Der Hohepriester Josua vor dem Engel des Herrn

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Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)
Erklärt auf einem Bibelkursus in Langensteinbach vom 21.-31. Januar 1924
Nachgeschrieben, geprüft und ergänzt von Pfarrer Friedrich Take

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
4. Der Mann mit der Messschnur (Sach 2:5-9)

5. Der Hohepriester Josua vor dem Engel des Herrn

  • Sach 3:1-5 (ELB) (1) Und er ließ mich den Hohenpriester Joschua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen. (2) Und der HERR sprach zum Satan: Der HERR wird dich bedrohen, Satan! Ja, der HERR, der Jerusalem erwählt hat, bedroht dich! Ist dieser nicht ein Holzscheit, das aus dem Feuer herausgerissen ist ? (3) Und Joschua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet und stand vor dem Engel. (4) Und der Engel antwortete und sprach zu denen, die vor ihm standen: Nehmt ihm die schmutzigen Kleider ab! Und zu ihm sprach er: Siehe, ich habe deine Schuld von dir weggenommen und bekleide dich mit Feierkleidern. (5) Und ich sprach: Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt! Und sie setzten den reinen Kopfbund auf sein Haupt und zogen ihm reine Kleider an; und der Engel des HERRN stand dabei.

Das 4. Nachtgesicht

Sacharja hat einen wunderbaren Blick von der dunklen Gegenwart seiner Zeit über schwere Unterjochungen Israels bis in die ferne, lichte Zukunft tun dürfen. Aber nun steigt in ihm die bange Frage auf: Wie mag mein abtrünniges Volk mit seiner entarteten Priesterschaft zu solch unerhörten Gnadenbeweisen Gottes im tausendjährigen Reich zu gelangen? Hindern es nicht daran vor allem anderen seine furchtbare Untreue, sein großer Ungehorsam gegen Gott, sein Götzendienst, seine hochmütige Selbstgerechtigkeit und sein stolzes in sich selbst aufgerichtetsein?

Da erhält er als göttliche Antwort auf seine bange Frage eine vierte nächtliche Vision (Sach 3:1-5). Ihm ward gezeigt der Hohepriester Josua, stehend vor dem Engel des Herrn, und der Satan stand zu seiner Rechten, dass er ihm widerstünde. Josua aber hatte unreine Kleider an. Da sprach der Engel des Herrn zu seinen himmlischen Dienern: Tut die unreinen Kleider von ihm und setzt ihm einen reinen Turban auf sein Haupt! Und sie zogen ihm statt seines schmutzigen Gewandes ein Feierkleid an, und setzten ihm einen reinen Kopfbund auf.

Josua und das Volk Israel

Was soll dieses Gesicht bedeuten? Es will sagen, ehe die Herrlichkeit und Seligkeit des Königreichs Christi auf Erden anbrechen kann, muss das Volk Israel, als dessen Vertreter der Hohepriester Josua hier steht, gründlich gereinigt und erneuert werden durch den Sohn Gottes.

Ganz klar wird uns hier das gedeutet, dass das Reich Gottes auf Erden nur dann erst kommt, wenn das Volk der Juden Vergebung der Sünden im Blute des Lammes gefunden hat. Eher kann überhaupt von einer allgemeinen Durchführung christlicher Gedanken unter den Nationen nicht die Rede sein. Darum sind auch die an sich so anerkennenswerten Bestrebungen der inneren und äußeren Missionen im Grunde genommen von so geringem Erfolg unter der Völkern. Die Zeit der Verchristlichung ganzer Nationen ist noch nicht da. Erst muss sich Israel als Volksganzes Kleider des Heils anziehen lassen haben. Das ist die Vorbedingung für die tausendjährige Königsherrschaft Gottes auf Erden, die Theokratie.

Josua tritt hier also auf als Vertreter des ganzen Volkes. Als Hoherpriester vertritt er es vor Gott und Menschen. Das ganze Israel steht hier in seiner Person zusammengefasst. Er steht vor Gericht. Und der Richter ist der Engel des Herrn - Jesus Christus. Ihm ist ja alles Gericht vom Vater übergeben worden. Und zur Seite erblicken wir eine finstere Gestalt: den Ankläger, Satan. Er steht zur Rechten des Hohenpriesters. Die rechte Hand ist diejenige, die wirkt, arbeitet, schafft. Der Satan hat sich gerade deshalb zur Rechten des Hohenpriesters Josua postiert, um damit zum Ausdruck zu bringen: ich habe einen Anspruch an diese Hand, an diesen Menschen, ja, an das ganze Volk, das er vertritt. Denn ihre Hände taten Böses. - Was tut und tat deine rechte Hand? Musst du dem Widersacher Gottes und der Menschen ein Recht an dich einräumen? O, wenn ja, so lege deine Rechte schnell in die durchbohrte Hand der Gekeuzigten! Dann hat er sein Recht an dir verloren.

Satan und seine Engel

Aber Satan lässt nicht so leicht sein Anrecht auf seine Beute fahren. Das erkennen wir daran, dass wir ihn hier in die ewigen Lichträume, in den Himmel eingedrungen sehen. Er steht unter den heiligen Engeln und vor dem Stellvertreter des unsichtbaren Gottes, den Sacharja, im Unterschied von den älteren Propheten wie z.B. Am 9:1 oder Jes 6, nie selbst zu sehen bekommt. Auch im Buch Hiob wird uns geschildert, wie Satan im himmlischen Thronsaal unter den Engeln Gottes erscheint. Der Satan ist also nicht gleich bei seinem Fall für ewig aus den oberen Regionen entfernt worden. Er hat Zutritt zum himmlischen Heiligtum. Aber es dauert nicht mehr lange. Mit der vollbrachten Erlösung des Sohnes Gottes hört das auf. Jesus sah es voraus. Denn er sagte einmal, als die 70, die er ausgesandt hatte, die Nähe des Reiches Gottes zu verkünden, mit Freuden wiederkamen und sprachen: „Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen!“ „Ich sah wohl den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz!“ (Lk 10:18). Wie „der Verkläger der Brüder“ endgültig aus dem Himmel verschwindet, das wird uns in der Offenbarung Johannes wunderbar geschildert.

Es erscheint dem heiligen Seher Johannes (Offb 12:1ff.) ein Weib mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen. Das Weib ist das jüdische Volk, erwählt von der Sonne, dem Herrn. Der Mund unter den Füßen des Weibes ist das Gesetz. Denn so wie der Mond sein Licht von der Sonne empfängt, hat das Gesetz seine Wahrheit von Gott. Aber wie der Mond keine Wärmkraft besitzt, so hat auch das Gesetz keine Wärmkraft. Es kann nicht ausziehen und retten. Sein göttliches Licht lässt kalt. Das Weib nun, das Volk Israel, gebiert einen Sohn, Jesum Christum. Nach der vollbrachten Erlösung des Weltheilandes fährt er gen Himmel. Und in der Zeit, wo Israel sich zu Christus bekehrt, da erhebt sich ein Streit im Himmel.

Michael und seine Engel streiten mit dem Drachen, und der Drache kämpft und seine Engel, aber sie siegen nicht. Es werden vielmehr der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und seine Engel aus dem Himmel gedrängt und auf die Erde geworfen. Danach befindet der altböse Feind sich in den irdischen Sphären und hat einen großen Zorn, weil er weiß, dass ihm nicht sehr viel Zeit bleibt, die Menschen zu verführen. Seitdem Christus in die obere Welt eingegangen ist, kann aber der Teufel die an Christus gläubig Gewordenen nicht mehr mit Erfolg verklagen. Denn: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht alle schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes, und vertritt uns.“ (Unser Rechtsanwalt, der noch nie einen Prozess, den wir ihm zur Durchführung bei dem ewigen Gott übergeben, verloren hat!) Das jüdische Volk allerdings, wie jeden Ungläubigen, kann der Widersacher noch verklagen, solange er nicht mit Gott sich versöhnt weiß durch Jesu Blut.

Ein weit verbreiteter Irrtum

Hier muss einem weitverbreitetem Irrtum begegnet werden. Der allemeinsten Menschen, auch vieler gläubiger Christen religiöses Denken, bewegt sich ellipsenförmig um zwei Brennpunkte, nämlich um Gott: das gute Prinzip, und um den Teufel: das böse Prinzip. Das ist aber heidnisch - persisch, und nicht biblisch gedacht. Denn die alten Perser verehrten einen guten Gott, Ormudz, und kannten eine böse Gottheit: Ariman. Aber unser Gott ist einer. Der Teufel ist ein Geschöpf, von ihm, durch ihn und zu ihm geschaffen. Alle Kreatur ist aber durch Jesus Christus geschaffen. Es gibt nichts, das nicht durch den Sohn Gottes geschaffen ist. Also ist auch der Satan nicht ohne seine Vermittlung geschaffen. Die ganze Kreatur ist aber auf ihren Schöpfer, den Herrn Christus bezogen. Darum ist der Heiland auch für die Kreatur eingetreten. Sie ist sein Eigentum. In jeder Kreatur steckt auch etwas von Christus. Auch die Tiere sind christus-, licht- und lebensbezogen, nur auf niedrigerer Stufe. Auch die Pflanzen, zum Beispiel die Kartoffeln im Keller, die keimen, sind licht-, lebens- und christusbezogen. Deshalb soll auch alles, was im Himmel und auf Erden ist, in ihm zusammengefasst, zusammengeschlossen werden. Ist aber alles auf Christus bezogen, dann ist auch der Satan auf Christus bezogen. Darum hat er es auch immer nur mit dem Sohn Gottes zu tun.

