Ein Blick ins Geisterreich der Finsternis

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
74. Reichgottes-Gesetze Mk 4:26-29 (1923)

75. Ein Blick ins Geisterreich der Finsternis

  • Mk 5:1-20 (ELB) (1) Und sie kamen an das jenseitige Ufer des Sees in das Land der Gerasener. (2) Und als er aus dem Boot gestiegen war, begegnete ihm sogleich von den Grüften her ein Mensch mit einem unreinen Geist, (3) der seine Wohnung in den Grabstätten hatte; und selbst mit Ketten konnte ihn keiner mehr binden, (4) da er oft mit Fußfesseln und mit Ketten gebunden worden war und die Ketten von ihm in Stücke zerrissen und die Fußfesseln zerrieben worden waren; und niemand konnte ihn bändigen. (5) Und allezeit, Nacht und Tag, war er in den Grabstätten und auf den Bergen und schrie und zerschlug sich mit Steinen. (6) Und als er Jesus von weitem sah, lief er und warf sich vor ihm nieder; (7) und er schrie mit lauter Stimme und sagt: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes, des Höchsten ? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht! (8) Denn er sagte zu ihm: Fahre aus, du unreiner Geist, aus dem Menschen! (9) Und er fragte ihn: Was ist dein Name? Und er spricht zu ihm: Legion ist mein Name, denn wir sind viele. (10) Und er bat ihn sehr, daß er sie nicht aus der Gegend fortschicke. (11) Es war aber dort an dem Berg eine große Herde Schweine, die weidete. (12) Und sie baten ihn und sagten: Schicke uns in die Schweine, damit wir in sie hineinfahren! (13) Und er erlaubte es ihnen. Und die unreinen Geister fuhren aus und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See, etwa zweitausend, und sie ertranken in dem See. (14) Und ihre Hüter flohen und verkündeten es in der Stadt und auf dem Land; und sie kamen, um zu sehen, was geschehen war. (15) Und sie kommen zu Jesus und sehen den Besessenen, der die Legion gehabt hatte, bekleidet und vernünftig sitzen, und sie fürchteten sich. (16) Und die es gesehen hatten, erzählten ihnen, wie dem Besessenen geschehen war und das von den Schweinen. (17) Und sie fingen an, ihn zu bitten, daß er aus ihrem Gebiet weggehe. (18) Und als er in das Boot stieg, bat ihn der, der besessen gewesen war, daß er bei ihm sein dürfe. (19) Und er gestattete es ihm nicht, sondern spricht zu ihm: Geh in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, wieviel der Herr an dir getan und [wie er] sich deiner erbarmt hat. (20) Und er ging hin und fing an, im Zehnstädtegebiet auszurufen, wieviel Jesus an ihm getan hatte; und alle wunderten sich.

An der Hand Jesu

Nur mit Schaudern und nur, weil J e s u s es ist, der uns in der vorliegenden Geschichte einen Blick ins Geisterreich der Finsternis öffnet, können wir in diese Geschichte und ihre Offenbarung hineintreten. Nicht N e u g i e r ist es, was uns veranlasst, den Blick in diese Offenbarungen hineinzuwerfen. Wir haben keine Begierde nach der Finsternis und nach ihrer Kenntnis. Wir haben vielmehr Lichtsbegierde durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen. Soweit aber der Lichtesherr selbst es für gut und nötig hält, uns Einblick zu geben, nehmen wir ihn, um desto kräftiger zu werden im Lichtesstand.

Die Bibel, so sehr sie das Finsternisreich, seinen Fürsten und seine Geister kennt und nennt, gibt doch nur sehr selten besondere Einblicke in dies Reich. So viele bekommen wir, dass wir im Geiste richtig und klar kämpfen können. Darüber hinaus nicht. Es ist merkwürdig, welch eine natürliche Lust im sündigen Menschen liegt, ins unsichtbare Finsternisreich erkennend einzudringen. Diese Lust tötet der Glaubensmensch im Geiste und lässt sich viel lieber die Lust schenken und stärken, ins Lichtreich erkennend einzudringen. Nur an der Hand Jesu lassen wir uns öffnen, was Er zu öffnen für gut hält. Wir bleiben aber dabei fest an Seiner Hand. Wie tief dringt die gegenwärtige Menschheit in allerlei Eigenwegen ins Reich der Finsternis ein. In Spiritismus, Okkultismus und anderem pflegt sie diese Verbindungen. Es ist ja ausgeschlossen, dass die Selbstgeister auf diesen und allen anderen Aberglaubenswegen ins Reich des Lichtes eindringen. Ins Reich des Lichtes gibt es nur e i n e n W e g, Jesus Christus, den Sohn Gottes; alle Eigenwege der Menschen führen ins Reich der Finsternis und unterliegen dessen Lügencharakter. Nur, was Jesu Hand öffnet, das ist Wahrheit, auch wenn Er ins Reich der Lüge und des Todes leuchtet.

