. Dialekten zu der Menge sprachen. Das war unter anderem das sogenannte "Pfingstwunder".

Die Zungenrede soll stets zur Ehre Gottes und zum Aufbau dienen. Wo dies nicht der Fall ist, sollte keine Zungenrede stattfinden! Paulus sprach für sich selbst in Zungen, da dies für ihn persönlich erbauend war (1Kor 14:18 / 1Kor 14:4). Dennoch vermied er es, in der Gemeinde ohne Auslegung in Zungen zu sprechen, da dies nicht zum Aufbau der Gemeinde beitragen würde, wie er das in 1Kor 14:19 zum Ausdruck bringt:

  • "Aber in der Versammlung will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstand, um auch andere zu unterweisen, als zehntausend Worte in einer Sprache."

Diese Ordnung muss auf jeden Fall beachtet werden. Möglicherweise hat Paulus durch die Gabe der Zungenrede in so mancher schweren Situation Trost gefunden (in der Einsamkeit, im Gefängnis usw.).

Es ist wahrscheinlich, dass die Gläubigen, die in Zungen reden, in der Minderheit sind, und nicht alle besitzen diese Gabe (1Kor 12:30). Ich denke auch, dass es für die meisten Gemeinden in unseren Breitengraden nicht angebracht ist, in Zungen zu reden. Die Gefahr der Unordnung ist hier nicht zu unterschätzen, da es oft vorkam, dass einige in Zungen redeten und niemand da war, der es dann auch auslegte! Das darf auf keinen Fall geschehen!

Der Geist bewirkt alles, wie Er will

Alle Gnadengaben hat der Heilige Geist in Seiner Souveränität verteilt! Er allein bestimmt, wer welche Gabe bekommt. Ob Paulus alle Gaben besaß, weiß ich nicht, aber in aller Regel hat niemand alle Gnadengaben! Das hat den Vorteil, ...

  • ... dass sich jeder auf das fokussieren kann, was der HERR ihm gegeben hat. Das schützt auch vor Burnout.
  • ... dass wir aufeinander angewiesen sind.
  • ... dass alle mit ihren unterschiedlichen Gnadengaben gefragt sind. In der Praxis ist es oft so, dass gewisse Gaben von der Gemeindeleitung unterdrückt oder nicht gefördert werden. Das ist manchmal schade, aber da wohl die meisten Gemeinden nicht in allen Bereichen auch eine Berufung haben, muss dies so akzeptiert werden. Natürlich muss sich jede Gemeindeleitung auch fragen, ob sie durch ihren Führungsstil gewisse Gnadengaben unterdrücken, die der Heilige Geist für diese Gemeinschaft vorgesehen hat!
  • ... dass wir aufeinander hören und achtgeben lernen.

Wenn wir die Zuteilungen des Geistes Gottes akzeptieren und beachten, dann wirkt sich das optimal auf die Gemeinde aus! Sie kann dann so wachsen, wie sich der HERR das wünscht!

Ein Leib, viele Glieder

Verse 12-20

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·
ELB 1Kor 12:12 Denn wie der Leib [einer] ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl viele, [ein] Leib sind: so auch der Christus.
ELB 1Kor 12:13 Denn in [einem] Geist sind wir alle zu [einem] Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit [einem] Geist getränkt worden.
ELB 1Kor 12:14 Denn auch der Leib ist nicht [ein] Glied, sondern viele.
ELB 1Kor 12:15 Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib: gehört er deswegen nicht zum Leib?
ELB 1Kor 12:16 Und wenn das Ohr spräche: Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leib: gehört es deswegen nicht zum Leib?
ELB 1Kor 12:17 Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn ganz Gehör, wo der Geruch?
ELB 1Kor 12:18 Nun aber hat Gott die Glieder bestimmt, jedes einzelne von ihnen am Leib, wie er wollte.
ELB 1Kor 12:19 Wenn aber alles [ein] Glied wäre, wo wäre der Leib?
ELB 1Kor 12:20 Nun aber sind zwar viele Glieder, aber [ein] Leib.

Leib und Glieder

Paulus sagt hier, dass der Leib aus vielen unterschiedlichen Gliedern besteht. So manch einer denkt vielleicht: "Paulus, du sagst uns nichts Neues, das weiß doch jedes Kind!" Ja, die Tatsache, dass ein Körper aus unterschiedlichen Körperteilen besteht, dürfte jedem bekannt sein, aber die geistlichen Zusammenhänge und ihre Bedeutung für den praktischen Alltag in der Gemeinde haben wir vermutlich noch viel zu wenig realisiert!

Ein Geist und verschiedene irdische Identitäten

In V. 13 macht Paulus darauf aufmerksam, dass die einzelnen Glieder des Leibes Jesu unterschiedliche irdische Identitäten haben. Da gibt es solche, die zu den Juden gehören, und solche, die zu den Griechen gehören. Der Ausdruck "Griechen" wird von Paulus oft auch als Synonym für "Nichtjuden" verwendet. An dieser Stelle dürften also alle nichtjüdischen Nationen gemeint sein, bzw. alle Gotteskinder aus allen Nationen! Für Paulus war auch nicht entscheidend, ob man ein freier Bürger Roms oder ein Sklave war. Für ihn war jeder Bruder und jede Schwester eine große Kostbarkeit, weil jeder ein einmaliges Glied war, das unbedingt dazugehörte!