Satan hat nichts gegen die Menschen die bloß an Gott glauben, denen der erste Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses genug ist. Es ist ihm gleichgültig und ficht ihn nicht an, wenn die Gelehrten über Gott philosophieren, oder wenn die Leute in die Kirche gehen, „um Gott zu dienen“. Denn er glaubt ja auch an Gott und dient ihm auch (vergleiche das Buch Hiob), und hat sogar Eingang in die himmlischen Örter. Er weiß ganz genau, dass diese Menschen, die nur an Gott glauben, einen Fehlweg gehen. Satan hat einst nicht direkt gegen Gott rebelliert. Er sah ein, dass das Wahnsinn sei, aber gegen den Sohn Gottes, und zwar aus ichsüchtigem, hochmütigen Neid. Das ist die Urquelle aller Sünde.

Als die himmlischen Gewalten in den ewigen Lichtwelten geschaffen waren - durch den Sohn - und Satan erkannte, dass alles Geschaffene in die herrliche Verklärung des Sohnes geführt werden würde und durch ihn zu Gott, da hat er sich gesagt: Warum soll denn nun alles gerade in dem Sohn Gottes zusammengefasst werden, das kann doch ebensogut in mir zusammengeschlossen werden? Da empörte er sich gegen den ewigen Ratschluss Gottes und fiel ab von Gott. Und der Sohn Gottes und alles, was der Sohn hat und den Sohn angeht, war ihm seitdem ein Dorn im Auge. Darum ist auch, sobald der Heiland von einem Menschen im Glauben erfasst wird, der Teufel los. Wenn ein Mensch Jesu untertan wird, so macht er die Hölle gegen ihn mobil. Auch gegen die Gesamtheit der Wiedergeborenen, die den Leib Christi bilden, wütet er, seitdem es eine Gemeine der Gläubigen gibt, solange es eine solche geben wird, und zwar in den letzten Tagen dieses Äons mehr denn je.

Er bietet seit der Paradiesherrlichkeit durch alle Zeiten hindurch bis zum Anbruch der neuen Herrlichkeit auf einer neuen Erde alles auf, um die Frommen zu verführen, um sie wieder unter den Bann der Sünde und die Macht der Finsternis zu bringen. Einmal versucht er es mit geheimen, listigen Fallen, ein anderes Mal mit offener, brutaler Gewalt. Wer könnte die Kampfmittel und Kampfarten dieses listigen, altbösen Feindes alle aufzählen? Auf Schritt und Tritt, fast von Minute zu Minute wagt er es, Angriffe auf uns alle, sonderlich aber auf die Kinder Gottes zu machen. Wir aber achten viel zu wenig darauf. Doch die Heilige Schrift macht uns in vielen Beispielen und warnenden Worten mit den listigen Anläufen des Satans bekannt, damit wir uns im voraus rüsten lassen mit Vorsicht und Weisheit, mit Glaubensmut und Überwinderkraft. Paulus schreibt im Blick auf Satan: „Seine Absichten sind uns nicht unbekannt.“

Will man den Feind obsiegen, so muss man seine Pläne kennen. So ist es für uns notwendig, dass wir Satans Vorhaben kennen, um ihn widerstehen zu können. Aber wenn wir uns auch hüten wollen, seine große Macht und List nicht zu unterschätzen, wollen wir uns anderseits auch immer vorhalten, dass er ein geschlagener Feind ist, der zwar auf dem Rückzug, vor der völligen Niederwerfung den Untertanen des Königs Jesu noch manche Schwierigkeiten bereitet, dessen Widerstand aber schließlich mit seiner völligen Unterwerfung unter den König Christus endet. Von der Gewalt Christi über Satan bekommen wir im vierten Nachtgesicht Sacharjas einen Anschauungsunterricht. Denn Jesus Christus ruft dort dem Satan zu: „Der Herr wolle dich zur Ruhe verweisen. Ja, der Herr, der sich Jerusalem erwählt hat, möge dir Schweigen gebieten." Ist dieser Mann nicht ein aus dem Feuer herausgerissenes Brand.

Die Stellung des Gottessohnes

In Sach 3:2 heißt der Sohn „Herr“ und der Vater „Herr“, ähnlich wie in Ps 110:1: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Da sehen wir die Gleichheit und doch die Verschiedenheit des Vaters und des Sohnes. Jesus ist hier der erschienene Jahwe und der bevollmächtigte Stellvertreter Jahwes (Kautsch). Er sitzt hier im Gericht an des Vaters statt und in seinem Auftrag. Der Vater hat ihm alles Gericht übergeben. Er ist in vielem gleich mit dem Vater und doch in vielem verschieden von ihm. Denn der Vater hat allerhöchste Autorität. Sie billigt der Sohn ihm auch ohne weiteres zu. Er ist ihm als Sohn kindlich untertan. Darum weist auch der Sohn in seinem Namen den Verkläger ab und zwar nachdrücklichst durch die Wiederholung von: „Der Herr schelte dich!“ oder anders übersetzt: „Der Herr wolle dich zur Ruhe verweisen, Satan! Ja, der Herr, der sich Jerusalem erwählt hat, möge dir Schweigen gebieten!“

Es ist eigentümlich, wie der nun in die Verhandlung eingreifende Herr nicht aus eigener Machtvollkommenheit dem Satan begegnet, sondern in echt prophetischer Würdigung seiner zukünftigen Erscheinung im Fleisch, nur mit Beziehung auf einen höheren himmlischen Herrn: So spricht er: „Der Herr schelte dich, Satan!“ Diese Zurückweisung, Kaltsetzung Satans wird nach zwei Richtungen hin begründet: Erstens: du musst mit deinem Verklagen aufhören, weil Gott nach seinem ewigen Liebesrat Jerusalem erwählt hat; und zweitens hast du darum zu schweigen, weil der von dir beklagte vorbildliche Josua ein aus dem Feuer gerettetes Brandscheit ist.

Der Teufel hatte ein Recht an dem Hohenpriester Josua, weil er Sünde an sich trug, ein beflecktes Kleid hatte. Denn wo Sünde ist, da handelt es sich um ein Eigentum Satans. Was hatte der Satan aber für ein Recht, ins Paradies zu gehen? Der Mensch war von Erde genommen und die Erde gehört dem Satan.

Vom Gesetz der Perspektive

Wenn die Kirche das Sechstagewerk als die eigentliche Schöpfung ansieht, kommt sie immer mit der Naturwissenschaft in Konflikt. Denn die Naturwissenschaft sieht, dass da Entwicklungen sind.

Je mehr etwas von mir entfernt ist, desto mehr verkürzt sich die Distanz. Das ist das Gesetz der Perspektive. Das ist auch ein Grundgesetz für die Bibel. Denn alles prophetische Schauen ist perspektivisch. Darum sehen die Propheten alles zusammen, was später auseinandergeht. Die Zeitalter des Gesetzes und der Gemeine sehen wir breit, dagegen das Zeitalter der ersten Schöpfung ganz verkürzt. Das Zeitalter Satans sehen wir etwas breiter, dann dasjenige der Neuschöpfung, des Falls der ersten Menschen, der Urväter noch breiter. Und mit den weiteren Kapiteln der Heiligen Schrift verbreitert sich unsere Perspektive immer mehr. In dem, was wir und wie wir vom heiligen Ratschluss Gottes sehen dürfen, geht es uns auch wie Leuten, die von einer Bergspitze aus das ganze Bergland überblicken. Vorne sieht man in breite Täler, Dörfer und Flüsse gut und klar hinein, in der Ferne schaut man nur eine Kette einzelner Höhen, aber zwischen ihnen liegen, dem Auge unsichtbar, tiefe Täler. Ein natürlicher Mensch sieht nur Verlorensein und Rettung. Aber nur hinein in die ganze Heilige Schrift, dann öffnen sich die anderen Äonen und Haushaltungen Gottes Schritt für Schritt! Auf dem Weg des Glaubens sieht man, was zwischen den Bergen liegt.

1Mo 1:2: Alle diese Worte - wie „grausige Tiefe“ - tohu wa bohu sind Gerichtsworte. Die hebräische Sprache ist die Ursprache. Denn jedes Wort derselben besteht aus drei Buchstaben. Alles Erfreuliche hat in dieser Sprache, wie aber auch in anderen Sprachen, helle Laute wie schir - Lied oder schamajim Himmel: lauter Freude! Die Erde heißt arez. Elohim - Gott - vorne hell, in der Mitte dunkel, hinten wieder hell. Der ganze Rat Gottes geht durchs Dunkel, endet aber im Licht, im Hellen.

Weg mit dir, Satan!

