Gedanken zu Römer 2

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

IN BEARBEITUNG !

Von Daniel Muhl

Erste Gedanken

Wie viele Menschen denken?
- "Ich bin ein anständiger Mensch, ich tue recht und scheue niemand!"
- "Ich bin ein Jude, kenne das Gesetz und gehöre zum auserwählten Volk!"
- "Ich bin ein anständiger Christ, besuche eine Kirche oder eine Gemeinde und weiß viel über die Bibel!"
- "Ich bin ein guter Moslem, der sich die Gebote Allah's merkt und den Koran liest!"
- "Ich bin ein bescheidener Buddhist, der gelernt hat, zu verzichten!"
- "Ich bin ein guter Hindu und respektiere die Götter!"
- "Ich bin ein Animist und für mich ist die Natur heilig!"
- "Ich bin ein guter Atheist und glaube nur, was man beweisen kann!"
- "Ich bin ein vorbildlicher Schamane und respektiere die Geister!"
- "Ich bin ein guter Geschäftsmann und schaffe Arbeitsplätze!"
- "Ich bin ein Politiker und setze mich für das Wohl des Volkes ein!"
- usw.
Einmal ganz abgesehen von den Menschen, die sich ganz bewusst dem Bösen hingeben, wie Satanisten und ähnliche Gruppierungen, könnte man wahrscheinlich weit über 95% der Menschen in irgendeine oder mehrere, der oben erwähnten Kategorien einordnen. Die meisten Menschen sehen sich selbst bei einer oder mehreren Kategorien als zugehörig. Über dieses Selbstverständnis definieren die Menschen auch ihren eigenen Selbstwert. So denken viele Menschen: "Meine Identität oder die Identität, die ich anstrebe, ist gut. Alles, was sich außerhalb davon befindet, ist verurteilungswürdig!" Dieses Problem entsteht deshalb, weil wir Menschen zuerst einmal eine eingeschränkte Sichtweise haben und weil es uns an göttlicher Erkenntnis fehlt. Dieser Umstand führt dann auch zu einer Selbstüberschätzung und Geringachtung anderer Menschen.
Obwohl dieses Problem mit den Ausführungen aus Römer 2 in einem gewissen Zusammenhang steht, so beinhaltet es doch nicht den Hauptfocus, den Paulus hier verwendet.

Wer andere richtet, wird gerichtet

Paulus will in Römer 2 etwas anderes aufzeigen. Wir lesen die Verse 1 - 4:

  • Röm 2:1-4 - Deshalb bist du nicht zu entschuldigen, o Mensch, jeder, der da richtet; denn worin du den anderen richtest, verdammst du dich selbst; denn du, der du richtest, tust dasselbe. 2 Wir wissen aber, dass das Gericht Gottes der Wahrheit entsprechend über die ergeht, die so etwas tun. 3 Denkst du aber dies, o Mensch, der du die richtest, die so etwas tun, und dasselbe verübst, dass du dem Gericht Gottes entfliehen wirst? 4 Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut und weißt nicht, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet?

Paulus macht deutlich, dass jeder Mensch irgendwann einmal seinen Nächsten verurteilt oder gerichtet hat, ohne dabei zu merken, dass er selbst das Gleiche auch schon getan hat. Vielleicht hat er es in abgeschwächter Form getan oder vielleicht hat er es auch nur in seinen Gedanken getan, aber es war einmal vorhanden. Wer in Gedanken einem Mitmenschen den Tod wünscht, ist in den Augen Gottes ein Mörder. Wer in Gedanken mit einer anderen Frau ins Bett steigt, ist in den Augen Gottes ein Ehebrecher. Wer hochmütig ist, schätzt andere dadurch gering ein und stuft sie deshalb als weniger wert ein usw. An dieser Stelle möchte ich eine Frage stellen: "Gibt es eine Seele, die weniger wert wäre, als eine andere?" Ich frage jetzt noch etwas provokativer: "Ist meine Seele mehr wert, als die Seele Adolf Hitlers?" So wie ich es sehe, sind in den Augen Gottes beide Seelen gleichviel wert! Beide Seelen bedürfen der Erlösung und für beide Seelen hat der Sohn Gottes sein Blut vergossen. Der einzige Unterschied besteht wahrscheinlich darin, dass die Herzenshärtigkeit von Adolf Hitler zu einer Inspiration des Bösen geführt hat und ein viel schwereres Gericht zur Folge haben dürfte; denn Paulus schreibt:

  • Röm 2:5 - Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes.

