Die Vielfalt des Speiseopfers

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aus dem Buch von Andrew Jukes - Die Opfergesetze nach 3Mo 1-7


1. Teil: a) Das Speiseopfer - 3Mo 2
2. Teil: b) Die Bedeutung des Speiseopfers
3. Teil: c) Die Vielfalt des Speiseopfers


Das Speiseopfer - 3Mo 2

5. Die Erstlingsfrüchte

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Es bleibt noch übrig, aufmerksam zu machen auf den letzten Punkt, den Unterschied zwischen dem Speiseopfer und der Darbringung der Erstlingsfrüchte zu Pfingsten. In 3Mo 2:12 wird der Unterschied angegeben. Was die Erstlingsfrüchte betrifft, so heißt es: "Ihr sollt sie dem HErrn darbringen; aber sie sollen n i c h t auf den A l t a r gelegt werden zum süßen Geruch." Der Gegensatz tritt darin hervor, dass das Speiseopfer ein süßer Geruch war, wogegen die Darbringung der Erstlingsfrüchte dies nicht sein konnte. Um einen Schlüssel hierfür zu haben, müssen wir uns zu 3Mo 23 wenden, wo das Gesetz über die Darbringung der Erstlingsfrüchte angegeben ist. In jenem Kapitel werden die Feste des Volkes Israel aufgezählt. Das Passahfest ist das Erste, am vierzehnten Tag zwischen abends (3Mo 23:5), dann die Webegabe der Erstlingssfrucht am Tage nach dem Sabbat (3Mo 23:11) und fünfzig Tage später die Darbringung der Erstlingsfrüchte an Pfingsten (3Mo 23:15-17). Die Garbe der Erstlingsfrucht am Tage nach dem Sabbat durfte dem HErrn zum süßen Geruch angezündet werden (3Mo 2:14-16); aber die Darbringung der Erstlingsfrüchte zu Pfingsten durfte nicht auf dem Altar angezündet werden (3Mo 2:12). Die Ursache dieses Unterschiedes beruht auf der Tatsache, dass die Garbe der Erstlinge ungesäuert war, während die Gabe der Erstlingsfrüchte zu Pfingsten mit Sauerteig vermengt und zubereitet wurde (3Mo 23:17).

Die vorbildliche Bedeutung von all diesem ist zu einleuchtend, um der Erklärung zu bedürfen. Christus, unser Passahlamm, wurde für uns geopfert, und zwar an dem vorherbestimmten Tag (Joh 18:28 - 1Kor 5:7). Am Tage nach dem Sabbat, d.h am Morgen nach dem nächstfolgenden Sabbat, dem festgesetzten ersten Tag der Woche (Mk 16:1.2) erstand Christus aus den Toten, und wurde der Erstling unter denen, die da schlafen. (1Kor 15:20). In Ihm war keine Sünde, kein Sauerteig. Er war in Sich Selbst ein süßer Geruch dem HErrn; daher wurde diesem Opfer kein Sündopfer beigefügt; es wurde nur mit einem Brand- und einem Speiseopfer dargebracht (3Mo 23:12-13). Fünfzig Tage darauf aber, als der Tag des Pfingsten erfüllet war, wird die Gemeinde, welche durch die Darbringung der mit Sauerteig gemischten Erstlingsfrüchte vorgebildet ist, - dem HErrn dargebracht; denn auch wir sind Erstlinge, wie Jesus Selbst. Jakobus sagt: "Wir sind Erstlinge Seiner Kreaturen" (Jak 1:18). Da aber dieses Opfer Sünde in sich hat, mit Sauerteig vermischt wurde, so konnte es weder die Probe des Feuers auf dem Altar ertragen, noch auch ein Feuer zum süßen Geruch dem HErrn sein. Doch sollte es sowohl dargebracht als auch angenommen werden: "Ihr wollt sie dem HErrn darbringen, aber sie sollen nicht auf den Altar kommen zum süßen Geruch" (3Mo 2:12).

