Die zweite Rede des Elihu - Hi 34:1-37

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aus HSA Ist Gott mein Freund oder mein Feind? - Das Buch Hiob


Die zweite Rede des Elihu - Hi 34:1-37

Elihus Urteil über Hiob wird schärfer. Er wirft Hiob vor, dass er "Lästerung trinke wie Wasser" und "Gemeinschaft mit Übeltätern habe". Auch habe er gesagt, es sei eigentlich nutzlos, mit Gott in Freundschaft zu leben (Hi 34:9).

Tatsächlich hatte Hiob geäußert, man sei - so oder so - vor Gott schuldig. "Hätte ich gefrevelt, wehe mir! Aber auch wenn ich im Recht wäre, dürfte ich mein Haupt nicht erheben" (Hi 10:5). Sieht so die Gerechtigkeit Gottes aus? Nein, wo Gott nach Werken richtet, da unterscheidet Er sehr deutlich zwischen guten und bösen Taten (vgl. Mt 25:31-46 - Offb 20:11-15). Es ist also durchaus von Nutzen, mit Gott in Freundschaft zu leben, Sein Wohlgefallen zu suchen, Seinen Anweisungen zu folgen, Seinem Willen zu gehorchen, Seine Gnade anzunehmen.

Elihu beton, Gott beuge keineswegs das Recht. Wie einer lebt, so ergeht es ihm (Hi 34:11). Hansjörg Bräumer nennt das den Tun-Ergehen-Zusammenhant (Bräumer, Hiob, 1.Teil, S.39). Nach dieser Auffassung ist das Ergehen eines Menschen immer die Folge seines Tuns. Man kann also vom Ergehen eines Menschen auf sein Tun, sein Verhalten, seinen Lebenswandel schließen. Geht es ihm gut, so ist er fromm; andernfalls muss er wohl gesündigt haben. Das könnte man auch aus 5Mo 28 schließen. So denken auch die drei "Freunde" Hiobs und ebenso Elihu. Einer, dem es so schlecht geht wie Hiob, muss gesündigt haben udn vor Gott schuldig geworden sein. Eine andere Möglichkeit sehen sie nicht, wollen und können sie nicht anerkennen.

Aus gesamtbiblischer und vor allem neutestamentlich Schau können die Leiden aller Art, die einen Menschen treffen, zwar auch eine Frucht seines Tuns oder eine Strafe für sein Tuns ein, aber auch ganz andere Gründe haben. Dr.Paul Müller unterscheidet:

1. Leiden als Strafe. Man erntet, was man gesät hat.
2. Leiden zur Läuterung (Hebr 12:4-11 - Offb 3:19)
3. Leiden zur Bewährung (Apg 14:22 - Röm 5:3)
4. Leiden zur Bewahrung (2Kor 12:7)
5. Leiden zur Verherrlichung Gottes (Joh 9:3 - Joh 11:4)
6. Leiden um Jesu willen (Apg 5:41 - Phil 1:29)
7. Priesterliche Leiden (stellvertretende Leiden) (Kol 1:24)

So gibt es zwar den Tun-Ergehen-Zusammenhang, aber er erklärt nicht alles. Wer nur diesen Zusammenhang gelten lässt, kann das Leiden vieler Menschen nicht recht beurteilen, so wie Hiobs "Freunde" und ebenso Elihu dem Hiob in ihrem Urteil nicht gerecht werden.

Elihu betont Gottes Größe als oberster Richter, der Böse zerschmettert und Unbarmherzigen unbarmherzig begegnet. Das wird breit ausgeführt. Er erahnt aber auch Gottes Gnade, die allein schon darin sichtbar wird, dass Gott sich überhaupt um die Menschen kümmert. Das müsste Er ja nicht und (Hi 34:14-15). Und Gott nimmst sich vor allem der Armen und Geringen an (Hi 34:19 - Hi 34:28).

Elihu kommt zu dem Schluss: Hiob, wer sich selbst für gerecht hält und Gottes Gerechtigkeit anzweifelt, redet nicht recht über Gott. Aber ist Elihus Urteil passend und richtig? Darf ein Gesunder den Notschrei eines schwer Kranken und Angefochtenen in dieser Weise ohne Mitgefühl seiner Kritik unterziehen? Hier fehlt doch das Wichtigste: die Liebe. Und ohne sie sind auch Wahrheiten vor Gott nicht wahr, sondern eine Fehleinschätzung der Situation. Seine Lieblosigkeit zeigt auch sein Urteil (Hi 34:36), Hiobs Prüfung (Krankheit, Leiden, Schmerzen) möge weitergehen, denn er rede Böses. - Ja, so urteilt der "fromme" Mensch, wenn er kaltherzig die Worte schwer Leidender kritisiert, ohne Mitgefühl und ohne den starken Drang der Liebe, die immer helfen und zurechtbringen will und die für den Sünder nicht nur Strafe, sondern auch Vergebung bereithält.