Egal, welche irdische Identität wir besitzen, als Glieder des Leibes Jesu sind wir alle mit dem Heiligen Geist getränkt worden. Allein diese Tatsache vermittelt uns höchste Würde und nicht der Umstand, ob wir ein gutverdienender Konzernchef oder ein einfacher Bauarbeiter sind! (Nebenbei bemerkt: Jesus war ein einfacher Bauarbeiter. Seine irdische Stellung war viel geringer als die des römischen Statthalters!)

Als Christen sollten wir einander nicht mehr nach der irdischen Identität beurteilen und uns auch nicht von der gesellschaftlichen Stellung beeindrucken lassen. Wir sollten dem Bruder, der als einfacher Bauhandwerker tätig ist, genauso viel Wertschätzung entgegenbringen wie einem Professor!

Unser irdische Körper

Bevor ich auf die geistlichen Zusammenhänge von Leib und Glieder näher eingehe, möchte ich an dieser Stelle noch ein paar Worte über das Wunder unseres menschlichen Körpers weitergeben. Bereits David staunte darüber, als er in Ps 139:14 folgendes dichtete:

  • "Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl."

Betrachten wir zum Beispiel das Wunder unseres Herzens! Prof. Hochrein-Schleicher schreibt dazu:

"Das wichtigste Organ des menschlichen Körpers ist das Herz. »Die erste Sekundenuhr der Technik war das Herz. Es gibt keine zweite Maschine, die sich rühmen könnte, 70, 80 und mehr Jahre ohne Unterbrechung, ohne Reinigung, Reparatur oder Ersatz auch nur des kleinsten Teiles tätig zu sein. Das Herz ist der leistungsfähigste Motor der Welt. Er schlägt 100 000-mal am Tag, fast 40 Millionen Mal im Jahr und kommt in 70 Jahren an 3 Milliarden Pumpzüge heran. Mit jedem Schlage hebt es 1/10 Liter Flüssigkeit empor und pumpt so in der Minute 7, in der Stunde 300 Liter Blut. Es pumpt diese Blutmenge durch ein Gefäßsystem von rund 100 000 km Länge. Es leistet mit jedem Hub eine Arbeit, die etwa ein Pfund einen Meter hochhebt. Würde es seine Kraft dazu ausnützen können, sich selbst emporzuheben, so stiege es in einer Stunde bis zur Höhe der Zugspitze empor."

Wenn wir einen Hirnforscher, einen Neurologen oder eine Pneumologin über ihr Fachgebiet ausfragen würden, fänden wir ebenfalls Aussagen, die uns ins Staunen versetzen würden.

Die Länge aller Nervenfasern eines menschlichen Körpers wird auf mehrere 10 000 km geschätzt. Die lange Funktionsfähigkeit einer Lunge ist ebenso ein Wunder, vor allem bei einem Kettenraucher, dessen Lunge wie ein schwarzer Schornstein aussieht. Das alles zeigt uns auch die Genialität unseres Schöpfers!

Dass wir kein Produkt eines "zufälligen Evolutionsprozesses" sind, zeigt sich für mich auch in der Tatsache, dass jeder Mensch und fast jedes Tier äußerlich symmetrisch aufgebaut ist, während die Eingeweide asymmetrisch nebeneinander liegen! Das zeigt uns, dass die Schönheit für den Erschaffer aller Lebewesen etwas Wichtiges ist. Eine zufällige Evolution aller Lebewesen hätte sich bestimmt nicht an eine konsequente äußere Symmetrie gehalten, während sie diese bei den Eingeweiden weglässt.

Die geistliche Bedeutung der Glieder und des Leibes

Wie bereits erwähnt, ist es ein unbeschreibliches Vorrecht, dass wir "kleine Menschen" zum Leib des Königs der Himmel gehören dürfen! Als Glieder Jesu sind wir auch Söhne Gottes und Miterben Jesu Christi! Wenn das nicht im Wort Gottes stehen würde, könnte ich dies nie glauben, weil ich das als größenwahnsinnig einstufen würde! Es wäre auch größenwahnsinnig, wenn wir dächten, dass diese Identität aus unserer Frömmigkeit entstanden ist! Die Identität eines Gliedes am Körper Jesu ist nur durch die Neuzeugung von Seiten Gottes entstanden und ist ein reines Geschenk der Gnade Gottes! Das muss uns total bewusst werden, damit wir auch die geistliche Bedeutung dieses Kapitels erfassen können!

Warum widmet sich Paulus so intensiv dem Thema des Leibes und seiner Glieder? Das liegt daran, dass wir Menschen uns viel zu sehr als autonom funktionierende Lebewesen einstufen (nebenbei bemerkt: Eine Biene oder Ameise sieht sich selbst nicht so)! Wir schauen auf uns und vergleichen uns mit anderen. Leider definieren wir unsere Identität normalerweise über den Vergleich mit anderen: "Wer ist stärker? Wer ist schöner? Wer ist begabter? Wer ist angesehener? Wer ist besser? Wer ist wichtiger? usw."

