Die Himmelfahrt Christi und ihre Bedeutung

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
28. Der echte und rechte Hirte der Kreatur Joh 10:11-17 (1922)

29. Die Himmelfahrt Christi in ihrer allumfassenden Bedeutung

  • Mk 16:19 (ELB) (19) Der Herr wurde nun, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.

Gott geht aufs Ganze

Der Sohn Gottes geht nach dem ewigen Rat Gottes das All an. In Ihm sollte alles zusammengefasst werden, als in e i n e m Haupte, was in den Himmeln und auf Erden ist. Darum geht auch alles, was am Sohn Gottes oder durch den Sohn Gottes geschieht, das All an. So hat denn auch die Himmelfahrt eine allumfassende Bedeutung. Je nach den Kreisen, welche die Himmelfahrt angeht, ist ihre Bedeutung eine verschiedene. Es erhöht Jesum in unserm Herzen in diese unterschiedliche Macht und Kraft der Himmelfahrt einen Blick zu tun.

Gott ist in allen Dingen groß und weit zu fassen. Bei Gott ist nichts Enges. Bei Gott geht alles auf das Ganze. Auch alles Einzelne, was Gott unternimmt, hat stets das Ganze im Auge. Bei Gott hängt alles zusammen. Die Sünde nur reißt alles auseinander. Die Gnade bringt alles wieder in eins. Darum muss sie in alles hineingehen. Darum umfasst auch die Himmelfahrt a l l e s.

Wo Gott handelt, das ist Gericht und Gnade. Ja, in allem göttlichen Handeln ist im Grunde die alles Gericht aufhebende Gnade. Darum erscheint in allen göttlichen Taten Gericht und Gnade und ist in ihnen wirksam. Die Gläubigen wissen das wohl, sie richtet alles und segnet alles. So ist auch in der Himmelfahrt Gericht und Gnade. Je nach dem Kreis und seiner Stellung herrscht das Gericht vor, oder die Gnade. So ist die Auffahrt des Herrn eine Gerichts- und Gnadenfahrt, die sich nach beiden Seiten hin kräftig ausweist.

Das Haupt des Alls ist vollendet

Vor allen Dingen und a u f den H e r r n selbst g e s e h e n, ist Himmelfahrt eine Herrlichkeitsfahrt und eine Erhöhungsfahrt. Das war eine schwere Zeit, als der Sohn Gottes nicht mehr in den Himmeln war und nicht mehr beim Vater. Das war Passion, als der Sohn Gottes im Fleischesleibe pilgerte, eingegangen in das Gesetz der Sünde und des Todes. Welche Leere in der Herrlichkeit ohne den Sohn! Es ist, wenn man solches sagen darf, wie ein Heimwehschrei Gottes, des Vaters, wenn Er zweimal aus der großen Herrlichkeit heraus bezeugt: „Dies ist Mein lieber Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe.“ Und der Sohn ist im Erdental voller Heimweh nach dem Vater. Vor Seinem Hingehen in Tod und Grab bricht dieses Heimweh in mächtigem Gebetsruf aus. Der Sohn ruft: „Vater, verkläre Mich bei Dir selber mit der Klarheit, die Ich bei Dir hatte, ehe die Welt war.“ Und nun Himmelfahrt - das ist die Heimkehr. Auf schwingt Er Sich und darf Er Sich schwingen bis zur Rechten des Vaters. Wie kehrt Er auch heim“! In den tiefsten Leidenstiefen ist Er gehorsam gewesen. Er hat den Vater verklärt in Wort und Werk, in Leiden und Sterben. Und der Schöpfer ist für die Geschöpfe gestorben, und der Vater hat Ihn erweckt. Nun zieht Er Ihn an mit aller Macht im Himmel und auf Erden. Nun gibt Er Ihm einen Namen, der über allen Namen ist. Der ganze Himmel ist neu verklärt. Die Liebe Gottes hat ihren Triumph gefeiert.

