Die Vielfalt der Opfer als ein Ganzes

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aus dem Buch von Andrew Jukes - Die Opfergesetze nach 3Mo 1-7

1. Teil: a) Die Opfer als ein Ganzes - 1Petr 4
2. Teil b) Die Vielfalt der Opfer als ein Ganzes


Die Opfer als ein Ganzes

3. Das Dankopfer

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Wir gehen jetzt zum Dankopfer über. Wie wir bei der Besprechung desselben gesehen haben, bekommt bei diesem Opfer auch der Opfernde seinen Teil Speise. Im Dankopfer werden sowohl Gott wie der Priester, als auch der Opfernde befriedigt. Kann auch hier von einer Ähnlichkeit zwischen Christo und uns die Rede sein? Können unsere armen Opfer auch nur irgendwie zu unserer Befriedigung gereichen? Können sie den Heiland, können sie Gott Selber befriedigen? Ich muss sehr vorsichtig sein bei dem, was ich jetzt sage. Was sagt der HErr Selbst? Sein Wort ist in jedem Fall maßgebend. Was wir dort als Antwort auf unsere Frage finden, zeigt uns, dass dieses Opfer nicht nur in Christo, sondern auch in Seinen Gliedern seine Erfüllung findet.

Was zuerst Gott betrifft, was hören wir da von Seiner Befriedigung? Wir lesen Hebr 13:16. "Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht, denn s o l c h e Opfer gefallen Gott w o h l." Und als die Philipper dem Apostel Paulus (Phil 4:18) ein Opfer sandten, war es auch ein "süßer Geruch". Gott fand in demselben etwas, was Ihm wohlgefällig war; denn der Apostel schreibt darüber an die Philipper: "Das von euch Kommende, war ein süßer Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig". Die hier gebrauchten Ausdrücke sind nach dem Grundtext dieselben, welche beim Dankopfer zu lesen sind, um einen "süßen Geruch" für Jehova zu bezeichnen. Bedürfen wir noch eines stärkeren Beweises, um das Wohlgefallen Gottes an den Opfern Seiner Gemeinde und den Wert, welchen Er darauf legt, zu bestätigen? "Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb", sagt Paulus, und da unsere größte Gabe die ist, uns selber darzubringen", so ist die Hingabe des Leibes als ein lebendiges Opfer Gott wohlgefällig (Röm 12:1). Es tut not, dass wir dessen eingedenk sind; denn es ist nicht nur möglich, sondern geschieht sehr leicht, dass wir im Eifer gegen die Lehre von der Seligkeit durch gute Werke, den Eindruck bekommen, als hätten die Werke überhaupt keinen Nutzen, da sie Gott nicht angenehm seien, und nicht von Ihm angenommen würden. Ich fürchte, dass nicht wenige über diese Frage im Irrtum sind. Die Werke des Fleisches sind wahrhaftig tote Werke, das ist gewiss, aber die Früchte des Geistes, weil sie aus Christo fließen und Zeugen Seiner Gnade und Opfer zu Seinem Preise sind, steigen als ein "süßer Geruch" durch Christus zu Gott auf.

Doch auch der Priester empfing einen Teil der Speise vom Dankopfer. Beweist uns nicht des HErrn eigenes Wort, welche Freude es Ihm macht, wenn wir Durstige tränken und Hungrige speisen? Er sagt ja, dass wir Ihn Selbst damit speisen und tränken. "Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt" (Mt 25:35). O wenn wir nur Seine Freude verständen, die Er empfindet, wenn Er sieht, dass in einer Welt, die Ihn hasst, etliche Seiner gedenken und sich für Ihn aufopfern; - wenn wir uns nur Seine Freude vorhalten würden, die ein Werk des Glaubens oder ein Liebesdienst Ihm bereiten: so könnten wir uns, denke ich, nicht nur so halben Herzens Ihm hingeben. Würden wir imstande sein, unsere Gaben so kärglich zu spenden, wenn wir in den Empfängern wirklich Christus Selbst vor Augen hätten? Würden wir Ihm nicht freiwillig unser Bestes hingeben? Vergegenwärtigen wir uns Ihn doch einmal als unserer Hilfe bedürftig! Würden wir nicht, wenn wir Seinen Mangel sähen, Ihn hungernd, dürstend, nackt oder leidend wüssten, unseren letzten Groschen, unsere kostbarste Zeit freudig hingeben, um Ihm zu dienen? Nun, wir können das auch heute tun. "Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; Ich bin Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Wahrlich, Ich sage euch, was ihr getan habt einem unter diesen Meinen geringsten Brüdern, das habt ihr Mir getan" (Mt 25:40).

