Worte Agurs, des Sohnes Jakes - Spr 30:1-3

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339. Worte Agurs, des Sohnes Jakes - Spr 30:1-3

Worte AGURS, des Sohnes JAKES, der (prophetische) Ausspruch. Treuewort des Mannes zu ITHIEL, zu ITHIEL und ULAK: Fürwahr, ich bin unvernünftiger als irgend jemand, und Menschenverständnis habe ich nicht. Und Weisheit habe ich nicht gelernt, dass ich Erkenntnis des Allerheiligsten erkennen könnte.

Spr 30. bringt uns mit den Worten AGURS eine neue, kurze Spruchsammlung. Der rätselhafte Text der Verse Spr 30:1-3 hat die Übersetzer und Ausleger zu vielen Spekulationen veranlasst. Ich halte mich an den masoretischen Text, wie er in der "Elberfelder Übersetzung" und ihren Anmerkungen und bei Baader wiedergegeben ist.

AGUR spricht Worte aus, die zu einem prophetischen Gottesspruch werden, den er sogar eidlich beteuert (BA: Treuewort). Welche feierliche Eröffnung einer Rede an seine Söhne oder Schüler Ithiel und Ukal! Werden wir in dieser "Visitenkarte" Agurs nicht an die weihevolle Selbsterhöhung Bileams erinnert (4Mo 24:15-16)? Doch würden wir damit dem Weisheitslehrer Agur unrecht tun, wie wir an seiner demütigen Selbstbeschreibung und an der nachfolgenden Gottesoffenbarung noch erkennen werden. Wie mag ihm die Rede prophetischen Geistes und Inhaltes geschenkt worden sein, wie jüdische Ausleger "Ausspruch" deuten?

AGUR heißt zu deutsch: "Sammler, Versammelter", aber auch "Lohnarbeiter", der den kümmerlichen Ertrag seines Tageslohnes sammelt (im neuzeitlichen Israel wren die "aguroth" Pfennige). Er ist der Sohn JAKES, der Sohn des "Hörenden, des Gehorsams". Weist uns dies nicht wieder darauf hin, dass aus dem Hören Glaube und Gehorsam und ein Trostwort zur Stärkung für die Müden erwachsen, weil uns Jes 50:4-5 und Röm 10:17 ausdrücklich bestätigen? So sammelte dieser Weisheitslehrer die Gottesoffenbarungen in der "Kleingeldmünze des Alltags", bis sein Herz "mit gutem Worte" erfüllt war (Ps 45:1). Nun konnte er reden als rede er Aussprüche Gottes (1Petr 4:11).

Mit seinen Schülern ITHIEL und UKAL erwarten wir nun eine gewaltige Gottesoffenbarung; doch es ist, als hörten wir die Selbstbeschreibung eines Toren; so gibt es Ausleger, die in unseren Versen die Wiedergabe einer Diskussion zwischen dem Weisheitslehrer und einem Narren finden wollen. Doch gibt uns Agur einen Einblick in sein geistliches Werden, in die Anfänge und Grundlagen seiner Weisheit, wenn er davon spricht, dass er unvernünftiger sei als jedermann, dass er kein Menschenverständnis besitze, Weisheit nicht gelernt habe und darum keinen Zugang habe zur Erkenntnis des Allerheiligsten. Um dies recht zu verstehen, muss man 1Kor 1. und 1Kor 2. kennen; dort erfährt man, dass die Weisheit der Menschen keinen Zugang zur Wesenserkenntnis Gottes und der göttlichen Wirklichkeit finden kann, und dass Gott Seine Weisheit nur jenen "Toren" und "Unmündigen" offenbaren kann, die Ihn lieben. "Niemand betrüge sich selbst. Wenn jemand unter euch sich einbildet in diesem Äon weise zu sein, so werde er (erst einmal) töricht, damit er (dann) weise werden kann", sagt der Apostel in 1Kor 3:18. Und "wem Weisheit mangelt, der bitte Gott, und Gott, der bereitwillig gibt und keine Vorwürfe macht, wird sie ihm geben" (Jak 1:5)! Dies ist der heilsbiographische Anfang auf dem Weg der Weisheit. Es eröffnet sich zuerst die "Erkenntnis des VORHOFS" (die Erkenntnis der Existenz und Schöpferweisheit Gottes), sodann die "Erkenntnis des HEILIGTUMS" (die Erkenntnis unserer Verlorenheit und der Notwendigkeit der Erlösung) und schließlich die Erkenntnis des ALLERHEILIGSTEN, die uns zur Erkenntnis des Wesens und Planes Gottes führt. Damit stimmen die drei geistlichen Redestufen "Kinder, junge Männer, Väter" aus 1Jo 2:12-14 überein.

Wenn wir den biographischen Rückblick AGURS auf den Anfang seines Weges zur Weisheit einmal außer acht lassen und nur auf die Bedeutung seines Namens achten, dann dürfen wir in ihm auch etwas vom Wirken des Heiligen Geistes erkennen. AGUR, der Sammler, ist der Sohn JAKES, des Hörenden und Gehorsamen. Redet doch Gottes Geist "nicht aus sich selbst, sondern vielmehr das, was er vom Sohn hört", der ihn sendet. Er gibt lediglich weiter, was er von dem Christus empfing (Joh 16:13-14). So sammelt er Gottes Wort (vgl. Pred 12:11) und führt im Auftrag Jesu die große "Sammlungsbewegung" des Volke Gottes, Seiner Gemeinde (Eph 4. - Mt 12:30 - Joh 16:8-14). Sein eidlich beschworenes Verheißungs- und Treuewort ergeht gleicherweise an ITHIEL und UKAL:

ITHIEL: (= mit mir ist Gott; Erbbesitz Gottes - ein Bild für die Christusgemeinde; s. Eph 1:18 - Kol 1:12.
UKAL: (= abgehärmt, kummervoll; ein Bild des Volkes Israel in seinem Leidensweg).

Wenn wir an das unaufhörliche Mühe des Heiligen Geistes - auch in uns - denken, dann könnte vielleicht auch die andere Lesart des Eingangstextes bedeutsam sein: Es spricht der Mann: Ich habe mich abgemüht, o Gott, ich habe mich abgemüht, o Gott, und bin verschmachtet (E/eig.).

So kann nur der "Lohnarbeiter" im Dienste Jesu Christi sprechen, der in unaufhörlichem Bemühen uns die Gedanken und das Wesen des Sohnes Gottes offenbaren und einprägen will, und der unsere Gebete "mit unaussprechlichem Seufzen" vor den Thron des Vaters trägt!


Lies weiter hier:

340. Worte Agurs: Der Name des Sohnes Gottes I - Spr 30:4