Die Auswirkungen der Sohn-Vater-Beziehung beim Sohn

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Von Daniel Muhl

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Seine Speise - der Wille des Vaters

Text: Joh 4:31-42.
Jesus hatte Durst (Joh 4:10) und vmtl. auch Hunger. Doch das zu tun, was Sein Vater wollte, war wichtiger als alle Seine Bedürfnisse! Die Jünger wollten Ihn „freundlich“ daran erinnern, auch mal etwas zu essen (Joh 4:31). Vielleicht wollten sie Ihn daran erinnern: „Du musst Dich stärken und wieder zu Kräften kommen!“ Doch Jesus muss von uns Menschen nicht daran erinnert werden, was Er zu tun hat; auch dann nicht, wenn wir es mit Ihm doch nur gut meinen.
Darum weist Jesus auch sofort darauf hin, auf welchen Willen Er ausgerichtet ist! Er tut nur den Willen des Vaters und nicht den Willen der Menschen. Aber warum vergleicht Jesus das Tun des Vaterwillens mit Seiner Speise? Was geschieht beim Essen? Beim Essen nimmt man Nahrung auf und macht sich mit dieser Nahrung eins! Wer den Willen des Vaters tut, der nimmt Sein Wort in sich auf, indem er es „isst“ und „verdaut“. Das Wort Gottes wird dadurch Bestandteil des eigenen Lebens, Denkens und Handelns! Man hört auf den Vater, macht sich mit dem Gehörten eins und tut das Gehörte! Das sollte auch unsere Speise sein.

Die Speise ist überlebenswichtig! Ohne Speise ist es immer eine Frage der Zeit, bis man stirbt. Ohne das Aufnehmen des Wortes Gottes und ohne das Tun Seines Wortes (sich mit der Speise eins machen) ist oder wird man geistlich tot! Das Tun des Willens Seines Vaters, war für Jesus überlebenswichtig! Aber nicht nur das! Es war für Ihn auch das allergrößte Bedürfnis, weil Ihm Seine Liebesbeziehung zum Vater das absolut Wichtigste war! Einige mögen einwenden, dass Ihn gerade das getötet hat. Infolge des Willens Gottes starb Er und kam dadurch auch in den Tod! Aber Er blieb nicht da, sondern Er wurde als Erster bleibend aus den Toten auferweckt (Kol 1:18). Er hat „überlebt“, weil Er sich mit dem Willen des Vaters eins gemacht hat.
Jesus hat auf Seine irdischen Bedürfnisse verzichtet, um sich mit dem Willen Seines Vaters eins zu machen. Nur dadurch konnte Er das Wort Gottes in das Herz der Samariterin säen und nur dadurch kam es in dieser Stadt zu einer - geistlich gesehen - großen Ernte! Jesus hat gesät und Seine Jünger hat Er ausgesandt zu ernten (Joh 4:38)!

Auswirkungen der Sohn-Vater-Beziehung in Joh 5

Das 5. Kapitel des Johannesevangeliums führt uns einmal mehr vor Augen, mit welcher Kraft die Wahrheit von den eigenen Bedürfnissen und Zielen verdrängt werden. Das Offensichtliche will man nicht wahrhaben, weil es mit den eigenen Zielen im Konflikt steht.
Die Heilung eines Mannes, der bereits 38 Jahre gelähmt ist und der vielleicht schon Jahre oder Jahrzehnte am Teich Betesda auf eine Heilung hofft, war ein ganz großes und offensichtliches Zeichen für göttliche Vollmacht. Aber weil die Heilung „wieder einmal“ an einem Sabbat stattfand, weil Jesus nicht den Vorstellungen der religiösen Elite entsprach und weil Jesus ihre heuchlerische Haltung aufdeckte, verschlossen sie sich gegen alle Beweise. Für die Elite war es auch undenkbar, dass ein einfacher Bauhanderkersohn aus Nazareth der Messias sein könnte. Wenn dann dieser „ungebildete Mann“ auch noch behauptet, dass Er der Sohn Gottes ist, dann war das für die Juden der „Gipfel der Arroganz“! Johannes 5 habe ich 6 Abschnitte aufgeteilt:

  1. Joh 5:1-9 - Heilung am Teich Betesda
  2. Joh 5:10-16 - Wut wegen Heilung am Sabbat
  3. Joh 5:17-24 - Jesus bezeugt Seine Gottes-Sohnschaft und Abhängigkeit vom Vater
  4. Joh 5:25-30 - Stunde des Gerichts über Tote
  5. Joh 5:31-38 - Zeugnis über Jesu Sendung
  6. Joh 5:39-47 - Schriften zeugen von Jesus und mangelnde Liebe zu Gott

