Die Bedeutung der Seele

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Von Daniel Muhl

Einführende Gedanken

Die Seele ist für uns Menschen eine hochkomplexe Angelegenheit. Das kann man besonders dann erkennen, wenn wir an die vielen Gemütszustände und Empfindungen denken. Psychiater und Psychologen werden mit ganz unterschiedlichen seelischen Krankheiten konfrontiert, die auch ein Hinweis darauf sind, wie komplex die Seele ist. Fachleute können in der Regel schnell einmal einen seelischen Zustand diagnostizieren. Sie erkennen relativ rasch, ob es sich um eine Depression, ein Burnout, eine Schizophrenie oder eine Borderline-Persönlichkeitsstörung handelt. Es ist jedoch viel schwieriger, die richtige Therapie und die richtigen Medikamente für einen Patienten zu finden. Was bei dem einen wirkt und zu einer Besserung geführt hat, schlägt beim Nächsten gar nicht an. Ich glaube, dass es kaum ein Fachmann gibt, der nicht bestätigen kann, dass die Psyche eine hochkomplexe Angelegenheit ist.
Aber auch wenn wir keine Fachleute sind, so spüren wir doch bei uns selbst, dass die eigenen seelischen Zustände manchmal sehr schwer zu begreifen sind. Zwischen himmelhochjauchzend und „zu Tode betrübt“ finden wir alle möglichen Empfindungen und seelische Gemütsbewegungen. Über die Wellenbewegungen der Seele kann man sich so sehr ärgern, dass man beginnt, seine eigene Seele zu verachten. Nebenbei bemerkt: Dieser Ärger ist dann auch schon eine Wellenbewegung nach unten. Wir setzen bewusst oder unbewusst alles daran, die Seele möglichst lang und kontinuierlich auf „der Höhe“ zu halten. Bei Menschen, die nicht von Gott erzogen werden, mag dieser Zustand vielleicht eine längere Zeit andauern (ich denke da an die Gottlosen aus Ps 73.), aber weil wir alle einem bipolaren Spannungsfeld ausgesetzt sind, kann dieser wünschenswerte Zustand, solange wir uns in diesem fleischlichen Körper befinden, nicht erreicht werden. Wenn die Seele des Sohnes Gottes bis zum Tod betrübt war (Mt 26:38) und der Apostel Paulus in Situationen kam, wo er am Leben verzweifelte (2Kor 1:8), dann ist es eine Illusion zu glauben, unsere Seelen könnten hier auf Erden in ein Dauerhoch gelangen. Das bipolare Spannungsfeld wird durch Leben und Tod, Gut und Böse, Hass und Liebe erzeugt. Aber nicht nur das. Paulus erklärt uns auch Folgendes:

  • Röm 7:22-24 - Denn ich habe Wohlgefallen an dem Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen; 23 ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. 24 Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes? – 25 Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn! Also nun diene ich selbst mit dem Sinn dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.

und

  • HSN Röm 8:6 - Denn das Sinnen und Trachten des Fleisches (ist) Tod, das des Geistes aber Leben und Friede; 

Die Gesinnung, bzw. die Motive des Fleisches führen zum Tod, weil es bei dieser Gesinnung um die Selbstverwirklichung und den Egoismus geht. Es geht hier um das selbstbestimmte und autonome Leben, um einen Lebensstil, der sich nicht Gott unterordnen will. Dadurch lebt man losgelöst von Gott und dem wahren Leben. Dieser autonome Lebensstil führt zwangsläufig in den Tod, weil die Verbindung zum Lebensgeber und somit zum wahren Leben fehlt.
Die Gesinnung des Geistes ist Leben und Friede! Diese Gesinnung will mit Gott verbunden sein und sich dem Vater aller Geister unterordnen und darum führt diese Gesinnung unweigerlich zum Leben! Ein Leben ohne ein Friede mit dem Schöpfer, kann kein göttliches Leben sein!
Die Seele befindet sich in diesem Spannungsfeld! Manchmal hört die Seele auf die Begierden des Fleisches und manchmal ist sie willig, sich dem Geist unterzuordnen und sich vom Worte prägen zu lassen! Um die Seele besser begreifen und verstehen zu können, möchte ich folgende Fragen etwas näher beleuchten:

  1. Was ist der Ursprung der Seele?
  2. Wo befindet sich die Seele?
  3. Welchen Wert hat die Seele?
  4. Was kommt von der Seele?
  5. Was ist das Ziel für die Seele?

Was sagt uns die Bibel über die Seele?

