Priester, nach der Weise Melchisedeks

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Von Daniel Muhl

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Eine geheimnisvolle Person

Von Melchisedek, dem König von Salem, lesen wir im AT erstaunlich wenig! Es handelt sich um eine Person, die hier nur ganz kurz erwähnt wird. Man könnte sagen; Melchisedek spielt zur Zeit Abrahams eine kleine Nebenrolle und der Hauptdarsteller ist in dieser Zeit eindeutig Abraham.
Wer aber den Hebräerbrief etwas näher kennt, weiß, dass der König von Salem eine übergeordnete Bedeutung hat. Unser Gott macht es oft so, dass Er mit den scheinbar unbedeutenden Personen eine ganz große Geschichte macht.
Vergleicht man Aaron mit Melchisedek, dann stellt man fest, dass in der Bibel dem levitischen Priestertum viel mehr Platz eingeräumt wurde. Melchisedek taucht in 1Mo 14:18 einmal kurz auf, bringt „Brot und Wein“ heraus, segnet den Abraham und verschwindet wieder von der Bildfläche.
Gäbe es nicht die Bemerkung von David aus Ps 110:4 wäre es dem Hebräerbriefschreiber wahrscheinlich wesentlich schwerer gefallen, die herausragende Stellung Melchisedeks biblisch zu begründen!
Aber der Heilige Geist offenbarte David die einmalige Identität seines Herrn sowie die herausragende Stellung des Messias, sodass er den 110-ten Psalm dichten konnte. Das Priestertum, nach der Weise Melchisedeks, wurde mit einem Schwur des Höchsten bestätigt. In diesem Psalm ist Jahweh der Gott-Vater, der zu Adon (dem Gebieter von David) spricht. Gemäß neutestamentlicher Auslegung handelt es sich hier um den Sohn Gottes, der auch in Ps 2:7 erwähnt wird und somit Jesus Christus ist.
Jesus Christus wird Priester nach der Weise Melchisedeks sein, und das, obwohl diese besondere Person im AT kaum Erwähnung findet. Gott hat auch hier das Wesentliche verborgen! Darum lohnt es sich, diese geheimnisvolle Person etwas näher unter die Lupe zu nehmen.

Bibeltexte

AT

  • ELB 1Mo 14:18-20 - Und Melchisedek, König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; und er war Priester Gottes, des Höchsten. 19 Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde geschaffen hat! 20 Und gesegnet sei Gott, der Höchste, der deine Bedränger in deine Hand ausgeliefert hat! - Und [Abram] gab ihm den Zehnten von allem.
  • ELB Ps 110:4 - Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht gereuen: «Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!»

NT

  • ELB Hebr 5:6 - Wie er auch an einer anderen [Stelle] sagt: «[Du] bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.»
  • ELB Hebr 5:10 - von Gott begrüßt als Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks.
  • ELB Hebr 6:20 - wohin Jesus als Vorläufer für uns hineingegangen ist, der nach der Ordnung Melchisedeks Hohepriester in Ewigkeit geworden ist.
  • ELB Hebr 7:1-2 - Denn dieser Melchisedek, König von Salem, Priester Gottes, des Höchsten - der Abraham entgegenging und ihn segnete, als er von der Niederwerfung der Könige zurückkehrte, 2 dem auch Abraham den Zehnten von allem zuteilte - [heißt] übersetzt zunächst König der Gerechtigkeit, dann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens.
  • ELB Hebr 7:8-11 - Und hier zwar empfangen sterbliche Menschen die Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt wird, dass er lebt; 9 und sozusagen ist durch Abraham auch von Levi, der die Zehnten empfängt, der Zehnte erhoben worden, 10 denn er war noch in der Lende des Vaters, als Melchisedek ihm entgegenging. 11 Wenn nun die Vollendung durch das levitische Priestertum [erreicht worden] wäre - denn in Verbindung mit ihm hat das Volk das Gesetz empfangen - welche Notwendigkeit [bestand dann] noch, einen anderen Priester nach der Ordnung Melchisedeks aufzustellen und nicht nach der Ordnung Aarons zu nennen?
  • ELB Hebr 7:15-17 - Und es ist noch weit augenscheinlicher, wenn gleich dem Melchisedek ein anderer Priester aufsteht, 16 der es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist, sondern nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens. 17 Denn ihm wird bezeugt: «Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.»
  • ELB Hebr 7:21 - dieser aber mit Eidschwur durch den, der zu ihm sprach: «Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit (nach der Ordnung Melchisedeks)!»