Die Angesehenen und Hochbegabten fühlen sich in ihrer Identität, in der Regel, wohl! Aber relativ viele Menschen fühlen sich minderwertig und denken: "Ach, ich habe nicht so viel Kraft wie der andere, mein Gedächtnis ist schlechter, meine Ausdauer ist mangelhaft, meine Intelligenz und Disziplin lässt zu wünschen übrig usw." Auch in den evangelikalen Kreisen gibt es die "Stars", die verehrt, bewundert und beneidet werden!

Der Fuß und die Hand

Genau hier setzt Paulus an und schreibt in V. 15:

  • "Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leib: gehört er deswegen nicht zum Leib?"

Möglicherweise sagt sich der Fuß: "Tagaus, tagein stehe ich auf der dreckigen Erde. Ich komme ständig mit dem Kot der Straße in Berührung (früher gab es fast ausschließlich Sandalen, wo die Füße dreckig wurden. Heute sind sie in Schuhen; stinken aber trotzdem). Ich muss nur immer den ganzen Leib herumtragen und die Last wird mir manchmal zu schwer! Ich kann nicht so schöne Dinge herstellen wie die Hand! Die Hand ist so vielfältig begabt und kann so vieles und ich mache immer das Gleiche: "Stehen, laufen, tragen und stinken!" Wenn sich der Fuß ständig mit der Hand vergleicht und immer unzufriedener wird, dann fragt er sich vielleicht: "Braucht mich der Leib wirklich?"

Bei einem normalen Körper stellt sich diese Frage nicht; man ist lediglich frustriert, wenn ein einziges Körperteil nicht funktioniert. Aber beim geistlichen Körper werden solche dummen Fragen immer wieder gedacht oder vielleicht (nonverbal) geäußert: "Braucht es mich, mit meinen beschränkten Fähigkeiten, wirklich?"

Das Ohr, das Auge und der Geruch

Wir empfinden das Gehör vielleicht als weniger wichtig als das Auge. So manch einer sagt sich: lieber gehörlos als blind! Den Geruch empfinden wir noch unwichtiger. An dieser Stelle sehen wir, dass sich das Ohr und die Nase als unwichtiger empfinden, und auch hier muss Paulus die Gläubigen ermahnen und sagen: "Wir brauchen alle, und wenn ein Glied fehlt, ist der Leib unvollständig!"

Das Ohr könnte sagen: "Das Auge sieht so weit! Es kann Berge in hundert Kilometer Entfernung sehen; es sieht den Mond, der ca. 384 000 km entfernt ist, und sogar die Andromedagalaxie, die etwa 2,5 Millionen Lichtjahre (2.37 x 10^19 Kilometer) von der Erde entfernt ist; ich hingegen höre maximal ein paar Kilometer weit, und das Auge kann die Richtung auch viel besser angeben! Von der Nase, die die Gerüche wahrnimmt, wollen wir schon gar nicht reden, die empfinden wir vielleicht noch unbedeutender! Aber die Nase kann den ganzen Leib retten, wenn sie z. B. ein gefährliches Gas riecht, das nach einer gewissen Zeit den Tod herbeiführen kann!

Apropos Auge und Ohr: Das Auge kann das Licht erfassen, während das Ohr den Schall wahrnimmt. Sowohl das Licht als auch der Schall bestehen aus Wellen! Eigentlich unterscheiden sie sich im Wesentlichen in der Frequenz: Das Licht hat eine viel höhere Frequenz. Wenn ich eine Schallfrequenz mit einer Billion Pi multipliziere, dann erhalte ich z. B. die Lichtfrequenz von Rot! Man könnte sagen, dass Auge und Ohr "Instrumente" sind, die lediglich unterschiedliche Wellen-Frequenzen wahrnehmen.

Mit wem soll ich, geistlicherweise, das Auge und das Ohr am Leib Jesu vergleichen? Ich weiß nicht, ob meine Interpretation zutreffend ist, aber möglicherweise sind diejenigen "Auge", die prophetisch und heilsgeschichtlich in die weite Ferne schauen können und so die wunderbaren Ziele Gottes vermitteln können, während die "Ohren" besser wahrnehmen, was jetzt "dran" ist, weil sie sensibler auf die Stimme Jesu geworden sind. Die "Nase" realisiert möglicherweise viel besser, ob in einer Gemeinschaft der "Wohlgeruch der gegenseitigen Wertschätzung und Liebe" präsent ist oder ob sich in einer Gruppe der "Gestank des Hochmuts und der Gesetzlichkeit" breit gemacht hat!

Darum ist es so wichtig, dass wir aufeinander hören und anhand der Bibel demütig prüfen, ob die Aussagen des Bruders oder der Schwester zutreffend sind!

Wir gehören zusammen, wir brauchen einander, und die Vielfalt der Gaben und Berufungen macht uns unglaublich reich, sofern wir sie zulassen!