Handeln aus der Abhängigkeit

Joh 5:17-24 In V.17 macht Jesus darauf aufmerksam, dass der Vater bis jetzt wirkt. Damit meint Er vmtl. auch: „Sein letztes Wirken habt ihr gerade eben mitbekommen! Er hat durch mich einen Gelähmten geheilt, dem viele von euch in den letzten Jahren immer wieder mal begegnet sind. Weil er schon 38 Jahre gelähmt war, war er auch ein „hoffnungsloser Fall“. An dem was geschehen ist, könnt ihr das Wirken Gottes erkennen und ihr könnt auch erkennen, dass ich in Übereinstimmung mit Gott handle.
Die Tatsache, dass Jesus Gott Seinen Vater nannte, löste in vielen Juden einen Hass aus, so dass sie Ihn töten wollten. Eigentlich war es aus Sicht des AT gar nicht so etwas Außergewöhnliches, wenn man Gott Seinen Vater nannte, denken wir nur daran, dass Gott Salomo als Seinen Sohn bezeichnete (1Chr 28:6) oder auch an:

  • Jes 63:16 - Und doch bist du unser Vater; denn Abraham weiß nichts von uns, und Israel kennt uns nicht; du aber, o HERR, bist unser Vater, und dein Name ist »Unser Erlöser von Ewigkeit her«!

Solche und ähnliche Stellen haben die Schriftgelehrten von damals eher wie folgt interpretiert: "Gott ist wie ein Vater zu uns; wir Menschen aber sind das Werk Seiner Hände! Ein sündiger Mensch aus Fleisch und Blut kann unmöglich von Gott gezeugt sein!" Diese Aussage wäre ja grundsätzlich richtig, aber im Fall von Jesus eben nicht, weil Er keinen irdischen Erzeuger hatte und weil der Heilige Geist Ihn zeugte, war Er ohne jegliche Sünde!

Mit den natürlichen Augen konnte man das allerdings nicht erkennen. Die Schriftgelehrten sahen lediglich einen "ganz normalen und etwas ärmlichen Wanderprediger, der von Nazareth stammte". Für sie war auch klar:

  1. Der Messias würde als herrlicher König das Friedensreich aufrichten!
  2. Der Messias würde bestimmt den Sabbat einhalten!
  3. Der Messias würde vmtl. auch ihre theologischen Leistungen würdigen.

Deshalb folgerten sie, dass Jesus nicht der Messias und schon gar nicht der Sohn Gottes sein konnte. Unter diesen Gesichtspunkten war Jesus für sie ganz klar ein Gotteslästerer. Sie beurteilten Ihn mit ihrer "theologischen Brille".

Jesus entsprach nicht diesen fleischlichen, bzw. den irdischen Erwartungen:

  1. Jesus wird in großer Macht und Herrlichkeit das Friedensreich aufrichten; aber zuvor musste Er als "Leidensknecht" auf die Erde kommen (Jes 53) und diesen Aspekt haben die Schriftgelehrten verdrängt!
  2. Jesus war HERR über den Sabbat (Lk 6:5) und das Helfen und Retten war ein Gebot, das über dem Sabbat stand (Mt 12:11). Zwei Gebote stehen über allen anderen:
    1. Liebe Gott!
    2. Liebe deinen Nächsten! Somit steht auch das Gebot der Nächstenliebe über dem Gebot des Sabbats
  3. Theologische Leistungen haben Jesus nie beeindruckt. Er hat sich über Aufrichtigkeit, Demut, Gottesvertrauen und Liebe gefreut!

Die aussergewöhnliche Heilung am Teich Betesda machte die Vollmacht Jesu deutlich und Jesus weist auch darauf hin, dass dies ein Wirken des himmlischen Vaters war!

Mit einem "Doppel-Amen" weist Jesus sogar darauf hin, dass Er als Sohn nichts tun kann (und will), was Er nicht zuvor beim Vater gesehen hat (Joh 5:19). Die Liebe zu Seinem himmlischen Vater stand bei Jesus immer an absolut erster Stelle! Egal, was der Vater von Ihm verlangte; für Jesus war es immer höchste Erfüllung, Seinem Vater zu gefallen! Ob das "40 Tage hungern" oder "unter größten Schmerzen und in absoluter Gottverlassenheit zu sterben" war, spielte keine Rolle! Der Gehorsam aus Liebe zum Vater ging Jesus über alles!