Das Dankopfer umfasst aber noch mehr, indem es auch den Opfernden speist. Wer das noch nicht erfahren hat, kennt auch noch keine Selbstaufopferung; denn sonst wüsste er, welche Freude es bereitet, anderen zu dienen. Der Apostel Paulus sagt von solchem Liebesdienst: "Und ob ich geopfert werde... so freue ich mich und freue mich mit euch allen" (Phil 2:17). Und den Kolossern schreibt er: "Ich f r e u e mich in meinen Leiden, die ich f ü r e u c h leide, und erstatte in meinem Fleisch, was noch mangelt an Trübsalen in Christo, für Seinen Leib, welcher ist die Gemeinde". (Kol 1:24). Und zu den Ältesten von Ephesus und Milet hören wir ihn sagen: "Ich achte der keines, ich halte mein Leben auch nicht selbst wer, auf dass ich vollende meinen Lauf mit F r e u d e n und das Amt, das ich empfangen habe von dem HErrn Jesu, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes" (Apg 20:24). Nun ist das schon wahr, dass einst ein jeglicher seinen Lohn empfangen soll nach seinen Werken (1Kor 3:8). Hier sehen wir aber, dass uns schon jetzt in unserem Dienen, sofern wir uns Gott darbringen, eine Freude bereitet ist. "Geben ist seliger, denn Nehmen", wer sich darin Gott zum Opfer gibt, soll dieser Seligkeit innewerden und mit dem Apostel bekennen dürfen: Als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen" (2Kor 6:10). Besonders erhöht wird aber noch unsere Freude durch das Bewusstsein, dass der HErr, dem wir unser Opfer bringen, sich mit uns freut.

4. Das Sündopfer

Bisher waren es nur die Opfer "zum süßen Geruch", bei denen wir eine Anwendung auf den Wandel des Christen machten; wie aber wird es mit dem Sünd- und Schuldopfer sein? Sollte auch da eine solche Beziehung zwischen Christo und Seinen Gliedern statthaft sein? Ich glaube ja, wenn auch (wie bei den vorher genannten Opfern) nur in untergeordneter Weise. Gott Selbst wolle verhüten, dass ich hier missverstanden werde, als ob ich dächte, ein Heiliger in Christo könne zu seiner oder anderer Versöhnung etwas beitragen. Eine solche Auffassung des Sündopfers würde das Werk Christi beiseite setzen. Dennoch ist es statthaft, dass auch das Sündopfer in Bezug auf unsere Selbstaufopferung in gewissem Sinn und Maß auf uns angewendet wird, weil auch der Christ ein Sündenträger sein soll und auch an seinem sterblichen Fleisch das Gericht über die Sünde vollzogen werden muss. Ebenso wie das Brandopfer, durch welches Christus alle Ansprüche Gottes befriedigte und so die Versöhnung zwischen Gott und Menschen herstellte, doch eine Anwendung auf unsern Wandel findet, indem es zeigt, wie der Mensch in Christo sich zum Opfer bringen soll, gerade so kann auch eine Anwendung auf den Christen gemacht werden in Bezug auf das Sünd- und Schuldopfer. Ohne auch nur im geringsten mit der Versöhnung, die das eine große Schuldopfer bewirkt hat, in Widerspruch zu treten, gibt es doch eine Auffassung, nach welcher der Christ sich das Sündopfer als Vorbild aneignen kann und soll. Viele Christen, welche hierzu nicht kommen, verschonen ihr Fleisch, anstatt dasselbe zu kreuzigen.

