Gottes Vorsatz im Sohn

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Der zweite Tod und die Wiederbringung aller Dinge


I. Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

Teil 1. Gottes Vorsatz im Sohn
Teil 2. Der Vorsatz der Äonen
Teil 3. Durch Tod und Gericht zum Leben

III. Allgemein verbreitete Einwände
IV. Schlussbemerkungen


Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

1. Gottes Vorsatz im Sohn

a) Rettung durch den Erstgeborenen

Zuerst die Absicht Gottes, durch die Erstlingsfrüchte oder den Erstgeborenen zu erretten und zu segnen. Sie ist in der Tat der Inhalt des Evangeliums und kommt, gleich allen Geheimnissen Gottes, schrittweise zustande. In der ersten Verheißung von dem Samen des Weibes ist sie zwar enthalten, aber kaum zu erkennen (1Mo 3:15), dagegen tritt sie deutlich hervor in dem Bund mit Abraham: "Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden" (1Mo 22:18), denn der Same, durch welchen alle Völker auf Erden gesegnet werden, muss unterschieden sein und früher gesegnet werden, als die Nationen, für welche er nach Gottes Vorsatz zu seiner Zeit ein Segen wird. Dieser Vorsatz wird dann eingehender in dem Gesetz der Erstlingsfrüchte und des Erstgeborenen offenbart (Röm 11:16), obgleich hier der Schleier des Vor- und Schattenbildes den meisten das Angesicht Mose verbirgt. Doch ist in Christo der Vorsatz für immer entschleiert, und das Geheimnis durch den Erstgeborenen andere zu erretten, durch den Heiligen Geist vollkommen offenbart. Christus ist der verheißene Same (Gal 3:16), der Erstgeborene (Kol 1:18), und in Ihm und durch Ihn soll auf die später Geborenen Segen ohne Ende herabkommen.

Nun ist aber Christus, wie Paulus zeigt, erstgeboren im doppelten Sinn. Er ist erstgeboren von oben, der erste aus dem Leben, denn Er ist der eingeborene Sohn Gottes, geboren vom Vater "vor allen Kreaturen. Denn durch Ihn ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Obrigkeiten; es ist alles durch Ihn und zu Ihm geschaffen. Und Er ist vor allen, und es besteht alles in Ihm" (Kol 1:15-17). Aber Er ist mehr als dies, denn Er ist auch "der Erstgeborene aus den Toten, der erste aus dem Tode, ""auf dass Er in allen Dingen den Vorrang habe" (Kol 1:18), und in dieser Eigenschaft als Erstgeborener aus den Toten ist Er das Haupt der Gemeinde und der Erstlingsfrüchte der Kreatur. Alle Dinge sind wahrlich von Gott, aber es ist auch nicht weniger wahr, dass alle Dinge durch den Menschen sind, wie geschrieben steht: "Wie durch einen Menschen der Tod kam so kommt durch einen Menschen die Auferstehung der Toten" (1Kor 15:21). Darum wird der Tod, wie er durch einen Erstgeborenen in die Welt gekommen ist, durch einen anderen Erstgeborenen für immer überwunden werden.

Hierin ist zu erkennen, dass ebenso wie die Sünde, auch das Heilmittel für die Sünde durch einen Menschen kommt. So gibt es nicht nur Errettung für den Menschen sondern auch durch den Menschen, denn der e i n e Sohn ist auch des Menschen Sohn, der durch Geburt im Fleisch unser Los auf sich genommen hat, damit Er durch eine zweite Geburt aus dem Grab auch der Erstgeborene von den Toten würde, und kraft dieser Beziehung erfüllt Er für uns alles das, was in dem Wort Erlöser enthalten ist. Das Gesetz des Mose ist hier sehr lehrreich, denn so gewiss es wahr ist, dass der Buchstabe dieses Gesetzes nur durch das Evangelium in seiner Breite und Tiefe nur durch die Darstellungen des Gesetzes ausgedrückt werden kann, deren jede ein seliges Geheimnis birgt.

