Die Hochzeit zu Kana

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„In der Seelsorge Jesu: Was Er euch sagt, das tut (Joh 2:1-11)“


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Von Daniel Muhl

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Bibeltext

ELB Joh 2:1 Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war dort.
ELB Joh 2:2 Es war aber auch Jesus mit seinen Jüngern zu der Hochzeit eingeladen.
ELB Joh 2:3 Und als es an Wein mangelte, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein.
ELB Joh 2:4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit [dir] zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
ELB Joh 2:5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagen mag, tut!
ELB Joh 2:6 Es waren aber sechs steinerne Wasserkrüge dort aufgestellt nach der Reinigungssitte der Juden, wovon jeder zwei oder drei Maß fasste.
ELB Joh 2:7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis oben an.
ELB Joh 2:8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt es dem Speisemeister! Und sie brachten es.
ELB Joh 2:9 Als aber der Speisemeister das Wasser gekostet hatte, das Wein geworden war - und er wusste nicht, woher er war, die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es - ruft der Speisemeister den Bräutigam
ELB Joh 2:10 und spricht zu ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den guten Wein vor, und wenn sie betrunken geworden sind, dann den geringeren; du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.
ELB Joh 2:11 Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.

Eine einmalige Hochzeit

Die "Hochzeit zu Kana" ist eine wunderbare Geschichte! Sie zeigt uns gleich mehrere wichtige Aspekte, die sehr bedeutsam sind:

  1. Die Hochzeit ist in den Augen Jesu ein sehr bedeutsamer Anlass, den es auch zu feiern gilt. Dieses Fest feierte er mit seiner gesamten Gefolgschaft. Eine Hochzeit war für Jesus weit mehr als eine schöne Tradition!
  2. An einem solchen Fest soll es nicht an Wein mangeln. Durch das Wunder der Wandlung von Wasser in Wein, wird auch die Bevollmächtigung Jesu ersichtlich, wonach Er die irdischen Gesetze aufheben kann. Diese Begebenheit offenbarte die Herrlichkeit des Gottes Sohnes. Trotz der Gefahr, dass sich etliche Gäste betrinken und einen Rausch bekommen würden, verwandelte Jesus das Wasser in Wein! Auch das ist bemerkenswert.
  3. Diese Hochzeit ist überdies ein Bild auf die große Hochzeit zwischen Jesus Christus und seinem Volk Israel. Der Hinweis, dass diese Hochzeit am "dritten Tag" war, dürfte auch einen prophetischen Charakter haben.
  4. Maria denkt zwar im Sinne des Herrn Jesus, aber sie war etwas zu voreilig. Maria wusste für was ihr Sohn zuständig war und weist die Diener entsprechend an. Aus dieser Begebenheit dürfen wir auch sehr viel für unser eigenes Glaubensleben lernen. Sie hat zugleich einen tief seelsorgerlichen Aspekt. Aber davon weiter unten.

Die Bedeutung einer Hochzeit

Dieses erste offizielle sichtbare Wunderzeichen Jesu geschieht also an einer Hochzeit.
Die Hochzeit ist aus biblischer Sicht nicht einfach eine alte, menschliche Tradition, sondern eine Erfindung Gottes. Bereits kurz nach der Erschaffung des Menschen sagte Gott in Bezug auf Mann und Frau:

  • 1Mo 2:24 - Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein "ein" Fleisch.

