Weise den Spötter nicht zurecht! - Spr 9:7-9
aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 85. Esset Brot! Trinket Wein! - Spr 9:4-5
86. Weise den Spötter nicht zurecht! - Spr 9:7-9
Wer den Spötter zurechtweist, zieht sich Entehrung zu; und wer den Gesetzlosen straft, dem wird es zu einem Schandmal. Weise den Spötter nicht zurecht, damit er dich nicht hasst! Den Weisen weise zurecht, und er wird dich lieben. Gib dem Weisen, so wird er noch weiser; dem gerechten vermittle Erkenntnis, so wird er an Kenntnis zunehmen.
Kann man diesen Ausspruch im Lichte des ganzen Gotteswortes wirklich bejahen? War nicht gerade die Frömmigkeit der Pharisäer dadurch geprägt dass sie das "gemeine Volk" verachteten und nur mit den frommen "Eingeweihten" rechneten? Nun, zunächst einmal wird uns hier eine schlichte Erfahrungsweisheit mitgeteilt. So reagiert normalerweise der Spötter und der Gesetzlose, wenn ihnen Zucht und Zurechtweisung widerfährt, anders aber als der Weise, der die göttliche Züchtigung in Liebe annimmt. Spr 23:9 ergänzt: "Rede nicht zu den Ohren des Toren, denn er wird die Einsicht deiner Worte verachten!" Er schüttet Hass, Verachtung und Entehrung über dem Weisen aus, der ihn mahnt, seinen Namen aber macht er zu einem Schandmal (DEL: Schandfleck; BA: Gebrechen). Unsere antiautoritäre Zeit, welche die "Selbstverwirklichung des Menschen" auf ihre Fahnen geschrieben hat, bestätigt dies eindrücklich; Gehorsam, Fleiß, Zurechtweisung, Treue, Lernwilligkeit, Sauberkeit und Selbstdisziplin werden als "faschistische Tugenden" verschrien und lächerlich gemacht. Auch dem Weisen ist es schwer, solche Verachtung zu ertragen. Darum ermutigte Jesus Seine Jünger in der Bergrede: "Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen werden, und wenn sie euch beiseite stellen und schmähen und euren Namen als böse verwerfen werden um des Sohnes des Menschen willen; freuet euch an selbigem Tage und hüpfet, denn siehe, euer Lohn ist groß in den Himmel" (Lk 6:22-23)!
Unser Textwort will alle die heilsam ernüchtern, die Welterrettungsillusion pflegen und meinen, man müsse den Mitmenschen nur mit den richtigen Methoden ansprechen, dann würde er sich dem Worte Gottes schon öffnen. Auch Jesus, der Freund der Zöllner und Sünder, erklärte: "Gebet das Heilige nicht den Hunden, werfet auch nicht eure Perlen vor die Schweine, damit sie diese nicht mit ihren Füßen zertreten, sich umwenden und euch zerreißen" (Mt 7:6)! Und Jes 26:10 bezeugt: "Wird dem Gesetzlosen Gnade erwiesen, so lernt er nicht die Gerechtigkeit"! Wie sich der Hass der Spötter und Frevler gegen JAHWEH und Seinen Messias entfaltet, weil sie in maßlosem Freiheitsdrang die "Fesseln" göttlicher Zucht zu zerreißen suchen, schildert uns Ps 2. Doch "der im Himmel Thronende lacht, der Herr spottet " der Spötter und redet zu ihnen - im Zorn Seiner Gerichte!
Der Weise allein ist es, der Zurechtweisung liebt und göttliche Zucht annimmt. Seine Liebe wird dadurch nicht eingeschränkt, sondern gemehrt; seine Freiheit wächst, sein Erkennen des Wesens und der Wege Gottes nimmt zu. Der Dichter von Ps 141. war ein solcher Weiser, als er in Spr 9:5 bat: "Der Gerechte schlage mich: es ist Güte, und er strafe mich: es ist Öl dem Haupte; nicht wird mein Haupt sich weigern..."; er kannte die Mehrung des Geistes durch göttliche Zucht!
Auch Jesus wusste um die Gesetzmäßigkeit: "Denn wer da hat, dem wird hinzugetan werden, und er wird Überfluss haben; wer aber nicht hat, von dem wird selbst das, was er zu haben meint, genommen werden" (Mt 13:12)!
Weise den Spötter nicht zurecht, damit er dich nicht hasst! Diese individuelle Lebensregel will uns jedoch nicht zur Gleichgültigkeit dem Mitmenschen gegenüber verführen; sonderlich wer von Gott zum Propheten und Wächter der Gemeinde bestellt ist, muss auch den abtrünnigen Bruder warnen, damit er sich keine Blutschuld auflade (Hes 3:16-21).
Auch der Christus, der Gesetzlosigkeit und Sünde hasste, hat den Spott und die Verachtung der Spötter und den Hass der Gesetzlosen auf sich gezogen! Die Lästerungen derer, die Gott schmähen, sind über ihn hereingestürzt (Röm 15:3)! Doch nicht durch harte und drohende Zurechtweisung, sondern durch die Barmherzigkeit und "Menschenfreundlichkeit Gottes", die aus ihm strahlten, gewann er beide: Zöllner und Sünder und - weniger Weltweise! Doch die Spötter entzogen sich Seiner Liebe, zuletzt auch einer der Schächer, der mit Fluchen und Lästern in den Tod ging!
Lies weiter hier:
