Die zehn Jungfrauen

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Auszüge aus dem Buch: "Das feste prophetische Wort" von Pastor A. Fünning
erschienen 1947 im Christlichen Allianzverlag, Fellbach

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Kapitel vorher:
10. Die Gemeinde Jesu Christi - das große Meisterwerk Gottes Teil 1
10b. Die Aufgabe der Gemeinde Teil 2

11. Die zehn Jungfrauen

Mt 25:1-13

Das vorliegende Gleichnis spricht eine sehr ernste Sprache. Es schneidet tiefe Wunden in das Glaubens- und Liebesleben derer, die sich Christen nennen. Das Wörtchen "dann" am Anfang dieses Gleichnisses verbindet es mit der vorhergehenden Geschichte, in welcher der treue und kluge, aber auch der böse Knecht geschildert wurde.

In gewaltiger Sprache und markanten Zügen schildert der Herr nun den Zustand dieser Christen, und zwar während der ganzen Zeit seiner Abwesenheit, von Pfingsten bis zu seinem zweiten Kommen. Es ist also ein geschichtlich-prophetisches Gleichnis. Zwei Teile desselben haben sich schon erfüllt, der dritte Teil geht in unseren Tagen in Erfüllung.

Das prophetische Gleichnis zeigt uns vier Zeitabschnitte, die wir mit Gottes Hilfe betrachten werden.

Das Ausgehen der Jungfrauen

Dann wird das Himmelreich gleich sein 10 Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen" (Mt 25:1). Hier werden wir an den Anfang unseres christlichen Zeitalters versetzt, und zwar in die erste christliche Kirche. Die Kirche begann mit einer dreifach veränderten Stellung ihrer Glieder. Wer den köstlichen Namen "Christ" annehmen wollte, der hatte sich <br/ 1. von allem ungöttlichen Wesenzu scheiden.

Bevor die Jungfrauen ausgingen, dem Bräutigam entgegen, sind sie aus der Welt ausgegangen. Dasselbe ruft Paulus den Thessalonichern in Erinnerung, 1Thes 1:9: "Wie ihr bekehrt seid zu Gott von den Abgöttern." Das war bei den Heiden der Fall. Auch der Jude musste hinausgehen aus dem Lager und seine (Christi) Schmach tragen (Hebr 13:14). Diesen Gedanken der Scheidung finden wir in dem Wort "Jungfrau" ausgedrückt. Diese Jungfrauen "gingen aus", sie waren aus der Welt ausgegangen und dem Herrn verlobt.

2. Auf Grund dessen sollten diese zu Gott und Christo Bekehrten einen Lichtwandel führen. Das ist die Bedeutung der Lampen. Eine Lampe ist da um Licht zu geben. Zu diesem Lichtwandel gehört, wie Paulus ferner die jungen Geschwister und uns belehrt, 1Thes 1:9: "Bekehrt zu Gott von den Abgöttern, um zu dienen dem lebendigen Gott." Wo das Gott dienen fehlt, da war die Bekehrung keine echte.

3. "Sie gingen aus, dem Bräutigam entgegen," oder wie Paulus die Thessalonicher und uns belehrt, 1Thes 1:10: "um auf seinen Sohn vom Himmel zu warten" Diese drei Charaktereigenschaften des göttlichen Liebesfeuers waren so markant in der ersten Kirche. So war damals und ist noch heute wahres, alles andere ist ein verkrüppeltes Christentum!

Törichte und kluge Jungfrauen

Doch dieses Liebesfeuer brannte leider nicht in aller Herzen, denn wir lesen weiter, Mt 25:2-4: "Aber fünf unter ihnen waren töricht, und 'fünf waren klug'. Die Törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen." Was ist nun das Öl und was sind die Lampen? Die Auslegung, wonach das Öl die Erkenntnis des prophetischen Wortes sein soll, und diejenigen also, welche diese Erkenntnis haben, die klugen Jungfrauen sind, ist grundfalsch. Dann wenn der Engel dem Daniel Dan 12:4 sagt: "Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegele diese Schrift, bis auf die letzte Zeit", so bekundet der Engel mit diesen Worten, dass es Zeiten geben werde, in welchen nicht nur das Buch Daniel, sondern auch andere prophetische Schriften versiegelt, d.h. verschlossen sein werden, wie solches tatsächlich durch viele Jahrhunderte der Fall war. Wer erinnert sich nicht der Tatsache, dass man früher von der Offenbarung als von einem Buch, versiegelt mit sieben Siegeln, sprach? Und doch hat es während dieser ganzen Zeit viele fromme Knechte und Mägde Gottes gegeben, die wohl wenig Licht über die Prophetie und die Wiederkunft Christi hatten; denn die "letzte Zeit" (Dan 12:4), war noch nicht da. Sie sind aber trotz ihrer mangelhaften Erkenntnis des prophetischen Wortes vielen Seelen zum großen Segen geworden, und haben auf diese Weise oft Großes im Reich Gottes getan.