Der unbegreiflich verklärte Sohn mit den lichtverherrlichten Wundmalen ist die Krone der Ehren in der himmlischen Herrlichkeit. Welch ein Tag! So sahen die Himmel nie einen, so sehen sie keinen mehr! Vater und Sohn, durch den völligsten Gehorsam des Sohnes neu und tiefer geeinigt. Der Vater zieht den Sohn in Seine Vater-Herrlickeit. Das Ewig-Vater prägt Sich am Sohne aus. Nun kann Er Kinder zeugen kraft des in Leiden und Herrlichkeit vollendeten Sohnesgeistes. Himmelfahrt offenbart uns eine unbeschreiblich herrliche Liebesbegegnung zwischen Vater und Sohn. Wir sind Zeugen einer Lebensbegegnung und, wenn man so sagen darf, einer Lebenserhöhung im Schoß der Gottheit. Die Kreatur, welche solches gläubig schaut, jubelt und preist, betet an und huldigt. Vollbewährt und vollendet ist nun das Haupt des Alls in Ihm selber.

Ein Herrlichkeitstag in der Gottheit

Himmelfahrt ist ein Herrlichkeitstag in der Gottheit - kein Wunder, dass da etwas durch die ganze Kreatur geht. Wenn die Gottheit sich bewegt, werden alle Geschöpfe mitbewegt - ein jegliches in seiner Art. Diese Kreaturen-Bewegung an Himmelfahrt zu sehen und zu verstehen, müssen wir uns zunächst in die unsichtbaren Geisterreiche, in die Engelwelten versetzen. Himmelfahrt ist, wie ihr Name sagt, vor allem ein Tag für die Himmel. Die Engelreiche geht der Auffahrtstag vor allem an. Und unter den Engelreichen sind es vorab die finsteren Engelwelten, die er erschüttert. Himmelfahrt ist der Triumphtag über Satan und seine Engel. Der Herr hat sie an diesem Tage gefangen geführt und zum Triumph gemacht. Satan hat in der Himmelfahrt und nach der Himmelfahrt einen tiefen Sturz getan. Wir wissen aus dem Alten Testament, wie Satan in der Zeit vor der beschafften Errettung noch in den Kreisen der Himmlischen verkehrte. Es war ihm gelungen, allmählich den dritten Teil der Sterne, d. i. der Engelwelt, an sich zu ziehen (Offb 12).

Die gerichtliche Seite von Himmelfahrt

Wie uns in Offb 12 ausführlich erzählt ist, wurde er nach der Erhöhung des Sohnes aus dem Himmel auf die Erde geworfen. Seitdem herrscht er in der Luft. Seitdem weiß er, dass er nur noch wenig Zeit hat, und hat drum einen großen Zorn. Ein gewaltiger Schritt zu seinem Gericht hin ist getan. Wohl bäumt er sich mächtig auf. Unter den Menschenkindern wirkt er seine Macht und Gewalt aus bis zum Antichristen hin. Unter der Zeit seines Hochdrucks müssen die Kinder Gottes ausreifen in der Kraft des Heiligen Geistes. Aber das gewaltige Schaffen und Hasten Satans ist schon ein Gerichts-Erzittern, das durch ihn geht. An Himmelfahrt hat ihn ein furchtbarer Streich getroffen. Vor allen Geistern der himmlischen Welten ist er als besiegt offenbart. Für die Engelwelten ist er von da an der Gerichtete und Gefällte. Das ist ein Stück der gerichtlichen Seite von Himmelfahrt. Deswegen, weil er im Himmel fertig ist, wütet er auf Erden so. In den Himmeln kann er wider den Sohn Gottes nichts mehr vorbringen; dort ist der Herr nun König.

Und dies ist die gewaltige Bedeutung der Himmelfahrt für die nicht gefallenen Engelwelten. Satans Einfluss ist unter ihnen gebrochen. Nun ist kein Schwanken und kein Wanken mehr unter den Lichtgeistern. Sie wissen, wo sie dran sind mit Satan. Sie sind gefestigt in Christo. Durch aller Engel Welten ist der Herr hindurchgegangen, und überall ist die Herrlichkeit Seines Sieges offenbar geworden. Von Welt zu Welt drang der Jubel bei der Himmelfahrt. Huldigung über Huldigung empfing der Sohn. Die Lichtes-Engel-Reiche waren Ihm nun untertan. Und sie zogen in ihrem sieghaften Lichtesherrn neue Macht an. Unter Führung Michaels, des Erzengels waren die Lichtesengel nach der Himmelfahrt Satan aus ihren Regionen hinaus. (Offb 12:7ff). Großer Jubel erhob sich im Himmel. Mit großer Stimme riefen sie: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes worden und das Heil Seines Christus“ (Offb 12:10). So ist durch Himmelfahrt unter allen Engeln und Geistern ein Neues geworden.

