Er offenbarte Seine Herrlichkeit

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
4. Ein dreifacher Entscheid für den Passionsweg Mt 4:1-12 (1922)

5. Er offenbarte Seine Herrlichkeit

  • Joh 2:1-11 Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war dort. (2) Es war aber auch Jesus mit seinen Jüngern zu der Hochzeit eingeladen. (3) Und als es an Wein mangelte, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein. (4) Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit [dir] zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. (5) Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagen mag, tut! (6) Es waren aber sechs steinerne Wasserkrüge dort aufgestellt nach der Reinigungssitte der Juden, wovon jeder zwei oder drei Maß faßte. (7) Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis oben an. (8) Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt es dem Speisemeister! Und sie brachten es. (9) Als aber der Speisemeister das Wasser gekostet hatte, das Wein geworden war - und er wußte nicht, woher er war, die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es - ruft der Speisemeister den Bräutigam (10) und spricht zu ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den guten Wein vor, und wenn sie betrunken geworden sind, dann den geringeren; du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt. (11) Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.

Das war die Aufgabe des menschgewordenen Sohnes Gottes, nach der einen Seite hin, Seine Herrlichkeit zu offenbaren. Das jüdische Volk musste wissen, wer gekommen war. Nur wenn sie glaubten, dass Er der Eingeborene Gottes war, aus den Ewigkeiten herniedergestiegen, dann konnten sie die Leidens- und Sterbens-Zeit mit durchleben und noch an Ihm festhalten; dann konnten sie die Bedeutung Seines Leidens und Sterbens erfassen; dann konnten sie Ihn annehmen, auch als Gekreuzigten, nach Seiner Auferstehung. Darum offenbarte denn in Wort und Werk in wachstümlich zunehmender Weise der Herr Seine Herrlichkeit, und heute haben wir das erste Zeichen vor uns, in welchem diese Herrlichkeit sich kundgab.

Diese Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn musste aber auf eine sonderliche Weise geschehen. Ganz heraustreten konnte Er nicht, ehe Er durch Leiden und Tod hindurch diese Seine Herrlichkeit bewährt hatte. So musste die Offenbarung immer so geschehen, dass man glauben konnte oder nicht. Überall blitzt die Herrlichkeit des Eingeborenen heraus und hindurch, und Geistesaugen, welche durch Buße und Glaube eindrucksfähig geworden waren, die sahen Ihn auch. Aber überall wird die Offenbarung der Herrlichkeit in solcher Niedrigkeitsform dargereicht, dass das nicht einfältige Auge trotz Offenbarung gehalten war. Gott wirft der Sündenwelt nicht n u r so h i n. Sie würde es ja zertreten. Sie muss selbst alles in bußfertigem Glauben erfassen und sich aneignen. Vor allem aber muss der Eingeborene zuerst durchs Kreuz uns die Versöhnung und Erlösung beschaffen, und so lange das noch nicht geschehen ist, geht auch die Offenbarung Seiner Herrlichkeit noch unterm Kreuz. -

Offenbarung unter dem Kreuz

Auch wir heute im Gottzeitalter der Glaubensgemeine haben die Offenbarung Seiner Herrlichkeit noch unter dem Kreuz. Schmach, Verachtung, Niedrigkeit und Elendigkeit ist das Zeichen der Gläubigen nach außen hin. Darin und darunter haben sie, und kosten sie ihren herrlichen und verherrlichten Herrn. Nur der Glaube aber sieht d e n S c h a t z; was nicht aus dem Glauben ist, sieht nur das irdene Gefäß. Alle Bemühungen, den Herrn Jesum Christum vor Seiner Wiederkunft zur Aufrichtung Seines Reiches auch äußerlich in Herrlichkeit darzustellen, schlagen fehl und enden in Verderben. Sie stehen unter dem Todesgesetz. Die Gläubigen, die Kinder Gottes, sind wie ihr Herr. Sie sind Ihm erst im Leiden gleich, und dann in Herrlichkeit. Wohl tragen sie die Herrlichkeit der Gotteskindschaft in verschiedenen Stufungen auch im Leiden schon; sonst könnten sie in diesem nicht überwinden; aber ihre Herrlichkeit ist eine noch verhüllte und bedeckte. Wir warten auf den Tag der Offenbarung. Ja, darum sind Kinder Gottes so wartend.

