Reichgottes-Gesetze

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
73. Eine prophetische Tischgemeinschaft Mt 26:6-13, vgl. mit Joh 12:1-8 (1922)

74. Reichgottes-Gesetze

  • Mk 4:26-29 (ELB) (26) Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft (27) und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same sprießt hervor und wächst, er weiß selbst nicht, wie. (28) Die Erde bringt von selbst Frucht hervor, zuerst Gras, dann eine Ähre, dann vollen Weizen in der Ähre. (29) Wenn aber die Frucht es zuläßt, so schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da.

Same, Boden und Samenmenschen

Same, Boden und Samenmenschen: in diese drei Worte lassen sich die ersten drei Grundgesetze zusammenfassen, welche aus dem Gleichnis unseres Heilandes, das uns vorliegt, für das Reich Gottes und die Reich-Gottes-Arbeit sich ergeben. Ist durch die Samenmenschen der Same dem Boden anvertraut, dann „geht er auf und wächst“, wie der Heiland sagt. Unsichtbar im Inneren der Erde geht das große Wunder vor sich, dass der Lebenskeim unterm S t e r b e n seines S a m e n l e i b e s erwächst. Das dieser Erde der Sünde eingeprägte S t e r b e n s g e s e t z wird wirksam. Alles Leben in dieser gegenwärtigen Fluchwelt ist T o t e n e r w e c k u n g. Zu dieser Totenerweckung braucht es einen L e b e n s k e i m. Wenn im Samenkorn kein lebendiger Keim ist, dann bleibt es im Tode. Ist ein lebendiger Keim in ihm, so geht er auf und wächst in dem Augenblick, wo das Korn erstirbt.

Also geht es auch im Reich Gottes, das erste Aufgehen und Wachsen geschah, als der ewige Lebenskeim Jesus Christus, der Sohn Gottes, mit dem Samenleib des Fleisches in den Boden fiel und erstarb. Da brach der Lebenskeim der ewigen Gottheit aus dem Tode aus, und nun ging in vielen Gläubigen das Leben auf und erwuchs. So geht es heute noch im großen und im einzelnen. Wo der Lebenskeim Christi durchs Samenwort soll aufgehen und wachsen, da bedarf es des Gestorbenseins dem Fleische und der fleischlichen Ich-Natur nach. Der Glaube, dieses neue Gottleben, gezeugt aus dem Wort, wächst aus dem Sterben des natürlichen Fleischeslebens auf. Wir halten uns dafür, dass wir der Sünde und dem Fleisch gestorben sind, gekreuzigt und begraben mit Christus und leben Gott in Christo Jesu, unserem Herrn in diesem ewigen Lebenskeim voller wachstümlicher Kraft.

Vom Wachsen und Sterben

Nur durch Buße hindurch kann Glaubensleben gedeihen; aus dem Sterben des Alten zieht der Lebenskeim des Neuen seine Entfaltungsmöglichkeiten. Geht das Alte nicht in den Tod, dann wächst kein Neues heraus, auch wenn ein Lebenskeim drin ist. Ein Weizenkorn, das auf dem Speicherboden und auf dem Haufen liegenbleibt, und seinen alten Fleischesleib behält, wächst nicht. Es muss sonderlich genommen und ausgestreut und ins Sterben versetzt werden. Wo kein Absterben in der Sündenatur ist, bleibt der Lebenskeim des Wortes liegen; im Augenblick aber des Zerbruchs geht er auf. Darum führt auch Gott alles in die Todesgerichte, sei es durch Wort und Geist, sei es durch Kreuz, sei es durch zeitliche oder ewige Gerichte. Die Sterbenen, d i e leben - aber natürlich nur kraft des Lebenskeimes Christus, welcher im Sterbenden keimt und auswächst. Darum werden so viele Gotteskinder sogar in die Führung eines gewaltsamen Todes genommen. Doch baucht’s das nicht unbedingt. Johannes, der Evangelist und Apostel, ist auch nicht gewaltmäßig in den Tod geführt worden; aber der Sterbenswege hat er viele gehabt, und in dieser Leibeshütte über 100 Jahre wandern, wie er es musste, ist auch Sterben. - So haben wir also als Grundgesetz das des Sterbens.