So z.B. wusste selbst ein Luther mit der Offenbarung nicht viel anzufangen, und mit ihm wohl die meisten Reformatoren und viele fromme Männer vor und nach ihnen. Nun, was haben diese teuren Kinder Gottes wegen der Unkenntnis oder mangelhaften Erkenntnis des prophetischen Wortes mit den törichten Jungfrauen zu tun? Das ist in der Tat eine falsche Bibelauslegung, die nicht vom heiligen Geist ist. Andererseits haben wir heute so manche, die sich hoher Erkenntnis des prophetischen Wortes rühmen, aber trotzdem ihren Mitmenschen nicht zum Segen, sondern oft mit ihrem Leben in ihren Familien, Gemeinden und wo sie arbeiten, ein Anstoss sind. Auch merkt man nichts bei ihnen von einem tiefen Verlangen, ihrem Herrn viel, ja bleibende Frucht (Joh 15.) zu bringen, und Ihn bis an die Enden der Erde zu verherrlichen, an ihren Geiz dagegen erkennt man oft das Gegenteil. Nach ihrem Wandel gehören diese eher zu den törichten, als zu den klugen Jungfrauen. Nein, obige Lehre ist ein Irrtum.

Was bedeutet das Öl?

Mit Öl wurden im Alten Testament Priester, Propheten und Könige gesalbt, wodurch sie den Geist Gottes erhielten oder erhalten sollten. Das Öl ist ein Sinnbild des heiligen Geistes, der das Geistesleben aus Gott, das leuchtende, heilige und Gott verherrlichende, fruchtbare Leben aus und für Gott erzeugt.

Was bedeuten die Lampen?

Nun, die Lampen sind die äußeren Behälter des Öls, oder ohne Bild gesprochen, die Lampen sind die Form, in welcher sich das Geistesleben betätigt. Diese Form können mancherlei kirchlichen Einrichtungen sein, die sehr gut, ja ausgezeichnet, aber ohne Inhalt absolut wertlos sind. Wenn es nun Mt 25:3 heißt: "Die Törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit sich", so will das sagen, die Törichten begnügten sich mit der äußeren, kirchlichen, religiösen Form. Öl, d.h. wahres Geistesleben aus, und für Gott zu haben, war ihnen nicht wichtig, war für sie mehr oder weniger Nebensache. Kurz, sie hatten die Form der Gottseligkeit, aber ihre Kraft verleugneten sie, weil sie dieselbe einfach nicht hatten. Die törichten Jungfrauen von heute wollen, wie damals, nur die Lampe, d.h. bloss die äußere, kirchliche, religiöse Form. Welch ein Selbstbetrug! -

Die klugen Jungfrauen

"Die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen." Mt 25:4. Wir haben schon gesehen, was das Öl bedeutet. Die Klugen hatten nicht nur die Form der Gottseligkeit wie die Törichten, sondern auch den Inhalt derselben, das göttliche Glaubens- und Liebesleben. Nicht wahr, ein Teller ist ein sehr gutes Ding. Doch wenn uns beim Essen nur ein leerer Teller vorgesetzt wird, und nichts auf und in demselben, dann ist dieser Teller für uns wertlos. Die klugen Jungfrauen hatten beides, die äußere Form und den Inhalt. Die Klugen haben