Was lehrt uns denn das Gesetz über diesen Erstgeborenen von den Toten? Denn wohl gemerkt, es ist stets der Erstgeborene aus dem Grab, von welchem das Gesetz spricht - darum des Weibes, nicht des Mannes Erstgeborener, "der Knabe, welcher als erster den Mutterschoß durchbricht" (2Mo 13:12 - 2Mo 34:19 - 4Mo 3:12.13); derselbe konnte zwar, brauchte aber nicht des Vaters Erstgeborener zu sein. Denn das Gesetz, welches nur für Sünder gegeben war (1Tim 1:9), brauchte nicht von dem Erstgeborenen zu reden, der aus Gott kam, sondern nur von jenem, welchen Er erweckte aus dem Grab, dem unfruchtbaren Mutterleib dieser unserer gefallenen und unreinen Natur. Nach dem Gesetz hatte der Erstgeborene das Recht, dessen er zwar verlustig gehen konnte, Priester und König zu sein, das heißt für seine jüngeren Brüder einzutreten und sie zu beherrschen (2Mo 13:2 - 2Mo 24:5 - 4Mo 3:12.13 - 4Mo 16:1 - 1Chr 5:1.2); ihm oblag die Pflicht Goel zu sein oder Erlöser, einen Bruder, der verarmt war und sich einem Fremden verkauft hatte, zu lösen, sein Blut zu rächen, dem Toten Samen zu erwecken und sein Erbteil zu lösen, wenn es zu irgendeiner Zeit verloren gegangen oder veräußert worden war (3Mo 25:47.48 - 5Mo 19:4-12 - 1Mo 38:8 - 5Mo 25:5-10 - Rt 4:6-10 - 3Mo 19:25:25 - Rt 2:20). Damit er diese Pflichten erfüllen konnte, gab ihm Gott ein zweifaches Erbteil (5Mo 21:17). Brauche ich noch zu erklären, wie Christus diese Einzelheiten erfüllt hat, wie er als Erstgeborener aus dem Grab, aus dem unfruchtbaren Mutterleib, welcher schreit: "Bring her, bring her!" (Spr 30:15.16), der Erstgeborene ist, durch welchen der Segen zu uns kommt? In diesem Sinn, das bezweifelt kein Christ, ist es Gottes Vorsatz, durch den Erstgeborenen aus den Toten die später Geborenen zu erretten und zu segnen.

b) Verheißung für "Abrahams Same"

Doch die Wahrheit geht noch weiter, denn außer dem Herrn gibt es noch andere, die beides, "Erstgeborene" und "Abrahams Same" sind und die deshalb in ihrem Maße an derselben Ehre mit und unter Christus teilhaben und in denen als "Miterben Christi" die Verheißung sich erfüllen muss, dass in ihnen "alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden sollen" (1Mo 22:18). Diese herrliche Wahrheit, das wirkliche Wesen des Evangeliums, verkündet der Welt Errettung durch den verheißenen Samen Abrahams und wird doch bei vielen von Abrahams Samen so wenig erkannt, dass nicht wenige aus den Kindern der Verheißung reden und handeln, als ob es für Christus uns Seinen Leib nur auf die eigene Rettung ankäme anstatt darüber zu frohlocken, dass sie auch das fest bestimmte Mittel sind, um andere zu erretten. Selbst von den Auserwählten sehen nur wenige, dass sie zum Erstgeburtsrecht erwählt sind, dass sie nicht allein gesegnet, sondern auch ein Segen werden sollen; als Erstlinge mit Christo sollen sie Seine Herrlichkeit als Könige und Priester mit Ihm teilen, nicht nur ihre jüngeren, später geborenen Brüder leiten und für sie eintreten, sondern auch ihr Blut rächen, den Taten Samen erwecken und in und durch Christus, ihr Leben und Haupt, ihr verloren gegangenes Erbteil erlösen. Gott sei Dank, dass Er der Erwählten doppeltes Teil kennt und ihnen bewahrt, auch wenn sie selber es nicht kennen, dass Er zu Seiner Zeit trotz ihrer Blindheit Seinen Vorsatz in ihnen und durch sie erfüllen wird. Aber zweifellos sind die Erben dafür zu tadeln, dass sei die Absicht ihres Vaters nicht kennen und in Folge dessen so unvollkommen Seine Gnadenabsichten für alle Seine gefallenen Kreaturen bezeugen.

c) Zweierlei Erstlingsfrüchte

Das gesamte alte Gesetz erstrahlt von Licht auf diesem Punkt, nicht nur in seinen Anordnungen und Vorschriften bezüglich der Erstgeborenen und deren doppeltem Anteil, sondern auch in den Einzelheiten bei der Darbringung der Erstlingsfrüchte, worin dasselbe Geheimnis von einer anderen Seite dargestellt und beleuchtet wird. Der natürliche Same ist ein Vorbild auf den Samen der Gnade, und die Erstlingsfrüchte des einen sind nur das Schattenbild des anderen, jenes "Samens des Königreichs", welcher zuerst für den Himmel reif ist, reif gemacht durch die wahre Sonne (Ps 84:12), das wahre Licht (Joh 8:12) und die wahre Luft (Joh 3:8), von denen Sonne, Licht und Luft der gegenwärtigen Natur in all ihrem wunderbaren Wirken doch nur die stummen, aber ständigen Zeugen sind. Hier ist das Vorbild sehr ausgeprägt und klar, denn das Gesetz, welches die Erstlingsfrüchte beanspruchte, spricht von zweierlei Erstlingsfrüchten (3Mo 23:10.17). Die ersten, die Garbe oder Hand voll ungesäuerten Ähren, die zuerst aus der dunklen, kalten Erde hervorkommen und am kürzesten unter ihrer Dunkelheit begraben waren reifen am schnellsten heran zu einem Opfer für Gottes Altar; sie wurden an dem ersten großen Fest des Jahres, dem Fest der ungesäuerten Brote, dem Passahfest, dargebracht (3Mo 23:10.11 - Lk 22:1).

