Unter Meiner Herrschaft

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
67. Das anbrechende Königreich Mt 2:1-12 (1926)

68. Unter Meiner Herrschaft

  • Mt 5:43-48 (ELB) (43) Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. (44) Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, (45) damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. (46) Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? (47) Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe? (48) Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.

Ich aber sage euch

Vor kurzem haben wir zu zeigen versucht, dass die Bergpredigt in ihrem eigentlichen Sinne das K ö n i g r e i c h s g e s e t z des sogenannten T a u s e n d j ä h r i g e n R e i c h e s ist. Heute ist uns ein Stück der Bergpredigt als Text gegeben, welches uns ermöglicht, die Richtigkeit jener Auslegung an einem einzelnen Teil der Bergpredigt zu erweisen. Unser Bergpredigtstück gehört in dem Teil des fünfmaligen “Ich aber sage euch“. Der Heiland nimmt in diesem Fünferteil jedesmal ein Gebot des mosaischen Gottgesetzes und setzt demselben mit Seinem gewaltigen „Ich aber“ die Lebenslinien des Tausendjährigen Reichs gegenüber. Es ist nicht so, als ob der Heiland hier Gesetz und Evangelium oder Alten Bund und evangelisches Christentum (gewöhnlich: „Neuer Bund“ genannt) einander gegenüberstellte. Nein, sehen wir genau zu, so finden wir, dass hier dem G e s e t z des M o s e s wieder G e s e t z gegenübergestellt wird. Alles was der Heiland nach Seinem jeweiligen „Ich aber sage euch" ausspricht, ist wieder G e s e t z.

Es ist in diesem Fünferstück das Gesetz der Schatten dem Gesetz der Fülle, oder vielleicht besser gesagt: das Gesetz der Fülle dem Gesetz der Schatten oder der Anfangsgründe gegenübergesellt. Also nicht das G l a u b e n s l e b e n, welches im einwohnenden Geiste gründet und aus ihm quillt, ist dem Schattengesetz gegenübergestellt - jenes ist ja des G e s e t z e s E n d e -, sondern das G e s e t z in seiner F ü l l e. Wir müssen sehr unterscheiden zwischen des G e s e t z e s F ü l l e und zwischen des G e s e t z e s E n d e. Im Königreich Christi, da gilt des Gesetzes Fülle; darum sagt auch der Heiland in der Bergpredigt, Er sei nicht gekommen, das Gesetz oder Propheten aufzulösen, sondern zu e r f ü l l e n. In der Glaubensgemeine ist Christus des G e s e t z e s E n d e; wer an den g l a u b t, der hat das Gerechtigkeitsleben. Die Glaubensgemeine hat keine G e s e t z e s n o r m, sondern die G e i s t e s n o r m: da fließt alles aus der Einheits-Lebensgemeinschaft mit dem Herrn. Dass des Geistes Früchte mit der F ü l l e des Gesetzes große Ähnlichkeit haben, ist klar - doch gehen des Geistes Früchte noch tiefer.

Mit Seinem „Ich aber sage euch“ will der Heiland gewissermaßen sagen: Unter Meiner Königsherrschaft, die Ich im Fleische jetzt antrete, und einst in Herrlichkeit aufrichten werde, da gelten die gefüllten Gesetzeslinien, da geht es in eine höhere und tiefere Norm hinein, als diejenige ist, welche euch im Anfang der Offenbarung auf der Kindesstufe gegeben wurde, und welche eure Pharisäer und Schriftgelehrten euch jetzt einprägen. Als die wahrhaftige Gesetzes- und Prophetenfülle stellt Sich der Herr mit Seinem gewaltigen „Ich aber" vor das Volk als den gekommenen König des verheißenen messianischen Reiches, und als solcher stellt Er Seine gefüllten Rechtsordnungen auf. Das Volk sollte an diesem Seinem königlichen Fülle-Ordnung-Schaffen seinen Davidskönig erkennen und in Erkenntnis seines gewaltigen Abstandes von solcher Fülle bußfertig flehen um Geist und Gnade, um die Ausrüstung zu dieser Zeit. Höret, wie es zugehen wird unter Meiner Herrschaft! - das ruft dem Volke der „Ich aber sage euch“ zu.

