Hiobs "Reinigungseid" - Hi 31:1-40

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus HSA Ist Gott mein Freund oder mein Feind? - Das Buch Hiob


Hiobs "Reinigungseid" - Hi 31:1-40

Ein eigenartiges Sündenbekanntnis! Hiob zählt alle möglichen Sünden auf, um zu beteuern, dass er sie nicht begangen habe. Mann nennt dies einen "Reinigungseid". In dieser Schlussrede Hiobs erreicht seine Selbsrechtfertiung ihren Höhepunkt. Ihn möge Gottes Fluch treffen, wenn er dies und das und jenes.. je getan habe. Er stellt sich selbst als edel dar: Nie versäumte er es, Menschen zu helfen, denen es an Nahrung oder Kleidung fehlte. Nie setzte er auf Gold seine Zuversicht oder machte Feingold zu seiner "Sicherheit". Wie aktuell ist das doch heute, wo man von Banken oder Versicherungen häufig den guten Rat zu hören bekommt: "Wir empfehlen Ihnen, zu Ihrer Sicherheit (nicht zuletzt Altersabsicherung) Folgendes zu kaufen oder anzusparen..." (wenn nicht Geld, dann Gold oder Aktien oder Immobilien). Hiob freute sich nicht einmal, wenn über einen, der ihn hasste, Unglück hereinbrach. Schadenfreude war ihm völlig fremd. Jedenfalls behauptet er das. Hiobs "Reinigungseid" erinnert uns an Joh 8:46: "Wer von euch kann mich einer Sünde überführen?" Jesus konnte so reden. Aber ein Geschöpf?

Das Besondere ist: Hiob rechtfertigt sich nicht nur gegenüber Menschen, sondern auch gegenüber Gott! Das erreicht seinen Gipfel in den Versen Hi 32 - Hi 35-37. Da schreckt er nicht davor zurück, den Allmächtigen zum Rechtsstreit herauszufordern. Er will Ihm sozusagen "auf Augenhöhe" begegnen. Schlimmer kann sich der Mensch in seiner Stellung zu Gott nicht mehr verirren. Schlimmer kann sich der Mensch in seiner Stellung zu Gott nicht mehr verirren. Er verlässt den Pfad der Weisheit, deren Kennzeichen zu allererst die Gottesfurcht ist (Spr 1:7 - Spr 9:10). Er wandelt auf den Spuren Satans, der "sich selbst dem Höchssten gleich machen" wollte (Jes 14:14). - Gut, das er nach diesem letzten Aufschrei menschlicher Überheblichkeit den Mund hält. Er hat "sein Pulver verschossen", seine kühnsten Argumente zum Ausdruck gebracht. Nun kann es nur noch heißen: "Zu Ende sind die Worte Hiobs."

Auch heute kann man von vielen Menschen Reden voller Selbstrechtfertigung hören. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen - Ich habe nie jemand Unrecht getan - Ich habe immer tadellos gelebt, habe weder gestohlen noch gelogen noch gemordet oder die Ehe gebrochen." Das mag ja auch stimmen - vordergründig und im menschlichen Bereich. Doch wie steht der Mensch vor Gott da, der sein Innerstes erforscht und kennt? Wie steht er da im Licht der Bergpredigt Jesu? Da zählen nicht nur Worte und Taten, sondern auch die Beweggründe des Herzens. Und Gottes Wort sagt klipp und klar: "Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.. Da ist kein Gerechter, auch nicht einer" (Röm 3:23 - Röm 3:10). Das musste letzten Endes auch Hiob erkennen. Doch der Weg von der fromm klingenden Sebstrechtfertigung (Hi 31) bis zum Schuldeingeständnis (Hi 40:5) kann lang und schmerzlich sein.