Was war denn noch das Sündopfer? Nicht wahr, das besondere Opfer, bei welchem das Schlachttier die Sünde trug und der Sünde wegen starb. Es fragt sich nun, wie dieser Gedanke auf den Christen anwendbar ist. Kann der Heilige Geist etwas in uns wirken, das dem Sündopfer oder dem "Sterben der Sünde" entspricht? Die Schrift selbst wird uns eine Antwort geben: "Christus hat einmal für unsere Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist (1Petr 3:18). Was aber folgt daraus? Etwa, dass Christi Tod uns vom Sterben freimacht und unseren Fleisch das Leiden ersparen soll? Im Gegenteil, Christi Sterben um der Sünde willen ist uns zum Vorbild gesetzt; auch wir als Seine Nachfolger müssen gerade deshalb ebenfalls der Sünde sterben. Darum fährt der Apostel in 1Petr 4:1 fort: "Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet auch euch mit demselbigen Sinn; denn wer am Fleisch leidet, der hört auf von Sünden." Der Heilige, welcher weiß, dass Christus das Kreuz für ihn getragen hat, folgt Ihm nach, indem er durch dieses Kreuz alles richtet und tötet, was dem HErrn missfällt. Das eigene Fleisch steht dem Heiligen Gottes entgegen, daher muss es sterben. Mögen andere das Kreuz Christi predigen, um eine Entschuldigung für ihren fleischlichen und sorglosen Wandel zu haben: der, welcher in Gottes Gegenwart bleibt, wird dort sicherlich lernen, dass wir durch Christi Kreuz m i t Ihm gekreuzigt werden müssen.

Wenn der Apostel sagt: "Es sei ferne von mir rühmen, als allein von dem Kreuz unseres HErrn Jesus Christus" - so fügt er hinzu: "Durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt." Wohl weiß ich, dass es Feinde des Kreuzes Christi gibt, denen der Bauch ihr Gott ist, die ihre Ehre in der Schande suchen, und welche die Lehre vom Kreuz Christi dazu benutzen, ihr Fleisch, das gekreuzigt bleiben soll, zu schonen. Gottes Wort aber sagt an vielen Stellen, dass der alte Mensch oder das Fleisch vielmehr durch das Kreuz in den Tod gegeben werden soll. Wenn daher ein Kind Gottes, sei es aus Unwissenheit über die Gedanken Gottes oder aus Ungehorsam den Lüsten des Fleisches nachgibt, anstatt sie zu töten, so wird es, falls es in Wahrheit des HErrn ist, Gottes Gerichte über sich herabziehen (1Kor 11:31.32). Wohl denen, die es in der Gemeinschaft mit ihrem HErrn lernen, ihr Fleisch zu richten und nicht erst durch des HErrn Züchtigungen dahin gebracht werden! Betreten wir diesen Weg nicht, so wird Gott uns schon dahin zu bringen wissen; denn das Fleisch m u s s sterben. "Welche Christo angehören, die h a b e n ihr Fleisch gekreuzigt" (Grundtext) (Gal 5:24), und "unser alter Mensch i s t mit Christo gekreuzigt" (Röm 6:6). Wie wir als solche, die mit Christo lebendig gemacht sind, uns Gott dazu hingeben das wir Früchte der Gerechtigkeit durch die Kraft des Heiligen Geistes darbringen können; ebenso sind wir auch durch die Vereinigung mit Christo und durch die Kraft Seines Geistes fähig gemacht, unsere Glieder, die auf Erden sind, zu töten (Kol 3:5) und unser Fleisch dem Tode zu überliefern, damit es samt Christo gekreuzigt werde.

Wie lehrreich ist also das Sündopfer, wenn wir es auch nur in diesem Lichte als Vorbild für uns betrachten. Wie besiegelt es die so langsam von uns erfasste Wahrheit, dass das Fleisch, der alte Mensch, gerichtet und getötet werden muss! Nun frage ich: Wie wird diese Anschauung des Opfers Christi und unsere Aufopferung mit Ihm von den heutigen Christen verstanden? Es hat jemand gesagt: Es ist der Ruhm unserer Tage, dass jetzt Christus der Gekreuzigte gepredigt wird. Aber wird Er auch nur in dieser einen Hinsicht völlig gepredigt?. Möge der Wandel derer, die diese Behauptung aufstellen, Antwort darauf geben. Wir meinen nicht etwa, dass man sie der Unsittlichkeit oder der Ausschweifung beschuldigen könne, aber können sie nicht mit Recht eines Wandels nach dem Fleisch überführt werden?

