Paulus als Vater in Christo

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
51. Vom Glauben an, zum Glauben in Christus Kol 2:1-9 (1925)

52. Paulus als Vater in Christo

  • Phim 1:1-25 (ELB) - Paulus, ein Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder, Philemon, dem Geliebten und unserem Mitarbeiter, (2) und Aphia, der Schwester, und Archippus, unserem Mitkämpfer, und der Gemeinde, die in deinem Haus ist : (3) Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! (4) Ich danke meinem Gott, indem ich allezeit deiner in meinen Gebeten gedenke, (5) da ich von deiner Liebe und von dem Glauben höre, den du an den Herrn Jesus und allen Heiligen gegenüber hast, (6) daß die Gemeinschaft deines Glaubens wirksam werde in der Erkenntnis alles Guten, das in uns im Hinblick auf Christus ist. (7) Denn ich hatte viel Freude und Trost wegen deiner Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind. (8) Deshalb, obwohl ich große Freimütigkeit in Christus habe, dir zu gebieten, was sich ziemt, (9) bitte ich [doch] vielmehr um der Liebe willen als ein solcher, wie ich bin, Paulus, der Alte, jetzt aber auch ein Gefangener Christi Jesu. (10) Ich bitte dich für mein Kind, das ich gezeugt habe in den Fesseln, Onesimus, (11) der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist. (12) Den habe ich zu dir zurückgesandt - ihn, das ist mein Herz. (13) Ich wollte ihn bei mir behalten, damit er statt deiner mir diene in den Fesseln des Evangeliums. (14) Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, damit deine Wohltat nicht wie gezwungen, sondern freiwillig sei. (15) Denn vielleicht ist er deswegen für eine Zeit [von dir] getrennt gewesen, damit du ihn für immer besitzen sollst, (16) nicht länger als einen Sklaven, sondern mehr als einen Sklaven, als einen geliebten Bruder, besonders für mich, wieviel mehr aber für dich, sowohl im Fleisch als auch im Herrn. (17) Wenn du mich nun für [deinen] Gefährten hältst, so nimm ihn auf wie mich! (18) Wenn er dir aber irgend ein Unrecht getan hat oder dir etwas(20) Ja, Bruder, ich möchte deiner froh werden im Herrn. Erquicke mein Herz in Christus! (21) Da ich deinem Gehorsam vertraue, habe ich dir geschrieben, und ich weiß, daß du auch mehr tun wirst, als ich sage. (22) Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge! Denn ich hoffe, daß ich durch eure Gebete euch werde geschenkt werden. (23) Es grüßt dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, (24) Markus, Aristarch, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter. (25) Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!

Der ewige Gott-Vater

Paulus schreibt einmal den Korinthern: „Ihr habt viele Zuchtmeister, aber wenig V ä t e r.“ Damit bezeichnet er sich selbst als einen Vater. Dass er einer war, zeigt in äußerst köstlicher Weise unser Philemonbrieflein, nicht nur, weil Paulus in demselben sagt, er habe Onesimus in seinen Banden gezeugt, sondern um des ganzen Inhalts des Briefleins willen, welches in jedem Vers etwas Väterliches hat. Paulus tritt uns heute als Vater in Christo entgegen in dem Vaterbrieflein an Philemon. Väter in Christo - das ist das höchste Wiedergeburtsziel, welches aber der Heilige Geist nur bei wenigen erreicht, um welches aber auch nur wenige in klar erkannter Weise flehen. Die Vaterschaft ist die allerhöchste Gottebenbildlichkeit; denn Gott ist Vater. Zu dieser allerhöchsten Stufe hat der ewige Gott-Vater zuerst den Sohn geführt. Als zeugendes Urprinzip der Gemeine durch den Heiligen Geist ist der Sohn jetzt mit der Vaterschaft begabt. Darum nennt Ihn auch schon Jesaja: Ewig-Vater. Das ist der Name, der über allen Namen ist. Die aus dem Geiste geborenen Gläubigen will nun der Sohn durch den Geist auch zur Vaterschaft führen. Gottes Kind, Gottes Sohn, Mannesalter Christi und in ihm Vaterschaft: das ist der wachstümliche Weg des Geisteswesens.