Warum aber und wie wurde dieser gesäuerte Kuchen angenommen? Es wurde mit demselben zugleich etwas geopfert, um welches willen die gesäuerten Erstlingsfrüchte angenehm waren. Mit dem gesäuerten Brot opferte man ein Brandopfer, ein Speiseopfer, ein Dankopfer und ein Sündopfer (3Mo 23:18.19), denn weil S a u e r t e i g in dem Opfer der Erstlingsfrüchte gefunden wurde, war es notwendig, dass zugleich ein Sündopfer dargebracht wurde. Der Priester aber webte alles zusammen: "Der Priester soll es weben samt dem Brot der Erstlinge vor dem HErrn." Die Gemeinde kommt mit Christus vor Gott; sie wird mit dem ganzen Wert Seines Werkes dargebracht. In sich selbst vermag sie nicht die Probe der Heiligkeit Gottes zu bestehen, denn Sauerteig kann durch kein noch so großes Maß von Öl verwandelt werden; aber i n und m i t Christus, und u m C h r i s t i willen, wird sie angenommen, wie Er Selbst. Wird demnach die Gemeinde Gott dargebracht, so tritt sie nicht a l l e i n in Seine Gegenwart, sondern mit dem süßen Geruch all dessen, was Christus für uns war, sowie mit dem Zeugnis, dass Er ihre Sünde getilgt hat.

Man möchte vielleicht fragen, warum die Darbringung der Gemeinde unter einem Speiseopfer abgebildet ist, da doch diese Opfer eine so vorherrschende Beziehung zu der zweiten Tafel des Gesetzes hat? Ich antworte: Die Gemeinde wird nicht nur als Speiseopfer abgebildet. Zu Pfingsten erscheint sie unter dieser Gestalt. Es finden sich im Gesetz viele Vorbilder der Gemeinde.. Man erblickt sie als Tochter in ihres Vaters Haus, als Weib in dem Haus ihres Mannes (4Mo 30); ferner teilt sie mit Christus viele Seine Beziehungen, als Opfer, als Priester, als Prophet und als Leuchter. Zu Pfingsten aber wird sie hauptsächlich als Speiseopfer angesehen, d.h. als des Menschen Gebühr in tätigem Dienst einer verlorenen und bedürftigen Welt gegenüber, weil sie an jenem Tage zuerst in solchem Dienst an den Menschen hervortrat, indem sie Christi liebende Arbeit an den Kindern Adams teilte. Da wurden Parther und Meder, Elamiter, Ausländer von Rom, Juden und Judengenossen, Kreter und Araber durch den Dienst derer genährt, welche, obgleich mit Sauerteig vermischt, doch ein von Gott ersehenes und angenehmes Speiseopfer waren.

Dies ist die Bedeutung des Speiseopfers im Allgemeinen, wie sie uns aus den Unterscheidungspunkten entgegentritt.

II. Die Vielfalt des Speiseopfers

Verschiedene Grade der Mannigfaltigkeit des Speiseopfers. Deren gibt es drei, und wie wir schon gesehen, stellen diese das verschiede Maß der Erkenntnis dar, nach welchem die Heiligen Jesus im irgendeiner Seiner Beziehungen zu erblicken vermögen. Die erste Klasse oder der erste Grad ist Semmelmehl; dieses ist das aller vollkommenste Sinnbild des Speiseopfers; das zweite sind gebackene Kuchen oder Fladen (3Mo 2:4-7); bei diesem Bild verliert man einige Einzelheiten aus den Augen; das dritte; Sangen (grüne Ähren) am Feuer gedörrt (3Mo 2:14), steht noch niedriger als die beiden anderen. Jedes dieser Vorbilder zeigt uns Jesus als Speiseopfer, d.h. als Den, der des Menschen Anspruch an Ihn erfüllt; aber der zweite Grad bietet eine höhere Anschauung Seiner Vollkommenheit in dieser Beziehung dar als der dritte, wiederum steht die erste Klasse höher als die beiden anderen. In der ersten Klasse erblicken wir ein Opfer, wie es die Fürsten brachten (vgl. 3Mo 2:1 mit 4Mo 7:13.19 - 4Mo 7:25.26); die folgende zeigt uns etwas Geringeres3, die letzte Klasse lässt das Opfer in seiner unvollkommensten Gestalt erscheinen: "Sangen am Feuer gedörrt." Der HErr lehre uns Jesus völliger erkennen nach dem Maß der ersten Klasse, damit unsere Freude und Kraft gemehrt werde. Wir müssen uns freuen, in dem Maß, als wir Seine Vollkommenheit erkennen, denn Sein Opfer gehört uns ganz; es war "für uns" dargebracht.