Das hebr. Wort nephesh finden wir in 680 Versen des AT. Das gr. Wort psyche finden wir in 95 Versen des NT. Sehr oft wird dieses Wort auch mit „Leben“ übersetzt, weil viele Übersetzer der Meinung sind, dass damit auch das oft Leben gemeint sei. Doch wenn man wissen will, was die Bibel über die Seele zu sagen hat, dann muss man unbedingt nach den Begriffen nephesh (+05315) und psyche (+5590) suchen. Dabei kann man die Zusammenhänge besser erkennen. Bei der Erschaffung der Tiere ist von „belebten Seelen“ die Rede. Beim Menschen ist die Seele ein ganz wesentlicher Bestandteil. Sie bestimmt hauptsächlich seinen natürlichen Charakter. Die Seele macht die natürliche Persönlichkeit und Identität aus. Darum verwendet die Bibel auch oft den Begriff „Seelen“, anstelle von „Menschen“:

  • 1Mo 46:27 - Und die Söhne Josefs, die ihm in Ägypten geboren wurden, waren zwei Seelen. Alle Seelen des Hauses Jakob, die nach Ägypten kamen, waren siebzig.

An dieser Stelle darf ich die Begriffserklärung der DaBhaR-Übersetzung zitieren:

„Das vom Leib zu Unterscheidende, das bei dem Tod des Leibes von diesem getrennt wird. Die Seele ist im Gegensatz zum Leib dem Stoffwechsel nicht unterworfen. Sie stellt den zusammenhaltenden Kern des Leibes dar, der im Blute wohnt (3Mo 17:11 / Ps 66:9) und das Leben (den Geist) eines Seelenträgers beinhaltet. Wird die Seele vom Geist getrennt, so stirbt sie, erhält sie den Odem, wird sie zur lebenden Seele (1Mo 2:7). [Nä´PhäSch] ist männlich und weiblich (dem Leib gegenüber ist die Seele männlich, dem Geist gegenüber weiblich). Auf Seele bezogene Tätigkeitswörter können daher sowohl männlich als auch weiblich sein (3Mo 2:1). [Nä´PhäSch] wird auch mit ein Seele Habender übersetzt. Ist das Wort [Nä´PhäSch] auf eine Mehrzahl von Personen (1Mo 12:5) oder andere Wesen (Hes 47:9) bezogen, wird es mit Seelen oder mit Seelschaft wiedergegeben. In Ps 27:12 steht es auch für ein gieriges Verlangen und wird mit Seelengier übersetzt.“

An der Aussage, dass die Seele nicht dem Stoffwechsel unterworfen ist, hege ich meine Zweifel. Je nachdem, welche Chemikalien oder andere Substanzen in den Blutkreislauf gelangen, kann z. T. eine massive Veränderung des seelischen Zustandes festgestellt werden. Es gibt Substanzen, die eine Euphorie oder eine Depression auslösen. Wenn man natürlich davon ausgeht, dass unsere Gefühlsschwankungen nicht zur Seele gehören, sondern lediglich als „Ausflüsse der Seele“ zu sehen sind, dann könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass die Seele nicht dem Stoffwechsel unterworfen ist. Doch die Aussagen des Psalmisten deuten eher nicht darauf hin, wenn er schreibt:

  • Ps 42:6*7a - Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und stöhnst in mir? Harre auf Gott! - denn ich werde ihn noch preisen [für] das Heil seines Angesichts. 7 Mein Gott, aufgelöst in mir ist meine Seele; 

Im NT finden wir auch sehr interessante Zusammenhänge in Bezug auf die Seele. Da wo wir in Mt 2:20 lesen, dass diejenigen, die nach dem Leben Jesu trachteten, nicht mehr da sind, heißt es wörtlich:

  • diejenigen, die die Seele des Knaben suchen ...

Der Tod und der Scheol suchen nach möglichst vielen Seelen, die sie in ihre Gewalt bringen können. Herodes war ein Handlanger des Todes, der die Seele des Messias suchte, um sie in den Tod zu bringen.
Für die Gläubigen gilt:

  • 1Petr 1:9 - und [so] erlangt ihr das Ziel eures Glaubens: die Rettung der Seelen.

Die Seelen der Gottlosen landen im Tod und die Seelen derjenigen, die den Glauben bis ans Ende bewahren, werden gerettet und sie werden den Tod nicht sehen (Joh 8:51).

Was ist der Ursprung der Seele?

