Das Rufen der Weisheit - Spr 8:2-4

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
zurück zu: 64. Die Stimme der Weisheit - Spr 8:1


65. Das Rufen der Weisheit - Spr 8:2-4

Auf Erhöhungen am Wege ruft die Weisheit, sie hat sich am Treffpunkt der Pfade hingestellt; zur Seite der Tore, am Eingang zur Stadt, am Einlass der Pforten ruft sie laut: Euch Männern rufe ich zu, und meine Stimme gilt den Söhnen Adams!

1. Sie ruft auf den Erhöhungen am Wege. Dürfen wir dies auch sinnbildlich verstehen? Gott gibt auf dem Weg der Gemeinde, aber auch aufdem Lebensweg der Glaubenden, nicht nur Demütigungen, sondern auch Erhöhung. "Gnade und Herrlichkeit wird JAHWEH geben" bezeugt Ps 84:11; und nach Röm 2:4 führt Seine Güte uns zur Buße und Er erfüllt uns hier und da sogar den "Wunsch unseres Herzens" (Ps 21:2). So dient nach Jes 40. nicht nur die "Erniedrigung der Berge", sondern auch die "Erhöhung der Schluchten" dazu, dass die Offenbarungsstraße JAHWEHs gebaut werden kann, die zur Enthüllung Seiner Herrlichkeit führen wird. Wer solche Freundlichkeit Gottes erfährt, dem "brennt das Herz auf dem Wege" durch die Zeit, sonderlich dann, wenn der Herr selbst ihm Sein Wort öffnet, wie es den Jüngern auf dem Wege nach Emmaus geschah.

2. Die Weisheit hat sich auch am Treffpunkt der Pfade, am Kreuzweg der vielen Möglichkeit, zum Zeugnis aufgestellt. Will sie uns doch "in die ganze Wahrheit führen" und "Wegweisung in das Zukünftige geben" (Joh 16:13). In der Nachfolge Jesu gibt es oft viele gute Möglichkeiten der Heilsaneignung und Lebensgestaltung, und wir wissen nicht immer, was wir erwählen sollen (Phil 1:22). Dann will uns Gotts Weisheit "auf rechter Straße führen um Seines Namens willen " (Ps 23:3). Wie erlangen wir die Fähigkeit, zu prüfen, was der "gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille" sei? Wohl nur als Geheiligte die sich mit Leib und Leben dem Vater "zum wortgemäßen Gottesdienst" zur Verfügung stellen (Röm 12:1-2).

3. Auch zur Seite der Tore steht die göttliche Weisheit, dort, wo auch schon im Altertum Handel und verkehr aus- und einströmte. Das Tor galt als Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, hier hielten die Ältesten Gericht, hier wurden Rechtsverträge abgeschlossen. Adolf Heller deutete das Tor als Symbol der richterlichen Würde und Gewalt. Für Gericht und Verwaltung, Wachbereitschaft über den Ausgang und Eingang, wie für jegliche Ausübung gottbegebener Autorität, brauchen auch die Glieder der Gemeinde Christi beständig den Rat der Weisheit. Sie will uns im Tore zur Seite stehen. Salomos Weisheit in der Ausübung des Rechtes erwuchs ihm aus seinem Gebet um ein "verständiges Herz, um Gottes Volk zu richten, um unterscheiden zu können zwischen Gutem und Bösem" (1Kor 3:9). Auch uns gibt Gott Weisheit, wenn wir ihn darum bitten (Jak 1:5).

4. Die Tore waren zugleich Eingang in die Stadt. Auch dort erschallt der Weisheit lauter, heller Ruf (BA: Lichtruf). Hierin dürfen wir die "aufschließende", Eingang gewährende, "Aufschluss" gebende und Türen öffnende Weisheit schauen. Hat nicht Jesus Christus selbst den "Schlüssel Davids", um Türen zu öffnen und Eingang zu gewähren, aber auch, um Türen zu schließen (vgl. Jes 22:20-25 mit Offb 3:7)? In Seinem Auftrag durfte Petrus mit den "Schlüsseln des Himmelreiches" zweimal aufschließen und den heilsgeschichtlichen Zugang zu Gott eröffnen: Einmal zu Pfingsten in Jerusalem für Israel, zum anderen im Hause des Kornelius für die Weltvölker. Wenn wir unsere Berufung und Erwählung festmachen und nicht träge und fruchtleer bleiben, so wird uns "ein reichlicher Eingang in das ewige Königtum unseres Herrn und Retters Jesus Christus" gewährt werden (2Petr 1:11), in die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott selbst ist (Hebr 11:10).

5. Auch am Einlass der Pforten steht und ruft die Gottesweisheit. Während das Tor den Eingang in die Stadt eröffnet, erschließen die Pforten den Zugang zum Haus, auch zum Hause Gottes. Über die Höhen des Gottesweges und den Kreuzweg der Pfade finden wir durch die Tore Eingang in die Stadt und durch die Pforten Einlass in Gottes Haus. Ist nicht die Christusgemeinde "die Behausung Gottes im Geiste", der "Tempel" und die Offenbarungsstätte des unsichtbaren Christus in dieser Welt? Durch ihn, der selbst die Türe ist, haben wir freien Zugang zu dem Allerheiligsten des Vaters! Dass für alle Wege der Christussuche und der Heilsaneignung die "offenen Türen" der Gottesweisheit vonnöten sind, die uns berät, führt und erleuchtet, spüren wir, je länger, desto mehr. Ohne sie, d.h. ohne den Christus, der uns von Gott zur Weisheit gemacht ist, wären wir alle verloren! "Nicht hab' ich zu bringen, alles, Herr, bist Du!"

Der Weisheit lauter Offenbarungsruf ergeht an die Letzten unter den Gottesgeschöpfen, an die Menschenkinder, die Söhne Adams. "Denn Gott nimmt sich fürwahr nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt Er sich an (Hebr 2:16). was wohl auf alle Adamskinder ausgeweitet werden darf; darum musste Christus, als die Weisheit Gottes, den Brüdern gleich werden. Die schöpfungsmäßig "Ersten" (die Engel- und Geistesmächte) werden in der Heilsverwirklichung "die Letzten" sein; jedoch die zuletzt erschaffenen und tief gefallenen Menschenkinder sind "die Ersten" im Ergreifen des Heils (Mt 20:16). Nun schauen die Mächte der unsichtbaren Welt die "buntfarbene Weisheit Gottes" an der Gemeinde der Erstlinge, die "Fürsten der Finsternis" werden gefesselt, und die "Ältesten" des Himmels lernen Gottes Weisheit (Eph 3:10 - Ps 105:22). Euch Männern rufe ich, die Weisheit, zu, meine Stimme gilt den Menschensöhnen!

Lies weiter hier:

66. Fürstliches Vollmachtswort - Spr 8:5-7