Die gefallene Teufelswelt ist nicht zu Wasser geworden. Über ihr brütete der Geist Gottes. Da wird der Rat Gottes ausgebrütet. Deshalb wird er auch in der Bibel unter dem Bild des Vogels dargestellt. Der Mensch gehörte nicht zur ursprünglichen Schöpfung. Da gab’s nur andere Wesen, Geister. Der Mensch sollte die Erlösung der gefallenen Welt durchführen. Darum wurde er geschafften. Denn sich die Erde untertan machen, heißt, in diese gefallene, neugeschaffene Welt den Geist Gottes hineintun. Der Mensch ist ein wunderbares Wesen. Sein Leib ist von der Erde genommen, die den Sündenkeim in sich trägt. Da hinein kam der Personengeist = lebendige Seele. Dadurch bekam der Mensch das Vermögen, erstens mit dem Herrn, und zweitens mit der Außenwelt in Verbindung zu treten. Die „Seele“ musste auch nach außen gerichtet sein, weil der Mensch die Welt erlösen sollte. Er sollte nun, angezogen mit dem Heiligen Geist, der „lebendigen Seele“, zum Heiland der gefallenen Welt werden. Der Mensch hatte einen Leib der Sünde und sollte durch den Heiligen Geit die Sünde überwinden. Deswegen, weil der Mensch einen Sündenleib anhatte, ist der Satan ins Paradies gekommen. Da hätte der Mensch kraft seiner Gemeinschaft mit dem Herrn von Stufe zu Stufe obsiegen sollen. Hätte er die Verbindung mit dem Herrn aufrecht erhalten, so wäre es ihm unmöglich geworden, zu sündigen. Wäre es so gekommen, und der Satan hätte ihn nicht versuchen können, so hätte der "Mörder von Anfang" den ersten Menschen totgeschlagen, so wie er den zweiten Adam getötet hat. Dann hätte ihn Gott auferweckt und der Tod wäre durch den Menschen verschwunden. Die Erlösung wäre durch ihn geschehen. Nun macht’s Jesus für uns, und ist so treu, dass er sagt, wer mich will, darf teilhaben an meinen Leiden und sie vollmachen, darf mitleiden. Wir dürfen also leiden, sind gewürdigt, daran teilzunehmen.

„Weg mit dir!“ ruft der Herr dem Satan Sach 3:2 zu. Warum hat der Satan kein Recht an Josua? Ich habe ihn mir erwählt! Wenn ich den Dreckspatz will, was geht’s dich an? Ich habe mir Josua so erwählt, wie er ist und mit ihm das ganze Jerusalem, ja das ganze Volk Israel, so wie es ist. Satan hatte sich für einen klugen Rechenmeister gehalten. Er hatte gerechnet: Gott ist heilig und gerecht, er muss darum sein mit Sünde beflecktes Volk unbedingt verdammen. Aber er hat sich gründlich verrechnet.

Denn er kennt nicht die Liebes-Abgründe der seine Erwählten deckenden und rechtfertigenden Gnade Gottes. Weil der Hohepriester Israels anders ist als unschuldig, sagt er gewissermaßen zu Satan: Das lass meine Sorge sein! „Er hat uns erwählt, als wir noch Feinde waren.“ Nicht auf des Hohenpriesters Würdigkeit - nicht auf Israels Gerechtigkeit oder Tadellosigkeit gründen sich Gottes Gnadenhandlungen und Herrlichkeitsabsichten, sondern auf die göttliche Erwählung Israels zum Bundesvolk - Jerusalem zur Offenbarungsstätte. Israel ist Gottes erwähltes Volk für die Erde, und wird es immer bleiben.

Segnungen im Königreichs Christi

Es wird im Tausendjährigen Reich in die vollen, ja überströmenden Segnungen, welche mit der Gnadenwahl verbunden sind, eintreten! Jes 43:20ff. „Ich will Wasser in der Wüste und Ströme in der Einöde geben, zu tränken mein Volk, meine Auserwählten. Dies Volk habe ich mir zugerichtet; es soll meinen Ruhm erzählen.“ Damit sein auserwähltes Volk aber dereinst im Tausendjährigen Reich seinen Ruhm verkündigen könne, verheißt ihm der Herr Jes 44:1-5 wunderbare Geistesmitteilunng, wodurch in ihm neues Leben geschaffen und gefördert wird. „So höre nun, mein Knecht Jakob, und Israel, den ich erwählt habe: So spricht der Herr, der dich gemacht und bereitet hat, und der dir beisteht von Mutterleib an: Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob und Jeschurun (Ehrenname Israels), den ich erwählt habe. Denn ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen, dass sie wachsen sollen wir Gras, wie die Weiden an den Wasserbächen. Dieser wird sagen: Ich bin des Herrn! und jener wird genannt werden mit dem Namen Jakob, und dieser wird sich mit seiner Hand dem Herrn zuschreiben, und wird mit dem Namen Israel benannt werden.“

Welch unbegreiflich göttlich mächtig Ding ist es um die Erwählung Israels! Das Volk der Juden sündigt seit Tausenden von Jahren gegen den höchsten Gott, und Er trägt es in Geduld und unendlicher Langmut, Er erhält es und deckt es gegen die berechtigten Anklagen Satans, Er rechtfertigt es. Welch eine Treue Gottes! Und Er wird weiter in Gericht und Gnade mit ihm handeln bis es sich zu Beginn des Tausendjährigen Reiches zum Messias Jesus bekehrt hat. Welche Liebe des Höchsten! Und das alles, weil Er es erwählt hat.

Jetzt aber, im Zeitalter der Gemeine, sind die Glieder am Leibe Christi erwählt. Das sagt der Herr Jesus Joh 15:16ff. ganz klar: „Ihr habt mich nicht erwählt, sondern Ich habe euch erwählt. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb, weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern Ich habe euch von der Welt erwählt, darum hasst euch die Welt.“ 1Kor 1:26-29. Und Petrus zieht die Parallele zwischen dem alttestamentlichen Bundesvolk und dem neutestamentlichen ganz klar: 1Petr 2:9 „Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu Seinem wunderbaren Licht.“ Diese Erwählung der Gläubigen kann Gott nie gereuen. Tun sie einen tiefen Fall wie Petrus, haben sie unreine Kleider an wie der Hohepriester Josua, und klagt sie daraufhin der Teufel bei Gott an, so vergibt der Herr, wenn Seine Auserwählten mit solch bußfertiger Gesinnung vor seinem Gericht stehen, wie der Hohepriester Josua dort.

Aus dem Feuer gerettet

Satan macht Gott gewissermaßen Vorwürfe darüber, dass er es an der gebührenden Bestrafung der Sünder fehlen lasse, weil er sie, so wie sie seien, erwähle. Daraufhin antwortet der Sohn: „Ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist? Ich weiß, dass er und sein ganzes Volk Israel um seiner Sünden willen gestraft werden muss. Und sie sind auch alle bestraft worden durch das Feuergericht der babylonischen Trübsal. Wer in Meiner Hand ist - da geht es sehr ernst zu.“ Gott leidet duldet keine Sünde, lässt nichts durchgehen. Er straft einen jeden Sohn, den Er aufnimmt. Der Herr lässt uns alle durchfeuern, aber nicht verbrannt werden. Wir kommen alle ins Gericht, aber nicht zum Verderben; das heißt: ein Brand aus dem Feuer gerettet.

Um die freie Gnadenwahl etwas verständlicher zu machen, fragt Gott im Gesicht des Sacharja den Verkläger: Ist dieser, der Hohepriester Josua, der für sich selbst und als Vertreter des Volkes Israel hier vor Mir steht, ist dieser nicht ein Brand, der aus dem Feuer errettet ist? Man kann ein Stück Holz, das im Feuer liegt und schon angebrannt ist, wieder herausreißen und den Brand auslöschen, dass es dann erhalten bleibt. Feuer ist in der Heiligen Schrift an vielen Stellen ein Bild für Gottes Zorngericht und Strafe. Das Volk der Juden war von Gott in das Feuer der babylonischen Gefangenschaft geworfen worden. Aber nach einiger Zeit, eben zur Zeit des Propheten Sacharja, hat es Gott aus dieser verbrennenden Trübsalsglut, aus diesem Gerichtsfeuer wieder herausgeholt, um es nicht ganz untergehen zu lassen. Denn Sein Plan mit Israel war ja, das Volk zu reinigen und herrlich zu machen, damit alle Welt an ihm Gottes Allmacht und Erbarmen, seine Treue und Gnade rühme zum Heil der ganzen Welt. Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Darum musste er sie, wie ein Brand aus dem Feuer gerettet, aus der babylonischen Gefangenschaft wieder heimführen in das Land der Väter, und alle Beschuldigungen Satans ihrer Sünden wegen zurückweisen. Er wird Israel noch reinigen von allen seinen Sünden am Ende dieses Zeitalters und im Tausendjährigen Reich.

Ein Brand, aus dem Feuer gerettet, das ist jeder einzelne Gläubige. Wir sind alle von Gott zunächst verschlossen unter den Unglauben, und daher tot in Sünden und Übertretungen und verloren für Gott und reif für das Gericht. Aber er erbarmt sich unser aller zu seiner Zeit. Jedoch wenn er es tut, so tut er es aus freier, unverdienter Gnade. Aber die Leute, an welchen er es tut, die gleichen dem schwelenden, halbversengten Holzscheit, der aus dem Feuer gerissen wird, ehe er ganz vernichtet wird.

Josuas schmutzige Kleider

„Und Josua hatte schmutzige Kleider an und stand vor dem Engel.“ Die schmutzigen Kleider sind ein Bild für die Befleckung der menschlichen Seele mit Sünde und Schuld. Israel und sein ganzes Priestertum ist, so wie es vor Gott im Gericht steht, mit Missetaten und Übertretungen überhäuft. Wie beweglich sind die Klagen aller Propheten über die Sünden ihres Volkes: Jes 1:2-4 Und wie klagt Amos über die Üppigkeit und den Übermut der Vornehmen in Juda und Israel (Am 6). Und es sollte so anderes sein, da es ja Gottes auserwähltes Volk ist, das vor Gott steht. Alle Welt ist im Licht der Ewigkeit voller Unreinheit. Und selbst das, was wir an natürlicher Moral, an Edelsinn besitzen, alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätig Kleid Jes 64:5. Und wir können uns nicht rechtfertigen, wenn der Teufel vor dem Tribunal Gottes höhnend darauf hinweist. Wir haben nichts zur Entschuldigung vorzubringen. Und von Rechts wegen haben wir das strengste Verdammungsurteil zu erwarten.