Es gibt Seelen, die ein viel schwereres und längeres Gericht zu tragen haben; aber sind sie deshalb weniger wert? Ich zweifle daran.
Eigenartig empfinde ich folgenden Umstand:

Je boshafter eine Seele ist, desto härter und unbarmherziger verurteilt sie andere Menschen!

Wie hat sich doch ein Adolf Hitler über die Alliierten empört, wie stark verurteilte er öffentlich alle Menschen, die seine Meinung nicht teilten? Die Juden, die Zigeuner, die Behinderten, die Bibelforscher und auch andere Menschengruppen hat er als "wertlose Untermenschen" bezeichnet. Wie oft verurteilte er irgendwelche Menschen und legte ihnen irgendwelche Vergehen zur Last, die nicht annähernd so schlimm waren, wie seine eigenen Sünden?
Ich weiß nicht, was Gott zu Adolf Hitler sagen wird, wenn dieser vor dem Gerichtsthron Gottes erscheinen muss, aber theoretisch würde es völlig ausreichen, ihn seine eigenen Urteilssprüche hören zu lassen und ihm dann anschließend zu zeigen, dass er selbst in allen Anklagepunkten schuldig geworden ist! Die Verdammungsurteile, die er selbst über andere ausgesprochen hat, würden dann ihn selbst treffen. So ähnlich wie auch der Prophet Hesekiel sagte:

  • Hes 22:31 - So gieße ich meinen Zorn über sie aus, im Feuer meines Grimms vernichte ich sie; ihren Weg bringe ich auf ihren Kopf, spricht der Herr, HERR.

Aber an dieser Stelle will ich etwas genau nicht machen; mit meinem Finger auf solche zu zeigen, die nachweislich Böseres getan haben! In diesem Text geht es darum, das zu erkennen, was uns betrifft! Paulus zeigt uns unzweifelhaft auf, dass wir alle von Natur aus, andere verurteilen, über andere richten und gleichzeitig dieselben Fehler begehen! Das muss jedem Menschen bewusst werden. Wenn ein Mensch diese Erkenntnis ablehnt, dann verweigert er sich auch der Wahrheit und macht Gott indirekt zum Lügner!

Wo wir andere verurteilen und selbst schuldig werden

Kennen wir die folgenden Beispiele nicht zur Genüge?

  • Wir ärgern uns über Menschen, die uns keine Beachtung schenken und die uns gering schätzen; gleichzeitig verachten wir andere, die ihr Leben nicht so gut "im Griff" haben wie wir.
  • Wir regen uns über Solche auf, die uns "über den Tisch ziehen" und gleichzeitig freuen wir uns über ein gutes Geschäft, weil der andere so dumm war und nicht bemerkte, dass seine "Ware" eigentlich mehr wert war.
  • Wir sind darüber verärgert, weil ein anderer Verkehrsteilnehmer unser Vortrittsrecht missachtet und parallel dazu, haben wir schon so manchen Rechtsvortritt übersehen (ist mir gerade kürzlich wieder passiert).
  • Wir wünschen uns sehr, von unseren Mitmenschen nicht angelogen zu werden, aber gleichzeitig sagen wir unseren Freunden oft nicht die Wahrheit.
  • Wir wünschen uns, dass jeder die Produkte bezahlt, die er bei uns "genommen" hat (schließlich wollen wir ja auch von etwas leben) und zur selben Zeit, laden wir illegal Musiktitel aus dem Internet herunter.
  • Es schmerzt uns, wenn wir bemerken, wie andere hochmütig auf uns herunterschauen und gleichzeitig schauen wir auf andere herunter, indem wir sie verachten.
  • Wir sind tief enttäuscht, wenn wir merken, wie Freunde ohne jegliche Verbindlichkeit uns links liegen lassen und merken aber nicht, dass unsere Verbindlichkeit auch zu wünschen übrig lässt.
  • Von unserem Ehepartner (heute ist es oft nur noch der Lebensabschnittspartner) wünschen wir uns Treue und gleichzeitig denken wir darüber nach, wie es wohl mit einem anderen wäre?
  • usw.