Die Hochzeit ist sowohl im natürlichen, als auch im geistlichen Bereich der Höhepunkt einer Liebesbeziehung. Sie ist der krönende Abschluss einer Wartezeit und der Beginn einer Einheit, die nicht wieder aufgelöst werden sollte. Jesus wird Seine Ehen, die Er schließen wird, nie und nimmer auflösen! Vielleicht befremdet es einige, dass ich hier von „Ehen“ spreche. Das sage ich deshalb ganz bewusst, weil ich von der Bibel her auch mehrere Hochzeiten sehe. Der Leib Jesu wird von Paulus als eine reine Jungfrau bezeichnet, die er einem Mann verlobt hat (2Kor 11:2). Nach der Entrückung des Leibes Jesu wird es deshalb eine erste Hochzeit geben. Wenn Christus (mit Seinem Leib zusammen) Sein Volk Israel heiraten wird, dürfte dies eine weitere Hochzeit sein. Im irdischen Leben ist Polygamie negativ zu beurteilen, während es bei der „Polygamie" unseres Herrn Jesus mit jeder Hochzeit zu einer Mehrung der Herrlichkeit kommt. Dazu gibt es auch eine sehr interessante Stelle:

  • ELB Lk 12:36 - Und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen.

An dieser Stelle wird deutlich, dass der Herr bereits „von einer Hochzeit“ kommt, wenn Er bei gewissen Menschen anklopft. Wenn Jesus von einer Hochzeit kommt und danach bei weiteren Menschen anklopft, damit sie Ihn einlassen, dann kann man davon ausgehen, dass auch diese Menschen später einmal eine Hochzeit mit Jesus erleben werden!
Die leibliche Vereinigung zweier sich Liebenden kann im körperlichen Bereich eigentlich mit nichts anderem an Schönheit überboten werden. Wie viel schöner wird dann nach der Entrückung die Vereinigung der Gemeinde mit Jesus Christus sein und wie unfassbar herrlicher wird es sein, wenn der Herr sein Volk Israel „heiraten“ wird? Dieses Wunder wird geschehen, obwohl sich Israel mehrfach als Hure erwiesen hat!
Eine biblische Hochzeit lässt den Willen zu einer bedingungslosen, verbindlichen und treuen Liebe erkennen. Ich vermute, dass sich unser Herr Jesus Christus im Moment auf nichts so sehr freut, wie auf die Vereinigung mit Seinem Leib. Es wird für Ihn und auch für uns ein absoluter Höhepunkt werden.
Genau vor diesem Hintergrund dürfen wir auch die Bedeutung und Kostbarkeit einer Hochzeit erkennen. In unserer heutigen Gesellschaft bekommt die Hochzeit zunehmend einen anderen Stellenwert:

  • Für die einen ist es eine schöne und romantische Tradition, die man unbedingt einmal erlebt haben sollte.
  • Nicht wenige Menschen betrachten die Ehe als eine etwas überholte Form, einer partnerschaftlichen Verbindung. Sie wird nicht mehr als zeitgemäß angeschaut. Die Aussage an einer Hochzeit, „bis dass der Tod euch scheidet“, können viele gar nicht mehr ernst nehmen, weil man ja nie weiß, wie lange die „Gefühle noch stimmen“.
  • Einige heiraten deshalb, weil man das Zusammenleben auf eine vertragliche Grundlage stellen will; vor allem dann, wenn gemeinsame Kinder da sind.

Der Aspekt der bedingungslosen, treuen und verbindlichen Liebe, wird aber zunehmend infrage gestellt. Die biblische Bedeutung einer Hochzeit ist über weite Teile verloren gegangen. Der Hebräerbrief macht uns auch auf die Kostbarkeit der Ehe aufmerksam, wenn wir da lesen:

  • HSN Hebr 13:4 - Die Ehe [werde] bei allen in Ehren gehalten und das Ehebett nicht [durch] Sünde entweiht; denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.

