Mitleiden und Mitkämpfen

Aus Bibelwissen
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von Daniel Muhl

Bibeltext

  • 2Tim 2:1-6 - Du nun, mein Kind, sei stark (w. innenvermögend) in der Gnade, die in Christus Jesus ist; 2 und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren! 3 Nimm teil an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu! 4 Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. 5 Wenn aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er nicht den Siegeskranz, er habe denn gesetzmäßig gekämpft. 6 Der Ackerbauer, der sich müht, muss als erster an den Früchten Anteil haben.

Stark in der Gnade

Aus dem zweiten Kapitel, dieses letzten Briefes des Apostels Paulus, geht deutlich hervor, was für ein Leben ein treuer Sklave Jesu Christi zu erwarten hat! Ein echter Diener Gottes erwartet nicht ein genussvolles Leben, mit vielen Annehmlichkeiten und weltlichen Erfolgen, sondern ein Leben, das von Kampf, Leid und Mühe geprägt ist. In diesem Abschnitt vergleicht Paulus einen Mitarbeiter Jesu Christi mit einem Krieger, einem Wettkämpfer und einem Ackerbauer. Alle Drei nehmen starke körperliche Strapazen in Kauf. Jeder „quält“ seinen Körper auf irgendeine Art und Weise. Wenn wir ihre körperlichen Beschwerden etwas näher anschauen, könnte man sich fragen, weshalb sich diese Leute solche Unannehmlichkeiten antun? Warum nimmt ein Krieger, ein Wettkämpfer oder ein Bauer so viel Ungemach in Kauf? Sie alle tun es deshalb, weil sie ein Ziel vor Augen haben. Hätten die Genannten kein Ziel, könnte man nicht verstehen, weshalb sie diese - zum Teil sehr schweren - Mühen auf sich nehmen.
So wie diese Kämpfer und Arbeiter alle ein Ziel vor Augen haben, so sollten auch wir das Ziel vor Augen haben! Unser Ziel jedoch übertrifft jedes andere Ziel! Bei uns geht es nicht um eine zeitlich beschränkte Ehre, um einen vergänglichen Siegeskranz oder um einen Reichtum, der wieder verloren gehen kann, sondern um eine Herrlichkeit, die alles andere in den Schatten stellt. Uns erwartet eine Glückseligkeit, die alle unsere Vorstellungen bei Weitem übertreffen. Jeder Kämpfer Jesu Christi, der dieses Ziel vor Augen hat und aus der Gnade lebt, kann sogar mit Freude im Herzen die Unannehmlichkeiten des Lebens in Kauf nehmen.
Dabei wird auch deutlich, dass ein zuweilen mühsames und beschwerliches Leben keinesfalls ein Leben ohne Freude wäre! Eine solche Existenz hätte nur Hoffnungslosigkeit und Apathie zur Folge. Auch wenn ein Leben für den Herrn der Herrlichkeit mit Arbeit, Mühe und Kampf verbunden ist, so ist es doch ein erfülltes Leben, das von Erwartung und Freude geprägt ist.

Paulus spricht Timotheus zu, stark in der Gnade zu sein. Wenn ich in einer sportlichen Disziplin ganz stark bin, dann bedeutet das, dass ich in dieser Disziplin begabt und geübt bin. Ein „starker Hochspringer“ ist ein talentierter, aber auch geübter Hochspringer. Paulus weiß durch die Erkenntnis Gottes und durch seine persönliche Glaubenserfahrung, dass ein Arbeiter Jesu Christi nur dann segensreich wirken kann, wenn er in der Gnade begabt (mit Gnade beschenkt) und in der Gnade geübt ist. Die Gnade sollte unsere Stärke sein oder anders übersetzt: „Die Gnade sollte unser Vermögen sein, das von Innen her wirkt!“
Wenn uns die Gnade von Innen her stark macht, dann wird unser Denken und Handeln von der Gnade dominiert. Aber was heißt das konkret? Die Gnade ist immer eine unverdiente Gunst; sie ist immer ein Geschenk, das man nie und nimmer mit einer Leistung erwerben kann! Wer meint, er könne Gott mit guten Werken gnädiger stimmen, hat noch nicht verstanden, was Gnade ist! Damit ist nicht gesagt, dass ein Auserwählter Gottes nicht gute Werke tun soll! Paulus ermuntert uns immer wieder „reich an guten Werken“ zu sein (1Tim 6:18/ Eph 2:10). Diese guten Werke tun wir jedoch nicht, um uns den Himmel zu verdienen, um gerecht oder gerechtfertigt zu werden oder um von Gott geliebt und begnadigt zu werden, sondern einfach deshalb, weil wir aus der Liebe leben und weil wir unseren Gott dadurch verherrlichen wollen.
Gnade kommt also nie und nimmer durch Leistung oder Werke zustande. Die Gnade kann auch nicht mit viel Bibelwissen erzeugt werden. Sie ist und bleibt ein hundertprozentiges Geschenk der Liebe und Barmherzigkeit Gottes!
Menschen, die in der Gnade stark geworden sind und solche, die aus dem Bewusstsein heraus leben, dass alles ein Geschenk Gottes ist! Es ist ein Geschenk, ...