Im Reich der Finsternis

In unserem heutigen Text geht für Augenblicke die Tür auf ins Geisterreich der Finsternis. Wir drängen uns nicht zur Tür, um dahinter zu gucken. Gläubigen ist alles Finstere schauerlich. Wir nehmen nur zu unserer Befestigung in Herrn, was zur Tür herausdrängt. Da sehen wir denn mit Entsetzen hinein in die große Macht und Kraft des Geisterreiches der Finsternis. Wir sehen, es ist da; es ist Wahrheit und Wirklichkeit. Wir verhehlen uns ja nicht, dass zu der Zeit, in welcher der Sohn Gottes auf Erden wandelte, auch das Reich der Finsternisgeister eine besondere Offenbarungsstunde hatte. In gehäufter Weise treten uns zu Jesu Zeit die Finsternisoffenbarungen entgegen. Trat doch sogar Satan selbst persönlich heraus, um den Sohn Gottes zu versuchen. Und eine Unmenge Finsternisgeplagter, ja Besessener sehen wir. Satan stellt dem Sohn im Fleisch seine ganze Finsternismacht entgegen. Er will störend und verwirrend eingreifen in den Erdenlauf des Lichtesherrn.

So tritt Satan, als der Herr kaum den Fuß ins Land der Gadarener gesetzt hatte - in das Land der zweieinhalb Stämme, welche jenseits des Jordans vermischt mit Heiden wohnten - Ihm sofort mit Macht entgegen. Als Er aus dem Schiff trat, lief Ihm alsbald ein besessener Mensch entgegen. Und nun erleben wir eine entsetzliche Offenbarung des Geisterreiches der Finsternis. Da steht zunächst die furchtbare Wirklichkeit dieses Geisterreiches vor uns. Wahrlich, es gibt nicht nur Menschen in Gottes Schöpfung. Es gibt eine gewaltige Zahl von Welten, auf denen auch selbstbewusste Geister wohnen. Engel nennt sie die Bibel. Und sie teilt dieselben ein in Throne und Herrschaften, in Fürstentümer und Gewalten. Um mehr denn zwölf Legionen solcher Engel, sagt der Heiland, könnte Er den Vater bitten.

Beginn der Finsterniswelt

Ja, tausendmal tausend dienen Ihm, und zehntausendmal zehntausend stehen vor Ihm. Diese Engel sind selbstbewusste, herrliche Geisterwesen. Sie können sich frei Gott untertan machen oder sich in sich selbst stellen. Gott hat alles frei geschaffen. Satan, der glänzendsten einer, wenn nicht der glänzendste, hat sich in sich selbst gestellt. Er ist nicht in der Wahrheit bestanden. Die Wahrheit ist Christus. Die Zusammenfassung aller Dinge in Ihm passte Satan nicht. Er wollte in sich selbst ein Zusammenfasser sein, nicht bloss ein Zusammengefasster. Damit verließ er Licht und Leben, Wahrheit und Liebe. Finsternis und Tod, Lüge und Selbstsucht kamen auf und wuchsen. Ein ganzes Drittel der Lichtesengel riss er mit der Zeit an sich. Das gab Finsternisgeister, Irrgeister, Todesgeister der verschiedensten Art. Diese Finsternisgeisterwelt hat den Menschen, dieses Wundergleichbild Gottes, in ihren Bann gezogen. Der gefallene Mensch ist ihr unterworfen. Das Gesetz der Sünde, der Lüge, des Ich-Wesens und damit das Gesetz des Todes herrscht über Menschheit und Erde.

