Dreieinigkeit

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Abschrift des Buches: Vom Geheimnis Gottes und Christi
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Sonderabdruck aus dem Monatsblatt für biblische Vertiefung „Die Gemeine“ 1925/26
Philadelphia Buchhandlung August Fuhr, Reutlingen

weitere Abschriften siehe:

Inhaltsverzeichnis des Buches
Kapitel davor:
11. Die Sünde wider den Heiligen Geist

12. Dreieinigkeit

2Kor 13:13

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Die Christen haben einen d r e i e i n i g e n G o t t. Darin unterscheiden sie sich von allen Religionen der Welt. Das d r i t t e Wort in der Bibel, von Anfang an, heißt G o t t. Diese Wort G o t t ist im Hebräischen ein Mehrzahlwort „Elohim“. Kommt ein Zeitwort zu diesem Mehrzahlwort „Elohim“, so wird es aber sehr oft in die Einzahl gesetzt. So heißt es z.B. 1Mo 1:1: „Am Anfang s c h u f G o t t h e i t e n (Elohim) die Himmel und auch die Erde.“ Eigentlich müsste es ja heißen: „s c h u f e n Gottheiten“. Hier liegt ganz gewiss nicht nur ein sprachliches, sondern ein samentliches Offenbarungsgeheimnis. Es ist die Dreiheit angedeutet, welche aber doch eine Einheit ist. Dass wir darin nicht fehlgehen, zeigen die religiösen Überlieferungen fast aller Völker der Erde an. Die Ursagen von der Gottheit enthalten in fast allen Völkern das Wissen um eine D r e i h e i t der G o t t h e i t . Natürlich sind diese Ursagen durch die Eigenheiten der Völker mannigfach entstellt. Aber dass sie alle auf eine Dreiheit in der Gottheit gehen, zeigt doch an, dass die Dreieinigkeit Gottes zum Grundwissen und Anfangswissen der Kreatur und Menschheit gehörte.

Die Trinität ist Wurzel der Völker

Die Sünde hat das Wissen verfinstert, die Offenbarung, wie wir sie in Gottes Wort haben, hat sie wieder ans Licht gestellt. Die Ursagen der Völker über die Dreiheit Gottes gehen so weit, dass man sagen kann, dass eine D r e i z a h l göttlicher K r ä f t e die W u r z e l bildet, aus welcher die religiösen Vorstellungen aller uns bekannten, und nur einigermaßen bemerkenswerten Völker erwachsen sind. Wir dürfen vielleicht einige solcher trinitarischen Uranschauungen von den Völker hier anführen. Der c h i n e s i s c h e Kaiser opferte alle Jahre dem Geiste der D r e i e i n i g k e i t und E i n h e i t. Laotse sagt: „Tao ist einer seiner Natur nach; der erste zeugte den zweiten; beide brachten den dritten hervor. Die d r e i haben alle D i n g e gemacht“. Die Inder haben Brahma, Wischnu und Schiwa, welche auch als drei Personen dargestellt und verehrt werden. Die indische Philosophie sagt geradezu, dass das große Eine bestimmt erkannt werde als d r e i Götter in e i n e r P e r s o n. Auch die C h a l d ä e r verehrten einen Götterdreiheit: Amos, Illinos, Aos. Die B a b y l o n i e r verehrten im Belustempel nebeneinander befindliche, kolossale Götterbilder. Die G r i e c h e n haben Uranos, Kronos, Zeus; sie reden von Zeus, Poeidon, Aidoneos; oder von Zeus, Athene, Apollo. Die R ö m e r beten an: Jupiter, Juno, Minerva. Die S c h w e d e n reden von Tor, Wodan und Frikko. Die P o m m e r n und W e n d en verehrten Triglav den Dreiköpfigen. Im kaiserlichen Münzkabinett zu Petersburg liegt eine alte Schaumünze, auf deren einen Seite eine menschliche Figur mit übergeschlagenen Beinen und d r e i H ä u p t e r n dargestellt ist, und auf deren Kehrseite die Worte stehen: „Glänzendes und heilige Bild der Gottheit, zu schauen in drei Gestalten.“ Die a m e r i k a n i s c h e n Ureinwohner kennen eine V a t e r s o n n e, eine S o h n e s s o n n e und eine B r u d e r s o n n e. Es ist bei ihnen ein Götzenbild gefunden worden, welches Tangalanga, E i n s in D r e i e n, und D r e i in E i n e m heißt.