Melchisedek – ein einmaliger König

Obwohl die alttestamentlichen Informationen über Melchisedek sehr spärlich sind, so sind sie doch sehr aussagekräftig und sie zeigen uns einen „König der Gerechtigkeit“, der in der „Stadt des Friedens“ herrscht und gleichzeitig Priester Gottes des Höchsten ist.
Heute schreit eine ganze Welt nach Gerechtigkeit und viele sehnen sich nach einem bleibenden Frieden. Viele Menschen hoffen immer noch darauf, dass man mit einer Weiterentwicklung der Moral und mit einer verbesserten Weltpolitik, diese Dinge vielleicht doch noch einmal erreichen könnte.

Kann es überhaupt Gerechtigkeit und bleibenden Frieden geben?

Bevor ich auf die herausragenden Eigenschaften dieses Königs von Salem eingehen möchte, will ich zuerst noch ein paar Gedanken zu der Gerechtigkeit und dem Frieden weitergeben.
Auch wenn wir in unseren Breitengraden im Moment noch „Ruhe und Ordnung“ genießen können, so haben wir spätestens seit diesem Jahr (Aug. 2014) erkannt, wie zerbrechlich der Friede in Europa ist. Doch trotz Wohlstand und scheinbarem Frieden spüren wir, dass nicht wirklich Gerechtigkeit herrscht. Auch wenn die äußeren Umstände vielleicht ideal aussehen, so werden wir doch mit vielen Lieblosigkeiten und Ungerechtigkeiten konfrontiert.
Da stellt sich schon die Frage: „Warum wird eine Menschheit nicht wirklich besser und warum hat man den Eindruck, dass die Menschen aus der Geschichte nicht wirklich viel lernen?“ Folgendes möchte ich dazu anführen:

Wir Menschen werden von Natur aus als Egoisten geboren. Die meisten Menschen sind bestrebt, ein möglichst genussreiches Leben zu führen. Wir wollen mit allem Nötigen und Unnötigen versorgt werden, wir wollen keine Langeweile, wir wollen einen möglichst guten Status innerhalb der Menschen, die uns wichtig sind usw.
Solange alles einigermaßen befriedigend vorhanden ist, benehmen wir uns in den Augen unserer Mitmenschen vielleicht ganz zufriedenstellend. Aus göttlicher Sicht sind wir dabei noch Welten von der wahren Liebe und Vollkommenheit entfernt. Sobald wir in Extremsituationen hineinkommen, ist es bei den meisten Menschen mit der Liebe vorbei. Wie viele Menschen waren zur Zeit des Naziregimes noch in der Lage die Nächstenliebe auch zu Juden praktisch umzusetzen? Jeder Liebesdienst an Juden war damals lebensgefährlich.

Wer die Geschichte und den Zustand der Menschheit ganz unvoreingenommen analysiert, kommt früher oder später zu dem Schluss, dass sich die Menschheit nicht grundlegend verbessern kann. Eine Generation, die unter ihren schwerwiegenden Fehlern gelitten hat, steht natürlich nicht mehr so sehr in Gefahr, den gleichen Fehler noch einmal zu machen, aber gilt das auch für die dritte oder vierte Generation danach? Leider ist es so, dass jede Generation neue, andere, aber manchmal auch die gleichen Fehler macht, wie die vorangegangene Generation.

Gibt es die Möglichkeit für eine wesenhafte Veränderung?