Aber weil Josua im reumütigen Empfinden seiner Schuld geknickt und gebeugt vor Gott steht und zugleich mit dem sehnsüchtigen Verlangen nach Reinigung, so kann und will sich die göttliche Gnade herrlich an ihm erweisen. Der Richter Jesus Christus spricht zu seinen Engeln, den Gerichtsdienern: „Tut die unreinen Kleider von ihm!“ Es geschieht. Und reine Kleider werden ihm angelegt. Diesen wichtigen Vorgang deutet der Herr dann selber, indem er zum Hohenpriester Josua spricht: „Siehe, ich habe deine Sünde von dir genommen und habe dich mit Feierkleidern angezogen!“ So wie den Hohenpriester Josua, so wird der lebendige Herr dereinst noch sein ganzes Volk Israel, das jetzt unter dem Fluch steht, reinigen und heiligen. Hes 36:16-38 zeigt uns, dass der Herr reines Wasser über sein Volk Gottes sprengen wird, das reine Wasser des Blutes Jesu Christi, damit es rein wird von aller Unreinigkeit. Und danach wird anbrechen eine Zeit ungeahnter Segensfülle, und Israel wird sich dann in seinem gesegneten Land freuen, wie man sich freut auf einem jubelvollen Fest, wird sich freuen auf diesem Fest, weil nunmehr angetan durch des Herrn Gnade mit den reinen Festgewändern völligen Heils.

Wie dem ganzen auserwählten Volk Israel, so lässt Gott auch jedem einzelnen, den er in diesem Äon schon beruft, und der seinem Ruf folgt, die schmutzigen Lumpen eigener Gerechtigkeit, mit denen man doch seine Blöße vor dem allsehenden Auge Gottes nicht decken kann, nehmen. Er lässt ihm ausziehen das ganze hässliche Sündenkleid, und danach wird ihm angezogen das Kleid des Heils, das Kleid der Gerechtigkeit Gottes in Christo Jesu.

Der symbolische Kopfbund

All das symbolische An- und Ausziehen des Hohenpriesters Josua hatte der Prophet Sacharja im Gesicht geschaut, mit höchster Spannung mit angesehen. Jetzt fehlt nur noch eins, das wichtigste Stück der Amtstracht des Hohenpriesters: der feingewirkte Kopfbund mit dem goldenen Diadem: „Heilig dem Herrn“. Und nun spricht der Erhabene und Hohe: „Setzt ihm einen reinen Kopfbund auf sein Haupt!“ Und sie setzten einen reinen Kopfbund auf sein Haupt. Was will dieser Vorgang sagen? Der Herr lässt sein angefangenes Werk nicht liegen. Er bringt es auch zur Vollendung. So werden alle seligen Verheißungen, die sich auf Israel beziehen, und deren in der Schrift fast auf jeder Seite sich befinden, bis auf den I-Punkt erfüllt. Gott tut nichts Halbes. Hat er sein Volk gereinigt und geheiligt, so wird er es auch herrlich machen. „Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand - ein Feierkleid - statt des verzagten Geistes!“ (Jes 61:3)

Und nun noch ein feiner Zug in dem Bild des vierten, dem Nachtgesicht, das der Prophet geschaut hatte! „Und der Engel des Herrn stand da“ und betrachtete nun den Hohenpriester Josua und seine Feierkleider und den reinen Kopfbund auf dem Haupte. Das alles war sein Werk, und er besah es sich und freute sich daran, so wie eine Mutter sich freut über ihre Näharbeit, wenn sie dem Kind ein neues Kleid angefertigt hat und nun sich ein wenig abseits stellt und mit großer Freude ihr Werk von allen Seiten betrachtet. So freut sich auch der, zu dessen Seite ist Freude die Fülle, mit heiliger Freude an seinem Werk, das er an Israel und an der Wiedergeburtsgemeine und an jedem einzelnen Gläubigen durchgeführt hat. Wir aber werden dann in heiligem Schmuck als Priester und Diener Gott anbeten von Ewigkeit zu Ewigkeit, der uns erwählt, gerechtfertigt und herrlich gemacht hat.

Sacharjas Erschöpfung

Ehe Sacharja dieses schaut, ist er in einen tiefen Schlaf gefallen. „Die Fülle der empfangenen Offenbarungen war schier zu viel für einen Menschengeist und seine schwache Leibeshülle.“ Er war davon erschöpft und müde geworden. Leibesarbeit ist schwer, Seelenarbeit - wie wir zum Beispiel an dem Herrn Jesus im Garten Gethsemane sehen - ist schwerer. Geistesarbeit beansprucht noch viel mehr Kraft, aber am allerschwersten ist heilige Geistesarbeit oder geistliche Arbeit, denn sie braucht alle Kräfte von Leib Seele und Geist. Viele meinen, Beten sei Faulenzerei und als Gläubiger den Dienst des allgemeinen Priestertums pflegen, sei eine leichte Sache, sei überhaupt keine Arbeit, habe gar nichts mit Arbeit und Anstrengung zu tun. Wir werden aus Sacharjas Leben anders darüber belehrt. Nachdem er die vier wunderbaren Nachtgesichte und ihre herrliche Deutung vom Geleits- oder Dolmetscherengel empfangen hatte, verfällt er in „einen schlafähnlichen Zustand geistiger Erschöpfung“. Aber bei vollem Bewusstsein - in der wahren Freiheit des Geistes, erhoben über die Erde und menschliche Gebundenheit, waren ihm die herrlichen, göttlichen Zukunftsbilder gezeigt worden! Was er geschaut hatte, waren also keine Traumbilder gewesen. Darum waren sie auch von so überwältigender Wirkung auf ihn.

Nun wird er aus seinem „Schlaf“ geweckt. Der Engel, der mit ihm zu reden pflegte, der Dolmetscher- oder Geleitengel, weckte ihn auf, wie einer aus dem Schlaf geweckt wird. Nun wird er nach einer bestimmten Pause abermals in den Zustand der Entzückung versetzt.

Es kommt so leicht auch im Leben der Gotteskinder von heute vor, dass sie, nachdem sie große innere Erfahrungen gemacht haben, in einen Zustand geistlicher Erschöpfung geraten. Ob nicht auch so die Mitteilung des Evangelisten Lukas zu erklären ist, dass Petrus und Johannes und Jakobus, nachdem sie die Verherrlichung Jesu auf des Tabors Höhe gesehen hatten, voll Schlafs wurden? (Lk 9:32). Auch nach der Offenbarung des tiefen Mysteriums von Jesu Tod nach dem letzten Passahmahl übermannte die Jünger des Herrn alsbald draußen am Ölberg, leiblich, seelisch und geistig erschöpft, der Schlaf, so dass sie nicht eine Stunde mit ihm wachen konnten. Hat uns in der Beziehung nicht auch das Gleichnis von den zehn Jungfrauen etwas zu sagen, das auf die Wiederkunft Jesu hinweist? Nach wunderbaren Erfahrungen und Offenbarungen der Liebesherrlichkeit des Herrn, in Ängsten und Wirren der letzten Zeit werden Gläubige ausnahmslos schläfrig, müde und matt und versinken in Schlaf. Erfahren wir nicht auch an uns selbst, dass wir nach herrlichen Offenbarungen des Herrn schläfrig werden, dass wir nach großen Segnungen auf Konferenzen, Freizeiten oder Evangelisationen in geistliche Mattigkeit und Lauheit verfallen? Das ist ein gefährlicher Zustand! Da brauchen die Seinen jetzt und zu allen Zeiten einen Engel, in Gestalt eines Menschen oder eines aufrüttelnden Wortes, von Gott gesandt, der sie aufweckt aus ihrer geistlichen Erschlaffung, damit sie fähig werden, wieder neue Mitteilungen seines Geistes, neue Offenbarungen Gottes durch den Heiligen Geist zu empfangen.

Der goldene Leuchter und zwei Ölbäume

Der Dolmetscherengel, der den Propheten geweckt und wieder zu vollen Bewusstsein geführt hat, spricht nun zu ihm: „Was siehst du?“ Sacharja antwortete: „Ich sehe, siehe, da ist ein Leuchter, ganz aus Gold, oben daran eine Schale und darauf sieben Lampen und je sieben Rohre an einer Lampe (und sieben Schnauzen hat jede Lampe, die oben darauf steht) und zwei Ölbäume neben ihm, einer zur Rechten und einer zur Linken.“ Der Prophet ist ganz verwirrt wegen des geschauten Bildes, darum häuft er, wiederholt er anfangs seine Worte: „Ich sehe, und siehe....“ Er ist ganz frappiert. Vor seinen Augen steht im Heiligtum (2Mo 57:17-24) ein goldener Leuchter. Über seinem hohen Schaft wird ein Ölbehälter oder Becken angebracht und auf dem Rand nicht wie bei den gewöhnlichen Lampen einmal, sondern siebenmal eingekniffen ist zur Aufnahme von sieben Dochten. Der Ölbehälter wurde gespeist durch zwei Ölbäume, einer zur Rechten und einer zur Linken. Je ein fruchtbeladener Zweig jedes der zwei Ölbäume lässt, wie uns Vers 12 schildert, goldgelbes Öl in eine goldene Rinne strömen, die in den Ölbehälter führt. Von ihm aus fließt das Öl mittels einer kleinen Röhre jeder der sieben Lampen ununterbrochen zu. Auf diese Weise wird, ohne dass Menschenhände dazu nötig sind, jede der sieben Lampen wunderbar mit Öl versorgt. Mit seinen siebenmal sieben Schnauzen ist der Leuchter imstande, eine außergewöhnliche Lichtfülle zu spenden (Altes Testament, Deutsch).

