Sühnung der Missetat - Flucht vor dem Bösen - Spr 16:6

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174. Sühnung der Missetat - Flucht vor dem Bösen - Spr 16:6

Durch Güte und Wahrheit wird die Missetat gesühnt (bedeckt), und durch die Furcht JAHWEHs entgeht man dem Bösen.

Dieses Wort kann man auf zweifache Weise verstehen, einmal als Beschreibung des Handelns Gottes , einmal im Blick auf unser tun. Betrachten wir zunächst das erste. Ist eine Sühnung (Bedeckung, Beschirmung) der Missetat und Verfehlung nicht mehr eine Sache der Gerechtigkeit Gottes, als Seiner Güte und Wahrheit, Seiner Huld und Treue? fordert doch die im Gesetz geoffenbarte Gottesgerechtigkeit Seinen Zorn im Gericht über die Sünde! Der Gedanke, dass wir Gott "versöhnen" müssten, durch gute Werke oder einen Opferdienst, ist durch und durch heidnisch; er war auch dem gesetzestreuen Judentum und dem Opferdienst des Alten Bundes fremd! Vielmehr geht es darum, dass Gott uns mit sich selbst versöhnt.

Röm 3:24-26 zeigt uns die doppelte Erfüllung der göttlichen Gerechtigkeit. Einmal darin, dass Gottes Langmut alle Sünden, die vor der Erlösung am Kreuz geschahen, "unter Seine Nachsicht stellte" und - bis zur endgültigen Lösung der Sündenfrage - bedeckte. Dies wurde vorgebildet durch den Deckel der Bundeslade, der als "Gnadenthron" die Gesetzestafeln in seinem Inneren und damit ihre Anklage zudeckte; am hohen Feiertag "Jom Kippur" (Tag der Bedeckung) wurde er mit Blut besprengt. Bis zur Erlösungstat am Kreuz stand also alle Sünde unter der Bedeckung durch Gottes Langmut und Geduld, durch Seine Huld, Güte, Treue und - Wahrheit. Denn die göttliche Liebe, die Gnade erweisen will, muss mit der Wahrheit aufs engste verbunden bleiben; einer Wahrheit, welche die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes nicht einfach außer acht lassen kann! Darum heißt es in 1Kor 13:6: "Die Liebe (Gottes) freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit!" Man kann sie aus dieser engen Verbindung nicht herauslösen. So gibt es auch für uns nur dann ein geistliches Wachstum, wenn wir "die Wahrheit festhalten in Liebe" und " die Liebe (Gottes) festhalten in Wahrheit" (Eph 4:15). Zwar bezeugt 1Kor 13:5: Die Liebe Gottes rechnet das Böse nicht an", doch konnte dies nur so geschehen, dass der lebendige Gott alles Böse, das es im ganzen Universum gibt, Seinem Sohn Jesus Christus anrechnete und an Ihm das ganze Gericht vollzog, damit Er am Kreuz "das All mit Gott versöhnte (Kol 1:19-20). Welche wunderbare Güte Gottes, auf engste verbunden mit Seiner Gerechtigkeit, Treue und Wahrheit, wird uns also in Christo zuteil, der für uns zum wahren "Gnadenstuhl" und "Sühnedeckel" wurde (Röm 3:25)!

Nur wenn wir aus dieser unerschöpflichen Gottesquelle schöpfen, können auch wir in Güte und Wahrheit Sünde zudecken und Vergebung gewähren, wo man sie von uns erbittet. Als der große König David dem Krüppel Mephiboseth um seines Vaters Jonathans willen "Güte erweisen" wollte, obwohl er die Krüppel und Lahmen hasste, konnte er dies nur so tun, dass er ihm "Güte Gottes" erwies (2Sam 9:1-3). Das Jesuswort "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen" (Mt 5:7), das in der Bitte des Vaterunsers so erklingt: "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldigern vergeben", steht nicht im Widerspruch zu Eph 4:32 und Kol 3:13, wonach Gottes Vergebung die Grundlage unserer Vergebungsbereitschaft bildet! "Wir lieben, weil ER uns zuerst geliebt hat" (1Jo 4:19)! Dies wird auch in Jesu Gleichnis vom "Schalksknecht" deutlich (Mt 18:21-35). Das ganze NT fordert uns auf, die erfahrene Gottesbarmherzigkeit dem Nächsten weiterzugeben und damit Gottes Wohlgefallen immer wieder neu zu erlangen. Die Liebe, die des Nächsten Missetat zudeckt, hat eine, unsere eigene Schuld deckende Rückwirkung bei Gott! Eine hartherzige Gesinnung, die nicht vergeben will, führt uns mehr und mehr in einen Mangel an Gnade hinein (1Kor 1:7 - Hebr 12:15). "Denn das Gericht wird erbarmungslos gegen den ergehen, der nicht Barmherzigkeit geübt hat; die Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht" - dies gilt gewiss von Gottes Barmherzigkeit, aber auch von der Barmherzigkeit, die wir erweisen, wie es Jak 2:13 eigentlich meint.

Durch die Furcht JAHWEHs entgeht man dem Bösen: dieser Weg der Flucht vor dem Bösen und der Zuflucht zu Gott ist uns durch die Sühnung unserer Schuld durch Gottes Gnade und Wahrheit in Christo eröffnet; es ist ein Weg, den wir aus Dankbarkeit gehen. "Wir lieben Gott nicht, weil wir ihn fürchten, sondern wir fürchten Ihn, weil wir Ihn lieben!" Und so können wir "unsere Errettung mit Furcht und Zittern ausgestalten", eben darum, "Weil Gott es ist, der in uns beides bewirkt: das Wollen als auch das Vollbringen" (Phil 2:12-13). "Die Furcht JAHWEHs ist die Unterordnung unter den Gott der Offenbarung und unter Seinen Willen und das Eingehen in die geoffenbarte Heilsordnung (DEL). Güte und Wahrheit, Huld und Treue können nun auch unsere Liebe bestimmen.


Lies weiter hier:

175. Versöhnte Feinde - Spr 16:7