Und nun narrt und plagt die Finsternis die Menschheit. Es kann so weit kommen, dass Geister der Finsternis von Menschen Besitz ergreifen, dass sie im Geiste, in der Seele, und im Leib von Menschen herrschen und sie zu unsinnigen, finsternismäßigen Dingen treiben. Wie in den Gläubigen der Heilige Geist wohnt, und im Heiligen Geist Christus von uns Besitz nimmt - nur eben frei und Freiheit lassend, licht-, lebens- und liebesmäßig-, so können f i n s t e r e G e i s t e r Menschen in Besitz nehmen. Sie aber tun’s zwangsmäßig, treiben und treiberisch finsternismäßig.

Einen solchen von Dämonen in Besitz Genommenen haben wir in unserer Geschichte vor uns. Da ist zunächst bemerkenswert, wie diese Geister, welche der für uns jetzt unsichtbaren Welt zugehören, auch eine tiefe Kenntnis der unsichtbaren Welt haben. Den Sohn Gottes kennen diese Geister alle. Im Geisterreich der Finsternis gibt es niemand, der so töricht wäre, wie es in der Verführung Menschen sind, dass er den Sohn Gottes leugnete. Diese Geister haben sich ja eben zum Sohne Gottes in Gegensatz gestellt, in ihr Selbst hinein Ihm gegenüber. Dass sie die Menschen verführen, dem Sohn nicht zu glauben, ist wohl verständlich. Sie selbst aber glauben und wissen um Ihn.

Der Feind des Sohnes Gottes

Als nun der Sohn Gottes ins Gadarener-Land kam, wussten es die Geister der Finsternis sofort. Sie fahren heraus aus ihren Wohnorten, Jesus entgegen. Und sie reden Jesum sofort als Sohn Gottes an (V. 7). Der Sohn ist ihr Feind. Ihr Führer, Satan ist d e r F e i n d des Sohnes Gottes. Wo der Sohn Gottes erscheint, da kommen sie in große Unruhe. Sie können alles tragen, auch auf dem religiösen Gebiet, nur den S o h n nicht und d i e nicht, welche im Sohn stehen. Der Sohn, und sonderlich der Erlösersohn Jesus Christus, weckt alle Finsternis und allen Hass in ihnen auf. Das wisse, wenn du in Christo stehst! Wie selig sind wir doch, dass wir im Heiland diesem Finsternisreich entronnen, und versetzt sind ins Reich des geliebten Sohnes! Sind wir in Jesus auch vom Finsternis-Geister-Reich gehasst, so sind wir doch von ihm befreit.

So gut nun diese Geister der Finsternis den Sohn kennen, so sehr fürchten sie Ihn auch. Kein Wunder, Er ist und bleibt ihr Schöpfer und Herr. Auch die Geister der Finsternis sind Geschöpfe, und zwar Geschöpfe des Sohnes. Freilich, nicht als Geister der Finsternis hat Er sie geschaffen, sondern als selige Lichtesgeister. Finsternisgeister sind sie durch sich selbst und durch Verführung Satans geworden. Aber auch als Finsternisgeister sind und bleiben sie Geschöpfe. Und auf ihren Schöpfer sind und bleiben sie bezogen; von Ihm kommen sie nicht los, auch nicht in ihrer Finsternis. L i e b e n sie Ihn nicht, so h a s s e n sie Ihn. Aber I h n haben sie im Auge. darum ist auch dieser Dämon mit seinen Genossen sofort gegen Jesum vorgeschossen. Aber bezeichnenderweise „Er lief und fiel vor Ihm nieder“: Er leistete Ihm die Königsverehrung (V. 6). Ja, der Sohn ist ihr Schöpfer und Herr. Da treibt es auch Finsternisgeister auf die Knie. Und Jesus ruft er an und bittet Ihn. Die Finsternisgeister stehen doch noch unter Gottes und des Sohnes Gewalt. Der Sohn muss ihnen Erlaubnis geben. Satan steht im letzten Grunde, er mag machen was er will, in Gottes Dienst.