Vater, Sohn und Heiliger Geist

So könnte noch vieles aus den Ur-Götter-Sagen angeführt werden. Wir ersehen daraus, dass an der Pforte der Gesamtmenschheit auch das Wissen um den dreieinigen Gott stand. Die Bibel in ihrer großartigen, erzieherischen Gesamtanlage offenbart Ihn Schritt für Schritt. Die Urzeit vor dem Fall Satans und vor den Menschen, welcher dieses Wissen jedenfalls eigen war, schaut uns nur in der kurzen Offenbarung an: „Am Anfang schuf E l o h i m die Himmel und auch die Erde.“ Bei der Schöpfung des Menschen bricht das Geheimnis wieder durch: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das Uns gleich sei.“ Dem Menschen selbst tritt im Pardies der J a h w e - E l o h i m, Gott und Herr, wie Luther übersetzt, entgegen. Da tritt aus Elohim, aus der Dreiheit, der Eine, der Eingeborene, der Jahwe, der Herr, der Sohn Gottes, der Bundes- und Heils-Gott heraus. Und Er ist Jahwe-Elohim genannt, damit der Mensch wisse, dass dieser mit ihm verkehrende Herr G o t t sei und zur Gottheit gehöre. Gott und Jahwe und der Geist treten dann immer klarer hervor. - Doch bleibt der Herr, der Jahwe, der Eingeborene, in welchem Gott Seinen ganzen Plan hinausführt - stets im Vordergrund.

Mit der Offenbarung des Sohnes im Fleische wird dann auch das Gottgeheimnis klarer und bestimmter enthüllt. Vater, Sohn und Heiliger Geist erscheinen in Ihrer Einheit und in Ihrer Gesondertheit. Man hat an Hand der biblischen Offenbarung das Geheimnis des Dreieinigen zu erfassen gesucht, und hat den Gläubigen ihren Glaubensgrund darzulegen gesucht. Es hat sich aber in all das Erfassen des Dreieinigen immer wieder viel Philosophie hineingemischt, und diese Philosophie ist die Mörderin des wahren, göttlichen Lebens. Philosophie ist die Eigenweisheit der Menschen, durch welche sie die Geheimnisse Gottes und der Kreatur zu verstehen suchen. Bei allen W a h r h e i t e n, die auch in ihr enthalten sind, kann sie doch grundmäßig die Lebenswurzel nicht f assen, die W a h r h e i t, welche dann in alle Wahrheit leitet. Die Philosophie mit ihren Begriffen erstarrt und verstarrt das göttliche Lebensgeheimnis der Dreieinigkeit. Dies gilt auch von unseren kirchlichen Bekenntnissen.

Selbst im Glaubensbekenntnis ist Vater, Sohn und Heiliger Geist viel zu sehr in ein Schema gepresst. Nach dem Glaubenbekenntnis könnte man einen Schöpfergott, einen Erlösergott und einen Vollendergott oder Auswirkungsgott glauben, aber die lebensmäßige Einheit der Drei, wo ist sie? Auch das Augsburgische Glaubensbekenntnis, welches im Anschluss an das Konzil von Nicäa in seinem ersten Artikel von Gott, der allerheiligsten Dreieinigkeit handelt, kommt über diese Starrheit nicht hinaus. Es sagt: „Es wird einträchtiglich gelehrt und gehalten, laut des Beschlusses des Konzils von Nicäa, dass ein einig göttlich Wesen sey, welches genannt wird und wahrhaftiglich ist G o t t; und seyen doch drei Personen in dem selbigen, einen göttlichen Wesen, gleich gewaltig, gleich ewig, Gott-Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger-Geist; alle d r e i e i n göttlich Wesen, ewig, ohne Stück, ohne End, unermesslicher Macht, Weisheit und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und wird durch das Wort Person verstanden nicht ein Stück, nicht eine Eigenschaft in einem andern, sondern das selbst bestehet, wie denn die Väter in diesen Sachen dies Wort gebraucht haben."