Erstirbt nun in der Erde Schoß der Same, so wächst er zuerst verborgen nach unten und innen. Bei jeder Pflanze bilden sich zuerst die Wurzeln. „Der Same geht auf und wächst“, sagt der Herr, „ohne dass der M e n s c h es w e i ß“. Ein neues Grundgesetz. Alles W a c h s t u m ist O f f e n b a r u n g eines i n n e r l i c h G e w o r d e n e n. Immer erst nach innen wächst alle Kreatur, dann bricht’s nach außen durch. Jeder Fortschritt des Wachstums ist ein Durchbruch und Ausbruch von innen angesammelten Kräften. Deswegen geht auch alles Wachstum in Stufen. Keine Kreatur wächst ohne Unterbrechung ä u ß e r l i c h fort. Jeder Epoche des äußeren Weiterwachsens folgt wieder eine Epoche der inneren Sammlung und Verarbeitung, und erst wenn, wie die Bibel sagt, wieder eine “F ü l l e“ da ist, bricht wieder neues Wachstum hervor.

Wenn Pflanzen oder Menschen zu schnell wachsen - die ersteren, weil sie vielleicht getrieben werden, die letzteren in allzu raschem Aufschießen leiblich oder geistig - , dann ist’s ungesund. Genau so ist es mit zurückgehaltenem Wachstum, wenn die Füllezeit da wäre, aus irgendwelchen Gründen aber der Ausbruch nicht erfolgen kann. Dann erstickt die Pflanze im Saft. Ein wunderbares Gesetz, dies Gesetz der inneren Sammlung und des Herausbruchs in der Füllezeit. Immer erst innerlich, dann äußerlich. Wie köstlich sehen wir dieses Gesetz im Großen in der Offenbarung Gottes und Seines Reiche erfüllt.

Offenbarungs- und Auswachszeiten

Immer wechseln Offenbarungszeiten und Auswirkungszeiten. In den Offenbarungszeiten sammelt sich eine neue innere Gottfülle, welche dann in den kommenden Zeiten ihre Auswachsung hat. So haben wir die anfängliche Neuschöpfungszeit im Sechstagewerk. Da werden Offenbarungs-Lichteskräfte hineingelegt in die Erde - und sie werden hineingelegt, bis alles sehr gut ist; nun sollen und können sie sich auswachsen. Die Sünde hat allerdings eine gewaltige Störung gebracht. Dadurch ist dann eine innere Ansammlung von Finsterniskräften geschehen, welche in der Sintflut ihren Gerichtsausbruch bekamen - also auch dasselbe Gesetz auf dem Boden der Sünde: erst inneres Reifwerden, dann Ausbruch. Besonders schön und klar zeigt sich dies Gesetz dann wieder in Abraham, Isaak, Jakob bis auf Mose. In der Urväterzeit werden die inneren Kräfte der damaligen Offenbarungsstufe gesammelt, in Ägypten sollen sie sich auswachsen. Unter Mose ist wieder innere Füllungszeit wunderbarster Art bis hin zum Sinai und zum Gesetz; dann kommt wieder die Auswachszeit. Das Arge ist nur, dass die Auswachszeiten nie regulär verlaufen sind, sondern dass der Hagelschlag der Sünde und des Gerichts den Wuchs immer wieder zerstörte.

Im Kommen Jesu war wieder Auffüllungszeit. Neue göttliche Kräfte wurden mobil im Sterben und Auferstehen des Herrn; wir stehen noch in der Auswachszeit bis auf Seinen Tag. Natürlich könnte man’s auch umkehren: die inneren Füllungszeiten sind die Vorbedinung für die Auswachszeiten; die voll gewordenen Auswachszeiten ergeben wiederum die Füllestunde für neue Offenbarungszeit. Aber das Grundgesetz gilt: immer erst innere Fülle, dann Wachstumsausbruch. So wächst auch das einzelne Gotteskind. Es bekommt immer erst innere Kraft, dann wächst es wieder nach außen. Halte die inneren Sammlungs- und Füllezeiten ja immer recht ein, und brich nicht früher aus, als bis du reif bist, und brich nicht weiter aus, als du inneren Verlag hast, sonst wirst du schwindsüchtig in deinem Glaubensleben. Wir haben viele solche, die viel zu schnell nach außen gehen; sie verpulvern ihre geistlichen Kräfte; dann wirken sie nicht recht und haben nichts. Alles Wachstum hat etwas von der göttlichen Geduld an sich.