Die Hochzeit ist in der Tat ein Fest der Liebe und an einem solchen Fest sollen sich alle von ganzem Herzen freuen.
Wahrscheinlich handelte es sich bei dieser Hochzeit um einen Verwandten von Jesus, da auch Seine Mutter dabei war und Jesus selbst Seine Jünger mitnehmen konnte. Vielleicht wurde die Hochzeitsgesellschaft dadurch um einiges größer, als die Verantwortlichen ursprünglich rechneten. Der Mangel an Wein war aber sehr wahrscheinlich auf die Armut der Familie zurückzuführen. Vermutlich kam bei den Verantwortlichen bald einmal die Sorge hoch, zu wenig Wein vorrätig zu haben. Entweder lag es an einer falschen Kalkulation, weil sie die genaue Zahl der Gäste nicht kannten oder die Familien des Brautpaares waren schlicht und einfach zu arm, um sich mit genügend Wein einzudecken. Beides würde mich irgendwie faszinieren!

  1. Ich glaube auch, dass an der Hochzeit unseres Herrn viel mehr Menschen anwesend sein werden, als alle vermuten. Wir werden einmal staunen, wer hier alles auftauchen wird und wie sich die Freude hier ins Unermessliche steigern wird!
  2. Die Braut und ihre Familie sind zu arm, um an einer solchen Feier das mitzubringen, was dieser Feier würdig wäre. Aber immer da, wo Jesus ist, wird es keinen Mangel geben. Er wird dafür besorgt sein, dass alles im Überfluss vorhanden sein wird.

Der Anfang der Zeichen

Durch die Aussage in Vers 11 gilt die Wandlung von Wasser zu Wein, als das erste offizielle Wunder Jesu. An dieser Stelle kann man sich natürlich fragen, warum Jesus ausgerechnet mit diesem Zeichen begann? Was hat es für eine Bedeutung, wenn Jesus an einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt?
Der Werdeprozess des Weines ist ja relativ lang und beinhaltet mehrere Stationen. Der Wein besteht chemisch zu einem großen Teil aus Wasser und dieses Wasser macht einen sehr langen Weg, bis es zum Bestandteil des Weines wird. Als Nicht-Fachmann möchte ich diesen Prozess etwas beschreiben:

  1. Das Wasser fällt vom Himmel. Das ist schon einmal ein erstes Hinab.
  2. Dann versickert es in der Erde und es kommt somit in, resp. unter die Erde.
  3. Die Wurzel des Weinstocks zieht einen Teil des Wassers aus der Erde und transportiert das Wasser in die Traube. Der Weinstock selbst bedarf eines gewissen Alters und einer Reife, bevor er geeignete Trauben bilden kann. Auch muss er zuvor mehrfach beschnitten werden.
  4. In der Traube muss das Wasser nun warten. Durch die Sonneneinstrahlung und die Prozesse innerhalb der Traube bekommt die Frucht die entsprechende Süßigkeit und den einmaligen Geschmack.
  5. Nach der Ernte werden die Reben gepresst. Zurzeit Jesu wurden die Trauben sehr oft in eine Kelter aus Stein gebracht und anschließend barfüßig getreten und dadurch ausgepresst. Unter der ganzen Last des Körpers wurden die Trauben so zerquetscht, dass der Traubensaft anschließend in die entsprechenden Behälter floss.
  6. Ob man dem Traubensaft vor 2'000 Jahren noch gewisse Substanzen zufügte, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall war dann wieder Warten angesagt. In der Dunkelheit des Behälters fing der Saft an zu gären. Erst nach ein paar Monaten konnte man den Wein trinken. Die ganz guten Weine wurden mehrere Jahre gelagert. Auch Jesus erklärte einmal:
  • Lk 5:39 - Und niemand, der vom alten Wein trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.

