Das Zeugnis der Schrift

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nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes:
Der zweite Tod und die Wiederbringung aller Dinge


I. Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

Teil 1. Gottes Vorsatz im Sohn
Teil 2. Der Vorsatz der Äonen
Teil 3. Durch Tod und Gericht zum Leben

III. Allgemein verbreitete Einwände
IV. Schlussbemerkungen


Die Wiederbringung aller Dinge

II. Das Zeugnis der Schrift

a) Scheinbare Widersprüche

Vom Wesen der Schrift gehe ich jetzt zu ihrer Lehre über betreffs der Bestimmung des Menschen und besonders derjenigen Menschen welche hier das Evangelium verwerfen oder niemals zu hören bekommen. Ich empfinde die Schwere meiner Verantwortung nicht nur, weil nichts von größerer Wichtigkeit sein kann, sondern weil dasjenige, was mir die Wahrheit zu sein scheint, sich von den Schlussfolgerungen unterscheidet, welche die Mehrzahl der Christen annimmt. Weil ich glaube, dass die letzte Entscheidung in allen Streitigkeiten der Heiligen Schrift selber, unter Gottes und Seines Geistes Belehrung steht, denn sie ist die Quelle, aus welcher der unerschöpfliche Reichtum Christi immer tiefer erkannt werden muss, und weil ich keine Autorität anerkenne, die gegen ihre Schlussfolgerungen spricht, denn ich bin tief davon überzeugt, dass "nicht der kleinste Buchstabe, noch ein Jota vom Gesetz vergehen wird, bis dass alles geschieht" - so wende ich mich zu ihr jetzt und immer, um ihre Entscheidung zu hören und mich unter dieselbe beugen.

Durch Gottes Gnade ist Sein Wort mir nicht fremd, und ich weiß, das es gleich dem Fleisch Christi sowohl ein Schleier ist wie eine Offenbarung. Ich weiß, dass Sein Wort vieles zu sagen hat, was wir zuerst nicht ertragen können, und dass es, wenn wir nur Bruchstücke daraus oder nur den Buchstaben ansehen, etwas zu lehren scheint, was dem Sinn Christi und Seiner wahren Absicht direkt entgegengesetzt ist. So werden zum Beispiel des Herrn Worte "Wer nicht hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert" (Lk 22:36); "Brecht diesen Tempel ab und am dritten Tag will ich Ihn wieder aufrichten" (Joh 2:19) und "Wer Mich isst, derselbe wird leben um Meinetwillen" (Joh 6:57) und endlich "Lazarus, unser Freund, schläft" (Joh 11:11), allesamt von vielen, welche diese Worte aus des Herrn eigenem Mund hörten, missverstanden.

Ich weiß ferner, dass die Worte der Heiligen Schrift an vielen Stellen, wo sie sich zu widersprechen scheint, und in ihren dunklen Stellen (Ps 78:2 - Spr 1:6), die schwer zu verstehen sind (2Petr 3:16), stets ein tiefes, seliges Geheimnis bergen. Nicht darum handelt es sich, was dieser oder jener Text für sich oder dem Buchstaben nach betrachtet beim ersten Anschauen zu sagen scheint, sondern vielmehr darum, was Gottes Absicht ist und welches die wirkliche Bedeutung jedes scheinbaren Widerspruchs in Seinem Wort. Wenn ich bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, irre, so vertraue ich darauf, dass mein Irrtum eine bessere Erklärung von Gottes Wahrheit hervorruft. Wenn aber das, was ich sehe, Wahrheit ist, so muss es gleich dem Kommen dessen, der die Wahrheit ist, Gott in der Höhe Ehre, auf Erden Frieden und den Menschen ein Wohlgefallen bringen.

Was sagt denn nun die Schrift über diesen Gegenstand? Ihr Zeugnis scheint sich beim ersten Anblick zu widersprechen. Nicht nur ist auf der einen Seite das Gesetz, welches alle verdammt, während auf der anderen Seite das Evangelium für einen jeden die frohe Botschaft bringt, sondern es gibt auch direkte Aussprüche, die auf den ersten Blick ganz unvereinbar scheinen. Der Herr nennt Seine Herde, eine "kleine Herde" (Lk 12:32) und sagt klar heraus: Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt" (Mt 20:16 - Mt 22:14): "Die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt und wenige sind derer, die sie finden" (Mt 7:14) "Viele werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und es wird ihnen nicht gelingen" (Lk 13:24); "Wer an den Sohn glaubt,der hat das ewige Leben (zoen aionion). Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm" (Joh 3:36); die Verfluchten "werden in die ewige Pein gehen" (Mt 25:46) (kolasin aionion); die bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln" (Mt 25:41); "Die Auferstehung des Gerichts" (zur Verdammnis) (Joh 5:29); "die höllische Verdammnis" (Mt 23:33); "da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht" (Mk 9:44); zwar wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben; wer aber etwas redet wider den Heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben weder in dieser (en touto to aioni) noch in jener (der kommenden) Welt (Mt 12:32); und für e i n e n Menschen wenigstens ist es wahr: "Es wäre ihm besser, dass derselbe Mensch nie geboren wäre" (Mt 26:24).

Dies sind Christi eigene Worte, und sie werden dem Inhalt nach in gleicher Weise von Seinen Aposteln wiederholt. Paulus erklärt, dass die einen durch das Evangelium "selig", die anderen "verloren werden" (2Kor 2:15), dass "viele wandeln, welcher Ende ist die Verdammnis" (Phil 3:19), dass "der Herr Jesus offenbart werden wird... mit Feuerflammen, Rache zu geben über die, welche Gott nicht erkennen, und über die, die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesu Christi, welche werden Pein leiden, das ewige Verderben (olethron) von dem Angesicht des Herrn und von Seiner herrlichen Macht, wenn Er kommen wird, dass Er herrlich erscheine mit Seinen Heiligen und wunderbar mit allen Gläubigen (2Thes 1:8-10). Zu den Hebräern sagt er: "Wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir ferner kein Opfer mehr für die Sünden, sondern ein schreckliches Erwarten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widersacher verzehren wird" (Hebr 10:26.27), und "schrecklich ist's in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen" (Hebr 10:31), denn "unser Gott ist ein verzehrendes Feuer" (Hebr 12:29).

Petrus wiederholt dieselbe Lehre:; "das Gericht muss anfangen an dem Hause Gottes. So aber zuerst an uns, was will's für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben? Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?" (1Petr 4:17.18). Er spricht ferner von "falschen Lehrern", welche "den Herrn verleugnen, der sie erkauft hat", "welchen das Urteil von lange her nicht säumig ist und ihre Verdammnis nicht schläft", und die "gleich den Städten Sodom und Gomorra in ihrem verderblichen Wesen umkommen werden" (2Petr 2:1.3.6.12). Johannes' Worte sind nicht minder scharf: "Der Verzagten aber und Ungläubigen und Gräulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und aller Lügner, deren Teil wird ihr in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt, das ist der andere Tod" (Offb 21:8) und "So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der wird von dem wein des Zorns Gottes trinken, der lauter eingeschenkt ist in Seines Zornes Kelch, und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm; und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit" (Offb 14:9-11) (eis aionas aionon).

b) Ewige Strafe und Wiederbringung aller Dinge

Schärfere Worte kann es kaum geben. Die Schwierigkeit liegt darin, dass alles dies nur die eine Seite der Schrift ist, die an anderen Stellen ein ganz andere Lehre zu geben scheint. Da sind zum Beispiel zuerst die Worte Gottes selber, welche dieselben Apostel, die ich eben zitiert habe, immer wieder anführen: "In Abrahams Samen sollen gesegnet werden a l l e Geschlechter auf Erden" (1Mo 12:3 - 1Mo 22:18 - Apg 3:25 - Gal 3:8), deren Sinn Petrus so auslegt, dass eine "Wiederbringung a l l e r Dinge" sein soll, indem er hinzufügt, dass hier von "Gott geredet hat durch den Mund aller Seiner heiligen Propheten von Beginn der Welt an" (Apg 3:21). Paulus spricht von dem wunderbaren "Geheimnis von Gottes Willen nach Seinem Wohlgefallen, so Er sich vorgesetzt hatte ihn Ihm, dass alle Dinge zusammen verfasst würden (anakephalaiosasthai = ein neues Haupt bekämen, und apokatalladsai = wiederum zurückvereinigt würden) in Christo durch Ihn, beide, was im Himmel und auf Erden ist" (Eph 1:9.10 - Kol 1:20). "Im Himmel", das ist die Welt der Geister, wo der Streit mit Satan jetzt stattfindet, und "auf Erden", das ist diese äußere Welt, in der jetzt der Tod herrscht und wo selbst Gottes Auserwählte "von Natur Kinder des Zorns sind, gleichwie auch die anderen" (Eph 2:3). Ferner versichert Paulus, dass "die g a n z e Schöpfung, welche jetzt ängstlich harrt, frei werden wird von dem Dienst des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes" (Röm 8:19-23).