Auferstehung der Seligen

Und mit den Engeln sind die seligen Geister, welche bis dahin im Totenreich harrten, in lichtesmäßige Orte und Lagen versetzt worden. Was in der Zeit des Alten Bundes gerecht und fromm war, was in Abrahams Schoß im Totenreich gewartet hatte, das jubelte jetzt auf. Und gewiss sind auch viele Nationen-Leute der vorchristlichen Zeit mit eingerückt in Lichtes-Orte. Es gab zu allen Zeiten viele, welche dem inneren Lichtesgrunde, den alle Menschen haben, gehorsam waren. Die freuten sich alle über des Herrn Tag: war doch der Herr zuvor schon in der Höllenfahrt bei ihnen gewesen. Diese alle jubelten an Himmelfahrt mit, weil „der Verkläger der Brüder verworfen war, der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott“ (Offb 12:10). Wo kein Blut Christi ist, hat der Teufel Verkläger-Recht. Jetzt aber nach vergossenem Blute und nach verklärter Erhöhung war für alle Gläubigen des Teufels Klägerrecht dahin. Christi Blut löscht die Handschrift aus. So war großer Sieg und Siegesjubel über Himmelfahrt in den Himmlischen.

Gericht und Verbergung des Königs

Für die auf der Erde heißt es allerdings nach Himmelfahrt anders. Da sagt die Schrift (Offb 12:12): „Wehe denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.“ Ja, für die Erde ist Himmelfahrt zunächst ein großes Gericht. Mit der Himmelfahrt wird der verklärte Gottessohn und Messiaskönig von der Erde weggenommen, und Satan kriegt Raum auf der Erde. Himmelfahrt ist zunächst ein tiefes Gericht für das jüdische Volk. Um seines Unglaubens willen wird sein verklärter König ihm weggenommen. Herrlich und in großer Pracht sollte Er nach dem prophetischen Wort zu ihm kommen und das Königreich aufrichten. Aber Er konnte nicht. Er machte ja vom Himmlischen aus noch einen Versuch. Er wusste aber schon, wie der Versuch ausfallen würde. Er wollte aber alle Gnade und Liebe voll machen. Er ließ Seine Auferstehung und Himmelfahrt verkündigen. Er schickte den Geist in einen Anbruch. Er schuf eine herrliche Königs-Gemeine. Das Volk und seine Führer verwarfen alles, und so konnte der Herr als König in Herrlichkeit noch nicht erscheinen. Er sitzt beim Vater und wartet bis die Zeit des Zerbruchs Seiner Feinde kommt. O, wir merken es bei Stephanus! Er wäre aufgestanden und gekommen, wenn Er gekonnt hätte. Nun bleibt Er Seinem Volke verborgen, bis es reif ist nach seinem gläubigen Teil, Ihn zu sehen und anzunehmen. Himmelfahrt ist für das ungläubige jüdische Volk ein gerichtliche Hinwegrückung seines verherrlichten Königs.

Warten für die Nationen

Damit sind aber auch die Nationen in ihren Massen aufs Warten gewiesen. Der Retter als Völkerkönig kommt von Zion aus. Auch die Nationen müssen erst gerichtsreif werden; dann erst werden sie stürzen und heilsreif sein. Diese Nationen-Zerbruchs-Zeit ist, wie wir deutlich sehen, jetzt. Der Heilskönig ist für die Welt durch die Himmelfahrt noch ins Verbogene gestellt. Niemand wird Ihn vor der Zeit als Heilsköng der Erde herabziehen. Das „Wehe denen, die auf Erden wohnen und auf dem Meer“, muss sich erst erfüllen. Ein „K ö n i g Christus“ ist für die Erde in dem gegenwärtigen Zeitalter ein Irrweg, ob er von katholischer oder evangelischer Seite beschritten wird. Himmelfahrt ist Verbergung des Königs, nicht Offenbarung. Himmelfahrt ist für Juden und Nationen - Gericht. Es eröffnet den großen Gerichts w e g für Juden und Völker.