Ihr habt gehört, dass gesagt ist

Dass dies der Sinn ist, möge unser Abschnitt uns näher zeigen. „Ihr habt gehört, dass gesagt ist“, spricht der Herr, „du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Hier handelt es sich nicht um p e r s ö n l i c h e F e i n d e, wie das meist ausgelegt wird, es handelt sich auch nicht um e i n z e l n e M e n s c h e n als Feinde, sondern hier handelt es sich um das Volk Gottes, die Juden, das sind die Nächsten, und um die Nationen, das ist der Feind. Dass "der Nächste“ das jüdische Volk und seine Glieder sind, geht schon aus [Mt 5:47] unseres Textes hervor, wo es heißt: „So ihr nur zu euren B r ü d e r n euch freundlich tut.“ Diese Brüder sind die jüdischen Volksgenossen. Also muss der Feind der Heide sein. Der Feind k a n n kein Jude sein, denn es ist dem Juden im Gesetz aufs strengste verboten, einen Juden, also einen Bruder oder Volksgenossen, zu hassen (siehe 3Mo 19.). Auch vorübergehend sich feindlich gesinnte Volksgenossen hatten schon im Anfangs-Gesetz den gemessenen Befehl, einander Gutes zu tun.

Wir dürfen nun nicht sagen: ja, das war eben eine Gesetzesordnung der Pharisäer; die hatten es so gewendet, dass einer seinen Bruder-Feind auch hassen dürfte. Das ist falsch. Der Heiland nimmt bei diesem fünfmaligen „Ihr habt gehört“ immer auf das e i g e n t l i c h e G e s e t z Bezug, nicht auf Entstellungen der Pharisäer. So nimmt Er auch in unseren Versen auf das eigentliche Gesetz Bezug, wenn Er sagt: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist, du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.“ Das Hassen des Feindes m u s s ein G e s e t z, zu den A l t e n gesagt, nicht nur von den Pharisäern ausgelegt, sein. Das würde dem "Ich aber sage euch“ seine ganze und volle königliche Majestät nehmen, wenn der Heiland mit seiner vollen Persönlichkeit Sich hier nur den armseligen Auslegungen der Pharisäer gegenüberstellte.

Freilich traf Er auch diese, aber Sein Wort greift tiefer - Er steht da als der wahrhaftige innere Erfüller, ja als d i e innere Fülle des einst für die Kindheitsstufe gegebenen Gottesgesetzes. Wenn wir aber nun fragen, wo ist im Anfangs-Gesetz befohlen, dass d e r J u d e den Feind h a s s e n sollte, so finden wir das überall im Gesetz gegenüber den götzendienerischen Nationen. Die sollte er für Feinde halten, hassen, ja vertilgen. Dass der Herr mit diesem Befehl für die Juden wie für die Nationen nur ihr Bestes im Auge hatte, wollen wir hier nur feststellen, ohne es in diesem Zusammenhang näher darstellen zu können. Es bleibt ja dabei: gnädig und barmherzig ist der Herr, geduldig und von großer Güte - i n a l l e m. Für den Juden auf der Anfangsstufe war es eine einfache Notwendigkeit, die Feinde zu hassen. Wir sehen ja, was geworden ist, als sie dem Gebot des Herrn nicht Folge leisteten und nicht die Feinde hassten. Sie sind in ihrem Götzendienst hineingefallen, und viel Elends-Fluch, ja Gerichts-Fluch für die Juden und für die Nationen war die traurige Folge.

