Die Vielfalt des Friedensopfers

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aus dem Buch von Andrew Jukes - Die Opfergesetze nach 3Mo 1-7


1. Teil: a) Das Friedensopfer - 3Mo 3 - 3Mo 7:11 -21- 3Mo 7:29-34
2. Teil: b) Die Vielfalt des Friedensopfers


Das Friedensopfer - 3Mo 3

I. Das Friedensopfer im Vergleich

d) Nahrung den Kindern des Priesters

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Doch das Vorbild führt uns noch weiter; es zeigt uns auch, wie des Priesters K i n d e r sich mit dem Opfernden das Friedensopfer teilen (3Mo 7:31.32) und 4Mo 18:9-11). Auch diese sowohl der Opfernde, der Priester und Gott werden in diesem kostbaren Opfer befriedigt. Natürlich muss unsere erste Frage die sein, wen stellen die Kinder des Priesters dar.

Wir sahen bereits, dass der Priester Christus ist, Christus in Seinem Priesteramt betrachtet. Daher sind Seine Kinder, d.h. Seine Familie, die G e m e i n d e, aber diese von einer bestimmten Seite gesehen. Die Gemeinde steht gleich ihrem hochgelobten HErrn in mehr als nur einer Beziehung Gott und Menschen gegenüber, und jede dieser verschiedenen Beziehungen erfordert ein besonderes Sinnbild. Gerade wie das Opfer, der Priester und der Opfernde allesamt unseren teuren HErrn darstellten, obgleich ein jedes Ihn von einer bestimmten Seite zeigt, so ist es auch mit der Gemeinde. Auch sie steht in verschiedenen Beziehungen, welche unterschiedlichen Sinnbilder erforderlich machen. In einem derselben sehen wir sie im Dienste Gottes, in einem anderen in Gemeinschaft mit Ihm. Israel, das auserwählte Volk, stellt die G e m e i n d e als das Volk des Eigentums dar, einfach als der Same Abrahams betrachtet, wie er als solcher im Bund mit Gott steht. Die Leviten bieten uns wiederum ein anderes Bild, sie zeigen uns die G e m e i n d e im D i e n s t, als vor den Menschen Gottes Geschäfte ausrichtend, Seine Lade tragend und mit der Sorge für Seine Hütte betraut1. Die priesterliche Familie erweckt in uns wieder einen anderen Gedanken. Hier sehen wir die G e m e i n d e in G e m e i n s c h a f t mit Gott. Als Kinder des Hohenpriesters und Mittlers haben sie teil mit Ihm an seinem Zugang zu Gott und an der Fürbitte fürs Volk; sie haben ein Recht, im Heiligtum zu stehen, wo sie kein Auge außer dem Auge Gottes sieht.

1 Ich kann hier bemerken, dass sowohl Priester als Leviten Bilder der g a n z e n Gemeinde sind, nicht eines Teiles derselben. Es wird uns berichtet, dass nach Gottes ausdrücklichem Befehl die Leviten nicht unter die Kinder Israel gezählt wurden (4Mo 1:47.53 und 4Mo 2:33) Durch diese Bestimmung wurde der Name Levi mit der Absicht abgesondert, dass man ihn nicht als lediglich einen Teil Israels betrachten solle. Demnach geben sie uns ein Bild für sich. Es wird durch sie eine besondere Beziehung der Gemeinde abgebildet.

Erkennen wir solches, so wird uns die Bedeutung davon, dass des Priesters Kinder sich mit dem Priester von dem Friedensopfer nähren, ganz klar sein. Ihr Anteil an dem Opfer zeigt uns die Gemeinde, wie sie mit dem Opfernden die Freude teilt, welche das Opfer gewährt. Mir scheint dies ein beseligender Gedanke, der die Kraft und Wirkung dieses teuren Opfers erhöht. Gerade wie vor alters derjenige, welcher wahrhaftig mit Gott im Friedensopfer speiste, dies nicht tun konnte, ohne es nicht auch mit den Priestern Gottes zu tun, so muss jetzt die Gemeinschaft mit Gott, soll sie überhaupt genossen werden, mit allen gemeinsam geschehen, die zum priesterlichen Geschäft gehören. Es kann nicht anders sein; denn wer in Gemeinschaft mit Gott steht, der muss auch in Gemeinschaft mit allen denen stehen, mit denen Er Gemeinschaft pflegt. Wir können freilich angenehm gemacht sein in dem Geliebten, ohne unseren Beruf zu erkennen, noch das Band, welches uns mit allen Seinen erlösten Anbetern verbindet. Unmöglich aber ist es, unsere Stellung in Christo eingenommen zu haben, ohne zu wissen, dass das Opfer, dessen wir uns erfreuen, uns mit dem ganzen geistlichen Priestertum zusammenschließt.