Auch wenn nicht alle Beispiele auf uns zutreffen, so gibt es dutzende andere Fälle, die uns betreffen und deshalb sage ich noch einmal: "Wer die Tatsache abstreitet, dass wir irgendwann einmal andere verurteilten (ob verbal oder im Herzen spielt keine Rolle), obwohl wir selbst auch schuldig geworden sind, ist nicht in der Wahrheit und macht Gott zum Lügner!" Alle diese Menschen versperren sich selbst den Zugang zur Rettung und zum ewigen Leben. Wir finden die Wahrheit nur dann, wenn wir selbst wahr werden und zugeben, dass wir den vollkommenen Anforderungen Gottes niemals genügen können. Das wiederum tun wir erst dann, wenn wir uns demütigen und somit demütig werden wollen. Demut ist die unabdingbare Grundlage, um die Gnade Gottes zu empfangen (Jak 4:6). Bevor ein Mensch das ewige Leben finden, sowie die Gnade und die Erlösung für sich in Anspruch nehmen kann, muss er Römer 2 zustimmen und in seinem Herzen zutiefst erkennen, dass er schuldig geworden ist!

Richten und Gerichtetwerden

Das Wort Gottes macht uns an mehreren Stellen klar, dass zwischen unserem Richten und unserem Gerichtetwerden ein klarer Zusammenhang besteht. Wer andere verurteilt und richtet, hat dadurch auch immer sein eigenes Urteil gesprochen. Nicht zuletzt deshalb sagt Jesus:

  • Mt 7:1-5 - Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2 Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. 3 Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? 4 Oder wie wirst du zu deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, der Balken ist in deinem Auge? 5 Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge! Und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.

Paulus erklärt uns, dass wir die Welt und die Engel richten werden (1Kor 6:2-3), aber erst wenn wir mit Christus auf seinem Thron sitzen. Bevor es soweit ist, haben wir auch auf das zu achten, was Jesus in Mt 7 gesagt hat, denn auch Paulus schreibt:

  • 1Kor 4:5 - So verurteilt (o. richtet) nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird! Und dann wird jedem sein Lob werden von Gott.

Wir können doch unmöglich die Gnade für uns in Anspruch nehmen und gleichzeitig andere verurteilen. Wenn wir gelernt haben, nicht mehr zu richten, dann werden auch wir nicht mehr gerichtet.
Die Aussage Jesu macht nicht nur deutlich, dass wir andere nicht (vor der Zeit) richten sollen, sondern sie zeigt uns auch, dass wir die eigenen Fehler viel schlechter wahrnahmen. Wir sehen den Splitter im Auge des Nächsten aber nicht den Balken im eigenen Auge. Den Balken im eigenen Auge können wir nur dann wahrnehmen, wenn wir uns vom Bruder korrigieren lassen können oder wenn wir in den Spiegel des Wortes Gottes schauen (Jak 1:22-26). Eigenartigerweise ist es auch so: Je grösser der Balken im eigenen Auge ist, desto weniger hat man in der Regel auch die Demut, sich vom anderen etwas sagen zu lassen. Menschen, die sich darauf spezialisiert haben, die Fehler der anderen zu entdecken, begehen selbst den Fehler des Hochmuts und stehen in der Gefahr, aus der Gnade zu fallen! Andere wiederum haben viele persönliche Fehler; sie bemühen sich jedoch, aus der Liebe zu leben und andere nicht zu verurteilen! Sie werden mit Gnade gekrönt. Vielfach sieht man ihre Fehler besser, als die Fehler derer, die nur bei anderen die Fehler suchen, aber ihnen wird vergeben, weil sie viel geliebt haben!
Jesus sagt uns allen auch, dass Gott uns alles vergibt und weil er das gemacht hat, haben wir nicht das Recht unserem Bruder nicht zu vergeben. Wir kennen die Geschichte, die er uns dazu erzählt:

  • Mt 18:24-35 - Als er aber anfing, abzurechnen, wurde einer zu ihm gebracht, der zehntausend Talente schuldete. 25 Da er aber nicht zahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und die Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen. 26 Der Knecht nun fiel nieder, bat ihn kniefällig und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen. 27 Der Herr jenes Knechtes aber wurde innerlich bewegt, gab ihn los und erließ ihm das Darlehen. 28 Jener Knecht aber ging hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war. Und er ergriff und würgte ihn und sprach: Bezahle, wenn du etwas schuldig bist! 29 Sein Mitknecht nun fiel nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir, und ich will dir bezahlen. 30 Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er die Schuld bezahlt habe. 31 Als aber seine Mitknechte sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt und gingen und berichteten ihrem Herrn alles, was geschehen war. 32 Da rief ihn sein Herr herbei und spricht zu ihm: Böser Knecht! Jene ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. 33 Solltest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmt haben, wie auch ich mich deiner erbarmt habe? 34 Und sein Herr wurde zornig und überlieferte ihn den Folterknechten, bis er alles bezahlt habe, was er ihm schuldig war. 35 So wird auch mein himmlischer Vater euch tun, wenn ihr nicht ein jeder seinem Bruder von Herzen vergebt.

Das Richten und das Verachten der Güte Gottes

In Röm 2:3-4 schreibt Paulus:

  • GTÜ Röm 2:3-4 - Rechnest du aber o Mensch, der du die beurteilst (richtest), die solche Dinge praktizieren und dieselben Dinge tust, dass du entfliehen wirst, dem Urteil Gottes? 4 Oder verachtest du den Reichtum Seiner Milde (o. Gütigkeit) und Zurückhaltung und Langmut indem du nicht erkennst, dass das milde Handeln Gottes dich zum Umdenken führt?

Der Zusammenhang, den Paulus hier aufzeigt, ist sehr aufschlussreich! Jeder, der den anderen richtet und selbst verwerflich handelt, verachtet den Reichtum der Güte Gottes! Wo besteht hier die Kausalität?
Beispiel: Der himmlische Vater erbarmt sich über einen Sünder und vergibt ihm die Schuld. Der betrügerische Zöllner Zachäus erlebt die Vergebung Jesu (Lk 19:2-10), währenddem der Pharisäer an einer anderen Stelle dafür dankt, dass er nicht so schlimm ist wie die Zöllner (Lk 18:11-12). Der verlorene Sohn (ein Hurer und Sünder) erfährt die Vergebung seines Vaters und der daheimgebliebene Sohn, der "kein Gebot" des Vaters übertreten hat, kann das gütige Verhalten des Vaters nicht verstehen. Er verurteilt seinen Bruder (weil er ja nicht so schlimm ist, wie der Bruder) und merkt nicht, wie er das höchste Gebot - "liebe Gott und liebe deinen Nächsten" - mit Füssen tritt. Er liebt den Vater zu wenig um sich mit ihm zu freuen und er liebt seinen Bruder nicht im göttlichen Sinne, sonst würde er ihm vergeben! Er wurde durch sein Verhalten auch zu einem Übertreter des höchsten Gebotes! Gleichzeitig verachtet er die Güte und Gnade seines Vaters! Sein Verhalten macht deutlich, was in ihm vorgeht: "Wie kann man einem solchen Hurer, der das halbe Vermögen seines Vaters verprasst hat, einfach vergeben? Das ist doch ungerecht!" Der daheimgebliebene Sohn verachtet die Güte des Vaters und merkt nicht, dass gerade auch er diese Güte, Milde und Langmut braucht, die aus der Liebe fließt! Denn was wäre das Himmelreich ohne die Liebe des Vaters? Was wäre das Paradies ohne die Güte und Gnade unseres Gottes?
Wie kann ein Geschöpf die Güte Gottes verachten, die es doch selbst braucht und die uns die Liebe des Vaters groß macht? Gerade die Güte Gottes führt uns in das richtige Umdenken, weil sie uns die Liebe Gottes erkennen lässt und auch aus uns Wesen der Liebe macht, indem wir mit den Gedanken Gottes mitdenken.