In unserer Geschichte hat Jesus diesen ganzen Werdeprozess einfach umgangen. Damit hat Er zu Beginn Seines Wirkens gleich deutlich gemacht: „Ich bin der Herr über alle physikalischen und biologischen Gesetze! Ich bin diesen Gesetzen nicht unterworfen, aber in den allermeisten Situationen unterstelle ich mich diesen Gesetzen, die ich ja gemacht (oder zumindest genehmigt) habe.
Bezüglich dieses Wunderzeichens schreibt Heinz Schumacher in der Fußnote seiner Übersetzung:

Seine Wunder wiesen zeichenhaft auf die Realität göttlichen Lebens und des kommenden Gottesreiches hin. Das Johannesevangelium berichtet 7 Wunder Jesu (Joh 2:11 - Joh 4:54 - Joh 5:8,9 - Joh 6:11-14 - Joh 6:19-21 - Joh 9:6,7 - Joh 11:43,44). Warum verwandelte Jesus Wasser in Wein? Vielleicht wollte er damit ausdrücken: Wo Jesus herrscht, tritt der Wein der Freude der Erlösung an die Stelle der Wasser der Drangsale (Hi 11:16 - Ps 69:2 - Ps 69:16 - Ps 144:7 - Jes 30:20 - Jes 43:2) oder auch: an die Stelle "eigener vergeblicher Reinigungsversuche und dem Gesetz" (de Boor).

Bei Jesus ist alles möglich! Er kann Fluch in Segen und Wasser der Drangsale in Wein der Freude der Erlösung verwandeln. In Seiner Gegenwart wird alles Leid zur Freude und alles Niedergeschlagene in Fröhlichkeit aufgerichtet!
In Vers 10 bemerkte der Speisemeister, dass man normalerweise den schlechten Wein am Schluss auftischt, wenn die Leute betrunken sind. Aber hier wird der beste Wein gegen Ende serviert! Diese Bemerkung macht also deutlich, dass es an einer Hochzeit durchaus üblich war, dass einige Gäste betrunken waren. Als frommer Christ hätte ich vielleicht gedacht: „Was denkt sich unser Herr dabei, noch mehr Wein zu machen? Die Gäste sollen doch jetzt Wasser trinken, damit sie nicht noch mehr betrunken werden!“
Nicht so Jesus! Zuerst einmal wollte Er, dass die Familie oder das Brautpaar nicht bloßgestellt würde, indem alle erzählen würden, dass sie nicht einmal genügend Wein an der Hochzeit hatten. Außerdem klar werden, dass es in der Gegenwart Jesu keinen Mangel geben würde.
Aus der geistlichen Optik bedeutet dies auch, dass es bei den Hochzeiten unseres Herrn Jesus alles im Überfluss geben wird und dass es an diesen Feiern eine Berauschung der Sinne im Positiven geben wird. Die Freude und das Glück werden einfach unbeschreiblich sein!
Wein ist aber ebenso eine Darstellung des Blutes (Lk 22:20). Jesus ist nicht nur derjenige, der das Wasser des Lebens anbietet (Joh 4:14), sondern auch derjenige, der uns Sein Blut zur Verfügung stellt (Joh 6:53), was im Herrenmahl auch zur Darstellung kommt. Weil wir Sein Blut trinken und Sein Fleisch essen dürfen (Joh 6:53-56), haben wir Anteil an Ihm, an Seiner göttlichen Wesensart!

Der dritte Tag

Damals wurde eine Hochzeit oft am dritten Tag gefeiert. Für die jüdischen Gelehrten war dies ein besonderer Tag. Auch heute:

Der Hochzeitstag wird in orthodoxen Kreisen besonders gern auf einen Dienstag gelegt, da in der Bibel über den 3. Schöpfungstag die Worte "ki tow", "und Gott sah, dass es gut war" wiederholt werden.

Doch ich bin überzeugt, dass dieser dritte Tag auch eine prophetische Bedeutung hat. Ein Tag sind vor Gott wie 1'000 Jahre (Ps 90:4 / 2Petr 3:8). Im dritten Jahrtausend nach Jesu erstem Erscheinen, wird der Herr auch eine Hochzeit mit seinem Volk feiern. Das erste Kommen Jesu war vor 2'000 Jahren. Da bei Gott 1'000 Jahre wie ein Tag sind, steht seit dem ersten Kommen Jesu jetzt der dritte Tag vor der Tür. Im künftigen Jahrtausend dürfte diese Hochzeit stattfinden. Meines Erachtens ist es lediglich eine Frage von Jahren oder wenigen Jahrzehnten, bis das Millennium (das 1’000-jährige Reich) beginnen wird und dann wird Jesus eine wunderbare Hochzeit feiern (Siehe auch diese Grafik).