Im Zusammenhang mit diesem bemerke ich noch, dass es Gläubige gibt, die als K i n d e r des P r i e s t e r s Befriedigung in dem Opfer finden, aber nicht als O p f e r n d e, denn sie rechnen nicht damit, dass sie mit Christo als dem Opfernden eins sind. Leider sind die meisten von Gottes Volk Gefangene in Babylon oder Ägypten, abgeschnitten von dem Priestertum und Opfer, abgeschnitten auch von dem heiligen Fleisch des Altars. Aber selbst unter denen, welche die Kraft der Erlösung erfahren und von den Opfern des HErrn gezehrt haben, wissen doch nur wenige, dass nicht nur Christus der Opfernde ist, sondern dass sie s i c h auch i n C h r i s t o als O p f e r n d e ansehen dürfen. Darum können sie sich die köstliche Wahrheit, dass sie in Christo selbst Gott das Friedensopfer bringen, nicht aneignen. Um Befriedigung als K i n d e r des P r i e s t e r s zu finden, genügt es, dass wir sehen, wie Christus als gehorsamer Israelit das Opfer gebracht hat, und dass wir als des Priesters Kinder einen Anspruch an dem Opfer haben. Dieses Maß der Erkenntnis reicht aber nicht hin, um uns als O p f e r n d e zu erkennen, sondern dazu muss uns erst unser Einsein mit Christus klar geworden sein. Aber wie wenige wissen davon etwas, und wie wenige nehmen daher auch die Stellung des O p f e r n d e n im Friedensopfer ein! Und doch sind wir dazu berufen.

Im Zusammenhang mit der Teilnahme am Friedensopfer steht eine Wahrheit, welche hier erwähnt wird, und die wir nicht übersehen dürfen, dass nämlich n i e m a n d, obgleich er zur Priesterfamilie gehörte, von dem Opfer essen konnte, es sei denn, dass er r e i n war (3Mo 7:20) Es ist nämlich ein Unterschied, Priester sein und rein sein. Die Tatsache, dass ein Mensch in irgendeinem Stück sich verunreinigt hatte, bewies nicht, dass er kein Priester war. Im Gegenteil, die Regeln über rein und unrein gingen nur die Auserwählten Gottes an. Dies ist eine sehr wichtige Wahrheit. Der HErr helfe uns allen, dass wir sie besser erkennen. Wir lernen hier, dass Priester sein und ein r e i n e r Priester sein, zweierlei ist. Der unreine Priester wurde auf gleiche Stufe mit dem Fremdling gestellt, aber er wurde nicht aus dem Bund ausgeschlossen. Denn der Israelit, der durch die Berührung mit etwas Unreinem sich nicht der Stiftshütte nahen durfte, konnte jederzeit herzutreten, wenn er nur die vorgeschriebenen Waschungen vornahm. Nicht desto weniger stellte ihn seine Unreinheit zur Zeit mit einem Fremden gleich und schloss ihn von der Speise des Altars aus.

Die Vorschriften, die das Gesetz in Betreff dieser Sache gibt (3Mo 22:1-7), verdienen wahrlich unsere größte Aufmerksamkeit. Wir sehen hier, dass der Aussatz oder Fluss sogar die Söhne Aarons aus dem Lager verbannte. Die Dauer der Verbannung war abhängig von dem Zeitraum, während welches das Übel sich zeigte. Der Aussatz sowie auch der Fluss waren beides Ausbrüche, welche anderen sichtbar wurden, wenn auch in verschiedener Weise. Sie stellen jene Ausbrüche des Fleisches bei dem Christen dar, welche zu offenbar sind, als dass sie vor anderen verborgen bleiben könnten. Das von Gott hierfür bestimmte Zuchtmittel ist, jetzt wie ehemals, zeitweise Ausschließung aus dem Lager (1Kor 5:13). Während dieser Zeit war der Priester immer noch Priester, aber einen Nachteil hatte er allerdings davon, denn er war vom Altar ausgeschlossen. Es gab aber Verunreinigungen, welche weniger zum Vorschein traten als der Aussatz, und weniger leicht vom Auge des Menschen erkannt werden konnten, welche aber nicht desto weniger zeitweise Verunreinigung und daher auch zeitweise Verbannung aus der Stiftshütte zur Folge hatten. Rührte das Kind eines Priesters etwas Unreines an, oder irgend etwas, das in Folge von Berührung mit einem Toten unrein war, oder rührte es irgend ein Gewürm oder einen unreinen Menschen an, so lautete das Gesetz ausdrücklich: "Welche Seele der eins anrührt, die ist unrein bis auf den Abend, und soll vor dem Heiligen nicht essen, sondern soll zuvor seinen Leib mit Wasser baden."