Wir werden mit dieser Vision (geradeso wie mit der vorhergehenden von dem Hohenpriester Josua) in das Heiligtum Gottes hineingeführt. Denn ein goldener Leuchter stand im „Heiligen“ der Stiftshütte wie des Tempels. Damit ist zum Ausdruck gebracht, dass wir auch mit diesen Nachtgesichten in Zentralgedanken des göttlichen Ratschlusses eingeführt werden sollen.

Zum anderen sehen wir an den übereinstimmenden Merkmalen des Leuchters, den Sacharja um 520 v. Chr. im Gesicht schaute, mit dem, der viele Jahrhunderte vorher im Zelt der Offenbarung stand, und mit dem, der nachher den herodianischen Tempel schmückte, ja mit den Leuchtern in Salomos Tempel und sogar mit den sieben goldenen Leuchtern, unter denen der, der größer ist als Salomo, nach Offb 1:13 in der Endzeit wandelt, das große Grundgesetz der Einheit der Ratschüsse Gottes in allen Zeitaltern. Was der goldene Leuchter, dessen Anfertigung in 2Mo 25:31 beschrieben ist, nach Gottes Willen abschatten sollte, das behält seine Bedeutung für alle Zeiten.

Der siebenarmige Leuchter

Was sollte denn der das Dunkel des Heiligtums der Stiftshütte, beziehungsweise des Tempels erhellende golden siebenarmige Leuchter abschatten? Er sollte symbolisch darstellen, dass Gott, der da Licht ist, in der durch Sünde und Unglauben verfinsterten Welt seine Gemeinde erleuchtet und durch sie ein helles Zeugnis haben will. Ähnliches besagt auch das Nachtgesicht von dem goldenen Leuchter, den Sacharja schaute. Gott selber ist, wie aus Sach 4:14 hervorgeht, der strahlende Leuchter. Aber von einer eigentlichen Darstellung Gottes kann selbstverständlich nicht die Rede sein. Symbolisiert wird nur seine Allwissenheit. Denn die sieben Lampen sollen nach Sach 4:10 die Augen Gottes versinnbildlichen. (Altes Testament, Deutsch). Israel, von Gott erleuchtet, hat den Beruf, Licht- und Segensvermittler an die verfinsterte Menschheit zu sein. Diese Aufgabe wird es in hervorragender Weise nach seiner Bekehrung zu Christus erfüllen. Dann wird sich die alte Verheißung an Abraham erfüllen: 1Mo 12:2-3: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ Dann wird durch Abrahams Nachkommen verwirklicht werden, was der goldene siebenarmige Leuchter in der Stiftshütte, beziehungsweise im Tempel zu Jerusalem anzeigen sollte.

Durch dieses Volk wird die Herrlichkeit Gottes, davon das Gold am Leuchter ein Abbild ist, in Christus der ganzen Erde bekannt werden. Und nicht nur die Erde, sondern auch die himmlischen Regionen, wohin die Wiedergeburtsgemeine versetzt ist, werden dann der Gottesherrlichkeit voll sein. Darauf deutet die Zahl der sieben Arme des Leuchters hin. Denn die Siebenzahl ist die Kombination von drei und vier. Drei ist aber in der Heiligen Schrift die Zahl für alles Himmlische, zum Beispiel die Dreieinigkeit, und Vier die symbolische Zahl für das Irdische, zum Beispiel die vier Winde, die vier Himmelsrichtungen. Drei und vier ergibt sieben - die heilige Zahl, die Zahl, die die Gemeinschaft von Gott und Welt ausdrückt, die Zahl der Vollendung, des Abschlusses und der Fülle. Das alles bildet der goldene siebenarmige Leuchter des Alten Bundes ab.

Der Leuchter aber, welcher dem Propheten Sacharja im Gesicht gezeigt wurde, unterschied sich durch wesentlich Neues von dem alten, dem Priester Sacharja wohl bekannten des Zeltes der Zusammenkunft, der Stiftshütte, beziehungsweise des Tempels. Zunächst war oben über dem Schaft ein Ölbehälter angebracht, von welchem aus mittels sieben Zuflussröhren die sieben Lampen mit Öl versehen wurden. Dadurch war, ohne menschliches Zutun, ein unausgesetztes Leuchten der sieben Lampen verbürgt, solange der Ölbehälter die Fülle des Öles fasste. Dafür aber war gesorgt - und das ist das andere merkwürdig Neue an diesem goldenen Leuchter: Von zwei Ölbäumen auf beiden Seiten des Leuchters fließt beständig durch zwei goldene Rinnen oder Trichter Öl in den Behälter, das Becken oben auf dem Ständer.

Die goldene Ölschale

Achten wir zunächst auf die geistliche Bedeutung der goldenen Ölschale an der Spitze des goldenen Leuchters! Sie will die Fülle des Geistes Gottes darstellen, die in der kommenden Zukunftsherrlichkeit über das alte Bundesvolk Gottes sich ergießen wird. Dann erst wird die Weissagung des Propheten Joel sich voll erfüllen: „Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, auch will ich zur selben Zeit über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen“ (Joe 3:1-2). Dann wird im Tausendjährigen Reich das zu Christo bekehrte Israel von einer Fülle geistlichen Lichtes und Lebens durchflutet und durchdrungen sein wie noch nie. Es wird nicht mehr wie in der Vergangenheit in den Vorbildern des alttestamentlichen Gottesdienstes Gott suchen und doch keine bleibende Gemeinschaft mit dem Allmächtigen finden, sondern es wird durch lebendigen Glauben an den für Israels Sünden gestorbenen Heiland, seinen Messias, wahre Verbindung mit Gott haben und in seiner Gemeinschaft dauernd bleiben können, durch die ihnen aus Gottes Gnade unaufhörlich zuströmende Fülle des Heiligen Geistes.

Dieses herrliche Vorrecht aber, unter der Fülle des Geistes Gottes leben zu dürfen, haben jetzt schon die Erstlinge des Reiches Gottes, die aus dem Geist und Wort geborenen Gläubigen der Gemeine, die wahren Christen, denn Christ sein heißt: Gesalbter sein, mit dem Heiligen Geist gesalbt sein. Sie besitzen den Heiligen Geist und ihnen steht die ganze unerschöpfliche Fülle des Geistes zur Verfügung, weil sie in Christus sind, welcher Geist ist. Die Geistesträger der Gemeine sind jetzt die Lichtträger, die Leuchten, die Segensspender in dieser armen, dunklen Welt. Sie haben die Fülle des Heiligen Geistes nicht für sich selbst empfangen, um ein geistliches Genussleben zu führen, sondern um Gott zu dienen und den Menschen zum Glauben an den Herrn Jesus zu verhelfen. Sie bleiben auch dessen eingedenk, dass der goldene Leuchter der Gemeine Gottes, an dem sie ein kleines Lämpchen sind, nicht leuchten kann in eigener Kraft. Das Licht und das Öl empfängt er von Gott. Und jeder einzelnen Lampe fließt beides zu ohne eigenes Verdienst und eigene Anstrengung und fromme Leistung. Alles schenkt Gott aus freier Gnade. Wolle nur leuchten für ihn in dieser Welt! Und Gott wird dafür sorgen, dass dir ununterbrochen Öl zufließt, das in dir und auf dir leuchtend verbrennt, Gott zur Ehre und den Menschen zum Segen!

Nachdem der Prophet seine wunderbare Vision vom goldenen Leuchter dem Dolmetscher-Engel erzählt hat, fragt er ihn: „Was hat dies zu bedeuten, Herr?“ Sach 4:4. Seine Frage bezieht sich, wie wir aus Sach 4:11 und 12 erkennen können, wohl hauptsächlich auf die eigenartige Einrichtung, dass zwei Ölbäume zu beiden Seiten des Kandelabers durch zwei goldene Trichter ihr goldgelbes Öl in ein Sammelbecken auf, oder über dem Schaft des großen Leuchters senden, von wo aus das Öl in sieben Röhren den sieben Lampen zuströmt. Das war für Sacharja etwas ganz Neues. So etwas hatte er noch nie gesehen. Daher seine bescheidene Frage an den Engel: „Was soll dies bedeuten, Herr?“

Der Engel antwortet mit einer Gegenfrage, Sach 4:5, in der ein leiser Vorwurf verborgen liegt: „Weißt du wirklich nicht, was dies bedeutet?“ Aber Sacharja muss leider geschehen: „Nein, mein Herr!“ So geht es oft auch uns, dass wir kein Verständnis für die göttlichen Offenbarungen haben, obwohl wir, soweit wir in wirkliche Lebensverbindung mit dem auferstandenen Herrn getreten sind, den Heiligen Geist besitzen und sie darum verstehen müssten. Denn 1Jo 2:20 heißt es: „Ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und wisset alles“, und 1Jo 2:27 heißt es: „Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt bei euch, und ihr bedürftet nicht, dass euch jemand lehre, sondern wie euch die Salbung alles lehret, so ist’s wahr und ist keine Lüge und wie sie euch gelehret hat, so bleibt bei demselbigen."

Der Engel und der Hohepriester Josua

Dann wendet sich der Engel des Herrn an den entsündigten, heilig und herrlich gemachten Hohenpriester Josua mit zwei Bedingungen und drei Verheißungen: erste Bedingung: Glaubensgehorsam in willigem Eingehen auf die Wege des Herrn, und zweite Bedingung: Treue im Dienste Gottes.

