Das neue Jerusalem

Aus Bibelwissen
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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
99. Die lebendige Hoffnung 1Petr 1:3-9 (1923)

100. Das neue Jerusalem

  • Offb 21:1-8 (ELB) (1) Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. (2) Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. (3) Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. (4) Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen. (5) Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht: Schreibe! Denn diese Worte sind gewiß und wahrhaftig. (6) Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. (7) Wer überwindet, wird dies erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. (8) Aber den Feigen und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Unzüchtigen und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern ist ihr Teil in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der zweite Tod.

Adventsgedanken

Der lebendige Glaube beschäftigt sich gerne mit dem neuen Jerusalem. Die lebendige Hoffnung legt ihr großes Hoffnungsgut ins neue Jerusalem. Lieder vom neuen Jerusalem finden immer ein besonderes Echo in den Herzen der Gläubigen. Das ist recht; denn im neuen Jerusalem ist eine große Vollendungsstufe der Hoffnung der Gläubigen erreicht. Unsere Hoffnung ist ja etwas W a c h s t ü m l i c h e s : erst das Sein beim Herrn an Seinem Tag, dann das Weiterschreiten mit dem Herrn. Da geht es durch alle die Erscheinungsstufen hindurch: wir, die wir vollendet werden in Ihm, sind mit beim Gericht über Antichrist und falschen Propheten; wir sind mit bei der Herrschaft im Königreich; wir sind mit dabei im Jüngsten Gericht. Wir gehen von Stufe zu Stufe mit dem Sohn in Seiner Herrlichkeit; denn Er spricht: „Vater, Ich will, dass, wo Ich bin, auch die bei Mir seien, die Du mir gegeben hast, dass sie Meine Herrlichkeit sehen, die Du Mir gegeben hast.“ Diese Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes ist n i c h t s T o t e s , sondern etwas Lebendiges, darum etwas Wachstümliches. Eine hohe, herrliche Stufe dieser Auswirkung der Herrlichkeit des Sohnes ist die Erscheinung des neuen Jerusalem auf der neuen Erde. Da sind die vollendeten Gläubigen auch mit dabei. Das auf die neue Erde herabfahrende neue Jerusalem ist ein Stück unserer lebendigen Hoffnung.

Es ist von großer Bedeutung für das lebendige, praktische Glaubensleben, die Hoffnung des Lebens richtig und je länger, je mehr in ihrer stufenmäßigen Auswirkung innerlich zu fassen. Johannes sagt: d a s r e i n i g e. Das ist auch so: Je mehr Klarheit ein Herz lebendig fasst, umso verklärter wird es auch. An Trägheit und Elend des Glaubenslebens mancher, die sich Kinder Gottes nennen, ist auch die mangelnde Klarheit über unser großes Hoffnungsgut in Christo schuld.

Wenn manche meinen, sie seien zufrieden, wenn sie nur noch so hereinschlüpften in die Seligkeit und Herrlichkeit, so ist das keine geistliche Demut, sondern eine natürliche. Sind wir zu Höherem berufen, so haben wir das auch zu ergreifen, oder wir machen unserem Herrn keine Ehre. Der lebendige Glaube und die lebendige Hoffnung wollen immer so dicht wie möglich beim Herrn sein. Da geht es aber auch, was das Hoffnungsgut anbetrifft, von Klarheit zu Klarheit. Wer im Glauben wächst, dem wird die Ewigkeitshoffnung immer reicher und gegliedeter. Aus der Ferne gesehen sieht alles wie eine Masse aus; je näher man kommt, desto gegliederter wird alles. Alle Gotteswerke, genau studiert, werden größer und größer, reicher an Entfaltung und Gliederung. Das ist bei jedem Gräslein so, das ist erst recht bei unserer großen Hoffnung so.

Das Offenbarungszentrum Gottes

Auch das neue Jerusalem, wie es herabfährt aus dem Himmlischen auf die neue Erde, nur ein erhabenes, wachstümliches Stück unserer Christenhoffnung, ist in sich selbst wieder reich gegliedert. Das bedenken viele nicht, und dann fehlt ihnen der Herrlichkeits-Einblick, aber auch Herrlichkeits-Kraft für den Kampf in der Niedrigkeit. Das neue Jerusalem ist auch ein wachsendes und vielgegliedertes. Und es ist von einer glaubensstärkenden Bedeutung zu wissen, wo man im neuen Jerusalem hingehört. Es ist von Wichtigkeit für unseren Kampf im Fleisch, worauf wir eingestellt sind und wohin wir zielen. Darum wollen wir über den Advent, d. h. über die Zukunft des neuen Jerusalem, und damit über unsere eigene Hoffnungszukunft in diesen Adventstagen zur Stärkung und Kräftigung nachdenken nach der Schrift.