Ein geistlicher Priester wird in ähnlicher Weise verunreinigt, dem gemäß wird dann auch seine Gemeinschaft mit Gott behindert. Kommt unser Geist (denn unsere jetzige Gnadenzeit ist geistlich, nicht fleischlich) in Berührung mit dem Geiste der Welt, oder fühlen wir, dass deren tote Dinge uns ein wenig einnehmen, auch ohne dass es andern in die Augen fällt, so ist damit schon unsere Gemeinschaft mit Gott gestört. In solchen Zeiten dürfen wir uns nicht zu dem nahen, was sonst unsere Speise ist, ohne Strafe und Gericht über uns zu bringen. (vgl. 3Mo 7:20.21 und 1Kor 11:29). Aber Gott sei Dank, dass die Berührung mit etwas Unreinem, obgleich es die Gemeinschaft hindert, das Blut des Bundes nicht hinweg tun kann. Dieses bleibt vor Gott. Wir sehen es vielleicht nicht; Er sieht es aber immer. Wer aber möchte wohl ein unreiner Priester sein, ausgeschlossen von der Gemeinschaft des Altars; wer möchte wohl einst von einer Zeit seines Lebens sagen müssen: Sie war nicht Gott, nicht Seinem Dienst gewidmet? Wer möchte seine Speise im Finstern essen (3Mo 22:7).

II. Die Vielfalt des Friedensopfers

Wir kommen jetzt zu den Mannigfaltigkeiten des Friedensopfers. Sie zeigen uns die verschiedenen Grade, in denen man diee (durch das Friedensopfer dargestellte) Seite des Opfers Christi erfassen kann. Da es nun verschiedene Teilhaber an dem Opfer gibt, - denn Gott, der Mensch und der Priester bekommen jeder seinen Teil - so wird es gut sein, den Teil eines jeden für sich zu betrachten.

1. Gottes Anteil

Wir betrachten zunächst G o t t e s Anteil an dem Friedensopfer. Hier treten uns zugleich etliche Unterschiede entgegen, von denen sich einige auf den Wert des Opfers, andere aber auf den Zweck beziehen, welchen der Opfernde bei Darbringug seiner Gabe im Auge hat.

a) Verschiedenheiten

Reden wir zuerst über die Verschiedenheiten, die den Wert des Opfers betreffen. Wir haben hier, gerade wie in dem Brandopfer, mehrere sich voneinander unterschiedende Grade. Wir sehen da den Ochsen, das Lamm, die Ziege. Diese stellen hier dasselbe dar wie im Brandopfer. Ein jedes dieser Tiere bietet uns einen besonderen Gedanken über das Wesen des kostbaren Opfers Christi. Es muss hier indessen bemerkt werden, dass, obgleich wir in dem Friedensopfer beinahe die gleiche Anzahl von Graden haben wie in dem Brandopfer, wir doch bei weitem nicht so viel Unterschied in den Einzelheiten dieser Grade finden, wie es dort der Fall ist. Wir werden uns erinnern, dass bei den verschiedenen Graden des Brandopfers eine große Mannigfaltigkeit in der Art und Weise der Darbringung bemerkbar war. In einigen Graden wurden die Teile des Schlachtopfers unterschieden, bei anderen war es nicht so; bei etlichen sah man, dass ein Teil des Opfers mit Wasser gewaschen wurde, bei anderen wurde dies übersehen; bei etlichen legte der Opfernde seine Hand auf das Opfertier, bei anderen geschah dies nicht; bei etlichen sah man, dass der Opfernde selbst das Schlachtopfer tötete, bei anderen tötete es der Priester. In dem Friedensopfer finden wir diese große Mannigfaltigkeit nicht, denn in jedem Grad wird das Opfertier beinahe gleich behandelt.