Wenn der ganze Leib Auge wäre

Wenn mein Leib nur aus Augen bestehen würde, könnte ich ihn nicht gebrauchen. Man stelle sich nur einmal die Katastrophe vor, wenn meine ganze Fußsohle aus Augen bestehen würde! Die Augen wären absolut überfordert, den ganzen Leib zu tragen; sie würden elendiglich zugrunde gehen!

Oder stellen wir uns eine Ortsgemeinde vor, die nur aus Theologieprofessoren besteht! Ich möchte nicht in einer solchen Gemeinde leben und arbeiten! Tabita, bzw. Dorkas, nähte Kleider für arme Witwen und machte einen wunderbaren Liebesdienst (Apg 9:39). Ich glaube, es gibt kaum ein Theologieprofessor, der dazu in der Lage gewesen wäre!

Die untrennbare Zusammengehörigkeit des Leibes

Verse 21-26

Bedeutung der Markierungen (§fm) 🖌️
Wichtig, grundlegend, zentral (§rt)
Mensch, Seele, Sünde, Blut (§ro)
Gericht, Leid, Feuer, (§or)
Gott, Geist, Liebe, Licht, Öl (§ge)
Leben, Neues, Pflanzen (§hg)
Weisheit, Verständnis, Erkenntnis (§gt)
Verheißung, Prophetie, Auferstehung (§gr)
Treue, Glauben, Vertrauen, Himmel (§hb)
Rat, Weisung, Gebot, Wasser (§bl)
Gnade, Güte, Barmherzigkeit, Herrlichkeit (§vi)
Freude, Ruhe, Stille, Gottesfurcht, Wein (§vt)
Ermunterung, Zuspruch, Ermahnung, Trost (§pi)
Boshaftigkeit, Gesetzlosigkeit, Verführung (§sw)
Hervorhebung 1 (§f)
Hervorhebung 2 (§l)

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·
ELB 1Kor 12:21 Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht; oder wieder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht;
ELB 1Kor 12:22 sondern gerade die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig;
ELB 1Kor 12:23 und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit;
ELB 1Kor 12:24 unsere wohlanständigen aber brauchen es nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dabei dem Mangelhafteren größere Ehre gegeben,
ELB 1Kor 12:25 damit keine Spaltung im Leib sei, sondern die Glieder dieselbe Sorge füreinander hätten.
ELB 1Kor 12:26 Und wenn [ein] Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn [ein] Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit.
ELB 1Kor 12:27 Ihr aber seid Christi Leib und, einzeln genommen, Glieder.

Auge und Hand - Haupt und Füße

In V. 15 ermutigte Paulus den scheinbar "minderwertigen Fuß", indem er ihm deutlich machte, dass er genauso wie die Hand zum Leib gehört und genauso sehr gebraucht wird. Er wollte unter anderem den Fuß von seinen "Minderwertigkeitsgefühlen" befreien.
Hier in V. 21 macht Paulus das Gegenteil: Er möchte das "erhabene Auge" von der Gefahr des Hochmuts befreien, indem er schreibt, dass das Auge nicht zur Hand sagen kann: "Ich brauche dich nicht!" Das Auge könnte sich zum Beispiel sagen: "Ich habe den totalen Überblick! Aber die Hand ist so was von blind, die sieht ja nicht mal, was in drei Meter Entfernung ist!"
Manche Christen haben einen tiefen Einblick in die Heilsgeschichte Gottes, sie erkennen große Geheimnisse, aber sie können überhaupt nicht anpacken und das tun, was unbedingt notwendig ist. Wenn Gläubige mit "großer Erkenntnis" auf die herunterschauen, die "weniger Erkenntnis" haben, dann haben sie nichts begriffen und benötigen unbedingt einen Nachhilfeunterricht über 1Kor 12. Gerade die sogenannten "Augen" werden hier von Paulus ermahnt!

Das Haupt des Leibes, beziehungsweise der herausgerufenen Gemeinde, ist Jesus Christus! Wenn Paulus hier sagt, dass das Haupt nicht zu den Füßen sagen kann: "Ich brauche euch nicht!", dann ist das an dieser Stelle natürlich keine Ermahnung, sondern eine wunderbare Feststellung! Paulus bringt damit zum Ausdruck, dass das Haupt zu keinem einzigen Glied sagt: "Ich brauche dich nicht!" Jesus braucht alle seine Glieder, und er will auch alle seine Glieder brauchen! Für ihn ist klar: "Wenn auch nur ein einziges Glied fehlt, dann bin ich nicht vollständig und auch nicht vollendet! Ich brauche jeden einzelnen, um zur Vollendung zu kommen!

