Gib keine Bürgschaft! - Spr 6:1-5

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aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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56. Gib keine Bürgschaft! - Spr 6:1-5

Mein Sohn, wenn du Bürgschaft geleistet hast für deinen Nächsten, für einen Fremden deine Hand eingeschlagen hast; verstrickt bist durch die Worte deines Mundes, eingefangen durch die Worte deines Mundes: Tue denn dieses, mein Sohn, und reiße dich los, weil du in deines Nächsten Gewalt gekommen bist; geh hin, wirf dich ihm zu Füßen nieder, und bestürme deinen Nächsten; gestatte deinen Augen keinen Schlaf, und keinen Schlummer deinen Wimpern; reiße dich los, wie eine Gazelle vom Zugriff der Hand, und wie ein Vogel, aus dem Zugriff des Vogelstellers!

Mit eindringlichen Worten warnt der Vater seinen Sohn, eine Bürgschaft gegenüber seinem Nächsten oder Freund einzugehen, eine unbedachte, vorschnelle Verpflichtung, die er später bitter bereuen könnte. Was damals, einem Eidschwur gleich, mit Handschlag vor Zeugen vollzogen wurde, geschieht heute mit der rechtskräftigen Unterschrift unter einen Vertrag. Ja, "ein unverständiger Mensch ist, wer in die Hand einschlägt, wer Bürgschaft leistet gegenüber seinem Nächsten" (Spr 17:18)!" Nun könnte man fragen, ob diese eindringliche Warnung nicht gegen das Gebot der Nächstenliebe verstoße! Doch muss man bedenken, dass man durch ein solches Entgegenkommen, wobei man oft noch den Charakter des Schuldners falsch einschätzt, in bitterste Not geraten kann: "Sehr schlecht ergeht's einem, wenn er für einen anderen Bürge geworden ist; wer aber das Handschlagen hasst, ist sicher" (Spr 11:15)! So mancher hat schon durch die Übernahme einer Bürgschaft Haus und Hof, Freiheit und Wohlstand für sich und seine Familie verloren, weil er, gefangen im Wort, in seines Nächsten Gewalt geriet. Dabei konnte er in früheren Zeiten sogar Kleidung und Bett verlieren (Spr 20:16 - Spr 22:26-27).

Was scheinbar hartherzig erscheint, ist eine nüchterne Lebensregel, die auch in unserer Zeit Beachtung finden muss, wo die gefährlichen Klippen eines Vertrages oft im kaum lesbaren "Kleingedruckten" verborgen werden. Mit David sollten wir lieber wünschen, in die Hände des richtenden Gottes, als in die Hände der Menschen zu fallen (2Sam 20:16 - 2Sam 22:26-27)!

So ermahnt der Vater seinen voreiligen, unbedachten Sohn, mit allen Mitteln zu versuchen, die Bürgschaft rückgängig zu machen, natürlich nicht beim Gläubiger, was zwecklos wäre, sondern beim befreundeten Schuldner, dem er diese geleistet hat: Er solle ihn inständig bitten, ihn mit eindringlichen Worten bestürmen, ja, sich ihm zu Füßen werfen und auch des Nachts nach einer Ablösung suchen; vielleicht könne es ihm dann gelingen, sich wie die Gazelle der Tatze des Raubtiers zu entreißen, sich loszureißen, wie der Vogel von den Leimruten und Fangnetzen des Vogelstellers. Mit Ps 124:7 könnte er dann aufatmend sagen: Meine "Seele ist entronnen wie ein Vogel aus der Schlinge des Vogelstellers, die Schlinge ist zerrissen, und ich bin entronnen"! Diese Lebensregel gilt für den Schüler und Sohn, hier jedoch einmal nicht vom Hohn Gottes! Hätte der Vater ihn davor warnen sollen, sich als Bürge für eine verlorene Welt zur Verfügung zu stellen? Dann hätten die Frommen umsonst gebetet: "Sei Bürge für deinen Knecht zum Guten lass die Übermütigen mich nicht bedrücken " (Ps 119:122)! Oder, wie es Hiskia in der größten Todesnot tat: "Schmachtend blickten meine Augen zur Höhe: O Herr, mir ist bange! Tritt als Bürge für mich ein! (Jes 38:14)!

Statt Seinem Sohne zu sagen: Reiße Dich los von der Bürgschaft! sprach der Vater aller Vaterschaften: "Ich suchte einen Mann unter ihnen, der die Mauer zumauern und vor mir in den Riss treten möchte für das Land, damit ich es nicht verderben müsse, aber ich fand keinen" (Hes 22:30)!

Keinen - unter den Menschensöhnen! Doch der einzig gezeugte Gottessohn Jesus Christus "ist eines besseren Bundes Bürge geworden" und ist in den Riss getreten der durch die Sünde zwischen dem Schöpfer und Seiner Schöpfung entstanden ist (Hebr 7:22). Vor aller Zeit und Welt hat Er sich für Seine Schöpfung gegenüber dem Vater zur Bürgschaft bereiterklärt, nicht durch einen Handschlag vor Zeugen, sondern durch einen göttlichen Eidschwur "bei sich selbst", der nicht gebrochen werden kann (Hebr 6:11-20). Und wenn wir Sein Leiden am Kreuz und im Tode bedenken, dann müssen wir wirklich sagen: "Sehr schlecht ergeht's einem, wenn er für einen anderen Bürge geworden ist..." (Spr 11:15)!

Das Christusleiden an unserer Statt finden wir aufs schönste dargestellt in der Bürgschaft des Apostels Paulus für den entflohenen Sklaven Onesimus, die er dessen Herrn Philemon (= der Liebender) gab: "Wenn du mich nun für deinen Gefährten hältst, so nimm ihn auf wie mich. Wenn er dir aber irgendein Unrecht getan hat, oder dir etwas schuldig ist, so rechne dies mir an! Ich, Paulus habe dies mit meiner eigenen Hand geschrieben, ich will bezahlen" (Phim 1:17-18)!

Wenn der Kläger mich verklagt,
Christus hat mich schon vertreten;
wenn er mich zu sichten wagt,
Christus hat für mich gebeten,
Dass mein Bürge für mich spricht,
das ist meine Zuversicht!

Lies weiter hier:

57. Geh hin zur Ameise - Spr 6:6-8