Die Kraft zum 100-prozentigen Gehorsam ist nur möglich, wenn man Gott auch zu 100 Prozent liebt! Aus Pflicht oder mit dem Motiv der Selbstgefälligkeit kann keiner 100-prozentig gehorsam sein! Die vollkommene Liebe zu Gott ist aber auch nur dann möglich, wenn man aus Gott geboren ist und wenn man den Vater in Seiner herrlichen Liebe erkannt hat. Das Erkennen der Vaterliebe stellt alles andere in den Schatten! Wer die Liebe des Vaters wirklich erkannt hat, der sucht an keiner anderen Stelle die Erfüllung. Aller Reichtum, alle Macht und alle Ehre, die dieser Kosmos zu bieten hat, können dann nicht mehr faszinieren! Dieses wahrhaftige Erkennen der Vaterliebe führt zwangsläufig auch dazu, dass man Gott liebt! Wer Gott vollkommen liebt, ist vollkommen frei! Frei von sich selbst, frei davon, von Menschen geehrt werden zu müssen. Ein Mensch, der Gott über alles liebt, ist auch nicht mehr von seinem Wohlbefinden abhängig! Während ich diese Zeilen schreibe, ist mir auch bewusst, wie weit ich selbst davon noch entfernt bin! Ich wünsche mir eine vollkommene Liebe zu Gott, aber ich ertappe mich auch immer wieder dabei, dass mir mein eigenes Wohlbefinden zu wichtig ist. Diese Liebe zum himmlischen Vater bewirkt auch eine ununterbrochene Vertrauensbeziehung zu Ihm. Aus dieser kontinuierlichen Vertrauensbeziehung heraus, entwickelt der Gläubige eine geistliche Sensibilität dafür, was der Vater tut, bzw. will! Darum sah der Sohn immer, was der Vater tat und das was Er sah, das tat Er dann auch! Der Vater zeigte dem Sohn immer was Er selbst tat, weil der Vater den Sohn "freundschaftlich liebt" (in Joh 5:20 gr. phileo).

"Der Sohn kann nichts von sich selbst tun" (Joh 5:19) bedeutet aber auch "völlige Ohnmacht aus sich selbst"! Daraus ergibt sich auch: Die absolute Vollmacht Jesu, bedingte auch die völlige Ohnmacht aus sich selbst! Wer kann das fassen oder begreifen? Diese absolute "Ohnmacht aus sich selbst" wollen wir mit allen Mitteln vermeiden, weil sie dem natürlichen Menschen absolut zuwider ist! Der natürliche Mensch möchte autonom sein, er möchte alles im Griff haben und alles selber bestimmen, weil er meint zu wissen, was das Beste für ihn sei! Wir denken: "Das Beste ist Gesundheit, Wohlbefinden, Genuss und Ehre!" Damit wir das bleibend erhalten können, wollen wir wohlhabend und erfolgreich werden, weil wir uns dann alles leisten können, was wir uns wünschen. Wir legen uns "Reserven" an, schliessen Versicherungen ab und meinen "in Sicherheit zu sein"! Und Gott lacht! Oder ist Er viel eher traurig?

Wer traut sich zu sagen: "Ich möchte ohnmächtig aus mir selbst werden, damit ich zur Ehre Gottes und zum Segen für andere vollmächtig wirken kann!"? Ich sage es mit großem Zittern. Ich bin aber auch froh, dass Gott so etwas wachstümlich schenkt! Wenn wir das von einem Tag auf den anderen lernen müssten, dann wären wir überfordert und würden daran zerbrechen.