- wenn ich die Wahrheit erkennen durfte
- wenn ich den Herrn erfahren durfte
- wenn uns Gott Dinge anvertraut hat
- wenn wir begabt sind
- wenn ich etwas tun darf
- wenn wir gute Ideen haben
- wenn ich etwas sagen darf, das für meinen Mitmenschen eine Hilfe ist
- wenn ich die Kraft habe, zu arbeiten, zu laufen und zu kämpfen.

Wenn uns die Gnade von Innen her Vermögen gibt, dann sind wir solche, die gelernt haben, sich alles von Gott schenken zu lassen. Wenn wir aus der Gnade leben, dann entdecken wir immer mehr das Geheimnis Jesu Christi, der von sich selbst sagte:

  • Joh 5:19b - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.

Ein Begnadigter wandelt in den Werken, die Gott zuvor bereitet hat. Hat er ein Werk vollendet, weiß er, dass alles Gelingen ein Geschenk war. Wenn das ganze Bewusstsein und Unterbewusstsein von der Gnade durchdrungen ist, dann hat in unserem Herzen gar kein Eigendünkel mehr Platz. Wir leben nur noch als vollständig Beschenkte und wir haben aufgehört unseren Selbstwert über unsere Leistung oder über unser Wissen zu definieren. Nur derjenige, der aus der Gnade lebt, weiß sich in allen Teilen seines Lebens von Gott beschenkt.
Das Bewusstsein, in und aus der Gnade zu leben, vermittelt nicht nur geistliche Stärke und Kraft, sondern auch große Vollmacht. Weil ein Apostel Paulus lernen durfte, ganz aus der Gnade zu leben, war er auch bevollmächtigt einen Toten zu erwecken (Apg 20:9-11). Wenn in Paulus noch Eigendünkel vorhanden gewesen wäre und wenn er noch ein wenig seine eigene Ehre gesucht hätte, dann hätte er keine Vollmacht für die Auferweckung des Eutychus bekommen.
Jedem Mitarbeiter Jesu Christi soll bewusst sein: „Ich darf in und aus der Gnade leben, denken sowie handeln und mich in allem beschenken lassen.
Diese wunderbare Gnade ist nur in Jesus Christus zu finden! Nicht bei Engeln oder bei irgendwelchen Menschen, sondern nur in Christus alleine.  

Gehörtes weitergeben

Wie wir aus dem Kontext erkennen dürfen, macht Paulus mehrere Vergleiche. Er vergleicht den Sklaven Jesu Christi mit einem Ackerbauer und Krieger sowie mit einem Wettkämpfer. Aus dem nachfolgenden Vers kann man so etwas wie eine Stabübergabe sehen, wie man dies vom Staffellauf her kennt.

  • ELB 2Tim 2:2 - und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren!
  • WEN 2Tim 2:2 - und was du meinerseits durch viele Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tauglich sein werden, auch andersartige zu lehren.