Wachstum braucht Zeit

Wachstum überhastet nicht. Wachse nur immer erst gründlich da, wo man’s nicht sieht und weiß; dann brich aus, aber nach dem Maße der gesammelten Kraft. Das ist der Unterschied zwischen F r u c h t b r i n g e n und T u n. Das Tun geht über das innere göttliche Maß entweder hinaus aus Großmannssucht, oder bleibt drunter aus Trägheit; die Frucht ist Offenbarung des inneren göttlichen Maßes. Darum werden einst viele sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen dies und das getan? Und Er wird sie nicht kennen, weil sie Ihn nicht erkannt haben, d. h. nicht in Seiner Gemeinschaft gewirkt haben. Wir sind gesetzt, dass wir hingehen und Frucht bringen. Fruchtbringen aus inneren, göttlichen Füllezuständen hat etwas ungemein Ruhiges, Stilles, fast Unscheinbares. Sieh dir nur die Bäume an, wenn sie Frucht tragen! Tun und Wirken ohne inneren Fülletrieb hat etwas Lautes, Klapperndes, Vielerleimäßiges. Merke wohl das Grundgesetz des inneren stillen Wachsens vor dem Ausbruch und dass all dein Wachstum Offenbarung einer inneren Gottfülle sei - so wächst das Reich Gottes. Dadurch bestimmen sich dann die Z e i t e n und S t u f e n des Wachstums.

Alles Wachsen vollzieht sich in ganz bestimmten Zeiten und Stufen: „Erst das Gras, danach die Ähren, danach der volle Weizen in den Ähren.“ Das ist ein wichtiges Grundgesetz, dass ein jeglicher Same seine eigenen Zeiten hat. Er hat seine Zeit des Aufgehens, er hat seine Zeit des Jugendwachstums, er hat seine Zeit des Blühens, und hat seine Zeit des Reifens. Hier ist nicht einer wie der andere. Was bei dem einen nur Tage dauert, das braucht beim anderen Wochen; und was bei dem einen in Monaten sich vollzieht, verlangt beim anderen ein Menschenalter. Das Gotteswort hat auch vielerlei Samen in sich, und ein jeglicher Mensch wird durch einen anderen Samen zu göttlichem Leben gebracht. Die einzelnen Menschen werden durch verschiedene Gottesworte zum Leben gebracht. Und wiewohl nun in jeglichem Samen Christuswesen ist - Sein Licht durchlebt und belebt alle -, so sind es doch verschiedene Samen, und jeder hat andere Zeiten.

Alles hat seine Zeit

Im Reich Gottes stehen die verschiedensten Pflanzen; es ist ein echtes Paradies mit allerlei Bäumen, und deren jeder hat seine eigene Zeit. Darum müssen wir bei der Reich-Gottes-Arbeit große Geduld haben. Wir dürfen auch nicht gleich verzagen, wenn ein Same nicht so schnell aufgeht wie der andere. Freilich kommen noch die Hemmungen durch den Boden, durch unser eigen Herz hinzu, und die Witterungseinflüsse, in die ein jeder in seiner Art hineingestellt ist. Aber ein Erbeerpflänzlein bringt doch schneller Frucht als ein Apfel-Hochstamm; dieser bringt aber dann auch viel kostbarere Frucht und viel länger Frucht. Wer im Reich Gottes leben und arbeiten will, darf der göttlichen Zeiten nicht vergessen, auch bei sich selbst nicht. Du darfst dich nicht etwa quälen, dass du an Erkenntnis und Erfahrung nicht bist wie der oder jener - warte ab und sei täglich treu; du kannst es noch werden. Wisse aber, es hat auch nicht jeder das gleiche Maß. Ja, wenn du Gnadenzeiten versäumt hast, dann magst du dich vielleicht anklagen, aber auch dann nicht durch Unnützes lange wieder Zeit versäumen, sondern frisch hinein im Glauben in den Herrn zu neuem Wachstum.

Verlange auch von Kindern nicht zu viel, und Anfänger treibe nicht zu schnell - lass allem seine göttliche Zeit. Sieh doch das Reich Gottes im Großen an. Da sind die Jahrtausende der anfänglichen Neuschöpfung: wachstümlich ging’s, und immer ward’s wieder Abend, aber auch wieder Morgen - ein zähes Ringen zwischen Licht und Finsternis. Dann kam das Zeitalter des Paradieses und seiner Kämpfe; dann das Zeitalter der hinausgestreuten Nationen; dann das Zeitalter der Väter; darauf das des Gesetzes in der Vorbereitung; jetzt für die Juden das Zeitalter des Gesetzes nach der Fluchseite; dazwischen das Zeitalter Christi und Seiner Gemeine; dann kommt das Zeitalter der Gesetzesfülle im Tausendjährigen Reich usf.

