Die Hand Gottes

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Von Ingo Mees

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Am 22. Juni 1986 trafen England und Argentinien im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt im Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko aufeinander. Vor 114.580 Zuschauern erzielte der argentinische Mannschaftskapitän Diego Maradona in der 51. Spielminute ein irreguläres Tor. Maradona zeigte nach dem Spiel keine Reue und sagte vor laufenden Kameras: „Es war ein bisschen die Hand Gottes und ein bisschen Maradonas Kopf“. Erst im Jahr 2005 gab Maradona zu, den Ball mit der Hand gespielt zu haben, 2008 entschuldigte er sich dafür. England verlor das Spiel mit 2:1 und schied aus dem Turnier aus. Argentinien konnte im Finale Deutschland bezwingen und wurde zum zweiten Mal in der Geschichte Fußballweltmeister.

Kann man sich über einen Erfolg, der durch Betrug zustande kam, eigentlich freuen?
Diego Maradona hat diese ganze Geschichte und seine sprichwörtlich gewordene Arroganz nicht gut getan. Während und nach seiner Karriere machte er mit Doping- und Drogenproblemen Schlagzeilen und gilt heute als ein „enfant terrible“ der Fußballwelt.

Wie ist das nun mit den wirklichen Händen Gottes? Gott hat Hände, natürlich nicht aus Fleisch und Blut, aber das Wort Gottes spricht sehr oft von Gottes Händen. Ein Beispiel dafür finden wir in 1Chr 21:11-13. Gott schickte Gad, den Seher Davids, zu diesem, um ihn wegen der Sünde der Volkszählung eine von drei Strafen wählen zu lassen.
„Und Gad kam zu David und sagte zu ihm: So spricht der Herr: Nimm dir entweder drei Jahre Hungersnot oder drei Monate lang Niederlage vor deinen Bedrängern, wobei das Schwert deiner Feinde dich einholt, oder drei Tage das Schwert des Herrn und Pest im Land, und dass der Engel des Herrn Verderben bringt im ganzen Gebiet Israels! Und nun sieh zu, was für eine Antwort ich dem zurückbringen soll, der mich gesandt hat. Und David sagte zu Gad: Mir ist sehr angst! Lass mich doch in die Hand des Herrn fallen! Denn seine Erbarmungen sind sehr groß. Aber in die Hand der Menschen lass mich nicht fallen!“ David wusste, wozu die Hände der Menschen fähig sind, und er wusste auch um die Hände Gottes. Unsere Hände

- bauen auf und reißen nieder
- formen und zerstören
- halten fest und lassen fallen
- umfassen liebevoll und stoßen abweisend fort
- streicheln und schlagen
- sind einladend offen und zu Fäusten geballt
- verbinden und verwunden
- sind zärtlich und gewalttätig

Und wie ist das mit Gottes Händen?
Die Hand Gottes symbolisiert in der Bibel immer Gottes tatkräftige Allmacht und Regentschaft mit verschiedenen Aspekten. Gottes Hand steht für die

  • Macht, aus dem Nichts Seiendes zu schaffen, es geht hier um die Schöpferkraft Gottes und Seine schöpfende Hand;
  • Macht, Schutz, Rettung und Führung zu gewähren, es geht hier um die Retterkraft Gottes und Seine rettende Hand;
  • Macht, in Besitz zu nehmen und mit Beschlag zu belegen, hier geht es um die Verfügungsgewalt Gottes und Seine beschlagnahmende Hand;
  • Macht, Menschenherzen und - pläne zu lenken, hier geht es um die Herrschaftsgewalt Gottes und Seine herrschende Hand über den Menschen;
  • Macht, Gericht auszuüben, es geht hier um die Richtergewalt Gottes und Seine richtende Hand.

Ein Aspekt ist dabei nicht scharf von dem anderen zu trennen. Wir lassen nun zu jedem dieser fünf Machtbereiche das Wort Gottes zu uns sprechen.

