In dieser Welt, aber nicht von dieser Welt

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Von Daniel Muhl

Grundlegende Gedanken

Die Frage von wo wir kommen, ist eine ganz entscheidende und grundlegende Frage! Sie ist deshalb so wichtig, weil sie mit unserer Identität, mit unserem Wesen und mit unserer Bestimmung zusammenhängt. Unser Ursprung wirkt sich auch auf unseren Weg und unser Ziel aus. Wer nicht weiß, von wo er kommt, weiß auch nicht richtig, wer er ist und wohin er geht. Ursprung und Identität lassen sich nicht voneinander trennen. Wenn wir darüber nachdenken, von wo wir kommen, dann müssen wir auch zwischen drei Teilen unterscheiden:

  1. Der Leib.
  2. Die Seele.
  3. Der Geist.

Der Ursprung des Menschen

Der Ursprung des Leibes

Fast jeder Mensch will wissen, wer seine Vorfahren sind, weil er merkt, dass diese auch etwas mit seiner Identität und seinem Ursprung zu tun haben. Die eigenen Gen-Informationen sind ein Produkt der Vorfahren. Sie haben auf uns Erbanlagen übertragen, die einen Bestandteil unserer Identität ausmachen. Die körperliche Identität ist nicht nur ein Mix zwischen Vater und Mutter. Die körperliche Identität der Großeltern und weiteren Voreltern spielen auch eine Rolle. So ist z. B. die Gesichtsform unseres ältesten Sohnes, der Gesichtsform, seiner Urgroßmutter viel ähnlicher, als der meiner Frau und mir. Jeder Mensch ist also ein erblicher Mix seiner Vorfahren. Der Atheist geht vmtl. davon aus, dass der "Erbmix" eines jeden Menschen ein Produkt des Zufalls ist. Je nachdem, welche Samenzelle das Ei zuerst erreicht hat, wird ein Mensch so oder anders. So viel ich weiß, ist jede Samenzelle und jede Eizelle auch wieder etwas verschieden. Einige Samen die der Mann "produziert", beinhalten mehr Erbanlagen des Urgroßvaters und andere mehr von der Großmutter und wieder andere enthalten mehr vom Vater. Die meisten Christen gehen davon aus, dass Gott den "Erbmix" jeder Samen- und Eizelle bestimmt hat und dass auch er entschieden hat, welche Samenzelle auf welches Ei trifft. Aber auch die Bildung des Körpers, innerhalb des Mutterleibes, geht auf das unsichtbare Wirken Gottes zurück. David hat es einmal so formuliert:

  • Ps 139:13-16 - Denn du bildetest meine Nieren. Du wobst mich in meiner Mutter Leib. 14 Ich preise dich darüber, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt es sehr wohl. 15 Nicht verborgen war mein Gebein vor dir, als ich gemacht wurde im Verborgenen, gewoben in den Tiefen der Erde. 16 Meine Urform sahen deine Augen. Und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die gebildet wurden, als noch keiner von ihnen da war.

Der Ursprung der Seele

Ohne Zweifel hängt die Seele auch sehr stark mit dem Leib zusammen. In der Bibel heißt es seltsamerweise:

  • ELB 3Mo 17:11 - Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, ...

Wenn die Seele im Blut ist, dann hängt das Blut und die Seele ganz stark zusammen. Persönlich glaube ich nicht, dass das Blut selbst die Seele ist, sondern dass die Seele im Blut ist. Das Blut ist sozusagen der Träger oder der Körper der Seele. Durch die moderne Medizin wurde das - wahrscheinlich ohne ihr Wissen - bestätigt! Je nachdem, welche Hormone oder chemische Substanzen sich in meinem Blut befinden, ist der Zustand und das Empfinden meiner Seele unterschiedlich. Ein Mann, der eine einmalige Erfahrung mit Ecstasy gemacht hat, erzählte mir, wie diese Droge in ihm ein unbeschreibliches Glücksgefühl verursachte. Die Seele fühlte sich wie "im Paradies". Da er aber wusste, dass die Droge äußerst gefährlich ist, weil mit der Zeit die Wirkung nachlässt und weil man anschließend in eine Depression fällt, die in den meisten Fällen lebenslänglich anhält, verzichtete er auf eine Wiederholung dieses Glückszustandes. Andererseits gibt es auch Substanzen, die versetzen sogar psychisch stabile Menschen in eine schwere Depression. Wer heute behaupten will, dass zwischen dem Blut und der Seele keinen Zusammenhang existiert, ignoriert die Fakten!
Andererseits ist die Seele auch nicht einfach eine Kombination zwischen lebenden Zellen und ein paar Substanzen. Ohne den Einfluss des Geistes kann sich gar kein Bewusstsein entwickeln. So sagt uns die Bibel anlässlich der Erschaffung Adams:

  • ELB 1Mo 2:7 - da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem (hb. neshâmâh; +05397) des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.

