Einführung - die geistliche Lösung von zwischenmenschlichen Problemen

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Von Daniel Muhl

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Der Philemonbrief ist eine ganz spezielle Kostbarkeit. Er ist kein eigentlicher Lehrbrief, aber er zeigt auf wunderbare Art und Weise, wie sich die Lehre des Evangeliums auf das alltägliche Leben auswirkt. Dieser Brief beweist indirekt, dass der Apostel Paulus in seinem Leben das umsetzte, was er uns durch den Geist Gottes lehrt. Dieser Brief ist nur deshalb entstanden, weil Gott zuvor eine ganz einmalige Geschichte entstehen ließ.

Der Hintergrund dieses Briefes

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Bevor ich ein paar einleitende Gedanken zu diesem wunderbaren Brieflein weitergeben will, möchte ich zuerst das Bibel-Lexikon von bibelkommentare.de zitieren:
Über Philemon ist nicht mehr bekannt als das, was man im vorliegenden Brief findet, und es wird auch nicht eindeutig gesagt, wo er seinen Wohnsitz hatte. Die Ähnlichkeit der Grüße mit denen aus dem Brief an die Kolosser und die Erwähnung des Onesimus in diesem Brief führen aber zu dem Schluss, dass Philemon wohl in Kolossä wohnte, und dass beide Briefe von Rom aus um 62 n. Chr. verschickt wurden. Obwohl in Phim 1:2 die Versammlung in Philemons Haus Erwähnung findet, handelt es sich um einen persönlichen Brief an Philemon und seine Frau.
Onesimus, ihr Sklave, war davongelaufen und wurde, da er sich durch den Dienst des Paulus bekehrt hatte, von letzterem zu seinem Herrn zurückgesandt. Paulus bittet nicht um die Freiheit für Onesimus, sondern dass er jetzt aufgenommen würde wie ein Bruder, ja sogar wie Paulus selbst. Paulus macht nicht apostolische Autorität geltend, sondern bittet inständig als der „Gefangene" und „der Alte". Geleitet durch den Heiligen Geist ist der Brief ein wohlwollender Appell, und es wird auf Schwierigkeiten eingegangen in einer Angelegenheit, die viel Taktgefühl verlangte. Falls der Sklave Philemon beraubt hatte, würde Paulus es zurückzahlen; aber er erinnert Philemon daran, wie viel er ihm schuldig war, sogar „auch sich selbst".

Die Wegführungen Gottes als Grundlage für diesen Brief

Damit offenbar werden konnte, wie der Apostel Paulus das Evangelium praktisch umsetzte, brauchte es eine eigenartige Wegführung zweier, resp. mehrerer Menschen. Das Grundmaterial für diese Geschichte war zuerst einmal die Unwilligkeit eines Sklaven und der daraus entstandene Konflikt mit seinem Herrn. Wir wissen nicht genau, wie es zu diesem Konflikt kam, wir wissen nur, dass es der Sklave Onesimus aus irgendwelchen Gründen, nicht mehr bei seinem Herrn aushalten konnte und sich deshalb „aus dem Staube machte“. Onesimus konnte es nicht akzeptieren, als Sklave von Philemon sein Dasein zu fristen.
Da war also ein Sklave, der mit seinem Schicksal haderte und nur noch einen Wunsch hatte: "Abhauen und ein neues Leben in der Freiheit beginnen!" Auch wenn wir die Gründe für diese Begebenheit nicht näher kennen; eines dürfte klar sein: "Alle Beteiligten durchlebten in diesem ganzen Geschehen die unterschiedlichsten Emotionen und Gemütsschwankungen. Onesimus konnte sein Schicksal nicht akzeptieren und vielleicht machte ihm sein Herr oder andere aus dem Hause Philemons zu schaffen. Vielleicht ärgerte er sich immer über Philemon oder über seine Frau (vmtl. Aphia) oder über Archippus, welcher der Sohn von Philemon gewesen sein könnte. Da Onesimus offensichtlich kein sehr nützlicher Sklave war (Phim 1:11), kann man sich bei Philemon sehr gut auch einen Ärger und eine Verdrossenheit vorstellen. Vielleicht machte er sich auch Sorgen, indem er sich fragte: "Wie soll das mit diesem Sklaven nur weitergehen?"

Die Lösung eines zwischenmenschlichen Problems

Hätte man in dieser verzwickten Situation eine "Supervision" gemacht, hätte man die Wogen vielleicht etwas glätten können, aber das Grundproblem des Onesimus und vielleicht auch das von Philemon und seiner Familie, wäre nicht wirklich gelöst worden. Die Motivation, für Philemon zu arbeiten, hätte sich bei Onesimus wohl kaum grundlegend geändert. Die richtige Einstellung zur Arbeit, zum Herrn und zum Bruder, wurde erst durch die wunderbare Wegführung Gottes möglich!