Die Hände Gottes, die Seine Schöpferkraft symbolisieren

„Ja, meine Hand hat die Grundmauern der Erde gelegt und meine Rechte die Himmel ausgespannt; ich rufe ihnen zu: allesamt stehen sie da.“ (Jes 48:13)
Dies ist nur eine von vielen Stellen, die bezeugen, dass alles, was ist, dem Schöpfungsgedanken Gottes entsprungen ist und durch Seine Schöpferhand entstanden ist. Angesichts solcher biblischen Fundamentalaussagen wird besonders deutlich, dass der Evolutionismus einen frontalen Angriff gegen Gott darstellt.
Was bedeutet das biblische Zeugnis von der Schöpferhand Gottes für uns persönlich? Und was entgeht den Anhängern der Evolutionstheorie?

  1. „Du hast mich erfreut, Herr, durch dein Tun. Über die Werke deiner Hände juble ich.“ (Ps 92:5)
    Wir dürfen uns von Herzen an der Schöpfung Gottes erfreuen! Eine gewaltige Herrlichkeit hat Gott in Seine Schöpfung hineingelegt. Wer hätte sich noch nicht an dem Anblick eines tiefverschneiten Winterwaldes erfreut? Oder an den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des erwachenden Frühlings? Auch die morbide Stimmung eines feuchten Herbsttages hat durch seinen Reiz! Welche Schöpferkraft können wir in der faszinierenden Bergwelt, einem Sommergewitter oder dem scheinbar endlosen Meer mit seinen rauschenden Wellen entdecken!? Was für eine grandiose Fantasie hat Gott bei der Erschaffung der verschiedensten Pflanzen und Tiere bewiesen!
  2. „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk.“ (Ps 19:2)
    In der Schöpfung spiegeln sich Eigenschaften und Wesenszüge Gottes und Seine Herrlichkeit wider, ER ist in der Schöpfung erkennbar: „Denn Gottes unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien.“ (Röm 1:20)
    Sicher darf man dabei nicht stehenbleiben, Gott allein aus der Schöpfung heraus zu sehen, aber jeder denkende Mensch hat hier die Möglichkeit, die Existenz eines Schöpfers und seine Macht und Weisheit wahrzunehmen. Und das umso mehr, je mehr die Natur und ihre inneren Abläufe und all die wunderbaren Zusammenhänge in ihr erforscht und erkannt werden!
    Darum sagt David in Ps 143:5: „Ich gedenke der Tage der Vorzeit, überlege all dein Tun. Ich sinne nach über das Werk deiner Hände.“ Es ist eben ein Irrtum wenn man meint, beim Glauben hört das Denken auf – das Gegenteil ist der Fall: Glaube und Denken gehören untrennbar zusammen!
  3. „HERR, du bist unser Vater. Wir sind der Ton, und du bist unser Bildner, und wir alle sind das Werk deiner Hände.“ (Jes 64:7)
    Da wir Menschen ein Teil der Schöpfung sind, sind auch wir ein Werk Seiner Hände! Das bedeutet eine unbeschreibliche Würde für uns:
    So wie Er uns erschaffen hat, wollte Er uns haben, wir sind ein Gedanke Gottes, ein Produkt Seiner Liebe, so wie wir sind. Hast du dich schon einmal über deine zu große Nase, deine abstehenden Ohren, deine krummen Beine, deine krauses Haar, über deine kümmerliche Körpergröße etc. geärgert? Völlig unnötig! Gott wollte dich so, wie du bist! Aber mir geht es bei diesem Punkt gar nicht so um die Äußerlichkeiten als um die Tatsache, dass wir Gott als unserem Schöpfer gehören, wie das Tongefäß dem Töpfer gehört.