Was dies bedeutet, ist klar. Wir lernen hier, dass wenn der Anteil, den Gott an dem Friedensopfer hat, überhaupt erkannt wird, dies bei allen fast in gleicher Weise geschieht. Sehen wir überhaupt im Geiste, das Christus Seinem Gott das Friedensopfer darbringt, so wird unserer Anschauung nichts von Bedeutung fehlen, auch werden wir Sein Amt nicht mit Seiner Person verwechseln, noch die verschiedenen Teile Seines Werkes übersehen. Der Unterschied wird sich hauptsächlich nur auf die Art des Opfers im Allgemeinen beziehen (ob Ziege, Lamm oder Ochse).

b) Der Zweck des Opfers

Es werden aber andere Unterschiede bei dem Friedensopfer hervorgehoben, die d e n Teil desselben betreffen, der Gott dargebracht wurde. Diese Unterschiede stehen aber nicht im Zusammenhang mit dem Wert des Opfers, sondern mit dem Zweck, den der Opfernde bei Darbringung seiner Gabe hatte. Wenden wir uns zum siebenten Kapitel, in welchem diese Unterschiede genannt werden, so werden wir sehen, dass das Friedensopfer auf zweierlei Art dargebracht wurde. Es konnte entweder als L o b o p f e r dargebracht werden, d.h. um Gott zu loben (siehe: 3Mo 7:12 in der ELO) oder als ein G e l ü b d e oder f r e i w i l l i g e s Opfer, d.h. um Gott zu dienen (3Mo 7:10). Bei der Darbringung des Friedensopfers als Lobopfer, treten uns viele Einzelheiten entgegen, welche ganz fortfallen, wenn es als G e l ü b d e dargebracht wird. Welches diese einzelen Unterschiede sind, werden wir später bei dem Anteil des Priesters und des Opfernden betrachten. Hier genügt es, die Bedeutung des Unterschiedes zwischen "Lobopfer" und "Gelübde" im Allgemeinen zu erklären. Wir erinnern uns nun, wer das Opfer war. Es war Christus, der Sich als unser Stellvertreter Gott hingab. Der Zweck dieses Opfers mag sehr verschieden erkannt werden, denn man kann erkennen, dass es zum L o b e oder im D i e n s t e Gottes dargebracht wurde.

Wir können Jesus ansehen als den, der Sich zur E h r e Gottes hingibt, dies ist das "L o b o p f e r", oder als den, der Sich im D i e n s t e Gottes aufopfert, dies ist das "G e l ü b d e o p f e r". Die meisten Christen, ich glaube, im Anfang wir alle, erkennen Christi Opfer mehr als eine S a c h e des D i e n s t e s. Wir sehen die Versönung eher als etwas an, das Jesus im Dienste Gottes getan hat, als etwas, das von Anfang bis zum Ende zur Gottes E h r e diente. Natürlich stehen diese beiden Anschauungen in innigem Zusammenhang miteinander, aber dennoch ist ein Unterschie zwischen beiden bemerkbar. Unsere Erfahrung wird die bestätigen; denn der Gedanke, dass Christus ein Opfer zur E h r e Gottes brachte, führt uns zu weit tieferem Verständnis des Opfers, als jener andere Gedanke. Damit hängt auch zusammen, dass bei dem Lobopfer mehr als bei dem Gelübdeopfer ins Einzelne gehende Vorschriften nötig waren (vgl. 3Mo 7:12-15 mit 3Mo 7:16-18).

2. Der Anteil des Priesters und des Opfernden

Nachdem wir diejenigen Mannigfaltigkeiten in dem Friedensopfer, die sich auf Gottes Anteil beziehen, in Kürze behandelt haben, betrachen wir den Anteil des Priesters und des Opfernden, und die Mannigfaltigkeiten, die diesen Teil des Friedensopfers betreffen, wechseln, je nachdem das Opfer als "Lob" oder als "Gelübde" angesehen wird. "Wollen sie ein L o b o p f e r tun, so sollen sie ungsäuerte Kuchen opfern mit Öl gemengt oder ungesäuerte Fladen mit Öl bestrichen oder geröstet SEmmelkuchen mit Öl gemengt. Sie sollen aber solches Opfer tun auf Kuchen von gesäuertem Brot zu ihrem Lob- und Dankopfer und sollen einen von den allen dem HErrn zu Hebe opfern, und er soll der Priesters sein, der das Blut des Dankopfers sprengt. Und das Fleisch ihres Lob- und Dankopfers soll desselben Tages gegessen werden, da es geopfert ist, und nichts übergelassen werden bis an den Morgen. Ist es aber ein Gelübde oder freiwillges Opfer, so soll es desselben Tages, da es geopfert ist, gegessen werden; so aber etwas überbleibt auf den anderen Tag, soll man es doch essen. Aber was vom geopferten Felscih überbleibt am dritten Tage, soll mit Feuer verbrannt werden" (3Mo 7:12-17).