Die anderen, die auch Erstlingsfrüchte genannt werden, wurden fünfzig Tage später zu Pfingsten, in Gestalt von gesäuerten Broten geopfert (3Mo 23:17). Beide werden im Gesetz ausdrücklich Erstlingsfrüchte genannt, obwohl sie durch ihren Namen verschieden sind; die Ähren zu Passah heißen "Raschit", die gesäuerten Brote zu Pfingsten "Bikurim" (Raschit oder "Anfang", die Bezeichnung, welche im Gesetz die Passah-Erstlingsfrüchte erhielten ist dasselbe Wort, das Paulus in der bereits zitierten Stelle, Kol 1:18 für Christus benutzt: "Er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde, Er, welcher ist der "Anfang" und der Erstgeborene von den Toten"; dazu stimmt genau das Evangelium, wenn es sagt, "der Erstling Christus (1Kor 15:15.23) und wir "Erstlinge Seiner Kreaturen" (Jak 1:18 - Offb 14:4); Christus der Erstgeborene" (Kol 1:18), und wir die "Gemeinde der Erstgeborenen" (Hebr 12:23), welche Worte unsäglichen Segens in sich bergen; denn wenn "der Anbruch heilig ist, so ist auch der Teig heilig" (Röm 11:16); das Opfer der Erstlingsfrüchte hat Gott angenommen und dadurch die ganze zukünftige Ernte geheiligt und geweiht.

d) Der Erstling Israel

Muss ich noch sagen, dass Christus die Passah-Erstlingsfrucht und der Erstgeborene ist? Der Tag Seiner Auferstehung war genau der Tag, an welchem die ersten Erstlingsfrüchte geopfert wurden. (Diese Erstlingsfrüchte wurden geopfert "des Tages nach dem Sabbat" nach Passah (3Mo 23:11), das ist gerade "der erste Tag der Woche", an welchem Christus von den Toten auferstand. Ich möchte hier bemerken - und es ist sehr bemerkenswert - dass, wie uns in 2Sam 21:9 erzählt wird, die Söhne Sauls zusammen zur Zeit der ersten Ernte, wenn die Gerstenernte beginnt, starben, das heißt, sie fielen am Tage der ersten Erstlingsfrüchte. Die Bücher der Könige, in denen dies berichtet wird, sind die Bücher der Herrschaft und zeigen im Geheimnis alle Formen der Herrschaft, unter denen die Auserwählten Gottes, sei es in Knechtschaft, sei es in Freiheit, gestanden haben. Die erste Herrschaftsform ist Saul, dessen Name Tod oder Hölle bedeutet. Er ist die Gestalt der Herrschaft, unter der wir uns zuerst alle befinden durch Gottes Anordnung, in welcher der Tod herrscht (Röm 5:14.17). Seine sieben Söhne, das heißt die Früchte des Todes, fallen an einem Tag unter der Herrschaft Davids des Geliebten, und dieser Tag ist der heilige Tag der Passah-Erstlingsfrüchte, der Tag von Christi Auferstehung.)

Wer aber sind diejenigen, welche als gesäuertes Brot und unter Ihm an der Ehre teilhaben pfingstliche Erstlingsfrüchte zu sein? Wer ist mit Christo und durch Christum Abrahams Same? Zuerst ist der Jude Abrahams Same - "das Volk, welches besonders wohnen und nicht unter die Heiden gerechnet werden wird" (4Mo 23:9) - und wenn auch "nicht alle Israeliten sind, die von Israel sind" (Röm 9:6), so würde doch die Schrift gebrochen werden, wenn Israel nicht wieder eingepflanzt würde. "So ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anders sein, denn Leben von den Toten?" "Israel ist mein erstgeborener Sohn, spricht der Herr" (2Mo 4:22). Darum werden alle Heiden in Israel gesegnet werden. Zwar sind sie nur irdische Erstgeborene, wenn auch von dem weniger geliebten Weib, müssen sie in ihrem Kreis den zweifachen Segen besitzen (5Mo 21:15.16); nicht nur selber gesegnet, sondern auch zum Segen gesetzt den Heiden, nach deren Belehrung die Kirche jetzt ausschaut, die aber die Kirche nicht bekehren wird; denn die Bekehrung der Heiden ist Israel verheißen, das unter allen Heiden wohnt und doch sich nicht mit ihnen vermischt, welches gerade jetzt zu diesem Beruf erzogen und vorbereitet wird.