    „Weh dem, der mit seinem Bildner rechtet - ein Tongefäß unter irdenen Tongefäßen! Sagt etwa der Ton zu seinem Bildner: Was machst du?, und sagt etwa dein Werk von dir: Er hat keine Hände? Weh dem, der zum Vater sagt: Warum zeugst du? und zur Frau: Warum hast du Wehen? So spricht der HERR, der Heilige Israels und sein Bildner: Wollt ihr mich etwa wegen meiner Kinder fragen und über das Werk meiner Hände mir Befehl geben? Ich, ich habe die Erde gemacht und den Menschen auf ihr geschaffen. Ich war es, meine Hände haben die Himmel ausgespannt, und all ihrem Heer habe ich Befehl gegeben.“ (Jes 45:9-12)
    Alles, das gesamte All gehört Gott, der es geschaffen hat, und damit ist uns als Geschöpfen jedes Recht genommen, das Handeln Gottes zu kritisieren. Wenn Menschen angesichts des Leides und der Not auf der Erde mit der Frage 'Das soll ein Gott der Liebe sein?' Gott anklagen, obwohl der von Gott dahingegebene Mensch der Verursacher der kaputten Zustände ist, zeugt das von einem verkehrten Denksinn. Aber abgesehen davon ist der moderne Mensch derartig vom Humanismus geprägt - und der Humanismus hängt mit Egozentrik zusammen! - dass es uns allen, und besonders den jungen Menschen, schwerfällt, Gottes souveränes Handeln kritiklos stehenzulassen. Freilich, wenn der Humanismus den Menschen zum Mittelpunkt erklärt, das eigene Denken, Fühlen und Wollen zum Maßstab aller Dinge macht, Selbstverwirklichung und persönliche "Freiheit" zum erstrebenswerten Ziel erklärt, dann muss das souveräne Handeln Gottes, der Seinen Heilsplan zur Durchführung bringt, fragwürdig bleiben. Und wenn das Diesseits zur alleinigen Realität gemacht wird, dann muss ein Eingreifen Gottes in ein menschliches Leben grausam erscheinen, wenn es scheinbar die "Lebensqualität" senkt. Wenn ich mich mit Kollegen oder Bekannten über diese Thematik unterhalte, stelle ich immer wieder fest, dass sich unser gesamtes Denken und alle unsere Wertmaßstäbe so sehr am Menschen und am Diesseits orientieren, dass mein Glaubenszeugnis ganz schnell zu einer Verteidigung Gottes wird, die unverstanden bleibt. Wir brauchen Gott nicht zu verteidigen! Der Ton hat mit dem Töpfer nicht zu rechten! So sind auch die Worte des Apostels Paulus in Röm 9:20 zu verstehen, wenn er sagt: „Ja freilich, o Mensch, wer bist du, der du das Wort nimmst gegen Gott? Wird etwa das Geformte zu dem Former sagen: Warum hast du mich so gemacht?“
  4. „So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes? Hat doch meine Hand dies alles gemacht, und alles dies ist geworden, spricht der HERR. Aber auf den will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort.“ (Jes 66:1-2)
    Nun mag man sagen: Wenn Gott so groß und mächtig ist, wenn er souverän handelt kraft seiner Göttlichkeit, was kann ich kleiner Mensch - als einer unter Milliarden - von Gott erwarten? Das Prophetenwort macht deutlich:
    Gott blickt gerade auf dich, der du deine Ohnmacht und deine Unwürdigkeit vor Gott erkennst. Er blickt auf den, in dem ein Erschrecken ist über die Abgründe, die sich im eigenen Herzen auftun, der sich darum nach Erlösung sehnt und Gott in Seinem Wort sucht und ernst nimmt! Nicht den stolzen und starken Menschen, die meinen, ohne Gott auskommen zu können, wendet sich Gott zu, sondern den erlösungsbedürftigen und über die eigene Schuld betrübten Menschen! Und Gottes Zuwendung bedeutet Erbarmen, liebevolles Annehmen, Aufbau einer Vater-Sohn-Beziehung mit allem, was dazugehört.