So lautet das Gesetz. Beachten wir nunmehr die Einzelheiten. Wird das Friedensopfer "zum L o b e" dargebracht, so wird:

  1. zugleich ein Speiseopfer mit demselben geopfert, woran sowohl der Opfernde als der Priester teilnehmen;
  2. auch gesäuerte Kuchen werden mit dem Opfer dargebracht, welche natürlich nicht mit verbrannt werden;
  3. ferner wird ein Kuchen, sowohl von den gesäuerten als von den ungesäuerten, nachdem er vor dem HErrn als Hebopfer gewebt ist, dem Priester gegeben
  4. die letzte Vorschrift verlangt, dass das Fleisch des Opfers bis zum folgenden Morgen gegessen sein soll.

Bei dem Friedensopfer als "Gelübde" werden nun drei der eben genannten Punkte nicht weiter berücksichtigt und der vierte nur zum Teil, insofern als das Opferfleisch bis zum d r i t t e n Tag gegessen sein musste. Da schon etliche der hier gebrauchten Sinnbilder betrachtet worden sind, wenn auch nicht im Zusammenhang mit dem Friedensopfer, so mögen wenige Worte genügen, um ihren Zweck und ihre Bedeutung zu erklären.

a) Opfernder beim Lobopfer

Mit dem "Lobopfer" wird ein Speiseopfer dargebracht, an welchem der Opfernde und der Priester teilnehmen. Wie wir bereits sahen, ist der Zweck des Speiseopfers die Erfüllung der zweiten Gesetzestafel; denn der Mensch bringt Gott die vollkommene Erfüllung seiner Pflicht gegen den Nächstsen zum süßen Geruch dar. Das hier Eigentümliche ist, dass der Opfernde selbst an dem Speiseopfer teilnimmt, welches bei dem gewöhnlichen Speiseopfer nicht gestattet war. Das gewähnliche Speiseopfer hat den Zweck, G o t t zu befriedigen, hier bei dem Friedensopfer entdecken wir aber noch eine andere Seite an demselben: das Speiseopfer will auch den Menschen befriedigen. Die Befriedigung Gottes wird im Speiseopfer durch Hingabe eines Lebens dargestellt, die Befriedigung des Menschen aber durch die ungesäuerten Kuchen im Friedensopfer. Dieses letztere würde garnicht zum Ausdruck kommen, wenn nicht das Friedensopfer als "Lobopfer" dargebracht werden könnte.

b) Gesäuertes im Lobopfer

Ferner wurden in dem "Lobopfer" auch gesäuerte Kuchen mit dem Friedensopfer dargebracht (3Mo 7:13 ELO). Auch dieses Sinnbild nahm bereits bei den gesäuerten Kuchen zu Pfingsten unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Jene Kuchen stellen das Opfer der Gemeinde dar. Erkennt man Christi Werk nur unter der Gestalt des "Gelübdes", also als eine Sache des "Dienstes", so wird von dem Opfer der Gemeinde nichts gesehen; erkennt man aber Sein Opfer als zum Lobe, d.h. zur Ehre Gottes, so sehen wir die Gemeinde in ihrer Vereinigung mit Ihm. Die gesäuerten Kuchen konnten nicht vor Gott verbrannt werden, aber sie kommen vor Sein Angesicht mit den Opfern zum süßen Geruch (3Mo 7:13 und 3Mo 23:17.18). Obgleich sie die Feuerprobe nicht ertragen, noch Gott als Speise des Altars befriedigen können, wurden sie doch dargebracht, dass Er sie in Gnaden annehme. Sie wurden dann von dem Priester und dem Opfernden verzehrt.