1. ihr Angesicht stracks nach Jerusalem gerichtet, Lk 9:51-53.
2. Sie befolgen die Lehre des Paulus, 1Tim 6:11-12: "Jage nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe und Geduld und Sanftmut, kämpfe den guten Kampf des Glaubens,"
3. Es verlangt sie sehnsüchtig danach, allezeit im Zustand der ersten Liebe erfunden zu werden.
4. Es ist ihnen Ernst, stark zu werden im Herrn und in der Macht seiner Stärke.
5. Es ist ihnen Ernst, einzudringen in die Kraft, und nicht in Heucheleien.
6. Es ist ihnen Ernst, dass sie etwas werden zum Lob und Preis Seiner herrlichen Gnade.
7. Es ist ihnen Ernst, ein fruchtbares Leben zu führen zur Ehre ihres Herrn und zum Segen ihrer Mitmenschen.
8. Es ist ihnen Ernst mit dem Befehl des Herrn: "Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur"
9. Es ist ihnen Ernst Gottes Wort zu lesen, zu studieren, es zu hören, mit Beten.
10. Es ist ihnen Ernst mit Arbeiten und Zeugen für ihren Herrn, nach Seinem Befehl: "Handelt, bis ich wiederkomme!"
11. Es ist ihnen Ernst mit dem Eindringen ins prophetische Wort und achten auf dasselbe als auf ein Licht 2Petr 1:19.
12. Es ist ihnen Ernst zu warten mit bräutlichem Herzen auf den himmlischen Bräutigam.

So sind die klugen Jungfrauen ein Segen, ein Licht und Salz in ihrem Haus, in ihrer Gemeinde, in ihrer Arbeit, und suchen immer und überall ihren Herrn zu verherrlichen bis an die Enden der Erde. Ferner wollen sie wachsen in allen Stücken an ihrem Haupt, welches ist Christus. -

Die törichten Jungfrauen

All das haben die törichten Jungfrauen nicht nötig. Sie haben eine mehr oder weniger schöne, kirchliche Form (die heißt entweder lutherisch, reformiert, kongregational usw.) und diese genügt ihnen vollständig. Alles andere "braucht man nicht", sagen sie. Ihr Pfarrer spricht sie auch "ohne das alles" mal selig. Diese haben die Form der Gottseligkeit, aber das Wesentliche, das Leben aus und für Gott, fehlt ihnen. Sie haben den Namen, dass sie leben, aber sind - was? - tot, tot, trotz der schönen kirchlichen Form und der Lampe. Wie traurig! Nein, wie himmelschreiend! In diesem Zustand befinden sich tausende, ja hunderttausende Namenchristen in den vielerlei Kirchen. Und viele, vielleicht die meisten, bekommen es nie zu hören, dass sie tot in Sünden und Übertretungen sind und deshalb verlorengehen.

Doch könnte eingewendet werden, gingen denn die törichten nicht auch mit den klugen Jungfrauen aus, dem Bräutigam entgegen? Sicherlich das Mundbekenntnis war da, aber trotzdem waren sie nicht gerettet; denn der Herr sagt ihnen, dass sie kein Öl, d.h. kein Leben aus Gott hatten. Das ist hier das Entscheidende, denn die Schrift sagt weiter: Röm 8:9: "Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein." Deshalb sagt der Herr am Schluss Mt 25:12. "Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht!"

Das Verziehen des Bräutigams

Es gab eine Zeit, da sie Wiederkunft des Herrn nicht mehr erwartet wurde.

"Da nun der Bräutigam verzog, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein." (Mt 25:5)

Beide, die klugen und die törichten Jungfrauen, wurden schläfrig und schliefen ein, d.h. sie hielten ihre Herzen nicht mehr auf das Kommen des Herrn, und insbesondere nicht auf sein Kommen als Bräutigam ausgerichtet. Wir haben hier ein gewaltiges Stück Kirchengeschichte! In der apostolischen Zeit waren viele Gläubige, die mit bräutlichem Herzen auf ihn, den wiederkehrenden Herrn warteten (1Thes 4:13-17; 2Thes 1:5-7; 1Kor 15:51-52; Tit 2:13; 1Jo 2:28; 1Jo 3:1-3 und andere). Als aber Paulus und Petrus, und die andern Apostel durch den Märtyrertod hinweggerafft waren, und auch sogar Johannes, der die Offenbarung empfing, starb, und der Herr immer noch nicht gekommen war, da kam leider die zweite Periode: die Jungfrauen nicht nur schläfrig, lässig, entmutigt, sondern da erfüllte sich, "sie schliefen noch lange nicht!" Dann als die Welt, besonders seit Konstantin (der das Christentum zur Staatsreligion erhob) mehr und mehr in die Kirche eindrang, da wurden die Jungfrauen nicht nur schläfrig, d.h. lasch, entmutigt, sondern buchstäblich "sie schliefen ein". Dies hat sich buchstäblich in der christlichen Kirche erfüllt. Man weiß noch, dass der Herr mal kommen wird, aber mach wacht nicht und wartet nicht mehr auf ihn. Man hatte so viele andere Dinge zu tun, genau so wie heute.

Das apostolische Glaubensbekenntnis

Der Beweis, wie fest die Christen eingeschlafen waren, ist das apostolische Glaubensbekenntnis, das uns allen bekannt und teuer ist. Dies Glaubensbekenntnis, das nicht von den Aposteln, dagegen aus der nachapostolischen Zeit stammt, war schon im Jahre 325 fast überall verbreitet. Dies Glaubensbekenntnis ist sehr gut, und dennoch fehlt so manches Kostbare, und das Fehlende spiegelt den Zustand des "Eingeschlafenseins" der damaligen Christen wider. Da heißt z.B. im zweiten Teil: "sitzend zu der Rechten Gottes, von dannen er wiederkommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten." Also das Glaubensbekenntnis kennt den wiederkommenden Herrn bloß als Richter am Schluss des tausendjährigen Reiches. Von dem wiederkommenden Herrn als "Bräutigam" für die Seinen, am Anfang des tausendjährigen Reiches, weiß es nichts mehr. Der Kirchenhistoriker Hase nennt die Erwartung des wiederkommenden Herrn in der ersten Kirche "den großen Glaubensartikel des apostolischen Zeitalters". Seht, dieser große Glaubensartikel der ersten Kirche war den Verfassern des Apostolischen Glaubensbekenntnisses und den damaligen Christen schon verloren gegangen.

Ferner heißt es im dritten Teil: "Vergebung der Sünden" - was dann? "Auferstehung des Leibes" - natürlich in der Totenauferstehung am Schluss des tausendjährigen Reiches. Auch hier weiß das Glaubensbekenntnis nichts mehr von einer ersten Auferstehung in der Entrückung am Anfang des tausendjährigen Reiches, wo die Toten in Christo, mit den dann lebenden Gläubigen, dem wiederkehrenden Herrn entgegen gerückt werden in die Luft. Also wir sehen, von der glücklichen Hoffnung, welche die Apostel und viele Gläubige in der ersten Kirche beseligte, davon weiß das Glaubensbekenntnis nichts mehr. So fest waren die Jungfrauen schon eingeschlafen. Eine geistige Schlafsucht hatte sich auf ihre Gemüter gelegt. Wohl ertönte im Laufe der Jahrhunderte dann und wann ein Alarmruf, doch nicht, dass der "Bräutigam" komme, sondern das der Gerichtstag nahe sei; so im siebten Jahrhundert und dann wieder um Jahr 1000, als der Weltuntergang erwartet wurde. Viele Priester beuteten diese Gelegenheit aus und beredeten das arme, unwissenden und erschreckte Volk, ihr Hab und Gut der Kirche zu übergeben, was viele dann auch zu ihrem großen Leidwesen, taten. -

Die im 5. Vers enthaltende Kirchengeschichte des Eingeschlafenseins umfasst einen Zeitraum von etwa 1400 bis 1500 Jahren, von etwa 300 nach Christus bis Mitte des 18. Jahrhunderts, ja teilweise bis in die heutige Zeit. Denn noch heute schlafen viele Gemeinden, ja ganze Kirchen, bezüglich der Wiederkunft des Herrn eines festen Schlafes. Über 500 mal wird in der Schrift die Wiederkunft des Herrn immer wieder betont, 318 mal allein im Neuen Testament, und dennoch, und trotz allem hört man wohl in den allermeisten Kirchen nichts von der Wiederkunft Christi. Ein bedeutender Redner aus dem Osten sagte einst zu Lincoln:

"Es scheint mir, der Teufel habe so viele Kirchen chloroformiert, weil sie die Wiederkunft des Herrn weder lehren noch von derselben predigen!"

Ja. es scheint, der Teufel hat ihnen gleich so viel Chloroform gegeben, dass sie gar nicht mehr aufwachen werden.

Das Erwachen der Jungfrauen

"Zur Mitternacht aber wurde ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen." Mt 25:6-9

Auch in diesen Versen liegt ein Stück Kirchengeschichte. Wißt ihr, welche? Nun, die unsrige. "Zur Mitternacht wurd ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt!" Vor etwa 75-80 Jahren wusste die Christenheit mehr oder weniger nichts von diesem Geschrei: "Der Bräutigam kommt! Der Herr kommt!" Erst in den letzten 80 Jahren hat dieser Ruf eingesetzt, und ging von Pol zu Pol in allen Ländern, wo sich ernste und entschiedene Christen befinden. Und dieser Ruf ertönte ganz unabhängig von andern Völkern; nicht dass die einen es von den anderen gelernt hätten. Und dies Geschrei: "Der Bräutigam kommt!" ist ein sehr deutliches Zeichen, dass wir uns der Mitternachtsstunde, von der es heißt: "Finsternis bedeckt das Erdreich und tiefes Dunkel die Völker" Jes 60:2, schnell nähern. Und in der Tat blicken wir in unsern Tagen in die Völkerwelt, auch in unser Land, und sehen, dass die Gottlosigkeit rasant steigt, ja überhand nimmt. Wie es war in den Tagen Noahs und Lots, so wird es sein in den Tagen des Menschensohnes, kurz vor, und bei seiner Wiederkunft. Kurz, es geht auf Mitternacht zu.

