Kraft und Wesen des Evangeliums

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von Daniel Muhl

Kraft des Evangeliums

In Röm 1:16 finden wir ein klares Bekenntnis des Apostels Paulus:

  • Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, ist es doch Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.

Es war wichtig, zu schreiben, dass Paulus sich des Evangeliums nicht schämte. Wie oft schämen sich die Christen wegen des Evangeliums. Man hört immer wieder Spottreden wie:

"Die Christen glauben an lauter unrealistische Dinge, wie die Jungfrauengeburt, die Totenauferstehung und daran, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschuf! Heute wissen wir durch die Wissenschaft doch ganz eindeutig, dass das alles Mythen und Märchen sind! Aufgeklärte Menschen können doch nicht allen Ernstes glauben, dass Jesus über das Wasser gehen konnte! Die Bibel berichtet über so viele Dinge, die überhaupt nicht unseren Erfahrungen entsprechen. Es liegen einfach keine Beweise vor und deshalb müssen wir die Bibel als Märchenbuch deklarieren. Das Evangelium ist die Erfindung von gewieften Schriftgelehrten und weil sich die Menschen nach einem ewigem Leben sehnen, haben Paulus und andere das Evangelium erfunden."

Wir kennen diese Überlegungen zur Genüge. In 1Kor 1:22-24 betont Paulus noch ein anderes Problem:

  • 1Kor 1:22-24 - Und weil denn Juden Zeichen fordern und Griechen Weisheit suchen, 23 predigen wir Christus als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis und den Nationen eine Torheit; 24 den Berufenen selbst aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit .

Haben wir nicht auch schon folgende Aussagen gehört:

"Wie kann man an einen Mann glauben, der elendiglich zu Grunde ging und warum soll ausgerechnet der "Horror einer Kreuzigung" zur Sündenvergebung führen? Ist Gott so blutrünstig, dass er seinem Sohn den schlimmsten Tod zumutet, nur damit er vergeben kann?"

Solche und ähnliche Gedanken führen dazu, dass das Wort vom Kreuz für manche Menschen eine Torheit und eine Zumutung ist. Alle diese Misstöne haben auch dazu geführt, dass viele Gläubige sagen: Pardon, ich bin halt Christ! Der natürliche Mensch kann hier die Zusammenhänge nicht verstehen und erkennen. Deshalb schreibt Paulus auch:

  • 1Kor 2:14 - Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.

Aus der Sicht Gottes sieht alles ganz anders aus, als aus unserer "Froschperspektive". Wie kann ein Mensch, der von Gott keine Offenbarung bekommen hat, die Gedanken des Erschaffers des Universums fassen und sie ganz und voll verstehen? Wenn der Geist Gottes keine göttliche Erkenntnis schenkt, dann wird ein Mensch die Gedanken Gottes nie verstehen können. Für viele ist es auch eine Torheit, wenn Paulus Aussagen macht, wie:

  • 2Kor 12:10 - Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Mißhandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.

Trotz aller Kritik und allem Spott war für Paulus das Evangelium Gottes Kraft zum Heil und zur Rettung für jeden Glaubenden. Aber warum ist das so? Das Evangelium ist ja die gute Botschaft Gottes oder anders übersetzt, die "Wohlkunde" Gottes. Warum enthält die Botschaft Gottes die Kraft zur Rettung der Gläubigen? Zuerst teilt uns Gott durch seine Botschaft mit, was er für uns getan hat und was er an uns noch tun wird. Jeder nun, der diese Botschaft hört und an sie glaubt, baut eine lebendige Beziehung zu Gott auf und lernt aus dieser Beziehung heraus zu leben.

Der biblische Glaube beinhaltet eine gelebte Vertrauensbeziehung zu Gott!