Wer, wie der Hohepriester Josua das Kleid der Gerechtigkeit Gottes empfangen hat, von dem darf und kann Gott als Dank erwarten, dass er in seinen Wegen wandelt, dass er aus Liebe zu seinem Erbarmer in der Kraft des Heiligen Geistes Gottes Gebote hält. Wer seine Kleider gewaschen und helle gemacht hat im Blut des Lammes, von dem erwartet der Heiland, dass er sie nicht von neuem besudelt mit dem Schmutz der Sünde, wie das leider bei den Gläubigen in Sardes vorgekommen war (Offb 3:4) und leider heute noch immer wieder vorkommt bei seinen Erlösten. So aber sollte es nicht sein, sondern Gottes Kinder sollten sich hüten vor aller befleckenden Berührung mit der Sünde und ihr aus dem Wege gehen. In Stuttgart hatte es geregnet. Der Regen hatte sich mit dem Staub der Straße vermengt. Für die Kinder auf der Straße war es eine feine Gelegenheit zum Kuchenbacken. Da traten aus einem vornehmen Hause zwei kleine Generalstöchter heraus. Die Kinder von der Straße riefen ihnen zu, sich möchten mit ihnen spielen. Aber diese antworteten: „Wie dreckele net!“ So sollten wir auch den lockenden Versuchungen der Welt gegenüber antworten. Wir sind Priester des höchsten Gottes und in Wahrheit Königskinder. Christus hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater. Wir werden darum unsere hellen, weißen Kleider des Heils nicht mit Sünde beflecken. So wandeln wir in den Wegen Gottes nach Seinem Wohlgefallen in vollem Glaubensgehorsam. Tust du es?

Die zweite Bedingung, die Gott dem aus Gnaden gerechtfertigtem Hohenpriester, damit aber auch dem ganzen entsündigtem Volke Israel, aber auch der Gemeine Gottes in der Jetztzeit stellt, ist hingebende Treue in Seinem Dienst: „Wirst du meines Dienstes warten“, das heißt, mein Heiligtum verwalten, mir in ausdauernder Dankbarkeit dienen. (Lk 12:42-48; Lk 16:10ff.; 1Kor 4:2; 2Kor 6:3-10; 1Tim 1:12-17). Gott sucht nicht mehr an seinen Haushaltern, den Verwaltern seiner himmlischen Gnadengaben, als dass sie treu erfunden werden. „Welch ein großes Ding ist’s“, so sagt Jesus selbst (Lk 12:42), „um einen treuen und klugen Haushalter, welchen der Herr setzt über sein Gesinde, dass er ihnen zu rechter Zeit ihre Gebühr gebe! Selig ist der Knecht, welchen sein Herr findet also tun, wenn er kommt. Wahrlich, ich sage euch, er wird ihn über alle seine Güter setzen.“ Wehe aber den untreuen Knechten und Mägden Jesu! Der Herr wird plötzlich erscheinen, sie ihrer Untreue überführen und seine untreuen Diener entzweischneiden und ihnen ihren Lohn geben bei den Ungläubigen. Darum sei getreu!

Kostbare Verheißungen

Zwei Bedingungen werden dem gereinigten und geheiligten Hohenpriester Josua gestellt: Glaubensgehorsam und Glaubenstreue. Werden sie erfüllt, so werden auch drei Verheißungen (nicht... weil Gott gibt immer mehr, als verlangt) in Erfüllung gehen: Erstens: du sollst regieren mein Haus. Zweitens: Du sollst meine Höfe bewahren, und drittens: Ich will dir geben von diesen, die hier stehen, dass sie dich geleiten sollen!“ Kostbare Versprechungen.

„Entsprach der Hohepriester jenen heiligen Vorbedingungen, dann waren seine Berufsaufgaben außerordentlich hohe.“ Er wurde gesetzt, richterliche Funktionen auszuüben, die Rechtsprechung zu verwalten (5Mo 17:8-13; 1Sam 2:30; Mal 2:4-7) und die Priester und ihren Dienst zu beaufsichtigen und zu leiten. Das alles fasst sich zusammen in der ersten Verheißung: Du sollst regieren mein Haus.

Eine ähnliche Zusage ist auch den Geheiligten des Neuen Bundes gegeben. Wer teilhat an der seligen Erstauferstehung, der wird als Priester Gottes und Christi mit ihm regieren tausend Jahre. Jesus verheißt seinen Jüngern (Lk 22:30) als Anerkennung für ihre Treue, dass sie sitzen werden auf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels. Ja, schon in diesem Äon verleiht der Herr gereiften Christen das Amt zu richten. Sie haben es in der Gemeine des Herrn zu üben (1Kor 6:1ff.). - Und mit ihm hängt eng das Amt zu hüten zusammen, das fürsorgliche Überwachen von uns anvertrauten Menschen. Einem mit einem neuen Kleide angezogenen Petrus trägt der Herr auf: „Hüte meine Schafe!“ (Joh 21:15ff.; Apg 20:28-32; 1Petr 5:1-5).

Die zweite Verheißung des Herrn an Josua lautete: Du sollst meine Höfe bewahren. Nicht nur wirst du in deinem eigenen Haus, in Israel, verwalten, regieren und richten, sondern auch die Heiden, die Nationen lenken und leiten dürfen. Denn an diese ist gedacht bei dem bildlichen Ausdruck: „Du sollst auch meine Vorhöfe beaufsichtigen.“ Denn die Vorhöfe des Tempels waren der Platz, wo sich die an den Gott Israels gläubig gewordenen Heiden aufhalten durften. Die Aufsicht des Hohenpriesters über die Heiden soll darin bestehen, dass der Hohepriester sich bestrebt, alles abgöttische, heidnische Wesen, das sich so leicht in den wahren Dienst Gottes einschleicht, von ihnen fernzuhalten. Wie leicht solches gottfremdes gräuelvolles Tun dem lebendigen Gott zu nahen wagen kann, sehen wir zum Beispiel an dem falschen Dienst Nadabs und Abihus, Aarons Söhnen, die ohne Gottes Geheiß Rauchopfer darbrachten, und das Feuer dazu nicht vom Altar nachdem, sondern selbst anzündeten. „Gott aber hat an selbstgemachtem Dienst kein Wohlgefallen und kann kein fremdes Feuer in seinem Heiligtum dulden.“ Dass solches sich nicht nahe, dafür wird der Hohepriester sorgen. Er wird über die Vorhöfe der Heiden im Tempel Gottes zu Jerusalem die Aufsicht führen, das heißt, die Heiden lenken und leiten, so dass ihr Gottesdienst, ihr „Kultus“ Gott wohlgefällig wird.

Das dritte Vorrecht des hohepriesterlichen Amtes Josuas wird sein, dass ihm und damit zugleich dem Judenvolk freier, direkter Zutritt zu Gott „unter“ den Himmlischen, den Engeln, gewährt wird, die jetzt bei der Feier der himmlischen Einsetzung des Josua in sein hohepriesterliches Amt (vgl. 3Mo 8) zugegen sind (Sach 3:7). Das ist das Wichtigste an diesem Nachtgesicht: Der Hohepriester hat nicht mehr nur, wie bisher Erlaubnis zum Eintritt ins Allerheiligste, nein, er darf sich jederzeit ohne Furcht der Majestät Gottes nahen im himmlischen Heiligtum. Das ist der wahre Hohepriester der Heilszeit! „Er erhält für all seine Anliegen Gehör vor Gott.“

Die Gläubigen der jetzt schon vorhandenen Wiedergeburtsgemeine haben bereits ein Heiligtum, das ist die heilige Gegenwart Gottes im Himmel. Dorthin hat ihr einiger Hoherpriester jetzt schon allezeit Zugang. Ja, Er lebt in demselben und vertritt seine Gemeine, wenn der Satan sie anklagt, unaufhörlich mit seiner Fürbitte.

„Und du sollst ein- und ausgehen unter denen, die „hier stehen“, den himmlischen Dienern des Engels des Herrn, wird dem Hohenpriester Josua verheißen. Das gilt noch mehr den von Jesu Christo durch sein Kreuz und Auferstehung von Sünde und Schuld Befreiten. Sie gehen in die Gegenwart Gottes mit reinen Kleidern der Unschuld um Jesu willen jederzeit ein zu Gebet und Fürbitte, zu Huldigung und Anbetung: Ps 95:1-11; Ps 100:1-5; Joh 4:23-24. Ja, sie leben im Geiste auch schon dort wie ihr vorausgegangener Herzog, haben dort ihren Wandel im Geist, ihr Bürgerrecht und Erbe. Phil 3:20f., 1Petr 1:3-5. Und sie gehen, gestärkt durch das Schauen Gottes im Geist, hinaus zum Dienst an den Menschen ihrer Umgebung.

Eine wichtige Mitteilung für Josua

Etwas sehr Wichtiges folgt nun nach den zwei an Josua gestellten Bedingungen, an welche drei große Vorrechte geknüpft sind. Darum wird Josua zu besonderem Aufmerken aufgefordert: „Höre zu, Josua, du Hoherpriester, du und deine Freunde, die vor dir sitzen.“ Seine Freunde die vor ihm sitzen sind seine Amtsbrüder, die Mitglieder des Priesterkollegiums. Ihnen allen wird etwas Wichtiges gesagt. Denn sie sind miteinander Männer des Vorzeigens, Männer die ein Wahrzeichen bedeuten. „Das vorhandene Priesterkollegium ist eine Gewähr wichtiger kommender Dinge.“ Josua selbst ist (ein allerdings sehr schwaches) Vorbild auf Christum. Zusammengefügt mit seinen priesterlichen Genossen weist er hin auf die kostbare Verbindungen zwischen Christus und dem heiligen Rest des Volkes Israel in der künftigen Endzeit. Dann werden die erlösten, in ihrem Lande Palästina wiederhergestellten Juden ein Wunder sein vor aller Welt Augen. Was für ein Heil wird dann durch Israels Bekehrung und Vollendung unserer jetzt so zerrütteten, ins Verderben sinkenden Welt widerfahren! Von Israels Geschick hängt ja letzten Endes das Geschick der ganzen Welt ab (Röm 11:11-15; Röm 11:25-35), denn wenn der Juden Verstoßung die Versöhnung der Welt bedeutete, was wird Israels Wiederaufnahme anders für die Welt sein als Leben aus den Toten? Dann wird dies Volk von Priestern ein Segen für die Welt sein wie verheißen 2Mo 19:5-6.