Welch eine Fülle von Worten und Geduld und doch von fortlaufendem Weiterschreiten umschließen diese Zeitalter. Siehe, so hat alles im Reich Gottes seine Zeit und damit zusammenhängend auch seine Stufen. Und wie verschieden sehen doch die Stufen aus! Ein jede hat wieder ihre eigenen Gesetze; die verbogene Stufe des Keimens im Boden, dann das Gras, die Ähren und der volle Weizen in den Ähren. Dass wir doch diese Stufen beachteten und einer jeglichen die ihr gebührende Ehre ließen! Wir wollen bei manchen Menschen, der eingesät ist und bei dem noch kein Grasspitzlein herausschaut, doch die Hoffnung nicht aufgeben, dass es vielleicht innerlich schon keimt. Starkes Keimen erzeugt Wärme. Vielleicht wird einer allmählich ein bißchen wärmer dem Licht gegenüber - siehe, dann keimt’s.

Wir wollen uns freuen auch am Gras und Halm; es sind doch Stufen göttlicher Geburt. Wir wollen aber auch keinen Zweifel lassen, dass Gras und Halm nur Vorstufen sind. Und wir wollen sie bei aller Freude an ihnen und bei aller Liebe zu ihnen als Vorstufen behandeln. Wir wollen nicht, wo Gras und Halm stehen, so tun, als wären das schon Samenmenschen. Diese Vorstufen sollen ruhig noch wachsen. Der Bauer freut sich der aufgegangenen Saat; er freut sich, wenn sie gut umgestockt und in die Halme getrieben hat; aber er kann damit noch nichts anfangen. Er weiß auch nur zu gut, wie viele Gefahren noch zu überstehen sind, bis Frucht da ist. Arme Gemeinschaft von Gläubigen, welche kein Gras und keine Halme hat! Die hat wahrscheinlich auch keine rechten Samenmenschen. Aber noch ärmere Gemeinschaft, wo Gras und Halme sich gebärden, als wären sie reife Samenträger! Das sind gewiss keine Gereiften; aber da werden auch Gras und Halme nicht gedeihlich wachsen, weil sie frühreif sind. Frühreife ist eine Krankheit. Gesegnete Gemeinschaft, wo Samenmenschen Samen werfen und jedes Zeitalter - Keimende, Gärende, Wachsende - vertreten ist. Lasst uns darum bitten.

Das Gesetz des Gottmenschlichen

Ja, bitten müssen wir, machen können wir das nicht! Und damit kommen wir auf ein neues Grundgesetz - ich möchte es das Gesetz der G o t t m e n s c h l i c h k e i t nennen. Es ist ein merkwürdiges Zusammenwirken von Gott und Mensch zwischen Saat und Ernte. Den lebendigen Samen gibt Gott, da kann der Mensch gar nichts dazu tun. Alle Lebens Quelle liegt in Ihm. Das ist ein großes Gottwunder, dass in solch kleinem Samen solche Lebens Urkraftfülle liegt. Den gegebenen Samen aber darf der Mensch ausstreuen. Es streut sich ja auch viel Same selber aus, sonderlich der U n k r a u t s a m e. Wo es aber geregelt zugeht, darf nach gegebenem Samen der Mensch eingreifen; Boden bereiten, Samen werfen, Samen hineineggen, das ist Menschenarbeit. Danach aber hat Gott das Wort allein. Keimen, Sprossen, Hervorbrechen, das sind göttliche Dinge, das sind Lebensausbrüche, die Gott hineingelegt hat ins Leben. Und dann hat bei gar manchem Samen der Mensch gar nichts mehr zu tun bis zur Ernte. Darauf weist der Heiland hin, wenn Er sagt: „Der Mensch schläft und steht auf Tag und Nacht, und der Same keimt und wächst, also dass es der Mensch nicht weiß; und die Erde bringt v o n s e l b s t“ - d.h. automatisch - „erst das Gras, die Ähren und den vollen Weizen in den Ähren."