Als Gott die Tiere und den Menschen erschuf, entstanden auch die Seelen:

  • PFL – 1Mo 1:20 - Und es sprach Elohim: Wimmeln werden die Wasser von einem Gewimmel mit lebendiger Seele, und Gevögel wird fliegen über die Erde auf den Antlitzen der Ausdehnungweite der Himmel. 

Bei der Erschaffung der Tiere entstanden auch die Seelen der Tiere. Dass ein Tier auch eine Seele hat, kann man auch sehr gut bei Hunden und Katzen beobachten, wenn man erkennt wie unterschiedlich ihre Charakterzüge sind. Auch Freude und Trauer kann ein Hund sehr gut zum Ausdruck bringen.
Beim Menschen lesen wir Folgendes:

  • ELB 1Mo 2:7 - da bildete Gott, der HERR, den Menschen, [aus] Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele. 

In dem Augenblick, wo Gott einem geschaffenen Körper den Odem des Lebens einhaucht, entsteht eine Seele. Die Seele entstand also durch den Hauch, bzw. den Odem Gottes. Von daher kann man durchaus sagen, dass die Seele etwas aus Gott enthält. Die Seele hat etwas Göttliches und alles was aus Gott gekommen ist, muss wieder zu Gott zurückkehren (Röm 11:36).
Gott bläst Seinen lebendigen (hebr. chaj +02416) Hauch (hebr. neschamah +05387) in einen leblosen Körper und er wird zu einer lebenden Seele. Neschamah kommt von nascham und bedeutet so viel wie „keuchen“. Es ist das Keuchen einer Gebärenden (Jes 42:14). Durch das Anhauchen Gottes wurde die Seele des Menschen „geboren“. Wenn ich jemanden anhauche, dann wird jemand mit meiner verbrauchten Luft „konfrontiert“. Bei mir sind das unangenehme Gerüche, die mein Gegenüber riecht und u. U. bekommt er auch noch Bakterien und Viren ab (wenn ich z. B. an einer Grippe leide). Beim gefallenen Menschen ist das Angehaucht-werden alles andere als angenehm, aber bei Gott entsteht dabei Leben.
Auch das NT bestätigt:

  • 1Kor 15:45 - So steht auch geschrieben: „Der erste Mensch, Adam, wurde eine lebendige Seele“; der letzte Adam ein lebendig machender Geist.

Der erste Adam konnte nach seinem Sündenfall nur noch sterbliches Leben weitervermitteln. Christus aber ist ein lebendig machender Geist, der Tote lebendig machen kann. Nach Seiner Auferstehung hauchte Jesus Seine Jünger an und sagte:

Das erste Hauchen des Herrn, ließ eine lebendige Seele entstehen und dieses zweite Hauchen führte zu einer Erfüllung mit Heiligem Geist. Das Anhauchen Jesu aus Joh 20 kündete symbolisch Pfingsten an. Erst nach Golgatha konnte dieses zweite Anhauchen stattfinden, das dann wahres göttliches Leben zur Folge hatte! Der Odem des Herrn lässt nicht nur Seelen entstehen, sondern er führt auch Gericht aus (2Sam 22:16). Der Herr erschafft Leben und Er tötet und Er macht wieder lebendig (1Sam 2:6). Der Weg zum wahren Leben geht nur übers Sterben! Das gilt auch für Gläubige, denn Paulus schreibt:

  • 1Kor 15:36 - Du Tor! Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt.

Wo befindet sich die Seele?

Wenn wir die Seele im Leib lokalisieren wollen, dann ist das alles andere als einfach. Aufgrund unseres medizinischen Wissens würden wir die Seele im Gehirn suchen. Im Gehirn finden wir die Synapsen, da hat man feine elektronische Impulse feststellen können, da findet man ein hochkomplexes Nervennetz und das alles ermöglicht das Denken und Abspeichern von Informationen. Das Denken beeinflusst auch unsere Empfindungen und Gemütszustände.
Doch die Bibel lokalisiert die Seele an einem anderen Ort. So lesen wir bei Mose Folgendes:

  • 1Mo 9:4 - Nur das Fleisch mit seiner Seele, seinem Blut, sollt ihr nicht essen;
  • 5Mo 12:23 - Nur halte daran fest, kein Blut zu essen, denn das Blut ist die Seele; und du sollst nicht die Seele mit dem Fleisch essen.

In 3Mo 17:11 wird der Ort, wo die Seele ist, noch etwas genauer präzisiert:

  • Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, dass es Sühnung tut für eure Seelen; denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele.

