Die Weisheit von oben

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
58. Unter dem Gesetz der Freiheit Jak 2:1-12 (1925)

59. Die Weisheit von oben

  • Jak 3:13-18 (ELB) (13) Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in Sanftmut der Weisheit! (14) Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Eigennutz in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit! (15) Dies ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche, teuflische. (16) Denn wo Eifersucht und Eigennutz ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat. (17) Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedvoll, milde, folgsam, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt. (18) Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.

Die göttliche Weisheit

Für den lebendigen Glauben ist Weisheit das allerwichtigste. Ohne Weisheit macht er die größten Torheiten und blamiert seinen Gott vor der Welt. Deshalb geht es oft in den Anfangszeiten lebendigen Glaubens so jämmerlich zu, weil die Weisheit fehlt. Aber auch gereifte Christen können noch der Weisheit mangeln, und haben alle Tage nötig, um sie zu bitten. Nicht umsonst nennt Paulus als ersten, wozu uns der Heiland gemacht ist, die Weisheit. In Christus liegen ja verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Und Gott ist der allein Weise. So gehört zum göttlichen Leben vor allem die Weisheit. Natürlich ist die Weisheit wie alles Göttliche wachstümlich. Man bekommt sie mit dem neuen Leben nicht in Kübeln eingeschüttet. Sie will erbeten sein und will geübt sein. - Der gläubige Mensch tritt mit seinem Glaubensleben hinein in eine gottwidrige Welt. Der Fürst dieser Welt und seine Geister suchen den Gläubigen zu fällen. Wieviel Weisheit braucht er da, den Schlingen und Versuchungen zu entrinnen! Der gläubige Mensch lebt in einer Welt der unteren Weisheit; wieviel Gnade braucht er da, den Weg der oberen Weisheit zu gehen und ihn immer zu finden! Unser eigen Herz ist voller Torheit und List und will die göttliche Weisheit nicht gerne annehmen. Leben von oben ohne Weisheit von oben ist aber ein elend und jämmerlich Ding. Darum gilt es, mit aller Kraft um die Gabe der zunehmenden Weisheit zu ringen.

Damit wir es richtig können, sagt uns Jakobus zuerst, was Weisheit sei: „Wer ist weise und klug unter euch?“, so fragt er und antwortet: „Der erzeige aus seinem guten Wandel heraus seine Werke in der Sanftmut der Weisheit.“ Weisheit ist also zunächst praktische Klugheit oder praktischer Verstand. Der Glaube ist eine H i m m e l s g e b u r t, ist Gabe und Gnadenwirkung der j e n s e i t i g e n Welt. Der Glaube stammt von oben aus der Welt des Lichtes. Die Weisheit hat sich aber in der Welt auszuwirken. Sie hat das Licht von oben mitten ins diesseitige Leben hineinleuchten zu lassen. Das ist nicht so einfach. Die von oben geborenen Leute sind oft in dieser Welt fremd, scheu, unpraktisch, töricht. Die Welt mit ihrer Weisheit ist ihnen weit überlegen. Man findet sich in der Welt der Praxis nicht so ohne weiteres mit ewigen Leben zurecht. Wie oft müssen auch bewährte Gläubige einander fragen: Was ist in diesem oder jenem Fall die praktische Weisheit? Weisheit ist die Ausprägung des Glaubenslebens im Alltag.

Wer ist weise und klug?