Dann kommt die Ernte, da tritt der Mensch wieder ein. „Wenn die Ernte sich anbietet mit ihrer Reife, schickt er alsbald die Sichel hin und bringt die Ernte ein.“ Offensichtlich will der Heiland sagen: bei der Reich-Gottes-Arbeit hat der Mensch wichtige Mitarbeit. Er darf Boden bereiten, säen und ernten. Aber das will Er auch sagen: der Mensch hat doch auch wieder herzlich wenig dabei zu tun. Gott ist’s, der das Gedeihen gibt. Alle Lebenskraft liegt im Samen, und diese Lebenskraft ist rein göttlich. Es gibt ja Pflanzen, wo der Mensch auch zwischen Saat und Ernte zu tun hat, aber auch da nur zu ganz g e w i s s e n , g o t t g e g e b e n e n Z e i t e n. So sagt uns das Gesetz der Gottmenschlichkeit, wir sollen glauben, dass der ausgestreute Same des göttlichen Wortes Kraft hat, alles allein zu machen.

Wachsen lassen

Er sagt uns, dass wir mit unseren Fingern ins göttliche Wachstum nicht hineinzulangen haben; wir können nur verderben, wenn wir in der aufgegangenen frisch gewachsenen Saat herumlaufen - das tun leider viele. Es sagt uns, dass wir uns alle Arbeit von Gott geben lassen, also sie an uns herankommen lassen müssen, und dann nur das Notwendige tun, und die Saat wieder wachsen lassen sollen. Es gibt Überseelsorger, welche ständig eingreifen; die verderben mehr, als sie nützen. Es gibt überseelsorgerliche Eltern. Wachsen lassen! heißt die Parole, bis der Herr ruft. Der Heiland hat Sich an niemand herangemacht, den Ihm nicht der Vater gab. Wir haben nirgends zu arbeiten, wo nicht klarer Gottbefehl für uns vorliegt. Reich-Gottes-Arbeit verlangt heilige innere und äußere Zucht. Es gibt auch eine wilde, nicht in Zucht gehaltene Seelenarbeit. Sie ist nicht eigentliche Bauarbeit im Reich Gottes. Gedenke des Gesetzes des Gottmenschlichen, und lass Gott Sein Teil! Paulus musste in Korinth auch Gott großmachen, der das Gedeihen gibt, und dem gegenüber Paulus und Apollo nichts sind als Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter darf aber nur d a und d a n n arbeiten, wo und wann der Herr befiehlt. Preise aber den Herrn, der obwohl Er die Hauptsache macht, also A und O ist, doch dir die Ernte gibt, d. h. dich miternten lässt und dazu noch ohne Aufhören.

Das Gesetz der Ernte

Das ist das letzte Grundgesetz unseres Textes, das wir nennen wollen: Es kommt für die ganze Welt. Sie ist ein wachstümlichen Gebäude. Es geht nicht unendlich im jetzigen Wesen fort. Es gibt einen Abschluss. Jede Ernte ist ein Gericht : Sichel und Sense haben dabei ihre Arbeit. Bei jeder Ernte wird auch geschieden. Die Ernte des Reiches Gottes ist eine vielfache. Die Schrift sagt, dass zunächst die E r s t l i n g e geerntet werden. Das sagt sie im Alten und Neuen Testament. Diese kommen ins Heiligtum. Der Erstgeerntete im Allerheiligsten ist Christus. Dann kommen die, die Christo angehören. Dann kommt die Endgerichtsernte: die einen zur Rechten, die andern zur Linken. Er muss aber herrschen, bis dass alle Seine Feinde unter Seinen Füßen liegen. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Wenn aber alles Ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der Ihm alles untergetan hat, auf dass Gott sei alles in allen.

Das ist der Ernte großartiges Ziel - dann ist sie unter Dach und Fach. Ei, wenn erst die Äonen des Erntens kommen nach diesen Äonen der Saat, wie wird’s sein! Du aber und ich, wollen wir nicht bei der Erstlingsernte sein? Ja nicht ausgeschieden zu Gerichten! Das wäre schwer! Was der Mensch sät, das wird er ernten! Gedenke auch des Gesetzes der Ernte! Und bewege dies Gleichnis mit seinen heiligen Reich-Gottes Grundgesetzen in deinem Herzen!

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75. Ein Blick ins Geisterreich der Finsternis Mk 5:1-20