Schwächer Scheinende, weniger Ehrbare, Unanständige und Mangelhaftere

Das griechische Wort asthenes (+772) beinhaltet "'Schwachheit", "mangelnde Energie oder Stärke", "Kränklichkeit" oder "Armseligkeit"! Der Apostel spricht hier auch davon, dass diese Geschwister schwächer "scheinen", und damit ist auch gemeint, dass die Betroffenen "meinen, solch Schwache zu sein!" Es mag sein, dass sie äußerlich betrachtet viel weniger leisten können als andere, aber gerade durch ihre Schwachheit sind sie mehr vom HERRN abhängig, und die Kraft des HERRN kommt bekanntlich gerade in der Schwachheit zur Vollendung (2Kor 12:9)! Körperliche und manchmal auch seelische Schwächen führen oft dazu, dass man sich auf das Wesentliche fokussiert und keine Energie für unnötige Dinge verwendet, die keinen Ewigkeitswert haben!

+820 · entehrt, ehrlos · 📖 Vorkommen · 🖌
ἄτιμος átimos = entehrt, ehrlos
aus:
→ ἀ a (priv.) = ohne (negatives Präfix)
→ τιμή timé = Ehre
wörtlich: unwert
Erklärung:
ohne Ehre oder Wert, ungeehrt, verachtet, gering geachtet, minder, unansehnlich, niedrig, von geringer Wertschätzung.
Das Wort "átimos" beschreibt jemanden oder etwas, das keine Ehre oder Wertschätzung hat. Es kann sich auf eine Person beziehen, die aufgrund ihrer Taten oder ihres sozialen Status verachtet wird, oder auf etwas, das als wertlos oder unbedeutend angesehen wird.

Solche, die meinen, "weniger ehrbare" oder "unwertere" Glieder zu sein, sehen ihre beschränkten Begabungen und merken im Vergleich mit anderen, dass sie nicht annähernd so viel bewirken können. Das griechische Wort atimos (+820) könnte man auch mit "entehrt" oder "entwertet" übersetzen. Diejenigen, die meinen, sie seien unwertere Glieder, wurden möglicherweise von anderen oder durch sich selbst entwertet. Nun setzt der Heilige Geist durch den Apostel Paulus einen Kontrapunkt, indem sie mit größerer Ehre umgeben werden! Das hat Paulus und seine Mitarbeiter praktiziert, und das ist auch die Zielvorgabe für alle! So sollte es in der Gemeinde sein, und da, wo dies umgesetzt wird, herrscht eine wunderbare wertschätzende Atmosphäre der Liebe!

+809 · unanständig · 📖 Vorkommen · 🖌
ἀσχήμων aschēmon = unanständig, unschicklich
aus:
→ ἀ (priv.) = nicht (negatives Präfix)
→ σχῆμα schēma = äußere Erscheinung; (w. nicht [positiv]-äußerlich erscheinend)
wörtlich: unschicklich
Erklärung:
unanständig, unschön, hässlich, ohne schöne Gestalt, unpassend, (in der SEP:) umschreibend für die Geschlechtsteile.
Das Wort "aschēmon" beschreibt jemanden oder etwas, das nicht schön oder anständig ist. Es kann sich auf die äußere Erscheinung beziehen, aber auch auf das Verhalten oder die Moral. In der SEP wird es manchmal als umschreibende Bezeichnung für die Geschlechtsteile verwendet.

"Aschemon" (+809) lautet das griechische Wort für "unanständig". Man könnte auch sagen, dass das äußere Erscheinungsbild der "Unanständigen" nicht positiv bzw. vorteilhaft wirkt! Sie erscheinen unschicklich, und nicht selten verhalten sie sich auch ungeschickt! Ich kenne z.B. einen Bruder, der manchmal von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt, obwohl er ein gütiges und liebendes Herz hat. Hier stellt Paulus fest, dass sie eine größere Wohlanständigkeit oder Wohlgeschicklichkeit haben. Offensichtlich ist das eine geistige Tatsache, die man vermutlich nicht sieht! Diese Glieder haben vom HERRN eine größere Wohlanständigkeit bekommen. Weil das so ist, dürfen wir ihnen auch mit größter Wertschätzung begegnen!

+5302 · ermangeln · 📖 Vorkommen · 🖌
ὑστερέω hysteréo = ermangeln
→ von ὕστερος hýsteros = letzte; (w. zu spät sein)
Erklärung:
Ermangeln, mangelhaft, Mangel haben, etwas entbehren. zu spät kommen, später kommen bzw. Zweiter sein. Hinter etwas zurückstehen (an Macht, Einfluss, Rang). Von Personen: geringer sein als …; »zu kurz kommen«.
Metaphern:
Im Rennen zurückgelassen zu werden und so das Ziel nicht zu erreichen. Es nicht schaffen, Teilhaber zu werden, zurückfallen. Eine unterlegene Person. An Wert mangeln (minderwertig sein).