Nur durch die Wege, die Gott uns führt, werden wir das, was wir sein sollen und was wir dem Geiste nach schon sind. Wie hätte der "verlorene Sohn" das Wesen der Liebe und Barmherzigkeit seines Vaters je richtig erkennen können, wenn er zuvor nicht bei den Schweinen gelandet wäre?

Bevor ein Problem wirklich und bleibend gelöst werden kann, braucht es zuvor die entsprechenden göttlichen Wegführungen. Manchmal stehen wir vor zwischenmenschlichen Problemen, die noch nicht wirklich gelöst werden können, weil bei den Beteiligten gewisse Lernprozesse und Lebensführungen noch nicht abgeschlossen sind. Ein "Coach" oder Seelsorger braucht gerade in solchen Situationen besonders viel Weisheit und Erkenntnis, um zu erkennen, ob in einer Problemsituation schon entsprechende Wegführungen Gottes stattgefunden haben oder nicht. Vielfach benötigt er dazu auch die prophetische Gabe, in der er durch den Geist die Situation richtig interpretieren kann. Nachdem Onesimus durch Paulus zum lebendigen Glauben kam und Paulus von seiner problematischen Geschichte hörte, da spürte Paulus durch den Heiligen Geist irgendwann einmal, dass er einen Brief schreiben und Onesimus zu Philemon zurücksenden sollte.

Der kürzeste Brief des Apostels Paulus ist so fein und zartfühlend geschrieben, dass man hier die praktische Umsetzung der Liebe und des Evangeliums regelrecht spüren kann. Die Authentizität dieses Briefes wurde kaum infrage gestellt, insbesondere deshalb, weil der Philemonbrief keinerlei Motivation für einen Fälscher enthält. Dadurch ist weder die Autorenschaft des Paulus, noch der Inhalt dieses Briefes infrage gestellt. Diese Tatsache ist deshalb so wichtig, weil wir gerade durch den Philemonbrief erkennen können, dass Paulus das Evangelium nicht nur gepredigt und gelehrt hat, sondern das Evangelium selbst auslebte und in alle Bereiche seines Lebens hineinwirken liess.

Allerdings sei an dieser Stelle ergänzend bemerkt, dass ich bei keinem der 66 Bücher der Bibel ihre Authentizität und Wahrheit infrage stelle, da ich davon überzeugt bin, dass Gott über Seinem Wort gewacht hat, indem Er die Autoren aller biblischen Texte durch Seinen Geist inspirierte und indem Er auch bei der Bildung des biblischen Kanons, alle Beteiligten entsprechend führte. Wäre dem nicht so, würde das auch bedeuten, dass wir Menschen das Wort Gottes an uns nicht definieren könnten! Es gäbe kein Fundament und alle Aussagen Seines Wortes könnten berechtigt infrage gestellt werden! Wer nicht glauben kann, dass Gott über Seinem Wort gewacht hat, ist letztlich völlig orientierungslos und auf seinen eigenen Verstand angewiesen, der dann entscheiden muss, was wahr und was falsch ist. Für mich wirkt es anmaßend, wenn ein Mensch, selbst mit 70 oder 80 Jahren Lebenserfahrung denkt, er könne die Wahrheit aus allen religiösen und philosophischen Schriften herausfiltieren; ganz egal wie intelligent er ist und wie viel Wissen er besitzt.(Siehe auch: Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes?)

Die praktischen und die seelsorgerlichen Auswirkungen des Evangeliums werden in diesem Brief besonders deutlich! Man spürt in diesem Brieflein die zarte und feine Liebe des Apostels zu Onesimus und auch zu Philemon. Der Brief ist von einer ganz wunderbaren Wertschätzung geprägt. Ich bin überzeugt, dass gerade durch diesen Brief, die Beziehung zwischen Philemon und Onesimus eine ganz neue Qualität erfahren durfte. Infolge dieses Briefes konnte Philemon seinen Sklaven mit ganz neuen Augen sehen und Onesimus durfte ein neues Verhältnis zu seinem Herrn bekommen. Zwei Menschen, die miteinander größere Probleme hatten, durften durch die Liebe und das Einwirken der frohen Botschaft Gottes plötzlich erkennen: "Wir sind Brüder und gehören beide dem Leib unseres Herrn Jesus Christus an!" Wenn das kein Wunder ist!

Dieser Brief und die ganze Geschichte zeigen uns, dass es nur durch die Wegführungen Gottes und durch das Reagieren aus der Liebe heraus, welches auf dem Evangelium basiert, zu einer wirklichen Lösung kommen kann. Das Problem wird dabei nicht nur gelöst, sondern es entsteht dabei eine ganz neue Qualität der Beziehung, die von der göttlichen Liebe geprägt ist.

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