Die Hände Gottes, die Seine Retterkraft symbolisieren

Der zweite Punkt beschreibt, was zu einer gesunden Beziehung des Vatergottes zu einem ihn liebenden Menschen gehört: Es geht hier um die Hand Gottes, die Schutz, Führung und Rettung symbolisiert – in diesem Zusammenhang ist sehr oft von der Rechten Gottes, also von Seiner rechten Hand, die Rede:

  1. „Ich <Jesus, der gute Hirte> gebe ihnen <seinen Schafen> ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.“ (Joh 10:28-29) Nichts:
    - Keine Versuchung, der wir nachgeben,
    - keine Verfolgung, unter der wir leiden,
    - keine Verführung, der wir erliegen,
    - kein Zweifel, der in uns aufsteigt,
    - keine äußere Not,
    - keine Seelennot (Depression),
    - kein Mensch, nicht der Tod
    - und selbst der Teufel nicht!
    So bringt es auch der Apostel Paulus in Röm 8:35 & Röm 8:38-39 zum Ausdruck:
    „Wer wird uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? … Denn ich bin überzeugt, dasss weder Tod noch Leben, weder Engel noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Mächte, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns wird scheiden können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
    Kein Gläubiger Mensch fällt je tiefer als in die Hand Gottes!
    Das soll uns nicht in trügerischer Sicherheit wiegen, sondern soll uns die Tragfähigkeit der Hände Gottes und unsere Geborgenheit in Gottes Händen verdeutlichen! Wenn diese Worte Jesu recht verstanden werden, führen sie zu einem wachsenden Vertrauen in die Liebe unseres Herrn und zu vermehrter Hingabe des Eigenlebens!
  2. „Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deinem Angesicht? Stiege ich zum Himmel hinauf, so bist du da. Bettete ich mich in dem Scheol, siehe, du bist da. Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen.“ (Ps 139:7-10)
    Dieses Bibelwort ist die alttestamentliche Ergänzung zu dem oben zitierten Hirtenwort Jesu. Gottes Rechte – die Hand der Stärke und der Gerechtigkeit – fasst uns und Seine Hand leitet uns.
    Dass Gott führt und leitet, und wie Er es tut, hat jeder Gläubige in seinem Leben erfahren. Dies geschieht nur selten auffällig oder gar spektakulär, sondern oft ganz unscheinbar und ist erst im Rückblick deutlich erkennbar. Diese Führung Gottes betrifft alle Lebensbereiche: die Frage der Partnerschaft, die Frage der Berufswahl, die Frage der Arbeitsstellensuche, die Frage der Kindererziehung, die Frage des gesellschaftlichen Engagements, die Frage des Einbringens der Gaben, die Gott uns geschenkt hat, u. s. w.
    Allerdings erwartet Gott, dass wir Ihm unsere Lebensführung in jeder dieser Fragen anvertrauen, sonst gehen wir Umwege - auf denen Gott aber immer mitgeht! Man hat manchmal den Eindruck, der Lebensweg mancher Kinder Gottes ist ein einziger Umweg - aber Gott kommt mit jedem zu Seinem Ziel!
  3. „Steh auf, HERR! Gott, erhebe deine Hand! Vergiss nicht die Elenden! Warum darf der Gottlose Gott verachten, sprechen in seinem Herzen: »Du wirst nicht nachforschen«? Du hast es gesehen, denn du, du schaust auf Mühsal und Gram, um es in deine Hand zu nehmen. Dir überlässt es der Arme, der Vaterlose; du bist ja Helfer. “ (Ps 10:12-14)
    Man beachte den Gesamtzusammenhang dieser Verse: Der Psalmist befindet sich in einer tieferen inneren Not (vgl. V. 1)!
    Geht es Dir manchmal so, dass du das Gefühl hast, im Vergleich mit anderen bist du im Leben zu kurz gekommen? Dass Gott sich nicht rührt, obwohl du eine so große Last zu tragen hast? Oder leidest du wie der Psalmist darunter, dass es vielen ungläubigen Menschen äußerlich gesehen oft viel besser zu gehen scheint als dir selbst? Dass man auch Erfolg und Wohlstand und vielleicht sogar Zufriedenheit und Glück haben kann ohne Gott?
    Der Psalmist findet eine Antwort: Der Herr schaut auf Mühsal und Gram, um zu vergelten durch seine Hand.
    Darum: Alle deine Sorgen wirf auf IHN, lege alles in die sorgende Hand Gottes! Er kennt alle Not und wird vergelten. Mit Paulus formuliert: "Das schnell vorübergehende Leichte unserer Drangsal bewirkt uns ein über die Maßen überschwängliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit!" (2Kor 4:17)
  4. „In deine Hand befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, HERR, du Gott der Treue!“ (Ps 31:6)
    „In deine Hand befehle ich meinen Geist“ – mit diesen Worten verstarb Jesus am Kreuz. Das macht uns deutlich: Die Hand Gottes trägt auch durch das Sterben. Wir dürfen unseren Geist in Gottes Hand befehlen und wissen, dass diese Hand Gottes auch durch das Tal des Todesschattens führt! Jesus hat das am Kreuz ausgerufen und gebetet, wieviel mehr dürfen und sollten wir das tun! Gottes Hand rettet aus der Angst vor dem Sterben, weil wir die Verheißung haben, dass wir den Tod, das Getrenntsein von Gott, nicht erleben müssen: Wir werden allezeit bei ihm sein (1Thes 4:17)!

