Das Verhalten Daniels

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IN BEARBEITUNG !

Die Tafelkost des Königs

  • Dan 1:5 - Und der König bestimmte ihre tägliche Versorgung von der Tafelkost des Königs und von dem Wein, den er trank, und daß man sie drei Jahre lang erziehen solle; und nach deren Ablauf sollten sie in den Dienst des Königs treten.
  • Dan 1:8 - Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost (o. Bissen-Leckerei) des Königs und mit dem Wein, den er trank, unrein zu machen; und er erbat sich vom Obersten der Hofbeamten, daß er sich nicht unrein machen müsse.

Was ist unter diesen Leckerbissen eigentlich zu verstehen? Es sind dies kleine köstliche Häppchen, die mannigfaltigen Genuß garantieren. Im Gaumen eine wahre Freude, doch im Bezug auf den gesundheitlichen Wert eher schlecht. Ich aß einmal ganz bewusst eine Frucht. Als ich diese Frucht genoss, wurde mir plötzlich klar: Sie ist perfekt! Nicht zu süß, nicht zu massig, nicht zu schwer, sie ist saftig, aromatisch und jedenfalls gesund. Sie übertrifft von den Eigenschaften her eine Patisserie eines Bäckers bei weitem und doch hat das "Dessertstück" des Bäckers eine viel größere Anziehungskraft als die Frucht.

Im geistigen Bereich verhält es sich genau gleich: Das Ungesunde hat eine viel größere Anziehungskraft auf Leib und Seele, als das Gesunde. Worte des Ohrenbläsers sind wie Leckerbissen (die man gierig verschlingt); sie dringen tief hinab in die Kammern des Leibes (Spr 26:22). An anderer Stelle lesen wir: Ein Ohrenbläser entzweit Vertraute (Spr 16:28). Die Frucht der Erkenntnis des Guten und Bösen war schön anzusehen, sie war eine Lust für die Augen(1Mo 3:6). Bei allen Dingen, die uns seelisch oder leiblich anziehen, sollten wir immer sehr vorsichtig und misstrauisch sein.

Das Vorgehen Daniels

  • Dan 1:9-14 - Und Gott gab Daniel Gnade und Erbarmen vor dem Obersten der Hofbeamten. 10 Und der Oberste der Hofbeamten sagte zu Daniel: Ich fürchte meinen Herrn, den König, der eure Speise und euer Getränk bestimmt hat. Denn warum sollte er sehen, daß eure Gesichter schlechter aussehen als die der jungen Männer eures Alters, so daß ihr meinen Kopf beim König verwirktet ? 11 Da sagte Daniel zu dem Aufseher, den der Oberste der Hofbeamten über Daniel, Hananja, Mischael und Asarja bestellt hatte: 12 Versuche es doch zehn Tage lang mit deinen Knechten, daß man uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken gebe! 13 Und dann möge unser Aussehen und das Aussehen der jungen Männer, die die Tafelkost des Königs essen, von dir geprüft werden! Dann verfahre mit deinen Knechten je nachdem, was du sehen wirst! 14 Und er hörte auf sie in dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen.

Daniel erkennt den Unterschied zu dem, was er gelernt wurde. Daniel denkt nach, unterscheidet und setzt die richtigen Prioritäten. Daniel nimmt sich im Herzen etwas vor (w. "legte auf sein Herz"): Er möchte entgegen der Anweisungen des Königs eine andere Verpflegung. Seine erste Handlung zeigt schon ein grosses Risiko. Man stelle sich vor: "Nach dem Verschlepptwerden hat Daniel die Möglichkeit sehr angenehm zu leben und diese Chance setzt er aufs Spiel. Er riskiert, alles zu verlieren. Diese Tatsache war ihm auch sicherlich bewusst. Wenn er das machen wollte, was er sich im Herzen vornahm, dann konnte er dies nur im Glauben und im Vertrauen auf Gott. Was war nun die Abfolge seiner Handlungsweise:

  1. Daniel sieht ein Problem.
  2. Er möchte etwas anderes tun, als das was vorgeschrieben wurde.
  3. Er erkennt das Risiko und trotzdem sieht er, dass es nicht richtig wäre. 


  4. Daniel macht eine "Flucht nach vorne" und betet vielleicht Folgendes: "Mein Gott, du siehst dass ich mich mit dieser Speise unrein machen würde und dass ich diese Speise nicht zu mir nehmen möchte. Aber wenn ich mich weigere, riskiere ich mein Leben. Doch mein Leben ist in deinen Händen. Wenn du möchtest, dass ich mich von dieser Speise enthalte, dann kannst du mir auch Gnade schenken, wenn ich mich an den Hofbeamten wende. Ich bin in deinen Händen und vertraue auf deine Stärke."

Daniel hat nicht nur einfach einen guten Vorsatz und strengt sich an, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen, sondern er weiss von Anfang an: "Ich möchte zwar etwas, aber damit es gelingen kann, muss mir mein Gott Gnade schenken, sonst bin ich verloren." Sein Vorsatz hat die Grundlage des Vertrauens und der völligen Hingabe. Er hat sich so stark in die Hände Gottes fallen lassen, dass Gott "gar nicht mehr anders konnte", als ihm Gnade zu schenken.