Das gerechte Gericht Gottes

Die nachfolgenden Verse, sind theologisch eine sehr große Herausforderung:

  • Röm 2:6-13 - 6 der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: 7 denen, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, ewiges (gr. äonisches) Leben; 8 denen jedoch, die von Selbstsucht bestimmt und der Wahrheit ungehorsam sind, der Ungerechtigkeit aber gehorsam, Zorn und Grimm. 9 Bedrängnis und Angst über die Seele jedes Menschen, der das Böse vollbringt, sowohl des Juden zuerst als auch des Griechen; 10 Herrlichkeit aber und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. 11 Denn es ist kein Ansehen der Person bei Gott. 12 Denn so viele ohne Gesetz gesündigt haben, werden auch ohne Gesetz verlorengehen; und so viele unter Gesetz gesündigt haben, werden durch Gesetz gerichtet werden 13 - es sind nämlich nicht die Hörer des Gesetzes gerecht vor Gott, sondern die Täter des Gesetzes werden gerechtfertigt werden.

Würden diese Verse im Jakobusbrief stehen, könnte man sie sehr einfach dem "Evangelium der Beschneidung" zuordnen und sagen: "Diese Aussage gilt für die Beschnittenen und hat für die Gläubigen aus den Nationen keine Bedeutung!" Mit diesen Aussagen des Apostels Paulus tun wir uns deshalb so schwer, weil sie mit anderen Aussagen des Apostels scheinbar schlecht vereinbar sind. Denken wir nur an:

  • Röm 3:24 ... und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
  • Röm 3:28-30 - Denn wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke. 29 Oder ist Gott der Gott der Juden allein? Nicht auch der Nationen? Ja, auch der Nationen. 30 Denn Gott ist einer. Er wird die Beschneidung aus Glauben und das Unbeschnittensein durch den Glauben rechtfertigen.
  • Röm 4:9 - Denn wir sagen, dass der Glaube dem Abraham zur Gerechtigkeit gerechnet worden ist.
  • Gal 2:16 - aber da wir wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus (w. durch den Glauben oder die Treue Jesu Christi), haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus (w. Glauben Christi) gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird.

Und auch Jesus sagt:

  • Joh 5:24 - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.

Der Glaube allein führt zur Rechtfertigung! Das ist der Grund des Evangeliums, der uns immer wieder beglückt. Wenn dann Paulus schreibt, dass diejenigen äonisches Leben erhalten, die mit Ausdauer in gutem Werk Herrlichkeit und Ehre und Unvergänglichkeit suchen, dann kann man leicht ins Wanken kommen. Auch die Aussage, dass die die Täter des Gesetzes gerechtfertigt werden, macht so manchem Theologen "Bauchweh". Gemäß Paulus wird Gott einem jeden vergelten nach seinen Werken! Sind hier die Glieder des Leibes Jesu ausgeschlossen? Gilt dies nur allen anderen Menschen, weil die Glieder Jesu nicht nach Werken gerichtet werden? Paulus sagt uns doch auch:

  • Röm 4:6 - wie auch David die Seligpreisung des Menschen ausspricht, dem Gott Gerechtigkeit ohne Werke zurechnet.

Das Rechtsprinzip: Vergeltung nach den Werken

Die Aussagen, wo Gott nach Werken vergilt, finden wir überall in der Schrift:

  • Ps 62:13 - und dein, o Herr, die Gnade; denn du, du vergiltst jedem nach seinem Werk.
  • Spr 24:12 - Wenn du sagst: Siehe, wir wussten nichts davon! - ist es nicht so: der die Herzen prüft, er merkt es, und der auf deine Seele achthat, er weiß es? Er vergilt dem Menschen nach seinem Tun.
  • ELB 2Kor 5:10 - Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er durch den Leib vollbracht, dementsprechend, was er getan hat, es sei Gutes oder Böses.
  • DBR 2Kor 5:10 Denn den allen ist bindend, zu uns hin offenbart zu werden vorne vor dem Podium des ChRISTOS, auf dass sich ein jeglicher das durch den Leib Gewordene hole, zu denen hin er es praktizierte, sei es Gutes, sei es Schlechtes.
  • Eph 6:8 - Ihr wisst doch, dass jeder, der Gutes tut, dies vom Herrn empfangen wird, er sei Sklave oder Freier.
  • Kol 3:24-25 - da ihr wisst, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet; ihr dient dem Herrn Christus. 25 Denn wer unrecht tut, wird das Unrecht empfangen, das er getan hat; und da ist kein Ansehen der Person.
  • 1Petr 1:17 - Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person nach eines jeden Werk richtet, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingschaft in Furcht!
  • Offb 2:23 - Und ihre Kinder werde ich mit dem Tod töten, und alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht; und ich werde euch einem jeden nach euren Werken geben.