Wenn unsere vorliegenden Verse sagen, das neue Jerusalem fahre als eine geschmückte Braut, also als Fertiges, in seiner Art Vollendetes aus dem Himmlischen herab auf die neue Erde, so ist offenbar, dass die neue Jerusalem zuvor muss zubereitet worden sein. Demnach ist das neue Jerusalem jetzt schon da und wird dort ausgebaut. In diese selige Wahrheit lässt uns auch der Apostel Paulus hineinsehen, wenn er Gal 4 von dem Jerusalem redet, das droben ist, welches sei unser aller, nämlich der Kinder Gottes, Mutter. Das neue Jerusalem ist jetzt im Bau, da wir glauben und kämpfen, und die Glaubensmenschen, welche aus ihm geboren sind, sollen in dasselbe hineinwachsen. Das i r d i s c h e Jerusalem, jahrtausendelang die Erwählte Gottes, Mittelpunkt aller Seiner Offenbarungsgedanken, das vergeht nach seiner irdischen Gestalt, aber es wird erneuert in Herrlichkeit. Das irdische Jerusalem ist von Anfang an die Stätte des Offenbarungszentrums Gottes. Jetzt, mit der Verwerfung des jüdischen Volkes, liegt auch dies Offenbarungszentrum wüst.

Die Gemeine braucht kein Offenbarungszentrum. Ihr Offenbarungs- und Lebensmittelpunkt ist der Herr Jesus Christus selbst. Darum ist auch während dieser Gemeine-Zeit alles Irdisch-Sichtbare abgetan. Deshalb ist es ein großer Irrtum, die sogenannten heiligen Stätten hervorzuheben oder gar neue Zentren - Rom, Wittenberg, Stockholm und andere - zu errichten. Christus allein ist die Einheit der Gemeine. Aber das K ö n i g r e i c h braucht ein Zentrum. Das ist immer und zu allen Zeiten gewesen und bleibt J e r u s a l e m. Darum wird auch das irdische Jerusalem noch einmal aufblühen im sogenannten Tausendjährigen Reich, in der großen Evangelisationszeit des wiedergekommenen Herrn. Aber auch dies herrliche irdische Jerusalem wird wieder vergehen. Schon am Ende des Königreichsäons wird es bestürmt von Gog und Magog; in der Feuerdurchläuterung der ganzen Erde wird es mit vergehen. Aber bis dahin ist schon ein neues, himmlisches Jerusalem fertig und ausgebaut - und das senkt sich dann herab auf die neue Erde.

Die neue Gottesstadt

Jetzt ist es noch im Bau. Der Grund des neuen Jerusalem ist gelegt. Er heißt Jesus Christus. Die Lichtherrlichkeit der ganzen, neuen Gottesstadt ist angelegt und fertig: das Lamm ist ihr Licht. Wo Jesus ist im Himmlischen, da ist das Allerheiligste der neuen Gottesstadt. Und dieses Allerheiligste wird jetzt vollends ausgebaut in den Söhnen Gottes, welche sind der Leib Christi und welche jetzt durchs Wort gerufen, geheiligt und vollendet werden. In der Gemeine der Gläubigen baut sich das neue Jerusalem jetzt schon weiter aus. Von dorther sind durch den Geist des eingeborenen Sohnes die Kinder geboren; darum heißt das neue Jerusalem, das droben ist: unser aller Mutter. Diese Gemeine ist noch nicht völlig ausgebaut und noch nicht fertig. Doch scheint allem nach ihr Vollendungstag rasch heranzueilen.

Aber es ist noch viel not, bis das ganze neue Jerusalem ausgebaut ist und bis es bereit ist zum Herabfahren. Da muss erst noch die antichristliche Zeit heraufziehen und wieder untergehen. Da muss sodann das Königreich aufgerichtet werden. Da muss der Herr, der Mann, Hochzeit machen mit Seinem Weib; da müssen die Knechte ausgesandt werden in den Weinberg; da muss die Weltevangelisation durchgeführt werden. Da müssen die Gerichte am Ende des Tausendjährigen Reiches kommen; das Endgericht muss gehalten, die Erde mit Feuer erneuert werden; die neue Erde und der neue Himmel müssen dastehen; dann kann erst das neue Jerusalem herabfahren, eine geschmückte Braut ihrem Manne. So haben wir noch zu warten, bis unser Hoffen Erfüllung wird, und wir mit unserem Herrn in der Herrlichkeit des neuen Jerusalem sein werden. Deswegen ist auch das neue Jerusalem nicht unsere n ä c h s t e und e r s t e H o f f n u n g.