Darum müssen und dürfen Kinder Gottes die ihnen gegebene Herrlichkeit auch nur so offenbaren wie der Heiland selbst. Sie dürfen dieselbe nicht herausstellen und bloßstellen; sondern müssen im kindlichsten Glaubensgehorsam, wie der Herr selbst, dieselbe da und dort, wo der Vater führt und heißt, hervorleuchten lassen unter Niedrigkeit und Kreuz. Dazu ist unsere Hochzeitsgeschichte eine rechte Lehrgeschichte.

Er offenbarte in Kana Seine Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit ist die des e i n g e b o r e n e n Sohnes v o l l e r G n a d e und W a h r h e i t. Es ist eine Sohnesherrlichkeit, welche wiederum den Vater verklärt. Dass Er Sohn ist, ewiger, einiger; dass in Ihm die Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt; das ist Seine Herrlichkeit. Den Sohn offenbart darum Jesus, wo Er Seine Herrlichkeit offenbart - den Sohn in Seiner göttlichen Machtfülle; aber dabei in Seinem kindlichen Sohnesgehorsam und in Seiner Bereitwilligkeit, durch Leiden und Sterben zur Schaffung des Heiles zu gehen. Die Sohnesherrlichkeit nach dieser doppelten Seite offenbart sich auch in Kana.

Zur Ehre des Vaters

Vor allen Dingen offenbart der Sohn Seine Herrlichkeit nie ohne den Willen den Vaters. Der Vater muss Ihm Zeit und Stunde, Gelegenheit und Raum schaffen für die Offenbarung Seines Gottheitswesens. Wo der Vater nicht zuerst wirkt, da wirket der Sohn nicht, Er hält es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein; für einen Raub, den Er a n S i c h reißt. Er will nur die Herrlichkeit des Vaters erhöhen; dies kann nur geschehen, wenn Er, der Sohn, kindlich gehorsam ist dem Willen des Vaters.

So dürfen auch Kinder Gottes die ihnen verliehene Herrlichkeit nicht wann und wo sie wollen, hinausoffenbaren in die Welt und an die Welt; sie dürfen sich auch nicht von irdischen Beweggründen, und wären sie noch so edel, hinauslocken lassen, sondern sie müssen genau und einfältig in die vom Vater gegebenen Gelegenheiten eingehen. In der sogenannten Reich-Gottes-Arbeit, indem Zeugen und Wirken für den Herrn, ist ungeheuer viel Eigenwesen und Eigendrang; ist ungeheuer viel Herrlichkeitsoffenbarung zu falscher Zeit und Stunde und am falschen Platz, ist ungeheuer viel Werk ohne Zucht - das ist nicht Frucht. Wo wir Herrlichkeit offenbaren, da muss der Vater immer vorausgegangen sein; da muss Raum und Gelegenheit gegeben sein, sonst ist es keine S o h n e s - Herrlichkeit, sondern I c h - Herrlichkeit im geistlichen Gewande. Wo der Vater nicht den Weg bahnt, da lassen wir unsere Herrlichkeit ruhig im irdenen Gefäße. Nur im Gehorsam wächst die Gottesherrlichkeit der Kindschaft und kann sich wachsend offenbaren.

Dem Heiland war in Kana zur Offenbarung Seiner Herrlichkeit der Weg bereitet. Es war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa. Gerade in diese Erstlingszeit Jesu, als Er die Jünger die ersten Tage bei Sich hatte, musste die Hochzeit fallen. Das war Leitung des Vaters. Und Jesus und Seine Mutter und Seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir eine Hochzeit im Hause Davids vermuten. Das Haus Davids war hoch erregt durch alles, was in den letzten Zeiten geschehen war. Dass der verheißene Davids-Sohn gekommen sei in Jesus, war wohl bekannt. Nun sammelten sich anlässlich dieser Hochzeit die Davids-Leute. Und Jesus wurde dazu eingeladen. Sie erwarteten alle eine Offenbarung Jesu in diesem engeren Kreise. Überaus zahlreich kamen sie; darum ging auch der Wein aus. Eine große Menge war beisammen; sonst hätte der Heiland nicht 500-600 Liter Wein gestiftet. Ein Maß ist 40 Liter. Rechnen wir drei Krüge zu zwei Maß, und drei Krüge zu drei Maß, dann hätten wir 15 Maß. Fünfzehn mal vierzig wären 600 Liter. -