Die "Mangelhafteren" (griech. hysteréo, +5302) erscheinen wie die "Letzten", weil dieses Wort von "hýsteros" stammt, was wiederum "letzte" heißt (w. zu spät sein). Es sind solche, die etwas verpassen, versäumen oder nicht erreichen! Sie stehen in Bezug auf andere an Macht, Einfluss und Rang zurück! Auch hier hat Gott diesen Gliedern mehr Wert und Ehre (griech. "time", +5092) gegeben! Das ist ebenso ein Faktum! Vielleicht kann man diese Begebenheit auch doppeldeutig sehen:

  1. Diejenigen unter uns, die von Natur aus die Letzten sind, haben von Gott mehr Ehre erhalten (z.B. Paulus, der ehemalige Christenverfolger). Er hat in der Gemeinde eine besondere Ehre bekommen!
  2. Alle die, welche in der Gemeinde kaum Beachtung erhalten und die als die Letzten angeschaut werden, weil sie so unauffällig und mit wenig äußerlicher Wirkung ihren Dienst tun, haben von Gott eine besondere Ehre bekommen, die man jetzt aber auch nicht sehen kann. Vor dem Angesicht Jesu wird das dann aber offenbar, und wir werden staunen, wie alles ganz anders ausschaut, als wir es heute wahrnehmen!

Größere Ehre und Wohlanständigkeit

+5092 · Wert, Ehre · 📖 Vorkommen · 🖌
τιμή‭ timé = auch Ehre, Ehrbarkeit, Wertschätzung
→ von‭ ‭τίνω‭ tíno +5099 = erstatten‭ (durch Wertschätzung)
Erklärung:
Durch eine echte Erstattung kommt es auch zu einer Wertschätzung und Anerkennung
+2157 · Wohlanständigkeit · 📖 Vorkommen · 🖌
εὐσχημοσύνη eu-schemosýne = Wohlanständigkeit
→ Abstrakte Eigenschaft von εὐσχήμων eu-schémon = anständig
wörtlich: Schicklichkeit
Erklärung:
Nach außen erscheinende Wohlanständigkeit, Anstand, Bescheidenheit, Anmut, Charme oder Eleganz der Figur, äußere Schönheit. Ordentliche, gute und schickliche Haltung.

In V. 23 schreibt Paulus:

  • ... und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre; und unsere nichtanständigen haben größere Wohlanständigkeit;

An dieser Stelle möchte ich das Beispiel des Darms aufgreifen. Der Darm gehört zu den wichtigsten Organen des Leibes! Während ich theoretisch ohne Augen und Hände leben kann, ist ein Leben ohne Darm undenkbar. Wir empfinden den Darm nicht als ein "wohlanständiges und ehrbares Organ", weil er die ganze Zeit "ekelerregende und stinkende Ware" transportiert! Das erstaunliche am Darm ist die Tatsache, dass er aus diesem "Mist" alles, für den Körper Brauchbare, aussondert und dem Leib zuführt! Mit anderen Worten: Der Darm ist ein Wunder - ein "Superheld". Dieser unanständigen Kerl wird von andern Gliedern des Leibes mit "Wohlanständigkeit" umgeben. Der Darm ist mit Muskeln, Bändern, Fett und Haut umgeben, sodass seine Unanständigkeit nicht zutage tritt.

Fazit: Der Darm ist ein lebenswichtiges Organ, das wir nicht unterschätzen sollten. Er ist ein Wunderwerk Gottes!

Im Leib Jesu finden wir manchmal unverzichtbare und ganz wichtige Geschwister, die wir nicht unbedingt als angenehm empfinden. Es sind vielleicht auch solche, die besser nicht an die Öffentlichkeit – bzw. nach außen – treten. Diese Geschwister sollten wir besonders wertschätzen. Wir sollten sie so umgeben, dass sie nicht bloßgestellt werden können.

Warum sollen wir sie besonders wertschätzen? Weil sie in der Regel zu wenig Anerkennung bekommen und weil sie aber trotzdem unverzichtbar sind!

Nehmen wir ein Beispiel aus der Berufswelt: Es gibt hervorragende Buchhalter und Programmierer. Sie sind aber absolut ungeeignet, das Produkt ihrer Firma an den Kunden zu bringen. Dafür bedarf es der Verkäufer, die jedoch nicht in der Lage sind, das Produkt, das sie anpreisen, auch herzustellen.

Ich kenne ganz wertvolle Brüder. Sie haben auch eine große Liebe zu allen Heiligen. Trotzdem tappen sie manchmal von einem Fettnäpfchen ins andere. Sie praktizieren unscheinbare Liebes- und Gebetsdienste, weshalb sie unverzichtbar sind. Kaum jemand schenkt ihnen jedoch Anerkennung!

Warum ist das so? Weil ihre Dienste oft im Verborgenen geschehen. Sie putzen zum Beispiel die Gemeinderäumlichkeiten und kümmern sich um Menschen, die in Schwierigkeiten sind. Diese "unscheinbaren" Dienste sind aber wichtig für die Gemeinschaft und tragen zum Zusammenhalt bei.

Vorbildliche und "charismatische Persönlichkeiten" erfahren in der Regel große Anerkennung und Wertschätzung. Manchmal sogar zu viel, sodass sie Gefahr laufen, überheblich zu werden. Eigentlich sollten wir lernen, denen, die kaum Wertschätzung bekommen, mehr Wertschätzung zu geben. Gleichzeitig sollten wir diejenigen etwas weniger rühmen, die viel Anerkennung bekommen.

In meiner Funktion als Lehrer in der Gemeinde erfahre ich ausreichend Wertschätzung. Dies empfinde ich auch als Ausdruck der Dankbarkeit der Geschwister für meine Arbeit. Somit habe ich keinen Grund zur Klage.