Bekehrt wie Paulus, der ihr Vorbild ist (1Tim 1:16 pros hüpotüposin ton mellonton pistenein - wörtlich: "zum Vorbild derer, die "zuvor auf Christus hofften" (Eph 1:12), das heißt nicht derer, die jetzt glauben, sondern derer, "die später glauben werden", wenn Christus sich in Herrlichkeit offenbart; und seine besondere Erfahrung, denn er war gleich einer "unzeitigen Geburt" (1Kor 15:8), sowohl wie seine Bekehrung auf außergewöhnliche Weise durch einen Blick in Christi Herrlichkeit, waren Vorboten und Vorbilder dessen, was in Israel gewirkt werden sollt: Israel wird in ähnlicher und nicht weniger plötzlichen Weise zu Christo bekehrt werden; Jes 66:8.12,18.19), nicht durch die Erkenntnis Christi in Seiner Erniedrigung, sondern durch die Offenbarung Seiner himmlischen Herrlichkeit, wird Israel nach seiner Bekehrung gleich Paulus Apostel der Heiden werden, "Priester des Herrn und Diener unseres Gottes" (2Mo 19:6 - Jes 61:6) für alle auf Erden. (sehr wunderbar ist in dem Lied Mose (5Mo 32:8) das an die Himmel und an die Erde gerichtete Wort: "Da der Allerhöchste die Völker zerteilte, und zerstreute der Menschen Kinder, das setzte Er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israel". Nun war die Zahl der Kinder Israel als sie nach Ägypten hinabgingen, siebzig (1Mo 46:27 - 2Mo 1:5 - 5Mo 10:22), und dem entsprechend lesen wir in 1Mo 10, wo die Völker aufgezählt werden nach der Sintflut, von siebzig Häuptern der Völker. Sicherlich liegt darin ein Geheimnis, und dies steht in Verbindung mit Christi Sendung der siebzig, welche auf die Sendung der zwölf Apostel, durch die und unter denen die Gemeinde gesammelt wird, folgte. Siehe Lk 10:1).

e) Der Erstling Gemeinde

Aber (und dies geht uns an) auch die Gemeinde ist Abrahams Samen; denn wie Paulus sagt: Sei ihr Christi, so seid ihr Abrahams Same und nach der Verheißung Erben" (Gal 3:29). Darum gehört der Gemeinde dieselbe Verheißung als Erstlingsfrüchte mit Christo in Seinem himmlischen und geistigen Reich nicht nur gesegnet zu werden, sondern auch ein Segen zu sein. Wenn die Juden auf Erden ein "Königreich von Priestern" sein sollen, was ist dann unsere Hoffnung anders, als dass wir "himmlische "Könige und Priester" werden. (Offb 1:6 - Offb 5:16); Könige, denn der Herr wird sagen, du sollst Macht haben über fünf Städte" (Lk 19:17.19 - Ps 45:17), um in dem kommenden Zeitalter dasjenige, was der Ordnung bedarf, zu ordnen und zu beherrschen, nicht nur mit Christo die Welt zu richten (1Kor 6:2), sondern den "Engeln gleich zu sein" und "die Engel zu richten" (Lk 20:36 - 1Kor 6:3); Priester, denn ein Priester ist für "Irrende" da, um Irrenden zu dienen (Hebr 5:2). Dies ist der Beruf der Kirche Christi, Werke zu tun, wie Er gesagt hat: "Wer an Mich glaubt, er wird die Werke tun, die Ich tue" (Joh 14:12), mit Ihm Prophet, Priester und König zu sein und zwar nicht nur hier im Leib der Erniedrigung, sondern auch wenn wir umgestaltet sind in Seiner Gegenwart, um Sein Bild zu tragen und Seine Werke mit Ihm zu tun.