Eine wesenhafte und bleibende Veränderung bedingen einige Faktoren, die wir gerade bei Melchisedek finden. Bevor ich diese Punkte aufzeigen werde, möchte ich die Voraussetzungen für eine wesenhafte und bleibende Veränderung aufzeigen, die es erst möglich machen, dass eine gerechte und friedvolle Welt entstehen darf. Eines will ich aber gleich vorweg betonen: „Wir Menschen werden diese Welt nicht schaffen können! Diese Welt schafft einzig und allein der allmächtige Gott!“
Eine Menschheit kann nur dann wirklich verändert werden, wenn folgende Dinge eintreten:

  1. Jedes Geschöpf muss von innen her erneuert werden. Jeder Mensch braucht ein neues Herz, das freiwillig und ohne Zwang lieben will! Letztlich brauchen wir alle auch die Bereitschaft in Extremsituationen lieben zu wollen (nicht nur, wenn alles schön und gut ist, sondern gerade dann, wenn das Lieben etwas kostet und persönliche Nachteile zur Folge hat). Erst dann, wenn jeder Mensch mit dieser Liebe gefüllt ist, kann es ein bleibendes Friedensreich geben. Solche liebende Herzen kann man aber nicht mit Gesetzen und Vorschriften "erzeugen". Ein menschliches Herz wird erst erneuert, wenn es die Liebe Gottes ganz persönlich erfahren durfte. Jeder Mensch braucht eine persönliche „Gotteserfahrung“, in der er die Liebe und Barmherzigkeit Gottes in seinem Leben ganz persönlich erfahren durfte. Nur so kommt es zu einer wesenhaften Veränderung jedes Einzelnen.
  2. Trotz einer solchen Erfahrung und obwohl man bedingungslos lieben will, machen Christen die Erfahrung, dass die Auseinandersetzungen und zwischenmenschlichen Probleme nicht ausbleiben. Man wird mit der bitteren Tatsache konfrontiert, die schon der Apostel Paulus durchlebte: „ ... denn nicht, was ich will, das tue ich, sondern was ich hasse, das übe ich aus“ (Röm 7:15). Auch wenn wir von ganzem Herzen lieben wollen, so machen wir immer wieder Fehler und verletzen unsere Mitmenschen. Das hängt damit zusammen, dass wir einerseits einen Körper aus Fleisch und Blut haben, in dem die Sünde wohnt (Röm 7:17) und andererseits damit, dass wir immer wieder satanischen Versuchungen ausgesetzt sind. Deshalb brauchen wir sowohl eine Befreiung und Erlösung von diesem sterblichen Leib, als auch eine göttliche Wegnahme der satanischen Verführung, die uns Menschen zur Sünde und zu Lieblosigkeiten verleitet.

Leider haben die meisten Menschen noch das Gefühl, man könne auch ohne die beiden Punkte einen bleibenden Frieden erreichen. Die Menschheit wird zwar einen kurzen weltweiten Frieden erreichen, der aber nicht von Dauer sein wird, weil die erwähnten Veränderungen noch nicht stattgefunden haben. Man wird zwar in dieser Zeit sehr euphorisch sein und die meisten Menschen werden dann sagen: „Friede und Sicherheit (1Thes 5:3)!“ Aber dieser Friede wird kein bleibender Friede sein, da dann ein plötzliches Verderben über sie kommen wird (1Thes 5:3 / Offb 6:4).
Die beiden erwähnten Punkte kommen letztlich nur durch das Einwirken Gottes zustande. Er muss uns Seine bedingungslose Liebe zeigen, damit wir erneuert werden können und dann Seine Liebe weitergeben können und freiwillig lieben wollen. Der Allmächtige muss uns aber auch von unserem sündigen Leib befreien, indem Er uns sterben lässt und uns durch Seinen Geist einen neuen unverweslichen Leib schenkt, der dann auf die Versuchungen des Bösen nicht mehr anfällig ist.

Eine wesenhafte Veränderung schafft nur Gott allein

Infolge der aufgezeigten Gegebenheiten, bin ich davon überzeugt, dass nur Gott selbst eine wesenhafte Gerechtigkeit schaffen und einen bleibenden Frieden erzeugen kann. Er tut dies genau so, wie uns das bei Melchisedek bezeugt wird.

Der König der Gerechtigkeit

Übersetzt heißt Melchisedek so viel wie „König der Gerechtigkeit“. Alle Geschöpfe werden einmal zutiefst erkennen und davon überzeugt sein:

  • Jes 45:24 - Nur in dem HERRN ist Gerechtigkeit und Stärke.

