Die Hoffnung unseres Erbes

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
94. Der Auferstehungsleib der Gläubigen 1Kor 15:35-44 (1925)

95. Die Hoffnung unseres Erbes

  • Eph 1:15-23 (ELB) (15) Deshalb höre auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe, nicht auf, (16) für euch zu danken, und ich gedenke eurer in meinen Gebeten, (17) dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst. (18) Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wißt, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen (19) und was die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. (20) Die hat er in Christus wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt gesetzt hat, (21) hoch über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird. (22) Und alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, (23) die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.

Der erhöhte Herr

Die Himmelfahrt des Heilandes ist die Einsetzung des Herrn in alle Macht im Himmel und auf Erden. Angetreten hat Er diese Macht zuerst unter den verlorenen Engeln mit Satan an der Spitze, welche besiegt und überwunden sind. Aber auch hier ist die völlige und endgültige Überwindung noch nicht vorhanden. Satan darf sich erst vollends ausleben. Doch ist er immerhin nach dem Tode, der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi, der im Triumph Schaugetragene. Die volle, ganze und durchgeführte Königsmacht hat der Heiland als erhöhter bei den guten Engelgeistern. Durch ihre Himmel ist Er hindurchgefahren, und sie haben Ihm gehuldigt. Unter den Menschen hat der Herr die wirklich ausgeübte Königsmacht als Heiland noch nicht. Sie gehen nach ihrer Masse der sich vollendenden Verführung durch Satan entgegen. Die Weltreiche enden und spitzen sich zu im antichristlichen Reich, dessen Ausgestaltung sich vor unseren Augen zu vollziehen beginnt. Der Masse der Welt gegenüber ist der erhöhte Herr immer noch ein verborgener Heilskönig.

Beschafft ist das Heil, aber zur Auswirkung kann es erst kommen, wenn alles zerbrochen vor des Heilands Füßen liegt, das erwählte Volk der Juden voran. Jetzt von einem wirklichen, aufgerichteten und durchgeführten oder durchzuführenden Königtum des Herrn unter den Menschen zu reden, ist nicht nach dem geoffenbarten Plan Gottes. Der Heiland i s t König, der Heiland h a t alle Macht; aber die Auswirkung geht nach göttlichen Planordnungen. Das Zentralvolk der Juden hat versagt, nun bleiben die Nationen dahingegeben bis zum Tag der Wiederkunft des Herrn. Das ist der Reife-Tag in Gericht und Gnade.

Gemeine-Sammlung

Bis dahin wird die Gemeine gesammelt. Gläubige in Christo werden hin und her unter dem Schall des Wortes geboren. Diesen Gläubigen ist der Erhöhte nicht nur König, sondern v i e l m e h r: Er ist ihnen die H o f f n u n g ihres B e r u f e s (V. 18). Die Gläubigen haben im Erhöhten nicht nur einen König, unter dessen Herrschaft sie im Glaubensgehorsam kommen, sie haben in Ihm vielmehr Den, in welchem sie geboren sind und zu dessen Gleichheit sie heranwachsen. Nicht über ihnen steht, i n i h n e n lebt und wächst der Herr und führt sie zu Seiner eigenen Größe und Schönheit hin. So hat die gläubige Gemeine im erhöhten Herrn ihre eigene Hoffnung lebendig verkörpert. Hoffnung ihres Berufs ist der gen Himmel Gefahrene für sie. Die Augen öffnen möchte der Apostel Paulus heute am erhöhten Herrn allen Gläubigen für die unaussprechliche Herrlichkeit, zu welcher sie berufen sind. Der Gemeine ist der verherrlichte Heiland etwas ganz Besonderes, nämlich ihr eigenes Werdebild. Himmelfahrt ist darum für die Kinder Gottes ein ebenso demütigendes wie erhebendes Fest.

Wer sind wir, dass wir zu so Hohem sollen berufen sein? Und doch, wir sind es, der Glaube darf es fassen; ja er muss es fassen. Wir brauchen diese gewisse Hoffnung in all den Kreuzeswegen des Glaubenskampfes hienieden. Wenn der Apostel von der überschwänglichen Hoffnung unseres herrlichen Erbes redet und am gen Himmel Gefahrenen sie uns aufweist, dann redet er ausdrücklich, und sonderlich die gläubige Gemeine an. „Nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch i n den Herrn Jesu und von der Liebe zu allen Heiligen“, so hebt er an. Er redet Menschen an, welche wiedergeboren zum Glaubensleben, i n dem H e r r n J e s u stehen. Er hat Leute vor sich, in welchem das Große geschehen ist, dass der Heilige Geist innewohnend, und ein Glaubens-Gemeinschaftsleben in dem Herrn entsprungen ist. Diese gläubigen Gottgeborenen lieben die Brüder.

Die Brudergemeine des Geistes

Sie sind Heilige, d. h. Menschen, in welchen die Gnade den Sieg über alles Sünden- und Todeswesen erlangt hat. Hier ist zum Heiland ein besonderes Verhältnis entstanden, das Eigentumsverhältnis, der Stand des In-Ihm-Seins. Hier ist zu den gottgeborenen Menschen ein besonderes Verhältnis entstanden, das der Liebe und brüderlichen Gemeinschaft. Diese Brudergemeine des Geistes, glaubensmäßig von oben geboren, redet er an. Diesen ist der Heiland mehr als König. Diese sind mehr als Untertanen - sie sind K i n d e r, sie sind Gottes Hausgenossen. Der Heiland schämt Sich nicht, sie Bruder zu nennen. Für diese Heiligen Gottes in Christo hört der Apostel nun nicht auf, zu danken und Fürbitte zu tun. Und sein besonderes Anliegen ist: „dass der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, ihnen gebe Geist der Weisheit und der Offenbarung in der Erkenntnis Jesu, und erleuchtete Augen des Herzens, zu erkennen, was da sei die Hoffnung ihres Berufes.“

Es braucht ein reifes Maß des Heiligen Geistes, im erhöhten Herrn die Hoffnung unseres Berufes und Erbes zu sehen. Man sieht dies noch nicht klar und hell auf den ersten Glaubensstufen. Da muss die Vergebung der Sünden, der Friede mit Gott, das neue Leben in Christo schon eine gewisse Reife und Festigkeit erlangt haben, bis die Hoffnung des Erbes im Glauben ergriffen werden kann. Darum wünscht der Apostel den Gläubigen in Christo den Geist der Weisheit und der Offenbarung. Hineinsehen in den Reichtum des uns zugedachten Erbes, ist ein Stück der Weisheit von oben und zwar ein Stück Offenbarungsweisheit. Da muss in den Herzensaugen eine Hülle weg, es muss eine Enthüllung, eine Erleuchtung geschehen, damit man erkennt, was Gott aus uns machen will. Die herrliche Hoffnung des Erbes der Gläubigen kann nicht auf natürlichem Wege erkannt und angeeignet werden. Man kann sie predigen und sagen - das natürliche Auge sieht sie trotzdem nicht, und sie wird ihm nicht überwältigend groß und zum Nachjagen wichtig.

Der Reichtum unserer Hoffnung

Es ist eine innere Augenöffnung durch den Heiligen Geist notwendig, dann geht dies Große und Herrliche dem Herzen auf, und man sagt wie ein Johannes: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder sollen heißen! Und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden wir sein werden; wir wissen aber, wenn Er erscheinen wird, dass wir Ihm gleich sein werden, wie Er ist. Wer solche Hoffnung hat, der reinigt sich.“ Drum wollen wir wie ein Paulus beten für alle Gläubigen, dass ihnen der Heilige Geist Weisheit, Offenbarung, Augenöffnung gebe. Sonderlich unter den Leiden, Trübsalen und Anfechtungen sind sie nötig. Diese trüben uns oft den Blick für den Reichtum unseres Erbes. Man muss ihn s e h e n, wenn man bekennen will: „Die Leiden dieser Zeit sind nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden.“

An dem erhöhten Herrn öffnet uns der Geist den Einblick in den Reichtum unserer Hoffnung. Er, der Erhöhte, ist die Herrlichkeit unseres Erbes. An Ihm erkennen wir die Hoffnung unsers „Berufes und den Reichtum der Herrlichkeit Seines Erbes in den Heiligen.“ (V. 18).

Diese geistleibliche Verklärung, dieses lichtdurchdrungene Geistleib-Wesen in der Herrlichkeit, das soll auch unser Besitz werden. Das ist die Hoffnung unseres Berufes. Wir sind durch den Geist unseres Herrn Jesu Christi berufen. Und dieser Geist verklärt Jesus in uns und an uns, und führt das Werk durch bis zur Vollverklärung. Das ist fürwahr ein Reichtum. Es ist ein Reichtum an Friede und Freude, ein Reichtum an göttlichem Heil, ein Reichtum an Leben und Kraft; ein Reichtum an Liebe und Hoffnung, ein Reichtum an Leben und Herrlichkeit. Da ist alle Armut am Geiste, an Seele und Leib weit überwunden, Gottes Herrlichkeit erben, wie sie der Herr Jesus Christus in Seiner Erhöhung besitzt: wenn das nicht Reichtum ist! Die armen Gläubigen gehen einem großen Reichtum entgegen. Gott beerben, Jesu Christi Miterben sein, das ist unfassbar groß. Das müssen wir uns durch den Geist im Glauben gewiss machen lassen: was der erhöhte Christus hat, das ist auch mein!

In Christus ist alles neu geworden

Aber, sagst du, wie können wir so hoch hinaufgelangen? Darum, weil wir in unserem Glaubensleben den Anfang dazu schon in uns tragen. Bedenke doch, was für eine „überschwängliche Größe an Kraft“ schon offenbar geworden ist an uns, den Gläubigen. Wenn ein Mensch glauben kann an den für ihn gestorbenen, erstandenen und erhöhten Gottessohn, dann ist in ihm dieselbe „Kraft der Stärke wirksam geworden“, welche Gott „gewirkt hat in Christo, als er Ihn von den Toten auferweckte und Ihn setzte zu Seiner Rechten.“ Ein gläubiger Mensch ist ein Auferstandener. Der Glaube ist die neue Geburt. Ein Mensch, der Christum sieht und kennt, ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Wer im Heiland steht und lebt, an dem ist etwas unsagbar Großes geschehen. Dem Gläubigen ist diese Welt in ihrer sündigen Nichtigkeit vergangen, und die unsichtbare Welt in ihrer Hoheit, Schönheit und Reinheit aufgegangen. Wo Glaube ist, da ist das Alte vergangen, es ist alles neu geworden. Wo der Geist schreit: „Abba, lieber Vater!“, da wohnt die Kraft Gottes, welche das ewige Leben ist. Und dies angefangene Buß- und Glaubenswerk führt der Herr durch. Und der Glaube weiß, dass es der Herr durchführt, denn er kennt den Herrn, dass Er treu ist.

Unsere lebendige Hoffnung schwebt nicht in der Luft, sie ruht auf einem göttlichen Anfang und geistesmäßigen Fortgang im Glaubensleben. Jener erhöhte Herr hat uns Seinen Geist gegeben, und dieser Geist nimmt’s von Ihm, dem Herrn, und gibt’s uns. Er verklärt in einem jeden nach seinem Maße Christum. So gewiss werden die mit Christus Gestorbenen und Auferstandenen auch erhöht. Er ist die Hoffnung unseres Erbes. Was in Ihm vollendet ist, nehmen wir im Glauben auch für uns vollendet.

Die Stellung der Gläubigen

Und fürwahr, es ist ein Großes, was wir da hoffen. Der Heiland ist erhöht „über alles Fürstentum und über alle Macht und Kraft und Herrlichkeit, über jeden Namen, der genannt mag werden, nicht allein im gegenwärtigen Äon, sondern auch im kommenden; alles hat Er unter Seine Füße getan“ (V. 21 u. 22a). Hier sind alle Gewaltigen der guten Engel, aber ebenso alle Gewaltigen der bösen Geister, und ebenso alle Gewaltigen der Menschenkinder jetzt im Zeitalter der Gemeine wie im Zeitalter des Tausendjährigen Reiches gemeint. Das gilt auch für den Antichrist, den Gog und den Magog, ja für Satan selbst. Und zu diesem Einen, der über alle und über alles ist, werden die Gläubigen in ihrer Vollendung hingestellt. Jetzt sind sie arm und elend; sie gelten nichts und haben in der Welt und ihren Dingen keinen Einfluss. Sie sind die verlachten Narren, die man in der Welt nicht brauchen kann. Aber das ist die Hoffnung ihres Berufes: sie bilden einst das Herrschergeschlecht über alle Kreatur in Christo Jesu, ihrem Herrn. Wir sind in der Ministerschule in unserem Glaubenskampf in der Welt. Jede Entäußerung und Erniedrigung bildet eine Erhöhung. So tief hinab, so hoch hinauf. Als die nichts innehaben und doch alles haben. Des Heilands Stellung wird auch unsere Stellung.

Der, welcher alles unter die Füße bekommt, der ist gegeben der Gemeine zum Haupt, und die Gemeine ist Ihm gegeben zum Leib. Und in diesem Leib wohnt dann die Fülle Christi, die Fülle Des, der alles in allen erfüllt. Der Heiland übt all Seine Herrschaft und Seine Gewalt durch Seinen Leib aus. Der Leib ist immer der Offenbarungsträger des Geisteswesens. Und jeder Leib entspricht der Herrlichkeit des in ihm herrschenden Geistes. Auf diesen Leib hoffen wir; Glieder an ihm sind wir schon im Glauben und wissen, Er wird uns vollenden. In jedem Glied ist eine e i g e n t ü m l i c h e Kraft Seines verklärten Herrlichkeitswesens. Im ganzen Leib wohnt die ganze Fülle.

Die Herrlichkeitsoffenbarung Christi

Die Herrlichkeitsoffenbarung Christi auf allen Stufen geschieht durch diesen Leib. Gleichwie einst von der Luft her Satan und sein Leib die Erde beeinflusst, und ihr den Charakter eingeprägt und aufgeprägt hat, so wird der Heiland ebenfalls von der Luft her, nach Bindung Satans, Seinen Lichteseinfluss durch Seinen Leib geltend machen. Das gibt dann die Gottesherrschaft über Kreatur, Menschen und Geister. Am Jüngsten Gericht dürfen dann diese Heiligen die Gerichtsherrlichkeit Christi weiter ausstrahlen. Auf der neuen Erde sind sie die Lebensausstrahlung Christi in die Räume der Seligen wie der Unseligen. Fürwahr, so wir solches an Ihm und in Ihm glauben, dürfen wir wohl sagen: uns ist das Los, das Erbteil zugefallen auf lieblichste. Halte diesen Herrlichkeitsglanz fest und sage im Glauben: er ist mein. Da lässt sich’s kämpfen und überwinden, da lässt sich’s leiden und sterben, da lässt sich’s jetzt dienen auf den niedrigsten Stufen, wenn solches Herrlichkeitserbe unser Teil ist.

Und wenn dies Kleinod dir wollte entschwinden, dann schau nur den an, in dem du gläubig stehst und gehst - Er ist die Hoffnung unseres Erbes. Und je mehr du in der Niedrigkeit Ihm gleichst, umso mehr und umso gewisser wirst du Ihm auch in der Herrlichkeit gleichen.

Herrlicher, sieghafter, erhöhter Herr, wir beten Dich an! Du bist unser Teil und Erbe!

Ich will streben nach dem Leben,
wo ich selig bin.
Ich will ringen einzudringen,
bis dass ich’s gewinn’!

Lies weiter:
96. Das höchste Ziel Phil 3:12-14