Natürlich können auf diesem Weg Männer wie Frauen geführt werden. Hier, d.h. i n d i e s e r B e z i e h u n g, ist nicht Mann noch Frau. Die Väter in Christo, und wenn wir in Berücksichtigung unseres Gegenwartsstandes auch sagen sollten, die Mütter in Christo - obgleich hier in der vollendeten Männlich-Weiblihckeit beides e i n s ist - sind die eigentlich Zeugenden in der Gemeine; in ihnen ist der Same des Wortes lebendig. Religiöses Leben entfachen auf verschiedenen Stufen und Graden kann man auch ohne Kind, Sohn, Mann und Vater z u sein; aber Gotteskinder werden von Vätern geboren, wobei der Weg vom Urvater durch den Sohn-Vater und durch die Söhne-Väter in Christo geht. Gottes Plan geht auf solche Vaterschaften. Deshalb sagt auch Paulus im Epheserbrief (Eph 3): Der Vater unseres Herrn Jesu Christi sei der rechte Vater über alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden“. So werden einst lauter Vaterschaften sein. Der Gottvater hat die Urvaterschaft gegenüber dem Sohn; der Sohn hat die Vaterschaft gegenüber der Gemeine; die Gemeine hat die Vaterschaften gegenüber aller Kreatur. Dies ist auch daraus zu erkennen, dass Satan in seiner zunehmenden Offenbarung gerade darauf hinausgeht, dies patriarchalische System überall, wo auch nur noch ein Anklang von ihm ist, zu zerstören. Davon sind unsere Zeiten ein klarer Beweis.

Geistgezeugte Kinder des Paulus

Unter den aus dem Heiligen Geist geborenen, und durch Ihn gewordenen Vätern, nimmt nun der Apostel Paulus einen ganz hervorragenden Platz ein. Wie groß wird einst seine Vaterschaft sein, und wie viele Väter sind wieder geworden unter den durch ihn gezeugten Söhnen! Unser Philemonbrieflein gibt uns hier einen Einblick. Die vielen Namen, welche es nennt, sind meist Söhne des Apostels Paulus: Timotheus, Philemon, Archippus (Phim 1:1.2); und Epaphras, Markus, Aristarhus, Demas, Lukas (Phim 1:23.24); dazu Onesimus (Phim 1:10), der in Rom gezeugt ist. Unter diesen waren manche schon selbst wieder in die Sohnschaft oder ins Mannesalter und Vaterwesen kräftig hineingewachsen. Den Timotheus nennt Paulus in besonderer Weise den B r u d e r, also gibt er ihm eine hohe Stelle neben sich; den Archippus nennt er den Streitgenossen, Epaphras einen Mitgefangenen; die anderen nennt er seine Gehilfen. Von Philemon und Appia aber zeichnet er uns fast väterliche Züge: sie haben die Gemeine im Hause; ihr Glaube und ihre Liebe hat einen sonderlichen Grad, und die Herzen der Gläubigen werden erquickt durch die beiden. Welch einen Einblick gewährt das alles in einen Teil der Vaterschaft des Apostels! Ein Vater in Christo tritt uns hier entgegen mit einer Reihe prächtiger, zum Teil schon männlicher und selbst väterlicher Söhne. Eine köstliche, fruchtbare Geistesfamilie aus allerlei Geschlecht, Sprache, Zunge, Alter und Stellung.

Väterliche Züge des Apostels

Und wie nun der Apostel mit diesen Brüdern und Schwestern verkehrt, sonderlich mit Philemon und Appia und der Gemeine in ihrem Hause, da tritt uns ein Vaterzug nach dem anderen entgegen, zunächst wie er sie s e g n e t: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus!“ Und am Schluss des Briefes hebt er noch einmal die Hände auf und sagt: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit eurem Geiste - Amen!“ Das ist der Vaterzug in allen Briefen des Apostels. Wo er an seine geistgezeugten Kinder schreibt, da segnet er sie also. Segnen ist in der Gemeine von alters her das Vater-Geschäft. Der ewige Gott-Vater lässt Seinen Segen auf Sein Volk legen (4Mo 6:24). Die Urväter haben alle gesegnet. So ist das ein Vaterzug, wenn wir Geist und Kraft haben zu segnen. Die väterlichen und mütterlichen Gottesmenschen gehen immer und überall segnend einher und haben auch gar manchen sonderlichen Segen für den und jenen. Das können nicht alle Gläubigen; das kann man auch nicht machen; das ist ein Wesensstrahl der Vaterherrlichkeit.