An einer anderen Stelle sagt er: "Gott war in Christo und versöhnte die W e l t mit Ihm selber (2Kor 5:19), und Christus ist unseres Fleisches und Blutes teilhaftig geworden, "auf dass Er durch den Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel" (Hebr 2:14), auf dass, "so an einer Sünde viele gestorben sind, vielmehr Gottes Gnade und Gabe v i e l e n reichlich widerfahre durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus" (Röm 5:15). Denn "wie durch e i n e s Sünde die Verdammnis über a l l e Menschen gekommen ist, also ist auch durch e i n e s Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über a l l e Menschen gekommen", während "die, so da empfangen die Fülle der Gnade und der Gabe zur Gerechtigkeit, herrschen im Leben durch einen, Jesus Christus" (Röm 5:17.18), "auf dass, gleich wie die Sünde geherrscht hat zum Tode, also auch herrsche die Gnade zu ewigen Leben", ja dass, "wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade vielmächtiger geworden" (Röm 5:20.21). Einer anderen Gemeinde bestätigt er dieselbe Lehre, "gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo a l l e lebendig gemacht werden" (1Kor 15:24-28).

Abermals sagt Er: "Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen in himmlischen Gütern durch Christum..., dass es ausgeführt würde da die Zeit erfüllet war, auf dass a l l e Dinge zusammen gefasst würden in Christum, beide, was im Himmel und auf Erden ist durch Ihn" (Eph 1:3-10). In demselben Sinn schreibt er in einem anderen Briefe das "bei (oder in: en to onomati) (Joh 14:13.14 und Joh 16:23.24) dem Namen Jesu (d.i. Erretter) sich beugen sollen a l l e derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und a l l e Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes, des Vaters" (Phil 2:10.11); denn "dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden, dass Er über Tote und Lebendige Herr sei" (Röm 14:9). Er erklärt ferner, dass wir deshalb geschmäht werden, weil wir auf den lebendigen Gott gehofft haben, "welcher ist der Heiland a l l e r Menschen, sonderlich der Gläubigen. (1Tim 4:10); dass dieser Gott will, dass a l l e n Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" und dass deshalb Danksagung sowohl wie Fürbitte getan werden soll für a l l e Menschen, weil es eine Erlösung gibt für a l l e , denen zu ihrer Zeit gepredigt werden wird (1Tim 2:1-6); und endlich, dass "Gott a l l e verschlossen hat unter den Unglauben, auf dass Er sich a l l e r erbarme" (Röm 11:32).

Johannes wiederholt die gleiche Lehre, dass "der Vater den Sohn gesandt hat zum Heiland der Welt" (1Jo 4:14); denn Gott hat Seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, das Er die Welt richte, sondern dass die W e l t durch Ihn g e r e t t e t werde" (Joh 3:17); ferner lehrt er, dass der eingeborene Sohn die Versöhnung ist nicht allein für unsere Sünden, sondern auch für die der g a n z e n Welt (1Jo 2:2), und dass Er dazu erschienen ist, dass Er die Werke des Teufels zerstöre. Dies wird zur Folge haben, dass "der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz; denn das erste ist vergangen", und "siehe, Ich mache a l l e s neu" (Offb 21:4.5 und Offb 5:13). Denn "der Vater hat den Sohn lieb und hat Ihm a l l e s in Seine Hand gegeben" (Joh 3:35), und der Sohn selber sagt: "A l l e s, was Mir Mein Vater gibt, das kommt zu Mir, und wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinaus stoßen. Denn Ich bin vom Himmel gekommen, nicht dass Ich Meinen Willen tue, sondern des, der Mich gesandt hat. Das ist aber der Wille des Vaters, der Mich gesandt hat, dass Ich n i c h t s verliere von a l l e m, was Er mir gegeben hat, sondern dass Ich's auferwecke am jüngsten Tage" (Joh 6:37-39). Und abermals sagt Er: "Und Ich, wenn Ich erhöht werde von der Erde, so will Ich sie a l l e zu Mir ziehen (Joh 12:32).