Sie haben keinen Wein

Und diese Menschenmenge war hochgespannt. Wir sehen das an Maria, welche nicht mehr warten, und nicht mehr sich zurückhalten kann, sondern vorzeitig den Heiland aufmuntert. Sie ist offenbar unter der Gesamtspannung gestanden und brach, als die Nächste zum Heiland, los. Auch ihr Wort an die Diener: Was Er euch sagt, das tut“, zeigt ihre innere Erregung. - So war der Boden war eine Offenbarung des Heilandes vorbereitet. Und als aus diesem Kreise die Einladung geschah, da sah der Herr den Finger des Vaters. Zumal es gerade noch eine Hochzeit war. Des Lammes Hochzeit war ja in Vorbereitung, und die Davids-Sprossen hielten sich doch für die Nächst-Berufenen, an der Hochzeit des Messias teilzunehmen. Es war dem Herrn klar, der Vater rief Ihn, darum musste Er teilnehmen. Ein Angenehm oder Unangenehm gab es da nicht. Wo der Vater rief, ging der Sohn. Das Weitere wird sich dann auf dem Gehorsamswege schon finden. So ging der Sohn im Willen des Vaters. Nicht die Davids-Verwandtschaft, nicht die Einladung, nicht die hochgehende Erwartung all dieser Menschen, nicht der Gedanke an üble Nachrede oder dergl. war für Jesum maßgebend, sondern ganz allein der Wille des Vaters. Wäre der dem Herrn nicht offenbar gewesen, so wäre Er trotz Mutter und trotz Freundschaft und trotz Einladung weggeblieben. So muss auch für Kinder Gottes Führung äußerlich und innerlich vorliegen; sonst haben sie keinen Weg einzuschlagen.

Und der Sohn wusste nun, dass der Vater auf der Hochzeit etwas von Ihm wollte. Er wusste noch nicht von Anfang, dass Er Wein machen sollte; das offenbarte Ihm der Vater erst Schritt für Schritt. Der Sohn stand in Seinem Erdenleben in einer völligen Abhängigkeit vom Vater, ganz genau wie wir. Es galt für Ihn ein beständiges Aufmerken und ein Achtgeben, dass Er nicht irre geführt wurde, auch nicht durch die liebsten Menschen. Längere Zeit, vielleicht Tage, war der Heiland unter der Hochzeitsmenge als ganz einfacher Mensch. Er zeichnete Sich durch nichts Auffallendes aus, als eben wohl durch Seine ganze göttliche Art der Haltung und des Wandels. So werden wir als Kinder Gottes oft geführt - wir sind schlichte einfache Menschen, in allem den andern gleich; nur eben die geistliche Kraft und Zucht, in der wir stehen, offenbart uns. Wir wirken allermeist eben nur durch das, was wir sind. Darum müssen wir angetan sein mit Jesus, damit unser ganzes Wesen nach Jesus rieche - und wir im Einfachsten und Schlichtesten ein guter Geruch Jesu seien.

Das ging also auf der Hochzeit eine Weile so. Dann trat ein peinliches, ein aufregendes Ereignis ein. Der Wein ging aus. Das war natürlich zuerst nur den Nächsten bekannt. Aber sofort loderte Marias Glaube auf. Die Not war ja offenbar durch Jesus entstanden; nun sollte auch Jesus helfen. Die großen Scharen waren um Jesu willen gekommen, durch sie war der Wein zu Ende gegangen. Schnell eilt sie drum zum Sohn: „Sie haben keinen Wein.“ Aber der Sohn lässt sich auch n i c h t durch die N o t bestimmen; der Sohn lässt Sich auch nicht durch die, durch Ihn selbst mit heraufgeführte Not bestimmen; der Sohn lässt Sich auch nicht durch die liebste Mutter bestimmen: Er ist Sohn, Er ist dem Vater untertan. Der aber gibt Ihm keinen Wink. So schafft Er auch keinen Wein. Er offenbarte Seine Herrlichkeit. Er offenbarte sie durch die Offenbarung Seines Verhältnisses zur Mutter: „Weib, was ist zwischen Mir und dir für Gemeinschaft!“ Du urteilst natürlich, Ich urteile geistlich-sohnesmäßig. In diesem Falle haben wir nichts miteinander zu schaffen. -