Ein anderer Vaterzug ist die stete und kräftige F ü r b i t t e: „Ich danke meinem Gott und gedenke dein allezeit in meinem Gebet.“ Wir alle haben aus den Briefen des Apostels Paulus den Eindruck eines gewaltigen anhaltenden Beters und Fürbitters. Wir stehen alle mehr oder weniger beschämt ob solcher Geistes- und Seelenarbeit. Sie ist wesentlich aus seinem Vater-Sinn zu erklären. „Meine lieben Kinder, die ich abermals mit Schmerzen gebäre“, sagt er z.B. zu den Galatern. Zwischen ihm und diesen Gemeinen, zwischen ihm und einem Philemon und einer Appia war ein Lebensverhältnis, daher ein ständiger Lebenszusammenhang, ein Geburtszusammenhang und ein Mutter- und Vater-Zussammenhang. Er trägt sie gewissermaßen in sich bis zu ihrer Vollausgeburt. Daher das ununterbrochene Schreien für sie. Wo kein solcher Zusammenhang ist, da ist auch kein solches Schreien. Es ist ein allertiefster natürlich-mütterlicher Zug, der in diesem starken, ununterbrochenen Beten zum Ausdruck kommt. Je mehr wir hineinwachsen ins Vaterwesen, umso brünstiger wird unser Beten, und wenn wir gar da oder dort eine väterliche Stellung einnehmen, umso enger ist die innere Gebetsverbundenheit.

Und neben dem Vatergebet ist die V a t e r f r e u d e an ihrem gesunden Wachstum: man hört und sieht fast den Vaterton, wenn er väterlich stolz von ihrem Glaubens- und Liebeswachstum redet. Sie werden k r ä f t i g (Phim 1:6) - wie freut ihn das! Also freut es Vater und Mutter, wenn die Kinder kräftig heranwachsen. Und so kräftig sind sie schon, dass sie da und dort mithelfen können: die Herzen der Gläubigen werden erquickt durch Philemon und Appia, das ist dem Apostel reiche Freude und reicher Trost (Phim 1:7). Die Freude am kräftigen Wachstum ist eine rechte Vaterfreude. Was es auch sei, wenn ich z u irgendetwas eine Art väterlicher Stellung einnehme, und wäre es den Pflanzen und Bäumen gegenüber, die ich gepflanzt habe, so habe ich eine sonderliche Freude an ihrem Wachstum. Das ist ein Anzeichen, dass in uns ein väterlicher und ein mütterlicher Zug vorhanden ist, wenn wir geistliches Wachstum mit großer Anteilfreude begleiten.

Eine besondere Vatersache

Und nun hat der Apostel noch eine besondere Vatersache: er will eines seiner Kinder gut unterbringen. Dem Philemon war ein Sklave entlaufen namens Onesimus, offenbar noch ein jugendlicher Mensch, der einen Jugendtorheitsstreich gemacht hatte. Da ist es nun sehr bezeichnend für des Apostels Vaterart, dass der junge Sklave wahrscheinlich nach mancherlei Irrfahrten in großer Not Zuflucht suchte bei Paulus, welchen er von seines Herrn Haus her kannte. Welche väterliche Anziehungskraft muss Paulus gehabt haben, dass der junge Tunichtgut, wie ihn Paulus selber nennt (weil unnütze, nun wohl nütze), zu ihm kam! Das Väterliche und Mütterliche z i e h t a n und w e c k t V e r t r a u e n in N o t z e i t e n. Das ist ein sonderliches Zeichen, ob wir in unserem Wiedergeburtsleben schon etwas Väterliches haben oder doch darauf hinauslaufen, wenn arme, gequälte oder verirrte Menschen das kindlichste Zutrauen zu uns haben. Kindliches sich Öffnen verlangt ein Vaterherz. Es ist sehr traurig, wenn die Leute oft sagen, bei uns ist kein Mensch, dem man sich anvertrauen könnte. Mehr Väter, Herr, gib mehr Väter! Und wie väterlich umfasst Paulus sofort den zerbrochenen Flüchtling. Auf sein Herz dringt Pauli Herz. Und er darf es durchdringen.