Das hebräische Wort neshâmâh hängt mit nâsham (+05395) zusammen, das in Jes 42:14 mit einem "Keuchen" verglichen wird. Der Atem, der Hauch oder das Keuchen Gottes ließ die Seele erst lebendig werden. Dass die Seele lebt, hängt also mit dem "Einhauchen" Gottes zusammen und dadurch vmtl. auch mit dem Einwirken seines Geistes.
Die Seele kann nur dann wahrhaftes Leben haben, wenn sie unter dem ständigen Zufluss des göttlichen Geistes steht. Durch den Sündenfall wurde dieser ununterbrochene Zufluss unterbrochen. Deshalb ist es immer eine Frage der Zeit, bis eine Seele stirbt, sofern sie den lebendig machenden Geist (1Kor 15:45) nicht findet. Ohne diesen Geist versucht die Seele aus sich selbst heraus Leben zu produzieren, indem sie sich anstrengt, gewisse Dinge zu praktizieren. Sie bemüht sich aus eigener Kraft "fromm" oder "erleuchtet" zu werden. Andere Seelen docken sich an "fremde Geister" an. Ohne die Verbindung zum lebendig machenden Geist, ist jede Seele noch "von dieser Welt", ganz egal ob sie meditiert, religiös oder philosophisch aktiv ist.

Der Ursprung des Geistes

Jeder "Geist" hat seinen Ursprung in Gott. In Bezug auf die Geister lesen wir im Hebräerbrief Folgendes:

  • ELB Hebr 12:9 - Zudem hatten wir auch unsere leiblichen Väter als Züchtiger und scheuten sie. Sollen wir uns nicht vielmehr dem Vater der Geister unterordnen und leben?

Wenn ein Geist sich verselbstständigt und die Verbindung mit dem "Vater der Geister" abbricht, dann fehlt ihm auch das göttliche und bleibende Leben. Im ersten Kapitel seines Evangeliums stellt Johannes eine direkte Verbindung zwischen Wort, Leben und Licht her (Joh 1:1-4). Das Leben des "gottlosen" Geistes, ist auf einen "glimmenden Docht" (Mt 12:20) reduziert. Der glimmende Doch hat noch eine ganz kleine Lichtquelle, die von Gott ist. Diese ist aber so schwach, dass der entsprechende Geist ohne aktive Verbindung zu Gott, agiert. Durch sein "autonomes Handeln" unterordnet sich auch dieser Geist den "Elementen dieses Kosmos" (Kol 2:8), auch dann, wenn er es selbst nicht wahrhaben will. Er ist vom Fürst dieses Kosmos (Joh 16:11) geprägt. Paulus schreibt den Ephesern auch:

  • Eph 2:2 - in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt.

Der Fürst der Macht der Luft, wirkt in den Söhnen des Ungehorsams und solange dieser Geist in den Söhnen des Ungehorsams wirkt, solange sind auch diese "Söhne" von dieser Welt.

Von dieser Welt

Wie man sehen kann, gehen Geist, Seele und Leib in ihrer Entstehung, letztlich auf das Wirken des Geistes Gottes zurück. Ihren Ursprung finden wir bei Gott. Doch durch die "Selbstverwirklichung" und den Hochmut des ersten Cherubs (Engelfürst; Hes 28:12-19), entstand die Todesmacht, die diese Welt prägt. Jeder Leib, jede Seele und jeder Geist, der von dieser Geistesmacht bestimmt ist, kann als von dieser Welt bezeichnet werden.

Zu den Juden, die Jesus umbringen wollten, sagte er:

  • Joh 8:23b - Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, was oben ist; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.

Diese Juden wurden vom Fürsten dieser Welt bestimmt und deshalb sind sie von dieser Welt. Das grundlegende Merkmal von solchen, die von dieser Welt sind, ist, dass ihr "Ego" auf dem Thron ihres Herzens sitzt. Alles Denken und jede Handlung geht dann auf die Selbstsucht zurück und die Selbstsucht gebiert dann auch alle anderen Eigenschaften, die Paulus wie folgt beschreibt:

  • 2Tim 3:1-7 - Dies aber wisse, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten eintreten werden; 2 denn die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, unheilig, 3 lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, 4 Verräter, unbesonnen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend als Gott, 5 die eine Form der Gottseligkeit haben, deren Kraft aber verleugnen. Und von diesen wende dich weg! 6 Denn von diesen sind die, die sich in die Häuser schleichen und lose Frauen verführen - die mit Sünden beladen sind, von mancherlei Begierden getrieben werden, 7 immer lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können -.