Gott gab Gnade (Huld) und Erbarmen vor dem Angesicht des Obersten der Kämmerer. Vorsätze können nur dann gelingen, wenn Gott Gnade, Huld und Erbarmen schenkt. Die Huld (hb. chêsêd; +02617) beinhaltet das Geheimnis des Lebens und ist ein labendes Mittel des Erbarmens. Weil Gott dem Daniel vom Geheimnis des Lebens gab, führte sein Vorsatz nicht zum Tode, sondern zum Leben. Das labende Mittel des Erbarmens erbaut. Fromme und gute Vorsätze nützen nichts, wenn wir uns von Gott nicht alles schenken lassen. Das Erbarmen, das Leben und die Erbauung müssen wir uns schenken lassen. Überhaupt sollten wir erkennen, dass wir uns alles schenken lassen dürfen. Wir sollten ständig nach oben "Empfangsausgerichtet" sein. Werden wir so demütig, dass wir uns ausnahmslos alles schenken lassen, auch die Dinge, die wir bis jetzt alle so scheinbar gut selber bewerkstelligen konnten!

Der "Fürst der Kämmerer" erkannte sofort das Risiko, das er vor dem König einging. "Seinen eigenen Kopf riskieren wegen ein paar ausländischen Jungs. Nein! Das wäre ja die grösste Dummheit die ich machen könnte." An der Aussage des Beamten können wir sehr gut erkennen, welche Brisants der Vorsatz Daniels hatte. Aus menschlicher Sicht war es sehr unwahrscheinlich, dass dieser "Fürst der Kämmerer" auf das Anliegen Daniels einging. Es ging völlig gegen die Vernunft: Warum sollte er ein solches Risiko eingehen? Der König hat ja die Speise verordnet und wenn diese schlecht ist, was geht mich das an? Ich gehe lieber auf Nummer "Sicher" und mach das, was der König angeordnet hat. Wir sehen, damit das Anliegen Daniels eine Chance hatte, brauchte es unbedingt die Gnade des allmächtigen Gottes. Der Oberste der Kämmerer sagte also: "Das ist viel zu gefährlich, hier riskiere ich meinen Kopf."

Nun richtet Daniel seine nächste Frage an den Aufseher. Vielleicht war das der Übersetzer oder der Diener des Obersten der Kämmerer. Es ist nicht ganz klar, ob der Oberste diese Frage mitbekam. Wenn der Aufseher nur Übersetzer war, dann wusste der Oberste der Kämmerer um die Absicht und verordnete den Versuch von 10 Tagen an. Es wäre aber auch möglich, dass der Aufseher hier einen riskanten Versuch ohne das Wissen seines "Chefs" wagte. In diesem Fall hätte der Aufseher auch sein Kopf gewagt. Die Aussage: "Gnade und Erbarmen vor dem Obersten der Kämmerer" würde dann heissen, dass für Daniel und seine Freunde das Gelingen durch den Aufseher kam, der dem Obersten der Kämmerer unterstellt war. Mit der Frage Daniels, die an den Aufseher gerichtet war; "Versuche es doch 10 Tage... ?" kam der Aufseher zum Schluss: "Wenn's nicht wirkt, kann ich dann den Menuplan immer noch ändern und der König wird wahrscheinlich nichts merken." Doch diese tolerante Herzenseinstellung musste Gott zuvor bewirken, sonst hätten die vier jungen Männer vmtl. keine Chance gehabt.

Jetzt wusste Daniel: "Die Sache liegt jetzt ganz in Gottes Händen. Wenn er nicht dafür sorgt, dass wir in zehn Tagen nicht wesentlich besser aussehen als die anderen, dann können wir nichts mehr unternehmen, um uns rein zu halten. "Lieber Herr, von jetzt an ist es ganz deine Angelegenheit." Was ELB mit Gemüse übersetzt, heisst im Grundtext "Samen". Der Same ist in der Bibel auch ein Hinweis auf das Wort Gottes (Mt 13:19).

Die Auswirkungen der richtigen Einstellung

  • Dan 1:15-18 - Und am Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen schöner und wohlgenährter als das aller jungen Männer, die die Tafelkost des Königs aßen. 16 Da nahm der Aufseher ihre Tafelkost und den Wein, den sie trinken sollten, weg und gab ihnen Gemüse. 17 Und diesen vier jungen Männern, ihnen gab Gott Kenntnis und Verständnis in jeder Schrift und Weisheit; und Daniel verstand sich auf Gesichte und Träume jeder Art. 18 Und am Ende der Tage, nach denen der König sie zu sich zu bringen befohlen hatte, brachte der Oberste der Hofbeamten sie vor Nebukadnezar.