Die Hände Gottes, die Seine Verfügungsgewalt symbolisieren

Beim dritten Punkt geht es darum, dass Gott uns, die wir uns ihm anvertraut haben, für Seine Ziele und Aufgaben in Beschlag nimmt. Es geht um die Verfügungsgewalt Gottes, die durch Seine Hand symbolisiert wird. Gott selbst hat uns gebildet, zu Seinem Eigentum. Daher hat Er das Recht, über uns zu verfügen! Er wird in der Folge alle Seine Kinder für den Dienst in Seinem Reich beauftragen und bevollmächtigen.
Die Handauflegung bei der Einsetzung zu einem besonderen Dienst – wie es z. B. bei Paulus und Barnabas geschah – mag ein Abbild dieser Zusammenhänge sein.

  1. „… die Hand des HERRN war hart auf mir.“ (Hes 3:14b)
    Die Hand des Herrn ist auf jedem, in dessen Leben die radikale Kehrtwendung, die sich in der Bekehrung und der geistlichen Neugeburt äußert, stattgefunden hat. Gott macht von da an seinen Anspruch auf alles, was unser Leben betrifft, geltend: Er hat Anspruch auf
    - unsere Zeit,
    - unser Geld,
    - unsere Fähigkeiten,
    - unseren Charakter und
    - unser Wesen, das ER nach seinen Vorstellungen prägen möchte!
    Paulus nannte sich Sklave Jesu Christi!
    Aber Paulus wurde andererseits auch für seinen Dienst bevollmächtigt!
    Der Anspruch Gottes auf uns kann hart sein:
    Unter der Hand des Herrn müssen die eigenen Wünsche, Vorstellungen und Pläne oft zerbrechen. Die Propheten erlebten das, z. B. Hosea, der eine Hure heiraten musste. Über Paulus sagt Gott zu Hananias, dass er diesem seinem auserwählten Werkzeug zeigen werde, wieviel er für den Namen des Herrn zu leiden habe (Apg 9:16). Und heutzutage ist das nicht anders. Die Verfolgung der Christen war weltweit noch nie so groß wie heute. Mehr als 100 Millionen christusgläubige Menschen nehmen Not und Verfolgung um ihres Herrn willen in Kauf, und nicht wenige bezahlen ihre Treue zum Herrn mit dem Leben.
    Jesus bleibet meine Freude, meines Herzens Trost und Saft,
    Jesus wehret allem Leide, er ist meines Lebens Kraft,
    meiner Augen Lust und Sonne, meiner Seele Schatz und Wonne;
    darum lass ich Jesum nicht aus dem Herzen und Gesicht.“
    Das war die Antwort Johann Sebastian Bachs auf manche Not und Anfechtung, die er erleben musste. Und auch Dietrich Bonhoeffer, der ja als Märtyrer sein Leben ließ, dichtete angesichts der drohenden Hinrichtung:
    „Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern,
    des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
    so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
    aus deiner guten und geliebten Hand.“
    Gottes Hand formt uns um, wie die Hand des Töpfers ein Gefäß umformt, und oft benutzt Er andere Menschen für dieses Werk. Br. F. H. Baader hat das einmal in einer Weise formuliert, die exakt das beschreibt, was ich auch schon erlebt habe:
    „Manchmal haben wir Probleme mit Menschen, die diese Hand in unsere Umgebung gesetzt hat, weil sie mit ihnen weitere Formprozesse an uns durchführen will. Oftmals versuchen wir dann, diese Werkzeuge der Hand JHWHs zu formen und sind erstaunt, dass dies nicht möglich ist. Wir vergessen die Hand, die dieses Werkzeug gemacht hat, und vergessen, dass es zu unserer Formung dient. Wir müssen lernen, auch hier das, was diese Hand gemacht hat, zu akzeptieren und zu verstehen suchen, welche Aufgabe des Formens sie an uns haben könnte. Sei es "nur" die Aufgabe, dass wir Geduld und Sanftmut lernen, dass wir befähigt werden, Unrecht zu ertragen und Böses mit Gutem zu vergelten, oder sei es das Vermögen, in Freundlichkeit und Bestimmtheit klare Grenzen zu ziehen und zu halten, was vielfach in einen Nervenkrieg mündet, den zu erdulden schwere Probleme bereitet. Zwar kann es und wird es so sein, dass die Hand, wo wir die von ihr vorgesehene Form annehmen, uns benutzt, auch unsere Umgebung zu formen; wir dürfen das aber ihr überlassen. Sie kennt das Material und weiß, ob es erst erhitzt werden muss, damit der Formprozess richtig abläuft, oder ob eine Milderung der Reibung durch Öl förderlich ist. Auch die Schritte der Formung sind in dieser Hand, die darauf achtet, dass das Material nicht reißt. Sie weiß, was sie dem Material an Temperatur und Druck zumuten kann und bestimmt auch die Zeit der Einwirkung, die für die Formung nötig und zuträglich ist.“
  2. „Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, du hast deine Hand auf mich gelegt. Zu wunderbar ist die Erkenntnis für mich, zu hoch: Ich vermag sie nicht zu erfassen.“ (Ps 139:5-6)
    David, auf den Gott auch seine Hand gelegt hat, wusste, dass unter der Hand Gottes der einzige dem Menschen angemessene Lebensraum ist. Hier ist Geborgenheit, hier ist Lebenssinn, hier kristallisieren sich erstrebenswerte Ziele heraus, unter der Hand Gottes reifen Charakter und Persönlichkeit und hören Suchen und ängstliches Eilen auf. Wohl dem, auf den Gott Seine Hand gelegt hat und der sich dem Anspruch des Herrn auf sein Leben unterstellt!