Dreieinigkeit und Person

Dieser Versuch unserer Väter, das Geheimnis des von uns geglaubten, geliebten, erlebten und gelobten Gottes darzustellen, enthält gewiss viel grundmäßige Wahrheit. Es ist aber doch wohl zu vermerken, dass die Hauptworte der ganzen Lehrdarlegung: Dreieinigkeit und Person in der Bibel nicht vorkommen. Lehrmäßig ist Gott überhaupt nur schwer oder nicht zu fassen. Er ist Leben, und alles in Ihm ist Leben. Und die Lehre von der Dreieinigkeit dringt in das innerste Leben Gottes ein und will es begreifen. Leben ist aber auf allen Gebieten unbegreiflich und bis heute noch unbegriffen. Der Heilige Lebensgeist aber erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Darum dürfen wir im Heiligen Geiste wohl uns zum Forschen über Gottes Geheimnis antreiben lassen. Paulus betet ja auch in Eph 1:17ff.: "Der Gott unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch Geist der Weisheit und der Offenbarung Seiner Erkenntnis.“ Das heilige Geheimnis unseres Gottes müssen wir also geistlich ergründen und gottlebensmäßig.

Die sogenannte Dreieinigkeit Gottes ist nicht etwas Stabiles, etwas Stehendes, etwas ein für allemal Fertiges, sondern sie ist etwas Lebensmäßiges. Sie ist in sich Selbst, und Leben in ihrer Auswirkung. Wenn ich eine Familie etwa photographierte gleich nach dem Abschluss des ehelichen Bundes, wenn ich sie, mit Kindern gesegnet, nach sechs Jahren, nach zehn, nach fünfzehn und zwanzig Jahren photographierte, welch verschiedene Bilder würden da entstehen; fast möchte einer glauben, es sei gar nicht ein und dieselbe Familie. Und doch ist sie es. So ist es auch bei Gott. Das Dreieinigkeitsbild, das Lebensbild Gottes, ist ein wachstümlich Verschiedenes. Lasset uns nur zwei Bilder ins Auge fassen. Der Herr Jesus Christus geht in den Jordan zur Taufe. Der Vater redet aus der großen Herrlichkeit; der Sohn steht als Mensch im Jordanwasser. Der Heilige Geist kommt als Taube herab und macht Wohnung im Sohn. Welch ein Bild des dreieinigen Gottes!

Das Wachstum Gottes

Daneben sei ein anderes gestellt. Der Vater ist in der großen Herrlichkeit. Der Sohn sitzt geist-leiblich verklärt zu Seiner Rechten; der heilige Erstlingsgeist ist wirksam in den leidenden und kämpfenden Gläubigen. Was sind das für zwei verschiedene Bilder, und beide stellen uns ein wachstümliches Bild der Dreieinigkeit vor. Da sehen wir schon, wollen wir ein lebensmäßiges Bild unseres Gottes, dann müssen wir Ihn uns in den verschiedenen Zeitaltern gar wachstümlich verschieden vorstellen. Ist Gott Leben, dann wächst Er, dann wächst Er sich a u s. Gottes Offenbarung von Ewigkeiten zu Ewigkeiten ist das Selbstauswachstum Gottes. In diesem Wachstum Gottes, das ist für die Erkenntnis Gottes, sehr wichtig, sehen wir besonders den Sohn und den Heiligen Geist wachsen. Der Sohn steigt von Stufe zu Stufe hinab und hinauf, im Grunde immer hinauf. Der Heilige Geist wächst in seiner Art mit. Der Vater aber ist der Urgrund - der Ohne-Grund - aus dem alles kommt, und in dem alles ruht. Der Sohn und der Geist sind das bewegliche Element in Gott - der Vater das bleibende, das unendlich feststehende. Das ist Leben.