Eine Seele mehr fügt sich in die Reihen seiner Vaterschaft: Onesimus tut Buße, wird gläubig. Ein väterliches Herz hat etwas Z e r b r e c h e n d e s ; darum kann es dann mit dem Wort Gottes zeugungskräftig wirken. Dem alten Paulus, wie er sich nennt (Phim 1:9), und dem Gebundenen wird ein Sohn geboren. Helle Vaterfreude spricht aus seinen Worten, wenn wir die Verse Phim 1:10-12 unseres Textes lesen. Ja, einem Menschen Gehilfe zum Glauben sein dürfen unter eigenem Ringen und eigenem Weh, das ist köstliche Freude. Da steht er vor uns, der Vater Paulus, und da stellt er sich nun auch vor Philemon, den neugeborenen Sohn an der Hand, und sagt zu ihm: Nimm ihn wieder an! Welch eine Vaterautorität spricht da aus allem, und welch eine Vaterliebe voll Zucht. Er hätte Onesimus gut brauchen können in Rom in seiner Gefangenschaft, und Philemon hätte dem Apostel den Gehilfen gewiss auch gerne gelassen; aber der väterliche Paulus will nichts erzwingen vom Philemon und hat sodann sicherlich erkannt, dass es Onesimus sehr heilsam war, dahin wieder zurückzukehren, von wo er geflohen war. Gewiss wäre Onesimus in verschiedener Hinsicht lieber geblieben; aber der Vater Paulus wolle seine Rückkehr; so ging er auch.

Es ist ein rechtes Zeichen göttlich-väterlicher Art, dass sie die Leute zu Beugungs- und Umkehrschritten zu bringen vermag. Menschen ohne väterlich-mütterlichen Sinn setzen nichts durch, oft selbst nicht mit Gewalt. Der väterlich-mütterliche Sinn hat eine tiefinnerliche Autorität, auf Glauben, Liebe und Gebet gegründet. Arme Menschen, die immer gebieten, befehlen, oder gar schreien und zetern, oder gar Gewalt brauchen müssen, wo die göttliche Väterlichkeit in Ruhe und Frieden das Schwerste möglich macht! Viele Zwistigkeiten, Uneinigkeiten usw., auch in unseren Gemeinschaften, kommen daher und können darum nicht beigelegt werden, weil keine geistlichen Väter da sind. Die Zuchtmeister bringen’s nicht fertig. Bei den Vätern geht’s, wenn auch unter Schmerzen, doch seinen Weg. Darum sagt Paulus auch zu Philemon väterlich: Ich könnte dir gebieten, den Onesimus zu nehmen, aber ich will nicht; vielmehr stelle ich dir nur vor: ich, der alte, gefangene, auch für dich gefangene Paulus, bitte dich in der Liebe Christi, nimm Onesimus! Paulus weiß, Philemon wird noch mehr tun, als er sagt (Phim 1:21).

Geistes-Vaterautoriät

Wie kann doch die göttliche Geistes-Vaterart die schwierigsten Dinge freundlich lösen. Wie fehlt unter uns so oft die geistliche Ewigkeitskraft, Knoten zu lösen, die leicht sich lösten, wenn hüben und drüben mehr Geist und Leben, oder wenn über beiden ein Vater in Christo wäre. Philemon muss bei allem Glauben und aller Liebe seinen Sklaven gegenüber ein strammes Regiment geführt haben; denn Paulus muss ihm lange und viel zureden und mancherlei Geschütze ins Feld führen, um seine Herzensfestung einzunehmen. Er muss schließlich seine ganze Person in die Waagschale werfen: „Wenn du mich nun hältst für deinen Gesellen, so wollest du ihn als mich selbst annehmen.“ Ein Mensch mit Vatergeist in Christo hat etwas einzusetzen und kann darum auch etwas durchsetzen. Ein Vater i s t jemand; da zieht die Waage, wenn er sich hineinlegt. Bei manchem liegt eben gar nichts in der Waage, wenn er sich hineinlegt. Bei manchem liegt eben gar nichts in der Wage, und wenn er sich noch so hineinschmeißt: sie tut vielleicht einen Schneller und wirft ihn selbst wieder hinaus als zu leicht.