c) Nahrung des Priesters

Dieses aber führt uns zu dem nächsten Punkt, dass nämlich ein Kuchen von den allen (d.h. von den gesäuerten und ungesäuerten Kuchen, je einer) dem Priester, der das Blut sprengte, gegeben wurde, während alles übrige dem Opfernden gehörte. Christus findet als P r i e s t e r nicht nur in Seinem eigenen kostbaren und vollkommenen Opfer Nahrung und Befriedigung, sondern Er nährt Sich auch an dem "gesäuerten Kuchen"; das Opfer der Gemeinde mit allen ihren Gebrechen befriedigt Ihn also. Auch als Opfernder bringt Er dieses Opfer zugleich mit den Seinigen dar und nährt sich auch als solcher davon. Ja, auch wir, als in Ihm Opfernde, obgleich wir nicht auf Grund unsers Opfers mit Gott Gemeinschaft haben können (es ward kein Teil von dem gesäuerten Kuchen vor dem HErrn verbrannt) können noch heute Befriedigung in solchen Opfern finden. So fand Paulus Befriedigung in der Liebe der Heiligen (2Tim 1:16 - Phm 1:7 - Phm 1:20). Wie lieblich uns jene Opfer nun aber auch erscheinen mögen, und wie sehr sie auch "unser Herz erquicken in dem HErrn", so sind sie an und für sich Gott nicht angenehm, noch der Grund unserer Gemeinschaft mit Ihm. Die einzige Speise, die wir mit Ihm gemeinschaftlich teilen können, ist das unbefleckte und vollkommene Fleisch des Altars.

d) Zeitraum des Verzehrs

Der letzt erwähnte Punkt betrifft den Zeitraum, binnen welchem das Friedensopfer verzehrt werden sollte. Das "Lobopfer" sollte denselben Tag oder bis an den Morgen gegessen werden (3Mo 7:15), während das Gelübde-Opfer bis zum dritten Tag gegessen sein musste (3Mo 7:16.17). Der "Morgen" aber und der "dritte Tag" sind genügend bekannte Vorbilder. Sie werden beide fortwährend gebraucht, wie ich glaube, um die Auferstehung zu bezeichnen2.

2 In Betreff des "M o r g e n" siehe 2Mo 12:8.10 - Röm 13:12. - In Betreff des "d r i t t e n T a g e s" siehe Hos 6:2 - Lk 13:32 - 1Kor 15:4. - Auch der "a c h t e T a g" bedeutet die Auferstehung, aber in einer besonderen Weise.

Bis hierher scheint mir der Sinn der Bilder außer Frage, doch bin ich nicht im Klaren über die verschiedenen Seiten der Auferstehung, welche die Bilder uns bieten. Indessen bin ich geneigt zu glauben, dass "der Morgen" die Auferstehung als der Zeitpunkt der E r s c h e i n u n g Christi darstellt, während der Gedenke, der mit dem "dritten Tag" im Zusammenhang steht, einfach der der B e f r e i u n g aus dem G r a b e ist. In jedem Fall bleibt die Hauptwahrheit dieselbe, dass nämlich das Friedensopfer bis zur Auferstehung unsere Speise ist. In dem einen Fall aber genießen wir es als solche, die nur kurze Zeit haben, vielleicht in der Nacht, aber Hoffnung auf den Morgen; in dem andern geht der Gedanke an den Morgen verloren, stattdessen sehen wir, dass Tage der Arbeit vor uns liegen. Ich brauche nicht zu sagen, dass das erstere die erhabenere und seligere Anschauung ist.

Dies ist das Gesetz über das Friedensopfer. Wir haben bei unserer Betrachtung nicht viel mehr getan, als nur den Umriss gezeichnet. Wie vieles aber enthält dieser! Schon das Wenige, was wir davon erkennen, enthüllt uns Tiefen der Gnade. Bedenken wir doch, was unser Friede Ihn kostete, und wie Er Sein Leben ausgeschüttet hat, um uns in Gemeinschaft mit Gott zu bringen.

Gelobt sein Sein Name für Seine unendliche Liebe. Er offenbare sie uns durch den Heiligen Geist. Mit Recht konnte der Psalmist sagen: "Gott man lobt Dich ind er Stille zu Zion, und Dir bezahlt man Gelübde. Wohl dem, den Du erwähltest und zu Dir lässest, dass er wohne in Deinen Höfen; der hat reichen Trost von deinem Hause, Deinem heiligen Tempel (Ps 65:2.5) "Sie werden trunken werden von den reichen Gütern Deines Hauses; Du tränkest sie mit Wollust als mit einem Strom" (Ps 36:9). Der HErr gebe, dass wir nicht nur von diesen Dingen wissen, sondern auch D e n besser erkennen lernen, von welchem sie zeugen.