Verständnis der Glaubensmenschen

Übrigens müssten auch Glaubensmenschen ein solches Gebot des Herrn wohl verstehen. Ist es nicht also, dass alle geistlichen Wahrheiten, wenn wir sie anfänglich ergreifen, in uns eine Schroffheit gegen die entgegenstehenden Wahrheiten auslösen? Ist nicht auch Luther in den Anfangsschriften schroffer gewesen als in seinen späteren? Ist nicht selbst ein Apostel Paulus in den älteren Briefen schroffer als in den späteren? Das ist nötig zur Gewinnung eines festen Standes und zur Bewährung. Bei zunehmender Gründung und zunehmendem Wachstum wird’s dann milder. So hat der Herr den Juden auch anfangs befehlen müssen: „Du sollst den Feind hassen.“ In der Zeit der Fülle wird das anders sein. Darum sagt der Fülle-Heiland: „Ich aber sage euch: liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen.“ Denken wir uns in die Füllezeit, da der Heiland in Wirklichkeit und Wahrheit Sein Reich aufrichtet, hinein, dann werden wir ein wunderbares Klarheitslicht über unsere Stelle bekommen. Um des Unglaubens der Juden willen konnte die vom Heiland in der Bergpredigt - und natürlich auch sonst - gepredigte Füllezeit nicht eintreten. Die lange Nachtzeit der Verbannung und Zerstreuung trat ein.

Alle Völker hassen in dieser Zeit die Juden und tun ihnen Gewalt an. Sie empfangen Zwiefältiges für alle ihre Missetaten. Sie werden immer mehr, wie schon die Römer sagten, „der H a s s g e g e n s t a n d des menschlichen G e s c h l e c h t e s“. Und wenn in der antichristlichen Zeit der Jude die Herrschaft über die Kulturreiche bekommen wird, wenn er in gewaltigen Größenwahnworten das Friedens- und Heilsreich versprechen und zwangsweise aufrichten wird, wenn er aber dann auch in entsetzlichen Gerichten zerbrechen wird: dann wird die Wut der Völker sich gegen den Juden wenden - aber dann - in der größten Not - wird Gottes Volk den erschienen Herrn ergreifen.

Segnet, die euch verfluchen

Durch tiefste Buße zum Glauben gebracht, wird es herrlich werden. Alle Nationen werden’s sehen und erschrecken. Der gerettete Gesamtteil des jüdischen Volkes aber wird ausbrechen. Wie nahe läge es dann, ja es wäre vom menschlichen Standpunkt aus das Nächstliegende, dass das jüdische Volk sich nun rächte an allen seinen Feinden. Wie könnte es jetzt das Gesetz erfüllen, die Feinde zu hassen, nachdem es i n n e r l i c h vom Geist der Bruder- und Nächstenliebe g e g e n e i n a n d e r erfüllt ist. Da fällt ihm sein Messias-König in den Arm und ruft: Und Ich sage euch, nachdem ihr nun selber Gnade empfangen habt: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen.“ Endlich soll es in der Weltgeschichte aufhören, dass das gerettete Volk die anderen immer wieder übermütig behandelt und neuen Hass sät; endlich soll das gehassteste der Völker von seinem Himmelskönig errettet, allen Hass beantnworten mit Liebe, allen Fluch mit Segen, alles Übeltun mit Wohltun, alle Beleidigungen mit Fürbitte, kraft des dann auf alles Fleisch ausgegossenen Geistes.

Die Nationen werden ihm solches auch verhältnismäßig leicht machen; denn sie sind ja in einem ganz zerbrochenen Zustand durch die vorangegangenen Gerichte. Diesen Zerbruchszustand soll das jüdische Volk nicht benutzen, um sich zu rächen, sondern um zu lieben, zu heilen und zu segnen. Ja, u n t e r J e s u K ö n i g s h e r r s c h a f t, da macht die Weltgeschichte endlich ihre große Wendung. Wie groß und majestätisch, aber auch wie ganz verständnlich steigt in solchem Licht dieses Bergpredigtwort vor unseren Augen auf.