So war auch Cyrus, der Nationenkönig, Gottes Knecht zur Ausführung Seiner Ratschlüsse. Geschöpf bleibt Geschöpf - es mag in falschem Wahn sich in sich selbst stellen, soviel es will. Und das Geschöpf fürchtet im innersten Grunde den Schöpfer und zittert vor Ihm, je weiter es sich von Ihm entfernt, umso mehr. Die Teufel glauben und zittern. Auch der Legion-Geist in unserer Geschichte zittert. Er fleht Jesum an, dass Er ihn nicht quäle. Wir freuen uns, die wir im Herrn stehen, dass wir einen solchen Heiland haben; wahrlich, in Ihm können wir aus Glauben auslöschen alle feurigen Pfeile des Bösewichts.

Anormale Kraftentfaltung

Aber allerdings, stark sind diese Geister, und sie machen ihre Stärke rücksichtslos geltend gegen die arme, gefallene, in ihre Bande geratene Menschheit. Satan und seine Geisterwelt sind rücksichtslose Gewaltherrscher, wo sie ihre Herrschaft ausüben können. Wie haben die Legion-Geister den armen Menschen gequält, den sie in ihrem Herrschaftsbereich hatten! Wie wir aus Vers 19 sehen, hatte der Geplagte eine Familie. Rücksichtslos rissen die Geister ihn von dieser weg - Finsternis trennt, nur Licht eint - und trieben ihn in die Gebirgsklüfte und in die Totenkammern. Das Reich der Finsternis ist überall gern wo Tod ist. Finsternisgeister sind Todesgeister. Wo Glaube ist, da ist Leben, große Seligkeit in Christo! Und schreien musste der arme Mensch Tag und Nacht. Hölle und Welt sind laut; Himmel und Ewigkeit sind still. Ach, wie schreit die Finsterniswelt! Schreien gehört zu ihrer finsteren Lust. Wo bei Jesusdingen Geschrei ist, fehlt der Geist. -

Und Tag und Nacht musste der Arme draußen sein. Sünde treibt in die Unruhe. Finsternisgeister sind fahrende und fahrige Geister. Wiedergeburtsgeister sind ruhige Geister. Und schlagen musste er sich selbst mit Steinen. Sünde ist Selbstverwundung. Die Finsternisgeister schlagen sich selbst. Die Lebensgeister in Christo bauen sich selbst. Und ein Schrecken war er gewiss der ganzen Gegend. Schrecken können die Finsternisgeister, aber nicht lieben. Dabei hatte er eine unsinnige Körperstärke. Mit keinen Banden war er zu binden. Alles zerriss und zerrieb er. Die Finsternis hat das Anormale. Anormale Kraftentfaltung sehen wir überall im Finsterniswesen. Man fürchtet sich fast, wenn man nur von ihm liest. Wie mag der Besessene in Wirklichkeit gewesen sein! Von Ordnung natürlich keine Spur, alles unordentlich. So treten uns die Finsternisgeister entgegen.

Eine ganze Legion

Es ist eine ganze Legion, welche den e i n e n Menschen quält, und durch ihn viele. Es können mehrere Geister der Finsternis in einem Menschen sein. Der Heiland sagt ja: wenn ein finsterer Geist ausgefahren ist, geht er hin an dürre Orte. Danach kommt er und nimmt mit sich sieben andere Geister, ärger denn er, und besetzt wieder sein früheres Haus. So wohnten in unserem Besessenen die Geister „Legion“. Sie sind also recht unterschiedene Geister, wie die Menschengeister. „Wie heißest du?“ fragte sie der Heiland. Da kommt die Antwort: „Legion“. Der Heiland kennt sie. Er hat auch den „Legion“ mit seinen Genossen gekannt. So ordnungsauflösend die Finsternis g e g e n ü b e r Ordnungen des L i c h t e s ist, so hat sie doch Ordnungen der Finsternis für ihre Todeszwecke. Das sehen wir ja auch in der Welt an den Finsternisorganisationen.

Das Denken der Finsternis geht stets auf Schaden. Können die Dämonen den armen Menschen nicht mehr plagen, so wollen sie die ganze Gegend noch recht in Schrecken, Angst und Verlust versetzen. Alle Schweineherden jener Heiden wollen sie zugrunde richten. Sie rennen mit denselben ins Meer und ersäufen sie. Die Geister selbst ersaufen nicht. Mit ihren Finsternisleibern können sie überall existieren, in Feuer und Wasser, in Mensch und Tier. In der Tier-Kreatur und in der anderen Kreatur herrschen auch Geister. Ist es bei furchtbaren Stürmen nicht tatsächlich so, dass finstere Geister darin heulen und jauchzen, wenn sie ihr Zerstörungswerk tun? Wir sind von finsteren Mächten rings umgeben, werden oft auch so leicht von ihnen beeinflusst.