Wo Leben ist, da ist auch Mannigfaltigkeit, da ist gliedhafte Verschiedenheit. Vater, Sohn und Heiliger Geist sind keineswegs gleich - wie wäre sonst Leben möglich? - Bei dieser, und in dieser wachstümlichen Mannigfaltigkeit ist aber Gott stets Eins und der Eine. Haben wir darüber biblisches Licht? Der ewige Sohn heißt in der Schrift das W o r t. Das W o r t liegt nun, ehe es herausgeboren wird, im G e i s t e. Der Sohn heißt auch der E i n g e b o r e n e. Alles, was geboren wird und geboren ist, das liegt zuerst i n d e m, aus dem es geboren wird. Das ist's, was alle Natur uns anzeigt. Und alles Irdische ist doch ein Gleichnis. So stellt sich uns die Trinität vor, dass der S o h n im V a t e r war und dementsprechend der Geist im Vater und im Sohne, in welchem das Selbstleben Gottes sich auslebt. Gott trug in Seinem väterlich-mütterlichen Wesen - denn in Gott ist alles, was jetzt Verschiedenheit ist, Einheit, also auch das Väterlich-Mütterliche und das Männlich-Weibliche - den Sohn und den Geist in Sich. Das Vater-, Sohn und Geistes-Wesen war Eines - vollkommen Eines.

Dies ging bis zu einem Punkt der Fülle, da Gott Seine Selbstoffenbarungen zur Durchführung bringen wollte. Da trat geburtsmäßig der Sohn aus dem Vater heraus - Gott aus Gott; Ausstrahlung der Herrlichkeit, Stempel Seines Wesens. War zuvor die Dreieinigkeit eingewickelt, so war sie jetzt ausgewickelt. Auch der Heilige Geist musste jetzt natürlich heraustreten, und war der Zusammenbinder und Zusammenfasser von Vater und Sohn. Wir fassen den Geist nicht als Person in dem Sinn von einer eigenen selbstbewussten Existenz mit göttlicher Artung und Durchdringung, wir fassen vielmehr den Geist als den Hauch und Ausfluss des Vater- und Sohnes-Person-Leben. Von Vater und Sohn ging e i n Lebensausfluss aus, eine Lebensoffenbarung. Wir finden nämlich in der Heiligen Schrift wohl eine Anbetung des Vaters und des Sohnes, aber keine des Heiligen Geistes. Wir finden in der Schrift, dass der Heilige Geist w i l l oder n i c h t w i l l, dass Er handelt und wirkt, dass Er offenbart und begabt, das tut Er eben alles, weil Er der Geist des Vaters und des Sohnes ist, von Ihrem Wollen und Wirken erfüllt.

Das Urgeheimnis der Dreiheit

So sehen wir in dem Ausdruck „Wort“ und in der Bezeichnung „eingeboren“ das göttliche Urgeheimnis der Dreiheit in der vollkommenen Einheit angezeigt und sehen zugleich, wie in der Gottheit selbst Leben und Liebe im vollkommensten und allerhöchsten Sinn ist. Das ist ein in seiner Größe und Erhabenheit für uns völlig unfassbarer und doch herrlicher Lebens- und Liebesprozess, als das Sohnesleben, vom Vaterleben geboren, sich sonderte. Da trat die Gottheit schon heraus in die Offenbarung. Darum ist das Wort oder der geborene Sohn in allen Äonen der nach außen sichtbare und der nach außen wirkende Gott, und der Heilige Geist der Hinausträger und Auswirker der vom Vater und vom Sohne ausgehenden Offenbarungen. Der Sohn ist hierbei von Unendlichkeiten her niedriger denn Gott, der Vater. Ein Sohn, und wenn er in allem Abglanz der Herrlichkeit und Stempel des Wesens ist, so ist er doch eben Sohn. Es liegt im Wesen des Sohnes, niedriger zu sein denn der Vater; es liegt im Wesen des Wortes, niedriger zu sein, denn der Geist selbst. Und der Heilige Geist empfängt Fülle und Inhalt erst vom Vater und Sohn. So ist es eine lebensvolle, wachstümliche Dreiheit, in wunderbaren Stufungen, die wir in Gott haben und sehen.