Am Ende wurde klar: Die Ernährung der vier jungen Männer war eindeutig besser, als die der anderen. Man stelle sich die wunderbare Tafel des Königs vor, mit all den Leckerbissen (kleine wunderbare Häppchen in grösster Vielfalt). Und nun wird diese Speisekarte durch eine ganz Einfache ersetzt. Samen, Körner, vielleicht auch Samensprossen oder Brot und Wasser. Vom Genuss und der Freude her gesehen, war dieser ein bedeutender Abstieg, doch die längerfristigen Auswirkungen waren viel besser.

Hier dürfen wir eine Gesetzmässigkeit erkennen, die sich praktisch durch alles hindurchzieht: "Was anfänglich begehrenswert aussieht, erweist sich am Ende oft als eine Katastrophe und das, was anfänglich nicht so begehrenswert erscheint, wird uns oft zum Gewinn und zum Segen." Dadurch, dass Daniel die richtigen Prioritäten setzte und Gott ihnen Gnade gab, wurden die Männer von Gott mit Weisheit, Klugheit und Wissen beschenkt. Es ist ein Bestandteil der Weisheit, geistige, seelische und materielle Auswirkungen vorzeitig zu erkennen. Um die nötigen Konsequenzen zu ziehen braucht es dann Gnade und Kraft von Gott.

Es stellt sich hier auch die Frage: "Warum war es so wichtig, dass sich Daniel so gut auf Träume und Gesichte verstand?" Die babylonische Gesellschaft war sehr stark auch auf die spirituellen Kräfte ausgerichtet, d.h. die Verbindung mit Geisteswesen war ein wesentlicher Bestandteil des Alltags. Diese Geisteswesen und Götter führten die Menschen oft durch Träume, Visionen und Gesichte. Wenn dann Jemand da war, der nicht nur verstehen konnte, was damit gesagt werden will, sondern auch erkannte, was hinter dieser ganzen Sache steckt, dann war ein solcher Mann im Reich der Träume und Gesichte sehr gefragt. Diese Fähigkeit hat auch viel mit der Gabe der Geisterunterscheidung zu tun. Wer sich geistlich gesund ernährt (sich mit dem Wort Gottes und nicht mit der kosmischen Weisheit ernährt), wird befähigt, geistliche Einflüsse zu erkennen, sie richtig einzuordnen sowie künftige Auswirkungen zu sehen. Wer hingegen regelmässig die Leckerbissen der Welt geniesst, wird Mühe haben, die Vorgänge richtig zu beurteilen. Doch wo liegt der Unterschied zwischen der Kenntnisnahme weltlicher Information und Einnahme des weltlichen Wissens? Es wird für uns nicht einfach sein, diese Differenzierung im Alltag immer genau machen zu können, da wir schon rein aus beruflichen und ausbildungsmässigen Gründen immer Wissen aufnehmen müssen. Beruflich und auch privat müssen wir Wissen aufnehmen, aber was können wir tun, damit dieses weltliche Wissen nicht unsere geistige Beurteilungsfähigkeit beeinträchtigt? Eine Möglichkeit besteht darin, dass wir alle irdischen Informationen mit dem Wort Gottes neutralisieren, d. h. wir versuchen alles was wir aufnehmen (Nachrichten, Zeitungsberichte, Berufsinformationen) mit dem Wort Gottes in Verbindung zu bringen und alles mit unserem himmlischen Vater zu besprechen. Dadurch gewinnt das Wort, resp. das Leben immer mehr Raum in uns.

Das Tun vor dem König

  • Dan 1:19-21 - Und der König redete mit ihnen; und unter ihnen allen wurde niemand gefunden , der wie Daniel, Hananja, Mischael und Asarja gewesen wäre. Und sie dienten dem König. 20 Und in jeder Angelegenheit, die der König von ihnen erfragte und die ein verständiges Urteil erforderte, fand er sie allen Wahrsagepriestern und Beschwörern, die in seinem ganzen Königreich waren, zehnfach überlegen. - 21 Und Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs Kyrus.

Obwohl Daniel und seine Freunde vielen fremden Einflüssen ausgesetzt waren und dadurch auch in der Gefahr standen, ihre Identität zu verlieren, heisst es in Vers 19 ganz einfach: "Sie standen vor dem König. Auf seine Fragen gaben sie Antwort. Sie stellten sich dem König zur Verfügung, sie unterordneten sich der Obrigkeit."

Die Gratwanderung unseres Lebens besteht unter anderem darin, dass wir unterscheiden können, wo können und sollen wir uns in der Welt einfügen und wo sollen wir uns von den Einflüssen der Welt distanzieren. In der Regel sind aber nicht diese Dinge der Welt gefährlich, die uns völlig zuwiderlaufen, sondern die Dinge, die wir von Natur aus begehren. Durch die Gnade Gottes und infolge ihres Gehorsams waren sie allen anderen Weisen und Ministern zehnfach überlegen. Diese vier jungen Männer befanden sich also auf einer höheren Zahlenebene und dadurch auch in einer neuen Dimension. Von dieser Dimension aus, konnte auch alles anders beurteilt werden. Der letzte Vers gibt uns an, bis wann Daniel am Königshof diente. Bis zu Kyrus dem Grossen. Er überlebte also mehrere Regenten, nicht zuletzt auch deshalb, weil er sich nie selbst erhöhte.