Das Bild einer Stabübergabe empfinde ich hier als sehr treffend. Paulus überreicht hier symbolisch den Stab an sein Kind Timotheus und fordert ihn gleichzeitig auf, das anvertraute Gut an treue Menschen weiterzugeben. Diese Menschen haben dann ebenfalls gelehrt und den Stab weitergegeben (die Lehre des Wortes Gottes). Offensichtlich haben die vielen Stabübergaben in den letzten bald 2'000 Jahren ganz gut geklappt. Immer wieder gab es treue Zeugen, die das gehörte Wort Gottes weitergaben, so dass wir bis zum heutigen Tage Menschen haben, welche das Wort Gottes weitergeben.
Dieser Vers kann unterschiedlich interpretiert, resp. übersetzt werden.

  1. Timotheus soll das, was er in Gegenwart vieler Zeugen von Paulus gehört hat, an treue (gläubige) Menschen weitergeben.
  2. Timotheus soll das, was er durch viele Zeugen von Paulus gehört hat, an treue Menschen weitergeben.

In der zweiten Übersetzung ginge es also darum, dass Timotheus von vielen Zeugen Aussagen des Apostels vernommen hat. Es waren Aussagen, die er nicht direkt von Paulus hörte. Diese wörtliche Übersetzung ist sehr naheliegend, da wir hier von „vielen Zeugen“ lesen. Als Timotheus mit Paulus auf den Missionsreisen unterwegs war, gab es bestimmt auch viele persönliche Lehrstunden des Paulus, wo Paulus den Timotheus alleine „unterrichtete“. Hier hörte Timotheus bestimmt auch Aussagen, die er treuen Menschen weitergeben sollte. Aber weil Timotheus wahrscheinlich auch Lehrinhalte des Apostels Paulus von anderen Zeugen hörte, die er nicht direkt vernommen hatte, sollte er auch diese Lehrinhalte weitergeben. Vielleicht hörte Timotheus auch Lehraussagen von Zeugen, die den Galaterbrief gelesen haben. Die Lehraussagen von solchen Zeugen sollten allerdings durch „viele Zeugen“ abgedeckt sein. Die Aussagen eines einzelnen Zeugen über die Lehrinhalte des Paulus hätten verfälscht sein können. So etwas muss nicht einmal unbedingt böser Wille gewesen sein. Es konnte durchaus sein, dass ein einzelner Zeuge gewisse Aussagen falsch interpretierte und deshalb Lehrinhalte falsch weiter vermittelte. Wenn jedoch viele Menschen das Gleiche bezeugen, was die Lehraussagen des Paulus betrafen, dann konnte Timotheus davon ausgehen, dass diese Zeugnisse zutreffend waren.
Heute haben wir es diesbezüglich einfacher. Heute dürfen wir durch die Bibel alle Aussagen des Wortes Gottes in Händen halten. Allerdings spielt die Frage der Übersetzung eine nicht unwichtige Rolle. Mittlerweile vertrete ich die Auffassung, dass beim Bibelstudium ein Übersetzungsvergleich sehr hilfreich und auch sinnvoll ist. Ich brauche für mein Studium sowohl geläufige Übersetzungen, wie Luther, Elberfelder usw., als auch wörtliche und konkordante Übersetzungen, wie eine interlineare Übersetzung oder die DaBhaR-Übersetzung.
Aber auch heute haben die „vielen Zeugen“ eine wichtige Funktion. Lehraussagen oder Auslegungen, die nur von ein oder zwei selbstständig denkenden Personen vertreten werden, sind mit äußerster Vorsicht und Sorgfalt zu prüfen. Wenn in einer Gemeinde oder in einer Bewegung nur eine Person die prägende Gestalt ist und alle Anhänger einfach die Meinung des „Gemeindeleiters“ übernehmen, dann kann man nicht von vielen Zeugen sprechen. Lehraussagen oder Auslegungen, die nur von einer ganz bestimmten Gruppe vertreten werden (die von einer Person geprägt wurde), sind mit großer Vorsicht zu genießen. Wenn viele, voneinander unabhängige Zeugen, aufgrund von biblischen Aussagen zu einer Auslegung kommen, dann sind diese Lehraussagen schon einiges vertrauenswürdiger. Selbstverständlich müssen aber auch diese Aussagen von der Bibel her geprüft werden.