Es ist schwer, aus der Menge von Einzelheiten eine Auswahl zu treffen. Man denke aber da an den großen Wert, der manche auf Abstammung, Ahnen und Familienbeziehungen legen! Was heißt das, wenn man solche Rücksicht auf Person, Kleidung usw. nimmt? Was ist die Sorge für Ruhe und Bequemlichkeit, der übermäßige Aufwand (um nicht von tatsächlicher Verschwendung zu reden) bei der Einrichtung der Häuser, Tafeln usw.? Wieviel wird auf seine Bildung gegeben, zu deren Erlangung man so viel Zeit und Geld verschwendet! Mann denke ferner an die Erziehung, welche die meisten Christen gleich der Welt ihren Kindern geben! Wir wollen aber die Kreise etwas weiter ziehen und nicht nur von dem reden, was man allgemein als böse und sündig hält. Worauf sind bei denen, die sich nach Christi Namen nennen, die mancherlei Erfindungen und Entdeckungen im Gebiet der Kunst und Wissenschaft gerichtet? Worauf geht man aus im Handel und Wandel in einem sich christlich nennenden Land? Kann man alles dies und zahllose andere Dinge, die man nicht alle aufzählen kann, in Einklag bringen mit der biblischen Lehre, dass wir uns in Bezug auf den alten Menschen für tot halten sollen? Heißt das etwa Kreuzigung des Fleisches im Sinn der Heiligen Schrift?

Ach, nur zu deutlich beweisen viele Bekenntnisschriften unserer Tage, dass sie gerade in der Lehre, welcher sie sich rühmen, nur die halbe Wahrheit erfasst haben, dass sie gerade d i e Wahrheit, welche das Kreuz uns vorhält, nur von einer Seite erkennen. Dass Christus f ü r s i e gekreuzigt wurde, ist ihnen wohl bewusst, nicht aber, dass sie "mit Ihm gekreuzigt" sind. Aber sie haben für letzeren Ausdruck darin eine Erklärung gefunden, dass Sein Tod uns die Rechtfertigung erworben habe. Das ist jedoch auch wieder nur ein Teil der Wahrheit, denn vergeblich würden wir in dieser Erklärung der apostolischen Worte (Röm 6:6) eine Antwort auf den Einwurf finden, den der Apostel vorausgeschickt (Röm 6:2). Der Einwurf wird vielmehr dadurch bestätigt; denn es ist nichts anders als dem Fleisch Vorschub leisten und es dem Sterben entziehen. Kommt dann der Tod selber zur Widerlegung dieses Bekenntnisses und zum Beweis, dass der Christ nicht im Fleisch gerettet wird, dann zeigt sich die Folge dieser nur halb verstandenen Schriftlehre. Denn anstatt den Tod als Ziel des Lebens willkommen zu heißen, weil er in demselben die Vollziehung des Urteilsspruches über das Fleisch sieht; anstatt befähigt zu sein, sich der Trübsale und Schwachheiten zu rühmen und die Zerstörung des Fleisches mit Freuden zu erdulden; und anstatt dem Opfertier zu gleichen, das der, welcher die Schlachtung vollziehen sollte, schon tot fand: ist er kaum entschlossen zu sterben und ungeduldig im Fleisch zu leiden. Warum aber? Weil die Lehre, welche das Kreuz Christi ihm predigen sollte, nie völlig von ihm erfasst worden ist und er daher nie erfahren hat, dass die Erlösung nicht im Fleisch, sondern im Geist geschieht. Er hat nie begriffen, dass wir nicht v o m Tode, sondern a u s dem Tode errettet werden, und dass durch unser Sterben und Auferstehen mit Christo nicht die alte Natur in ihren Rechten bestätigt, sondern eine neue Natur mitgeteilt wird.