Ich weiß aber auch: Wenn ich gar keine Anerkennung mehr bekommen würde, würde mich das anfechten. Dies liegt nicht daran, dass ich ein "Komplimentenjäger" bin. Ich möchte nicht von der Anerkennung von Menschen abhängig sein. Wenn sie jedoch ausbleibt, frage ich mich ernsthaft, ob mein Dienst wirklich ein Segen für die Menschen ist. Es geht also nicht um Ehrsucht, sondern mehr um die Bestätigung des Dienstes.

Es ist jedoch möglich, dass der Herr mir jegliche menschliche Anerkennung entzieht. Dann will ich ihm aber immer noch aus Liebe dienen!

Statt Spaltung: gegenseitige Fürsorge

+4978 · Spaltung, Riss · 📖 Vorkommen · 🖌
σχίσμα schísma, σχισμή schismé = Spaltung, Riss
→ von σχίζω schízo +4977 = zerreißen
wörtlich: Riss
Erklärung:
Der entstandene Riss (in einem Kleid; Mt 9:16 / Mk 2:21). Spaltung, Teilung, Zerwürfnis, Zwiespalt (aufgrund von Uneinigkeit und Meinungsverschiedenheiten).
+3309 · sorgen · 📖 Vorkommen · 🖌
μεριμνάω merimnáo = sorgen, sich kümmern
→ von μέριμνα mérimna +3308 = Sorge
Erklärung:
1. Überängstlich besorgt bzw. beschäftigt sein, sich um jemanden oder etwas (unnötige) Sorgen machen, mit Sorgen beschwert sein; grübelnd sinnen.
2. Für jemanden oder etwas sorgen; sich um seine oder eines anderen Angelegenheiten kümmern; fürsorglich sein.

Ein vollkommener Leib kann weder gespalten noch zerrissen sein. Er bildet – trotz völliger Unterschiedlichkeit der Glieder – eine harmonische und vollkommene Einheit. Leider ist die Gemeinde Jesu auf Erden heute noch nicht so weit!

Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  1. Nicht alle Anwesenden einer Ortsgemeinde sind auch wiedergeboren.
  2. Längst nicht alle suchen nur die "Ehre des HERRN"!
  3. Wahrscheinlich ist nur eine Minorität einer Ortsgemeinde mehrheitlich auf das Wohl der Geschwister fokussiert.
  4. Es gibt fleischlich gesinnte Christen, die die Rechthaberei als ihre Mission sehen und die sich zu wenig von der Liebe Gottes und vom Heiligen Geist führen lassen.
  5. Manche sehen sich als "Kämpfer für die Wahrheit". Das ist an sich nicht schlecht, aber manchmal tut man es mit falschen Mitteln (z.B. mit Aggressivität) oder man setzt sich zu stark für eine Nebensächlichkeit ein, die durchaus auch anders gesehen werden kann. Z.B. die Frage, wie ein Gottesdienst äußerlich gestaltet werden soll.
  6. Anfänger im Glauben setzen andere Prioritäten als Väter in Christus. Daraus ergeben sich Meinungsverschiedenheiten, die dann auch zu einer Spaltung führen können.

Manchmal ist eine Trennung auch notwendig, wenn es z.B. um eine Meinungsverschiedenheit in ganz zentralen Dingen geht. Wir können nicht mit Menschen "geistliche Gemeinschaft" haben, die abstreiten, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes sowie der Erlöser der Menschheit ist. Das bedeutet nicht, dass wir mit diesen Menschen keinen Kontakt mehr haben dürfen und dass wir sie nicht mehr lieben und respektieren sollen, aber eine geistliche Gemeinschaft kann nur auf dem Fundament des Evangeliums und des Wortes Gottes stattfinden.

Es ist wichtig, dass wir uns als Christen auf das Wesentliche konzentrieren:

  • Die Liebe zu Gott und zu den Menschen
  • Die Verkündigung des Evangeliums
  • Den Dienst an den Geschwistern

Das wirksame Mittel gegen eine Spaltung ist die gegenseitige Fürsorge!
Das Anteilnehmen am Ergehen des Bruders, das Mitgefühl für eine leidende Schwester und die flehende Fürbitte für die leidenden Geschwister bilden die Grundlage für die gegenseitige Fürsorge. Daraus entstehen dann Liebeswerke!

Alle liebenden Vorbilder der Bibel konnten das Schicksal ihrer Mitmenschen oder ihres Volkes nicht von ihrem eigenen Schicksal loslösen. Sie haben immer mitgelitten und sich füreinander eingesetzt. Mose und Paulus waren sogar bereit, sich für ihr Volk zu opfern (2Mo 32:32 / Röm 9:3).

Die Galater haben mit Paulus – der mit seinen Augen ein Problem hatte – so sehr mitgelitten, dass Paulus in Gal 4:15b bezeugen konnte:

  • "Denn ich stelle euch das Zeugnis aus, dass ihr, wenn möglich, eure Augen ausgerissen und mir gegeben hättet."