Menschen, die von dieser Welt sind, bilden sich ein, frei zu sein, weil sie vieles tun können, wozu sie einfach Lust haben. Sie merken aber nicht, dass sie Gefangene ihrer Genusssucht und Sklaven der Sünde sind. Wer von dieser Welt ist, will immer mehr:

- Genuss
- Geld
- Macht
- eigene Ehre
- Lustbefriedigung
- usw.

Diese Merkmale sind natürlich bei den einzelnen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Nicht jeder Egoist, sehnt sich nach Macht und es gibt auch Selbstsüchtige, die sind mit relativ wenig Geld ganz zufrieden, aber dafür ist ihnen die eigene Ehre und die Anerkennung der Menschen ganz wichtig.

Wer von dieser Welt ist, fürchtet Gott nicht und er liebt Gott nicht wirklich. Es kann zwar sein, dass er Gott einen gewissen Respekt zollt; aber er liebt ihn nicht. Wer von dieser Welt ist, liebt auch seine Feinde nicht, er segnet nicht die, die ihm fluchen und er will auch nicht zur Ehre Gottes leben.

Nicht von dieser Welt

Jesus bezeugt, dass er nicht von dieser Welt ist! Er war weder aus der Welt geboren, noch vom Sinn der Welt geprägt.

  • Joh 8:23c ... ich bin nicht von dieser Welt.

Folgende Stelle macht deutlich, weshalb Jesus nicht von dieser Welt ist:

  • ELB Joh 1:18 - Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.

Jesus ist das "Brot Gottes", das aus dem Himmel herabgekommen ist und der Welt das Leben gibt (Joh 6:33). Er hat deutlich gemacht, dass wir nur durch eine treue Vertrauensbeziehung zu ihm, die Erlösung erhalten und zum wahren Leben kommen können. Ein Mensch, der in diese liebevolle Vertrauensbeziehung gekommen ist, ist auch nicht mehr von dieser Welt. Auf dem Thron seines Herzens sitzt nicht mehr sein Ego, sondern der Herr Jesus. Durch diesen Herrschaftswechsel kommt es zu einer Veränderung des Denkens und Handelns. Doch diese Veränderung ist wachstümlich. Wer nicht von dieser Welt ist, will zur Ehre Gottes leben, er will lieben lernen und er will dem Herrn Jesus nachfolgen. So wie Jesus nicht von der Welt ist, so sind auch wir nicht mehr von der Welt (Joh 15:19). Paulus zeigt uns, weshalb wir nicht von dieser Welt sind:

  • 1Kor 2:12 - Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind.

Ob wir von dieser Welt oder nicht von dieser Welt sind, hängt damit zusammen, welchen Geist wir empfangen haben!

Die Nebenwirkungen für die, die nicht von dieser Welt sind

  • Joh 15:19-20 - Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. 20 Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt habe: Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten.
  • Joh 17:14 - Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin.

Wer nicht von dieser Welt ist, muss sich nicht wundern, wenn er von der Welt gehasst wird. Wenn die Welt uns hasst, weil wir Jesus lieben, dann ist das nichts Außergewöhnliches, wenn wir aber von Menschen aus der Welt gehasst werden, weil wir egoistisch und lieblos leben, dann ist das sehr traurig und auch beschämend!

In dieser Welt

Auch wenn wiedergeborene Christen nicht von dieser Welt sind, so sind sie doch in dieser Welt. Bevor Jesus diese Erde verließ betete er u. a.:

  • Joh 17:9-11 - Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein 10 - und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein - und ich bin in ihnen verherrlicht. 11 Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir!

Und Johannes schreibt:

  • 1Jo 4:17 - Hierin ist die Liebe bei uns vollendet worden, dass wir Freimütigkeit haben am Tag des Gerichts, denn wie er ist, sind auch wir in dieser Welt.

Wir sind in diese Welt gestellt und dürfen am unsichtbaren Reich Gottes arbeiten. Wer am Reich Gottes arbeitet, der versucht Menschen in eine Vertrauensbeziehung zu Gott und Jesus zu führen; er versucht nicht, dass sichtbare Reich Gottes auf Erden zu bauen, denn das sichtbare Reich Gottes richtet Jesus selbst auf, wenn er am Ende dieses Zeitalters mit großer Macht und Herrlichkeit erscheint (Mt 24:30-31 / Sach 14:3-6).
Mehr zu diesem Thema: Das Gespräch zwischen Jesus und Pilatus.

Weitere Informationen

Predigten und Wortdienste zu diesem Thema

Siehe auch

Literatur

Quellen

Weblinks