Erläuterungen zum 1. Timotheusbrief

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von Heinz Schumacher aus der HSN

Die Briefe des Paulus an Timotheus und Titus nennt man "Pastoralbriefe" (Hirtenbriefe). Paulus wendet sich darin mahnend, helfend, aufmunternd an jeweils einen seiner engsten Mitarbeiter. Er weist auf Gefahren hin, die den jungen Christengemeinden drohten, und zeigt Wege zum richtigen Verhalten. Er gibt verschiedenen Gruppen wie z.B. Aufsehern, Dienern (Diakonen), Witwen, Ältesten, Sklaven spezielle Anweisungen. – Zahlreiche Befehle (Imperative) muss der noch junge Timotheus als geistliches Kind, Schüler und Mitarbeiter des Paulus von diesem entgegennehmen (vor allem in 1Tim 4-6). Daneben enthalten die beiden Timotheusbriefe aber auch großartige Doxologien (Lobpreisungen Gottes), Bekenntnisse und Worte der Lehre.

Immer wieder ist die Echtheit der Pastoralbriefe im 19. und 20. Jahrhundert bezweifelt worden. Man verweist u. a. auf die mehr als 300 "Sondergutvokabeln" in den Pastoralbriefen (Worte, die sonst in den Paulusbriefen nicht vorkommen). Doch sollte das so persönlich gehaltene und tief empfundene Bekenntnis in 1Tim 1:12-16 nicht von Paulus selbst stammen? W. Michaelis meint, weder Sprache und Stil noch Gemeindeorganisation, theologische Gedankenwelt, vorhandene Irrlehren, vorausgesetzte Situation würden ausreichen, um die Echtheit wirksam zu bestreiten.

Paulus hat sich in Rom offensichtlich zweimal in Gefangenschaft befunden. Von der ersten, relativ leichten zweijährigen Haft, in deren Verlauf Paulus die Briefe an die Epheser, Kolosser und an Philemon schrieb, berichtet die Apostelgeschichte in Apg 28:30-31. Der 2. Timotheusbrief stammt dagegen aus einer schwereren Haft (2Tim 1:8 - 2Tim 1:16,17 - 2Tim 2:9). Wenn die erste römische Gefangenschaft in die Jahre 59-61 fiel, dann könnte Paulus – in Freiheit befindlich – im Herbst 61 den 1. Timotheusbrief und im Herbst 62 den Titusbrief verfasst haben. Kurz vor seinem Tod könnte er dann den 2. Timotheusbrief als letzten Brief aus der zweiten römischen Gefangenschaft heraus im Herbst 63 geschrieben haben (Michaelis).