Dem Volk des Geistes ein seliger Siegestag

Nur dem Volk des Geistes, dem Volk des Unsichtbaren, ist Himmelfahrt Leben und Friede und Hoffnung. Was unter der Predigt der Rettung im Gekreuzigten und Erstandenen, was unter der Predigt des Heils-Sieges im Erhöhten zum Glauben kommt, dem ist Himmelfahrt ein seliger Siegestag. Die Gläubigen, die unter ihrer Sünde Gestorbenen und mit Christus Erstandenen, die tragen das Auferstehungsleben in sich. Und wer das Auferstehungsleben in sich trägt, der trägt auch das Erhöhungsleben in sich. Die Gläubigen leben vom erhöhten, unsichtbaren, herrlichen Haupte. Sie empfangen durch den Heiligen Geist des Herrn Sein Leben, ja Ihn selbst wachstümlich in ihre Herzen. Sie haben in Ihm die Hoffnung verklärt, Ihm gleich zu werden. Diese Gläubigen sind als Ganzes jetzt unsichtbar, wie ihr Herr. Sie warten aber auf den Tag Seiner und ihrer Offenbarung. Für die heimgegangenen Gläubigen ist die Herrlichkeit des zur Rechten Gottes versetzten Hauptes der Warteort und der Ausreifeplatz. Für die Gläubigen ist der gen Himmel Gefahrene geistverklärt in ihrem Innenleben, und gegenwärtig durch den Geist in ihrem Leib als Seinem Tempel. Für die Gläubigen ist der Erhöhte die e i n e und w a h r h a f t i g e G e i s t e s - und L e b e n s z e n t r a l e. In Ihm, dem Unsichtbaren, sind sie alle E i n s. Die gläubige Gemeine braucht zu ihrer Ausreifung d e n, welchen man nicht sieht aber doch lieb hat. Freilich ist für sie das Unsichtbarsein ihres Herrn auch noch ein Mangel. Darum wartet sie sehnlich auf Seine Gegenwärtigmachung. Sie weiß aber trotz allen Mangels, dass gerade die Unsichtbarkeit nötig ist für ihr Glaubenswachstum und ihre Glaubensausreifung.

Ein vorübergehender Zustand

Aber Himmelfahrt ist den Gläubigen nur ein v o r ü b e r g e h e n d e r Zustand - ein D u r c h g a n g. Das ist sie auch für die ganze Welt. Alles geht, ein jegliches in seiner Stufung dem Offenbarungstag des Herrn entgegen. Alles ist wartend: der Herr selbst, die Gemeine, die Juden, die Nationen, die ganze Kreatur. Drum ist Himmelfahrt nichts Bleibendes. Wenn die Himmelfahrtsepoche ihre Gerichts- und Gnaden-Zwecke erreicht hat, dann geht sie über in die Kommens-Zeit des Herrn. Und dann kommt Er von Grad zu Grad herrlicher; erst zu den Seinen, die in Ihm sind, dann auf Zion, dann zum Gericht, dann auf die neue Erde.

Wie aus dem Zeichen der Tage immer mehr erhellt, neigen wir uns dem Abschluss der Himmelfahrts-Epoche entgegen. Die Himmelfahrts-Epoche ist wohl nach der einen Seite ein herrlicher Erhöhungs-Stand des Herrn. Aber auf der anderen Seite ist sie auch noch ein Niedrigkeitsstand des Herrn. Er ist eben noch in der Verborgenheit. Sein Aufstehen und Sichtbar-Werden bringt neue Zeiten. Da wird die Herrlichkeit offenbar werden im Leib, im Reich, in der neuen Kreatur. So beten wir an über der herrlichen Erhöhung des Herrn und über dem Erhöhten. Wir warten aber der seligen Freiheit der Kinder Gottes, auf welche auch die ganze Kreatur wartet, im E r s c h e i n e n des g e n H i m m e l gefahrenen H e r r n.

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30. Das kürzeste Glaubensbekenntnis „Christus, unser Herr!“ Röm 14:7-9