Dies hat auf mehreren Ebenen eine Bedeutung:

  1. Gott ist der einzig gerechte König. Alle Seine Geschöpfe werden einmal sehen, dass alles, was Er gemacht hat, gerecht war. Die Menschen haben viel Ungerechtes getan, aber Er hat gar nichts Ungerechtes getan.
  2. Gottes Gerechtigkeit übersteigt unser Gerechtigkeitsempfinden bei Weitem. Weil Seine Gerechtigkeit auch an Seine Liebe gekoppelt ist, tat Er Dinge, die vielleicht nicht gerade unserem Gerechtigkeitsempfinden entsprechen. So lesen wir in Röm 4:5:
    „Dem dagegen, der nicht Werke tut, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet, ...“
    Die Tatsache, dass Gott den Gottlosen (w. : den Gott-Unehrenden) rechtfertigt, empfinden wir auf den ersten Blick nicht unbedingt als gerecht. Eigentlich müsste der Gottlose verurteilt und nicht gerechtfertigt werden oder? Durch Sein Handeln auf Golgatha ist Gott in der Lage den Gottlosen (nicht die Gottlosigkeit) zu rechtfertigen, indem Er einem Gottlosen, der umgekehrt ist, vergibt und ihm Seine eigene Gerechtigkeit schenkt!
  3. Nach unseren Maßstäben ist man erst dann gerecht, wenn man alles richtig macht und niemanden bevorzugt oder übervorteilt. Wir empfinden es als eine Ungerechtigkeit, dass Gott den einzig Sündlosen, für uns zur Sünde gemacht hat, damit wir (Sünder) Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm (2Kor 5:21). Wir empfinden es auch nicht unbedingt als Gerechtigkeit, wenn Gott dem, der glaubt, es als Gerechtigkeit anrechnet (Röm 4:5).

Letztendlich ist es so, dass in Christus allein die Gerechtigkeit ist, aber weil der Glaubende in Christus hineinversetzt ist, darf er in der Gerechtigkeit sein.
Er ist der König der Gerechtigkeit, weil Er allen durch den Glauben zu Seiner Gerechtigkeit verhilft und genau das wird im König von Salem dargestellt.

Der König des Friedens

Im Hebräerbrief lesen wir:

  • Hebr 7:2 - dem auch Abraham den Zehnten von allem zuteilte - [heißt] übersetzt zunächst König der Gerechtigkeit, dann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens.

Die Gerechtigkeit ist die zwingende Voraussetzung für einen bleibenden Frieden. Solange es keine umfassende Gerechtigkeit gibt, wird es auch keinen Frieden geben. Wie ich deutlich machen durfte, ist die Gerechtigkeit an eine Person gebunden und deshalb kann man nur zu dieser Gerechtigkeit gelangen, wenn man durch den Geist mit dieser Person verbunden ist. Nur wer in Christus ist und sich somit in Ihn hinein begeben hat, ist Besitzer der göttlichen Gerechtigkeit. Erst durch diese Voraussetzung entsteht dann der bleibende Friede.
Bleibender äußerer Friede kann allerdings nur dann entstehen, wenn die Menschen den inneren Frieden gefunden haben. Wie bei allen anderen göttlichen Dingen kann der innere Friede nur entstehen, wenn Gott uns diesen Frieden schenkt. Man kann einen solchen Frieden nicht selbst produzieren. Mit Meditation kann man vielleicht eine Zufriedenheit und Genügsamkeit erzeugen, die sich vermutlich ganz gut anfühlen, aber dieser Zustand ist nicht mit dem Frieden Gottes zu vergleichen, der allen Verstand, resp. alles Denken übersteigt (Phil 4:7).
Wer mit dem Frieden Gottes beschenkt wurde, spürt eine innere Glückseligkeit, die mit einer wunderbaren Gelassenheit gepaart ist. Das Geniale an diesem Frieden ist die Tatsache, dass dieser Friede nicht von irgendwelchen äußeren Umständen abhängig ist. Diesen Frieden kann man erleben, obwohl man vielleicht im Gefängnis sitzt oder mit einer Bedrängnis konfrontiert wird. Menschen berichten, dass sie diesen Frieden erleben durften, obwohl sie Schmerzen durchlitten und in Ausweglosigkeiten steckten.
Sobald in allen Individuen dieser Friede Gottes regiert, wird es einen bleibenden äußeren Frieden geben, der dann auch ein göttliches Friedensreich beinhaltet.
Auch wenn Gott über ganz andere Möglichkeiten verfügt, diesen Frieden zu vermitteln, so tut Er dies sehr oft über die Vermittlung eines neuen Bewusstseins, welches Folgendes beinhaltet:

  1. Das Wissen um die totale Vergebung vonseiten Gottes (dies bedingt natürlich auch die Erkenntnis, ein Sünder zu sein und den Anforderungen Gottes niemals genügen zu können).
  2. Die Erkenntnis, dass Gott mich bedingungslos liebt und dass mich von dieser Liebe gar nichts trennen kann.
  3. Die Gewissheit, ganz mit Gott versöhnt zu sein.
  4. Die Überzeugung, dass mir alles zum Guten zusammenwirken muss, wenn ich Gott liebe. Man wird dann zwar auch mit Leiden und Schmerzen konfrontiert, aber man weiß trotzdem, dass alles, was Gott in unserem Leben zuließ, für unsere Entwicklung wirklich gut war.

Jesus Christus, der König des Friedens, hat ganz alleine die Kraft, alles Verfeindete wieder zu versöhnen. In Eph 2 beschreibt dies Paulus ganz trefflich:

  • Eph 2:13-15 - Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden. 14 Denn er ist unser Friede. Er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung, die Feindschaft, in seinem Fleisch abgebrochen. 15 Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei - Frieden stiftend - in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen.

Priester Gottes des Höchsten

Sowohl das AT, als auch das NT machen deutlich, dass das Priestertum Melchisedeks das entscheidende und das Gott wohlgefällige Priestertum ist. Dazu darf ich noch einmal den Ps 110 zitieren:

  • ELB Ps 110:1-4 - [Von David. Ein Psalm.] Spruch des HERRN für meinen Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde gemacht habe zum Schemel deiner Füße! 2 Den Stab deiner Macht wird der HERR aus Zion ausstrecken. Herrsche inmitten deiner Feinde! 3 Dein Volk ist [voller] Willigkeit am Tage deiner Macht. In heiliger Pracht, aus dem Schoß der Morgenröte habe ich dich wie Tau gezeugt. 4 Geschworen hat der HERR, und es wird ihn nicht gereuen: «Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks!»

Wir sehen, dass es sich hier um einen „messianischen Psalm“ handelt. Man könnte ihn auch als einen „Sohnespsalm“, wie z. B. Ps 2, bezeichnen. Hier spricht Jahweh zu Adon, also der Gott-Vater zu Seinem Sohn. Die Schriftgelehrten, zurzeit Jesu, taten sich mit der Auslegung dieser Stelle schwer. Jesus fragte sie einmal:

  • Mt 22:42-46 - Was haltet ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagen zu ihm: Davids. 43 Er spricht zu ihnen: Wie nennt David ihn denn im Geist Herr, indem er sagt: 44 "Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege unter deine Füße"? 45 Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er sein Sohn? 46 Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn weiter zu befragen.

Bereits damals hatten die Schriftgelehrten theologische Probleme, die durch unterschiedliche Aussagen der Bibel entstanden und nicht in ihr theologisches Denksystem hineinpassten. „Es ist doch unmöglich, dass der Messias ein Sohn Davids ist und gleichzeitig von David als „Herr“ angesprochen wird!“ Der menschliche Verstand würde einfach sagen: „Die Bibel ist halt voller Widersprüche und kann deshalb nicht wirklich Wort Gottes sein!“ Der scheinbare Widerspruch kann nur aufgelöst werden, wenn man dazu andere Aussagen Jesu berücksichtigt und sie in ein Ganzes einfügt. Jesus sagte auch:

  • Joh 8:58 - Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.