Wenn einer z.B. auf der Universität Pädagogik oder Erziehungslehre studiert hat, und weiß alle Systeme und weiß auch die besten Systeme, und er kommt in eine Schule, so kann es wohl sein, dass es heißt: je studierter, umso ungeschickter. Da gehört viel Weisheit dazu, das Gelernte praktisch auszumünzen. Von der Lehre der Predigt bis zum anfassenden Predigen ist ein weiter Weg, oft voller Mühe und Sterbens. Vom lebendigen Glauben ins Glaubens l e b e n - das ist ein Schritt, und den muss die Weisheit lehren. Darum sagt auch Jakobus: „Wer ist weise und klug“, d.h. verständig, „unter euch?“ Weisheit ist der Verstand, Glauben praktisch auszuweisen. Darum fährt auch Jakobus fort: „Wer weise ist, der erzeige aus seinem guten Wandel heraus seine Werke.“ Damit sagt er uns, dass Weisheit praktisches Auswirken ist. Da tritt der Glaube heraus und wirkt sich aus. Was aber an der göttlichen Weisheit das schwierigste ist, das ist das, dass sie sich auswirkt in der „ S a n f t m u t der W e i s h e i t“. Das ist nicht so leicht zu fassen. Die Sanftmut könnte man verständlicher übersetzen mit „u n t e r s t e r W e g“. Die Weisheit Gottes geht immer den untersten Weg.

Die Weisheit dieser Welt erwählt in ihrer Klugheit für sich immer den obersten, den besten Weg; die Weisheit der oberen Welt zeigt sich eben darin weise, dass sie den niedrigsten und demütigsten Weg wählt. Die natürliche Weisheit hat es mit all ihrem Erwählen des obersten Weges noch zu nichts als zu Trümmern gebracht. Der Heiland aber, der göttlich Weise, hat mit Seiner Erwählung des untersten Weges die ganze Welt erlöst und viel Heil geschaffen. Diese Erwählung des untersten Weges will natürlich unserer Ich-Natur nur sehr schwer eingehen. Vor Augen erscheint ja ein solches Niedrigkeits-Erwählen lauter Torheit zu sein; wogegen das Hoheits-Erwählen der Weisheit dieser Welt lauter Klugheit und Verstand zu sein scheint. Aber die Weisheit dieser Welt ist mit all ihrem Glänzen Torheit vor Gott. Die Torheit der göttlichen Weisheit mit ihrem untersten Weg ist aber Gnade von Gott und Segen von Gott. So ist also die Weisheit des lebendigen Glaubens die Auswirkung dieses Glaubens in den alltäglichen kleinen und großen Dingen in der Erwählung des untersten Weges. Weisheit von oben ist eben Selbsterniedrigung und Selbstentäußerung. Wie oft vergreifen wir uns da auch in der Arbeit im Herrn, weil wir obere, bequeme Wege suchen und gehen!

Die Weisheit von unten

Wie wenig selbstverständlich diese göttliche Weisheit ist auch wo lebendiger Glaube ist, zeigt uns Jakobus am Beispiel seiner Leser. Das waren Kinder Gottes. Es war aber bitterer Neid und Zank unter ihnen. Jakobus sagt: i n ihren H e r z e n sei beides. Ja, wenn Neid und Zank unter uns ist, dann ist er zuerst in den Herzen. Nur neidische und zänkische Herzen können Neid und Zank gebären. Neid und Zank kommt nicht aus der Wahrheit, auch nicht aus der göttlichen Weisheit. Ihr dürft euch eures Glaubensstandes nicht rühmen, sagt der Apostel; denn mit eurem Neid und Streit seid ihr ins Naturprinzip hineingefallen. Euer praktischer Wandel ist eine Lüge gegen die Wahrheit - so äußert sich die Wahrheit nicht. Ihr mögt Glauben haben; ja, das soll euch nicht abgesprochen werden, aber die Weisheit von oben, die fehlt euch. Bitterer Neid und Zank, das ist nicht die Weisheit von oben. Ihr seid in das Wesen der u n t e r e n W e i s h e i t geraten: der i r d i s c h e n , s e e l i s c h e n und t e u f l i s c h e n. Den gläubigen Menschen, so wie er in der Welt steht, umgibt auch Weisheit. So wie die Schlange das listigste Tier vom Felde war, und mit großer Weisheit vor den ersten Menschen spielte, d.h. so sich gab, so ist der Schlangensame bis heute mit viel Weisheit, Verstand, List und Gerissenheit ausgestattet.