Christus begann erst dann Sein priesterliches Werk, als Er durch Tod und Auferstehung hindurch gegangen war (Hebr 4:14 - Hebr 7:15-17 - Hebr 8:4.6); ebenso werden diejenigen, die Christus angehören, Tod und Auferstehung nur zu völligerem und weiterem Dienst an Verlorenen bringen, über die sie der Herr setzen wird und Seine Priester und Könige, bis alles wieder hergestellt und Ihm versöhnt ist. Wohl ist es nur zu wahr, dass einige von den Kindern der Kirche gleich Esau ihr Erstgeburtsrecht für irgendein irdisches Gut verkaufen, und dass in diesem Zeitalter, wie in dem vergangen einige der Kinder des Reiches hinausgestoßen werden, während andere vom Morgen und vom Abend kommen werden und Krone und Reich gewinnen; dennoch werden die auserwählten Erstgeborenen sicherlich bewahrt, welche versiegelt sind für diesen Beruf, Priester Gottes und Herrscher ihrer Brüder zu sein.

Für wen, frage ich, soll die Kirche nach dem Tode als Priester eintreten? Etwa für die große Masse unserer Mitmenschen, welche in Unwissenheit von hier geschieden sind? Oder für die "Geister im Gefängnis", wie die, denen Christus nach Seinem Tod selber einst gepredigt hat? (1Petr 3:18-20). Ich weiß, dass diese Stelle schwierig ist, d.h. sie ist schwer, ja vielmehr überhaupt nicht mit der so genannten orthodoxen Ansicht zu vereinbaren. Die Worte sind indessen nicht schwierig. Sie versichern klar und deutlich, das unser Herr hingegangen ist und gepredigt hat zu den Geistern im Gefängnis, die einst, zu den Zeiten Noahs, ungehorsam gewesen waren. Die Schwierigkeit liegt darin, das die protestantische Orthodoxie entschieden hat, es könne nach dem Tod für keinen Menschen mehr eine Botschaft der Gnade geben. Protestantische Bibelausleger haben es darum versucht, die klare Auslegung dieser Schriftstelle zu umgehen, aber ihre gezwungenen und unnatürlichen Deutungen zeigen, wie sehr stark die Stelle gegen sie spricht.

Wer eine Zusammenstellung dieser Deutungen sucht, finde sie in Alfords griechischem Testament. Seine eigene Auslegung ist die folgende: "Ich verstehe diese Worte so, dass unser Herr in Seinem körperlichen Zustand zu dem Ort ging, wo die abgeschiedenen Geister sich aufhalten, dort Sein Werk zur Erlösung verkündigt und die Errettung tatsächlich den körperlosen Geistern derjenigen gepredigt hat, welche sich weigerten, der Stimme Gottes zu gehorchen, als das Gericht der Sintflut über ihnen schwebte." Die Tatsache, dass diese Verse im Gebetbuch der englischen Kirche als Epistel für den Tag vor Ostern vorgeschrieben sind, das ist für den Tag nach der Kreuzigung und vor der Auferstehung unseres Herrn, zeigt deutlich genug die Ansicht der englischen Kirche über den Sinn und die Auslegung dieser Stelle. Die Kirchenväter verstehen sie fast ohne Ausnahme als Christi Hinabsteigen in die Totenwelt. Werden nicht Seine Heiligen mit Ihm gleichgemacht, dieselben Werke zu tun, Ihm nachzufolgen und mit Ihm Priester Gottes zu sein? Wird es nicht ihre Herrlichkeit sein, gerade so, wie Christus selber genährt und gekleidet hat, auch ihrerseits wieder zu kleiden, zu nähren, zu erleuchten und zu kleiden, welche ihnen übergeben sind? Denn Er ist der "König der Könige, und Herr aller Herren" (1Tim 6:15), welche Worte auf die vielen Könige und Herrscher unter Ihm hinweisen, deren Haupt Er ist und die Er wieder zu Häuptern für andere macht.

f) Erwartung der später Geborenen

Ich würde über das mir gestellte Maß hinausgehen, wenn ich im einzelnen alles das aufzählen wollte, was das Gesetz ferner sagt über die Erstlingsfrüchte und den Erstgeborenen; aber ich möchte doch hervorheben, dass die gleiche Wahrheit, nämlich das der Erstgesegnete andere erretten muss, wenn auch in etwas verschiedener Art, in dem verwandten Gesetz sich die Lösung für die Erstlinge der Tiere zeigt, seien sie rein oder unrein. Das Lamm löst des Esel (2Mo 13:12.13). So muss es sein, die Reinen sind berufen und bereit, Opfer zu sein. Denn das Gesetz der Erlösung, welches das Gesetz der Liebe ist, besteht darin, dass solche, die zuerst erlöst und gesegnet sind, andere segnen müssen. Und dies ist ihre Freude, Christo gleich zu sein, nämlich ein Segenskanal für ärmere, schwächere Seelen. Denn alle höheren und älteren Wesen dienen den niedrigeren und jüngeren. Deshalb müssen die Erstgeborenen den anderen dienen und sie erretten. Es ist ihr Beruf, gleich Christo Kanäle des Segens und des Lebens zu sein für Tausende von später Geborenen.