Das Evangelium Gottes sollten wir allen Menschen weitergeben. Die Menschen, mit denen wir zu tun haben, sollten mindestens einmal gehört haben, was die frohe Botschaft Gottes an uns Menschen ist. Was allerdings noch wichtiger ist, dass wir diese frohe Botschaft auch leben und dass die Liebe Gottes durch unser Leben sichtbar wird.
Aber nicht alle Lehraussagen, die wir innerhalb eines Mitarbeiterkreises weitergeben, sind auch für jeden Menschen bestimmt. Würde ich einem Menschen, der noch keine Sündenerkenntnis hat, z. B. sagen, dass dort, „wo die Sünde stark zugenommen hat, die Gnade noch überströmender sein wird (Röm 5:20)“, dann würde ich mit dieser biblischen Wahrheit vmtl. noch mehr Schaden anrichten!
Es gilt genau zu prüfen, welche Lehrinhalte wir an wen weitergeben. Paulus spricht hier von treuen Menschen, die auch tauglich sein werden, andere zu lehren. Die Voraussetzungen sind also:

  1. Menschen, die in einer treuen Vertrauensbeziehung zu Gott leben und die sich generell als treu erweisen. Treue in der Ehe, in der Familie und innerhalb der Gemeinde, am Arbeitsplatz usw. Die Treue kommt in der Verbindlichkeit zum Ausdruck. Wer seinen Partner, die Brüder und die Freunde ständig wechselt, muss als untreu bezeichnet werden.
  2. Gläubige, die tauglich sein werden, andere zu lehren. Hier stellt sich natürlich die Frage: „Wie erkennt man eine potenziell lehrfähige Person?“ Eine potenziell lehrfähige Person sollte ein ehrliches und aufrichtiges Herz haben! Sie sollte auch eine große Liebe zu Gott und Seinem Wort haben! Ebenso ist eine starke Lern- und Korrekturbereitschaft erforderlich. Das Vertrauen auf den Herrn und die Liebe zu den Brüdern sollten ebenfalls wesentliche Bestandteile einer lehrfähigen Person sein. Entscheidend ist auch, dass man nicht die eigene Ehre sucht, sondern ausschließlich die Ehre Gottes!

Leiden und Kampf

Wer sich in der Gnade gestärkt hat und gehörtes Gotteswort treuen Menschen weitergibt, hat aber auch mit Nebenwirkungen zu rechnen. Ein Diener Jesu Christi zu sein, ist das Schönste und Erfüllendste was es gibt! Aber selbst dieser wunderbare Dienst hat seine Nebenwirkungen. Paulus macht seinen Mitarbeiter Timotheus darauf aufmerksam, wenn er schreibt:

  • 2Tim 2:3 - Nimm teil an den Leiden als ein guter Streiter Christi Jesu!

So wie jeder Kriegsdienstleistende mit Mühen und Beschwerlichkeiten zu rechnen hat, so muss auch ein Kämpfer Christi mit Leiden rechnen. Unser Gotteswort verbreitet nicht die Illusion, dass es eine Existenz ohne Leiden gibt. Viele Menschen und auch viele Christen jagen bewusst oder unbewusst dieser Fata Morgana nach. Wir sehen in der Bibel zwar ein paar ganz wenige Einzelfälle, die bis zu ihrem Tod ein sehr angenehmes Leben führen konnten, aber auch sie werden nach ihrem Tod mit Gericht und Leiden konfrontiert. Ich denke an die Gottlosen in Ps 73 oder an den reichen Mann aus Lk 16:19-24. Wahrscheinlich kann man auch den König Salomo in diese Gruppe einreihen. Doch praktisch alle anderen Personen wurden mit Leid und Schmerzen konfrontiert. Gerade auch Personen, die im Glauben gestorben sind, durchlitten schwere Zeiten. Selbst der einzig Sündlose kam in die Welt und durchlitt unsagbare Qualen. Auch die Apostel, die sich ganz dem Herrn hingegeben haben, litten sehr viel!
Wir können nicht gute Kämpfer Jesu Christi sein und gleichzeitig in der Illusion leben, dies sei möglich ohne leiden zu müssen. Jeder Prediger, der etwas anderes behauptet, ist ein Irrlehrer. Solche Verkündiger haben großen Zulauf, weil sie das predigen, was sich die meisten Menschen erhoffen! In solchen Fällen werden dann folgende Bibelstellen verdrängt und kaum zitiert:

  • Phil 1:29 - Denn euch ist es im Blick auf Christus geschenkt worden, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden,

oder

  • 2Kor 12:10 - Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

oder

  • Röm 8:17 - Wenn aber Kinder, so auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir wirklich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.