Geoffenbarte Sohnesherrlichkeit

Das ist geoffenbarte Sohnesherrlichkeit, wenn allein der Vater, der Heilige Geist maßgebend ist. Wir haben uns auch, so wir anders als Söhne Gottes uns offenbaren wollen, nicht von der Not, vom Elend, von irgendwelcher Verlegenheit anderer bestimmen zu lassen, zu einer Handlung und Hilfe. Das kann der natürliche Mensch. Not ist nicht unser Herr. Viele sogenannte Reich-Gottes-Arbeit geschieht unter falschen Antrieben, verzehrt die eigene Kraft und schafft endlich doch nicht, was man wollte. Wir haben nur d a einer Not uns zuzuwenden, wo d e r H e r r uns hinführt und heißt. Es soll durch uns nicht Liebe und Erbarmen und Humanität in m e n s c h l i c h e r Hingabe geoffenbart werden, sondern der Herr. Unendlich viel Hilfe wirkt nicht Göttliches, weil sie nicht aus göttlicher Quelle und göttlicher Führung quillt. Nicht jede Not, und nicht jede Not zu jeder Zeit ist ein Gottruf, und vor allem vielleicht nicht an m i c h. Der Gläubige wartet in allen Offenbarungen, auch der Liebe und des Helfens, auf seinen Herrn, wie Jesus in Kana, und allezeit. Das Kind Gottes lässt sich auch durch die liebsten und frömmstem Menschen nicht bestimmen, wie Jesus nicht durch Seine Mutter. Wir sind völlig gottabhängig. Das ist eine Offenbarung Seiner Sohnesherrlichkeit, dass Er so warten und harren konnte auf den Vater. Das ist eine Offenbarung Seiner Sohnesherrlichkeit, dass Er auch der Mutter gegenüber, so lieb Er sie hatte, abweisend sein konnte, wo der Vater nicht redete. Die Härte gegen die Mutter ist der Gegensatz des Geistes und der Natur. Der Führung Gottes muss jede menschliche Liebe weichen. So strahlt uns Jesu Sohnesherrlichkeit klar und ernst entgegen. Hast du auch solchen Stand?

Aber wozu brauchte es solche Härte, wenn Jesus nachher doch Wein schaffte? Ganz offenbar sollte die Not erst heraustreten und bei allen offenbar werden. Die Mutter des Herrn wollte die Not wohl verdecken und den Gastgebern die Verlegenheit ersparen. Das aber wollte der Vater nicht. Sie sollten in Not kommen, und die Not sollte allen auf dem Fest kund werden. Wo Gott sich offenbaren will, braucht’s tiefeinschneidende Vorbereitung. Menschen vertuschen gern - Gott deckt auf - damit Er in der Wahrheit zudecken kann. Warten können auf Gottes Gelegenheit ist eine der größten geistlichen Weisheiten, welche Gott Seinen Kindern anerzieht. Und wir müssen sie uns anerziehen lassen; denn nur zu Gottes Stunden kann die Herrlichkeit Gottes offenbart werden.

Maria war in den Wegen des Glaubens erfahren genug, dass sie über die harte Rede des Sohnes nicht zürnte. Im Gegenteil, sie beugte sich dem Sohne und hieß die Diener nur, unbedingt zu tun, was der Sohn ihnen sagte. Sie sah im Glauben, Er offenbart Sich, wenn sie auch erfahren musste, dass Er Sich nicht so offenbarte, wie s i e dachte. Gottes Offenbarungen geschehen wider des natürlichen Menschen Denken und Meinen. Nun - sie wartete. Die Not aber wurde offenbar, wurde ganz gewiss zum Gerede auf der Hochzeit und richtet ganz gewiss vieler, ja aller Gedanken auf Jesus. Die Sache wurde reif, die Stunde des Vaters rückte heran. Der Heiland horchte gespannt auf den Vater. Zwischen Ihm und dem Vater gab es keine Stunden-Differenzen. Dem Heiligen und Sündlosen wurden des Vaters Stunden stets klar und waren Ihm stets lieb. Da müssen wir auch lernen und wachsen, sterben und warten.