Die „Auseinandersetzung“ mit Maria

Folgende Bemerkung von Jesus macht viele Christen Bauchweh:

  • Joh 2:4b - Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

Wörtlich müsste hier übersetzt werden:

  • "Was (ist zwischen) mir und dir, Frau? Noch nicht traf meine Stunde ein."

Das will soviel heißen wie: "Weißt du, was meine und was deine Aufgabe ist? Meine Stunde kommt etwas später! Du weißt zwar, was ich tun muss und werde, aber du bist zu voreilig! Warte bis ich handle!"
Die Gastfreundschaft war zurzeit Jesu ein ganz hohes Gut. Ein Gastgeber hätte wahrscheinlich sein Letztes geopfert, damit er einen Gast nicht hungrig oder durstig weiterziehen lassen musste. Es ist sehr anzunehmen, dass auch Maria eine gute und pflichtbewusste Gastgeberin war. Vielleicht half sie an der Hochzeit sogar mit. Aber was wir mit Bestimmtheit sagen können, ist die Tatsache, dass sie den Mangel an Wein bemerkte und sich dann auch in der Rolle des Gastgebers versetzte. Dabei dürfte sie die große Not eines Gastgebers gespürt haben, der allen Gästen sagen muss: Es gibt keinen Wein mehr!
Maria hatte eine große Empathie. Sie konnte sich in die Situation anderer versetzen. Diese Empathie ist sehr wichtig. Gerade in einer Gesellschaft, die immer selbstsüchtiger wird, ist echte Empathie ein sehr kostbares Gut, welches die Kälte der Gefühlslosigkeit erwärmt und die Dunkelheit der Gleichgültigkeit erhellt.
Maria sah nur noch eine Möglichkeit: „Mein Sohn hat allein die Möglichkeit, dem Gastgeber diese Schande zu ersparen. Er muss unbedingt handeln und in dieser Situation helfen!“ Maria weist Jesus auf einen Mangel hin. Das war natürlich eine indirekte Aufforderung, hier Hilfe zu leisten. Mit der Aussage „sie haben keinen Wein!“ wird Folgendes deutlich:

  1. Maria muss Jesus auf einen Mangel hinweisen, damit Er das erkennen kann. Dazu die Frage: „Muss man den Herrn auf etwas aufmerksam machen, weil Er es sonst nicht erkennen würde?“ Nein, das ist sicher nicht der Fall! Denken wir doch an die Worte Jesu, „denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet (Mt 6:8b)!“ Unser Herr sieht jeden Mangel, bevor er vorhanden ist! Glauben wir das? Wenn ja, warum haben wir in unseren Gebeten immer wieder das Gefühl, Ihn auf etwas aufmerksam zu machen? Wie aber können wir Fürbitte tun, ohne den Herrn auf etwas hinzuweisen? In der Fürbitte besprechen wir doch die Not unserer Mitmenschen mit Ihm, oder? Es dürfte durchaus gottgewollt sein, dass wir die Nöte unserer Mitmenschen vor Gott bringen. Gleichzeitig muss uns aber bewusst sein, dass Er das alles schon längst erkannt hat. Wenn wir für andere um die Barmherzigkeit Gottes flehen und die Nöte mit unserem himmlischen Vater besprechen, dann empfangen wir in diesem Zwiegespräch nicht selten die Klarheit, für was wir beten sollen und was Seinem Willen entspricht. In unserem praktischen Gebetsleben geht es immer vordringlich darum, den Willen unseres Herrn zu erkennen, um dann in Seinem Namen, resp. in Seinem Auftrag zu bitten. Jede Bitte in Seinem Namen wird früher oder später in Erfüllung gehen.
  2. Durch die Aussage „sie haben keinen Wein mehr!“ will Maria indirekt auch sagen: „Du musst jetzt etwas unternehmen, sonst wird die ganze Hochzeitsfreude getrübt!“ Ohne Zweifel darf man den Herrn um etwas bitten; aber darf man Ihm sagen, was Er zu tun hat? Wenn wir Ihm sagen, was Er zu tun hat, dann überschreiten wir nicht nur unsere Kompetenzen, sondern wir denunzieren unseren Herrn zum Befehlsempfänger! Immer dürfen wir Ihn bitten, aber nie dürfen wir Ihm Befehle erteilen! „Sie haben keinen Wein mehr!“ war keine Bitte, sondern eine indirekte Aufforderung zum Handeln und somit ein versteckter Befehl! Prüfen wir uns, ob wir unserem Herrn auch schon versteckte Befehle durch eine fromme und scheinbar demütige Aufforderung erteilt haben.