Im Blut ist also die Seele! Warum lokalisiert die Bibel die Seele nicht im Kopf? Ich kenne die Antwort nicht, aber wenn wir die Funktionen des Blutes anschauen, dann entdecken wir doch Erstaunliches:

  1. Das Blut ist der Stoff, der in praktisch alle Körperteile fließt.
  2. Das Blut versorgt den ganzen Körper mit Sauerstoff und Nährstoffen.
  3. Das Blut entsorgt den Körper von den Kohlendioxidmolekülen und anderen Abfallstoffen.
  4. Die weißen Blutkörperchen bekämpfen Krankheitserreger.
  5. Das Blut ist auch für die Wärmeverteilung zuständig.

Ohne Sauerstoff stirbt der Körper in wenigen Minuten. Der Sauerstoff erinnert uns in einer gewissen Weise an den Atem Gottes. So wie der Atem Gottes die Materie belebt und in ihr eine lebende Seele entstehen lässt, so erhält der Sauerstoff unseren Leib am Leben und das Blut ist der Träger dieses „Odems“.
Sobald sich gewisse Substanzen oder Hormone im Blut befinden, verändert sich auch der Zustand der Seele. Vermutlich ist nicht das Blut die Seele selbst, sondern es ist der Träger der Seele oder der Körper der Seele. Wörtlich lesen wir in 5Mo 12:23: „ ... denn das Blut es die Seele ... “. Wenn wir 3Mo 17:11 noch dazu lesen, wo es heißt, dass die Seele des Fleisches im Blut ist, dann könnte mit der Aussage aus 5Mo 12:23 auch Folgendes gemeint sein: „ ... denn das Blut es (enthält) die Seele ... “!
Die Seele sitzt also nicht im Gehirn, sondern im Blut.

Welchen Wert hat die Seele?

  1. Auch der himmlische Vater hat eine Seele (Mt 12:18).
  2. Die Seele (gb. Leben) ist mehr wert als die Speise (Mt 6:25)!
  3. Eine Seele ist mehr wert, als die ganze materielle Welt (Mt 16:26). Was könnte ein Mensch als Lösegeld für seine Seele geben (Mk 8:37)?

Was geschah mit der Seele Jesu?

  1. Jesus gab Seine Seele als Lösegeld für viele (Mt 20:28), indem Er starb und Seine Seele in den Tod ausgeschüttet hat (Jes 53:12).
  2. Der gute Hirte lässt Seine Seele für die Schafe (Joh 10:11).

Was kommt von der Seele und was kann sie?

  1. Die Seele kann Gott lieben (Mt 22:37)!
  2. Die Liebe zu Jesus ist wichtiger als das Wohlbefinden der eigenen Seele. Die eigene Familie und die eigene Seele muss an zweite Stelle gesetzt werden, wenn man zu Jesus kommt (Lk 14:26).
  3. Die Seele Jesu war bis an den Tod betrübt (Mt 26:38).

Was kann mit der Seele geschehen?

  1. Sie kann mit einem Schwert durchdrungen werden (Lk 2:35). Bei Maria war das vmtl. da, wo sie zuschauen musste, wie ihr Sohn am Kreuz starb. So eine Ereignis ist ein Schwertstich in die Seele einer Mutter.
  2. Wenn man die Seele mit vielen Gütern beruhigen will, dann ist man ein Tor (Lk 12:19-20). Mit so einem Verhalten bindet man die Seele an das Materielle, an das Vergängliche. Wenn dann die Seele des Menschen (vom Tod) gefordert wird, was hat er dann als Lösegeld für seine Seele (Mk 8:37)? Wer aber seine Seele an den Herrn Jesus gebunden hat, der hat ein Lösegeld für seine Seele.
  3. Durch falsche Lehren kann die Seele verwirrt oder verstört werden (Apg 15:24).
  4. Drangsal und Angst über jede Seele eines Menschen, der das Böse vollbringt (Röm 2:9).
  5. Die Seele kann in der Gehenna weggelöst (gb. verdorben, verloren gehen) werden (Mt 10.28), wenn sie sich nicht zuvor um Jesu Willen weggelöst hat (Mt 10:39).

Was ist der Weg und das Ziel für die Seele?

  1. Wer das Joch Jesu auf sich nimmt und von Jesus lernt, findet Ruhe für Seine Seele (Mt 11:29).
  2. Durch Ausharren (im Glauben) gewinnt man seine Seele (Lk 21:19).
  3. Die Seelen sollen befestigt werden, indem man sie dazu auffordert, im Glauben zu verharren und sie darauf hinweist, dass man durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen muss (Apg 14:22).