Euer Vater im Himmel

Und das alles sollen die Juden nun tun an der Völkerwelt, a u f dass sie K i n d e r s e i e n ihres V a t e r s im H i m m e l. Das ist nun auch so ein merkwürdiges Wort, das nur in den drei ersten Evangelien und sehr häufig eben in der Bergpredigt vorkommt: der h i m m l i s c h e Vater, der Vater in den H i m m e l n, euer himmlischer Vater, euer Vater. Der Vatername wird hier ganz eigentümlich verschieden gebraucht von dem Gebrauch desselben im Johannesevangelium und in den Briefen. Ganz offenbar ist in den drei ersten Evangelien und in der Bergpredigt bei den Worten: himmlischer Vater und dgl. n i c h t an eine n e u e G e b u r t gedacht, durch welche Gott zum persönlichen Vater wird und kraft welcher der Geist ruft: „Abba, lieber Vater.“ Gott ist hier immer in ganz allgemeinem Sinn Vater genannt, ganz abgesehen von einer neuen Geburt. Er erscheint darum auch vielmehr als der in den Himmeln Herrschende, nicht als der im wiedergeborenen Kinde Wohnende. Das ist wohl zu bedenken und weist wieder deutlich auf das K ö n i g r e i c h G o t t e s im Unterschied zu der Gemeine.

Es ist sehr zu beachten, dass schon der Prophet Sacharja sagt: „Zu der Zeit“ - nach Aufrichtung des Königreiches Christi - „wird der Herr nur E i n e r sein und Sein Name nur E i n e r“ (Sach 14). Das ist eben der V a t e r n a m e. Dasselbe sagt ja auch der Heiland selbst im hohenpriesterlichen Gebet. Er betet dort: wenn die Gemeine vollkommen in Ihm sein werde, dann werde auch die Welt glauben, dass der Vater Ihn gesandt habe, also dass Er Sohn sei und Gott Vater. Ja, wenn der eingeborene Sohn mit Seiner vollendeten Söhnegemeine auf Erden erscheinen wird, dann wird die ganze Welt, der Jude voran, erkennen, dass Gott V a t e r i s t, weil Er einen eingeborenen Sohn und geborene Söhne hat. Dann wird der S o h n mit den Söhnen auf E r d e n sein; dann wird nur noch der V a t e r in den H i m m e l n sein. Dann wird das Patriarchalische sich anbahnen, dass Gott der rechte Vater wird über alle Vaterschaften in den Himmeln und auf Erden (Epheser); dann wird auch das Vaterunser erst in sein volles und ganzes Recht treten als Reichsgebet im Tausendjährigen Reich: „Unser Vater in den Himmeln“.

Im Königreich Christi

So ist’s nun auch in unserm Text zu verstehen: „Auf dass ihr Kinder werdet eures Vaters in den Himmeln.“ Das Volk soll in seiner Feindesliebe seinem Vater und Vaterhaus Ehre machen. Und es soll d e m Vater Ehre machen, der Seine Sonne scheinen lässt über Böse und Gute, und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte. Dies ist wieder ein rechter Strahl vom Königreich Christi. Wohl geschieht es auch jetzt schon teilweise, dass die Sonne scheint über Böse und Gute, und dass es regnet über Gerechte und Ungerechte. Aber Sonne und Regen stehen doch in dieser Zeit des Regiments Satans sehr viel im Dienst dieses tückischen Bosheitsfürsten und sehr viel in tödlichem Gerichtsdienst. Denken wir nur in unsere Tage hinein. Da geschieht es doch manchmal, dass die Feste der Frommen gründlich verregnet werden, und dass zur Erntezeit recht zur Versuchung es werktags regnet und sonntags die Sonne scheint usw.. Im Königreich Christi gibt es weder Sonnenbrand noch Hagelwetter - da ist der Teufel gebunden, da scheint die Sonne und regnet’s immer zu rechter Zeit; da sind Sonne und Regen rechte Boten der Güte Gottes.

