Erläuterungen zum Johannesevangelium

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von Heinz Schumacher aus der HSN

Die drei ersten Evangelien nennt man die "Synoptiker", weil sie eine gemeinsame Schau haben und sehr viel parallel läuft. Das vierte Evangelium aber gehört nicht zu den Synoptikern. Der Apostel Johannes, einer aus dem Zwölferkreis, der "Jünger, den Jesus liebte" (Joh 21:20), hat, vom Geiste Gottes darin geleitet, eine ganz besondere Art, den Herrn darzustellen. Er zeigt uns Jesu Größe als Sohn Gottes, der bei Gott dem Vater war und von diesem in die Welt gesandt wurde, um nach vollbrachtem Erlösungswerk wieder zu ihm zurückzukehren. Wie einzigartig stellt das hohepriesterliche Gebet (Joh 17) die Vater-Sohn-Beziehung dar! Einzigartig ist bei Johannes aber auch das innige Verbundensein Jesu mit den Seinen (Joh 14-16) und die Hoheit und Würde Jesu in seinen "Ich-bin"-Selbstzeugnissen.

Das Johannesevangelium soll gegen Ende des 1. Jahrhunderts von Johannes in Ephesus in hohem Alter verfasst worden sein. Dabei konnte er den Hauptinhalt der synoptischen Evangelien als bekannt voraussetzen. - Aus der Besonderheit des vierten Evangeliums haben manche eine Unechtheit ableiten wollen. Doch man bedenke: Jesus konnte zu den Seinen im persönlichen Gespräch anders reden als zu großen Volksmengen. Auch zeichnet sich gerade dieses Evangelium durch eine besondere Genauigkeit aus; z. B. scheint Johannes in der Leidensgeschichte Jesu die genaue Reihenfolge der Ereignisse als Augenzeuge besser zu kennen als die Synoptiker. In vielem ergänzt Johannes die drei ersten Evangelien. "Der das ungeheure Wort vor seinen Jüngern zu sagen wagte: 'Ihr seid das Licht der Welt', sollte der nicht zuerst von sich selber bezeugt haben: 'Ich bin das Licht der Welt'?" (W. de Boor). - Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Aussagen dieses Evangeliums - wie überhaupt des gesamten NT - ist auf das von Jesus verheißene Lehr- und Erinnerungsamt des Heiligen Geistes hinzuweisen (Joh 14:26).

Die Sprache des Johannesevangeliums ist schlicht und tief. Sollte hier etwa Johannes dem Wortschatz seines Herrn Tiefe verliehen haben? Ist es nicht vielmehr umgekehrt? Die Sprache ist ferner sehr persönlich. Hier spricht Jesus als Evangelist und Lehrer und Seelsorger zu den Herzen derer, die ihm vertrauen. Jesus selbst ist hier das Leben, das Licht, das Brot usw. - Lassen wir uns mitnehmen in eine sehr persönliche Botschaft von Gott und in einen sehr persönlichen Ruf zum Glauben!