Gelten diese Aussagen auch für Glieder des Leibes Jesu?

Die Auslegungsvarianten

Römer 2:6 redet von allen, die nicht zum Leib Jesu gehören

Die Aussage in Röm 2:6, dass einem jeden nach seinen Werken vergolten wird, legt den Schluss nahe, dass hier Paulus nicht von den Gliedern des Leibes Jesu spricht, da diesen ohne Werke die Gerechtigkeit zugerechnet wird (Röm 4:6). Paulus spricht in Römer 2 folgende Menschen an:

  1. Solche, die andere richten (wir sollten nicht vor der Zeit richten und tun es teilweise leider immer noch; Röm 2:1).
  2. Menschen, die Dinge praktizieren, die sie bei anderen verurteilen (auch hier haben wir Christen keine "reine Weste"; Röm 2:3).
  3. Diejenigen, welche den Reichtum der Milde, Güte und Langmut Gottes verachten (Röm 2:4).
  4. Menschen, mit einem harten, unbußfertigem Herzen (Röm 2:5) und solche, die der Wahrheit gegenüber ungehorsam und gegenüber der Ungerechtigkeit gehorsam sind (Röm 2:8).
  5. Solche, die das Böse vollbringen (Das Böse vollbringen, beinhaltet meines Erachtens nicht ein unbeabsichtigtes Fehlverhalten, sondern die bewusste Entscheidung, dem Nächsten zu schaden; Röm 2:9).
  6. Menschen, die unter Gesetz sind (die Juden; vielleicht auch die "Papierchristen"; Röm 2:12).
  7. Hörer des Gesetzes (Röm 2:13).
  8. Solche, die sich selbst Gesetz sind (alle Nationen, die ohne das Gesetz vom Sinai leben; Röm 2:14).
  9. Menschen, die mit Ausdauer durch gute Werke nach Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit suchen (Röm 2:7).
  10. Solche, die das Gute wirken (Röm 2:10).
  11. Täter des Gesetzes (Röm 2:13).

Hier haben wir also die ganze "Bandbreite". Vom "Guten" bis zum "Bösen". Die entscheidende Frage ist hier Folgende:

"Geht es hier nur um Menschen, die nicht 'Glieder am Leib Jesu' sind? Ist hier nur von Solchen die Rede, die nicht aus der Gnade leben?"

Wer diese Auslegung befürwortet, tut dies vmtl. aus folgenden Gründen:

  1. Menschen, die in Christus leben und sich vom Geiste Gottes führen lassen richten nicht vor der Zeit (wenn sie es zwischendurch trotzdem machen, dann haben sie zu diesem Zeitpunkt aus sich selbst gehandelt und den Geist Gottes betrübt. Die große Herausforderung ist natürlich immer, die Sünde aber nicht den Sünder zu verurteilen!)
  2. Der neue innwendige Mensch, der aus Gott geboren ist, kann nicht sündigen (1Jo 3:9). Wenn ein Gläubiger trotzdem sündigt, dann war das nicht der neue Mensch, sondern seine Seele, die sich in diesem Fall nicht dem Geist untergeordnet hat. "Nicht ich habe es getan, sondern die in mir wohnende Sünde (Röm 7:17)!"
  3. Wer "In-Christus" ist, verachtet weder die Güte Gottes, noch hat er ein unbußfertiges (unmitdenkendes) Herz und auch das absichtlich Böse praktiziert er nicht.
  4. Wer vom Geiste Gottes geleitet ist, ist nicht unter Gesetz (Gal 5:18).
  5. Wir hören zwar das Gesetz, aber wir haben das Gesetz in Christus erfüllt, weil er die Gesetzeserfüllung ist (Mt 5:17) und wir in ihm sind (Röm 8:1).
  6. Christen sind nicht sich selbst Gesetz, denn sie leben unter dem Gesetz des Geistes des Lebens (Röm 7:6 & Röm 8:2).
  7. Glieder am Leibe Jesu suchen die Unvergänglichkeit nicht durch gute Werke, sondern sie haben sie in Christus Jesus, der das Leben ist (Joh 11:25).
  8. Röm 2:10 gilt grundsätzlich für alle, die das Gute wirken. Sowohl für diejenigen, die durch gute Werke Unvergänglichkeit suchen, also auch für Glieder des Leibes Jesu, die in den Werken wandeln, die Gott zuvor bereitet hat (Eph 2:10). Denn auch uns ist Ehre (o. Wertschätzung), Herrlichkeit und Frieden verheißen.
  9. Die Täter des Gesetzes werden bei Gott gerechtfertigt. Hier handelt es sich vermutlich um Solche, die wie Paulus, der Gerechtigkeit nach, die im Gesetz ist, untadelig geworden sind (Phil 3:6). Allerdings verunsichert in Röm 2:13 der Ausdruck "vor Gott", bzw. "bei Gott".