Solche Herrlichkeiten sind für uns bereit und sollen offenbar werden, wenn die beiden gesäuerten Brote der Erstlingsfrüchte dann vollendet an jenem großen kommenden Pfingstfest zusammen geopfert werden, von welchem die feurigen Zungen und das Brausen des Windes jenes ersten Festes nur das Vorbild waren. Dann werden die Auserwählten, der geheimnisvolle Leib Christi, mit Ihm erhoben; dann wird nicht das Haupt allein, sondern alle Glieder werden mit Ihm geboren sein; dann wird der Geist auf alles Fleisch ausgegossen werden und dann wird, nachdem die Erstlingsfrüchte errettet sind, die ganze Ernte, bereits geheiligt durch die Erstlingsfrüchte, eingesammelt werden. O herrlicher Tag, wenn unser Herr und Haupt aus Seinem Schatz Seinen Erstgeborenen gibt, damit sie Ihm alle Lande und alle Brüder erlösen können (3Mo 25:25 - 3Mo 25:47.48), wenn sie mit Ihm ihre gefangenen Brüder richten, die durch ihren Unglauben ihr eigenes Erbteil verloren haben. Dann werden aus dem einen Handfass zehn Kessel werden (vgl. 2Mo 30:18), wo beschrieben wird, wie unter der herrlichen Regierung des Friedenskönigs, des wahren Sohnes Davids, auf die Reinigung viel größerer Wert gelegt wird), bis das Wasser des Lebens zu einem kristallenen Meer wird (vergl. 1Kö 7:38.39 mit 2Chr 4:2-6 und Offb 15:2), so groß, dass selbst Babylon, die Große, darin versinken kann, so dass sie für alle Zeit nicht mehr gefunden wird.

Dann werden die Auserwählten "daher fahren wie Flammen über den Stoppeln" (Weish. 3:7.8) und wie alle Lichtstrahlen oder Flammen, wenn sie auch in großen Zwischenräumen erscheinen, dennoch verwandt sind, wenn sie aus der gleichen Lichtquelle stammen - wie sich nicht nur Strahlen mit Strahlen vermischen und einander umarmen können, sondern auch kraft der gleichen Natur dieselbe Macht haben, alles zu verzehren und zu reinigen, womit sie in Berührung kommen - so werden Christi Glieder mit Ihm die Welt richten und das Böse mit demselben Feuer verzehren, welches Christus auf die Erde gebracht hat und mit dem Er verheißen hat, alle Völker zu taufen. Denn unser Herr, der sich selbst hingegeben hat, will uns mit Sich alles geben, und Er hält Seinen Kindern nichts von dem Erbteil zurück, welches Er für sie erworben hat.

g) Auflösung des Widerspruchs

Hier ist nun der Schlüssel zu einem Teil des offenbaren Widerspruchs zwischen der "für alle vorhandenen Gnade" und der "Auswahl einer kleinen Herde" zwischen dem "Segen für alle Völker" auf Erden und dem "geraden und schmalen Weg", den "wenige" finden. Hier ist die Antwort auf die Frage: "Wirst Du denn unter den Toten Wunder tun? oder werden die Verstorbenen aufstehen und Dir danken? Wird man in Gräbern erzählen Deine Güte und Deine Treue im Verderben? Mögen denn Deine Wunder in der Finsternis erkannt werden? oder Deine Gerechtigkeit im Lande, da man nichts gedenkt?" (Ps 88:11-13). Die Erstgeborenen und Erstlingsfrüchte sind die "Wenigen" und die "kleine Herde"; zwar werden sie als Erste von dem Fluch befreit, aber sie stehen in Verbindung mit der ganzen Schöpfung. Und diese soll in bestimmten Zeiten durch den erstgeborenen Samen errettet werden, das ist durch Christus und Seinen Leib, durch die bestimmten Taufen, sei es mit Feuer oder mit Wasser, welche notwendig sind, um die "Wiederbringung aller Dinge" zustande zu bringen.