Ohne Zweifel hat Maria erkannt, wo die Hilfe zu finden ist und das ist schon einmal der richtige Ansatz. Es ist ein Ansatz und der Anfang des Glaubens. Bei Jesus ist die Hilfe zu finden, aber sie ist bei Ihm nicht zu holen, sondern zu erbitten, sodass wir sie zu Seiner Zeit empfangen dürfen!
Das hat einen tiefen seelsorgerlichen Aspekt! Damit unsere Seele wirklich gesunden kann, muss unserem Herzen bewusst sein, dass wir Ihn bitten, Ihm aber nichts befehlen dürfen! Aufgrund der vielen Verheißungen in Seinem Wort, die auch uns gelten, haben wir manchmal das Gefühl, berechtigt darauf Anspruch zu haben und wollen die Verheißung manchmal vorwegnehmen indem wir auf eine zeitnahe Erfüllung bestehen.
Damit wir ein weisheitsvolles Leben führen können, sollten wir gerade die Aussage Jesu ganz genau beachten:

  • WEN Joh 2:4 - Jesus sagt zu ihr: Was ist mit mir und dir, Frau?

Damit will Jesus Seiner Mutter deutlich machen, welche Frage sie sich immer zuerst stellen sollte: „Was ist die Angelegenheit des Herrn und was ist mein Anteil?“ Dazu müssen wir Folgendes festhalten:

  1. Er ist immer und in allen Teilen der Gebende und wir sind immer die Empfangenden, die Beschenkten!
  2. Seine Zeit ist immer die richtige Zeit und nicht unsere Zeit! So gerne hätten wir oft das Verheißene schon früher, schon vor der Zeit! Prüfen wir uns doch immer wieder, ob eine zeitnahe Erfüllung, eines durchaus berechtigten und biblischen Wunsches, wirklich mit Seiner Stunde übereinstimmt. Er bestimmt die Zeit und wir haben lediglich auf Seine Stimme zu hören und Ihm zu folgen!