c) Die gebräuchliche Erklärung

Ist das nun nicht ein offenbarer Widerspruch? W e n i g e nur sollen den Weg des Lebens finden und doch a l l e in Christo lebendig gemacht werden - die Auserwählten Gottes eine k l e i n e Herde und doch a l l e Geschlechter der Erde gesegnet in Abrahams Samen - Gnade für alle und doch ewige Strafe - die Wiederbringung aller Dinge und ewige Vernichtung - der Zorn Gottes, welcher ewiglich bleibt und alles versöhnt mit Gott - ewiges Feuer, bereitet für den Teufel und seine Engel und doch die Zerstörung durch den Tod, nicht nur der Werke des Teufels, sondern auch dessen, der die Gewalt des Todes hat, das ist der Teufel - der zweite Tod und der See, der mit Feuer brennt, und doch kein Tod mehr auch kein Geschrei, sondern alle Dinge Christo untertan und Gott alles in allen! Was kann dieser Widerspruch bedeuten? Gibt es einen Schlüssel zu diesem Geheimnis, und wenn dies der Fall ist, wo ist er?

Die gewöhnliche Antwort lautet: Diese sich widersprechenden Worte sollen nur sagen, dass einige gerettet und einige für ewig verloren werden; die Geretteten sind die Auserwählten dieses und anderer Zeitalter, welche im Vergleich zu der Welt bisher nur eine kleine Herde waren; zwar haben erst wenige den engen und schmalen Weg gefunden, aber alle Völker sollen im Tausendjährigen Reich errettet werden. Zwar lesen wir "der Tod soll nicht mehr sein", da aber der Zorn Gottes ewiglich währet, muss auch ein e w i g e r Tod sein (welcher Ausdruck sich übrigens in der ganzen Schrift nicht findet), und dieser Tod besteht in niemals endenden Qualen, die so endlos sind, dass nach dem Verlauf von Zeitaltern über Zeitalter die Strafe der Verfluchten ihrem Ende nicht näher sein wird als damals, als sie begann. Deshalb können die Worte: "In Christo sollen a l l e lebendig gemacht werden" nur bedeuten, dass alle, die hier in Christo sind, lebendig gemacht werden sollen. Das Lamm Gottes will zwar der Erretter der Welt sein, ist dies aber in Wirklichkeit nicht, sondern nur derjenigen, die nicht von der Welt, sondern aus ihr erwählt sind; anstatt die Sünde der Welt wegzunehmen (zu tragen) trägt Er nur die Sünde derer, die hier an Ihn glauben; darum sollen auch nicht alle mit Gott versöhnt werden, und die "Wiederbringung aller Dinge", was sie auch bedeuten mag, bedeutet jedenfalls nicht die Versöhnung aller Menschen mit Gott.

Dies ist die offizielle christliche Lehre, dies die orthodoxe Lösung des Geheimnisses, der gegenüber sofort der Einwurf laut wird, dass sie indem sie die eine Seite der Schrift festhält, nicht nur die andere Seite übersieht und verleugnet, sondern auch Gott in einer Beleuchtung darstellt, die derjenigen durchaus entgegengesetzt ist, welche das Evangelium lehrt. Auch wird die Schwierigkeit nicht dadurch geringer, dass man, wie einige es getan haben, sagt, es sei zwar ein großer Teil der Menschheit für immer verloren, der größere Teil werde aber wahrscheinlich gerettet, da doch wenigstens die Hälfte der Menschheit in der Kindheit sterbe und die Sünde dieser durch Christi Opfer völlig gesühnt sei. Was heißt das anderes als zugeben, dass das Böse, wenn es sich frei entwickeln kann, alles überwältigt, was Gott auch anstellen mag zu seiner Besiegung und Heilung. Ist dies das herrliche Evangelium Gottes? Ist es nicht einfach ein falsches Verständnis von Gottes Ratschluss, entstanden durch den Umstand, dass die Art unserer Erlösung in ein Geheimnis gehüllt ist? Doch "Die Schrift kann nicht also gebrochen werden" (Joh 10:35). Darum haben viele bekannt, dass hier eine Schwierigkeit vorliegt, die sie bisher weder lösen noch überwinden konnten? Oder gibt es einen Schlüssel zur Lösung und wenn dies der Fall ist, wo steckt er?

d) Die Lösung des Rätsels

Die Wahrheit, welche das Rätsel löst, ist in denselben Schriftstellen enthalten, welche die Schwierigkeit darbieten und liegt in dem Geheimnis des Willens unseres Gottes bezüglich des Fortschrittes und der Stufen der Erlösung:

  1. Zuerst ist Sein Wille, die einen zu segnen und zu retten durch die anderen, durch einen erstgeborenen Samen, "den Erstgeborenen von den Toten" (Kol 1:18), den später Geborenen zu erretten und zu segnen;
  2. Deshalb ist Sein Wille, die Erlösung der Verlorenen durch einander folgende Zeitalter oder Heilszeiten zu bewirken oder, um mit Paulus zu reden, "nach dem Vorsatz von der Welt her" (kata prothesin ton aionon) wörtlich nach dem Vorsatz der Zeitalter (Eph 3:11).
  3. Endlich ist es Sein Wille (indem Er so das Wesen unseres Falles trifft), Tod, Gericht und Vernichtung zu benutzen, um uns lebendig zu machen, von der Schuld zu lösen und zu befreien, oder mit anderen Worten: "Durch den Tod dem die Macht zu nehmen, der des Todes Gewalt hat, das ist dem Teufel, und die zu erlösen, die durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mussten" (Hebr 2:14).

Wir würden, glaube ich, klarer sehen, wenn wir anstatt erst von dem Sündenfall auszugehen und uns zu fragen, was über dessen Folgen und Heilmittel gesagt worden ist, bei Gott begännen und danach forschten, was Er offenbart hat über Seine Absicht, als Er den Menschen erschuf, und wie weit, wenn überhaupt, Sein Ratschluss bei der Schöpfung in irgendeiner Weise zunichte gemacht worden sei. Änderte oder beeinflusste das Auftreten der Sünde den Plan Gottes? War die Erlösung erst ein späterer Gedanke, welcher einer unbeabsichtigten und nicht erwünschten Schwierigkeit begegnen sollte? Was war der Gegenstand der Fleischwerdung? Auf welchem Boden und zu welchem Zweck ist das Gericht dem Menschensohn übergeben? Was sollte durch den ersten und was durch den zweiten Tod erfüllt werden? Solche Fragen müssen uns aufsteigen, wenn wir an Gott und Seine Gedanken denken, und es Ihm zutrauen, dass Er bei der Schöpfung eine Absicht gehabt habe. Auf alle diese Fragen ist die Antwort: Christus: und Sein Wort enthält, wenn auch unter einem Schleier, den vollkommenen Schlüssel für viele und für alle Geheimnisse; obwohl in Seinem Wort wie in Seinen Werken das offene Geheimnis unsichtbar ist und Seine Weisheit, wie in den wunderbaren Gesetzen des Lichtes, uns umgibt und dennoch lange Zeitalter hindurch unentdeckt bleibt. Denn die Kinder Gottes halten es immer noch nicht für nötig, ja selbst für unpassend, danach zu fragen, welche der sei "die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe des Ratschlusses ihres himmlischen Vaters".

Doch brauchen wir bei dem, was uns beschäftigt, nach diesem allen nicht zu fragen. Es genügt, wenn wir bei uns als gefallenen Wesen beginnen und danach forschen, was die Schrift bezüglich der Folgen unseres Falles und seiner Heilung offenbart. Wir werden sehen, dass der Wille Gottes, wie er bezeugt ist, zuerst in dem "Gesetz der Erstlingsfrüchte" und "den Erstgeborenen", sodann in dem "Vorsatz der Zeitalter", und endlich in dem Geheimnis von "Tod und Gericht", wie sie durch das Kreuz und die Auferstehung Christi offenbart sind, alles hinweggeräumt, was wie ein Widerspruch aussieht zwischen "Gnade für alle" und "ewigem Gericht". Durch dieses Licht sehen wir vollkommen den Vorsatz Gottes in Christo, und wie Er der "Heiland aller Menschen ist, sonderlich der Gläubigen" (1Tim 4:16), wie Er dem, der überwindet, geben will, mit Ihm auf Seinem Stuhl zu sitzen (Offb 3:21) und ihn teilnehmen lässt an Seiner Herrlichkeit, während andere, die an der ersten Auferstehung nicht teilhaben, erst zu Gott gebracht werden durch die Auferstehung des Gerichts, das ists durch die Gerichte des oder der kommenden Zeitalter.

Doch alles ist verschlossen, bis Gott auftut. Ein Mensch kann sich nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben von oben. "Was kein Auge gesehen hat, und kein Ohr gehört hat, und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott bereitet denen, die Ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, ohne der Geist des Menschen, der in ihm ist? Also auch weiß niemand, was in Gott ist ohne der Geist Gottes" (1Kor 2:9-11)

Lies weiter hier: Teil 1. Gottes Vorsatz im Sohn