In Vers 20 sagt Jesus, dass der Vater ihm alles zeigt, was Er selbst tut. Wie müssen wir uns das vorstellen? Wie tut der Vater etwas, das Jesus auf Erden tun soll? Bedeutet das einfach, dass der Vater dem Sohn sagte, was Er tun soll? "Mach dies, heile jener usw."? Ich weiß es nicht! Ich vermute einfach, dass die exklusive Liebesbeziehung zu Seinem Vater, es dem Sohn ermöglichte, die alles überstrahlende Liebe des Vaters vor Seinen Herzensaugen zu sehen. Dieser Blick machte Ihn ganz eins mit Seinem Vater, so dass auch Er voller göttlicher Liebe war. Wer diese Liebe des Vaters in Seiner Absolutheit sieht, weiß in jeder möglichen und unmöglichen Situation, was zu tun ist. Das Unmögliche für uns Menschen ist die Auferweckung der Toten. Genau das tut der Vater und das wird auch der Sohn tun (Joh 5:21). Die Liebe Gottes überwindet selbst die größte Gottesferne! Als Jesus Seine Seele in den Tod ausgoss (Jes 53:12), kam Er auch in den untersten Bereich des Todes und somit in die größte Gottesferne! Was das bedeutete, können wir Menschen auf dieser Erde nie und nimmer erfassen! Auf jeden Fall prallte damals die göttliche Liebe auf den Tod und somit auch die stärksten Kräfte (Hl 8:6)! Weil der Tod den Sohn so "ausspucken" musste - so wie der Fisch den Jona (Jon 2:11 / Mt 12:40) - wurde der Tod in Sieg verschlungen (1Kor 15:54).

Aus der Ohnmacht des Gottessohnes am Kreuz, entstand die größte Vollmacht und diese wird dann auch wie folgt sichtbar:

  • HSN Joh 5:22 - Der Vater [selbst] richtet ja auch niemand, sondern hat das ganze Gericht dem Sohn übergeben!

Die Sterblichen werden von Demjenigen gerichtet, der auch selbst gestorben ist und das ist Jesus! Jesus richtet ganz im Sinne des Vaters! Wie sieht dieses Gericht aus? Zuerst einmal hat Jesus selbst das ganze Gericht der absoluten Gottesferne getragen! Dadurch kann die Liebe das Böse nicht mehr zurechnen, ohne gleichzeitig ungerecht zu sein! Infolgedessen rechnet Gott dem Kosmos seine Übertretungen nicht mehr zu (2Kor 5:19)! Das gilt absolut und für jeden! Aber die Liebe ist auch ein leidenschaftliches Feuer, die alles verbrennt, was nicht Liebe ist! Deshalb verursacht die Liebe bei allen Selbstsüchtigen auch ein äußerst schmerzhaftes Feuergericht, sofern diese zuvor nicht umkehren!

Alles das, führt dann dazu, dass alle den Sohn ehren (o. wert halten; Joh 5:23):

  • Joh 5:23 - damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

Wer meint, Gott zu verehren und gleichzeitig den Sohn entwertet, indem er Ihm die Gottessohnschaft abspricht und sagt, "Jesus war nur ein Prophet, guter Mensch oder Religionsgründer!", der ehrt Gott nicht! Johannes bezeichnet einen solchen als Lügner:

  • 1Jo 2:22 - Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Der ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet.

Der allmächtige Gott und Vater identifiziert sich so sehr mit Seinem Sohn Jesus Christus, dass jedes Geschöpf nur durch den Sohn zum göttlichen Leben kommen kann und vom (jüngsten) Gericht verschont bleibt. So schreibt Johannes im nächsten Vers:

  • Joh 5:24 - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, [der] hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen.

Das Hören der Worte Jesu und die vertrauende Liebesbeziehung zum Vater im Himmel führt zu einem ultimativen Zustands- und Identitäts- sowie Standortwechsel! Gleichzeitig hat man eine eine ganz andere Zukunft vor sich! Den Zustandswechsel könnte man auch wie folgt beschreiben: Durch die Vertrauensbeziehung zum Vater trägt man automatisch göttliches Leben in sich. Statt geistlich tot zu sein, ist man lebendig (auch wenn das nach Außen kaum sichtbar ist). Der Identitätswechsel: Statt ein Kind des Zornes zu sein (Eph 2:3), darf man neu ein Kind Gottes sein (1Jo 3:1). Die naheliegende Zukunft kann schwer sein, aber die ferne Zukunft ist auf jeden Fall nicht zu toppen! In der naheliegenden Zukunft kann es zu Verfolgungen oder anderen Bedrängnissen um Christi Willen kommen (Mt 5:11 / Mk 13:9 / Apg 14:22). In ferner Zukunft gibt es keine Verurteilung, man kommt nicht ins jüngste Gericht (Joh 5:24), sondern man wird mit Christus verherrlicht (Röm 8:17) und man kommt in bleibenden Frieden und Freude hinein (Röm 14:17)!

Jesus redete auch nur das, was Er beim Vater gehört hat:

  • Joh 8:26-29 - Vieles habe ich über euch zu reden und zu richten, aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig; und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt. 27 Sie erkannten nicht, dass er von dem Vater zu ihnen sprach. 28 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich. 29 Und der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das ihm Wohlgefällige tue.