Römer 2:6 betrifft alle Menschen

In Röm 2:6 werden alle Menschen angesprochen. Auch hier stellen sich Fragen wie:

Kann es sein, dass den Gläubigen nach ihren Werken vergolten wird? Wenn wir nicht aufgrund unserer Werke berufen und gerettet wurden (2Tim 1:9), wie sollte uns, den Gliedern des Leibes Jesu, dann nach Werken vergolten werden?

Scheinbare Widersprüche in der Bibel, bedeuten nicht unbedingt, dass die eine Aussage nur für eine bestimmte Gruppe gelten würde, währenddem die andere Aussage zu einer anderen Gruppe gesagt wird. Beispiel:

  • Spr 26:4-5 - Antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit nicht auch du ihm gleich wirst! 5 Antworte dem Toren nach seiner Narrheit, damit er nicht weise bleibt in seinen Augen!

Der scheinbare Widerspruch kann man hier nicht mit dem Argument einer "Schriftteilung" lösen, indem man sagt, Vers 4 gilt nur für die Gruppe A und Vers 5 für die Gruppe B. Der scheinbare Widerspruch ist dann kein Widerspruch, wenn man den Vers 4 in ganz bestimmten Situationen anwendet und den Vers 5 in anderen Situationen. Der Lebenskontext - letztlich die Führung durch den Heiligen Geist - entscheidet, ob ich Vers 4 oder 5 anwenden muss! Wenn ich an einem Essen mit Geschäftspartnern, mit blöden Witzen über die Regierung oder über die Frauen konfrontiert werde, dann muss ich nicht in das gleiche Horn blasen, dann gilt es Vers 4 zu beachten! Wenn ein Psychologe sagt, man müsse es nicht so tragisch nehmen, wenn einmal da oder dort ein Seitensprung passiert, dann kann die Antwort "ok, dann komme ich Morgen mal zu ihrer Frau und gehe mit ihr ins Bett" unter Umständen genau die Antwort sein, die der Psychologe braucht (In diesem Fall hätte man Vers 5 angewandt). Vers 4 zeigt uns auch unsere innere Haltung auf, währenddem es in Vers 5 um eine äußere Verhaltensweise geht, die in gewissen Fällen notwendig und passend ist.

Die unterschiedlichen Äußerungen des Apostels Paulus im Römerbrief, wie z. B. Röm 2:13 und Röm 3:28 müssen nicht zwangsläufig unterschiedliche Gruppen ansprechen. Unter den Tätern des Gesetzes, die vor Gott gerecht sind, kann man durchaus auch die Glieder des Leibes Jesu sehen. Dies aber nicht deshalb, weil sie aus eigener Kraft das Gesetz gehalten hätten, so dass sie vor Gott dadurch gerecht wären, sondern deshalb, weil sie ein Glied dessen sind, der das ganze Gesetz erfüllt hat. Und immer dann, wenn wir uns vom Geist Gottes führen lassen und dadurch in Christus und aus der Gnade leben erfüllen wir das Gesetz und sind Täter des Gesetzes weil wir aus der Liebe leben. Wer aus der Liebe lebt, erfüllt das Gesetz, denn das Gesetz und die Propheten sind an den zwei Hauptgeboten "liebe Gott und deinen Nächsten" aufgehängt (Mt 22:40). Wer glaubt, lebt in einer lebendigen Beziehung zu Gott und lernt dadurch in den Werken zu wandeln, die Gott zuvor bereitet hat (Eph 2:10). Diese Werke sind auf keinen Fall mit den Gesetzeswerken identisch. Gesetzeswerke sind Werke, die aus einer Beachtung des Gesetzes und aus eigenem Vermögen erfolgen und nicht aus einer lebendigen Beziehung zu Gott. Die Werke aus Eph 2:10 sind keine Gesetzeswerke, sondern "Glaubenswerke" und weil Gott in uns das Wollen und Wirken bewirkt (Phil 2:13), sind es letztlich Gotteswerke! Echter Glaube hat auch Werke aus Eph 2:10 zur Folge, weil echter Glaube liebt!