In dieser Weisheit der Welt wachsen wir auf. Sie umgibt uns allenthalben. Aus ihr formieren sich alle Verhältnisse. Sie hat in unserem eigenen, natürlichen Herzen eine starke Fürsprecherin. Sie besteht in der praktischen Anwendung des Gemisches von Lüge und Wahrheit, in welchem die ganze Welt liegt, und sie steht im Dienste des Ich-Menschen, der mit ihrer Hilfe obenauf kommen will unter Verhältnissen und Menschen. Diese Weisheit von unten wirkt sich zunächst aus im irdischen, alltäglichen, materiellen Leben. Auf Erlangung irdischer Vorteile, guten Fortkommens, angenehmer Umstände ist sie gerichtet. Das gesellschaftliche, berufliche und wirtschaftliche Leben in Handel und Wandel spielt sich in diesen lügnerisch-wahren Formen der irdischen Weisheit ab. Da sind Lügen-, Schlauheits- und Listengesetze, welche im millionenfachen Wandel des täglichen Lebens im einzelnen, und im Großen ausgeführt und durchgeführt werden. Die kleinen Existenzkämpfe des einzelnen, die großen Wirtschafts-Kämpfe der gewaltigen Organisationen, die Resolutions- und Notenkämpfe der Staaten sind alle dieser i r d i s c h e n W e i s h e i t voll. Sie geht immer auf dem oberen Weg. Vorteile will sie ergattern auf Kosten der anderen. Diese irdische Weisheit ist die schlichteste und niedrigste Form der Weisheit von unten. Sie hat Erde zum Gegenstand.

Die seelische Weisheit

Die Weisheit von unten kann auch seelisch sein; Luther sagt: menschlich. Die s e e l i s c h e W e i s h e i t geht auf höhere Dinge. Sie umfasst Religion, Sitte, Kunst, Literatur, Kultur. Die Menschheit leistet in diesen Stücken Großes und Glänzendes. Aber all ihre Religion, Sitte, Kultur usw. sind voll und ganz auf das Ich gerichtet. Mit großer Schlauheit macht sich das Ich all diesen Dingen ein behagliches Bett: Eigengedanken, Eigenwege, auch in den allerhöchsten Dingen so, dass das Ich glänzt - und alle diese Wege so, dass das Ich nicht sterben muss. Auch das christliche, religiöse und sittliche Leben kann so gestaltet und eingerichtet werden, dass es das Ich-Leben noch verschönt und erhöht. So wie etwa die Weisen unserer Tage, weil sie Religion und Sitte auch für notwendige Kulturträger halten, bei ihren großen Festen und Veranstaltungen zuerst in die Gotteshäuser gehen, und dann draußen in der Welt sich ausleben. Wie schlau sind sie - Gott und Welt halten sie in e i n e r Hand und machen beide sich dienstbar. Das Ich schaut zu allen Fugen heraus. Und je mehr es herausschaut, desto mehr wird die Weisheit dämonisch - t e u f l i s c h, sagt Luther. Das Teuflische ist das reine Ich-Wesen. Bei der irdischen und seelischen Weisheit sucht sich der Ich meist zu verstecken. Er tritt in Formen auf, welche scheinbar den anderen suchen und fördern bis hin zu den humanen Liebesformen.

Die irdische und seelische Weisheit kann außen sehr lieb sein. Bei der d ä m o n i s c h e n W e i s h e i t tritt der fordernde verlangende, sich durchsetzende, die anderen - wenn’s not tut - ruinierende Ich-Mensch glatt heraus. Wir haben heute viel, ja immer mehr von dieser dämonischen Weisheit. Da weiß der Mensch alle rücksichtslos für sich einzuspannen. Dass diese irdische, seelische, dämonische Weisheit, diese Ich-Schlauheit auf den verschiedenen Stufen lauter Neid und Zank schafft, das ist klar. Der andere Ich ist auch Ich-weise, und da stoßen die Ichs aufeinander; da gibt’s Neid und Zank und daraus Unordnung und eitel böses Ding. Bei der unteren Weisheit ist der Tod im Topf. Und wo der Tod im Topf, ist untere Weisheit. Wo Neid und Zank ist, da ist entweder irdisches oder seelisches oder dämonisches Ich-Wesen. Wo Unordnung und faule Verhältnisse sind, da ist Wesen von unten mächtig. Suchet den Ich, sucht ihn bei euch, wenn ungute Umstände vorhanden sind! Mit fleischlicher Klugheit gibt es stets Krach. Aus der unteren Weisheit wachsen auch die Kriege und Revolutionen heraus. Die Frucht der größten, irdischen List ist Zwietracht.