3 Auch hier findet sich in der Klasse selbst einige Mannigfaltigkeit: ein Speiseopfer im Ofen oder in der Pfanne gebacken. Indessen scheint es mir, als sei der Unterschied nur in der Größe des Opfers zu finden. Ein großer Leib konnte nicht in der Bratpfanne gebacken werden. - Es kann auch an dem Bild liegen, dass etliche sehen, wie Jesus Sein ganzes Leben hindurch, als Er auf Erden war, Sich einer langen, langsamen Leidenszubereitung unterwarf, um also in der Hitze des Ofens zu einem schmackhaften Brot für Seine Brüder - ja für das Leben der Welt (Joh 6:51) zubereitet zu werden. Andere sehen nur Seine Leiden vor Seinem Ende, die mit der Kreuzigung zusammenhängen, also nur ein einmaliges, kurzes Geröstetwerden unter der Glut des Zornes Gottes, um Sein Fleisch zur rechten Speise geben zu können. Dieses würde dann dem "Gebackenen in der Pfanne" entsprechen.

1. Unterschied

Beachten wir nun die Hauptunterschiede zwischen den verschiedenen Graden des Speiseopfers. Der erste Unterschied ist, dass während in dem ersten Grad jeder zugehörige Bestandteil aufgezählt ist (3Mo 2:1.2), das Opfer im zweiten Grad im Allgemeinen beschrieben wird, als gesäuerte Fladen mit Öl bestrichen (3Mo 2:4). Der Sinn dieses Unterschiedes ist augenscheinlich. Wie viele Heilige können, wenn sie Jesus betrachten oder von Jesus sprechen, es völlig bestätigen, dass Er "ungesäuert" ist, da sie wissen und glauben, dass Er sündlos war, während sie doch nicht Seine ganze Vollkommenheit erkennen können. Das "Ungesäuertsein" ist ein weniger erhabener Gedanke, als der Besitz vollkommener Güte. Wir können sagen: "welcher keine Sünde getan hat, und kein Betrug in Seinem Munde gefunden wurde", bevor wir bezeugen können, welche Herrlichkeit in Ihm wohnt, und in welcher Weise Er alles für andere dahingab.

2. Unterschied

Zu bedeutungsvoll, um ausgelassen zu werden, ist ein zweiter Unterscheidungspunkt zwischen den Graden des Speiseopfers. In der ersten Klasse wird bemerkt, dass der Opfernde selbst die "Hand voll" zum Gedächtnis für den HErrn von dem Opfer nimmt (3Mo 2:2 nach der richtigen Übersetzung), in dem zweiten hören wir, dass dies der Priester tut (3Mo 2:9), während in der letzten Klasse, "bei den gedörrten Ähren" garnicht gesagt wird, wer es nimmt (3Mo 2:16). Einen ähnlichen Unterschied bemerkten wir beim Brandopfer: in der ersten Klasse tötete der Opfernde das Schlachtopfer; in der letzten tat es der Priester. Der Unterschied ist offenbar und lehrreich. Die eine Anschauung zeigt uns Christus in Seiner Person als den Opfernden; die andere stellt Ihn in Seinem Amt als Priester dar. Die erste Anschauung, Christus, wie er persönlich ein Opfer bringt, ist eine höhere, als wenn Er als Priester in Seinem Amt opferte. Die letztere Anschauung ermangelt wenigstens eines kostbaren Punktes im Opfer Christi. Das Amt wird freilich gesehen, aber die Person des HErrn tritt ganz zurück.