Und diese Dreiheit lebt in der Liebe, diese ist das Band ihrer Vollkommenheit. Die Einheit der Trinität besteht nun in allen Stufungen ihrer Offenbarung darin, dass sie immer zusammen wirkt, nie ein Teil allein. Niemals tut der V a t e r etwas ohne den S o h n, niemals tut der S o h n etwas ohne den V a t e r, nie wirkt der Heilige Geist, ohne vom Vater und Sohne gefüllt und gesandt zu sein. Bei jeder Offenbarung jeder Stufe wirken immer Vater, Sohn und Geist. Nie und nimmer kann man einen allein treffen - das zeigt uns die ganze Bibel, und das ist ihre herrliche Einheit bei der wunderbarsten Verschiedenheit.

Die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes

So meinen wir, dass schon die ersten Schöpfungen ein Werk des Dreieinigen seien, an einem Äon-Fülle-Punkt geschehen. Wir meinen, der Vater habe dem von Ihm geborenen Sohn eine Tiefe Seiner Gedanken nach der andern eröffnet. Er habe vor Ihm den ganzen Wunderplan Seiner Offenbarung ausgebreitet. Er habe die Aufgabe des Sohnes Ihm immer heller kundgetan. Der Sohn aber, die ewige Weisheit, spielt vor Gott; freut Sich all dieser herrlichen Vatergedanken; nimmt sie auf und gibt sie dem Vater in einem Ja zurück. Der Geist aber ist es, der vom Vater ausgehende, welcher im Sohn die unendlichen Vatergedanken in ihrer unendlichen Vaterliebe verklärt. Und der Geist ist es, welcher vom annehmenden und aufnehmenden Sohne des Vaters Gedanken wieder Ihm zurückbringt mit der Geneigtheit des Sohnes, sie freudig durchzuführen. Das ist ein unaussprechliches herrliches Liebesleben zwischen Vater und Sohn im Geiste.

Und in diesem Liebes-Leben wohnt schon das Kreuz als heiliges Mittelstück aller Wahrheits- und Liebesoffenbarung. Was nun der Sohn vom Vater aus dessen großer Herrlichkeit heraus hört und sieht, und was Er annimmt und aufnimmt, das wird dann S e i n e H e r r l i c h k e i t. Er hat ja von Unendlichkeiten her eine eigene Herrlichkeit, die Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes, welche sich unterscheidet von der Herrlichkeit Gottes des Vater, und von welcher der Sohn in Joh 17 sagt, der Vater habe sie Ihm gegeben vor Grundlegung der Welten. In der Herrlichkeit des Sohnes sind die unendlichen Vatergedanken der Schöpfungsreife zugeführt, da haben sie schon eine, nach außen gerichtete, mehr ins Materielle geschöpflich eingeführte Art und Form. Von dieser Herrlichkeit des Sohnes kann dann die Schöpfung ausgehen. Daher haben auch in diese Herrlichkeit die verklärten Geschöpfe Eingang (Joh 17: Vater, Ich will, usw.). In der großen Herrlichkeit des Vaters steht nur der Sohn. So haben wir hier vor Grundlegung der Welten eine einzigartige Trinitäts-Gestaltung, wo der Vater Sich im Liebesleben dem Sohne kundgibt, wo der Sohn alle Liebes- und Lebens-Gedanken des Vaters annimmt, und wo der Geist Offenbarung und Annahme hin- und herträgt, als Auswirken heiligsten Liebes-Lebens. Und sie sind Eins, völlig Eins, der Vater im Sohn und der Sohn im Vater in der Kraft des Heiligen Geistes.