Und das geht das ganze Zeitalter des Königreichs hindurch, und das erfahren die Bösen wie die Guten, die Gerechten wie die Ungerechten. Und darum soll nun das bekehrte jüdische Volk auch Künder und Träger dieses Vaters in den Himmeln sein. Und es soll die neuen gefüllten Gesetzeslinien im Unterschied zu allen Zöllnern und Heiden, im Unterschied zu allem bisher gültigen Diesseitswesen zur Durchführung bringen. Es soll m e h r können als die Zöllner und die Heiden, nämlich eben auch Feinde lieben. Und in dieser Liebe zu den Feinden soll es zeigen, dass es in den vollkommenen Liebesstand Gottes eingetreten ist. Die Liebe ist das Band der göttlichen Vollkommenheit. In die Liebe Gottes ist das Gottesvolk mit der Erscheinung Christi eingetreten - begnadigt ist es. Diese Gnade soll es weiterstrahlen lassen, hierin soll es Vollkommenheitszüge aufweisen, gleichwie der Vater in den Himmeln vollkommen ist. So stellt uns dieses Stück der Bergpredigt vom ersten bis zum letzten Wort in das Füllegesetz, und ins Königreich des wiedergekommenen Herrn hinein. Prophetisch hat es der Herr, als Er dort auf dem Berge redete, hingestellt und hat gewissermaßen ausgerufen: Ich sage euch, so und so wird es sein unter M e i n e r H e r r s c h a f t.

Im Gemeinelicht

So, sagst du, geht also uns die Glaubenskinder, dieses Wort gar nichts an? O doch, gar viel. Uns geht die ganze Schrift an, nur müssen wir sie im Gemeine-Licht verstehen. Uns geht auch die Feindesliebe an, sind wir doch selbst geliebt, d a wir n o c h F e i n d e waren. Es ist ein Grundgesetz des Geistes, Unrecht zu leiden, Böses zu tragen - und dagegen zu segnen. Aber die gottbeborenen Glaubenskinder haben ihrem höheren Stande gemäß auch eine viel schwerere Aufgabe als die Kinder des Königreichs. Wir stehen in diesen Tagen der Gemeine und der zunehmenden Offenbarung Satans, ungebrochenen Feinden und Hassern, ja herrschenden Feinden und Hassern gegenüber, die uns schwere Passion bereiten. Das jüdische Volk steht einem gebundenen Satan und gebrochenen Feinden und Hassern gegenüber, denen es die geoffenbarte Liebe bringen darf, und die sie begehren. Im Königreich Christi werden die geliebten und gesegneten Feinde weithin sich dankbar erweisen; die anderen werden wenigstens bis hin zum Schluss jenes Zeitalters nicht dagegen angehen können. In dem gegenwärtigen Zeitalter aber heißt es: je mehr Liebe umso mehr Hass - sieh den Heiland an!

Dafür haben wir auch mehr. Wir haben in der neuen Geburt die Liebe Christi wesenhaft zum Genießen und Ausstrahlen. Sie ist ausgegossen in unser Herz. Da können wir auch ihre Passion tragen, die sie bringt. So sehen wir, dass unsere Aufgabe, nämlich die der gegenwärtigen Gläubigen, eine viel tiefere ist als die zur Zeit der Gesetzesfülle. Dafür aber dürfen wir, so wir anders zur Vollendung in Ihm kommen, auch dabei sein, diese Feindesliebe hineinzugießen ins gerettete jüdische Volk und damit unter die Nationen. Wohnt doch in der vollendeten Gemeine einst die Fülle Christi, aus der die Untertanen des Königreichs nehmen werden Liebe um Liebe. Siehst du, Volk des Herrn, dass die Leiden dieser Zeit nicht wert sind der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden? Darum zieht an über alles die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit - und auch in dem gegenwärtigen Zeitalter: liebet eure Feinde; segnet die euch fluchen, damit die Welt eine Ahnung bekomme, dass auf dem Anmarsch ist die Königsherrschaft Christi.

Lies weiter:
69. Ums Königreich Mt 9:35-48