Die Weisheit von oben

Ganz anders ist es bei der o b e r e n , der w a h r h a f t i g e n G e i s t e s w e i s h e i t. Da wächst, wie wir sehen werden, Friede als Frucht. Sie ist aber auch eine gar merkwürdige Weisheit, die als Gnadengeschenk Herzen ziert. Sie kann nicht auf natürlichem Boden wachsen. Sie geht übers Sterben der Ich-Natur. „Die Weisheit von oben ist aufs erste k e u s c h. Keusch bedeutet soviel wie: g o t t g e s a l b t . Sie ist priesterlich. Sie steht in der Gotteszucht und im Gehaltensein von Gott. Die obere Weisheit geht nicht selbstständig vor. Sie steht völlig in der Geistesleitung. Sie will nicht scheinen, sie will nichts für sich erlangen. Sie will Gott und ihren Heiland verklären. In dem göttlich Weisen steht den Verhältnissen und Menschen kein Ich-Geist gegenüber, sondern ein in Gott gefasstes Wesen. Darum ist die Weisheit von oben „keusch“ - d. h. auch noch: z u r ü c k h a l t e n d. Weil sie immer auf Gott wartet, auf des Herren Wink und Weisung, so ist sie abwartend. Weltliche Weisheit greift den anderen an. Geistliche Weisheit wird angegriffen und gibt zurückhaltende Antwort. Ein geistlich Weiser hat immer etwas Abwartendes, nie etwas Voreilendes. Ein geistlich gezügelter und bedächtiger Mensch, ein in der Zucht der göttlichen Weisung Stehender, ist der Weise von oben. Im geistlich Weisen steht dem anderen Gott gegenüber und Ewigkeit, und das muss der andere merken.

Und diese keusche Gottweisheit ist weiter“ f r i e d s a m“. In allen ihren Maßnahmen geht die Geistesweisheit auf Frieden aus. Sie geht jeden unteren Weg, wenn dadurch Zwietracht vermieden wird. Sie unterlässt jede Handlung, sie verwirft jedes Mittel, woraus Unfriede entstünde. Wenn sie merkt, es reizt etwas, wenn sie weiß, dass etwas aufregend wirkt, dann lässt sie es, und wenn sie noch so sehr es tun dürfte. Sie begibt sich auch ihres Rechtes, wenn behauptetes Recht Streit brächte. Diese Friedsamkeit ist natürlich mit mancher Selbstverleugnung, mit manchem Verlust verbunden, was tut’s? Die Weisheit von oben hat doch den Gewinn, wenn auch durch Leiden. Wer friedsam ist, muss duldsam sein können. Dieses „duldsam“ hat die Weisheit von oben.

Wer so auf Frieden geht, muss nachgeben können, darum ist die göttliche Weisheit „ g e l i n d e“ oder, wie das eigentlich heißt: n a c h g i e b i g. Ein Rechthaber ist ein Narr. Ein Kopfdurchdrücker ist ein Tor. Ein Starrer wird zerbrochen. Über einen Nachgiebigen gehen die Sachen hinweg. Die meisten Dinge können auch anders herum gehen als ich meine, und gehen doch. So lasse ich sie andersherum gehen, natürlich nur, wenn keine Sünde damit verbunden ist. Ein: „so will ich’s unter allen Umständen“ gibt es bei der Weisheit von oben nicht. Wieder ist Nachgeben ein unterer Weg; aber die nachgiebige Weisheit schafft viel Gutes.