5. Das Schuldopfer

Es bleibt jetzt nur noch übrig, das S c h u l d o p f e r daraufhin zu betrachten, wie es auf den Christenwandel bezogen werden kann. Es war dies d a s Opfer, durch welches ein Unrecht wieder gutgemacht wurde; der Übertreter zahlte zurück, was er schuldig war und gab noch ein Fünftel darüber. Wir sahen, wie auch dieses Opfer durch Christum f ü r u n s gebracht wurde, wie Gott aus Seinen Händen alles zurück erhielt, was Menschen Ihm geraubt hatten, und haben uns überzeugt, wie alle, die in Christo Jesu sind, in Ihm, durch den sie die Versöhnung empfangen haben, vor Gottes Augen vollkommen gerecht dastehen. Jetzt aber wollen wir zu erforschen suchen, wie auch dieses Opfer auf unseren Wandel Beziehung hat, und in wieweit für unser Einssein mit Christo auch diese Seite des Opfers Christi ein Vorbild werden kann.

Zunächst haben wir es hier mit Wiedererstattung zu tun. Christus macht in Seiner Stellvertretung alles von Menschen begangene Unrecht wieder gut. Nicht mit Gold oder Silber, sondern mit Seinem heiligen teuren Blut (1Petr 1:18.19) hat er durch Sein einmaliges Opfer alle unsere Schulden bezahlt. In d i e s e m Sinne können wir nichts wiedererstatten. Wenn Christus dies nicht getan hätte, so wären wir verloren. Selbst wenn wir die noch übrige Zeit unseres Lebens ganz für Gott leben wollten, könnten wir doch nicht unsere früheren Übertretungen wiedergutmachen. Jeder Tag würde noch dazu wieder seine eigenen Forderungen haben, und schon deshalb könnten wir niemals überzählige Werke vor Gott bringen. Dennoch kann der mit Gott in Gemeinschaft stehende Gläubige in gewissem Sinn und Maß eine Wiedererstattung leisten; natürlich nicht, um Annahme bei Gott zu finden, sondern um zu bezeugen, wie er durch die Kraft des Heiligen Geistes sich in Christi Sinn und Maß eingelebt hat (Phil 2:5-11). War er einst ein Knecht der Sünde und hatte als solcher Gott und Menschen entzogen, was er ihnen schuldig war, so trachtet er jetzt danach, da er von den Sündenfesseln frei geworden ist, ein Knecht (wörtlich Sklave) der Gerechtigkeit zu werden. "Nun ihr aber von der Sünde (d.h. vom Sündendienst) frei, und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr eure Frucht, dass ihr heilig werdet, das Ende aber ist das ewige Leben (Röm 6:22).

Es wurde jedoch beim Schuldopfer dem, was wiedererstattet werden muss, noch ein Fünftel hinzugefügt. War Gott oder ein Mensch durch Übertretung des Seinen beraubt worden, so genügte das an ihm begangenen Unrechts halber die Erstattung des zu fordernden Gutes nicht, sondern es musste noch ein Fünftel mehr entrichtet werden. Dieses Fünftel machte einen wesentlichen Teil des Schuldopfers aus. Und auch diese Seite des genannten Opfers ist für die Nachfolger Jesu vorbildlich. Es ist eben nicht genug, den Mitmenschen nur ihr Recht zukommen zu lassen, sondern man soll als Christ auch darüber hinausgehen. Das sagen uns auch eine Reihe von Bibelstellen, z.B.: "Ihr habt gehört, dass da gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den anderen auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und so dich jemand nötigt eine Meile, so geh mit ihm zwei. Gibt dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der von dir borgen will. Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen" (Mt 5:38-44).- "Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wo ihr etwas wider jemand habt, auf dass euer Vater im Himmel euch vergebe auch eure Fehler. Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer Vater, der im Himmel ist, eure Fehler n i c h t vergeben" (Mk 11:25-26). "Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun dasselbe auch. Und wenn ihr leiht, von denen ihr hoffet zu nehmen, welchen Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen auch den Sündern, auf dass sie Gleiches zurückbekommen. Vielmehr liebet eure Feinde, tut wohl und leihet, wo ihr nichts dafür erhofft, so wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn Er ist gütig zu den Undankbaren und Boshaften" (Lk 6:32-35).