Die liebende Fürsorge basiert auf folgender Gesinnung:

  • HSN Phil 2:1-4 - [Gibt es] nun irgendeine Ermunterung in Christus, irgendeinen Zuspruch der Liebe, irgendeine Gemeinschaft des Geistes, irgendwelche innerste Regungen der Herzlichkeit und des Erbarmens, 2 so macht das Maß meiner Freude [dadurch] voll, dass ihr eines Sinnes seid, dieselbe [göttliche] Liebe habt, einmütig auf das Eine bedacht seid, 3 nichts aus Selbstsucht oder eitler Ruhmsucht [tut] sondern in Demut einander höher achtet als euch selbst; 4 dabei habe ein jeder nicht [nur] die eigenen Interessen im Auge, sondern ein jeder auch die der anderen.

In Leid und Freud sind wir total miteinander verbunden

Paulus beendet diesen Abschnitt mit dem Hinweis auf unsere totale Verbundenheit untereinander:

  • 1Kor 12:26 Und wenn [ein] Glied leidet, so leiden alle Glieder mit; oder wenn [ein] Glied verherrlicht wird, so freuen sich alle Glieder mit. 27 Ihr aber seid Christi Leib und, einzeln genommen, Glieder.

Hier geht es um mehr als nur um Solidarität! Das Mitleiden und Mitfreuen deutet an, dass die Einzelnen vom Schicksal ihrer Brüder und Schwestern so sehr betroffen sind, als wäre es ihr eigenes Schicksal. Die Intensität ist ähnlich der einer Mutter, die mitleidet, wenn ihr Kind mit Schmerzen konfrontiert wird, oder eines Vaters, der sich über den Erfolg seines Sohnes freut.

Paulus verwendet hier einmal mehr das Bild des Leibes. Wenn mein Fuß verletzt ist, dann fokussiert sich das Haupt und somit auch der ganze Leib auf den Fuß! Die Augen begutachten die Verletzung, die Ohren hören auf den Rat des Arztes, und die Hände geben sich alle Mühe, die Verletzung möglichst optimal zu behandeln und zu verbinden. Die Beine achten darauf, dass der Fuß behutsam oder gar nicht belastet wird.

Dieses Bild sollten wir vor Augen haben, wenn Geschwister in Not sind. Einerseits kann sich ein einzelnes Glied nicht um alles kümmern, und andererseits soll es zu der Hilfe beitragen, die ihm möglich ist. Das Auge muss nicht den Fuß verbinden, aber es muss genau hinschauen, damit die anderen Glieder, gemäß ihren Befähigungen, richtig helfen können.

Kein Glied muss alles tragen, und wenn uns eine große Last auferlegt wird, dann dürfen wir mit der Kraft Gottes rechnen. Wer meint, er müsse alles selbst tragen, ist Burnout-gefährdet und droht unter dieser Last zusammenzubrechen! Natürlich kann ich nicht den identischen Schmerz verspüren wie der Betroffene (ich habe andere und eigene Schmerzen, die ich verspüren werde), aber ich kann in ganz ähnlicher Weise mitleiden, wie eine Mutter mit ihrem leidenden Kind mitleidet! In jeder Situation benötigen wir auch Weisheit, um herauszufinden, welchen Anteil einer Last wir wirklich tragen sollen, und wir müssen auch aufeinander achten, weil nicht alle gleich stark belastbar sind.

Im Hebräerbrief finden wir diesbezüglich auch noch einen wertvollen Hinweis:

  • Hebr 13:3 - Gedenkt der Gefangenen als Mitgefangene, der Misshandelten als [Menschen], die auch selbst im Leibe [leben].

Das deutet auch ein großes Mitgefühl an. Obwohl ich keine Geschwister aus Nordkorea persönlich kenne, so habe ich auch schon um Brüder geweint, die in diesen Konzentrationslagern gequält werden.

Das Mitfreuen bewahrt uns vor Neid und verbessert erheblich unsere Lebensqualität. Fürbittende Geschwister haben auch Anteil am 'Erfolg' ihrer Brüder und Schwestern, und der geistlich 'Erfolgreiche' darf sich immer wieder bewusst machen, dass sein Gelingen ohne die Fürbitte seiner Geschwister kaum möglich gewesen wäre.

Gott hat die einzelnen mit unterschiedlichen Gnadengaben in der Gemeinde eingesetzt

Verse 28-30

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·

ELB 1Kor 12:28 Und die einen hat Gott in der Gemeinde eingesetzt erstens als Apostel, zweitens [andere] als Propheten, drittens als Lehrer, sodann [Wunder-]Kräfte, sodann Gnadengaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Leitungen, Arten von Sprachen.
ELB 1Kor 12:29 Sind etwa alle Apostel? Alle Propheten? Alle Lehrer? Haben alle [Wunder-]Kräfte?
ELB 1Kor 12:30 Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus?




Ankündigung größerer Gnadengaben

Vers 31

ℹ️ · 📖 · 📙 · ☰·
ELB 1Kor 12:31 Eifert aber um die größeren Gnadengaben! Und einen Weg noch weit darüber hinaus zeige ich euch:


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