Wie Christus sich in der nahen Endzeit in wunderbarer Gnade und Herrlichkeit mit dem erlösten Überrest der Juden verbindet und sie seine Freunde, seine Genossen nennt, so und noch viel inniger hat er sich in der jetzigen Gnadenzeit mit denen vereinigt, welche ihm als ihrem Erlöser in Wahrheit huldigen und ihm ihr Leben weihen: „Wir sind Genossen Christi geworden, wenn wir anders den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten!“ (Hebr 3:14). „Ihr seid meine Freunde, so ihr tut, was ich euch gebiete“ (Joh 15:14).

Jesus, Gottes Knecht

So oft wir unseres großen Gottes gedenken, wandeln wir auf Höhen. Aber auf diesem Höhenweg gibt es noch besondere Kuppen, von denen aus wir einen weiten und reichen Blick ins göttliche Wollen und Wirken haben. In Sach 3:8b stehen wir auf „auf solch einem hohen Berg“, sagt ein Schriftforscher, „und dürfen einen tiefen Blick tun in des himmlischen Vaters Herz". Er selber fordert uns dazu auf mit seinem bittenden, flehenden: "Siehe“. Wir eilen meist so dahin, ohne unseren Blick viel zu erheben von dieser Erde. Wir sehen alles auf unseren Weg. Da rüttelt uns dieses qualvoll aus Gottes Mund tönende „Sieh“ aus unserer Stumpfheit und Gleichgültigkeit auf. Es ist wie der herzzerreißende Schrei eines Vaters, dem sein Liebstes von seiner Seite gerissen wird. Und wir müssen unwillkürlich innehalten in unserem Lauf und stehenbleiben und sehen. „Siehe!“ Und was schauen unsere Augen im Geist? Einen tiefgreifenden Abschied von Vater und Sohn. Der Vater lässt seinen reinen, heiligen Sohn ziehen in eine sündige, grausame Welt. Er gibt ihn hin, weil er es ihr versprochen hat: „Siehe, ich will meinen Knecht Zemach kommen lassen“, und weil er also die Welt lieb hat, die sündenzerrüttete Welt. Noch einen Blick tut der Sohn auf den Vater, noch einmal schaut er in das Licht seiner ewigen Heimat, dann eilt er hinweg, und der Vater schaut ihm nach, Leid und Weh im Herzen, denn der Sohn geht zum Sterben.

Heb doch einmal die Augen auf, siehe ihn doch einmal voll und ganz an, siehe „meinen Knecht“! So nennt Gott oftmals seinen Sohn; Jes 42:1-4 „Siehe, das ist mein Knecht - ich erhalte ihn - und mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen.“ So demütig, so still ist er. „Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.“ So vorsichtig wird er seine Arbeit tun. „Er wird nicht matt werden noch verzagen, bis dass er auf Erden das Recht aufrichte.“ So unermüdlich wird er Gott und Menschen dienen, bis sein Werk vollbracht ist. Siehe, mein Knecht! Jes 49:4-6: „Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnütz zu, wiewohl meine Sache des Herrn, und mein Amt meines Gottes ist. Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich soll Jakob zu ihm bekehren, auf dass Israel nicht hinweggerafft werde, und spricht: Es ist ein Geringes, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israel wiederzubringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seiest mein Heil bis ans Ende der Welt!“

Aber das ging nicht anders, als indem der eingeborene Sohn eben Knechtsgestalt annahm, das heißt Sündenfleisch anzog. Da hat er auf Erden in dürftigster Wohnstätte unter Knechten sein Leben geführt. „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel Nester, aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege. „ Das waren die Leiden eines Knechtes. Sie vermehrten sich gegen Ende seines Daseins. Er ward geschlagen und gegeißelt, verhöhnt und verspeit: „Siehe, mein Knecht!“ Solchen Schimpf und solche Schande wagt man nicht großen Herren anzutun. Mein „Knecht!“ Ja, man kreuzigte ihn schließlich, eine Todesstrafe, die damals nur an Sklaven vollzogen wurde. So tief wurde Gottes Knecht gedemütigt. Aber er erniedrigte sich selbst, es war sein Beruf, so elend und verachtet zu werden. Er ward gehorsam, wie es seinen Knechten geziemt, gehorsam bis zum Tode am Kreuz. So hat sich Gottes durch den Propheten gesprochenes Wort erfüllt: „Ich will meinen Knecht Zemach senden!“

Des Vaters große Armut aber und Christi tiefste Ärmlichkeit sind für Arme der köstlichste Trost. Ich will meinen Knecht Zemach senden! Zu wem denn? Zum Volke Israel. Der soll ihm dienen. Er hat es ja auch selbst gesagt: „Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse" - wie er es wohl mit vollen Recht als Gottes Sohn beanspruchen konnte, - „sondern dass er diene und gebe sein Leben zum Lösegeld für viele.“

Mein Knecht Zemach

Das kostbare Verheißungswort Gottes: „Ich will meinen Knecht Zemach kommen lassen“, stellt uns aber das Sein und Wirken des Erlösers nicht nur unter dem Bild des Knechtsstandes dar, sondern auch unter dem eines Sprosses, denn Zemach heißt „Spross“. Ein Spross ist ein neuer Lebenskeim, der aus einem scheinbar schon abgestorbenen Holzstumpf hervortreibt. Mit ihm wird der Messias verglichen, nicht nur hier, bei Sacharja, schon ältere Propheten als er haben das getan. So Jesaja. Er kündet an Jes 1:1 „Aus dem Stumpfe Isais wird ein Reis ausschlagen und aus seiner Wurzel ein Zweig hervorbrechen.“ Und bei Jer 23:5 spricht Gott der Herr: „Siehe, es kommt die Zeit, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will.“ Das Königshaus Davids glich ja einem abgehauenen Baumstamm. Aus seinem Wurzelstock wollte der lebendige Gott ein frisches Reis erwachsen lassen, das zum mächtigen Baum werden und zu seiner Zeit Frucht bringen sollte. Aber ehe das eintreten konnte, dass Jesu Leben Frucht brachte für die ganze Welt, ehe er in wunderbarer Hoheit und Herrlichkeit die Zweige seiner Herrschaft über die ganze Erde ausbreiten konnte, musste er ein Leben in Niedrigkeit und Armut, in Verachtung und Unscheinbarkeit führen.

Das ging so weit, dass er ward der Allerverachteste und Unwerteste. Das zarte Reislein aus Davids Stamm wurde von rohen Menschen zertreten, ja geknickt und vernichtet. Es ging elend zugrunde. Jesus starb unter den furchtbarsten Qualen den Tod am Kreuzesstamm. Damit schien alle Hoffnung auf das Königreich der Gerechtigkeit und des Friedens auf Erden vergebens zu sein. Aber gerade, dass der Spross erstarb und in die Erde gesenkt wurde, war der alleinige Weg zur Aufrichtung des kommenden Königreichs Christi auf Erden. Denn durch Jesu stellvertretenden Sühnetod ist der Bann der Menschheitssünde durchbrochen, die Gewalt dessen, der das Kommen des Reiches Gottes auf Erden hindert, im Grunde abgetan, die Menschen gereinigt von aller Schuld. Nun sind wir dessen, dass das Königreich Gottes sich anbahnen wird auf Erden, nachdem der Gottesspross und Davidsspross Jesus Christus in den Menschheitsboden eingepflanzt, erstorben und wieder erstanden ist, so gewiss, dass das in die Erde gepflanzte Reis eines Baumes immer wieder von neuem im Frühjahr nach einem todesähnlichen Schlaf aufsprosst und größer wird. So wird Jesus Christus ein Spross sein, der bald die Erde füllen, überschatten wird.

Der Grundstein, Jesus Christus

Bisher war dem Sacharja unter zwei Bildern der Messias Gottes gezeigt worden: unter dem Symbol des leidenden und arbeitenden Knechtes und dem Symbol des verachteten, abgeknickten Sprosses. Dazu gesellt sich eine dritte Darstellung des Lebens und Wirkens Jesu Christi. Sie knüpft an die Tatsache an, dass vor dem Hohenpriester Josua der Schluss-Stein liegt, auf dem sich der Tempel erhebt, den die Juden nach ihrer Rückkehr aus Babylon errichteten. Er ist mit Inschriften versehen und soll nun bald eingefügt werden. Mit einem solch bedeutungsvollen Stein wird das Reich Gottes und Jesus Christus, der es bringt, verglichen. Schon bei Jes 28:16 spricht der Herr: „Wisset wohl, ich bin’s, der in Zion einen Grundstein gelegt hat, einen erprobten Stein, einen kostbaren Eckstein, der felsenfest gegründet ist. Wer das glaubt, wird nicht zuschanden.“ Gott ist der Baumeister. Er hat in Zion einen kostbaren Grundstein gelegt, auf den der Tempel der Zukunft errichtet werden soll. Aber diesen Plan Gottes haben seine berufenen Handwerksleute im Besserwissen- und Machenwollen beiseite getan. Sie haben den Grundstein des geistlichen Hauses Gottes verworfen. Die Juden haben Jesum ans Kreuz geschlagen. „Sieh, ich will ihn aushauen, spricht der Herr Zebaoth.“ Und er hat ihn aushauen lassen durch seine Bauleute, die Juden. Die haben Jesum genommen und ihn in der Heiden Hände überantwortet. Und nun wurde der Stein behauen. Jesus wurde gegeißelt, seine Hände und Füße am Kreuz durchbohrt, sein Stirne zerstochen, seine Seite aufgerissen. So wurde er behauen. Es ging durchs Leiden und Sterben.