Wenn wir die Bibel als Gesamtes zur Kenntnis nehmen und an sie glauben, wissen wir auch, dass wir nur durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen werden (Apg 14:22).
Aber auch alle anderen Geschöpfe leiden früher oder später einmal. Wenn nicht in diesem Leben, dann danach. Nicht umsonst schreibt Paulus:

  • Röm 8:20 - Denn die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen worden- nicht freiwillig, sondern durch den, der sie unterworfen hat- auf Hoffnung hin, 21 dass auch selbst die Schöpfung von der Knechtschaft der Vergänglichkeit freigemacht werden wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt.

Wenn sowieso alle Geschöpfe leiden müssen, weshalb schreibt dann Paulus, „nimm teil an den Leiden“? Es geht hier um ein „Mitleiden“! Bei diesem Mitleiden ist die Bereitschaft vorhanden, mit Christus und Seinem Leib zu leiden. Dabei machen wir uns mit den Leiden Jesu Christi eins und fühlen bei den Schmerzen unserer Brüder mit. Wir weinen mit den Weinenden (Röm 12:15) und solidarisieren uns mit den Elenden. Wir können mit Christus mitleiden und die ausstehenden Bedrängnisse des Christus für Seinen Leib noch ergänzen, so wie das auch aus folgender Stelle ersichtlich wird:

  • Kol 1:24 - Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch, was noch aussteht von den Bedrängnissen des Christus für seinen Leib, das ist die Gemeinde.

Durch unser Mitleiden wird das Maß der Leiden des gesamten Christus (Haupt und Glieder) voll! Dieses Vollmaß der Leiden bewirkt dann auch ein Vollmaß der Herrlichkeit (1Petr 4:13).

Sieben unterschiedliche Leiden

Wenn wir Leid erleben und es auch bei unseren Mitmenschen sehen, dann dürfen wir uns fragen, mit was dieses Leid zusammenhängen könnte. Die Ursachen von Leiden können sehr unterschiedlich sein. Adolf Heller hat sieben unterschiedliche Leiden erkannt. Allerdings interpretiere ich diese sieben Leiden ein klein wenig anders:

  1. Strafleiden.
    Unsere Strafe hat Jesus Christus getragen (Jes 53:5). Da Gott den Menschen die Übertretungen nicht mehr zurechnet (2Kor 5:19), leiden die Menschen nicht um der Strafe willen, sondern weil die Menschen von Gott erzogen werden. Wenn Menschen leiden, dann infolge einer oder mehreren der nachfolgenden Punkten.
  2. Erziehungsleiden.
    Vieles erleiden wir Menschen, weil wir von Gott erzogen werden. Erziehungsleiden bewirken früher oder später eine Hinwendung zu Gott, dem Vater (z. B. der verlorene Sohn). Sie bewirken aber auch, dass man die negativen Auswirkungen des Sündigens erkennt, so dass man mit der Sünde bricht. Aber nicht jedes Leiden ist auch ein Erziehungsleiden.
  3. Rettungsleiden.
    In Jes 38:17 spricht der König Hiskia das wunderbare Wort aus: "Siehe, zum Heil wurde mir bitteres Leid!" Dazu zitiere ich Adolf Heller: "Heil oder Rettung ist der gottverordnete Zweck, das heilige Ziel des Leides. Das durften wir doch alle in der einen oder andern Art erleben. Sehr viele Gläubige haben durch eine schmerzliche Führung, einen Verlust irgendwelcher Art oder eine starke Erschütterung auf diesem oder jenem Gebiet ihres Lebens einen Anstoß bekommen, das Heil zu suchen und zu ergreifen."
  4. Läuterungs- und Reinigungsleiden.
    Durch das Läuterungsleiden werden wir von der "Schlacke" befreit. Die Schlacke unseres irdischen Lebens ist alles, was nicht Liebe ist. Die Selbstsucht, die Begierde, der Neid und die Habsucht sind alles Dinge, von denen wir befreit werden müssen, damit wir einmal gereinigt und tadellos vor unserem Herrn erscheinen können.
  5. Bewahrungsleiden.
    Selbst der große Apostel Paulus war ein Mann, der Bewahrungsleiden noch benötigte. So schreibt er: "Denn wenn ich mich rühmen will, werde ich [doch] nicht töricht sein, denn ich werde die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber dessen, damit nicht jemand höher von mir denke, als was er an mir sieht oder was er von mir hört, 7 auch wegen des Außerordentlichen der Offenbarungen. Darum, damit ich mich nicht überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, dass er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe (2Kor 12:6-7)."
  6. Priesterleiden.
    Das Leben und Sterben Jesu war ein Priesterleiden. Er litt als Priester um unseretwillen, damit wir gerettet würden. Aber auch Paulus selbst litt wegen seinen Brüdern. Er schreibt: "Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch und ergänze in meinem Fleisch, was noch aussteht von den Bedrängnissen des Christus für seinen Leib, das ist die Gemeinde (Kol 1:24)". Durch Priesterleiden können andere, im Glauben, gestärkt und auferbaut werden um dadurch die Kraft Gottes in der Schwachheit erkennen können.
  7. Verherrlichungsleiden.
    Durch das Leiden Hiobs wurde Gott vor der unsichtbaren Engelwelt verherrlicht. Durch das Sterben Jesu wurde die Liebe Gottes groß gemacht und dadurch verherrlicht.

Wenn wir mit einem Leid konfrontiert werden, dann kann es gleich mehrere Gründe für dieses Leiden geben. Es wäre durchaus denkbar, dass wir in einem Leiden einerseits erzogen werden, gleichzeitig damit aber auch Gott verherrlichen können und dadurch auch vor etwas bewahrt bleiben.

Die Merkmale eines Kämpfers und Arbeiters

Als Diener und Nachfolger Jesu Christi ist man im übertragenen Sinn auch ein Krieger, ein Wettkämpfer und ein Ackerbauer. Paulus machte einen direkten Vergleich, als er in den folgenden Versen schrieb:

  • 2Tim 2:4 - Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. 5 Wenn aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er nicht den Siegeskranz, er habe denn gesetzmäßig gekämpft. 6 Der Ackerbauer, der sich müht, muss als erster an den Früchten Anteil haben.

Sowohl der Krieger und der Wettläufer, als auch der Ackerbauer nahmen sehr viel Mühe in Kauf, um ein ganz bestimmtes Ziel zu erreichen. Der Soldat nahm nicht nur deshalb so viele Strapazen auf sich, um seinen Sold zu empfangen, sondern auch deshalb, weil er sich Ruhm erhoffte und vielleicht auch mehr Macht erlangen wollte. Der Wettläufer peinigt seinen Körper nur deshalb, weil er auf einen Siegeskranz hofft, der ihm dann große Ehre vermittelt. Der Ackerbauer nimmt die Unannehmlichkeiten des Pflügens und Jätens deshalb in Kauf (Blasen an Händen und Füßen, Rückenschmerzen usw.), weil er die Früchte des Feldes genießen will.
Alle drei nehmen gewisse Leiden auf sich, um ein Ziel zu erreichen. Ohne eine hoffnungsvolle Perspektive würde wahrscheinlich keiner solche Strapazen auf sich nehmen. Wenn wir für unseren Herrn arbeiten, wenn wir Ihm dienen, dann ist das zwangsläufig auch mit Strapazen verbunden. Während all dieser Mühen, dürfen wir ebenfalls das Ziel vor Augen haben. Wir werden im Triumphzug umher geführt, uns liegt ein Siegeskranz der Gerechtigkeit bereit und wir werden uns über die Früchte unseres Glaubenslebens erfreuen können. Ganz im Gegensatz zu den irdischen Kämpfern und Arbeitern, die einen vergänglichen Lohn, vergängliche Ehre und verderbliche Früchte ernten, erhalten wir einen unvergänglichen Lohn und einen unvergänglichen Siegeskranz.
Ein Legionär und Söldner tat das, was sein „Auftraggeber“ von ihm verlangte. Er hörte auf die Stimme seines Befehlshabers. Der Auftraggeber organisierte für seine Krieger Unterkunft und Essen. Dadurch konnten sich die Soldaten auf ihren eigentlichen Auftrag konzentrieren. Die Krieger hatten natürlich verschiedene Aufgaben. Manchmal mussten sie auf Befehl ihres Auftraggebers auch Essen besorgen oder vielleicht eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit ausfindig machen, aber ihre primäre Aufgabe war das Kämpfen und vor allem, dass sie dem gefielen, der sie angeworben hatte.
Unsere Hauptaufgabe ist es, unserem Herrn zu gefallen. Der Kämpfer verwickelt sich nicht in die Beschäftigungen des Lebens, sondern er hat immer seinen Auftrag vor Augen. Den Vergleich, den Paulus hier macht, könnte auch falsch interpretiert werden. Aus dieser Stelle kann man nicht schließen, dass jeder echte Diener Jesu keine existenzerhaltende Arbeiten mehr tun darf. Entscheidend ist, welchen Auftrag wir haben und an welchen Platz wir gestellt wurden. Paulus schreibt den Thessalonichern:

  • 1Thes 4:11-12 - und eure Ehre darein zu setzen, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, 12 damit ihr anständig wandelt gegen die draußen und niemanden nötig habt.

Die Stelle mit den Kriegsdienstleistenden kann wie folgt interpretiert werden:

  1. Vielleicht sind hier nur Hirten, Gemeindeleiter und andere "Vollzeiter" gemeint, die für ihre "Gemeindearbeit" einen Lohn für ihren Lebensunterhalt bekommen. Solche sollten sich keinesfalls mehr mit existenzerhaltenden Arbeiten beschäftigen. Ich würde meinen Auftrag verleugnen, wenn ich wieder die Ausführungsplanung eines Mehrfamilienhauses übernehmen würde, um so mehr Geld verdienen zu können.
  2. Jeder Diener Jesu Christi sollte sich immer wieder seiner Hauptberufung erinnern. Die Hauptberufung ist eine Zeuge Jesu zu sein. Ob man nun Bauer, Bankangestellter oder Polizist ist. Jeder Christ ist an erster Stelle ein Zeuge Jesu Christi und an zweiter Stelle ein Maurer oder Pilot. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die unsichtbaren Mächte (Eph 6). Ein Christ, der gegen Menschen kämpft, verhält sich so ähnlich wie ein römischer Legionär, der mitten im Kampf einen Hasen jagt, um ihn dann für das Abendessen zuzubereiten.

Was sind Wettkämpfer, die "gesetzgemäß" kämpfen? Marathonläufer oder Sprinter, die sich dopen, werden disqualifiziert, weil sie nicht regelgerecht (gesetzgemäß) gekämpft haben. Gläubige, die nicht aus Glauben leben und den Glauben bewahren, erhalten ebenfalls keinen Siegeskranz der Gerechtigkeit (2Tim 4:8). Christen, die andere manipulieren, intrigieren und solche, welche die Macht an sich reißen oder aus Habsucht handeln, kämpfen nicht gesetzgemäß! Oder wer nach dem Motto lebt, "der Zweck heiligt die Mittel", lebt ebenfalls nicht aus dem Glauben.

Aber Diener Jesu Christi sind nicht nur Krieger und Wettkämpfer, sondern auch Ackerbauer, die pflügen, säen, jäten, gießen und ernten. Auch hier machte Paulus entsprechende Vergleiche:

  • 1Kor 3:6-11 - Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat das Wachstum gegeben. 7 So ist weder der da pflanzt etwas, noch der da begießt, sondern Gott, der das Wachstum gibt. 8 Der aber pflanzt und der begießt, sind eins; jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit. 9 Denn Gottes Mitarbeiter sind wir; Gottes Ackerfeld, Gottes Bau seid ihr. 10 Nach der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich als ein weiser Baumeister den Grund gelegt; ein anderer aber baut darauf; jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. 11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.