Und dieses Liebes-Leben ist im Wachstum. Es kommt die Fülle-Stunde, da können die Schöpfungen anheben. Und der Sohn gibt hinaus, was Er vom Vater übernommen - und der Geist wirkt aus - was Er vom Vater und Sohn geheißen ist. Der Vater aber freuet Sich hoch über des Sohnes Gehorsam - der nun im Geisteskraft den Vater ehrt in den Geschöpfen, welche des Vaters Grundgedanken enthalten.

Passion im Himmlischen

Als dann durch diese Welten der Fall ging, da trat die Trinitatis in ihre Passion ein. Der Vater leidet, indem Er den Sohn leiden sieht; und Er liebt, indem Er bereit ist, den Sohn zur Rettung zu geben. Und der Sohn leidet und liebt hingebungsbereit. - Der Heilige Geist aber brütet über den Wassern (1Mo 1:2). Brüten ist ein leidendes Geduldswerk.

Und dann heben die Neuschöpfungen an: Der Vater lebt und webt in der großen Herrlichkeit und freut sich des Sohnes. Dieser tritt schon heraus in die Kreatur und führt die gewaltigen Neuschöpfungskämpfe, in welchen Er Satan Kräfte und Mächte entreißt, um die kommende Erlösung grundmäßig vorzubereiten. Der Heilige Geist führt die Kämpfe aus. In innerner Einheit tritt der Dreieinige in den Erlösungsplan ein.

Und es naht eine der größten Stunden. Das Werkzeug der Erlösung der gefallenen Welten wird geschaffen. Die Gottheit spricht in heiliger Einheit: „Lasset Uns Menschen machen, ein Bild das Uns gleich sei.“ Das Sohnes-Rats-Geheimnis kommt zum Durchbruch. Der Vater erzeigt dem Sohne die große Liebe, Ihm Brüder beizugeben (Röm 8:29). Der Sohn schafft das Ebenbild im Geiste - und der Heilige Geist soll das Ebenbild im geschaffenen, gläubigen Menschen zur Durchführung bringen. Die Trinität kommt zu einer Ruhe im Menschen.

Aber nicht lange. Der Mensch wird verführt. Von Stufe zu Stufe sinkt er ins Todes-Wesen. Und nun beginnen die Zeiten, wo der Sohn hinein muss in die Welt, in die gefallene Welt. Nun beginnen die Zeiten, wo der Heilige Geist manchmal und mancherlei Weise reden muss (Hebr 1). Der Vater tritt, wenn wir so sagen dürfen mit unseren menschlichen, unvollkommenen Worten, ganz zurück. Gott wird für die Kreatur ein Verborgener. Die Kreatur der Sünde macht sich selbst ihre Götter. Es ist Passion im Himmlischen. Die Völker laufen als Dahingegebene. Der Sohn offenbart Sich und führt die Offenbarung weiter im jüdischen Volke, als Jahwe-Jehova - der Herr. Der Heilige Geist redet nach des Vaters, und des Sohnes Willen immer klarer und heller vom großen Rettungsrat. Geistgefüllte Erstlinge glauben dem Herrn und sehen, wenn auch noch im Dunkel, Gott und und des Vater. Im Gesetz läuft die Erziehung . - Im großen Ganzen ist diese Erziehungsperiode eine arme Zeit für den herrlichen, dreieinigen Gott.