Diese gelebte Vertrauensbeziehung zu Gott stellt eine Verbindung zum Schöpfer des Universums her. Es ist wie wenn man den Elektromotor mit der Steckdose verbindet. So wie sich der Elektromotor ohne Strom nicht bewegen kann, so kann ein Mensch ohne Gott keine Dinge tun, die Ewigkeitswert haben. Das Hören des Evangeliums kann durch das Einwirken des Geistes ein neues Bewusstsein schaffen! Das Bewusstsein, dass Gott alles getan hat, damit ein Mensch aus einer ungetrübten Beziehung zum Schöpfer leben kann. Bei genauerem Nachdenken ist der Glaube - die gelebte Vertrauensbeziehung zu Gott - die einzig sinnvolle Lebensweise für eine vor uns liegende Ewigkeit! Wie sollte ein Geschöpf ohne seinen Schöpfer in Ewigkeit existieren können? Wie sollten wir das wirkliche Leben erfahren können, ohne den Lebensgeber? Es ist die grösste Torheit, zu glauben, man könne die höchste Form des Lebens erfahren, ohne mit dem Lebensgeber verbunden zu sein! Durch die gelebte Vertrauensbeziehung zu Gott steht man unter dem Lebenszufluss Gottes! Der himmlische Vater gibt uns dadurch Anteil an seinem Wesen. Durch den innewohnenden Geist Gottes dürfen wir Kinder und Söhne Gottes sein. Dadurch, dass die Gläubigen Glieder am Leibe Jesu Christi sind, sind sie auch ein Teil Gottes. Weil das Evangelium durch Jesus Christus die Verbindung zu Gott herstellt, ist es auch eine Kraft, die uns aus dem Tod rettet, weil wir dadurch mit dem Leben verbunden sind.

Der Inhalt des Evangeliums

Im nächsten Vers geht Paulus auf den wesentlichen Inhalt des Evangeliums ein:

  • Röm 1:17 - Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin geoffenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: "Der Gerechte aber wird aus Glauben leben."

Der Inhalt des Evangeliums wird bereits im AT deutlich. Die beiden Kernsätze des Glaubens kommen allerdings an nur zwei Stellen so richtig raus. Es sind dies:

  • 1Mo 15:6 - Und er (Abram) glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.
  • Hab 2:4b - Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.

Das AT überschüttet den Menschen mit so vielen Geboten und Ratschlägen, dass der Inhalt des Evangeliums von vielen schriftkundigen Juden kaum wahrgenommen wird. Der Inhalt des Evangeliums ist im AT dadurch richtiggehend verborgen und versteckt. Die Gerechtigkeit ist im AT ein ganz großes Thema und weil man viele Stellen und Eigenschaften der Gerechtigkeit findet, war der Mensch immer bemüht die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, mit eigener Anstrengung zu erreichen. Deshalb strengten sich viele Menschen enorm an und haben dabei, ohne es zu merken, die Notwendigkeit einer Liebesbeziehung zu Gott nicht erkannt oder vernachlässigt. Die Selbstgerechten haben übersehen, dass die Gerechten des AT aus Glauben gelebt haben, wie uns das Hebr 11 ganz klar zeigt.

Abraham war gerecht, weil er glaubte und aus einer Vertrauensbeziehung zu Gott lebte, genauso wie alle anderen Gerechten des AT auch! Dies zeigt uns, dass die Verbindung zum einzig gerechten Gott, uns die Gerechtigkeit vermittelt, weil Gott sie uns durch sein Heilswirken auf Golgatha schenkt. Wer Anteil an Gott hat, hat auch Anteil an seiner Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit Gottes kann nur im Glauben gesehen werden und wird auch nur durch Glauben offenbar. Ohne den Glauben kann die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannt werden. Anders übersetzt lesen wir hier auch: "Denn Gerechtigkeit Gottes ist in ihm enthüllt". Die Gerechtigkeit Gottes ist in ihm drin und kann auch nur von demjenigen erkannt werden, der in ihm drin ist! (Siehe dazu: Wir in Christus). Wer nicht in Christus ist, dem wird auch nie klar werden, was die Gerechtigkeit Gottes ist!

Die Gerechtigkeit Gottes beinhaltet Folgendes: "Gott gibt denjenigen, die eine gelebte Vertrauensbeziehung zu ihm haben, Anteil an seinem Wesen und somit an seiner Gerechtigkeit!"

Das "aus Glauben zu Glauben" deutet an, dass der Glaube die unabdingbare Grundlage für jede göttliche Existenz bildet und dass er immer tiefer in den Glauben, in die gelebte Vertrauensbeziehung hineinführt! Der Glaube ist wachstümlich und nur er ermöglicht uns das göttliche Leben! Nicht zuletzt deshalb schreibt Paulus am Ende seines Lebens:

  • 2Tim 4:7 - Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt;