Die fünf Kleider Josefs

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von H. Hahn

Ein Beispiel biblischer Prophetie in Bildern und Symbolen

Es gibt dreierlei Methoden, nach welchen wir einen biblischen Text studieren können:

  1. Als historische Tatsache
  2. Zur praktischen Nutzanwendung. Was will mir die Geschichte persönlich sagen?
  3. Als symbolische Weissagung. Welche prophetischen Gedanken und Pläne will der Herr dadurch offenbaren?

In der Heiligen Schrift, dem Offenbarungsbuche Gottes, gebraucht der HErr allerlei Gleichnisse und Bilder aus der Natur und dem menschlichen Leben, um den Menschenkindern Seinen großen, erhabenen Offenbarungsgedanken fasslich und verständlich zu machen. Welch deutlich vernehmbare Sprache für hörende Ohren reden da Sonne, Mond und Sterne, Gras, Kraut und fruchtbare Bäume, die Vögel des Himmels und die Tiere de Feldes, von denen die Schlange das listigste war. Gold und Silber, Esel und Kamele, Schafe und Rinder, Knechte und Mägde, Männer und Weiber, Söhne und Töchter, alles gebraucht der große Gott, um Sich in Seinem Tun und Wirken Seinen Menschenkindern verständlich zu machen. Ströme und Meere, Berge und Hügel, alles dient Ihm zur Erläuterung Seiner Absichten und Gedanken. Aus Geburt und Sterben, aus Steinen und Schleuder, aus Schwert und Rüstung, kurz aus allem Sichtbaren und Materiellen soll Geistiges reden und Wirkliches soll daran erkannt werden. Denn das Sichtbare ist vergänglich und nur das Geistige, für uns gefallene Menschen jetzt Unsichtbare, ist wirklich und ewig (2Kor 4:18).
In der gleichen Weise hat auch in der Heiligen Schrift das Wort Rock oder Kleid (und die Mehrzahl: Kleider) eine symbolische Bedeutung. Zum ersten Mal begegnet uns dies Wort in 1Mo 3:21, wo Gott der Herr (Jahwe Elohim) dem gefallenen Menschen und seinem Weibe Röcke von Fell macht. Aus der ganzen Art und Weise, wie die Schrift dieses Wort gebraucht, geht deutlich hervor, dass sie symbolisch unter Rock oder Kleid – Leiblichkeit (Leiber) versteht. Man achte nur einmal auf Stellen wie 2Kor 5:2-4 - Jud 1:23Offb 6:11Offb 7:9 - Offb 16:15. Hieraus ergibt sich, dass Jahwe Elohim dem gefallenen Menschenpaare, nachdem es durch den Sündenfall seine ursprüngliche Lichtleiblichkeit verloren, eine andere irdische, aus „Fell“, d.h. Fleisch mit Haut gemacht hat. (Die Übersetzung des Rabbiners Zunz lautet „Haut“ und nicht „Fell“). Vergl. auch 1Mo 35:2; Jakobs Forderung an sein ganzes Haus zum Kleiderwechsel, denn nach seiner Auffassung ist ein „Hinaufziehen nach Bethel“ (in das Haus Gottes) in der alten Leiblichkeit unmöglich.
Nun sollte aber auch jedes Kind Gottes volle Klarheit darüber haben, dass nicht nur die vorhin aufgezählten Wesen und Dinge in der Schrift als Gleichnisse für geistliche Wahrheit gebraucht werden, sondern dass auch viele von mir genannten Persönlichkeiten und Gegenstände direkte Vorbilder auf Christus sind, wie z.B. Adam, Abel, Isaak, Josef, David, Salomo, der Hohepriester, die Stiftshütte, der Tempel und deren einzelne Geräte und Opfer. Alle diese Vorbilder stellen Christus in Seiner mannigfaltigen Herrlichkeit, Seinen verschiedenen Aufgaben, Würden und Ämtern dar. Greifen wir nun einmal Josef aus dieser ganzen Fülle von Vorbildern unter den bisher gewonnenen Gesichtspunkten heraus, so breitet sich hier an diesem Lebensbilde ein der wunderbarsten prophetischen Gemälde von Christusherrlichkeit vor unseren Augen aus. Vom 1Mo 37 bis 1Mo 41 wird bezeugt, dass Josef fünf Kleider ganz verschiedener Art getragen hat, und jedes dieser Kleider ist ein Hinweis auf eine besondere Christusoffenbarung und Herrlichkeit, sowie auf ganz bestimmte Aufgaben und Ämter Christi in unterschiedlichen Zeitaltern, die Er, trotzdem er gestern, heute und in alle Ewigkeit Derselbe ist, doch in ganz verschiedenen Leiblichkeiten offenbart und vollzieht.

Kleid I

Wir lesen 1Mo 37:3: „Jakob hatte den Josef lieber als alle seine Söhne, weil er der Sohn seines Alters war. Und er machte ihm einen langen Rock.“ Dann im selben 1Mo 37:23: „Da nun Josef zu seinen Brüdern kam, zogen sie ihm den Rock aus, den langen Rock, welchen er trug“. Und 1Mo 37:31,32: „Sie aber nahmen Josefs Rock und schlachteten einen Ziegenbock, tauchten den Rock in das Blut und schickten den langen Rock ihrem Vater und ließen ihm sagen: „Das haben wir gefunden. Sieh doch, ob es deines Sohnes Rock sei oder nicht.“ Wie versteht es doch der Heilige Geist, durch die einfachsten Bilder der Schrift die erhabene Christusherrlichkeit zu offenbaren.

„Vorweltliche Christusherrlichkeit.“ Dieses Wort möchte ich dem ersten Abschnitte als Überschrift geben. Hier zeigt sich dem staunenden Auge Josef-Christus in dem ersten Rock, den ihm der Vater gemacht 1Mo 37:3. „Eine Herrlichkeit eines eingeborenen Sohnes vom Vater.“ (Nicht von einer Mutter) Joh 1:14. Der Herr kam nicht aus einem Mutterschoß, wie Paulus von sich schrieb, von dem himmlischen Jerusalem, welches unsere Mutter ist (Gal 4:26). Hier in dem angeführten Abschnitte sehen wir Josef als Vor- oder besser als Nachbild auf den Christus, wie Er in Seiner vorweltlichen Herrlichkeit und Leiblichkeit aus dem Tal Hebron herauskommt (Joh 1:14). Hebron heißt Gemeinschaft – es bedeutet hier die innige Wesens- und Lebensgemeinschaft, die der Vater und der Sohn allein und einzig unter sich selbst hatten. Diese gaben sie auf um der Brüder willen. Auf diese Herrlichkeit und Leiblichkeit bezieht sich der Sohn, wenn Er Joh 17 den Vater bittet: „Und nun verherrliche mich, Du Vater, mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte, ehe die Welt war.“ Vergl. Hebr 9:11: „Die Hütte, nicht von dieser Schöpfung, nicht mit Händen gemacht.“ Also in Seiner vorweltlichen Sohnesherrlichkeit wird uns hier im Nachbild Christus gezeichnet, und diese Herrlichkeit-Leiblichkeit oder diesen langen Rock vom Vater, um dessentwillen die Brüder den Josef-Christus hassen, den ziehen ihm auch die Brüder aus. (Ein Rock ohne Naht, wie ihn nur Königskinder trugen.) Es ist also ihr Hass und Neid, der den Herrn seiner vorweltlichen Leibesherrlichkeit entkleidet. Und nicht nur müssen diese gehässigen feindlichen Wesen dem Josef diese Leibesherrlichkeit ausziehen, nein, beschmutzt muss sie auch noch werden, ein Ziegenbock wird geschlachtet, der Rock in das Blut getaucht und dem Vater zurückgesandt mit den Worten: „Das haben wir gefunden. Siehe doch, ob es deines Sohnes Rock ist, oder nicht.“ Der mit dem Blute befleckte Rock beim Vater – ein schauriges Wahrzeichen der Ursünde. Denn alles, was Josef auf dem Boden Kanaans von seinen Brüdern litt, gehört zu seinem vorweltlichen Leiden im Reiche der Geister, weil ja Kanaan die Geisterwelt versinnbildlicht, Ägypten dagegen die grobsinnliche Menschenwelt, diese Erde, vergl. Offb 11:8. Aber gottlob, auch dieser Rock, dieses Kleid wird wieder gewaschen und von dem Bockblut gereinigt werden. Man lese hierzu nur Weissagungen wie 1Mo 49:11: „Er wird sein Kleid in Wein waschen und seinen Mantel in Weinbeerblut.“

Hier, an diesem ersten Kleide Josefs wird uns noch nicht die Leiblichkeit gezeigt, die Christus am Kreuze ablegte, denn aus der Schrift ist deutlich zu sehen, dass Josef-Christus in diesem langen Rock nicht nach Ägypten kam. Nachdem nun die Brüder als Repräsentanten oder Typen von Geisteswesen diese schaurige Tat vollbracht haben, verkaufen sie Josef nackend nach Ägypten, und trägt er dort als Diener Potiphars auf jeden Fall ein ägyptisches Kleid.

Kleid II

Josef-Christus hat auch hier nur das Beste seines jetzigen Herrn im Auge und verwaltet mit aller Treue und Gewissenhaftigkeit sein Amt. Aber eines Tages, als er wieder sein Geschäft im Hause Potiphars zu besorgen hat, tritt das Weib seines Gebieters an ihn heran, um ihn zu selbstsüchtigen, fleischlichen Zwecken zu gebrauchen, und ergreift ihn bei seinem Kleide. Aber Josef ließ das Kleid in ihrer Hand und floh aus dem Hause (1Mo 39:11,12). Hier sehen wir Josef-Christus im ägyptischen Sklavenkleid – Christus im Fleisch lässt freiwillig dieses Kleid in der Hand des Weibes der Ägypter.

Ägypten, die große materielle Sinnenwelt. In ihr dient Josef als Knecht im Hause Potiphars, eines Kämmerers Pharaos. Vielleicht ist dieser Potiphar ein Verschnittener, denn der Name bedeutet „fetter Ochse“, und dann ist das Begehren seines Weibes viel verständlicher, und erhält eine ganz andere Bedeutung. Doch in wunderbarer Klarheit leuchtet auch hier schon beim Vorbilde der Gehorsam unseres Herrn Jesus aus Josefs Ablehnung hervor. Paulus, der Geistgesalbte, schreibt in Röm 15:8, dass Jesus Christus bei Seinem ersten Kommen im Fleisch ein Diener der Beschneidung war. (Noch keine Befruchteter, das findet erst auf einer späteren Stufe statt.) Ebenso wie hier das Weib Potiphars den Josef zu selbstischen Zwecken gebrauchen wollte, so wollte auch Israel zur Zeit Jesu den Herrn zu Zwecken gebrauchen, die damals nicht auf den Linien lagen, auf die der Vater ihn gestellt hatte. Weil nun Josef-(Christus) nicht auf das Begehren dieses Weibes eingeht, ergreift sie ihn beim Kleide, er aber schlüpft aus demselben und lässt es in ihrer Hand. Das freiwillig ausgezogene Kleid ist also alles, was von Josef vorläufig in ihrer Hand bleibt. Hier, in diesem zweiten, dem ägyptischen Kleide, ist und der Fleischesleib Christi gezeichnet, den Er am Kreuz freiwillig abgelegt hat, nach Joh 10:17,18. Der Apostel Paulus schreibt nun an die Korinther 2Kor 5:16: „Wenn wir auch Christus dem Fleische nach gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so.“ Leider wird dieses Apostelwort von vielen Gläubigen übersehen, man kennt nur Christus dem Fleische nach, und die Folgen dieses Ungehorsams sind überall bemerkbar in der fleischlichen Einstellung.

Kleid III

Nach dem Vorfall mit dem Weibe Potiphars lässt nun dieser den Josef ins Gefängnis legen, aber die Schrift bemerkt ausdrücklich, dass er in das Gefängnis kam, in dem des Königs Gefangene lagen und dass der Kerkermeister sie dem Josef unterstellte, so dass er ihnen diente. Nun trägt der Josef-Christus das dritte, das Gefängniskleid, und in demselben deutet er dem Schenken und dem Bäcker Pharaos ihre Lebensträume. Denn auch diese Männer, sowie ihre Ämter und Träume und die Deutung derselben, alles dies ist typisch und vorbildlich für zwei Klassen von Esen, denen durch den Josef-Christus im Gefängniskleide gedient wird (1Petr 3:19,20): Merken wir darauf, wir haben es hier nicht mit gewöhnlichen Ägyptern zu tun, diese Männer sind Höflinge, die sich in unmittelbarer Nähe Pharaos bewegen und betätigen.

Dr Bullinger sucht in seiner Broschüre: „Die Geister im Gefängnis“ den Beweis dafür zu erbringen, dass diese Geister, denen Christus predigte, nicht Geister verstorbener Menschen seien, sonder die „Söhne Gottes“ (Engel) (1Mo 6), die vor der Flut den Einbruch in das Menschengeschlecht verübten und sich mit demselben vermischten, um darauf, wie Judas Vers 6 sagt, „in unsichtbaren Fesseln aufbewahrt zu werden zum Gericht des großen Tages“. Während der Schenke, der Mann, der dem Pharao durch Zerdrücken der Frucht des Weinstockes (Christus Joh 15) dienen sollte, ein Vorbild auf Israel und seinen Aufgabe im messianischen Reiche ist, versinnbildlicht der Bäcker, der alles mit Sauerteig der Sünde versauert und dann durch die Hitze des Ofens gehen lässt, die gefallene Geisterwelt, welche die ganze Menschheit verführt. Der Schenke wird „nach drei Tagen“ wieder in sein Amt eingesetzt, während der Bäcker zu derselben Zeit in ein weiteres, noch schrecklicheres Gericht kommt, aber auch er nicht ohne Hoffnung (Jes 24:21-22, Kautsch Jak 2:13). Dem Schenken ist es als Vorbild auf den Menschen (Israel) gesetzt, einmal zu sterben (Hebr 9:27). Dem Bäcker aber, als schauriges Vorbild und Abbild derer, die die ganze Welt verführen, der Fürsten und Gewaltigen im Lufthimmel, in ein zweites furchtbareres Gericht zu kommen (Hes 28:10 und die Fußnote dazu in der Elberfelder Bibel, auch Offb 19:20 und Offb 20:10 sowie der Schlusssatz Offb 20:14. „Das ist der andere Tod.“) Ihre Errettung ist für spätere Zeitalter vorgesehen.

Dieses dritte, das Gefängniskleid, trägt Josef-Christus nun solange, bis Jehova durch einen Traum mit Pharao, dem Gott und Fürsten dieser Sinnenwelt, Ägypten, geredet hat. Durch diesen Traum bis ins Innerste seines Herzens erschüttert, bietet Pharao alles auf, um die Deutung desselben zu erfahren. Als sich nun alle ägyptische Weisheit und Kunst als unfähig erwiesen hat, hinter die Bedeutung solcher Gottesoffenbarungen zu kommen, gedenkt der begnadigte Schenke am Hofe Pharaos an Josef den er vergessen hatte.. Er macht den König auf den, im Gefängnis harrenden hebräischen Jüngling aufmerksam. Und das schier Unmögliche geschieht. Alles was Viehhirte war und mit Vieh umging, wie es die Hebräer von Hause aus taten, war schon den Ägyptern ein Gräuel, wie viel mehr dem Pharao. Und nun sieht man, wie alle Scheu, aller Widerwille bei Pharao auf einmal durch den erschütternden Traum geschwunden sind. Er ist jetzt willig dazu, nicht nur mit dem hebräischen Jüngling zu verkehren, nein, sogar sich von ihm belehren zu lassen, und er unterwirft sich selbst voll und ganz den Ratschlägen und Anordnungen desselben.

Also, nun wird Josef aus dem Gefängnis geholt. Wir lesen die gewichtigen Worte: „Da sandte Pharao hin und ließ den Josef rufen, und sie ließen ihn laufen aus dem Loch. Er aber ließ sich scheren und wechselte seine Kleider und ging zu Pharao hinein.“ Hier ist deutlich zu sehen, wie jeder Abschnitt, jede Epoche im Leben Josefs mit einem Kleiderwechsel zusammenhängt. Um dem Herrscher Ägyptens würdig zu begegnen, zieht er das Gefängniskleid aus und legt das vierte Kleid an. Eine neue weitere Offenbarung liegt hier in der Prophetie und Symbolik dieses kurzen Wortes vor unserem Geistesauge, und die Kinder Gottes tun gut, wenn sie sich daran orientieren.

Kleid IV

So haben wir hier den Josef-Christus im vierten Kleide vor uns. Nach dem Zeugnis des Apostels Paulus wird Er sich in demselben offenbaren, wenn er dem Antichristen, dem Gott und Fürsten dieser Welt gegenübertritt, um ihn mit dem Hauch seines Mundes hinweg zu tun (2Thes 2:8). Als Vorspiel hierzu wird uns in 1Mo 41 der ganze Zusammenbruch aller ägyptischen Weisheit und Kunst, diesen furchtbaren Katastrophen zu begegnen, oder dieselben zu beheben. Im Moment der höchsten Not und Verzweiflung erinnert sich nun der Schenke des vergessenen hebräischen Jünglings. Und dieser erscheint vor Pharao in einem Kleide, welches seiner neuen Aufgabe und seinem neuen Amte entspricht. Uns deucht es, als bedeute dieses vierte Kleid die Offenbarung, die Epoche im Leben des Christus, in welcher Johannes ihn in Offb 19:11-14 sieht. In diesem neuen Offenbarungsleibe steht Er nun vor dem Herrscher und Gebieter über ganz Ägypterland, und verkündigt ihm die zukünftigen Pläne und Absichten Jehovas mit Ägypten. Er sagt ihm wie eine schreckliche Teuerung über das ganze Land kommen, wie aller bisherige Reichtum vom Hunger und Elend verschlungen werden wird, und viel nichts Besserung und Hilfe wird schaffen können. Josef gibt dann dem Pharao an, durch welche Mittel und Wege er und sein Volk und Land diesem Verderben entgehen können. Es ist staunenswert und anbetungswürdig zu sehen, wie der große, herrliche Gott es vermag, mit den schlimmsten und vermessensten Despoten in einer Art und Weise zu reden, dass mit einem Schlage all ihr Trotz und alle ihre Überhebung zerbrochen sind. Hier, aus dieser Geschichte geht auf das Deutlichste hervor, wie gründlich Pharao zermürbt ist, wie er einfach alle und jede Herrschaft an Josef abtritt und nur noch ein Scheinregent sein will (1Mo 41:40). Im ganzen Land ist jede Handbewegung und jeder Schritt dem Josef unterstellt. Ja, wenn Jehova redet, dann zittern die Mächte und Gewalten. Und nun, nachdem der Pharao sieht, dass er, sein Volk und sein Land völlig dem Josef ausgeliefert sind, bezeugt er diese seine Stellung Josef gegenüber auch nach außen hin. Er nimmt den Siegelring von seiner Hand und steckt ihn an Josefs Hand, er zieht ihm ein weißes Kleid an (das fünfte Kleid), legt eine goldene Kette um seinen Hals, lässt ihn in seinem zweiten Wagen fahren und vor ihm her ausrufen: „Ich beuge meine Knie“ (1Mo 41:42 und 1Mo 41:43). Und Pharao nannte den Josef: Zophnat-Paaneach (Erretter der Welt).

Kleid V

Also das fünfte Kleid erhält Josef-Christus aus der Hand Pharaos, er selber, der Fürst und Herrscher von Ägypten ist es, der Josef dieses Kleid anlegt, gebeugt durch die göttliche Macht und Majestät, wie sie ihm in seinen Träumen und dann in der Erhabenheit der Person Josef entgegentreten. Josef hat dem Pharao nicht nur die Gerichtsgedanken und Absichten Jehovas kundgetan, nein, er hat diesem Fürsten und gewaltigen auch in der großmütigsten Weise die Mittel und Wege gezeigt, durch die er, sein Volk und sein Land dem Verderben entgehen und Rettung und Erlösung erlangen können. Und aus der Erkenntnis, dass er voll und ganz in die Hand dieses früher so verachteten hebräischen Jünglings übergeben ist, erwächst diese Tat Pharaos. Er kann nicht anders, er ist ein Überwundener, er ist nicht mehr Herr über sich selbst, und nicht mehr über sein Volk und sein Land. Und nun soll diese gewaltige Veränderung, die mit ihm und in ihm vorgegangen ist, nach außen ihren Ausdruck darin finden, dass er selbst diesen Zophnat-Paaneach so herrlich und fürstlich kleidet. Dieses fünfte Kleid ist demnach ein prophetischer Hinweis auf den gewaltigen, das ganze All (nach Kol 1:20) umfassenden Abschluss des Erlöserwerkes unseres Herrn. Ebenso wie das erste Kleid Josefs von einer Zeit und Epoche im Leben des Christus redet, die weit hinter der Geschichte der Menschen zurückliegt, so deutet das letzte in Zeiten und Zeitalter hinein, die der Apostel mit dem Ausdruck „die Fülle der Zeiten“ bezeichnet (Eph 2:7). Wem der Geist „der Weisheit und Offenbarung zu Seiner Selbst-Erkenntnis“ (Eph 1:17) geschenkt wurde, der sieht in allen Symbolen und Gestalten der Schrift die herrlichen Vorbilder auf „IHN“, in welchem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt. Er sieht in der ganzen Geschichte Josefs nicht nur eine Historie oder im besten Falle eine praktische Unterweisung „für mein Glaubensleben“. Er sieht in Mose ein herrliches Vorbild auf Christus, den Erretter der Brüder, in Josua den siegreichen Führer durch den Jordan, den Fluss des Todes, in Samuel das Richteramt Christi, in Boas (Buch Ruth) den Löser und Goel, der allein dazu im Stande ist, Leben aus den Toten zu erwecken. In Davids Königsherrschaft sieht er ein Vorbild auf das tausendjährige Reich, und im Reiche und der Herrschaft Salomos die Zeit der Vollendung, in welcher alle die entfremdeten, abgefallenen Kreaturen, die in den früheren Zeitaltern um ihrer Sünde willen hinausgestoßen waren und durch schwerste, äonenlange Gerichte hindurchgehen mussten, endlich in den herrlichen Haushalt dieses „Friedefürsten“ aufgenommen werden. Denn Christus muss herrschen, bis Er alle Seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt hat. Bis Er in der Vollendung das Reich dem Vater überantworten wird, wenn Er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt. Als letzter Feind wird der Tod abgetan werden, denn den braucht Gott am längsten, um alle seine Feinde und Rebellen in demselben zu zermürben (Offb 20:10 - Offb 20:14 - Offb 19:20). Aber alle Gericht Gottes haben einen herrlichen erhabenen Endzweck, nämlich der Barmherzigkeit die Bahn zu bereiten (Jak 2:13). „Denn durch Ihn und für Ihn und zu Ihm ist das All geschaffen“ (Röm 11:36Kol 1:16). Er ruht und rastet nicht, bis Er wieder einmal Alles in Allen sein wird (1Kor 15:28) Gottes Endgedanken münden aus in Harmonie: „Ihn werden alle Seine Werke loben“ (Ps 150:6).