Vatergewicht zieht. Das wusste Paulus wohl. Und er wirft das ganze Gewicht in die Schale. Er sagt, für den entstandenen Schaden wolle er aufkommen; er schweige aber davon, dass Philemon sich selbst ihm schuldig sei. Paulus ist tief durchdrungen von dem alles übersteigenden Wert der geistlichen Gaben und Güter, und wo er solcher Güter Mittler geworden, da scheut er sich nicht, irdische Güter und Opfer dafür zu verlangen. Philemon verdankt seine Geistesexistenz nächst Gott dem Apostel; so darf er nun auch irdische Existenzgüter dahinfahren lassen. Der Vater sagt zum Sohn: was wärest du ohne mich! Das ist die Vaterautorität, dass die Söhne wissen, wir sind durch ihn. Gib deinem alten Vater Paulus eine rechte Herzensergötzung und Herzenserquickung, sagt er zum Schluss. Im Vaterwesen liegen viele Imponderabilien, wie man mit einem Fremdwort zu sagen pflegt. Im Vaterwesen liegen unwägbare, und zwar um ihres großen G e w i c h t e s willen unwägbare Kräfte. Das ging dem Philemon an Herz und Gemüt, als Paulus so schrieb. Da sprachen die innersten Seelen- und Herzenstriebe mit. Da war der kluge Geschäftsverstand schachmatt gesetzt. In einem Vater steht eben etwas da, mit dem gerechnet werden muss, ob einer will oder nicht. Darum sind Väter in Christo ein so unberechenbarer Segen.

Und nächstens komme ich selbst mal zu Besuch, so schließt Paulus - bereitet einstweilen die Herberge. Ich hoffe, ihr werdet mich aus der Gefangenschaft herausbeten. Das ist ein köstlicher und königlicher Schluss. Da muss doch schnell alles nach des Vaters Wunsch geregelt werden, wenn er selbst nächstens kommt. Und wie väterlich, er lädt sich selbst ein - die Kinder brauchen ihn nicht einzuladen. Ich komme - rüstet! Dabei war er doch irdisch-fleischlicher Weise nicht verwandt, das ist reine Geistes-Vaterautorität.

Und wollen wir nun noch auf hohe See fahren, um den Ausdruck zu gebrauchen, so sehen wir, wie alle die weltbewegenden Fragen von Herr und Sklave und Slave und Herr, von Entlaufen und Strafe, von Schaden und Schadensersatz, die Fragen, welche die Welt in Streit und Parteiungen, in Prozesse und Gerichte, in Krieg und Revolutionen stürzen, auf dem Glaubensboden und sonderlich da, wo Väter sind, also in Geistes-Vaterschaften, sich ganz einfach lösen. Die Sünde macht alles kompliziert, verwickelt und verwirrt, die Gnadenmacht alles schlicht und gerade - einfach! In christlichen Geistes-Vaterschaften sind die Weltstreitfragen überwunden im Glauben und in der Liebe. Es kommen auch Schwierigkeiten wie in des Philemons Haus. Sowie aber der Geist die Oberhand bekommt, verschwinden sie. Der ä u ß e r e Stand - Herr oder Sklave, Schuldherr oder Verschuldeter, Schadenmacher oder Schadensträger - spielt dann nicht mehr die Hauptrolle. Vater in Christo, Bruder im Herrn, Vergebung und Buße, Wiederaufnahme im Glauben - das sind die richtungsgebenden Linien. Und die väterlichen Autoritäten sind’s, welche unter den Kindern in Christo (Onesimus) und den Männern in Christo (Philemon) diesen Linien Geltung verschaffen.

Herr, schenke uns hin und her Väter und Mütter des Geistes - und wenn Du kannst, mach in Gnaden auch uns dazu im Wachstumsverlauf unseres Wiedergeburtslebens!

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53. Die Gemeine der Passiven und Leidenden 1Petr 3:8-15a