Damit kommen wir zu dem entscheidenden Punkt, wo wir uns die Frage stellen müssen: „Wann ist Seine Stunde gekommen?“ Auch wenn wir das Ziel und die Verheißungen Gottes kennen dürfen, so haben wir doch längst noch nicht erkannt, wann Seine Stunde gekommen ist.
In vielen Fällen ist es so: Wenn Seine Stunde in irgendeiner Sache gekommen ist, dann können wir es kaum fassen. In etlichen Fällen, in welchen wir ganz stark davon überzeugt sind, dass der Herr jetzt handeln müsste, ist Seine Stunde aber noch nicht gekommen! Dabei sehen wir lediglich aus unserer „Froschperspektive“ die scheinbar absolute Notwendigkeit, dass der Herr jetzt handeln müsste, weil es sonst einfach zu spät wäre!
Ich denke, dass Maria durch die Aussage Jesu klar geworden ist, was ihr Teil und was die Angelegenheit Jesu ist. Vermutlich spürte sie jetzt, dass sie ihren Sohn nicht auf einen Mangel aufmerksam machen musste und Ihm auch nicht zu sagen hatte, wann Er zu handeln hatte. Vermutlich erkannte sie, dass Er besser weiß, wann Seine Stunde gekommen ist.
Nicht selten sind auch wir voreilig und warten zu wenig auf den richtigen Zeitpunkt; auf die Stunde des Herrn! Maria wusste aber was ihre Aufgabe war. Sie gab den Dienern die Anweisung, sich an Jesus zu wenden und genau das ist auch unsere Aufgabe. Wir selbst sollten uns in allen Bereichen an den Herrn Jesus wenden, aber ebenso die anderen immer wieder darauf hinweisen, sich an Ihn zu wenden.
Wir sollten unseren Geschwistern viel mehr sagen: „Tut das, was Jesus euch sagt!“ Aber stattdessen denken wir oft, wir wüssten, was Jesus dem Bruder zu sagen hat und was Er vom Bruder verlangt! Darum sagen wir oft versteckt oder indirekt: „Tu, was ich Dir sage!“ So führen wir unsere Geschwister ganz leise und sanft in eine falsche Abhängigkeit hinein. Statt unsere Brüder und Schwestern in die Abhängigkeit Jesu hineinzuführen, machen wir sie manchmal unbewusst von uns abhängig! Gerade Gemeindeleiter, Hirten, Seelsorger und Prediger stehen in dieser Gefahr. Oft denken sie, sie wüssten, was der Herr vom Bruder und der Schwester möchte, aber dann ist es nur ihr eigenes Gutdünken und sie schließen aus ihrer persönlichen Erfahrung und Führung auch auf andere Geschwister. Wir sollten uns alle immer wieder bewusst machen, dass unser Herr für jeden einen anderen Weg hat. Natürlich gebraucht uns der Herr auch manchmal dazu, einem Bruder einen entscheidenden Hinweis zu geben, aber nicht selten geschieht es, dass wir den anderen das auferlegen, was der Herr uns auferlegt hat und wir merken nicht, dass der Herr dem anderen eine andere Aufgabe zugeteilt hat.
Der Herr möge uns immer mehr die Sensibilität dafür schenken, damit wir erkennen, was Sein und was unser Part ist. Er möge uns davor bewahren, vorzugreifen, indem wir nicht auf Seine Stunde warten. Tun wir doch nur das, was Er uns in Seinem Wort und durch Seinen Geist sagt!

Sechs steinerne Wasserkrüge

Der Hinweis auf den Umstand, dass es hier sechs steinerne Wasserkrüge hatte, ist ebenfalls sehr interessant. Ein Krug hatte zwei oder drei Maß, das heißt, er konnte zwischen 80 und 120 Liter Wasser fassen. Dieses Wasser war vermutlich für die Reinigung bestimmt, da wir ja lesen, „nach der Reinigungsvorschrift der Juden“!
Da dieses Wasser teilweise schon gebraucht wurde, waren die Krüge teilweise oder vielleicht schon ganz leer. Darum sagte Jesus zu den Dienern:

  • WEN Joh 2:7b – „Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis oben hin.“

Wenn uns der Herr eine Anweisung gibt, dann sollten wir auch immer „ganze Sache“ machen. Die Diener füllten die Krüge nicht nur zu Dreiviertel, sondern bis oben hin. Es ist so wichtig, dass wir Seinen Auftrag ganz erfüllen. Bleiben wir doch nicht auf halber Strecke stehen, sondern erinnern wir uns an die Worte des Herrn, als Er sagte:

  • Lk 9:62 - Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Nicht selten stehen wir in der Gefahr, die Sache des Herrn zu beginnen, Ihm nachzufolgen, dann aber nicht zu beenden. Jesus erzählte auch ein Gleichnis von zwei ungleichen Söhnen. Hier lesen wir:

  • Mt 21:28b-30 - Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. 29 Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn und er ging hin. 30 Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr!, und ging nicht hin.