Die nächste Hoffnung der Gemeine

Die nächste und erste Hoffnung der Gemeine der Gläubigen ist der Tag des Herrn, der Tag unserer Zusammenversammlung zu Ihm in der Luft. Dieser Tag ist die Sehnsucht der Geistesmenschen. Er erscheint viel früher als das neue Jerusalem, schon am Anfang des antichristlichen Reiches. Und er kann nahe vor der Tür stehen. Die letzten Menschheitszerbrüche und Menschheitsgerichte macht die Gemeine nicht mehr mit. Sie ist schon gerichtet. Wir sind schon längst in Herrlichkeit im neuen Jerusalem, ehe es hinabfährt. Ja, im Grunde sind wir jetzt schon drin, während wir noch im Kampfe stehen; denn wir sind ja von dort geboren, und sind schon jetzt im Glauben Bürger mit den Heiligen, und Gottes Hausgenossen. Wer im Glauben steht, wer im Herrn steht, der steht jetzt schon im neuen Jerusalem. Wir dürfen die Erstlinge desselben sein und noch mehr, wie wir weiter unten sehen werden. Unser Wandel, unsere Bürgerschaft ist ja nach dem Philipperbrief im Himmlischen. So sind wir Jerusalem-Leute und hoffen über alle die noch kommenden Äonen hinweg auf seine herrliche Offenbarung. Dieser Stand ist wichtig und groß; da heißt es würdig, das ist standesgemäß, zu wandeln.

Die Zentrale der kommenden Welt

Also offenbar werden kann das neue Jerusalem erst nach dem Vergehen der alten Rede, nach dem Erscheinen des neuen Himmels und der neuen Erde. Beachten wir das wohl: diese ganze Erde ist dem Wandel unterworfen. Die neue Erde wird weder Sonne, noch Mond, noch Sterne haben; die neue Erde wird keine in den Himmel ragenden Schneeberge und keine tiefen Schluchten haben; das neue Jerusalem wird der Lichtherd sein; das neue Jerusalem in seiner Würfelform wird das Höchste, überall Sichtbare sein. Die neue Erde wird auch kein Meer mehr haben. Das Meer gehört zum Fluchstand. Die satanverfluchte Erde war lauter Meer. Über tiefen Wassern schwebte der Geist Gottes (1Mo 1). Das Meer ist der riesengroße Rest dieser Fluchgewässer. Darum gibt es auf der neuen Erde, wo aller Fluch aufgehoben ist, kein Meer mehr. Vom neuen Jerusalem, dem erhabenen, wird der Lebensstrom ausgehen, an dessen Ufern die Lebensbäume wachsen, von deren Blättern die Nationen, die Bewohner der neuen Erde, Leben essen.

Wie müssen wir bei solcher Hoffnung die alte Erde ansehen und behandeln! Da darf mit Fug und Recht uns vieles nicht so wichtig sein. Alles ist nur Durchgang, nur Vorübergang. Alles ist fluchbeladen, toddurchtränkt. Arme Menschen, die mit Bergen und Tiefen, mit Sonne und Sternen, mit Wassern und Meer sich allein beschäftigen in dieser Welt, und noch meinen, das sei höchste Weisheit. Wie arm werdet ihr sein, wenn all das nicht mehr ist - und ihr seid erfüllt davon! Darum sind Gläubige nicht a u s g e k e h r t auf Firnen und Berge, auf Täler und Tiefen, auf Sonnen und Monde und Sterne, auf Länder und Meere. Sie brauchen alles nur, soviel sie müssen, sind aber vielmehr eingekehrt in ihr neues Jerusalem, in die Zentrale der kommenden Welt. Das Wahrhaftige und das Bleibende ist ihr Sinn, nicht das Schwindende und Vergehende. Unsre Zeit ist eine Hinauskehrerin. Sie macht dem Menschen die Erde groß und ist imstande, ihn überall hinzuführen. Dem Gläubigen ist Neu-Jerusaalem groß - sein Blick geht auf die neue Erde und den neuen Himmel.

Wie groß, wie gewaltig muss die neue Erde sein, wenn alle Sonnen, Monde und Sternen im Feuer in eins zusammengeschmolzen sein werden! Wenn alles, was die Sünde zertrennte und zerriss, wieder zusammen sein und alles Meer herrliches Land sein wird. Da wird Raum sein für alle. Kleine, arme Totenecke - Welt genannt in dieser Zeit! Herrliche Gottwelt, unermesslich weit, groß und hell - neue Erde genannt! Und deren Lichtzentralen-Bewohner sind die Gläubigen!