Ganz in der Stille

Aber wunderbar, als der Vater den Sohn aufrief, trat Er nun nicht heraus. Ganz in der Stille vollzog sich alles, man möchte beinahe sagen, hinten herum. Der Herr schickt die Diener fort, die Wasserkrüge mit Wasser zu füllen. Das war ein Auftrag, der eher befremden musste, als dass er Jesu Herrlichkeit offenbarte. Ohne Marias vorherigen Zuspruch hätten sie das gewiss nicht getan. Und doch - Jesus hatte ihnen schon Respekt eingeflößt. Sein inneres, ruhiges Stehen vor dem Vater hatte des Eindrucks nicht verfehlt. Geistesmajestät strahlte aus von Ihm. In Gott gefasst sein, im Vater gesammelt sein, vor Ihm und in Ihm stehen, offenbart Herrlichkeit der Ewigkeit, sonderlich unter einer nach außen zerstreuten Menge. So gehen sie und füllen. Als sie wiederkommen, dringt ein noch wunderlicherer Befehl an ihre Ohren. Bringt es dem Speisemeister! Wasser? Was tut der Speisemeister mit Wasser? Fast war es zum Lachen; sollten sie das tun? Aber sie taten’s, die Macht der unsichtbaren Ewigkeit stand vor ihnen im Herrn. Sie ahnten etwas, wenn sie es auch nicht wussten. H e r r l i c h k e i t des H e r r n, dass solche fremden Menschen auf Sein Wort Wasser zum Speisemeister tragen! Und siehe, es war köstlicher Wein. Und siehe, nun kam die Aufregung. Der Speisemeister ruft den Bräutigam. Alle natürlichen Regeln und Sitten sind hier auf den Kopf gestellt! Statt zuerst, kommt der beste Wein zuletzt. - Man hält sich sehr auf über diesen Wein. Jesus ist ganz offenbar inzwischen weggegangen. Nun sollten sie die Offenbarung Seiner Herrlichkeit verarbeiten und verdauen. Auf Glauben war alles angelegt. Der unsichtbare Gottessohn sollte vor ihnen erstehen, und sie sollten im Glauben Ihm dann folgen auf Seinen Wegen.

Ja, da stand das Herrliche. Schöpferherrlichkeit tritt uns entgegen. Er kann schaffen! Der Herr aller Kreatur hat die Gesetze der Natur in den Händen. Der die ganzen Welten schuf, und der sie neuschaffen wird, schafft auch Wasser in Wein.

Aus Wasser und Geist

Und Johannes der Täufer hatte es ja laut genug gepredigt: er taufe mit Wasser; der aber nach ihm komme, der werde mit dem Heiligen Geiste und mit Feuer taufen. Da stand Er! Wasser zuerst - Geistesfeuer sodann. Und wir Menschen des Geistes, wir fahren noch weiter. Aus dem Wasser die angefangene Neuschöpfung (1Mo 1), aus dem Geiste die vollendete Neuschöpfung. Es ist der Herr! Und wir selbst? Sind wir nicht geboren aus Wasser und Geist - aus Wasser nach der Natur; aus dem Geiste neugeboren? Wir sehen Seine Herrlichkeit, und wir glauben an Ihn.

Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes scheidet die Geister. Die Mehrzahl der Festgäste blieben beim äußeren Wunder, beim Wein. Sie tranken denselben und lobten den Herrn. Sie hofften wohl noch auf Größeres. Sie blieben aber in der Natur stecken. Der ewige Gottesssohn wurde ihnen nicht klar, noch hell. Die Jünger nur, die kleine Schar mit dem bußgeöffneten Herzen, die sahen Seine Herrlichkeit und glaubten an Ihn. Den einen war Er ein Geruch aus Tod in Tod; den wenigen ein Geruch aus Leben in Leben.

Wo göttliches Wesen in der Führung des Vaters sich offenbart, scheidet’s die Geister. Die Offenbarung unter göttlicher Leitung ist auch immer auf Scheidung der Geister eingerichtet. Sie hat einen solchen äußeren Niedrigkeits-Charakter, dass die Äußeres suchenden Geister sich dran verirren. So war’s auch in Kana. Heute noch sehen im Kana-Wunder Eigengeister den Sohn Gottes nicht. Wir aber sehen Ihn und freuen uns Sein. Der Wein ist uns Nebensache. Er ist nur die Form.. Die Welt mag ihn trinken. Der Herr ist uns die Hauptsache. I h n trinken wir.

Die Welt bleibt sich gleich. Sie nimmt auch heute die Offenbarungsfrüchte der Liebe Christi von den Gläubigen. Sie isst sie, und sie munden ihr, wie der Wein dem Speisemeister. Christus sieht sie nicht und nimmt sie nicht. Habe, o Welt, die Früchte, wie die Menge zu Kana den Wein! Wir haben Jesu Christum, den Herrn, den Eingeborenen Gottes - den wahrhaftigen Neuschöpfer im Geiste. Und wir wollen in Ihm unter göttlicher Leitung Frucht bringen, Herrlichkeit offenbaren. Mag die Welt diese Früchte essen und unser, und unsere Geistesquelle vergessen: uns ist genug, auch in dem, was Er in uns und aus uns wirkt, zu sehen die Herrlichkeit unseres Herrn und ihr immer weiter entgegenzugehen!

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6. Eine herrliche Selbstoffenbarung Jesu Joh 4:4-30