Entscheidend ist also, ob man die aufgetragene Arbeit tut und nicht ob man sagt, sie zu tun! Gehorchen wir doch unserem himmlischen Vater in allen Dingen! Es waren anschließend also ca. 600 Liter Wasser vorhanden. Nach dem Wunder Jesu hatte die Hochzeitsgesellschaft ungefähr 600 Liter mehr Wein. Wenn wir uns vorstellen würden, dass diese zweite „Weinlieferung“ auch mehr oder weniger leer getrunken wurde, dann bekommen wir eine Ahnung davon, wie groß die Hochzeitsgesellschaft war. Ich vermute, dass hier über tausend Leute dabei waren. Wenn unser Herr einmal Seine Braut heiratet, werden ziemlich sicher viel mehr anwesend sein, als wir vermuten.
Vielleicht existiert zwischen diesen sechs Wasserkrügen und den 6'000 Jahren Menschheitsgeschichte (unter „Schweiß und Fluch“) auch ein gewisser Zusammenhang. Durch die „Wasser der Drangsale“, in denen eine Menschheit gereinigt wird, kommt es durch die Gegenwart des Herrn zum Wein der Freude, der dann bei der „Hochzeit des Lammes“ getrunken werden kann.

Die „falsche Reihenfolge“

Nachdem der Speisemeister die „zweite Weinlieferung“ probierte, wunderte er sich über deren Qualität! Der Wein war so gut, dass man ihn als ideal bezeichnen konnte. Die Logik war klar: Am Anfang genießt man den Wein besonders und wenn man dann bereits betrunken ist, spürt man die Spitzenqualität eines Weines nicht mehr so gut. Der Speisemeister konnte also das Vorgehen der Festverantwortlichen eigentlich nicht nachvollziehen.
Die Welt macht es eigentlich immer so: „Zuerst das Beste, um möglichst viele zu beeindrucken und für sich zu gewinnen und danach nimmt die Qualität des weltlichen Lebens ständig ab!“
Bei Jesus ist das anders! Seine Auserwählten werden zuerst in Zerbruchswege geführt, wo sie mit der eigenen Verlorenheit und mit einer Ausweglosigkeit konfrontiert werden, um dann die wunderbare Erlösung und Gnade in Christus erfassen zu können. Die eigenen Möglichkeiten nehmen ab, der „Wein geht zu Ende“, alles eigene Vermögen geht zur Neige und dann kommt Jesus und beschenkt uns mit einem „Wein der Freude“, der jegliche Vorstellung und Erwartung bei Weitem übertrifft.
Zuerst das Schwere, dann das Schöne! Zuerst das Bescheidene und Einfache und dann der mannigfaltige Reichtum Gottes! Zuerst die Enthaltsamkeit, der Verzicht und dann die Berauschung mit geistlicher Freude. Diese Berauschung darf aber nicht mit einer irdischen Trunkenheit gleichgestellt werden. Die irdische Trunkenheit benebelt die Sinne, sie lässt uns die Wachsamkeit verlieren und die eigenen Probleme verdrängen, denen man sich eigentlich stellen sollte. Die geistliche Berauschung, die es eigentlich erst dann so richtig geben wird, wenn wir beim Herrn sind, lässt alle unsere Sinne mit einer nie da gewesenen Freude und Glückseligkeit erfüllen! Diesen idealen Wein bewahrt unser Herr bis zum Abschluss Seines großen Festes, Seiner Hochzeit auf! Das wird dann auch die Offenbarung Seiner unfassbaren Herrlichkeit sein! Wir dürfen uns heute schon mit ganzem Herzen auf diesen großen Tag freuen!