Paulus erklärt dies ausdrücklich, wenn er sagt: "Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum,... dass es ausgeführt würde, da die Zeit erfüllet war, auf dass alle Dinge zusammen gefasst würden in Christo, beide, die im Himmel und auf Erden sind, durch Ihn" (Eph 1:3.10). Die gleiche Lehre wird in fast denselben Worten (Eph 2:4-7) wiederholt. Die Kirche ist gleich Christo, ihrem Haupte selber ein großes Sakrament, "ein äußeres, sichtbares Zeichen einer den Menschen gegebenen inneren geistlichen Gnade, von Gott selbst angeordnet als ein Mittel, dieselbe zu empfangen und als Pfand, sie derselben zu versichern". Und der Segen der Auserwählten, - mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern (wörtlich: Örtern) durch Christum - ist nur das Mittel und Pfand, wie der Apostel sagt, durch welches, "da die Zeit erfüllet war" (wörtlich: in der Heilszeit, der Fülle der Zeiten); Gott bestimmt, "dass alle zusammen gefasst würden in Christo, beide, das im Himmel und auf Erden ist, durch Ihn"; und das Pfand dafür, dass Er es tun will und kann, wie Er es bereits in einigen der Schwächsten und Schlechtesten getan hat. Denn Gott hat das Unedle der Welt erwählt, welches nichts ist (1Kor 1:27.28), um allen zu zeigen, dass keiner so schwach ist, dass Er ihn nicht retten, und keiner so verderbt, dass Er ihn nicht umgestalten und reinigen könnte.

Wenn Er also kommt mit vielen tausend Heiligen, wird Er nicht nur durch sie alle Gottlosen um aller Werke ihres gottlosen Wandels strafen und um all das Harte, das die gottlosen Sünder wider Ihn geredet haben (Judä 14:15) - denn wenn der Mörder gerettet und eine Magdalena umgewandelt wird, wer könnte es dann noch wagen zu behaupten, dass für die Verlorenen nicht gesorgt sein, oder dass sie von der Erlösung Gottes nicht erreicht würden - sondern Er wird auch durch sie, Seine königlichen Priester und Miterben mit Christo, das ganze priesterliche Werk des Gerichts und der Reinigung durchs Feuer erfüllen, welches geschehen muss, bis alles untertan und zu Ihm selbst versöhnt wird (1Kor 15:28 - Kol 1:20). Wollte man sagen, Gott errette nur die Erstgeborenen, so würde man Ihn schlechter als Moloch machen, dessen Knechte nur ihre Erstgeborenen den Flammen weihten, indem sie diesen schrecklichen Brauch auf die richtige Überlieferung gründeten, dass das Opfer eines Erstgeborenen Macht habe, die übrigen zu erlösen; und das ist noch eine gelinde Forderung, verglichen mit der, welche einige Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, zuschreiben, welcher nach ihrer Ansicht nur die Auserwählten oder Erstgeborenen annimmt, alle übrigen aber endlosen, furchtbaren Qualen überlässt.

Das Evangelium Gottes redet von besseren Dingen, nämlich von dem Opfer des eingeborenen Sohnes Gottes. Weil wir tot waren, kam Er in unseren Tod, um uns lebendig zu machen. Er nahm auf sich Finsternis, Tod und Fluch, die uns fesselten, und uns ewig würden festgehalten haben. Er durchbrach sie in der Kraft Seines ewigen Lebens, versöhnte uns durch Sein Blut, und zeigte uns durch Seinen Tod den Weg aus der Knechtschaft der Sünde und dieser Welt. Und nachdem Er so in Seiner eigenen Person als Mensch den Tod durchbrochen hatte, gibt Er sich jetzt allen, die Ihn annehmen und Ihm folgen wollen, damit sie in und durch Sein Leben auf dem gleichen Weg als Erstlingsfrüchte und Erstgeborene aus dem Tod mit Ihm hervorgehen sollen. Und die Schrift sagt nirgends, dass nur diese gerettet werden sollen, sondern vielmehr, dass "in diesem Samen", derer Anteil als Erstgeborener ein zweifacher ist, "alle Geschlechter auf Erden sollen gesegnet werden".