Die Stellung der Kinder Gottes

Ja, fassen wir es näher nach der Schrift! Welche Stellung werden die Kinder Gottes, wenn sie bewährt und vollendet sind, im neuen Wesen, wenn alles neu ist, einnehmen? Achten wir wohl, sie werden n i c h t auf der n e u e n E r d e , allgemein geredet, wohnen, sie werden ihren Sitz im neuen Jerusalem haben, in der Geistes-, Lebens- und Lichtzentrale. Da denken viele falsch. Freilich, weil das neue Jerusalem auf der neuen Erde ist, so sind auch wir auf der neuen Erde. Aber es ist ein Unterschied, wo man auf der neuen Erde wohnt. Es ist eine große Herrlichkeit nicht nur auf der neuen Erde, sondern im neuen Jerusalem zu wohnen. Das wäre doch traurig, wenn die, deren Mutter jetzt schon in dieser Welt das obere Jerusalem ist, wenn die nicht auch dereinst Jerusalems-Leute wären. So geht die Hoffnung der Gläubigen in Christo aufs neue Jerusalem.

Aber damit nicht genug. Die Schrift sagt, das neue Jerusalem habe keinen Tempel mehr. Freilich nicht - der Herr und die v o l l e n d e t e n S ö h n e sind der T e m p e l. Im Schattentempel war, im Allerheiligsten, solange das Volk nicht gefallen war, die Herrlichkeit des Herrn. Diese Herrlichkeit des Herrn ist im neuen Jerusalem offenbar und völlig entfaltet und ausgewachsen. Zu dieser vollendeten Herrlichkeit des Herrn gehören Seine Brüder, die vollendeten Kinder Gottes.

Die Krone des Lebens

Sie s i n d ja S e i n L e i b. Alle Vollendungsherrlichkeit des Herrn strahlt durch diesen Leib aus. Nur die vollendeten Söhne Gottes haben alles vom Herrn direkt; die anderen haben alles durch den vollendeten Leib, welcher ist die Fülle des, der alles in allem erfüllt. So bilden der eingeborene Sohn und die vollendeten Söhne den Tempel, das Allerheiligste des neuen Jerusalem. Ist nicht jetzt schon jeder Wiedergeborene ein Tempel des Heiligen Geistes? Heißt es nicht im Sendschreiben an Philadelphia, dass die Heiligen Gottes in den Tempel kommen und nicht mehr hinausgehen? Heißt es nicht, dass sie Pfeiler seien? Das ist die Krone der Gerechtigkeit und die Krone des Lebens, s o den Tempel des neuen Jerusalem zu bilden; das ist das Kleinod, dem uns Paulus nachjagen heißt. Eine solche Stellung sollen wir im neuen Jerusalem einnehmen. Auf dieses Ziel hin werden wir jetzt erzogen. Wirkt das nicht auf das ganze Leben grundbestimmend ein, solche große Hoffnung zu haben? Jetzt verstehen wir, warum die ganze Kreatur auf die selige Freiheit der Kinder Gottes wartet. Vom Heiligtum geht alles Licht und Leben aus. Vom Lamm und Seiner vollendeten Leibesgemeine wird alles erleuchtet. Dahin ziele und dementsprechend halte dich, wenn du gläubig bist!

Die Bewohner des neuen Jerusalems

Damit ist natürlich das neue Jerusalem nicht fertig. Wir lesen in Offb 21 und 22, dass das neue Jerusalem weiblich ist: es heißt B r a u t und W e i b. So heißt in der Schrift nur das jüdische Volk. Dann geht beim neuen Jerusalem alles auf die Z w ö l f. Das ist eine Grundzahl des jüdischen Volkes. Zwölf Söhne Jakobs - äußere Volksgrundlage; zwölf Apostel - innere Volksgrundlage. Das gibt 24 Älteste. Das sind die Vertreter des wahren Israel. Dann heißt es J e r u s a l e m , also nicht Berlin, nicht London, nicht Rom usf.. Die j ü d i s c h e Hauptstadt ist Zentrale der neuen Welt. Darum wohnt nun im neuen Jerusalem auch der wahrhaftige Israel Gottes. Und er wohnt darin in seiner doppelten Weise als W e i b und als K n e c h t e. (Diesen Unterschied im jüdischen Volk sehen wir auch Mt 25 in den beiden Gleichnissen.) Im neuen Jerusalem wohnt nächst den Söhnen, den Brüdern des Herrn, d a s W e i b. Dies ist der innerste, gotthingegebenste Teil des jüdischen Volkes. Das sind die zweiten 144 000 in der Offenbarung. Diese haben den Charakter, eben weil sie Weib sind, alles anzunehmen und aufzunehmen. Darum heißt auch das neue Jerusalem so recht eigentlich Weib.