Die göttlich Weisen

Dazu ist die obere Weisheit „s c h n e l l h ö r i g“ - Luther: „Sie lässt sich etwas sagen.“ Die obere Weisheit nimmt an und nimmt auf. Sie redet nicht drauflos, sondern sie hört, was die anderen sagen, und nimmt das Annehmbare an. Wahre Weisheit ist ans Hören gewöhnt vom göttlichen Worte her. Die göttlich Weisen meinen nicht, sie müssten z u allem und in allem mitgeredet haben. Und wenn sie es könnten, tun sie es nicht. Die oberen Weisen schweigen viel und hören erst. Sie nehmen mehr ein, als sie ausgeben. Wenn einer sich ausgeschwätzt hat, ist er immer im Nachtteil. Wenn einer still gehört und Gutes behalten hat, ist er immer im Vorteil. Wer sich sagen lassen kann, wird vor vielem bewahrt. In allen diesen Dingen ist die Weisheit von oben passiv, mehr leidend. Aktiv oder tätig wird sie, wenn ihr Elend, Jammer und Not gegenübertreten. Da ist sie „v o l l B a r m h e r z i g k e i t und g u t e r F r ü c h t e“. Allem inneren und äußeren Bedürftigsein bringt sie inneres und äußeres Teilnehmen und Helfen entgegen. Die wahre Weisheit trägt das Leid der anderen in sich und, wo nötig, auf sich. Die Weisheit Gottes ist hingebende Liebe. Was der oberen Weisheit ans Herz schlägt, hat auch ihr Herz. Der Weisheit Muttergrund ist Barmherzigkeit. Der Weisheit göttliche Legitimation ist: gute Früchte bringen für andere. Gläubige Menschen sind umgekehrte Bäume, deren Wurzel im Himmel sind, deren Gezweig, mit Früchten beladen, sich zur Erde streckt. Diese Früchte baut die göttliche Weisheit den armen Erdenwanderern. So schafft sie viel Gutes, aber wieder in Selbsthingabe. Immer und immer unterster Weg ist obere Weisheit.

Dazu ist sie „u n p a r t e i i s c h“. Wahre Weisheit sieht überall Wahrheit und überall Lüge. So kann sie sich für keines ausschließlich entscheiden. Wahre Weisheit hat in sich die Vereinigung alles Wahrhaftigen, was in allem ist. Obere Weisheit ist niemandes Feind. Jeder Parteiliche hat Gegner und schafft sich Gegner; die Weisheit als von Gott, steht und bleibt stehen in Gott. Die obere Weisheit, wiewohl sie stets den untersten Weg geht, ist doch erhaben. Nicht im beweglichen Widereinander bewegt sie sich, sondern in der göttlichen Ruhe. Die obere Weisheit steht erhaben und erhoben.

Und da steht sie „o h n e H e u c h e l e i “. Schauspielern, wie das Wort eigentlich heißt, kann sie nicht. Sie ist einfach, einfältig, durchsichtig und klar. Ja ist bei ihr was ja ist - und nein, was nein ist. Irdische Weisheit verstellt, verdeckt, versteckt und verkleidet sich; göttliche Weisheit ist bloß und aufgedeckt. Mit ihr weiß man stets, woran man ist, und kann sich drum auf sie verlassen.

Und diese Weisheit, weil sie in Gottes Wegen geht, geht im F r i e d e n, und es wächst ihr auch viel Frieden zu. Wo solche Weise wohnen, ist ein Stück friedvoller Himmel. „Die Frucht der Gerechtigkeit wird gesät im Frieden denen, die Frieden tun“. (Jak 3:18). Leben und Frieden kommen aus der göttlichen Weisheit, aus Christus wie ein Strom; das fließt auch von denen und in die, welche göttlicher Weisheit sich befleißigen.

So wir im Geiste leben, so lasset uns auch im Geiste wandeln“. Herr, gib zum Glaubensleben auch das Leben im Glauben in aller Sanftmut der Weisheit!

Lies weiter:
60. Der Gemeine-Lauf Jud 1:17-25