Das Spiegelbild - Spr 27:19

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316. Das Spiegelbild - Spr 27:19

Wie im Wasser das Angesicht dem Angesicht entspricht, so (entspricht) das Herz des Menschen dem Menschen.

Lange vor der Erfindung des Spiegels erkannte der Mensch sich selbst und sein Angesicht in einem stillen Wasserspiegel. Solches "Wiedererkennen" verursacht immer eine Irritation, vergleichbar einer ersten Tonbandaufnahme, die unsere wirkliche Stimme wiedergibt; wir hören uns normalerweise beim Sprechen nicht so, wie andere uns hören, auch sehen wir uns nicht so, wie andere uns sehen und empfinden. Und doch ist die Spiegelung eine Entsprechung, die unsere Selbsterkenntnis fördern kann. Übrigens haben wir "zwei" Gesichter": Man kann die linke Gesichtshälfte und ebenso die rechte getrennt voneinander photographisch verdoppeln, und es ergeben sich zwei unterschiedliche Gesichter, die auch verschiedene Wesenszüge widerspiegeln.

Wie nun im Wasser das Angesicht dem Angesicht entgegentritt oder sich darin spiegelt (BA), so entspricht das Herz des Menschen dem Menschen selbst. Nach Delitzsch deuteten dies jüdische Ausleger so: Wie das fließende Wasser seinen Lauf vorwärts richtet, ist das Herz des Menschen dem Menschen - im Barmherzigkeit, Mitleid und Verständnis - zugewandt. "Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist", (was das innerste Wesen des Menschen ist und in ihm vorgeht);, "als nur der Geist des Menschen, der in ihm wohnt? (1Kor 2:11). Wesenserkenntnis des Menschen einet nur dem Menschen selbst, der alle seine eigenen Wesenszüge, Verhaltensmuster und psychischen Abläufe in dem anderen wieder erkennt. Dies ist die Grundlage aller Psychologie, Psychotherapie und Seelsorge. In 1Kor 2:11b fährt Paulus fort: "Also weiß auch niemand, was Gottes (Wesen) ist, als allein der Geist Gottes!"

Nun können wir aber die Spiegelung des Menschenherzens in dem Menschen noch anders deuten: Alles, was im Herzen an Gefühlen, Begierden, Wünschen, Gedanken und Willensentscheidungen vor sich geht, wird im Ganzen des Menschen entsprechend widergespiegelt. Die Gestik, Mimik, Gesichtsprägung und Körperhaltung eine Menschen spiegelt seine innersten und geheimsten Triebe, Gefühle und Gedanken. Nach dem Gesetz von Saat und Ernte werden in den Runen des Angesichts die Wesenszüge ausgeprägt, so dass der kundige am Äußeren eines Menschen das Innere ablesen kann!

Wenn nun der Spiegel für das Angesicht die stille Wasserfläche sein kann, was ist dann der Spiegel für unser Herz, in dem wir uns selbst im Wesen erkennen können? Es ist der Spiegel des Wortes Gottes! Dieser bildet uns schärfer ab als jeder andere Spiegels kann. "Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der ist einem Mann gleich, der sein natürliches Angesicht in einem Spiegel betrachtet. denn der hat sich selbst beschaut und ist weggegangen, und er hat alsbald vergessen, wie er beschaffen war", bezeugt Jak 1:23-24. Da gilt es nun, "in das vollkommen Gesetz der Freiheit nahe hineinzuschauen und dabei zu bleiben" (Jak 1:25).

Dass uns der Spiegel des Wortes Gottes nicht nur Eigenerkenntnis, sondern auch Christuserkenntnis vermittelt, verheißt uns 1Kor 13:12. Zwar sehen wir Ihn "wie in einem Bronzespiegel nur undeutlich", gemessen an dem Tage, wo wir ihn "schauen werden von Angesicht zu Angesicht"; dennoch genügt dieses hervorragende Christusbild im Wort Gottes, dass wir "Seine Herrlichkeit... anschauen und widerspiegeln" und also verwandelt werden in Sein Bild - von Klarheit und Klarheit (2Kor 3:18)!


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317. Unersättliche Augen - Spr 27:20