3. Unterschied

Es gibt indessen einen dritten Unterschied, welcher mehr allgemein erkannt werden kann, zwischen dem ersten und den anderen Graden des Speiseopfers. In der ersten Klasse wird Christi Opfer als "das feine Mehl" zermahlen, gesehen. In den anderen Klassen wird diese Einzelheit beinahe völlig ausgelassen. Es erscheint vielmehr als Brot, entweder als "Kuchen" oder "Fladen" (vgl. 3Mo 2:1.4). Der Unterschied hier ist sehr augenscheinlich. Wir können Jesus als unser "Brot" sehen, ja als Gottes Brot, ohne auf die Gedanken einzugehen, welche das "feine Mehl" (nach Luther: Semmelmehl) und der "Weihrauch" in uns wachrufen. Das völlige Ebenmaß Seines Wesens und Seines Verhaltens, das tiefe Weh, das Er erduldet, um auch den Menschen gegenüber alle Gerechtigkeit zu erfüllen, und die Tatsache, dass Sein Opfer das höchste Wohlgefallen Gottes fand, indem Er auch in der größten Trübsalshitze als lauteres Gold erfunden wurde: das alles erkennen und fassen wir nicht so bald bei der Betrachtung Seines Lebens.

4. Unterschied

Noch treffender ist der Unterschied zwischen der ersten udn der dritten Klasse beim Speiseopfer, indem uns letzteres Christus darstellt als den "Erstling", die erste Garbe der reifenden Ernte, und nicht als Brot, das schon zur Speise bereitet ist, noch als das feine Mehl, wie Ihn die erste Klasse bezeichnet (vgl. 3Mo 2:1 - 3Mo 2:14).

Halten wir fest, dass diese Grade der verschiedenen Erkenntnis der Gläubigen entsprechen. Ist das Maß der Erkenntnis klein, so wird eine Seite des Opfers mit einer anderen verwechselt. Es gibt Christen, deren Anschauungen von Christus ohne Klarheit sind; Sünd-, Speise- und Brandopfer werden alle zusammen vermengt.

So hätten wir etliche der Mannigfaltigkeiten in diesem Opfer betrachtet, und sie lassen uns wenigstens erkennen, was die Christen durch ihren Mangel an Verständnis verlieren; denn manche kostbare Wahrheit, welche der höchste Grad uns vorhält, wird in den niedrigen Graden gänzlich übersehen. Leuchtet es nicht klar ein, dass eine mangelhafte Erkenntnis des Opfers Christi uns nicht das geben kann, was die völlige Erkenntnis desselben in uns wirken muss? Macht es nicht z.B. einen großen Unterschied für eine nach Christus hungernde Seele, ob sie Ihn nur als den Auferstandenen, den Erstling derer, die da schlafen, erkennt, oder ob sie es ergreifen kann, dass Er auch i h r dadurch das Erstlingsrecht erworben hat!

Hiermit beschließe ich meine Bemerkungen, über das Speiseopfer. Es ließe sich mehr, viel mehr noch darüber sagen. Was aber gesagt ist, kann, wie ich glaube, und durch die Gnade Gottes dahin führen, erstens Gott zu loben, der uns ein solches Opfer bereitet hat, und sodann uns treiben, einen tieferen Einblick in alles dasjenige zu begehren, was Jesus für uns gewesen ist. Ewiglich gepriesen sei unser Gott, der uns also geliebt hat. Möchten wir täglich mehr von Seiner Liebe erkennen.


Lies weiter: 4. Das Friedensopfer - 3Mo 3 - 3Mo 7:11-21 - 3Mo 7:29-34