Das alles sind klare Worte, allein wie wenig wird danach gehandelt selbst von manchen, die behaupten, mit Christus eins zu sein. Vorausgetzt, dass ich meinem Nächsten gerecht geworden bin, habe ich darum schon barmherzig an ihm gehandelt? Wer macht sich Gedanken darüber, das Gericht zur Hilfe zu nehmen, um zu seinem Recht zu kommen. Ja, wer beabsichtig, falls das Gericht ihm nicht sein Recht verschafft, durch allerlei Umwege zum Ziel zu gelangen? Stellen wir uns doch nicht auf den Rechtsstandpunkt, sondern lassen wir Gnade walten. Wir hoffen doch auch auf Gnade! Doch ich schweige besser über diesen Punkt. Wer Christus nicht hören will, wird schwerlich Seinen schwachen Knecht hören! "Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufersteht." (Lk 16:31).

Schlussgedanken

Dies ist der Inhalt der "Opfergesetze." Alle zeigen uns den e i n e n Christus und Sein vollkommenes Opfer. Wieviel lehren sie uns in Bezug auf unseren Glaubensstandpunkt und unseren Wandel!" Bedürfen wir dieser Wahrheit nicht? O gewiss, wenn es jemals eine Zeit gegeben hat, in der man die mit dem Opfer Christi verknüpften Wahrheiten bedurfte, so ist es die jetzige. Wie es in den Tagen Christi geschah, so wird auch jetzt die Wahrheit Gottes als Stütze für Irrlehren benutzt. Ebenso wie die Pharisäer das Gesetz, welches nur dazu gegeben war, um den Menschen von ihrer Sündhaftigkeit zu überzeugen, dazu brachten, die Gerechtigkeit des Menschen zu preisen, so wird jetzt das Evangelium, welches uns dazu gegeben wurde, ein Führer in die obere Welt zu sein, dazu angewandt, diese Welt zu einem festen Wohnplatz zu machen. Ich bezeuge hiermit nur offenkundige Dinge. Es ist der Ruhm unserer Tage, dass die Christenheit tut, was sie nie zuvor getan. Sie gibt der Welt Bedeutung und den Nationen Frieden; sie sucht mit einem Wort dem Menschen schon diesseits des Grabes ein besseres Heim, einen sicheren Ruheplatz zu verschaffen. Indessen bleibt die Welt, was sie stets war: W e l t und der Mensch ein Sklave seiner Begierden.

Es gab eine Zeit, in der Christen die Welt verleugneten, ihr entsagten: jetzt will man ihre Schäden beseitigen, ohne sie aufzugeben. O welch listiger Betrug des Argen, wodurch sich so viele unseres sinkenden Zeitalter verführen lassen!" Gottes Wahrheit wird jetzt, anstatt den Menschen mit der Erwartung der Auferstehung ins Grab zu legen, dazu gebraucht oder vielmehr missbraucht, den Menschen im Fleisch zu vollenden, ja zu vergöttern. Sie wird benutzt, die vergänglichen Dinge festzuhalten, anstatt zu den ewigen hinzuführen, ein Erbteil diesseits des Grabes zu sichern, statt in der Herrlichkeit, welche noch offenbart werden soll. O, wie wird doch dies alles durch das Opfer Christi gerichtet! Es redet von Aufopferung bis ans Kreuz. Es sagt uns, weil wir eins mit Ihm sind, wir auch Sein Los teilen müssen. Und welches war dieses hier auf Erden? Er litt unter Pontius Pilatus, starb am Kreuze und wurde begraben; am dritten Tage stand Er wieder auf, fuhr auf gen Himmel und sitzet nun zur rechten Hand Gottes, von dort wird Er kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten. Was hatte Er hier auf Erden? Nichts. Er konnte eine Welt, die noch nicht durchs Feuer gereinigt ist, die noch unter dem Fluch liegt, nicht zu Seiner Heimat machen. Er ging durch dieselbe wie ein Fremdling.

Wollen wir Ihm ähnlich sein, dann müssen wir denselben Weg gehen. Luther hat es ausgesprochen: Unser Bräutigam ist ein Blutbräutigam. Er will nicht, dass wir diese Welt liebhaben, bevor Er sie in Besitz genommen hat. Sein Tag ist nahe; Er wartet darauf (Hebr 10:13). Lasst uns zufrieden sein, noch eine kleine Weile mit Ihm warten. Und während manche Sein Reich vorweg nehmen, so lasst uns doch, so lange es noch ein Reich ohne Ihn und Seine Heiligen ist, noch auf die Auferstehung aus den Toten und auf das zukünftige Leben warten.