Und nun entdecken wir wieder bei manchen Gläubigen das Dreifache, was wir schon bei den ersten Christen sahen; nämlich:

1. Scheidung, sie scheiden sich von allem ungöttlichen und lauen Wesen in Kirche und Gemeinschaft,
2. brennende Lampen, sie wollen einen Lichtwandel zu Ehren ihres Herrn führen und
3. sie gehen ihrem Bräutigam entgegen.

So sehen wir, dass das Ende der neutestamentlichen Heilszeit wieder an den Anfang der ersten Christenheit zurückgeht. So wie es der Mund der Wahrheit vor beinahe 2000 Jahren geweissagt hat, so ist es durch die ganze Zeit der Kirchengeschichte bis heute in Erfüllung gegangen. Doch wisst ihr, was das Erwachen der Gläubigen bedeutet? Das bedeutet, dass wir in der dritten Periode des großen prophetischen Gleichnisses, kurz vor der Wiederkunft des Herrn leben. Wer das hört, der merke darauf. - Doch was geschah, als der Bräutigam am Kommen war?

Der Bräutigam kommt!

"Die Törichten sprachen zu den Klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen. Da antworteten die Klugen und sprachen: Nicht also, auf dass nicht uns und euch ausreiche; gehet aber hin zu den Krämern und kaufet für euch selbst." (Mt 25:8-9)

Als der Herr im Kommen war, machten die törichten Jungfrauen die traurige Entdeckung, dass ihre Lampen ausgingen, denn sie hatten ja kein Öl. Eine Lampe hatten sie wohl, d.h. eine schöne kirchliche Form, aber kein Öl, d.h. kein Leben aus Gott. Es ist sehr traurig, wenn man über eine Brücke fährt, und plötzlich stürzt diese in die Tiefe, oder wenn man in einem Haus übernachtet und gerade in dieser Nacht brennt das Haus ab, doch am allertraurigsten wird es sein, wenn man im letzten und allerwichtigsten Augenblick, wenn der Herr kommt, entdeckt, dass man kein Öl, kein Leben aus Gott hat, also nicht Jesu Eigentum ist und sich so selbst betrogen hat. Man hatte wohl ein Kirchentum, aber kein Christentum, man hatte ein Kirchentum ohne Christus. Ruht dein Christentum auf dem Fels Jesus Christus, oder auf dem Sand menschlicher und kirchlicher Formen? Bist du wirklich von neuem geboren? Wer nicht aus Gott geboren ist, geht ewiglich verloren; denn wahrlich, in Christo gilt nur eine neue Kreatur.

Und während die klugen Jungfrauen ruhig, ihre brennenden Lampen nochmals überblickend, mit glückseligem Herzen auf den warten, den ihre Seele liebt, fangen die törichten Jungfrauen an, aufgeregt hin und her zu laufen. Sie laufen zuerst zu den klugen Jungfrauen und fordern von ihrem Öl; denn ihre Lampen brannten ja nicht. Doch die Klugen, wie wir sahen, können ihr Verlangen nicht erfüllen, sie können ihnen kein Öl, d.h. kein Leben aus Gott mitteilen, auch nicht abgeben. Niemand, so heilig er auch sein mag, kann einem anderen das Leben aus Gott mitteilen. Ein Bruder kann den andern nicht erlösen. Dann springen sie zu den Krämern. Das mögen solche sein, mit denen sie bisher ihren Kram, d.h. ihr Wesen getrieben haben. Oder, das mögen Diener am Wort gewesen sein. Doch auch diese konnten ihnen nicht geben, was ihnen fehlte..Diese werden sie, wie auch die Klugen, oft genug auf den hingewiesen haben, der ihnen das Öl des Glaubens, die Liebe und die Hoffnung hätte geben konnen. Doch gerade das haben die Törichten nie getan. Vielleicht haben sie auch gesagt: "Das braucht man nicht!". Jedoch jetzt fanden sie zu ihrem Schrecken, dass gerade das das Allerwichtigste und Allernotwendigste war, und sie - hatten das nicht.