Wenn Röm 2:6 auch für die Gläubigen gilt, dann kann man das nur so sehen, dass die von Gott gewirkten Werke in uns, ebenfalls eine Vergeltung, resp. Belohnung zur Folge hat. Es bedeutet auf keinen Fall, dass wir durch unsere Werke berufen und gerettet wurden. Die Rettung geschah ausschließlich durch das Heilswirken Gottes auf Golgatha!

Röm 2:6 und Röm 2:13 bedeuten nicht, ...

  • dass wir aus Werken vor Gott gerechtfertigt würden. Eine Rechtfertigung durch Werke gibt es lediglich vor Engeln und Menschen, wenn sich durch Glaubenswerke ein echter Glaube geoffenbart hat. Jakobus beschreibt in Jak 2 einen unechten Glauben (dieser wird erkannt, weil die Liebe zum notleidenden Bruder fehlt). Dieser unechte Glaube kann nicht retten! Der echte Glaube hingegen schon. Wenn jemand einen echten Glauben hat, dann lebt er aus der Liebe und dann ist ihm der notleidende Bruder auch nicht egal (Jak 2:15-16).
  • dass die Vergeltung nach Werken für die Gläubigen, ein Hineinkommen in das Gericht aus Joh 5:24 zur Folge hätte. Jeder der glaubt kommt nicht in dieses Gericht.
  • dass man die Erlösung und Rettung durch Werke herbeiführen könnte (2Tim 1:9).
  • dass man nicht umsonst gerechtfertigt worden ist (Röm 3:24).
  • dass man durch den "eigenen Glauben" vor Gott gerechtfertigt würde (Gal 2:16).
  • dass man durch gute Werke äonisches Leben verdienen könnte, indem Sinne, dass man darauf einen Anspruch hätte.

Es bedeutet lediglich, dass der Herr nach Werken vergilt und dass die Täter des Gesetzes (letztlich nur Solche, die in den Werken Gottes und in der Liebe wandeln) vor Gott gerecht sind.

Auch wenn Gott die Menschen, die durch gute Werke Unvergänglichkeit suchen, mit dem äonischen Leben belohnen wird (Röm 2:7), so bedeutet das nicht, dass sie Anspruch darauf hätten. Nur weil Jesus Christus auf Golgatha alle von der Schuld befreit hat (Joh 1:29), kann er auch alle belohnen, die er belohnen will. Die Belohnung aus Röm 2:7 ist ebenfalls ein Gnadengeschenk, das der Herr allen denen gibt, die sich in Fürsorge und Liebe um ihre Nächsten gekümmert haben (hier spielt meines Erachtens die Religionszugehörigkeit keine Rolle). Die Menschen aus Röm 2:7 dürften mit den Schafen aus Mt 25:33-40 identisch sein. Hier handelt es sich nicht um Gläubige, weil sie Unvergänglichkeit nicht durch gute Werke suchen, sondern nur in Christus allein und weil die Gläubigen die Welt richten werden (1Kor 6:2), d. h. sie werden in Mt 25:31 mit Christus auf dem Thron sitzen.

Wenn mit den Tätern des Gesetzes aus Röm 2:13 gesetzestreue Juden oder andere Gesetzes-Erfüller gemeint wären, dann gäbe es eine Gerechtigkeit vor Gott durch eigene Werke, durch Gesetzeswerke sowie durch eigenes Vermögen und das ist aus dem Gesamtzeugnis der Bibel nicht möglich. Ich kann in Röm 2:13 kaum jemand anders sehen, als Solche, die durch den innewohnenden Christus Täter des Gesetzes sind und niemals Solche, die durch eigene Kraft Täter des Gesetzes geworden sind!

Der Mensch wird mit und ohne Gesetz gerichtet

Lehrer, die sich selbst nicht lehren

Die wahre Beschneidung