Ein Volk ohne Vision - Spr 29:18

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335. Ein Volk ohne Vision - Spr 29:18

Wenn keine Schauung da ist, wird ein Volk zügellos; aber glückselig ist es, wenn es das Gesetz beobachtet.

Dies kann man auf jedes Volk anwenden, auch wenn es im eigentlichen Sinn Israel gilt; denn ohne Gesicht (E), Voraussicht (BA) und Schauung (DEL), d. h. ohne vorausschauende Konzeption und Zukunftsplanung, die ihm die Regierenden eröffnen, verfällt jedes Volk in Zügellosigkeit; es verwildert (DEL) und ist nicht mehr zu bändigen (nach BA). Die Basis des Gesetzes muss ergänzt werden durch eine ideelle Schau und Zukunftsweisung für die kommende Generation.

In Israel hatte unsere Spruchweisheit ein besonderes Gewicht: Besteht doch das Alte Testament aus GESETZ (thora), PROPHETEN (nebim) und SCHRIFTEN der Weisheitslehrer (ketubim), die sich gegenseitig ergänzen und beleuchten. Auch hier ist die Weisung des Gesetzes das Fundament, und wer auf diesem Grund steht und das Gesetz beobachtet und bewahrt, wird glückselig gesprochen; dies ist der Einzelperson wie auch dem ganzen Volk Israel verheißen. Außerordentlich wichtig aber war die Ergänzung des Gesetzes und der Weisheitsschriften durch die aktuelle Botschaft der gottgesandten Propheten und durch die von ihnen vermittelte Offenbarung (PAR), die sich im Gesicht (E) und der Schauung (DEL) erschloss. Das hebräische "chabon" ist auch der "das Gewölk zerschneidende Blitzstrahl", der die Nacht erhellt; es wird abgeleitete von "chasah", d.h. "prophetisch sehen, scheiden, zuschneiden, (vom eigenen Denken) unterscheiden". In diesem Licht ist die Forderung aus 2Tim 2:15, "das Wort der Wahrheit recht zu schneiden" die Aufforderung, es in weissagender Schau und Verkündigung zu erhellen und weiterzugeben (Hebr 4:12-13). So waren die Propheten Israels dfas soziale Gewissen der Könige und des Volkes, die Offenbarer der geheimen Verflechtung zwischen Sünde und Gericht, aber auch die Vermittler der messianischen Heilszukunft. Welcher Verfall widerfuhr Israel, als nach der Rückkehr aus Babylon bis auf Johannes den Täufer die "prophetienlose Zeit" begann; das Gesetz JAHWEHs verfiel zu toter Vätertradition. Ohne das weissagende Prophetenwort wurde Gottes Volk zügellos und zuchtlos (vgl. 2Mo 32:25), es wurde "wild und wüst" (Luther). In Ps 74. wird prophetisch das Gericht über Israel, aber auch der antichristliche Frevel im "Gräuel der Verwüstung" geschaut; in Ps 74:9 heißt es: "Unsere Zeichen sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und keiner bei uns, welcher weiß, bis wann" (die Gerichte noch währen).

Auch dem "Volk Gottes" des Neuen Bundes, der Gemeinde Jesu Christi, drohen Zügellosigkeit und Verwilderung, wenn die Predigt im prophetischen Geist der Weissagung erlischt, die das Verborgene ans Licht bringt, die straft, ermahnt und tröstet (1Kor 14:1-4.6-7.23-25). Denn sie enthüllt vor aller Augen die Tatsache, "das Gott wirklich in unserer Mitte weilt" (1Kor 14:25b). Dazu gehört auch "das Wort in die Zeit", die Standortbestimmung in der Heilsgeschichte und die prophetische Deutung der Zeitereignisse (Mt 16:1-3). Wie viel "Wildwuchs" weltlicher Methoden und des Zeitgeistes sind doch heute schon in die Gemeinden eingebrochen!

Doch glückselig alle Hüter der Zielgebung (BA), die Gottes Gesetz beobachten, das Wort Gottes bewahren! "Glückselig, die im Weg untadelig sind, die da wandeln im Gesetz JAHWEHs! Glückselig, die Seine Zeugnisse bewahren, die von ganzem Herzen ihn suchen" (Ps 119:1-2)! Jesus hat dies in einer Seligpreisung Seiner Bergrede aufgegriffen: "Ja, vielmehr sind glückselig, die das Wort Gottes hören und bewahren!" (Lk 11:28 - Jak 1:25).

So gil dem Volk Israel, aber auch unserem Volk, vor allem aber dem "Volk Gottes" der Gemeinde, der dreifache Gottesruf aus Jer 22:29: "Land, Land, Land, höre das Wort JAHWEHs (vgl. Mi 1:2). Und in Jer 23:1 heißt es: "Wehe den Hirten, welche die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen!"


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336. Ein Mann hastiger Worte - Spr 29:20