Das Kommen des Herrn

"Und da sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit." (Mt 25:10)

Welch feierliche Worte! Wie schnell mag das geschehen? Wir leben in der Zeit, in welcher der Herr jeden Augenblick kommen kann, um die Seinen heimzuholen.

Und die bereit waren

Die klugen Jungfrauen hatten seit ihrem Aufwachen ihr ganzes Dichten und Trachten auf diesen großen Augenblick gerichtet; sie wollten bereit sein, wenn Er kommt! Bereit sein, das war der Grundgedanke, der sich durch ihr ganzes Tun und Lassen, in der Arbeit und im Ruhen, in Freud und Leid hindurchzog. Und nun, als jener feierliche Augenblick eintrat, da - waren sie bereit - und gingen hoch erhobenen Hauptes freudig und glückstrahlend mit dem Bräutigam hinein zur Hochzeit. Sie waren bereit. Bist du bereit?

Die Tür war verschlossen

Zuletzt kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: "Herr, Herr, tue uns auf!" (Mt 25:10c-11). Dort stehen die törichten Jungfrauchen an der verschlossenen Hochzeitstür und klopfen, klopfen, genau wie Noahs Zeitgenossen an der verschlossenen Arche gestanden haben und geklopft und gerufen haben: "Noah, bester Noah, guter Noah, tue uns auf!" Früher war er in ihren Augen der alte Narr, jetzt kommt er ihnen als der beste Mensch in der Welt vor. So werden die Rollen einst vertauscht. Hier rufen die törichten Jungfrauen: "Herr, Herr, tue uns auf!" Doch dort wie hier: Es war zu spät! Er aber antwortete und sprach: "Wahrlich, ich sage euch,: Ich kenne euch nicht!" (Mt 25:12). So wird es allen törichten Jungfrauen, Namenchristen, die kein Leben aus Gott haben, ergehen. Deshalb ruft der Herr Jesus allen warnend zu:

"Darum wachet; denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird!" (Mt 25:13)

Ich möchte heute als Wächter hoch auf der Zinne mit vielen treuen Knechten und Mägden Gottes laut ausrufen:

Der Herr kommt! Wache auf, der du schläfst und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten!

Das ist das Erste, um für Jesu Wiederkunft bereit zu werden. Hat Gottes Wort dich aus dem Sündenschlaf aufgeweckt, aus dem geistigen Tod der Gleichgültigkeit und Selbstgerechtigkeit? Hast du in dem kostbaren Blut Jesu Christi Vergebung deiner Sünden, Frieden mit Gott und ewiges Heil gefunden? Und gibt Gottes heiliger Geist deinem Geist Zeugnis, dass du Gottes Kind und Erbe bist? Wenn nicht, dann komm noch heute zu Jesus. Er ruft zu dir: Kommt, es ist alles bereit!

Siehe, der Bräutigam kommt

Da standen die Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen. Das ist nun die Aufgabe der Kinder Gottes, um bereit zu sein, wenn der Bräutigam kommt. Sein Kommen zur Heimholung der Braut ist Ihm nicht gleichgültig. Er rechnet auf deine Sehnsucht zu Ihm. Dreimal ruft er noch im letzten Kapitel der heiligen Schrift seiner Braut zu: "Ich komme bald!" (Offb 22:7; Offb 22:20). Aber was antwortet Ihm seine Braut darauf: "Amen, komm, Herr Jesu!" (Offb 22:20). Aber bis Er kommt, gilt es, mit brennender Lampe, d.h. mit einem heiligen Wandel und umgürteten Lenden Ihm treu zu leben und Frucht, mehr Frucht, viel, ja bleibende Frucht zu bringen, und Ihn zu verherrlichen durch Wort und Wandel bis an die Enden der Erde, nach seinem Befehl: Glückselig die Knechte und Mägde, die der Herr, wenn Er kommt, wird wachen udn also tuend finden.

Mitternacht heißt diese Stunde! / Sie rufen uns mit hellem Munde: / Wo seid ihr klugen Jungfrauen? / Wohlauf der Bräutigam kommt! / Steht auf, / die Lampen nehmt / Halleluja! Macht euch bereit! / Zu der Hochzeit: Ihr müsset Ihm entgegen gehn! Amen.

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12. Philadelphia, die Ideal- und Mustergemeinde