Die Aussage am Kreuz, "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" machte deutlich, dass Jesus nicht aus sich selbst redete, sondern aus der Liebe Gottes!

Diesen Abschnitt über das Gericht beendet Jesus wiederum mit dem Hinweis darauf, dass Jesus nur so richten wird, wie er es selbst vom Vater hört. Jesus tut ausschließlich den Willen des Vaters; auch als bevollmächtigter Richter! Damit kommt vor allem zum Ausdruck, dass Jesus in vollkommener Übereinstimmung mit Seinem Vater handelt.

Der Sohn hört auf den Vater

Folgende Bibelstellen machen das deutlich:

  • HSNJoh 5:30 - Ich kann nichts von mir selbst aus tun. So wie ich höre, richte ich und mein Gericht ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen [durchzuführen] suche, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
  • HSNJoh 15:15 - Ich nenne euch nicht länger Sklaven, denn der Sklave weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles wissen ließ, was ich von meinem Vater gehört habe.

Jesus hört immer auf den Vater! Er "spitzt Seine Ohren" auf den Vater. Er ist immer auf den Vater fokussiert! Das Hören auf den himmlischen Vater, das Erkennen Seines Willens und das Gehorsam-sein ist wichtiger als alles andere! Das Mit-ganzem-Herzen-zuhören ist das A und O jeder Beziehung und es ist auch das absolute Fundament der Kind-Vater-Beziehung Wenn ich einen Satz sage, der aus dem Hören auf Jesu Stimme zustande gekommen ist, dann bewirkt das mehr, als wenn ich eine "gute Predigt" halte, die nicht aus dem Gebet, sondern nur aus meinem biblischen Wissen heraus entstanden ist!

Wie oft werde ich von den Dingen angetrieben, von denen ich meine, sie tun zu müssen, währenddem das Hören auf Jesu Stimme auf der Strecke liegen bleibt. Sich Zeit nehmen, um auf Gottes Stimme zu hören, ist das Wichtigste und nicht selten auch das Schwerste! Eigentlich wäre es ganz leicht, wenn man seinen Vater liebt und Ihm ganz kindlich vertrauen würde. Es wäre ganz leicht, wenn für uns die Zeit mit Gott, das Schönste und Wertvollste wäre! Es wäre eine Selbstverständlichkeit, wenn wir die Gemeinschaft mit dem Vater als das höchste Glück empfinden würden! Doch warum sieht es in der Praxis manchmal so ganz anders aus? Es liegt letztendlich an unserem Unglauben, bzw. an unserem Kleinglauben. Noch einmal die Frage: Warum fällt mir das Hören auf Gottes Stimme immer wieder so schwer? Es gibt mehrere Gründe dafür:

  1. Ich glaube nicht richtig daran, dass Gott mir meine Fragen beantworten wird.
  2. Ich gebe meinen Aktivitäten höhere Priorität, als der stillen Zeit mit Gott. Das Suchen nach Gottes Willen scheint mir zu zeitaufwendig.
  3. Ich zweifle manchmal daran, dass Er es wirklich gut mit mir meint; vor allem dann, wenn Er mir eine Opferbereitschaft aufs Herz legt. Vor der Kreuzigung hätte Jesus - aus menschlicher Sicht - allen Grund dafür gehabt, daran zu zweifeln, dass Sein Vater es wirklich gut mit Ihm meint. Doch der Wille Seines Vaters ging Ihm über Sein Wohlbefinden und der Wille Seines Vaters, war wichtiger als Seine Seele!
  4. Wenn ich ein Vergnügen oder ein Genuss vor Augen habe, dann will ich das Reden Gottes vielleicht nicht unbedingt hören, weil Er mir dann vielleicht etwas anderes zeigen könnte, so dass ich auf das verzichten müsste, was ich als Genuss geplant habe. Mit anderen Worten: "Wenn ich meinen Willen tun möchte, dann möchte ich die Stimme meines HERRN nicht unbedingt hören! Ich möchte Seine Stimme nur dann hören, wenn ich Fragen und Probleme habe." Und wie fühlt sich mein HERR dabei? Er fühlt sich nur als "Problemlöser" und "Bedürfnisstiller", den man wie einen Geldautomaten bedienen kann! Mein wunderbarer HERR, der sich selbst für mich geopfert hat, hat weit mehr als das verdient!

