Lockruf und Weg der Sünder - Spr 1:10.11-19

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aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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5. Lockruf und Weg der Sünder - Spr 1:10.11-19

Mein Sohn, wenn Sünder dich locken, so willige nicht ein!

Wird uns hier mit einem "moralischen Zeigefinger" gedroht? Mit Wilhelm Busch haben schon manche gespottete: "Enthaltsamkeit ist ein Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen, wobei der bekannte Humorist mehr eine frömmelnde Scheinheiligkeit im Auge hatte.

Wie werden im Zusammenhang die Sünder oder "die bösen Buben" (Luther) gekennzeichnet? Sie gehen konsequent und ohne jegliche Gewissenshemmung ihren räuberischen Weg; mit brutaler Schläue und ohne jedes Mitleid verfolgen sie ihre verderblichen Pläne, in maßloser Gier streben sie nach Reichtum; dabei sind sie mitreißende Erfolgsmenschen, die verbrecherische Leitbilder setzen, wobei wir heute auch an die Schreibtischtäter und Wirtschaftsverbrecher großen Stils denken müssen. Und eben darin liegt die gefährliche Verlockung, solchen "Führernaturen" zu verfallen; doch auch die politischen Führer, wie Hitler und Lenin, dereinst auch der Antichrist locken mit ihren Ideologien. Das Gehe mit uns! aus Spr 1:11 ist der Lockruf aller Kriminalität und religiösen wie politischen Ideologie. Doch ist es "besser, niedrigen Geistes zu sein mit den Demütigen, als Raub zu teilen mit den Hoffärtigen" (Spr 16:19).

- wir wollen auf Blut lauern - wir wollen ohne Ursache den Unschuldigen nachstellen - wir wollen sie lebendig verschlingen wie der Scheol; und dann: - wir werden allerlei kostbares Gut erlangen - wir werden unsere Häuser mit Beute füllen - wir alle werden nur eine Kasse haben (Spr 1:11-14).
In Jak 1:14-15 wird der Werdegang der Sünde trefflich gezeichnet:

  1. Der Versuchte wird von seiner eigenen Lust fortgezogen;
  2. er wird von ihr gelockt, geködert;
  3. die Begierde empfängt (über eine Zeugung in Seele und Willen);
  4. nach einem inneren Werden gebiert die Lust die Sünde;
  5. die Sünde reift aus, vollendet sich und erreicht ihr Ziel;
  6. die Sünde gebiert den Tod.

Dem will die Unterweisung des Vaters mit den Worten zuvorkommen:
Mein Sohn, wandle nicht mit ihnen auf dem Wege, halte deine Fuß zurück von ihrem Pfade; denn ihre Füße laufen dem Bösen zu, und sie eilen, Blut zu vergießen! (Spr 1:15-16)
Wie schnell wir aus dem "Wandeln" im Ratkreise der Gottlosen, als vom bloßen "Spazierengehen" mit der Sünde, das "Stehenbleiben" auf dem Wege der Sünder und schließlich das bequeme Sich-Niedersetzen auf dem Sitze der Spötter! Dem können wir nur entgehen, wenn wir "unsere Lust haben an Gottes Wort" und also "Glückselige" werden (Ps 1:1-2)! Bei solchem Abweg spielt der Wille als Steuerzentrale unseres Lebens eine bedeutende Rolle, weil er Einwilligung und Herzensentschluss hervorbringt. Welches Verhängnis liegt allein darin, dass wir, unserem Wege treu unserer Entscheidung konsequent nachzufolgen bemüht sind! Und wie es eine Einheit des Reiches der finsteren Mächte gibt (Mt 12:25), so kann man auch auf dem Wege der Sünder so etwas wie eine Gemeinschaft finden, nicht nur schnelle und mühelose Bereicherung, sondern auch gleichberechtigte Kameradschaft! Da ist ein Weg, ein Plan, eine verschworene Clique, eine gemeinsame Kasse, ein Ziel, aber auch ein zukünftiges Geschick; oder aber, wie in vergangenen Zeiten ein Volk, ein Reich, ein Führer"!

Denn vergeblich wird das Netz ausgespannt vor den Augen aller Flügelwesen; sie aber lauern auf ihr eigenes Blut, stellen ihren eigenen Seelen nach. So sind die Pfade aller derer, welche der Habgier frönen: sie nimmt ihrem eigenen Herrn das Leben! (Spr 1:17-19)
Das Ende der Sünder also ist der Lebensverlust; wenn er sich auch nicht immer im wirklichen Sterben vollzieht, dann doch immer im Ersterben der Seele, im geistlichen Tode. Das rätselhafte Wort vom Netz des Vogelfängers deutet Delitzsch so: Wenn schon der Vogel so viel Klugheit besitzt, dass er vor dem offen ausgebreiteten Netz davonfliegt, so wirst du, mein Sohn, dich doch von den verführerischen Vorspiegelungen der Sünder nicht fangen lassen! Wenn wir aber Pred 10:20 bedenken und damit Mk 4:4 und Mk 4:15 vergleichen, dann erkennen wir hinter den "Herren eines Flügels" (so hebr.) die ganze unsichtbare Welt der Geister, Engel und Dämonen. Vor ihren Augen sind die fein gesponnenen Netze und Pläne der Sünder ausgebreitet - wie viel mehr vor den Augen Gottes! Wir aber wollen uns von dem Lockruf Jesu zum Leben leiten lassen, vom guten Hirten, der Seine Schafe kennt, sie bei Namen ruft und sie auf ewigen Wege zum Ziele führt!

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6. Der Weisheit heller Ruf ertönt - Spr 1:20-23a