Der Widerspruch lässt sich also nur auflösen, wenn man an eine Präexistenz Jesu glaubt.
Nachdem der Sohn sich auf Golgatha geopfert hat, hat der Vater Ihn erhöht und Ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist (schon heute)! Nun ist der Vater dran! Er will Seinem Sohn alle Seine Feinde zu Seinen Füßen legen. Wenn der Vater das gemacht hat, ist es auch soweit, dass jedes Knie sich beugen und jede Zunge bekennen wird: „Nur in dem HERRN sind Gerechtigkeit und Stärke!“ Wer davon ausgeht, dass es sich hier, zum Teil um einen erzwungenen Vorgang handelt, hat das Herz des himmlischen Vaters überhaupt noch nicht erkannt. Unser Gott gibt sich an dieser Stelle nur mit einer freiwilligen Unterwerfung zufrieden, die von ganzem Herzen kommt! Alles andere wäre für Ihn völlig unbefriedigend und unvollkommen!
Aus Ps 110 und Hebr 7 geht ganz klar hervor: Das Leben von Melchisedek stellt das wahre göttliche Priestertum dar. Es ist das Priestertum, das die Menschheit ans Ziel führen wird! Drei Dinge fallen dabei ganz besonders auf:

  1. Melchisedek bringt „Brot und Wein“ heraus.
  2. Melchisedek segnet den Abraham.
  3. Abraham gibt dem Melchisedek den Zehnten.

„Brot und Wein“

Ohne das Neue Testament wären die Begriffe „Brot und Wein“ vielleicht nicht so auffällig! Aber durch das Evangelium bekommen diese beiden Dinge eine ganz neue Dimension!
Sehr schnell werden wir an das „Herrenmahl“ oder an das Passah erinnert, das unser Herr mit Seinen Jüngern vor Seinem Sterben feierte. Seine Worte sind uns allen bekannt:

  • Mk 14:22-25 - Und während sie aßen, nahm er Brot, segnete, brach und gab es ihnen und sprach: Nehmt, dies ist mein Leib! 23 Und er nahm einen Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu ihnen: Dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. 25 Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde bis zu jenem Tag, da ich es neu trinken werde im Reich Gottes.

Das Brot weist also auf den Leib Jesu hin, währenddem der Wein eine Darstellung Seines Blutes ist. In Joh 6 werden die Auswirkungen deutlich, die das Essen Seines Leibes und das Trinken Seines Blutes, zur Folge haben. Jesus sagte damals:

  • Joh 6:51-56 - Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herabgekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. 52 Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? 53 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. 54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag; 55 denn mein Fleisch ist wahre Speise, und mein Blut ist wahrer Trank. 56 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm.

Diese Rede war selbst für die Jünger Jesu eine Zumutung! Die Zuhörer konnten diese Rede kaum ertragen, weil sie alle an einer wortwörtlichen Umsetzung dieser Rede hängen blieben. Menschliches Blut zu trinken und menschliches Fleisch zu essen, war ein absolutes Tabu! Es war schlichtweg nicht mit ihrem Glauben vereinbar und nur schon die Vorstellung war für sie ekelerregend. Die Einnahme von Blut war im AT absolut verboten (3Mo 17:12-14). Eine buchstäbliche Umsetzung der Rede Jesu war also undenkbar und für alle ein Gräuel. Jesus musste den Jüngern deutlich machen, dass diese Worte geistlich zu verstehen sind. Dies tat Er dann auch, indem Er sagte:

  • Joh 6:63 - Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben;

Wie aber können wir die Worte Jesu geistlich interpretieren? Was ist Sein Leib und was Sein Blut auf geistlicher Ebene? Wenn wir vom „Leib Jesu“ reden, dann fällt uns sehr schnell die Gemeinde ein. Aber die Gemeinde Jesu ist eigentlich die Folge von dem, was wir hier betrachten.
Klar ist, dass Jesus das Brot ist, das aus dem Himmel gekommen ist und dieses himmlische Brot sollen wir essen. Eine mögliche geistliche Interpretation der Rede Jesu wäre wie folgt:

Als Jesus vom Himmel herabstieg und Seine himmlische Herrlichkeit verließ, entäußerte (o. entleerte) Er sich selbst (Phil 2:7). Dieses „Entäußern“ kann auch so verstanden werden, dass Jesus Seinen Herrlichkeitsleib ausgezogen hat und stattdessen einen menschlichen Leib anzog. Diesen Herrlichkeitsleib, der heilig, vollkommen und gerecht ist, stellt der Herr nun all jenen zur Verfügung, die an Ihn glauben. Wer auf geistlicher Ebene diesen Herrlichkeitsleib isst, indem er den Geist Jesu in seinem Herzen aufnimmt, macht sich dadurch eins mit Ihm. Die Speisen, die wir aufnehmen, werden in unserem Körper zerlegt und finden dadurch Eingang in unseren Körper, sodass ein Teil der Speisen mit dem Körper eins wird.
Das absolut Geniale an dieser Sache ist das Faktum, dass wir durch diesen Vorgang Anteil an Seiner Göttlichkeit bekommen. Wir essen auf geistlicher Ebene den Herrlichkeitsleib Jesu und werden dadurch zu Söhnen Gottes! Wie könnte es je eine vollkommene Ewigkeit geben, ohne dass Gott uns mit Seiner Vollkommenheit füllt und ohne dass wir mit dem himmlischen Vater eine Einheit sind? Es gibt erst dann eine allumfassende Vollkommenheit, wenn Gott alles in allem ist (1Kor 15:28).

Im Blut Jesu war auch die Seele Jesu. Er hat Sein Blut vergossen und Seine Seele in den Tod ausgeschüttet (Jes 53:12). Durch diesen Vorgang können die Todgeweihten die Seele dessen aufnehmen, der das Leben in Person ist.
Durch diese Begebenheiten wird auch klar, warum nur das Priestertum - nach der Weise Melchisedeks - in die Vollendung führen wird. Gott muss uns allen Anteil an Seiner Göttlichkeit schenken, ansonsten werden wir nie die Vollkommenheit erreichen und eine Ewigkeit ohne Vollkommenheit – zu der untrennbar die göttliche Liebe gehört – wäre nicht nur unbefriedigend; sie wäre letztlich eine einzige Katastrophe!
Das aaronitische Priestertum war notwendig, weil es das Sündenbewusstsein intensivierte und uns dadurch mehr zu Christus drängte, der die Gnade in Person ist. Durch das Bewusstsein der eigenen Verlorenheit lernt man, nicht mehr auf sich selbst und die eigene Leistung zu vertrauen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. Man lernt aus der Gnade zu leben und deshalb war der aaronitische Priesterdienst ein wichtiger Dienst, der uns zu einem Zwischenziel führte. Zum Endziel führt allerdings nur das Priestertum nach der Weise Melchisedeks.
Doch selbst in den Schlachtopfergesetzen des aaronitischen Priestertums finden wir Schattenbilder auf den Christus, denn diese Dinge sind ein Schatten und der Körper, der diesen Schatten wirft, ist der Christus (Kol 2:17)!

Der Segen

Melchisedek segnete den Abraham und stellte ihn damit unter den Zufluss göttlichen Heilsgutes! Ohne Zweifel ist der Segnende größer als der Gesegnete (Hebr 7:7). Am Segen Gottes ist alles gelegen und durch Seine Segnungen bekommen wir genau das, was wir für die Ewigkeit brauchen. Melchisedek segnete den Abraham und Christus segnete uns, und zwar mit jedem geistlichen Segen aus den überhimmlischen Bereichen (Eph 1:3; mehr dazu siehe hier!).
Diese Dinge, die uns zur Vollendung bringen, finden wir bereits im Alten Testament, aber ohne die Auslegung des Neuen Testamentes bleiben sie uns verborgen. Durch die vielen Gesetze in der Thora entdeckt man die geistliche Tatsache, dass man nur durch den Glauben, resp. das Vertrauen in den Allmächtigen, gerecht werden und wirklich leben kann (1Mo 15:6 / Hab 2:4). Aber diese Kostbarkeiten sind im AT bereits im Keim vorhanden. Ebenso ist das endgültige Priestertum, nach der Weise Melchisedeks, nur schwer zu entdecken, weil wir im AT viel mehr über das levitische Priestertum lesen können.
Gott sei Lob, Preis und Anbetung dafür, dass Er die kostbarsten Dinge verborgen hat, um sie denen zu offenbaren, die Ihn von ganzem Herzen lieb haben, Amen!