Alle diese Dinge sind letztlich auf meinen Unglauben zurückzuführen und somit auf ein mangelndes Vertrauen auf meinen HERRN! Wenn es Bereiche in meinem Leben gibt, wo ich das Reden Gottes nicht hören möchte; wie kann ich dann erwarten, dass Er dann zu mir spricht, wenn ich Ihm eine Frage stelle oder Er mir ein Problem lösen soll? Manchmal bin ich traurig über mich selbst, aber ich bin gewiss, dass mein HERR mich verändert, mein Vertrauen zu Ihm wachsen lässt und ich bin überaus dankbar, dass ER viel gnädiger ist, als ich es bin und erwarte!

Die nächste Stelle zeigt indirekt, dass Jesus auf den Vater hört:

  • HSNJoh 15:16 - Ich kann nichts von mir selbst aus tun. So wie ich höre, richte ich und mein Gericht ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen [durchzuführen] suche, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Der Sohn hat Leben in sich selbst

Joh 5:26 vermittelt uns ein großes Geheimnis:

  • HSN Joh 5:26 - Denn so wie der Vater Leben in sich selbst besitzt, so hat er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst.

Kein Geschöpf in der ganzen Schöpfung hat Leben in sich selbst! Selbst die in Ps 82 angesprochenen "Söhne des Höchsten" und "Götter" müssen sterben. Ihr "Leben", das sie haben, haben sie auch vom Vater der Geister; aber sie haben im Gegensatz zum Sohn kein Leben in sich selbst. Viele bilden sich ein, Leben in sich selbst zu haben, aber niemand hat es! Wie oft denken und handeln wir Menschen so, wie wenn wir Leben aus uns selbst hätten? Keiner hat sich selbst gezeugt, keiner hat sich selbst gestaltet und keiner hat bestimmt, unter welchen Umständen und unter welchen Eltern er zur Welt gekommen ist! Keiner hat sich selbst seine Fähigkeiten oder seine Intelligenz gegeben! Das Einzige, was wir vielleicht ein stückweit tun konnten, ist, die eigenen Gaben etwas zu fördern oder nicht! Aber wir tun so, wie wenn sie Herr über ihr eigenes Leben wären.

Das Leben, dass der Sohn in sich selbst hat, hat Er aber auch vom Vater bekommen. Der Vater ist der Ursprung allen Lebens. Das wahre göttliche Leben ist weder von der Zeit noch von der Materie abhängig. Das wahre göttliche Leben ist in Jesus Christus erschienen und Er war als einziger in der Lage, in den Tod und somit in die absolute Gottesferne zu gehen, um diejenigen ins Leben zurückzubringen, die "hoffnungslos" in diesem Tod verhaftet waren.

Jeder, der kein göttliches Leben in sich selbst hat, wird früher oder später vom Tod überwältigt und kommt da nicht mehr heraus; es sei denn, er hat eine Vertrauensbeziehung zu der Person hergestellt, die das Leben in sich selbst hat! Durch den innewohnenden Geist Gottes haben wir das göttliche Leben in uns! Aber ich glaube nicht, dass wir dieses göttliche Leben in uns selbst haben, weil wir von uns selbst auch nicht sagen können, dass wir "das Leben" sind! Wenn wir aber bei Ihm vollendet sind und wenn wir Ihm gleich geworden sind (1Jo 3:2), dann haben wir vmtl. auch Leben in uns selbst, wobei wir dann nie auf den Gedanken kommen würden, getrennt von Ihm, weiter leben zu wollen, genauso wie auch Jesus nie ohne den Vater leben will!

Die Tatsache, dass Jesus Leben in sich selbst hat, bedeutet auch, dass wenn Er die Toten ruft, sie Seine Stimme hören werden (Joh 5:28). Im Weiteren hat Jesus dadurch auch die absolute Gerichtsvollmacht (Joh 5:27). Der Richter über alle Geschöpfe muss Leben in sich selbst haben, weil beim Gericht (gr. krisis, von krino) alles vom wahren Leben her beurteilt (gr. krino) werden muss! Jeder, der das göttliche Leben nicht in sich hat, ist absolut nicht in der Lage, ein richtiges Urteil zu fällen, weil er keine Ahnung vom göttlichen Zustand, bzw. vom göttlichen Ziel hat! Geistlich Tote können nur falsche Urteile abgeben!