Christus, unser Fels

Darum ist es wichtig, dass wo wir stehen und gehen, wir in Christo sind. Er ist unsere Burg und unser Fels. Darum ist es aber auch unsere Freude, in Christo Lichts- und Lebensgeister auswirken zu dürfen in unserem Umkreis. Und einst, nach Vollendung der Gemeine, dürfen wir die ganze Kreatur mit Licht und Leben füllen. Das ist das selige Gnadenrecht der vollendeten Kinder Gottes. Kein Wunder, dass dann Löwen Gras fressen und Schlangen harmlos spielen. Da fahren keine Teufel in die Säue. Das Reich der Finsternis ist am Überwundenwerden. Freilich es hat noch große Gewalt, und wird eine Weile noch größere erhalten. Aber der Überwindungsprozess läuft einstweilen in Christus und Seinen Söhnen. Noch läuft er im Verborgenen, aber er zielt auf Offenbarung.

Warum ist der Heiland dem Reich der Finsternis gegenüber so nachgiebig und so entgegenkommend? Hätte Er diese Teufel nicht ganz anders behandeln sollen? Wie darf der Sohn Gottes einer ganzen Gegend ihre Sauherden umbringen! Hätte der Heiland nicht sollen mit Gericht und Wetter dreinfahren? Ja, es ist merkwürdig: hat es uns nicht auch schon befremdlich erscheinen wollen, dass Satan so lange noch unter den Kindern Gottes im Himmlischen hat erscheinen dürfen? (siehe Hiob).

Da ist zunächst zu sagen: der Herr ist auch gegen das Reich der Finsternis gerecht. Er tut j a nichts, was Satan als eine unrechte Behandlung gegen sich und seine Geister auslegen könnte. Und je finsterer ein Geist ist, umso diffiziler will er behandelt sein. Dann aber lässt der Herr die Finsternis ausreifen! Er verdammt sie noch nicht. Sie muss erst reif sein. Er lässt ihr noch manches zu und fasst sie erst zum Gericht im feurigen Pfuhl zusammen, wenn ihre Stunde da ist. Ach, die Stunden Gottes! Wie unbegreiflich scheinen sie uns oft!

Selbstoffenbarung Jesu

Dann aber braucht der Heiland die Gänge der Geister der Finsternis zu Seiner Selbstoffenbarung. Und gerade durch schwere Verluste und Verstörungen macht Er oft die tiefsten Eindrücke auf die Menschengeister. Die Stunde, da der „Legion“ in dem Mann hauste und ihn verlassen musste, war eine Heimsuchungsstunde für das ganze jenseitige Jordanland. Machtvoll sollte es merken: der Herr ist da, die Stunde der Befreiung klopft an. Da war denn der Verlust der Säue gerade auf die Art, wie sie verloren gingen, ein gewaltiger Ruf. Wir müssen denken, die Leute hingen an ihren Säuen. Das ist ja nicht gerade so etwas Seltenes. In den Sauherden ersoffen ihr Götter im Meer. Da sollten sie nun die Macht der Finsternis recht fühlbar kennenlernen. Hatte schon der schwer gemeingefährliche Mann ihnen die Macht der Finsternis zum Erschrecken geoffenbart, so machte der Verlust der Schweineherden die Furchtbarkeit dieses Fluches noch fühlbarer. Und da stand der Herr übers Geisterreich der Finsternis.

Still, gelassen, bekleidet und ruhig saß und ging der vorher Besessene unter ihnen. Keine Frage, der Herr der unsichtbaren Welt stand unter ihnen. Aber aller Geisterschrecken zerbrach sie nicht. Sie blieben am äußeren Verlust hängen und baten Jesum, Er sollte aus ihren Grenzen gehen. Das Menschenherz will nichts verlieren um seiner Rettung willen. Lieber weiter unter dem Todesfluch der Finsternis und große Schweineherden dabei, als gerettet von der Finsternis, aber Schweineherden verloren. Die Welt entscheidet sich stets für den Magen, nicht für den Geist. Wir begreifen, dass es den Finsternisgeistern in dieser Gegend bei solcher Gesinnung der Einwohner wohl war. Wir begreifen, dass sie nicht aus dieser Gegend wollten. Wo Menschen im Niedrigen gefangen sind, wohnen Geister der Finsternis gern.