Die Hände Gottes, die Seine Herrschergewalt symbolisieren

Die Verfügungsgewalt Gottes erstreckt sich nicht nur auf Seine Kinder. In diesem vierten Punkt geht es um die ausführende Herrschaftsgewalt Gottes über alle Menschen:

  1. „<Wie> Wasserbäche ist das Herz eines Königs in der Hand des HERRN; wohin immer er will, neigt er es.“ (Spr 21:1)
    Jede staatliche Macht ist von Gott eingesetzt (Röm 13:1). Er sitzt im Regiment! Die weltpolitischen Entscheidungen werden letztlich nicht von den Regierenden gefällt, sondern Gott steht zulassend oder handelnd dahinter. Diese Tatsache ist auch eines der großen Themen des Propheten Daniel: „Er <Gott> setzt Könige ab und Könige ein...“ (Dan 2:21)
    Angesichts demokratischer Wahlen, gewalttätigen Umstürzen und politisch motivierten Attentaten ist das ein Geheimnis, das nur der Glaube fassen kann. Es sollte uns aber bewusst werden, welche Gebetsverantwortung wir für die Regierenden und Herrschenden tragen!
  2. „Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kehrte zu mir zurück. Und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Geschlecht zu Geschlecht <währt>. Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ (Dan 4:31-32)
    Der wieder zu Verstand gekommene König Nebukadnezar rühmt Gott und bekennt: Nach Seinem Willen verfährt Gott mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Es ist schon beachtlich, welche Erkenntnis dieser Herrscher über ein großes Weltreich durch sein Erleben gewonnen hatte!
    Das All ist in Gottes Hand, die Bewohner der unsichtbaren Welt (das Heer des Himmels) und die sichtbare Schöpfung - nichts ist der Macht Gottes entzogen, die Herrschaft ist in Seiner Hand. Das darf uns angesichts der politischen Umbrüche, die sich zurzeit auf der Weltenbühne abspielen, ein großer Trost sein!