Das Danken Jesu war absolut einmalig

In Joh 6:11 lesen wir die einfachen Worte: HSN - Jesus nahm nun die Brote und dankte und teilte sie den Lagernden aus; ebenso [gab er ihnen] auch von den Fischen, so viel sie [nur] wollten. Es ist klar: Jesus dankte Seinem Vater für das Brot, das sie haben und das der Vater noch schenken wird! Jesus wusste: Bei meinem Vater ist die Fülle! Bei Ihm gibt es keinen Mangel! Bei Ihm ist der Überfluss. Als Mensch lebte Jesus auch von der Versorgung Seines himmlischen Vaters.

Ich glaube, dass die Gebete, bzw. auch die Dank- und Segnungsgebete von Jesus so einmalig waren, dass Jesus gerade daran erkannt wurde. Denken wir nur an die Jünger, die mit Jesus nach Emmaus gingen. Beim Abendessen lesen wir:

  • Lk 24:30 - Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch lag, nahm er das Brot und segnete es; und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. 31 Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde vor ihnen unsichtbar.

Jedes "öffentliche" Gebet Jesu, ließ die Zuhörer erahnen, welch' innige Beziehung Jesus zu Seinem Vater hatte. Wahrscheinlich spürten sie durch diese Gebete, wie besonders und absolut einmalig, eine vollkommene Beziehung zum himmlischen Vater ist! Es war vermutlich gerade diese Ahnung, welche die Jünger dazu bewegte, ihren Herrn zu bitten: "Lehre uns beten!" (Lk 11:1).

Jesus dankte auch zu Beginn des Abendmahles (1Kor 11:24)! Dieser Dank hat für mich eine ganz besondere Bedeutung, weil Jesus beim "Brechen des Brotes" sehr wohl wusste, wie unglaublich schwer es für Ihn sein würde, wenn Sein Leib am Kreuz gebrochen wird. Wie können wir diesen Dank einordnen? Wie können wir ihn erfassen? Dankt Jesus für Sein Gebrochen-werden? Dankt Er für die Kraft, dieses künftige Gebrochen-werden zu ertragen. Dankt Er dafür, dass Er dadurch das wahre Lebensbrot für alle werden konnte (dies ist mein Leib, der für euch ist; 1Kor 11:24)? Dankte Er dafür, dass die Menschen gerade dadurch, die unendliche Liebe Gottes zu einer verlorenen Welt erkennen konnte (Joh 3:16)? – Das wäre alles denkbar, aber wahrscheinlich steckt noch viel mehr dahinter! Jesus, als der ganz große Geber, lehrte uns das ganz große Danken für alles! Für das Gute und das Schwere, für das Angenehme und das Schmerzvolle!

Jesus suchte die Einsamkeit

Nachdem Jesus das große Wunder der Brotvermehrung vollbracht hatte, lesen wir folgenden Vers:

  •  »Da nun Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein.« (Joh 6:15)

Jesus begab sich immer wieder in die Einsamkeit, weil Er das Alleinsein mit dem Vater unbedingt brauchte und ich bin überzeugt – auch wünschte! Ich glaube: Jesus sehnte sich geradezu nach der Zweisamkeit mit Seinem Vater! Wahrscheinlich waren das die schönsten Stunden Seines irdischen Lebens. Damit meine ich nicht unbedingt die »Wohlfühlstunden«! Vermutlich hat Er auch während der Gemeinschaft mit Seinem Vater unter Kälte und körperlicher Müdigkeit gelitten. Möglicherweise hatte auch Er, vom vielen Gehen, Schmerzen an Füssen und Gelenken. Wir wissen es nicht! Aber wenn Jesus in gleicher Weise wie wir angefochten war (Hebr 4:15), dann ist dies alles sehr wahrscheinlich! Seine Liebesbeziehung zu Seinem Vater war Ihm wichtiger als alles andere! Hier empfing Jesus nicht nur Kraft, sondern ziemlich sicher auch neue Impulse für die nächsten Schritte. Die Auswahl der Apostel setzte auf jeden Fall eine ganze Nacht im Gebet voraus (Lk 6:12-13). Dieses Sich-Absondern war für Jesus also ganz wichtig. Aber es war auch für die damaligen Menschen hilfreich. Nach der Speisung der 5'000 Männer, wollten die Menschen Jesus "in Beschlag" nehmen und Ihn zum König machen. 
Sie wollten Ihn nicht deshalb zum König machen, weil sie Ihn als Person von ganzem Herzen liebten, sondern weil sie Ihn als »Brötchengeber« gebrauchen wollten! Man stelle sich einmal vor, man hätte einen König, der immer Brot bereitstellt, egal wo und wann die Menschen gerade Hunger haben. Das wäre damals eine ganz geniale Sache gewesen. 
In der heutigen Zeit würden wir das nicht so 
dringend notwendig empfinden, weil wir uns seit Jahrzehnten daran gewöhnt haben, alle notwendigen Lebensmittel problemlos einkaufen zu können. Aber damals sahen die Menschen – die das Gefühl des Hungern’s kannten – die einmalige Möglichkeit, nicht mehr »im Schweiße ihres 
Angesichts« ihr Brot verdienen zu müssen. Dies wiederum, hätte ihnen die Möglichkeit gegeben, sich viel mehr um die »schönen Dinge« des Lebens kümmern zu können! Vor allem hätten sie mehr Zeit gehabt, den Vergnügungen und dem Genuss nachzulaufen.