Geister der Finsternis weichen

Gotteskinder, geistliche Leute sind ihnen eine schwere Plage. Wie sie fürchteten, von Jesu gequält zu werden, und durch Seine Ankunft auch gequält wurden, so werden sie auch von gläubigen Menschen gequält. Wo wahrhaftige und einfältige Geistesmenschen hausen, gibt es eine Luftreinigung. Die Geister der Finsternis wandern ab, Geister des Lichtes füllen ihren Raum. Das geht nicht ohne Kämpfe, auch nicht ohne Kämpfe in der unsichtbaren Geisterwelt selbst. Aber der menschgewordene, gekreuzigte und erstandene Gottessohn ist Sieger. Er hat sie schaugeführt in Seiner Himmelfahrt. Wo Jesus angenommen wird, da herrschen die Lichtesmächte. Von der Bekleidung an bis zur Geistesdenkweise hin macht der Heiland alles neu. Die Geister der Finsternis haben den Mann entkleidet, da trat Nacktkultur ein. Der Heiland hat ihn bekleidet gemacht. Und das Sinnen und Denken des Besessenen war allerwege irrend; jetzt wurde es vernünftig, klar und hell. Jesus lehrt nüchtern und einfältig denken.

Die Gardarener verscherzten ihre Stunde. Sie taten Jesum aus ihren Grenzen. Die Teufel behielten sie, und bald werden sie auch wieder Sauherden gehabt haben - die wachsen schnell. Die Grenzen Judas waren nicht reif für ihren Heiland.

Aber einen, wenn auch einfachen und kindlichen, doch aber erfahrungsmäßigen Zeugen Jesu bekamen sie. Der Gesundgewordene wollte bei Jesus bleiben. Begreiflich! Ihm war angst, er möchte wieder erfasst werden. Aber der Herr konnte ihn nicht brauchen. Er war ja ein fruchtbarer Zeuge, wo man auch den Jammerzustand seiner Weilandszeit gekannt hatte. Der Heiland weist ihn heim zu den Seinen. Der Herr hatte einen Gang zu tun zur völligen Brechung der Macht der Geister der Finsternis; da konnte der Befreite nicht mit. Wenn er dann später hörte vom Gekreuzigten und Erstandenen, dann konnte er Ihn ganz ergreifen. Der Gesundete gehorcht und geht.

Der Gerettete verkündigt Jesus

Wo der Herr hinschickt, da reicht auch Sein Schutz aus. Und überall verkündete der Gerettete den Namen Jesu als des Herrn übers Geisterreich der Finsternis. Und das ist Er, und das bleibt Er, und das wird Er sein. Seine Gläubigen sind völlig enthoben der Finsternismacht und sind, ein jeglicher in seinem Maße, Träger und Bahnmacher für Lichteskräfte. Und von Äon zu Äon wird die Finsternismacht in Ihm schärfer gerichtet. Wir sehen ihn schon heranziehen, nach der kommenden Großentfaltung der Finsternis, den Äon der Bindung und Fesselung. Wir sehen die Geister der Finsternis wohl noch einmal am Ende des Tausendjährigen Reiches aufstehen. Aber dann geht’s mit ihnen in den feurigen Pfuhl. Jesus aber herrscht im neuen Jerusalem mit den Seinen zum Heile aller Seligen auf der neuen Welt.

In eine grausige Welt haben wir heute hineingeschaut, aber auch in eine selige Welt. In die eine bist du von Natur geboren, in die andere kannst du durch den Geist Jesu hineingeboren werden. Und wenn das Wesen Jesu auch irdische Lösungen bringt - sei kein Gadarener, schick Ihn nicht aus deinen Grenzen! Bei Jesus ist auch äußerer Verlust Gewinn; bei Jesus ist Licht und Leben in Ewigkeiten, Freiheit von Banden und Finsternis. Er sei unser e i n e s und ewiges Teil. Sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit!

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