Aber gerade auf diese Weise erreichte Gott es dass er der kostbare Grundstein wurde, auf dem der geistliche Tempel Gottes aufgebaut werden konnte. Denn nur durch den verworfenen, getöteten Christus haben wir Gerechtigkeit vor Gott und Frieden mit Gott. Nur im leidenden und sterbenden Herrn liegt das Heil der Welt. Darum steht in der Schrift: „Siehe da, ich lege einen auserwählten, kostbaren Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, ist er kostbar; den Ungläubigen aber ist er der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses; denn sie stoßen sich an dem Wort und glauben nicht daran, wozu sie auch gesetzt sind“. 1Petr 2:6-8.

"Siehe, ich selbst schneide ein seine Inschrift, ist der Spruch des Herrn Zebaoth. Und ich tilge die Schuld dieses Landes auf einen Tag.“ Menge: „Auf diesen Stein will ich selbst nunmehr das ihm gebührende Bildwerk eingraben“ (Sach 3:9). Nur dadurch, dass der Stein ausgehauen wurde, war es möglich, dass Gott die Sünde wegnahm. Wenn Christus nicht für die Welt gestorben wäre, wäre sie verloren gewesen. In Jesus waren alle Kräfte vorhanden zur Veränderung des Angesichts der Erde. Es wäre ihm ohne allen Zweifel gelungen, alle Staaten und Verhältnisse umzugestalten.

Wäre Jesus nicht gestorben

Er hätte, wenn er nicht gestorben, wenn der Stein nicht ausgehauen wäre, alle Reiche der Welt sich untertan gemacht. So hatte der Satan es ihm ja auch angeboten. Es wäre das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit heraufgestiegen, das alle Menschen ersehnen, aber nur als eine Fata morgana, als eine vorübergehende Erscheinung. Es wäre ein kurzer Traum gewesen, dieses Menschheits-Herrlichkeitsreich. Denn bald, ganz schnell wäre es wieder zusammengestürzt, so wie es im antichristlichen Zeitalter geschehen wird, wenn der Antichrist das große Menschheits-Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und Brüderlichkeit heraufführen wird. Und Jesus wäre zwar ein genialer Mann, ein unendlich strahlendes Licht gewesen, aber doch ein Irrlicht, das die Welt getäuscht hätte. Und die arme betrogene Welt würde immer wieder von neuem versuchen, ihr Friedensreich zu schaffen, und sie würde immer wieder zurücksinken in Nacht und Grauen. Denn der Eine, der die Macht gehabt hätte, zu retten, hätte ja seine Kraft umsonst verpufft. Arme, elende Welt, wenn Jesus nicht für sie gestorben wäre, und dadurch das Gesetz der Sünde und des Todes aufgehoben, und somit auch ermöglicht hätte, dass das Königreich Gottes einmal Wirklichkeit wird.

Aber auch armer, unglückseliger Heiland, wenn er sich nicht hätte aushauen lassen durch Leiden und Sterben, und so um seines stellvertretenden Leidens willen Gott die Sünden des Landes und der Welt hätte auf einen Tag wegnehmen und sich nun auf Ihm, dem kostbaren Grundstein die Geistesgemeine hätte aufbauen können! Wenn der Sohn in den Ewigkeiten zum Vater gesagt hätte: „Ja, lieber Vater, diesen grausigen Todesgang, welchen du in deinem Rat mir auferlegst, den kann ich nicht übernehmen!“ dann wäre es ohne Zweifel auch nicht zu den Schöpfungen gekommen. Wie hätte doch der Vater können Geschöpfe machen, sie in Sünde fallen lassen, ohne Garantie ihrer Erlösung? Dann wäre aber der Sohn wohl ein köstlicher Edelstein wunderbarer Schönheit geblieben, aber nimmermehr der köstliche Grund- und Eckstein geworden, auf dem sich die Gemeine auferbaute. Und keine geistlichen Steine wären geworden, die sich zusammenfügten zur Behausung Gottes im Geist. Jesus wäre ganz einsam und allein in seiner kalten Schönheit geblieben, denn die Liebe des Vaters hätte ihm gefehlt, weil er nicht seinen Willen erfüllt hätte und die Liebe der Millionen und Abermillionen durch ihn Erlösten, die mit ihm einen Leib bilden, und der anderen, deren Bräutigam er ist. Allein, ewig allein, furchtbar diese Einsamkeit! -

Aber wir könnten uns auch noch Ärgeres denken. Angenommen, der Sohn wäre in den Ewigkeiten von des Vaters herrlichem Erlösungsplan, der durch Leiden und Sterben ausgeführt werden musste, begeistert gewesen und hätte gesagt: „Ja, Vater, ja, von Herzensgrund, leg auf, ich will Dir’s tragen!“ Und dann wären die großartigen Schöpfungen vor sich gegangen, und die furchtbaren Sündenfälle wären gefolgt, und der Tod wäre zu allen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt hatten, und endlich wäre die Stunde dagewesen wo der Vater sagte: „Siehe, ich will den einigen Stein aushauen und will die Sünde des Landes wegnehmen auf einen Tag.“ Aber der Sohn hätte geantwortet: "Nein, Vater, ich kann nicht, es ist zu grausam, erspare es mir bitte!" Was dann? Jesus wäre nicht gestorben zur Vergebung der Sünden der ganzen Welt, und alle Kreaturen im Himmel, auf der Erde und unter der Erde, die ja durch ihn und zu ihm geschaffen sind, würden klagen und jammern. Und ihr Wehgeheul würde ihn umgeben Tag und Nacht in Unendlichkeiten, und er wäre und blieb der eine kostbare Edelstein, aber er müsste auch sein Herz droben im Himmelszelt so hart machen wie Stein, wenn er wollte den Jammer, der durch seine Schuld unerlöst gebliebenen Welten ertragen. Unausdenkbar fürchterlicher Zustand! -

Aber es wäre noch nicht das Schlimmste. Schlimmer noch wäre folgender Fall. Angenommen, Jesus wäre hineingegangen in die Welt, wäre Mensch geworden, aber nicht gestorben als Mensch. Denn er musste ja nicht sterben. Und es ergriff ihn auch, wie wir aus seinem fürchterlichen Kampf mit dem Satan im Garten Gethsemane wissen, Grauen vor dem Tode als der Sünde Sold. Hätte sich der auserwählte Gottesstein Jesus nicht behauen lassen durch die Bauleute in Leiden und Sterben, dann hätte er als verklärter Mensch weiter über die Erde wandeln können, aber Gott hätte nimmer auf den einen Tag die Sünde des Volkes hinweg nehmen können, und Satan hätte triumphieren können: „Er hätte euch alle retten können, aber weil er sein Leben lieb hatte, hat er’s nicht getan und nun bleibt ihr alle mein und unendlich unter dem Tode!“ Und die Menschen hätten ihn nun mit Recht verachten, verhöhnen, verspeien können, ja sie hätten mit Recht getan, was sie später mit Unrecht taten, dass sie den Stein, der der Eckstein werden sollte, verwarfen. Denn er hätte sie alle retten können, er der Einzige, er allein, aber weil er sich mehr lieb hatte als die Nächsten, war es nicht möglich.

Siehst du nun, wie groß, wie herrlich Jesu selbstloses Opfer von Golgatha war? Dass er sich behauen ließ, freiwillig, für dich, damit Gott um seines Blutvergießens willen der ganzen Menschheit Sünden hinwegnehmen könnte auf einen Tag?

Nun aber ist Christus gestorben

Nun aber ist Christus gestorben für uns alle, hat er sich ausbauen lassen durch Leiden und Sterben zum köstlichen Eck- und Grundstein seiner Gemeine. Nun hat Gott um seines Todes und Leidens willen die Sünden des Landes Israel und des ganzen Kosmos hinweggetan auf einen Tag, an dem Tag, an dem er das Haupt neigte und verschied. Nun haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nun sind wir gerecht geworden durch den Glauben an den Gekreuzigten, nun sind wir mit Gott versöhnt durch sein stellvertretendes Opfer.

Und Gott hat ihn geziert, diesen einzigartigen Stein, mit sieben Augen, so wie er es verheißen hat: „Siehe, auf dem einigen Stein sollen sieben Augen sein.“ (Sach 3:9) In Offb 5:6 wird das Lamm im Himmel geschaut, welches sieben Hörner (vollkommene Macht) und sieben Augen (vollkommene Einsicht) hat, welches die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde. Es sind die siebenfältigen Ausstrahlungen des Heiligen Geistes, wie sie uns Jes 11:1-2 genannt werden. Wie der „Spross“ nach Jes 11:1-2, so besitzt sie auch der Schluss-Stein (vergl. Sach 4:10) und beide sind Bilder für das geschlachtete Lamm Gottes, das den Heiligen Geist besitzt.

Dieser erweist sich schon jetzt mächtig auf Erden und bereitet Jesu Kommen vor, indem er den Gekreuzigten, Auferstandenen und Wiederkommenden verklärt.

Lies weiter:
6. Der Leuchter und die beiden Ölbäume (Sach 4:1-14)