h) Die Lehre der Kirche

Ich fürchte, dass die Auserwählten sehr oft dies Zeugnis nicht abgelegt, ja es nicht einmal gekannt oder ihm gar widersprochen haben. Und doch ist die Tatsache, dass die Kirche viele Jahrhunderte lang einen Allerseelentag sowohl wie einen Allerheiligentag in ihrem Kalender hatte, an und für sich schon ein Zeugnis dafür, dass sie weit mehr lehrt, als manche ihrer Kinder bis jetzt von ihr gelernt haben. Warum bestimmt die Kirche eine Feier für "alle Seelen" sowohl als auch "alle Heiligen", als weil sie trotz des Widerspruchs ihrer Kinder der Überzeugung war, dass sie gleich ihrem Herrn in Wahrheit mit allen Seelen verbunden, und mit Ihm bestimmt ist, zuletzt sie alle einzusammeln. Und warum folgt der Tag "Allerseelen" auf "Allerheiligen" (der 1.November Allerheiligen, der 2. November Allerseelen)? Das will sagen: Alle Heiligen sollten an alle Seelen herankommen, zwar vor ihnen hergehen, aber nur, um ihnen ein Segen zu sein. Denn alle Heiligen sind in der Tat zu allen Seelen wie die Erstgeborenen zu ihren jüngeren Brüdern, auserwählt, um ihnen Könige und Priester zu sein; oder wie die Erstlingsfrüchte zu der Ernte das Pfand für das, was kommen soll, wenn nicht auch das Mittel der Ernte zu rechter Zeit hereinzubringen. Ich weiß wohl, dass in Folge des Missbrauches der Totenmessen seit der Reformation der Allerseelentag aus dem Kalender er evangelischen Kirche verschwunden ist. Ich will die Reformatoren für das, was sie in einer Zeit sehr großer Schwierigkeit getan haben, weder richten noch verteidigen. Ich sage nur, dass die Wahrheit, die einst durch den Allerseelentag gelehrt wurde, wenn sie überhaupt eine Wahrheit ist, dann auch für alle Generationen gelten muss.

Und ich danke Gott dafür, dass die Kirche solch einen Tag gehabt hat und noch hat, und dass wir, wenn nicht mit den jetzt lebenden evangelischen Heiligen, so doch "mit allen Heiligen", wie der Apostel sagt, "begreifen können, welches da sei die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe, auch erkennen die Liebe Christi, die doch aller Erkenntnis übertrifft, auf dass wir erfüllt werde mit allerlei Gottesfülle" (wörtlich: in die ganze Fülle Gottes hinein; Eph 3:19). Und im Glauben an diese Liebe und Fülle schaue ich aus nach dem Tag, wo alle Seelen das Erbteil, der Preis und die Herrlichkeit aller Heiligen sein werden, die aus Gnade ihnen vorangegangen sind.

i) Durch Umwandlung zum Ziel

Indessen wird unsere Kenntnis von diesem oder irgendeinem anderen Geheimnis uns nichts helfen, ja selbst zum Schaden werden, wenn wir, anstatt dem Ziel nachzujagen, welches das Evangelium uns vorhält, uns damit genügen lassen, zu verstehen, wie die offenbaren Widersprüche der Schrift zu lösen sind. So gewinnen die Erstgeborenen den Preis nicht. Christus hat den Weg gezeigt, und es gibt keinen anderen. Er starb, um zu leben - Er litt, um zu herrschen - Er erniedrigte sich selbst; darum hat Ihn Gott erhöht (Phil 2:8.9). Wenn wir mit Ihm sterben, so werden wir mit Ihm leben - dulden wir, so werden wir mit Ihm herrschen (2Tim 2:11.12). - Miterben Christi, so wir mit leiden, auf dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden (Röm 8:17). Nur durch das Kreuz kann die Umwandlung in uns gewirkt werden, welche uns Christo und seinem Bild gleichmacht - die uns gleich Ihm zu Schlachtschafen (Röm 8:36) macht, und als solche fähig, andere zu segnen udn ihnen zu dienen.

Und wie das Korn nicht wächst durch das Nachdenken über den Vorgang des Wachsens, wie das Gold nicht schmilzt durch die Untersuchung der Natur des Feuers, sondern dadurch, dass es ins Feuer geworfen wird - so wird die Veränderung, die notwendig ist, allein durch jene Feuertaufe gewirkt, die so scharf ist, dass selbst Paulus sagen konnte. "Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen" (1Kor 15:19). Solche Versuchung unterscheidet sich wohl von derjenigen der großen Masse der Bekenner, welche nicht mehr leiden als die ganze übrige Menschheit. Und wahrlich schmal ist der Weg und eng die Pforte, die zum Leben und zur Herrlichkeit der Erstgeborenen führt, welche "dem Lamm nachfolgen, wo es hingeht" (Offb 14:4), völlig ist der Verlust und der Verzicht auf die Dinge, welche dem alten Menschen lieb sind, dessen Wille in den sichtbaren und zeitlichen Dingen gefangen ist; das Kreuz ist bitter, und nur wenige können es tragen und willig durch das Feuer hindurchgehen, das überwunden werden muss von dem, der das Kleinod erreichen will (Phil 3:8-14). Hier ist Geduld der Heiligen um das Feuer zu ertragen, durch welches der alte Adam aufgelöst und verbrannt wird, aus dem sie auferstehen durch "Blut und Feuer und Rauchdampf", das ist das Pfingstopfer (Apg 2:19 - Hl 3:6) als Opfer Gottes, um vor Ihm zu stehen als Könige und Priester.


Lies weiter hier: 2. Teil: Der Vorsatz der Äonen