Die Söhne gehören ja ganz zum Sohn, sie sind wie der Eingeborene durch Ihn die Zeugenden. Der gläubige Israel ist das Weib. Dies wohnt beim Mann im neuen Jerusalem. Dies Weib nimmt die ganze Herrlichkeit Christi auf und an, und durch es empfangen diese Herrlichkeit die Knechte. Ausdrücklich sagt Offb 22:3ff., dass diese treuen Knechte, welche nach dem Tausendjährigen Reich über viel gesetzt wurden, auch im neuen Jerusalem wohnen sie tragen diese Herrlichkeit hinaus vom neuen Jerusalem zu den Bewohnern der Erde.

Die Erdbewohner

Wir lesen, dass diese Erdbewohner lauter N a t i o n e n l e u t e sind (Luther übersetzt: Heiden). Die gläubigen Juden sind in Jerusalem. Die Nationenleute sind die Seligen des Jüngsten Gerichts. Diese essen von den Blättern - sie e r h a l t e n ihr L e b e n durch V e r m i t t l u n g. So ist Neu-Jerusalem und die neue Erde bevölkert - und nun weißt du auch dein Ziel in Christo Jesu. Die Menschen, bei denen die Hütte Gottes ist, das sind also nicht die gläubigen Erstlinge, diese gehören vielmehr zur Hütte, zum Heiligtum. Die Menschen sind die Erdbewohner, diese werden auch auf jede Weise getröstet (Offb 21:3-5). Das sind ja die Gläubigen schon lange. Die Bewohner der neuen Erde, zu w e l c h e n Neu-Jerusalem herabfährt, heißen M e n s c h e n deswegen, weil sie zwar Selige, aber nicht Geborene sind. Sie empfangen vom neuen Jerusalem aus alles Heil.

Los der endgültig Gerichteten

Dann ist noch eine finstere Seite da. Was hartnäckig in sich und im Sündenwesen blieb, trotz aller göttlichen Veranstaltungen: Verzagte, Ungläubige usf. die gehen an Feuerorte, in den anderen Tod. Das sind alle Gerichteten bis hin zu denen, welche im Endgericht auf die linke Seite kommen. Diese lernen mit Satan und allen seinen Engeln jetzt kennen, was Leben, ausgeschlossen von Gott, ist. Das hat’s ja bis jetzt noch nicht gegeben - erst die endgültig Gerichteten erleben das.

Wo der Rat Gottes mit denen hinauswill, über welchen jetzt Feuer waltet, das ist nur der Gemeine offenbart. Sie weiß davon, dass Gott sein wird alles in allen; sie weiß, dass der letzte aufgehobene Feind der Tod ist. - Das hilft aber nicht aus den Gerichten heraus, sondern führt durch sie hindurch. Und schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

Tief erschüttert wenden wir uns von solch grausigem Ziel; tief anbetend ergreifen wir das angebotene, unfassbar große Gnadenziel. Wie tief wirkt die Sünde - wie hoch führt die Gnade! O, lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist, und aufsehen auf Jesum! In Ihm sind wir berufen ins Allerheiligste des neuen Jerusalem. Wer es fassen will, fasse es!



Nachwort zur dritten Auflage

Mehr als dreißig Jahre sind vergangen, seitdem diese Predigten entstanden. Zum Teil hat Pfarrer Böhmerle sie zuerst in den Gottesdiensten seiner Heimatgemeinde oder in den umliegenden Orten gehalten und später erschienen sie dann im „Reich-Gottes-Boten“.

Einzelne Predigten, die im besonderen von Israel handeln, hätten durch manchen Hinweis ergänzt werden können. Weil man aber einerseits den Auslegungen noch heute die Kraft des gesprochenen Wortes abspürt und es andererseits schwierig, ja oft unmöglich war, die eingeprägten Ausdrucksformen zu ändern oder verständlicher zu machen, ohne sich dabei der Gefahr einer Sinnveränderung auszusetzen, wurden diese Stellen meist unverändert wiedergegeben.

Möge der Heilige Geist die Gemeine auch hier „in alle Wahrheit leiten“, wie der Herr es verheißen hat.

Der Verlag