Die "Prophetie" kindlicher Handlungen - Spr 20:11

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230. Die "Prophetie" kindlicher Handlungen - Spr 20:11

Schon der Knabe gibt sich durch seine Handlungen zu erkennen, ob sein Tun lauter, und ob es aufrichtig ist.

Immer wieder wird in der Psychologie und Pädagogik die Frage neu gestellt, was denn in der Charakterbildung eines Menschen ausschlaggebender sei: die äußeren Umstände, denen ein Kind und Jugendlicher ausgesetzt ist, oder aber die "Disposition" durch die Erbanlagen. Materialistische Ideologien haben stets die Macht der äußeren Umstände überbetont; doch zeigt die Zwillingsforschung, dass selbst nach einer frühen Trennung eineiiger Zwillinge und trotz völlig verschiedener Lebensumstände, ihr Erscheinungsbild, ihre Persönlichkeitsstruktur und ihre Handlungsweisen fast völlig gleich bleiben.

Darum lässt schon das Kind in seinem Verhalten, seiner Gemütsart und seinen Spielhandlungen (DEL), wie in all seinem Wirken (BA) den künftigen Erwachsenen erkennen, auch wenn es noch einige Reifestufen zu durchlaufen hat. Luther hat so übersetzt: "Auch kennet man einen Knaben nach seinem Wesen, ob er fromm und redlich werden will!" Und Angelus Silesius dichtet: "In jedem ist ein Bild des, das er werden soll, solang er das nicht ist, ist nicht sein Friede voll!" Und ein aramäisches Sprichwort sagt: "Was ein Kürbis werden will, zeigt sich an der Knospe" (nach DEL). Wer ein sensibles Ahnungsvermögen hat, kann am Kinde schon den künftigen Erwachsenen "schauen" und seine Erziehung nach Spr 22:6 gestalten: "Erziehe den Knaben seinem Wesen gemäß; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird!"

Von solchen "prophetischen" Spielhandlungen der Kinder berichten auch die Evangelien. Jesus, der ein Herz für Kinder hatte hat sie beim Spielen offensichtlich gut beobachtet. So heißt es in Mt 11:16-17: "Wem aber soll ich diese Generation vergleichen? So ist sie Kindern gleich, die auf den Märkten sitzen und ihren Spielkameraden zurufen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr habt nicht getanzt! Wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht gewehklagt!" In dieser Spielszene geht es um Kinder, die andere "nach ihrer Pfeife tanzen lassen" wollen, die aber nicht auf ihre Spielvorschläge eingehen - einmal ist es das Spiel einer Hochzeit einmal das eines Begräbnisses. Was wollte Jesus damit gleichnishaft sagen? Während Israel von dem Bußprediger Johannes lieber die "Hochzeitsmelodie des Bräutigams" hören wollte, verlange es von Jesus, der es zum "Hochzeitsfest der Gnade" rief, die düstere Buß- und Totenklage. Der Vergleichspunkt ist also das Launische im kindlichen Spiel, sowie das Verlangen nach einer unverzüglichen Erfüllung der Spielforderungen.

Nach Mt 21:15-16 haben Kinder Jesu Einzug in Jerusalem "nachgespielt" und "Hosianna dem Sohne Davids!§" geschrieen, was bei den Schriftgelehrten zu starken Unmutsäußerungen führte. Doch der Herr sah in ihrem Spiel Ps 8:2 erfüllt: "Aus dem Munde der Kinder und Säuglinge hast Du Dir eine Macht bereitet um deiner Bedränger willen, um zum Schweigen zu bringen den Feind und den Rachgierigen! "In einem Punkt sah Jesus die Kinder auch für die Erwachsenen als vorbildlich: in ihrem mangelnden Misstrauen und ihrem kindlichen Vertrauen; letzteres sollte auch unser Verhältnis zu Gott bestimmen (Mt 18:2-5). So sollen wir nach 1Kor 14:20 zwar nicht "Kinder im Verstande", im Denken sein, sondern "Unmündige, was die Bosheit anbetrifft, Erwachsene aber im Verstand!"

Jesus selbst zeigte schon als Kind Seine göttliche Herkunft und Sündlosigkeit und ließ dadurch die, welche ihn kannten, Seine Messianität erahnen. Nach Lk 2:40 "wuchs und erstarkte das Kindlein und wurde erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm" Er "nahm zu an Weisheit und Altersreife und Gnade bei Gott und den Menschen" (Lk 2:52).

Ob auch an denen, die geistlicherweise Kinder im Glauben sin, schon das zu erkennen ist, was Gott in ihren an Reifezielen, Gnadengaben und Diensten durch den Heiligen Geist angelegt hat? Es gehört zur Aufgabe der Ältesten in einer Gemeinde, dies im Geist der Weissagung zu erkennen, zu benennen und in den Dienst einzuordnen. So bezeichnete Paulus, seinen Mitarbeiter Timotheus, den er zum neuen Leben führen durfte, als sein "echtes und geliebtes Kind im Glauben" (1Tim 1:2+18 - 2Tim 1:2 - 2Tim 2:1);, in seinen beiden Briefen an ihn wies er ihn seelsorgerlich in das ein, was er werden sollte (s. Tit 1:4 und Phil 1:10). Dies ist die Erziehungsaufgabe eines "Vaters im Glauben (vgl. 1Jo 2:12-13).


Lies weiter hier:

231. Erwirb das Vorzügliche - Spr 20:14-15