Die Zeiten werden voll

Doch läuft Sein Rat. Die Zeiten werden voll. Die Dreieinigkeit erscheint in einer ihrer schönsten und lieblichsten Wachstums-Offenbarungen. Der Vater schickt des Sohn. Der Vater ist in der großen Herrlichkeit. Der Sohn ist im armen Menschenleib. Der Heilige Geist wohnt im Sohne. Das ist das Trinitatisbild in der Niedrigkeitszeit des Herrn. Der Vater verklärt den Sohn von Stufe zu Stufe bis hin zur Auferstehung und Himmelfahrt. Der Sohn aber verklärt den Vater heller und heller - und der Heilige Geist führt beides durch und bezeugt es in empfänglichen Herzen. Da gibt's wunderliche Trinitatis-Auswirkungen in dieser Menschheitszeit des Sohnes.

Nach derselben ist wieder ein wachstümlich Neues. Der Vater in der großen Herrlichkeit. Der Sohn mit geistleiblich verklärter Menschheit zu Seiner Rechten im Himmel. Der Vater in der Selbstentäußerung, nachdem der Sohn Sich entäußert hat, bis zum Tode am Kreuze. Der Sohn hat jetzt alle Macht in den Himmeln und auf Erden. Der Sohn ist jetzt die erste Person der Gottheit. Der Vater ist gewissermaßen zurückgetreten. Der Heilige Geist aber ist als Geist der Erstlinge in die Herzen der Gläubigen gegeben, und baut und schafft Christi Leib auf Seine Erscheinung hin. Der allmächtige Sohn ist im Besitz der Macht doch noch ein W a r t e n d e r, bis Er Seinen Leib angezogen hat - und bis die sündigen Nationen reif sind und auch Satan gerichtsreifer ist. -

Die Trinität in unseren Tagen

Das ist das Bild der Trinität in unseren Tagen. Die Erstlinge tragen das Geheimnis der Trinität in sich. Sie kennen den Vater und den Sohn und haben beide in sich, im Heiligen Geist innewohnend. Anders wird es sein im Königreich Christi von Zion aus. Da wird der Sohn aller Kreatur offenbar geworden sein. Da kennen alle Nationen den V a t e r. Da beten sie im Reichsgebet „Unser Vater in den Himmeln.“ Und den Vater haben sie im Sohne, der ihr König ist - und den Heiligen Geist sehen sie in den verklärten Söhnen in Seiner Auswirkung. Er macht sie untertan als Geist der Gnade und des Gebets. Der Geist wird ja im Königreich ausgegossen sein über alles Fleisch. Das ist die Einheitstrinität des 1000-jährigen Reiches. Wieder anders wird die Dreiheit in der Einheit Sich darstellen im jüngsten Gericht; wieder anders auf der neuen Erde; wieder anders am Ziel der Erlösung. Das letzte, das die Schrift uns zeigt, ist nach Aufhebung des Todes. Da wird der Sohn, nachdem Ihm alles untergetan ist, Sich selbst untertan machen dem Vater, und Gott wird sein alles in allem. Da wird der Vater in der großen Herrlichkeit in Seiner Schönheit sein. Der geistleiblich verklärte Herrschersohn wird mit Seinem herrlichen Sohnesleib nichts sein in vollendeter Liebe a l s S o h n; die ganze Kreatur aber wird auf verschiedenen Stufen geistes- und liebesmäßig verklärt sein im Heiligen Geiste. Das ist dann eine Lebens- und Liebes-Trintät über alles Bitten und Verstehen. Wie es dann weitergeht, ist Gottes Sache.

Eins ist gewiss - die wachsende Lebens-Trinität in Ihrer Dreiheit und Einheit ist anbetungswürdig groß. Ein Lallen, ein Meinen, ein Suchen in der Schrift, ein Glauben im Geist mit Stückwerk - das sind diese wenigen Zeilen. Man nehme sie als einen Geistesversuch. Man lasse sich selbst im Geiste leiten und führen. Man sei vor allem ein demütiges Kind Gottes, welches im G e i s t e ruft: Abba, lieber V a t e r in Christo Jesu, meinem Herrn.“ Sieh, so bist du selbst trinitarisch, und ich grüße euch alle, ihr Leute der Trinität, und wünsche:

„Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen."

Lies weiter:
13. Das äonenmäßige Lesen der Bibel