Jesus wäre dann so etwas Ähnliches geworden wie ein Geldautomat, der das Leben wesentlich angenehmer gemacht hätte! Das war das Motiv, warum die Menschen Jesus damals zu ihrem König machen wollten. Leider sind auch bei uns Christen immer wieder ähnliche Motive zu finden: »Ich folge Jesus 
deshalb nach, weil ich hoffe, dass Er möglichst alle meine Wünsche erfüllt!« Aber Jesus will nicht König für Menschen sein, die Ihn lediglich als Bedürfnisstiller gebrauchen möchten, sondern für solche, die Ihn lieben um Seiner selbst Willen.

Vielleicht war Sein Rückzug auch die Grundlage für die nachfolgende »Brotrede«, bei der Er auf das wahre Lebensbrot hinwies. Gleichzeitig durchliefen die Jünger während Seiner Abwesenheit einen wichtigen Lernprozess. Als die Jünger alleine waren, stiegen sie in ein Boot. Eine Seeüberquerung mit dem Boot, war für die 
erfahrenen Fischer etwas absolut Alltägliches! 
Da kannten sie sich aus; da wussten sie Bescheid! Doch plötzlich wurde das, was ihnen so vertraut war, ganz anders! Die Dunkelheit brach herein, der See war aufgewühlt und ein heftiger Wind wehte! In Mt 14:24 wird berichtet, wie das Boot »Not litt« und ihnen der Wind entgegen war. 
Sie »kämpften« sich bis zur vierten Nachwache durch (also zwischen 3.00 und 6.00 Uhr morgens). Wir können davon auszugehen, dass nicht nur das Boot, sondern auch die Jünger Not litten. Das Problem: Jesus war diesmal nicht mit im Boot! Beim letzten Sturm schlief Er im Boot und sie konnten Ihn wecken (Mt 8:25). Diesmal war Er weder zu wecken, noch in Rufnähe! Er war einfach nicht da. Aber dann erscheint Er auf dem See. Er kommt auf eine Art und Weise zu Ihnen, wie sie es nie gedacht hätten. Die »nächtliche Abwesenheit Jesu« liess die Schüler Jesu eine ganz neue Erfahrung machen: Jesus kommt immer zur »richtigen Zeit«, aber unerwartet und völlig anders als gedacht. Persönlich glaube ich, dass es vor der Wiederkunft Jesu ähnlich ablaufen wird! Er kommt zur richtigen Zeit! Für viele Christen jedoch überraschend und ziemlich sicher ganz anders, als erwartet! Die Jünger dachten sehr wahrscheinlich: »Jesus sehen wir erst, wenn wir 'an Land' sind.« Mitten auf dem See rechneten sie nicht mit Ihm! Sie dachten, sie müssten diesen Sturm alleine durchstehen, da Jesus sie in diesem Moment nicht hören kann und deshalb auch »nicht abrufbar ist«. Wir sehen: Wenn Jesus scheinbar abwesend ist, dann hat auch das seine ganz bestimmten Gründe. Nachdem die Jünger Jesus auf dem See sahen, fürchteten sie sich und meinten, sie sähen einen Geist. Jesus sagte dann ganz einfach:

  • Ich, ich bin [es], fürchtet euch nicht! (Joh 6:20)

Der große »Ich-bin-der-ich-bin« (2Mo 3:14) ist immer da, auch wenn man Ihn nicht hört, sieht oder fühlt. Darum brauchen wir uns nicht zu fürchten! Vers 21 macht geradezu den Eindruck, wie wenn das Boot ans Ufer »entrückt« wurde, nachdem sie Jesus auf dem Wasser erkannt hatten. Wenn wir Jesus einmal von Angesicht zu Angesicht sehen und erkennen dürfen, dann sind wir am Ziel - viel schneller als gedacht! Wie wunderbar!

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