Die Hände Gottes, die Seine Richtergewalt symbolisieren

Hier redet die Bibel sehr ernst:
„Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ (Hebr 10:31)
Gemeint sind Seine Gerichtshände.
Gott ist Liebe, so versichert uns Sein Wort. Wir assoziieren 'Liebe' oft schnell mit 'nett', 'freundlich' - und sind dann ganz schnell bei 'harmlos'. Das Bild des harmlosen Gottes aber ist ein falsches Gottesbild!
Wo ist die Liebe Gottes denn am deutlichsten dokumentiert und manifestiert? Am Kreuz! Und das Kreuz ist keine nette, freundliche und harmlose Angelegenheit. Das Kreuz ist eines der schrecklichsten Folterinstrumente, das die römische Justiz und das römische Militär kannten!
Gott demonstriert Seine Liebe, indem Er Seinen Sohn - und damit das Liebste, was Er hat - in die tiefste Gerichtstiefe hineinstürzt!
Ein Gottesbild, das einen gutmütigen alten 'lieben Gott' zum Inhalt hat, geht nicht nur völlig an der Realität vorbei, sondern auch am Herzen und Wesen Gottes. Wenn Gott uns nahe kommen, uns anrühren und verändern, uns segnen und Gutes tun will, dann kann Er Mittel ergreifen, die wir ganz abwegig finden. Wege, die uns unverständlich scheinen und die wir mit einem oberflächlichen Bild von Liebe gar nicht mit Gott zusammenbringen können.
Israel hat das in seiner Geschichte oft erfahren müssen: „Darum <weil sie den Gott Israels und das von ihm gegebene Gesetz verworfen haben> ist der Zorn des HERRN gegen sein Volk entbrannt, und er hat seine Hand gegen sie ausgestreckt und sie geschlagen. Und die Berge erbebten, und ihre Leichen lagen wie Kehricht mitten auf den Straßen. Bei alledem hat sein Zorn sich nicht gewandt, und noch ist seine Hand ausgestreckt.“ (Jes 5:25) Muss man angesichts dieses Prophetenwortes nicht unwillkürlich an die Schrecken des Holoaust denken?
Das Nebeneinander von Gottes Barmherzigkeit und dem Gerichtsernst, der auch immer wieder in Gottes Wort zum Ausdruck kommt, kann nur heißen, dass Gott in seiner Gerichtsausübung Zurechtbringung und mithin Barmherzigkeit zum Ziel hat!
Gott ist in Seinen Gerichten zielorientiert:

- Er weiß um die rechte Dosierung des Gerichtes!
- Er hat eine Absicht in seinen Gerichten, die nicht mit hin-richten, sondern immer mit her-richten, mit passend-machen und mit der Erkenntnis Seiner selbst zu tun hat!

„Seht nun, dass ich, ich es bin und kein Gott neben mir ist! Ich, ich töte und ich mache lebendig, ich zerschlage und ich, ich heile; und es gibt keinen, der aus meiner Hand rettet! Denn ich erhebe meine Hand zum Himmel und spreche: So wahr ich ewig lebe!“ (5Mo 32:39-40)
(In diesem Bibelwort haben wir übrigens einen Hinweis auf die Schwurhand Gottes!)
Beachte die Reihenfolge:

ich töte - ich mache lebendig
ich zerschlage -und ich heile

Das wusste auch Hiob: „Siehe, glücklich ist der Mensch, den Gott zurechtweist! So verwirf <denn> nicht die Züchtigung des Allmächtigen! Denn er bereitet Schmerz und verbindet, er zerschlägt, und seine Hände heilen.“ (Hi 5:17-18)
Merken wir, was das Ziel, was das Ende von Gottes Gerichten und Zurechtweisungen ist?

... er macht lebendig!
... er heilt!
... er verbindet!
und noch einmal: ... er heilt!

Auch in Seinem Gerichtswirken geht es Gott letztlich immer um vollumfassende Heilung, um Heil und Leben!
Wir haben nun etwas gehört von

- der schaffenden und erhaltenden Gottes,
- der schützenden und rettenden Hand Gottes,
- der besitzergreifenden und beschlagnahmenden Hand Gottes,
- der machtvollen und herrschenden Hand Gottes , sowie
- der richtenden und zurechtbringenden Hand Gottes.

Und nun das fast Unglaubliche: Dieser große, allmächtige Gott wird in Jesus Christus Mensch! Er erniedrigt sich bis aufs Äußerste und lässt es schließlich zu, dass diese starken Hände von rauem, hartem Stahl durchbohrt werden! Er lässt sich ans Kreuz schlagen um damit die Garantie dafür zu übernehmen, dass Seine Heilspläne auch zum Ziel und Abschluss kommen. Ist das zu fassen?